Sprachwissenschaft (Fach) / Variation und Wandel (Lektion)

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Bachelorprüfung Sprachwissenschaft

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  • Historischer Überblick des Lautwandels Ahd.: Volle Nebensilbenvokale: a, i, e, o, uSpätahd.: erste Verwechslungen von Nebensilbenvokalen in der Schreibung (z.B. o statt u) à Hinweis auf AbschwächungMhd.: Abschwächung auch in der Schreibung vollzogen: Alle ahd. unbetonten Nebensilbenvokale werden zu mhd. <e> [Ə] o   Bsp. Verb: ahd. habn >   mhd. haben (‘haben’) o   Bsp. Substantiv: ahd. msi >   mhd. miuse (‘Mäuse’)Mhd.: (wie schon im Ahd.): keine einheitlich gesprochene oder geschriebene Sprache à stattdessen: relativ breite Lautvariation, die sich in schriftlichen Zeugnissen niederschlagen kann.Heutige dialektale und regiolektale Lautvariation lässt sich in einigen Fällen darauf zurückführen, dass ein Lautwandel ab mhd. Zeit entweder eingetreten ist ‒ oder gerade nicht. Im Mhd. (und teilw. Fnhd.) entstehen noch häufig Laute (bes. Diphthonge), die heute nur noch in Dialekten bekannt sind: z.B. /æ/ mähtic /ʊə/ bruoder /ɶʏ/ fröude /oʊ/ boum Lautvariationen und Lautwandelerscheinungen erstrecken sich über langen Zeitraum und schließen fnhd. Periode mit ein.Je nach Dialektraum kann Wandel bereits in mhd. Zeit oder erst in fnhd. Zeit vollzogen worden sein – oder er tritt gar nicht ein.Fnhd. als Übergangsperiode, in der sich Lautwandelprozesse durchsetzen, die im Mhd. begonnen haben (und im Nhd. als abgeschlossen gelten).Schrift gilt als konservativ, d.h. alten Lautstand bewahrend, in fnhd. Texten begegnen Schreibungen, dieo    Z.T. vollzogenen, z.T. noch nicht vollzogenen Lautwandel reflektiereno   Tatsächlich vollzogenen Lautwandel noch gar nicht reflektiere
  • Was ist die Diphthongierung? Mhd. û, î, iu > Nhd. au, ei, eu  ·      Lautwandel hat zeitlich und räumlich konsistent stattgefunden. ·      Erfasst vom 12. Jh. ausgehend von der Steiermark das gesamte Bairische sowie die mitteldeutschen Dialekte; Hochalemannisch (und Niederdeutsch) sind weitgehend ausgespart·      mehrere, ähnliche Laute haben einen vergleichbaren Wandel vollzogeno   mhd. û [uː] > nhd. au [aʊ]o   mhd. î [iː] > nhd. ei [aɪ] o   mhd. iu [yː] > nhd. eu [ɔʏ]-> Sogenannter „Reihenschritt“: „Vokale gleicher Höhe und Spannung [verhalten] sich beim Lautwandel gleichmäßig“.-> Generalisierung: Die mhd. hohen Langvokale entwickeln sich zum Nhd. hin zu steigenden Diphthongen
  • Was ist die Monophthongierung? Diphthonge im Mhd.: ei, ou, öu, ie, uo, üe, davon sind ie, uo, üe ,fallende‘ Diphthonge à monophthongiert: mhd. ie, uo, üe > nhd. ie, u, ü Mittelhochdeutsch Frühneuhochdeutschlieben ie > i: Liebeguoten uo > u: Gutebrüeder üe > y: Brüder ·      Erstes Auftreten: in der Schreibung im 11./12. Jh. im Westmitteldeutschen, Ausbreitung nach Osten, das gesamte Mitteldeutsche ist erfasst ·      Bis heute nicht betroffen: oberdeutsche Dialekte, aber Übernahme in der Schreibung im 16. Jh. ·      Diphthong ie ist in der Schreibung erhalten: <ie>]
  • Was ist die Dehnung in offener Tonsilbe? ·      „offen“ = auf Vokal endend, „Tonsilbe“ = betonte Silbe Mittelhochdeutsch: kurzer Vokal Frühneuhochdeutsch: langer Vokalfaren fahrennehmen nehmenvogel Vogel ·      Ausnahmen v.a. vor t: mhd. site, zetel, bleter > nhd. Sitte, Zettel, Blätter (Ausnahme der Ausnahme: mhd. vater wird nhd. Vater!)·       „Analogische Angleichung“: o   Mhd. tac: ‚theoretisch‘ nicht betroffen > aber: tages > daher nhd. auch Sg. gedehnt: Tag [ta:k] o   Zum Ausgleich des Flexionsparadigmas, daher auch ‚paradigmatischer Ausgleich‘ genannt.
  • Was ist die Dehnung in Einsilbern? v.a. Vokale vor r und lmhd. /ɛr/ > (f)nhd. [e:r], mhd. vil > nhd. Viel
  • Was ist der paradigmatische Ausgleich bei Verben bspw. Präterialausgleich mhd. ich gap [a] – wir gâben [a:] > nhd. ich gab [a:] – wir gaben [a:]
  • Was ist der Ausgleich des gramm. Wechsels  mhd. er was – wir wâren > nhd. er war – wir waren
  • Was ist der Zusammenfall bei e-Lauten? ·      Kurzvokale: versch. e-Laute fallen zusammen zu [ɛ], bspw.: mhd. geste [e], hërze [ɛ], geslähte [æ] > nhd. Gäste [ɛ], Herz [ɛ], Geschlecht [ɛ] ·      Langvokale: versch. e-Laute fallen zusammen zu [e:], bspw.: mhd. leren [e:], tæte [ɛ:] > nhd. leeren [e:], täte [e:], sekundär wiederum zu [ɛ:] (wie später, sägen, Ähre…!)
  • Was ist eine Apokope? Ausfall von unbetontem e am Wortende mhd. hërze > nhd. Herz
  • Was ist eine Synkope? Ausfall von unbetontem e im Wortinnerenmhd. maget > nhd. Mag_d; heriro > herro ; market > Markt
  • Was versteht man unter Epenthese? = e-Einschubmhd. gîr > nhd. Geier, mhd. mûr > nhd. Mauer
  • Was ist eine Nebensilbenabschwächung? -> althochdeutsche Vokale der Neben- und Endsilben werden zu e abgeschwächt. Althochdeutsch Mittelhochdeutsch  ubil übel i                                 <e> > [Ə]tagas tages agebu gebe u
  • Was versteht man unter Öffnung? = Nukleussenkungbei steigenden Diphthongen (> 14. Jh.):                      Bsp. eines löufers louf -> eines Läufers Lauf
  • Was ist mit Senkung von Nasal gemeint? der künec ist geswummen
  • Was versteht man unter Hebung vor Nasalen? â > o: âne (ohne)
  • Was versteht man unter Rundung? die mittelhochdeutschen ungerundeten Vokale e,i werden zu ö,üMittelhochdeutsch Neuhochdeutschleffel e > ö Löffelwirde i > ü Würde   
  • Was versteht man unter Entrundung? die mittelhochdeutschen gerundeten Vokale ö, ü, öü, üe werden ins Neuhochdeutsche entrundetEntrundung ist in Dialekten verbreiteter! Mittelhochdeutsch Neuhochdeutschsprützen ü > i spritzenküssen ü > i Kissen
  • Was versteht man unter Densalisierung? Denasalisierung= Vereinfachung von LautsegmentenZiel: artikulatorische Vereinfachungz.B. bei französischen Lehnwörtern in das Deutsche: Balkon, Parfüm, Sortiment
  • Was versteht man unter Kürzung? Mittelhochdeutsch: langer Vokal Frühneuhochdeutsch: kurzer Vokaldähte                                         dachteHochzit                                       Hochzeit ohne große Regelmäßigkeit
  • Was versteht man unter (Konsonanten-)Epithese? = Anhängen an das Wortende    mhd. nieman > nhd. niemand
  • Was versteht man unter (Konsonanten-)Epenthese? = Einschub im Wort mhd. ordenlîch > nhd. ordentlich 
  • Was versteht man unter Doppelkonsonanten? got. bidjan > ahd. bitten
  • Was versteht man unter Metathese? zwei Laute werden vertauschtV.a. von /r/: alre > aler, born vs. brunne(n) Daneben: Wespe, dialektal Weps(e) u.a.(Auffällig im Vergl. mit anderen germ. Sprachen u. Dialekten: vgl. engl. wasp, ndl. borst ‛Brust’, Kristian vs. norddt. Kerstin)
  • Was versteht man unter s-Laute? Mittelhochdeutsch unterscheidet zwei s–Laute:  Dorsales s -> altgerm. s  Dentales s -> entstanden durch die LautverschiebungBelege bspw. über Entlehnungen in westslawischen Sprachen (bspw. polnisch żołd)Mhd. dorsales s [s̊], [z̊] wird zu nhd. dentalem s [s], [z]: mhd. nase [z̊] > nhd. Nase [z]           mhd. ros [s̊] > nhd. Ross [s]
  • Was versteht man unter Palatalisierung? Im Anlaut vor Konsonanten wird mhd. s [s̊] zu nhd. palatalem sch [ʃ]   mhd. swimmen [s̊] > nhd. schwimmen [ʃ]   mhd. spil [s̊] > nhd. Spiel [ʃ]   mhd. stein [s̊] > nhd. Stein [ʃ] Auch nach r: Mhd. s [s̊] wird häufig zu nhd. sch [ʃ]   mhd. kirse [s̊] > nhd. Kirsche [ʃ]   mhd. bars [s̊] > nhd. Barsch [ʃ]   mhd. wurst [s̊] > bair. Wurscht [ʃ]
  • Was versteht man unter totaler Assimilation? Assimilation = vollständige Angleichung zweier Lautsegmente, (= artikulatorische Vereinfachung)mb > mm hintber himbeerelamp lammzimber zimmer
  • Was versteht man unter partieller Assimilation? nb > mbmhd. inbiz > nhd. Imbiss entv- > empfmhd. entvangen > nhd. empfangen
  • Was versteht man unter Fernassimliation? Laute liegen nicht direkt nebeneinander
  • Was versteht man unter Kontaktassimliation? Laute liegen direkt nebeneinanderBsp. tump – dumm; zimber – zimmer; lamp – lamm
  • Was versteht man unter dem w-Laut? Mhd. w wurde wie das neuenglische w ausgesprochen: [w] (bilabial) wie in neuengl. waterder Artikulationsort von mhd. w ändert sich zum Nhd. von bilabial [w] zu labiodental [v] (z.B. Wasser)Entwicklung von mhd. w nach Vokalen:  Nach â  wird mhd. w vokalisiertmhd. brâwe [-aːw-] > nhd. Braue [-aʊ-] mhd. klâwe [-aːw-] > nhd. Klaue [-aʊ-] Nach anderen Langvokalen fällt w im Normalfall ausmhd. niuwez [-yːw-] > nhd. neues [-oɪ-] mhd. vrouwe [- ɔʊw-] > nhd. Frau   [-aʊ]  Ausnahme: mhd. êwic > nhd. ewigNach l oder r wird w meist zu b mhd. varwe > nhd. Farbe  mhd. swalwe > nhd. Schwalbe
  • Was geschieht bei der 1. Lautverschiebung? ind. p > germ. f  lat. pedes > dt. Fußind. t > germ.    lat. tres > engl. threeind. k > germ.   lat. centrum > dt. hundert
  • Was geschieht bei der 2. Lautverschiebung? p > (p)f, t > (t)z, k > (k)ch germ. p > ahd. (p)f   engl. path > dt. Pfadgerm. t > ahd. (t)z    schw. tang > dt. Zangegerm. k > ahd. (k)ch  lat. maken > dt. machen
  • Was ist das Vernesche Gesetz? = Ausnahme der ersten  Lautverschiebung, nämlich das Stimmhaftwerden (= Sonorisierung) der neu entstandenen stimmlosen Reibelaute (Frikative) *f, *þ, *χ, *χʷ, *s unter bestimmten Bedingungen.  hefe - heben  schneiden - geschnitten ziehen - gezogen gewesen - waren 
  • Was ist der Primärumlaut i-Umlaut ahd. i-Umlaut: westgerm. a > ahd. e vor i, jgerm. Gast > ahd. gestigerm. fast > ahd festikraft > krefti 
  • Was ist der Sekundärumlaut? Primärumlaut wird zum Sekundärumlaut: Althochdeutsch Mittelhochdeutschwurfil u > ü würfelhūsir ū > iu hiusergruoni u > ü grüene a > äahd. mahti > mhd. Mähte > nhd. Mächteahd. faterlih > mhd. Väterliche
  • Was versteht man unter Restumlaut? = alle weiteren Umlautungen umlautfähiger Vokale Althochdeutsch Mittelhochdeutsch Neuhochdeutschturi                  türe                     Türmäri                maere                  Erzählungsköni               schoene               Schönmusi               miuse                   Mäuse 
  • Was versteht man unter Auslautverhärtung? Betrifft die Plosive: /b d g/o   ahd. leid – leideso   ahd. wib – wibeso   ahd. weg – weges
  • Was versteht man unter markiertem Lautwandel? = Laute bzw. Lautverbindungen, die artikulatorisch oder perzeptiv komplex sind (sind nicht natürlich, dekodiert oder benötigen komplexe Wahrnehmung)Beispiel: enbor
  • Was versteht man unter unmarkiertem Lautwandel? = Laute bzw. Lautverbindungen, die artikulatorisch oder perzeptiv nicht komplex sind (sind natürlich; besser produzierbar)Beispiel: empor
  • Nenne Dialektgrenzen und Isoglosse? Dialektgrenzeno   Westfälische Linieo   Uerdinger Linieo   Eifelschrankeo   Bacharacher Linieo   Benrather Linie Isoglosse = Grenzlinien zwischen den unterschiedlichen Realisierungen zweier Sprach- oder Dialektformen
  • Wie lassen sich die deutschen Dialekte einteilen? ·      Niederdeutsche Dialekt ·      Mitteldeutsche Dialekte         „hochdeutsche·      Oberdeutsche Dialekte              Dialekte“        
  • Nenne die Teile der nieder-, mittel- und oberdeutschen Dialekte? ·      Oberdeutsch: Oberfränkisch, Alemannisch (inkl. Schwäbisch), Bairisch (inkl. ganz österreichischer Raum, Ausnahme: Vorarlberg, Tiroler Bezirk Reutte (à Alemannisch))·      Mitteldeutsch: Westmitteldeutsch, Ostmitteldeutsch·      Niederdeutsch und Niederländisch: Niederfränkisch, Niedersächsisch, Ostniederdeutsch
  • Merkmale des Bairischen + seine Oberdeutschen Merkmale Bairisch·      Viele gemeinsame Merkmale mit anderen hochdeutschen Dialekten / nhd. Standardsprache: Diphthongierung, 2. Lautverschiebung, Primärumlaut usw.·       Viele Merkmale gem. mit weiteren hoch-/ z.T. auch niederdeutschen Dialekten: o   Verlust der Stimmhaftigkeit bei Plosiven [b], [d], [g], [z] o   Synkope beim Präfix ge-: gfunden, gmocht… o   Apokope von Schwa am Wortende: müde > miad 1.P.Sg.: i find, i sog, i mog etc. o   Lexik (Bub/Bua statt Junge, Goaß/Geiß für Ziege, Häfen/Hafen für Topf usf.) o   Perfektverwendung statt Präteritum o   Synkretismen im Kasussystems (bspw. Zusammenfall von Akk. und Dativ in vielen Paradigmen: bair. de Heisa – bei de Heisa, nhd. die Häuser, bei den Häusern ·      Oberdeutsche Merkmale (gem. mit dem Alemannischen, teilw. Fränkisch):o    Erhalt der mhd. Diphthonge ie, üe, uo, wobei ie und üe zu ia zusammenfallen: mhd. wie, müede > bair. wia, muas;  uo wird zu ua: bair. Bruada o   Frikativausfall bei Einsilblern (i, mi, si, di, glei) o   Nhd. ü entspricht u vor ck und pf: nhd. zurück, bair. zrugg, nhd. schlüpfen, bair. schlupfn o   Diminutivsuffix –lein (-chen im Ostmitteldeutschen): Mädchen vs. Mädl·      Als zentrales Merkmal gilt die „Verdumpfung“ von mhd. a zu einem mehr od. weniger offenen [ɔ] in allen Positionen: o   mhd. haben > bair. hom, mhd. sagen > bair. sogn o   Ausnahme: jüngere Entlehnungen, bspw. Tante, Taxi, Kanada…·      Mittelhochdeutsch ä und langes æ wurden zum a gesenkt: o   nhd. Käse / mhd. kæse > bair. K[a:]s ·      Mhd. ei (nhd.: [aɪ]) großteils gehoben zu oa:o    mhd. breit > bair. broad, mhd. weiʒen > bair. Woazn ·      Entrundung von mhd. ü, ö, œ, üe, iu, öü: mhd. böse > bair. b[e:]s ·      Mhd. ou vor Labialen zu [a] od. [ɔ:]: mhd. koufen > bair. kafn ·      Erhalt der früheren Dualformen eß und enk als Pronomen der 2.P.Pl. ·      Apokope von –e bes. in mask./fem. Neutra: of ‚Affe‘, hos ‚Hase‘  ·      Endung –ets für die 2.P.Sg. bei der Verbflexion: gebts (von: gebt + eß)·      „Flexion“ bestimmter Subjunktionen: wonnst waßst, obst kummst ·      Lokaladverbien/-deixis: o   nhd. hinaus/-ein – bair. ein-/ausi (= ‚ein-/aushin‘), o   nhd. hinauf/-ab – bair. ow-/au(f)i (= ‚ab-/aufhin‘) ·      Konjunktivendung –ad: warad, gabad… ·      Gebrauch von temporalem wann für konditionales wenn: o   Ich komme, wenn es zu schneien aufhört I kimm, wonn‘s zu schneibm auheat·      Interne Gliederung: Nord-/Mittel- und Südbairisch
  • Nenne die Merkmale des Mittelbairischen ·      Vokalisierung von –l: Milch > Müüch (Wiener Variante), Muich (Münchner Variante), M[i:]ch ·      Lenisierung initialer Fortiskonsonanten: Kuchn backn vs. Koffer backn·       Kleinräumigere Formen: o   Ausbreitung d. Monophthongs [a:] für mhd. ei von Wien ausgehend: hoaßt > haaßt, oafoch > aafoch o   Wien außerdem: Monophthongierung von nhd. ei, eu/äu, au: H[ɒ:]s ‚Haus‘, M[ɒ:]l ‚Maul‘ o   Stmk.: Diphthongierung v. mhd. e, ö, o: heibn ‚heben‘, Housn ‚Hose‘o   OÖ: Beharrungsgebiet, Erhalt vieler altertümlicher und kleinräumiger Dialektformen, häufig: Nasaltilgungen + Nasalierung > lõ:d ‚Land‘
  • Merkale des Südbairischen ·      Aussprache mhd. ê- und ô-Laute als ea und oa: Sea ‚See‘, roat ‚rot‘ (teilw. auch im Mittelbairischen) ·      Außerdem teilw. Erhalt des r (keine Vokalisierung) ·      Keine l-Vokalisierung (jed. Übergangsgebiete, bspw. Tiroler Unterland) ·      Kleinräumigere Formen: o   Palatalisierung von st als scht in Tirol: bisch(t), außerdem die Affrikate kx für k und x für ç (Merkmale, die mit dem Alemmanischen z.T. geteilt werden) o   Kärnten: Kärntner Längung bei mhd. zz/ff/ch, bspw. w[i:]sen ‚wissen‘, intervokalisches ch > h: mohn ‚machen
  • Zusammenhänge zwischen morphologischem und lautlichem Wandel ·      Der externe morphologische Wandel ist lautlich motiviert. Zum Beispiel ist die Abschwächung und die anschließende Tilgung von Nebensilbenvokalen die artikulatorische Vereinfachung. Durch diese lautlichen Prozesse verliert eine flektierte Sprache (wie z.B. das Deutsche) ein wichtiges Mittel zum Ausdruck grammatischer Informationen. o   Bsp. Die Deklination im Neuhochdeutschen wurde stark vereinfacht (es gibt nur noch vier statt sieben Deklinationen)·      Die Wortbildungsmorphologie wird von Schwächungs- und Tilgungsvorgängen beeinflussto   Bsp. blinti > blinde ·      Die ursprüngliche Wortbildung geht verloren durch die phonologische Vereinfachung (= „verdunkelte Komposita“). Es kommt somit zum Transparenzverlust. o   Bsp. weralt (wera= Mensch, Mann) > Welt
  • Hauptmerkmale der Schreibsprache Bairisch ·      Schon im 12. Jahrhundert n. Chr. gab es erste Anzeichen für Diphtongierung von i,u,ū·      Seit dem 13. Jahrhundert n. Chr. gibt es Synkopen und Apokopen·      Entrundung gerundeter Vokale (ō > e, ū > i, eu > ei)·      Für Mittelhochdeutsch ei > ai·      Verdunklung a > o·      <p>, <kh>/<kch> in althochdeutschen Wörtern mit b oder kh·      oft kommt es zur Verwechslung von b und w·      Verwendung von <th> für <t>·      Häufige Verwendung von <mb> für <m>·      Verwendung von <o> vor Nasalen oder das Dehnungs-h wird aus dem Ostmitteldeutschen übernommen
  • Hauptmerkmale der Schreibsprache Ostmitteldeutsch ·      Senkung der hohen Vokale i, ū, u > e, ō, uo   Beispiel: Mund > Mond; mit > met·      Entrundung entrundeter Vokale ō > e, ·      Verdunklung a > o·      Funktionswörter „oder“, „ob“, „doch“, „noch“ à Schreibung mit a (‚ader‘, ‚ab‘, ‚dach‘, ‚nach‘)·      Präfix er- erscheint häufig ir-·      Im 15. Jahrhundert n. Chr. setzt sich Diphtongierung von i, u, ū mit ei, eu, au in der Schreibsprache durch·      Monophtongierung von ie, uo, u wurden zu i, u, ū zu dieser Zeit bereits durchgeführt, weitere Monophtongierungsreflexe finden statt: ei > e, ou > o·      Umlaut vor Labialen: z.B. gelouben, toufen·      Statt <p> wird oft <f> oder <ph> verwendet (z.B. fund, pfund)·      Fortiskonsonanten p und t tendieren zur Lenisierung von b und d (z.B. balast, dag)·      Anlautendes <tw-> verändert sich zu <kw-> (z.B. twingen, quingen, ‚zwingen‘)·      Anlautendes <h-> kann verschwinden (z.B. heruz > eraus)·      Methatesen à <r> tauscht zumeist Platz mit benachbartem Vokal (z.B. dritte > dirte)·      Verbindung aus Vokal + Konsonant + Vokal werden kontrahiert: age > a (z.B. Nagel > nal, zagel > zal), oge > oi (voget > voit) und ebe > e (geben > gen)
  • Hauptmerkmale der Schreibsprache Alemannisch ·      Graphien wie ä für das sekundär umgelautete althochdeutsche a (z.B. ‚mächtig‘), aber auch für das mittelhochdeutsche e (‚wärden‘)·      Diphtongierung des mittelhochdeutschen e zu ie vor einem Nasal·      Verwendung von <u> für das mittelhochdeutsche i·      Diphtongierung des mittelhochdeutschen a zu au : a > au·      Ersetzen des mittelhochdeutschen <ei> zu <ai>·      Teilweise kommt es zu Monophtongierung ou > o·      Entrundungen·      Verdunklung a > o·      Häufige Verwendung von Apokopen und Synkopen·      Im Westen kommt es zur Verwendung von r-Metathesen·      Teilweise wird das <b> mit <p> ersetzt·      Anstatt <tw> wird <qu> verwendet·      <st> ist häufig durch <scht> wiedergegeben
  • Hauptmerkmale der Schreibsprache Westmitteldeutsch ·      Das voralthochdeutsche <p>, <pp> blieb im Westmitteldeutschen unverschoben (z.B. pund für ‚Pfund‘, appel für ‚Apfel‘)·      In Konsonantenverbindungen <lp>, <rp> unterblieb die Verschiebung (z.B. helpen für ‚helfen‘, werpen für ‚werfen‘)·      Die Pronomina <dat>, <dit>, <wat>, <it> und die Neutrumsform <allet> zeigen unverschobenes voralthochdeutsche <t>·      Der Anlautkonsonant <wr-> (z.B. ‚wringen‘) hält sich bis in das Frühneuhochdeutsche.·      <b> erscheint häufig als <v>, <u>, oder <f> (z.B. geven für ‚geben‘)·      <g> erscheint im Auslaut häufig als <ch> (z.B. tach, Tag)·      Besonders vor den Vokalen <i> und <e> wird <g> als <gh> geschrieben·      Longvokalismus wird häufig durch nachgestelltes <i>,<y> oder <e> bezeichnet (z.B. noit für ‚Not‘)·      Vokalsenkung vor allem vor <l>, <r>, <m>, <n> (z.B. herte für ‚Hirte‘, onser für ‚unser)·      Hebung o > u (z.B. guld für ‚Gold‘)·      Häufig wird <a> anstatt <o> bei unbetonten Funktionswörtern eingesetzt (z.B. ader für ‚oder‘, van für ‚von‘)