Ethnizität
Ethnos = Volk (griech.) Ethnos = soziales Gebilde, in dem sich das soziale Handeln ableitet von einer gemeinsamen Herkunft, an die die einzelnen glauben Ethnizität = kulturelle Praktiken, die eine bestimmte Gemeinschaft von Menschen von anderen Menschen unterscheidet, Praktiken der Selbst- und Fremdabgrenzung
Essentialismus vs. konstruktivistischer Begriff von Ethnizität
Essentialismus Ethnie basiert auf der Gemeinsamkeit von Sprache, Kultur, Religion und/oder Abstammung (monolithisches Kulturverständnis) Konstruktivimus Ethnie basiert auf Fremd- und Selbstzuschreibung (doppelte soziale Konstruktion)
Differenzierungslinien in Ethnisierungsprozessen
oben -unten Eigenes - Fremdes innen - außen höherwertig - minderwertig
Anknüpfungspunkt ethnischer Grenzziehung
Hautfarbe - Religion - Herkunft/Nation - Sprache -> Mögliche, aber nicht zwingende Anknüpfungspunkt
Hauptelemente des Ethnizitätskonzepts
Soziokulturelle Gemeinsamkeiten (geteilte moralische Überzeugungen) Vorstellungen einer gemeinsamen Herkunft Kollektive Identität
Ethnizität: Homogenität oder Heterogenität
Ethnische Homogenität als von innen und außen betriebene Reduktion von Komplexität Innen: Bemühen um Bild der Geschlossenheit (Selbstzuschreibung) Außen: Stereotypisierung: Nicht-Wahrnehmung von Unterschieden (Fremdzuschreibung)
Kennzeichen ethnischer Minoritäten
Benachteiligung der Mitglieder z.T. als Folge von Diskriminierung: Vorenthaltung von Teilhabemöglichkeiten, die Mitgliedern der ethnischen Majoritäten gewährt werden Ein gewisses Maß an Gruppensolidarität (oft als Folge von Vorurteilen und Diskriminierungen) "Wir-Gruppe" Vielfach ein gewisses Maß an physischer und sozialer Isolation von Mehrheitsgesellschaft
Dimensionen ethnischer Ungleichheit
Ethonzentrismus : Eigene Kultur als absolut gesetzter Bewertungsmaßstab Soziale Schließung: Konstituierung und Verteidigung von Gruppenmonopolen Ressourcenallokation: Ungleicher Zugang zu materiellen und inmateriellen Gütern Sozialräumliche residentielle Segregation: Separierung ethnischer Minderheiten
Differenzierungslinien ethnischer Minderheiten
Lange Aufenthaltsdauer und Bleibeabsicht (Einwanderer) vs. begrenzte Verweildauer (Flüchtling, Pendelmigranten) Sozioökonomische und soziale Unterschichtsmerkmale und eher schlecht werdende Bedingungen (Migratinsverlierer) vs. Soziale Aufwärtsmobilität (Migrationsgewinner) Geringe oder fehlende politische Partizipationsmöglichkeiten vs. volle Bürgerrechte (Eingebürgerte) Große Integrationsfortschritte in Bezug auf Sprache, Bildung und kulturelle Handlungmuster vs. eher starke Betonung des Rückzugs in die eigene ethnische Gruppe
Politische Konzepte gegenüber ethnischen Minderheiten
Assimilation - Homogenisierung Multikulturalität - Anerkennung von Heterogenität
Assimilation
Prozess in dem vormals voneinander unterschiedene und separierte Gruppen zu einer Einheit verschmelzen Verringerung von Unterschieden zwischen sozialen Gruppen
Merkmale von Assimilation
Konformität mit der hegemonialen Kultur Anderung von Lebensgewohnheiten, Anschauungen, Werten Erwartung der Statusverbesserung
Kritik am Assimilationsmodell
Uniformität durch kulturelle Hegemonie Herrschaft des mainstream Verdeckung vorhandener Differenzen und Ungleichheiten
Multilkulturalität
Ethno-kulturelle Verschiedenheit (diversity) Recht auf kulturelle Differenz Prinzip der kulturellen Gleichwertigkeit und gegenseitigen Toleranz Einheit in Verschiedenheit (unity-within-diversity) Recht auf gleiche Chancen
Geschlechterdiskurs der bürgerlichen Gesellschaft (19. 20. Jh.)
Mann: außen - öffentliches Leben -Kultur - Geist -Rationalität -Aktivität Frau: innen -häusliches Leben -Natur - Körper - Emotionalität - Passivität
Merkmale der Geschlechterklassifikation
Die Zuweisung zu den Geschlechtskategorien ist in unserer Kultur: binär - entweder Mann oder Frau inklusiv - der Mensch wird zugeordnet i.d.R. irreversibel : "Lebenslänglichkeit" von Geschlecht askripitiv: Zuweisung erfolgt unmittelbar nach der Geburt
Ordnungsprinzip Geschlecht
Geschlecht ordnet Gesellschaft Die Geschlechterklassifikation stellt eines der grundlegenden sozialen Ordnungsmuster dar Soziale Ordnungen sind auch Geschlechterordnungen Geschlecht ist ein major Status Bürgerliche Industriegesellschaft basiert auf geschlechtliche Arbeitsteilung Trennung der Spähren von Öffentlichkeit/Beruf und Privatsphäre/Familie -> Zuweisung der Männer zur ersten, der Frauen zur zweiten Sphäre als Voraussetzung des Berufsmenschentums , Hausarbeit als Grundlage für das Funktionieren beruflicher Produktionsprozesse Hierarchisierung der Sphären von Produktion und Reproduktion: Höherbewertung beruflicher Arbeit gegenüber Arbeiten im Haushalt und Familie Geschlecht ist auch in der gegenwärtigen Gesellschaft eine zentrale Dimension sozialer Ungleichheit
Geschlechtliche Arbeitsteilung und Lebensentwürfe
weiblich: orientiert auf Beruf und Familie, Verknüpfung von Beruf und Familie durch Vereinbarkeitsmanagement, Beruf und Familie als Strukturgeber des Lebenslaufs (Familien- und Berufszentriertheit weiblicher Biografien) Männlich: orientiert auf Beruf, Verknüpfung von Beruf und Familie durch Rolle des Ernährers Beruf als Strukturgeber des Lebenslaufs, Berufszentriertheit männlicher Biografien
Geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarktes
Frauen- und Männerberufe Frauen- und Männerarbeitsplätze Kennzeichen von vielen typischen Frauenberufen und -arbeitsplätzen: unqualifizierte Arbeit für ungelernte Arbeitskräfte -am Rande des Arbeitsmarktes schlechte bis fehlende soziale Sicherung -Einsatz der "ganzen Person"
Umbrüche Geschlechterforschung
Beruf: "Eroberung" von "Männerberufen" durch Frauen Gestiegene Erwerbsquote von Frauen Politik: Gleichstellungspolitik, gestiegener Anteil von Frauen in den politischen Institutionen Bildungssystem: wachsende Bildungserfolge v. Mädchen Familie: Erosion des bürgerlichen Familienmodells -Bedeutungsverlust des Ernährermodells Anstieg Elternzeitnahme durch Väter Wertesystem: Vordringen egalitärer Werthaltungen Rhetorik der Gleichheit
Persistenzen Geschlechterforschung
Reproduktion tradierter Strukturen und Hierarchien in den Geschlechterverhältnissen Beispiel: Frauenanteil im Topmanagement dt. Unternehmen 2-2,5% Professorinnen an dt. Hochschulen 20,4% (2004) Trotz deutlicher Feminisierung des Lehrerberufs Besetzung leitender in Schulen meist von Männern Fortbestand traditioneller Arbeitsteilung in Partnerschaft und Familie: weitreichende Traditionalisierung des Arrangements mit Geburt des ersten Kindes
Dimensionen sozialen Wandels
Politisches System Rechtssystem Ökonomisches System Kulturelles System
Transformationsprozess der ostdeutschen Gesellschaft nach 1990
Übernahme des westdt. Rechts- und Institutionssystems Große Transfers von ökonomischem und kulturellen Kapital aus West-DE (Teilaustausch der Eliten in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur)
Sozialstrukturelle Entwicklung im vereinten Deutschland
Neue Ungleichheitsdimension in Folge der dt. Vereinigung O-W-Differenz Verwandlung der Unterschiede d. Systeme in Ungleichheiten zw. d. Menschen einer Geellschaft Verwandlung der O-W-Ungleichheit von einer zwischengesellschaftlichen zu einer innergesellschaftlichen Kluft Relative Kontinuität im Westen und starke Umbrüche im Osten
Modernisierungsvorsprünge in der DDR gegenüber der alten BRD
Struktureller Gleichstellungsvorsprung der Frauen Vollerwerbstätigkeit der Mehrzahl der Frauen Hohe Selbstständigkeit der Lebensführung Kein männliches Ernährermodell, selbstverst. Doppel-Versorger-Modell Höhere Scheidungsraten -mehr nichteheliche LG´s - größere Zahl sowie höhere Legitimität unehelicher Kinder u. alleinerziehender Mütter Betreuungsinfrastruktur -Flächendeckende Versorgung mit Kinderkrippen und Kitas Höherer Akademikeranteil in der Bevölkerung
Modernisierungsdefizite der DDR aus Perspektive des Westens
Geringere wirtschaftliche ProduktivitätGeringerer WohlstandFamilismusEthnische HomogenitätEindämmung sozialer KonflikteÜbermäßige Machtkonzentration
Sozialer Konflikt
Gesellschaften sind nicht durchweg harmonische und gleichgewichtige Gefüg, sie weisen stets auch Auseinandersetzungen zwischen Gruppen, unvereinbare Werte und Erwartungen auf Konflikt scheint eine universelle soziale Tatsache, ja , ist vllt sogar ein notwendiges Element allen gesellschaftlichen Lebens
Sozialer Wandel und sozialer Konflikt
Anerkennung und Regelung von Konflikt -> Wandel als allmähliche Entwicklung, dynamische Gesellschaft Unterdrückung von Konflikt -> Erstarrung der Gesellschaft, statische Gesellschaft
Entwicklung der Sozialstruktur im Osten nach 1990
Dezentralisierung der Macht Entpolitisierung der Gesellschaft Nachholende Tertiärisierung Neuaufbau d. Mittelstandes Schneller Wohlstandsschub Neue soziale Unsicherheiten
Hegemonie des Westens
Westdeutsche Dominanz -> Ostdeutsche Erfahrung von Abwertung von ökonom., soz.,kult., und pol. Deklassierung Gefühl, Bürger der 2. Klasse zu sein z.T. fortbestehende Distanz zwischen westdeutschen und ostdeutschen
Lebensformen
Relativ stabile Beziehungsmuster Formen des Alleinlebens oder Zusammenlebens Familiale und nichtfamiliale Lebensformen Familie: eine private Lebensfor neben Anderen
Kennzeichen von Familie
Übernahme bestimmter gesellschaftlicher Funktionen, vor allem der Reproduktions-, und der Sozialisationsfunktion Generationendifferenzierung Kooperations-, und Solidaritätsverhältnis zu ihren Mitglieder
Vielfalt von Familienformen vor der Industrialisierung
Kleinfamilie (VKM) Mutter- bzw. Vaterfamilie (Ein-Elternfamilie) Nicht-eheliche Eltern-K-Gemeinschaften Ganzes Haus Einheit von Produktion und Familienleben
Moderne bürgerliche Kleinfamilie
Entstehung mit der IndustrialisierungTrennung von Berufs-und Wohnstätte, Neudefinition und Polarisierung der Geschlechterrollen (Frau=Hausfrau, Mann= Ernährer)Herausbildung privatisierter Familien, historisch neu und einzigartige Emotionalisierung und Intimisierung ihres BinnenverhältnissesIdeal der romantischen LiebeseheKulturelles Orientierungsmuster seit Mitte des 19Jhd.:Gesellschaftlich einzig richtige und rechtlich legitime private LebensformBestenfalls Toleranz alternativer oder uneheliche Lebensformen als Notlösung, i.d.R. soziale Ächtung durch offenen oder verdeckte Sanktion
Pluralisierung der Familienformen seit den 70er Jahren
Ausgangspunkt ist die moderne kleinbürgerliche FamilieDemographischer Wandel -> Geburtenrückgang, Rückgang der Eheschließungen, höheres Heiratsalter, Zunahme der Scheidungentendenzielles Auseinanderfallen von biologischer und sozialer Elternschaft -> Multiple-Elternschaft, Fortsetzungsfamilien, PatchworkfamilienPluralisierung der Lebensformen -> am größten im jungen Erwachsenenalter, am niedrigsten im mittleren Alter, eher in höheren Bildungsschichten als in niedrigen
Strukturwandel der Familie
zunehmendes Gewicht von anderen privaten Lebensformen neben der NormalfamilieVeränderung der Struktur familiärer Lebensgemeinschaften durch Zunahme anderer Lebensformen (Verhandlungsfamilie)Deinstitutionalisierung der bürgerlichen Familie -> kulturelle Legitimationseinbüße der Normalfamilie -> Verbindlichkeitsverlust der Geschlechtsrollen
Erklärungsansätze für den Wandel und die Pluralisierung der Familie
Individualisierungstheorie Wertewandel und Postmaterialismus Theorie gesellschaftlicher Differenzierung privater Lebensformen
Individualisierungstheorie
Auflösung traditioneller Bindungen und SozialformenOptionensteigerung und Notwendigkeit der Entscheidung: Zwang der individuellen LebensführungFamilie als „Verhandlungsfamilie“Individualisierung (auch) des weiblichen LebenszusammenhangsStrukturelle Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft gegenüber Familien: Anforderungen des modernen Arbeitsmarkts bezogen auf Individuen
Theorie gesellschaftlicher Differenzierung privater Lebensformen
Familialer Wandel als Ausdifferenzierung von PrivatheitAusdifferenzierung in mehrere Privatheitstypen mit jeweils Eigenrationalitäten als Antwort auf komplexer werdende UmweltDifferenzierung: Steigerung der Anpassungsfähigkeit an die moderne Gesellschaft, größere FlexibilitätNeue Privatheitsformen besser an die Entwicklungen des Arbeitsmarkts angepasst, als die auf Dauer angelegten Normalfamilien
Nicht-eheliche Lebensgemeinschaften
wachsende hohe soziale Akzeptanz dominierend bei den 20-29Jährigen Eigenständige Lebens- und Erprobungsstufe normal bei jungen Menschen Kopplung von Ehe nur an Kinderwunsch Stärkere Verbreitung in wohlhabenden und gebildeten Milieus
Wertewandel und Postmaterialismus
Tiefgreifender sozialer Wertewandel seit den späten 60ern Säkularisierung der Gesellschaft Selbstentfaltungswerte Individualisierung Geringer Stellenwert von Familie und Ehe
Soziale Konstruktion des Lebenslaufs
Abhängigkeit des Lebenslaufs von historischen und gesellschaftlichen Umständen Abhängigkeit der Entwicklungsphasen des menschlichen Individuums von sozialen Regeln und kulturellen Deutungen Vorstellung eines "normalen" Lebenslaufs (Regeln und Normalitätserwartungen) Strukturierung des Lebens durch institutionelle Vorgaben und kulturelle Deutungen
Kennzeichen des Normallebenslaufs
Ergebnis historischer Standardisierung und Institutionalisierung, vor allem von: - Einschulungsalter - Heiratsalter -Rentenalter Normierung des Lebenslaufs im Sinne der Durchsetzung von Altersnormen Voraussetzung für Standardisierung -Anstieg der Lebenserwartung -Abnahme der individuellen Abweichung von durchschnittlicher Lebenserwartung Entwicklung eines zukunftsorientierten Zeitbewusstseins Methodische Lebensführung Organisation des Lebenslaufs um das Erwerbssystem herum
Soziale Funktion des Normallebenslaufs
Dient der gesellschaftlichen Integration und Ordnunsgbildung Dient der Strukturierung des individuellen Lebens
Auflösungstendenzen des Normallebenslaufs (De-Institutionalisierung)
Flexibilisierung der Erwerbsarbeit Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse Anstieg der Scheidungsraten
Entgrenzung im Lebenslauf
Ausdehnung der Jugendphase und interne Differenzierung der Jugendphase Moratorium später Übergang zum Erwachsenenalter, Transition früher Übergang
Fazit Lebensläufe
wachsende Heterogenität der Lebensläufe Anfang 20. Jhdt. Heterogenität von Lebensläufen als Folge stark divergierender Lebenserwartungen Anfang des 21. Jhdt. Heterogenität der Lebensläufe als Folge der Individualisierung
Dimensionen von diversity
Alter - Geschlecht -Rasse -Ethnische Herkunft -Körperliche Behinderung -Sexuelle Orientierung -Religion
Managing Diversity
Konzept zur Nutzung von Unterschiedlichkeit und Verschiedenheit des Personals in Organisationen Aufbrechen einer homogenen Organisationskultur Produktive Nutzung unterschiedlicher Arbeitsstile und -kulturen