Allgemeine Psychologie II (Fach) / Verhalten und Emotionen (Lektion)

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z.B. klassische und operante Konditionierung, Reize, Emotionsentstehung

Diese Lektion wurde von JonaForsbach erstellt.

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  • Gelernte Hilflosigkeit wenn (aversive) Reize nicht kontrolliert werden können (keine Vermeidung möglich), bildet sich Erwartung, auch zukünftig die Umwelt nicht beeinflussen zu können. Aufteilung dabei in drei Gruppen: I. keine Aversiven Ereignisse, II. aversive Ereignisse kontrollierbar und III. aversive Ereignisse unkontrollierbar. Das Ergebnis waren emotionale, kognitive und motivationale Defizite. Wird als Modell für Depressionen angenommen (z.T. auch PTBS), wobei es die folgenden depressiven Attributionstrias gibt: Kontrollverlust wird als internal, global oder stabil interpretiert.
  • Bestrafung Aversive Verhaltenskonsequenz soll Auftreten von Verhalten von Verhalten reduzieren. Man unterscheidet zwischen positiver Bestrafung (Hinzufügen aversiven Reizes, z.B. Schläge) und negativer Bestrafung (Entfernung angenehmen Reizes, z.B. Fernsehverbot)
  • Bestrafung als Gegenteil von Verstärkung Skinner: Bestrafung führt zu keiner dauerhaften Reaktionsunterdrückung (Befunde zeigen jedoch, dass starke Bestrafung Verhaltensweisen dauerhaft reduziert). Auch bei Bestrafung ist die Kontingenz mit Verhalten entscheidend. Bestrafung ist wohl tatsächlich das Gegenteil von Verstärkung (zwar entgegengesetzte Wirkung, aber sehr ähnliche Prinzipien).
  • Einflussfaktoren auf die Effektivität von Bestrafung -          Intensität: Bestrafung von Anfang an mit maximaler Intensität, um Habituationseffekte zu vermeiden (intensive Bestrafung führt jedoch zu negativen Effekten) -          Unmittelbarkeit der Bestrafung: Bestrafung sollte unmittelbar auf unerwünschtes Verhalten folgen (jedoch nicht immer realisierbar, auch Erklärung der Kontingenz nötig) -          Bestrafungsplan: kontinuierliche Bestrafung effektiver als intermittierende Bestrafung (Ideal: jede unerwünschte Handlung unmittelbar von Strafe gefolgt) -          Verhaltensmotivation und alternative Verhaltensweisen: welche Verstärker halten unerwünschtes Verhalten aufrecht? Bestrafung ist effektiver, wenn alternative Verhaltensweisen aufgezeigt werden und es eine verbale Beschreibung zu erwünschtem und unerwünschtem Verhalten gibt. 
  • Anwendungsfelder von Bestrafung -          Verhaltensreduktion in der Verhaltenstherapie (Bestrafung stark selbstverletzenden Verhaltens -umstritten!-) -          Time-Outs (temporärer Ausschluss von positiv besetztem Kontext (z.B. Spiel)
  • Nachteile von Bestrafung -          Emotionale Reaktion auf Verstärkung (Furcht): reduziertes Interesse, Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, generelle Reaktionsabnahme, bei zu häufiger Bestrafung besteht Gefahr erlernter Hilflosigkeit -          Förderung aggressiven Verhaltens: Schmerz/Verletzung fördert Aggressivität, Bestrafender als Modell für das Kind, Kinder die von den Eltern geschlagen werden, sind in Kindergarten und Schule deutlich aggressiver -          Effektive Bestrafung erfordert kontinuierliche Verhaltenskontrolle/Überwachung -          Versuche, Verhalten zu vertuschen, auf das Strafe folgen würde -          Sehr hohe Anzahl an zu bestrafenden Verhaltensweisen
  • Alternativen zur Bestrafung -          Verstärkung erwünschten Verhaltens (oft effektiver und weniger problematisch) -          Extinktion (Verstärker, der auf Reaktion folgt, wird zurückgehalten) -          Überkorrektur (neben Entschädigung auch einüben adäquaten Verhaltens) -          Reaktionsblockierung (Verhindert Verletzung und Schäden und ermöglicht Extinktion von Fluchtverhalten)
  • Herrmann Ebbinghaus und seine Grundprinzipien Betrieb Gedächtnisforschung im Selbstversuch und lernte sinnlose Silben auswendig (z.B. VIT, TOC, SUG…) Entdeckte zahlreiche grundlegende Gedächtnisprinzipien: -          Lernkurve und Ersparnis: Je öfter an einem Tag gelernt, desto weniger Wiederholungen am nächsten Tag bis zur perfekten Leistung erforderlich. Hinreichend viel Übung hält Erinnerung nahezu vollständig aufrecht. -          Vergessenskurve: zunächst rasches Vergessen, dann asymptomatischer Verlauf -          Effekt verteilten Lernens (spacing effect): Lernen über mehrere Zeitpunkte verteilt ist effektiver als massiertes Lernen.
  • Arten von Gedächtnistests -          Freier Abruf (free recall): Welche Wörter wurden präsentiert? -          Hinweisgestützter Abruf (cued recall): Bi__ -          Wiedererkennen (recognition): Wurde dieses Wort präsentiert? Maus
  • Clustering Material wird beim Abruf häufig in Kategorien verwandter Inhalte organisiert, ist aber nicht auf objektive Kategorien (z.B. Namen, Tiere) beschränkt, sondern Personen organisieren Merkmale auch individuell. Diese Organisation steigert Erinnerungsvermögen erheblich. Die Bedeutung des Lernmaterials ist also wichtig, keine bloße Assoziation.
  • Blick auf Gedächtnis bzgl. Kognitiver Wende Erst im Behaviorismus Fokus auf beobachtbare Reize und Reaktionen, ab den 1950er Jahren aber zunehmend Zweifel an rein behavioristischer Analyse von Verhalten. Heute eher eine Analogie zwischen menschlicher Informationsverarbeitung und Computern.
  • Schnelles Vergessen Lernmaterial wird sehr schnell vergessen, wenn unmittelbar nach Erlernen die Möglichkeit zur Wiederholung unterbunden wird.
  • Begrenzte Gedächtnisspanne Anzahl an Items die nach einmaliger Präsentation erinnert werden können liegt bei 7 ±2, was als „magical number 7“ bezeichnet wird. 
  • Mehrspeichermodell von Atkinson & Shiffrin Multiple Speicher: -          Sensorische Speicher: modalitätsspezifisch mit sehr großer Kapazität, aber sehr                      geringe Dauer (ms) -          Kurzzeitspeicher: stark begrenzte Kapazität, kurze Speicherdauer -          Langzeitspeicher: nahezu unbegrenzte Kapazität, sehr lange Speicherdauer (Jahre) Kontrollprozesse: -          Aufmerksamkeit: ermöglicht Transfer von sensorischem Kurzzeitspeicher -          Rehearsal: verlängert die Aufrechterhaltung im Kurzzeitspeicher -          Kodierung, Reorganisation: begünstigt Transfer vom Kurz- in den Langzeitspeicher und            längere Speicherung Erklärungskraft des Modells: -          Schnelles Vergessen: Durch Unterbinden der Wiederholung (rehearsal) gelangt                        Material nicht in den Langezeitspeicher -          Begrenzte Gedächtnisspanne: Items können nur nacheinander wiederholt (rehearsed)              werden – bei hoher Itemzahl zerfallen erste Items bevor sie wiederholt werden können -          Serielle Positionseffekte (Man erinnert erste und letzte Items einer Aufzählung besser):            recency effect (letzte Items) deshalb, weil Material noch im Kurzzeitspeicher ist und                  primacy effect (erste Items) deshalb, weil für erste Wörter erfolgreiches rehearsal                      wahrscheinlicher ist.
  • Sensorisches Gedächtnis -          Ikonischer (visueller) sensorischer Speicher: Getestet mit der Partial report procedure von Sperling, bei dem gleichzeitig mehrere Buchstaben sehr kurz gezeigt und dann erinnert werden sollen. VPN konnten nur 4-5 Buchstaben wiedergeben, hatten aber das Gefühl, mehr gesehen zu haben – wenn nach bestimmten Bereich der Buchstaben-Matrix gefragt, sehr gute Leistung. Die Ergebnisse sprechen für einen visuellen Speicher mit sehr begrenzter Speicherdauer. -          Echoischer (auditorischer) sensorischer Speicher: Analog zum ikonischen, auditorische Infos werden kurzzeitig, simultan von links, rechts oder oben präsentiert. Die Gedächtnisleistung ließ sich durch Hinweisreiz kurz nach Informationspräsentation lenken. Die Ergebnisse sprechen für einen auditorischen Speicher mit sehr begrenzter Speicherdauer.
  • Trennung von Kurz- und Langzeitspeicher Wiederholung von Informationen im Kurzzeitspeicher sollte Gedächtnisspur im Langzeitspeicher bewirken. Es gibt eine unterschiedliche Kodierung von Informationen im Kurzzeit- und Langzeitspeicher (sensorisch vs. bedeutungsbasiert). Unterschiedliche Dauer der Informationsspeicherung in Kurzzeit- und Langzeitspeicher.
  • Evidenz für Trennung von Kurzzeit- und Langzeitspeicher Patient KF (Schädigung im Temporal-/Parietallappen) hat beeinträchtigtes Kurzzeit-, aber intaktes Langezeitgedächtnis und Patient HM (Schädigung medialer Temporallappen) hat intaktes Kurzzeitgedächtnis, aber beeinträchtigtes Langzeitgedächtnis. Diese doppelte Dissoziation spricht für getrennte Systeme/Funktionen.
  • Kritik am Mehrspeichermodell -          Zu starke Vereinfachung: z.B., wenn sequentielle Verarbeitung, wie kann Information Langzeitspeicher nach Schädigung des Kurzzeitspeichers erreichen? (Patient KF) -          Überbetonung von rehearsal und expliziten Prozessen: Rehearsal im Alltag weniger relevant als angenommen (Bedeutungshaltiges Lernen wichtiger als reine Wdh) und auch implizit gelerntes Material kann in den Langzeitspeicher gelangen. -          Zu rigide Trennung von Kurzzeit und Langzeitspeicher: sensorische Kodierung kann sowohl für Kurzzeit- als auch für Langzeitspeicherung bedeutend sein. Keine einseitige Kommunikation zwischen Kurzzeit- und Langzeitspeicher.
  • Das Arbeitsgedächtnis Temporäre Aktivierung von Informationen, um mit diesen zu arbeiten. Gestattet die Interaktion von Langzeitgedächtnisinhalten und aktuell vorhandenen Informationen. Ersetzt Kurzzeitspeicher nach Atkinson & Shiffrin.
  • Funktionen des Arbeitsgedächtnisses z.B. Erinnerung an Telefonnummer oder Pin-Code, Überschlagen im Supermarkt, Kochen nach Rezept
  • Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley & Hitch Besteht aus den drei Komponenten phonologische Schleife, visuell-räumlicher Notizblock und zentrale Exekutive. Die Komponenten sind relativ unabhängig voneinander und arbeiten jeweils mit begrenzter Kapazität. -          Phonologische Schleife: Aufrechterhaltung sprachbasierter Informationen für ca. 2 sec und besteht aus zwei Subsystemen, dem phonologischen Speicher (inneres Ohr) und dem artikulatorischen Kontrollprozess (innere Stimme). Als Evidenz wird der Artikulatorische Suppressionseffekt (Wiederholung irrelevanter verbaler Informationen reduziert Gedächtnisspanne deutlich), der phonologische Ähnlichkeits-effekt (falsch erinnerte Items häufig ähnlich zu korrekten Items und schlechtere Gedächtnisleistung für phonologisch ähnliches Material) und der Wortlängeneffekt (Wortspanne größer für kurze als für lange Wörter) angeführt. -          Visuell-räumlicher Notizblock: Temporäre Aufrechterhaltung visuell-räumlicher Informationen und besteht aus zwei Subsystemen, dem visuellen Speicher (speichert Informationen über Form und Farbe und dem inneren Schreiber (verarbeitet räumliche und Bewegungsinformationen und wiederholt Informationen aus visuellem Speicher). Als Evidenz wird angeführt, dass es meist eine geringere Interferenz zwischen visuellen und spatialen (räumlichen) Aufgaben gibt und bildgebende neuropsychologische Studien eine unterschiedliche Lokalisation räumlicher und visueller Speicher nahelegen. -          Zentrale Exekutive: kontrolliert die phonologische Schleife und den visuell-räumlichen Notizblock und ruft Informationen aus dem Langzeitgedächtnis ab. Die zentralen Funktionen sind die selektive Aufmerksamkeit, Aufgabenwechsel, Reaktionsinhibition und temporäre Aktivierung von Erinnerungen. -          Episodischer Puffer (später hinzugefügt): ermöglicht kurzzeitige Speicherung und Integration von Informationen aus Langzeitgedächtnis, phonologischer Schleife und visuell-räumlichem Notizblock. Schließt die Lücke zwischen anderen, unabhängigen Arbeitsgedächtniskomponenten. Bewertung des Modells: -          Stärken: Es berücksichtigt Informationsverarbeitung, kurzzeitige Speicherung und Interaktion mit dem Langzeitgedächtnis. Es kann spezifische Ausfälle bei Patienten erklären und rehearsal wird eher als Option betrachtet. -          Schwächen: genaue Funktionen der zentralen exekutive bleiben unklar und einige Subsysteme sind weniger gut erforscht (episodischer Puffer, zentrale exekutive)
  • Zugänge zum Langzeitgedächtnis -          Prozessorientierter Zugang: Analyse von Gedächtnisleistungen anhand von Prozessen -          Systemorientierter Zugang: Betrachtung von Gedächtnis als Menge verschiedener (Sub-)Systeme
  • Theorie der Verarbeitungstiefe Attkinson & Shiffrin: Rehearsel ist für Transfer ins Langzeitgedächtnis entscheidend Craik & Lockhart: Verarbeitungstiefe während Enkodierung für langfristige Gedächtnis-speicherung entscheidend Es gibt Ebenen der Informationsverarbeitung und je tiefer die Verarbeitungsleistung, desto wahrscheinlicher ist ein Transfer ins Langzeitgedächtnis: - sensorische Verarbeitung (schwarz-weiß) - Integration sensorischer Informationen (z.B. orangener Schnabel) - Bedeutungshaltige Verarbeitung (z.B. Pinguine leben auf der Südhalbkugel) Experiment mit Wort Hase (strukturell, phonemisch, semantisch) ergab, dass die Gedächtnis-leistung umso besser ist, je tiefer die Verarbeitungsebene gewesen ist. Kritik an der Theorie: -          Begriff der Verarbeitungstiefe bleibt vage und unklar -          Zu starke Fokussierung auf Enkodierung (für Erinnerung ist Passung von Lern- und Abrufbedingungen zentral (transfer appropriate processing)
  • Elaborierte Verarbeitung Ergänzt die Theorie der Verarbeitungstiefe. Elaboriert meint, wie Stimuli in Relation zu anderen Stimuli verarbeitet werden. Beispiel: „Der dicke Mann liest das Schild.“ Und „Der dicke Mann liest das Schild, das vor dem Betreten des Eises warnt.“ – Erinnerungsleistung für Adjektiv im zweiten Satz besser.
  • Wie lässt sich die Gedächtnisleistung verbessern? -          Bedeutungshaltiges/elaboriertes Lernen (Zusammenhänge verstehen) -          Zeitliche Trennung von Enkodiervorgängen (spacing effect): Besser jeweils 5 Lerndurchgänge an zwei Tagen als 10 an einem, denn die erhöhte Konzentration auf einzelne Lerndurchgänge und das verteilte Lernen fördert die Erhöhung der Enkodiervariabilität. -          „add a little bit arousal“: wird Material emotional gespeichert, kann es besonders lebendig erinnert werden. -          Eigene Aktivität statt bloßer Wahrnehmung (Generation Effect): selbst generierte Information stärken Gedächtnisbildung -          Methode der Orte (Method of loci): Items mit Orten auf bekannter Route verbunden; z.B. Einkaufsliste: Küche – Kühlschrank – Milch – Backofen – Pizza …
  • Gedächtniskonsolidierung Konsolidierung ist ein zeitabhängiger Prozess der Festigung von Gedächtnisspuren, der die Erinnerung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis bringt.Enkodierung  Konsolidierung  Abruf
  • Synaptische Gedächtniskonsolidierung Veränderung synaptischer Effektivität nach Lernerfahrung (z.B. größere synaptische Wirkungsfläche, mehr dendritische Verzweigungen, neue Synapsen in einem Zeitfenster von Minuten bis Stunden)
  • Systemische Gedächtniskonsolidierung Transfer der Gedächtnisspur vom medialen Temporallappen in neokortikale Areale (Zeitfenster: wenige Tage bis mehrere Jahrzehnte?)
  • Systemorientierter Zugang zum Langzeitgedächtnis Aufteilung des Gedächtnisses in funktionelle, spezialisierte Systeme (verschiedene Dichotomien (Struktur aus zwei Teilen, die einander gegenüberstehen und einander ergänzen), z.B. explizites vs. implizites Gedächtnis, prozedurales vs. deklaratives Gedächtnis und semantisches vs. episodisches Gedächtnis)
  • Multiple Gedächtnissysteme -          Deklaratives Gedächtnis (Episodisches + semantisches Gedächtnis): Beschreibbare, bewusst zugängliche Erinnerung, in einem Schritt erworben, richtig/falsch, Flexibel einsetzbar und im medialen Temporallappen lokalisiert -          Non-deklaratives Gedächtnis (Prozedurales + perzeptuelles + Konditionierung/nicht-assoziatives Gedächtnis): Eher nicht bewusst zugängliche Erinnerung, graduell erworben, graduelle Fähigkeit, relativ rigide, lokalisiert im Striatum, Amygdala, Cerebellum etc.
  • Hinweise für multiple Gedächtnissysteme -          Neuropsychologische Doppeldissoziationen: Schädigung von Hirnregion A beeinträchtigt Gedächtnissystem X, aber nicht Gedächtnissystem Y. Schädigung von Hirnregion B beeinträchtigt Gedächtnissystem Y, aber nicht Gedächtnissystem X. Beispiel: Clive Waering. Ähnlich: Doppeldissoziation in funktioneller Bildgebung. -          Der Patient H.M.: Entfernung des medialen Temporallappen zur Behandlung epileptischer Anfälle. Nach OP vollständige anterograde und ausgeprägte retrograde Amnesie für episodische und semantische Inhalte. Arbeitsgedächtnis, Sprache, prozedurales und perzeptuelles Gedächtnis jedoch intakt.
  • Episodisches Gedächtnis Erwerb und Speicherung von persönlich erlebten Episoden (was passierte wann und wo?). Egozentrisches Gedächtnis (self-centered) und erfasst durch free-recall, cued recall und recognition Tests.
  • Recollection und familiarity Erklärt mit zwei Modellen, dem Dual-process model (recollection und familiarity als unterschiedliche Prozesse mit unterschiedlichen neuronalen Grundlagen) und dem Single-process model (recollection und familiarity als unterschiedliche Grade des Erinnerns – stark vs. schwach – und mit ähnlichen neuronalen Grundlagen). -          Recollection: spezifische, lebendige Erinnerung (z.B. Das ist Chris, mit ihm habe ich mich auf der Geburtstagsfeier letzte Woche über Fußball unterhalten.) -          Familiarity: Gefühl des Wissens, der Vertrautheit (z.B. Irgendwoher kenne ich ihn, er kommt mir bekannt vor. Ich weiß aber einfach nicht, woher.)
  • Autobiographisches Gedächtnis Spezifische Form des episodischen Gedächtnisses mit besonders hoher persönlicher Relevanz und dem Problem des Bewertens der Korrektheit.
  • Autobiografisches Gedächtnis über die Lebensspanne -          Infantile Amnesie: nahezu vollständige Amnesie für Ereignisse aus den ersten drei Lebensjahren, da Hippocampus und präfrontaler Kortex noch deutlich unterentwickelt sind. Das kognitive Selbst entwickelt sich erst im zweiten Lebensjahr. Einfluss von Sprachentwicklung auf Gedächtnisrepräsentation -          Erinnerungsbuckel: vermehrte Erinnerung von Ereignissen aus zweitem und dritten Lebensjahrzehnt. Einfluss von Neuheit und Distinktheit, dabei Erinnerungsvorteil vor allem für positive Ereignisse.
  • Emotionales Gedächtnis Erwerb und Speicherung von Faktenwissen über die Welt. Ist äußerst umfangreich (z.B. Sprachbedeutung, Objekte, Eigenschaften, Zusammenhänge etc.).
  • Organisation des semantischen Gedächtnisses: Konzepte -          Konzepte: abstrakte Repräsentationen einer Klasse von Objekten. Fassen ähnliche Objekte zusammen und erlauben somit Effizienz kognitiver Prozesse, wie z.B. Wahrnehmen, Schlussfolgern und Erinnern. Ø  Konzepte -> Prototypen: Familienähnlichkeit bestimmt Kategorienzugehörigkeit. Beispiele für ein Konzept (Exemplars) definieren häufig vorkommende Eigenschaften. Die gemittelten Merkmale von Exemplars ergeben den Prototypen, mit dem verglichen wird, ob ein Objekt in die Kategorie gehört oder nicht. Ø  Konzepte -> Exemplar-Theorien: Ähnlichkeit zu vielen anderen Exemplars ist entscheidend, Prototyp würde nicht mehr benötigt.
  • Organisation des semantischen Gedächtnisses: Semantische Netzwerke -          Konzepte im semantischen Gedächtnis werde durch Knoten repräsentiert, die miteinander und mit anderen Knoten verbunden sind. Es sind verschiedene Verbindungen (links) möglich, einmal zu übergeordneten Konzepten und zu Eigenschaftsknoten. Hierarchische Organisation angenommen. Reaktionszeit in Satzbestätigungsaufgaben (Ein Dackel ist ein Hund vs. Ein Dackel ist ein Tier) umso geringer, je geringer die semantische Distanz. Da das nicht überall gilt, wurde das Modell modifiziert: unterschiedliche Stärke der Verbindungen durch Erfahrungen. Ø  Kognitive Ökonomie: Eigenschaften werden auf höchstmöglicher Ebene gespeichert, z.B. Bellen bei Hund und nicht für jede Hunderasse separat. Ø  Aktivierungsausbreitung: Aktivierung eines Knotens aktiviert auch Nachbar-knoten. Nimmt mit Entfernung des Knotens ab. Präsentation eines Items aktiviert also auch verwandte Items (semantisches Priming)
  • Organisation des semantischen Gedächtnisses: Propositionen -          kleinste Informationseinheit, die als wahr oder falsch bezeichnet werden kann. Repräsentieren Bedeutung, nicht die Items selbst und können semantische oder episodische Inhalte repräsentieren. Bsp.: „Der Hund“ reicht nicht, „Der Hund trug eine Mütze“ schon, da Einordnung als wahr oder falsch möglich.
  • Organisation des semantischen Gedächtnisses: Schemata -          Schema als erfahrungsbasierte Rahmenstruktur für bestimmte Informationen. Enthält Positionen (Slots) für bestimmte Informationen, die zunächst mit Standards (Default Values) gefüllt sind (z.B. im Büro: Schreibtisch, Stuhl, Regal). Vorhandenes Schema + spezifische Erfahrung = Gedächtnisinhalt Schemata können Wahrnehmung und Erinnerung steuern: VPN erinnerten typische Bürogegenstände, die nicht da waren, nicht jedoch untypische Bürogegenstände.
  • Organisation des semantischen Gedächtnisses: Skripts Schema für Handlungssequenzen (z.B. Restaurantbesuch – Ankunft, Platzwahl, Kellner, Bestellung, Unterhaltung, Essen, Bezahlung)
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede des episodischen und semantischen Gedächtnisses -          Gemeinsamkeiten: beide Systeme erlauben schnelle und multimodale Enkodierung und flexiblen, bewussten Zugang zum Wissen. -          Unterschiede: Nur das Episodische Gedächtnis ist Selbst-zentriert, subjektiv unterschiedliche Formen des Erinnerns, episodisches Gedächtnis entwickelt sich später als semantisches und ist stärker anfällig für Schädigungen und stärker vom Hippocampus abhängig.
  • Non-deklaratives Gedächtnis ist sehr heterogen (Umbrella Term: Oberbegriffe mit vielen (Unter-)Unterbegriffen) -          Priming: Bahnung schnellerer oder genauerer Reaktionen durch vorherige Verarbeitung relevanter Reize -          Perzeptuelles Gedächtnis: veränderte Wahrnehmungsfähigkeit in Folge von Erfahrung -          Prozedurales Gedächtnis (Knowhow): Speicherung von Gewohnheiten und Fähigkeiten (z.B. Radfahren oder Klavierspielen)
  • Zugänge zum Gedächtnis -          Freier Abruf (free recall): z.B. Welche Stadt ist die Hauptstadt Kolumbiens? -          Hinweisgeleiteter Abruf (cued recall): Bo___ -          Wiedererkennen (recognition): Antwortmöglichkeiten auf Frage geben.
  • Warum Abruf schwieriger ist als Wiedererkennen Zwei-Stufen-Theorie: 1. Durchsuchungsprozess, 2. Entscheidungsprozess. Für freien Abruf beides, für Wiedererkennen nur letzteres relevant. Wiederkennungstests liefern mehr Hinweisreize, die Erinnerung stützen können.
  • Wiedererkennen als Signaldetektion Signaldetektionstheorie im Kontext sensorischer Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse entwickelt. Zentrale Komponenten sind vorhandene Information und Entscheidungskriterium. Beispiel: Tumorerkennung in CT.
  • Erinnerung als Mustervervollständigung Während der Enkodierung werden verschiedene Reize zur Gedächtnisspur zusammengefügt. Während dem Abruf kann jeder der Reize zur erfolgreichen Erinnerung beitragen. Wenn einzelne relevante Reize reaktiviert werden, werden verbundene Reize mitaktiviert (semantische Netzwerke). Aus reaktivierten Details baut sich Erinnerung auf (Muster-vervollständigung)
  • Der Gedächtnisabruf und das Prinzip der Reaktivierung Bei der Erinnerung werden jene Hirnregionen reaktiviert, die an der Enkodierung beteiligt waren (Enkodierung: Aktivierung sensorischer Areale, Zusammenführung durch Hippocampus. Abruf: Hippocampus ruft relevante sensorische Areale wach). Renommierter Maler nach Unfall im Alter von 65 farbenblind. Zuvor intakte Erinnerungen konnten nur noch in schwarz-wie‘ erinnert werden.
  • Bedeutung externaler Reize für den Gedächtnisabruf Gedächtnisabruf besser, wenn zum Zeitpunkt des Erinnerns Merkmale des Lernkontextes präsent sind: -          Kontextabhängiges Gedächtnis: VPN (Taucher) lernten Wortlisten unter Wasser oder an Land. Leistung bei der Abfrage jeweils besser, wenn Ort der Abfrage gleich war. -          Zustandsabhängiges Gedächtnis: auch internale (physiologische) Zustände können als Hinweisreiz für Gedächtnisabruf dienen. Erinnerungsleistung ist besser, wenn Zustand während Enkodierung und während Abruf einander entsprechen. -          Zustands-abhängiges Gedächtnis: VPN lernten Worte nach Marihuana- oder Placebo-konsum. Hinweisgestützter und auch freier Abruf besser, wenn VPN jeweils unter gleicher Bedingung Informationen abrufen konnten. -          Stimmungskongruentes Gedächtnis: Stimmung als Hinweisreiz für Erinnerungen, die in ähnlicher Stimmung enkodiert wurden. In freudiger Stimmung eher freudige Ereignisse erinnert, in negativer Stimmung negative. Abwärtsspirale bei Depression?
  • Inhibition bei Gedächtnisabruf Vielzahl von Assoziationen mit Gedächtnisabruf verbunden. Für effizienten Abruf sind neben exzitatorischen auch inhibitorische Prozesse wichtig.