Allgemeine Psychologie 2 (Subject) / Motivation und Emotion (Lesson)

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Motivation und Emotion

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  • Welche drei Verhaltensaspekte versucht die Motivationspsychologie zu erklären? Die Motivationspsychologie möchte die Richtung, die Intensität und die Persistenz (Ausdauer) von Verhalten erklären – und dies sowohl aus einer allgemeinpsychologischen wie auch differentialpsychologischen Perspektive. Richtung bezieht sich darauf, dass jemand ein Ziel hat, auf das hin er sein Verhalten ausrichtet. Mit Intensität wird die Anstrengung bezeichnet, die bei der Verfolgung eines Ziels aufgewendet wird. Mit Persistenz ist gemeint, dass jemand bei der Sache bleibt, sich also nicht ablenken lässt oder vorschnell sein Ziel aufgibt, wenn Schwierigkeiten auftreten. Beispiele: A hat sich vorgenommen, jeden Morgen alleine joggen zu gehen, B treibt lieber in einer Gruppe Sport. A strengt sich beim Laufen sehr an, B hingegen bleibt beim Sport weit unter seiner Belastungsgrenze. A gibt das regelmäßige Joggen nach ein paar Wochen wieder auf, während B ihren Entschluss, regelmäßig Sport zu treiben, eisern durchzieht.
  • Erläutern Sie die Bedeutung des P × U-Schemas. Die Grundaussage des P × U-Schemas bezieht sich darauf, dass jegliches Verhalten aus dem Zusammenwirken von Person- und Umweltfaktoren resultiert. Die angedeutete multiplikative Verknüpfung sagt aus, dass beide Faktoren notwendige Bedingungen sind. Unter den Personenfaktor fallen beispielsweise Motive, Bedürfnisse, Interessen und Ziele, zum Umweltfaktor zählen Objekte oder Tätigkeiten mit Anreizcharakter sowie Gelegenheiten zur Handlungsausführung. Erst wenn ein individuelles Motiv auf eine Umwelt trifft, in der das Motiv befriedigt werden kann, wird sich die Person zum Handeln motiviert fühlen.
  • So unterschiedlich die theoretischen Ansätze von Freud, Hull und Lewin auch sein mögen, so verbindet sie doch eine grundlegende Annahme über die Motivation zum Handeln. Wie lautet sie? Freud, Hull und Lewin gehen übereinstimmend davon aus, dass die Motivation zum Handeln von Mangel- oder Bedürfniszuständen ausgeht. Unbewusste Triebreize (Freud), körperliche Mangelzustände wie Hunger oder Durst (Hull) oder ein auf einer Absicht basierendes Quasibedürfnis (Lewin) energetisieren das Verhalten. Ziel des Handelns ist also der Abbau eines Spannungszustandes.
  • Welche klassischen Ansätze unterscheiden motivationstheoretische Konstrukte, die sich auf die Person beziehen, und solche, die sich auf die Situation beziehen? Welche zentrale theoretische Annahme resultiert aus dieser Abgrenzung? Die explizite Unterscheidung in Person- und Situationskonstrukte findet sich bei Hull (Trieb und Anreiz), Murray (Bedürfnisse und Handlungsgelegenheiten) und Lewin (Quasibedürfnis und Handlungsmöglichkeiten im Lebensraum). Die zentrale motivationstheoretische Annahme ist, dass eine präzise Verhaltensvorhersage nur möglich ist, wenn sowohl Person- als auch Situationsfaktoren berücksichtigt werden.
  • Unter welchen Bedingungen setzt nach Ach der primäre Willensakt ein? Achs Ausgangsfrage war: Wie gelingt es der handelnden Person, Widerstände bei der Verwirklichung einer Absicht zu überwinden? In seinen Experimenten stiftete er eine Gewohnheit, die in einer späteren Versuchsphase der dann aktuellen Aufgabenstellung zuwiderlief. Die innere Bekräftigung der Versuchsteilnehmer „Ich will wirklich!“ als Reaktion auf die wahrgenommenen Realisierungsschwierigkeiten bezeichnete Ach als primären Willensakt. Er setzt dann ein, wenn sich dem Handeln Widerstände entgegenstellen. Mit dieser Annahme stellt Ach Prozesse der Zielrealisierung in den Mittelpunkt seiner theoretischen Betrachtungen, die Gegenstand aktueller motivationspsychologischer Forschungsansätze sind.
  • Worin liegt der Unterschied zwischen dem wissenschaftlichen und dem Alltagsverständnis des Begriffs der Leistungsmotivation? Leistung wird im Alltagsverständnis oft mit Fleiß, Eifer und Arbeitswille gleichgesetzt. Jedoch ist längst nicht alles angestrengte Bemühen, etwas zu schaffen, leistungsmotiviert im eigentlichen Sinne. Wenn z.B. ein Mensch viel leistet, dann kann der Grund dafür auch das Streben nach höherem Verdienst oder einer prestigeträchtigen Position sein. Das wäre nicht leistungsmotiviert, weil nicht die freudige Auseinandersetzung mit einer Herausforderung und die Selbstbewertung der eigenen Tüchtigkeit im Fokus der handelnden Person stehen.
  • Erklären Sie, weshalb Personen mit einem starken Leistungsmotiv bei der Bearbeitung von experimentellen Leistungsaufgaben ausdauernder und damit letztlich auch erfolgreicher sind als Personen mit einem schwach ausgeprägten Leistungsmotiv. Personen mit einem starken Leistungsmotiv erleben Herausforderungen in Leistungssituationen als angenehm und motivierend, weshalb sie diesen positiven Tätigkeitsanreiz möglichst lange auskosten möchten. Durch die ausdauernde Beschäftigung mit einer Aufgabe erzielen sie einen höheren Lernzuwachs und damit auch bessere Leistungen als Personen mit einem schwachen Leistungsmotiv.
  • Inwiefern löst das Risikowahl-Modell die u. a. von Lewin geforderte Berücksichtigung personinterner und situationaler Faktoren (sog. Person-Umwelt-Interaktion) ein? Die situationale Variable Aufgabeschwierigkeit (subjektive Erfolgs-/Misserfolgswahrscheinlichkeit und der daraus abgeleitete Erfolgs- bzw. Misserfolgsanreiz) wird gewichtet mit der personspezifischen Ausprägung des Erfolgs- bzw. Misserfolgsmotivs. Die in der algebraischen Formel angedeutete multiplikative Verknüpfung von Erwartungen, Anreizen und Motiven sagt aus, dass die Motivationstendenz gleich null ist, sobald eine Komponente null ist.
  • Im Risikowahl-Modell untergliedert Atkinson das Leistungsmotiv in zwei voneinander unabhängige Komponenten und betrachtet v. a. zwei Konstellationen. Wodurch sind diese charakterisiert? Erfolgsmotivierte Personen wenden sich Leistungssituationen mit Zuversicht und Vorfreude zu. Misserfolgsmotivierte Personen fühlen sich in Leistungssituationen ängstlich-angespannt, da ihnen ein möglicher Misserfolg vor Augen steht, den sie zu vermeiden suchen.
  • Weshalb kann man das Risikowahl-Modell von Atkinson nicht direkt zur Vorhersage des Leistungsverhaltens im Alltag (Beruf, Studium, Sport) heranziehen? Gemäß dem Risikowahl-Modell besteht der Leistungsanreiz ausschließlich in selbstbewertenden Emotionen (Stolz, Beschämung), andere Anreize, die in Leistungssituationen existieren können (z.B. materielle Belohnungen, Anerkennung von anderen) werden ausgespart. Das Risikowahl-Modell geht zudem davon aus, dass die selbstbewertenden Emotionen direkt an das Leistungsergebnis (Erfolg, Misserfolg) geknüpft sind. Im Alltag treten aber die erwünschten positiven Folgen bei Erfolg nicht immer unmittelbar ein, d.h. ob wir zu einer Leistung motiviert sind, hängt nicht nur von der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit, sondern auch von der Erwartung ab, ob ein Erfolg auch tatsächlich die erwünschten Konsequenzen nach sich zieht.
  • Inwieweit lassen sich das Risikowahl-Modell von Atkinson und die attributionale Theorie der Leistungsmotivation von Weiner aufeinander beziehen? Im Mittelpunkt beider Theorien stehen die klassischen motivationstheoretischen Konzepte Erwartung und Wert. Die Erwartung ist abhängig von der Zeitstabilität. Wer sich Misserfolg mit zeitstabilen Faktoren erklärt („Ich kann das nicht“, „Solche Aufgaben sind zu schwierig für mich“), wird eher düstere Erfolgsaussichten haben. Wenn man auf variable Faktoren attribuiert („Ich habe mich zu wenig angestrengt“, „Die Wetterbedingungen waren beim Match ungünstig“), dann sinkt die Erfolgserwartung nicht; man sieht eine reelle Chance, die Aufgabe beim nächsten Mal zu schaffen, wenn man sich mehr anstrengt oder einfach günstigere Umstände herrschen. Die Wertkomponente ist durch die Lokationsdimension angesprochen. Da es nach leistungsmotivationstheoretischem Verständnis bei einer Leistung um die Selbstbewertung geht, bezieht sich die Wertkomponente auf die selbstbewertenden Emotionen (Stolz und Beschämung). Wenn ich einen Misserfolg auf mangelnde Fähigkeiten oder mangelnde Anstrengung zurückführe, ist das emotional gravierender als wenn ich äußere Umweltfaktoren verantwortlich machen kann. Analog wird Erfolg viel positivere emotionale Folgen haben, wenn ich ihn internal und nicht external attribuiere – die Freude und der Stolz über etwas, was ich selbst geschafft habe, ist größer als wenn ich den Erfolg äußeren Faktoren zuschreibe.
  • Welches Feedback führt gemäß attributionstheoretischen Überlegungen zu einem Anstieg der Erfolgserwartung im Hinblick auf zukünftige Leistungssituationen? - »Da hattest Du aber Glück, dass Dein Nachbar Dich hat abschreiben lassen!« - »Na, diesmal hast Du Dich aber bemüht!« - »Deine Auffassungsgabe für mathematische Fragestellungen ist gut.« Bei der Rückmeldung „Deine Auffassungsgabe für mathematische Fragestellungen ist gut“ wird mit der mathematischen Auffassungsgabe eine stabile Ursache angesprochen, was die positive Erfolgserwartung für zukünftige ähnliche Leistungssituationen fördern sollte.
  • Skizzieren Sie ausgehend von gängigen Leistungsmotivationstheorien die zentralen Elemente eines Motivationsfördertrainings. Die zentralen Elemente für ein Motivationsförderprogramm bestehen in - angemessenen Zielsetzungen, - motivational förderlichen Attributionen für Erfolg und Misserfolg, - im Auskosten positiver Gefühle nach Erfolg und - in der Regulation negativer Gefühle nach Misserfolg.
  • Zeichnen Sie in groben Zügen die Anschlussmotivationsforschung nach. Das Anschlussmotiv wurde zuerst von Murray (1938) thematisiert und dann als ein Furchtmotiv konzeptualisiert (Shipley u. Veroff, 1952). Später wurde dann in die Anschlussmotivkomponenten „Hoffnung auf Anschluss“ (HA) und „Furcht vor Zurückweisung“ (FZ) unterteilt (z.B. French u. Chadwick, 1956). Moderne Methoden der Motivmessung (MMG, PSE-Präzisierungen, OMT) und ihrer Korrelate (z.B. Messung von Oxytocin, Dopamin, funktionelle Magnetresonanztomographie) ermöglichen die Beantwortung neuer Forschungsfragen (z.B. nach den Hirnstrukturen, die auf soziale Zurückweisung reagieren).
  • Schließen sich die Motivkomponenten »Hoffnung auf Anschluss« und »Furcht vor Zurückweisung« gegenseitig aus? Nein, HA und FZ sind als voneinander unabhängige Motivkomponenten konzipiert. Eine Person kann gleichzeitig hohe Ausprägungen in HA und FZ haben. Diesen Typus nennt man „anschlussmotivierter Typ“. Drei weitere Typen, die sich aus der Kombination hoher und niedriger Motivausprägung ergeben, sind der „konflikthaft-anschlussmotivierte Typ“ (hohe HA, hohe FZ), der „wenig-anschlussmotivierte Typ“ (niedrige HA, niedrige FZ) und der „zurückweisungsmotivierte Typ“ (niedrige HA, hohe FZ).
  • Welches sind Merkmale für Personen mit einem hohen Anschlussmotiv? Hoch anschlussmotivierte Personen haben eine hohe Sensibilität für soziale Reize, bevorzugen Situationen, die Anschlussanreize enthalten, verhalten sich häufig anschlussmotiviert (z.B. häufige Aktivitäten mit Freunden) und vermeiden Konflikte zugunsten von Harmonie.
  • Ist ein hohes Anschlussmotiv der Gesundheit eher zu oder abträglich? Eine Reihe von Befunden zeigen, dass ein hohes Anschlussmotiv mit Wohlbefinden und guter Gesundheit assoziiert ist. Ein Hauptmechanismus ist eine mit dem Anschlussmotiv auftretende hohe Immunoglobin-A-Konzentration, die wiederum für ein starkes Immunsystem spricht.
  • Welche Möglichkeiten gibt es, das explizite Anschlussmotiv bzw. explizite Anschlussziele zu messen? - Mehrabian-Skalen (Mehrabian, 1970)- Affiliationsskala der Personality Research Form (dt. Vers. v. Stumpf et al., 1985)- GOALS (Brunstein u. Pöhlman, 1997)
  • Welche Hormone werden mit dem Anschlussmotiv in Verbindung gebracht? - Progestoron- Oxytocin- Dopamin
  • Was ist, gemäß aktueller Machtmotivationsforschung, das eigentliche Ziel machtthematischen Handelns? Das Ziel machtthematischen Handelns ist die Befriedigung, die aus der physischen, mentalen oder emotionalen Einflussnahme auf andere gezogen wird. Diese lässt sich am ehesten als ein Gefühl von Stärke und Überlegenheit bezeichnen.
  • Bitte nennen Sie die sechs Machtquellen nach French und Raven (1959). Fällt Ihnen zu jeder ein Beispiel ein?  Belohnungsmacht (Beispiele: Eltern, die ihre Kinder mit Lob belohnen; Boni, die Arbeitnehmenden bei einzigartiger Leistung winken) Bestrafungsmacht (Beispiel: angedrohte Kündigung bei mangelnder Arbeitsleistung) Legitimierte Macht (Beispiele: Vorgesetze darf und muss Mitarbeitende für gute/schlechte Leistung belohnen/sanktionieren; Eltern bestimmen die Regeln für ihre Kleinkinder) Vorbildmacht (Beispiele: sportliches Vorbild im Sportverein; große Schriftstellerin, deren Workshops den eigenen Schreibprozess nachhaltig beeinflussen) Expertenmacht (Beispiel: IT-Supporter, auf dessen Kompetenzen die ganze Forschungsabteilung angewiesen ist) Informationsmacht (Beispiele: Erpressungen; strategische Verhandlungen, bei denen Informationen zum richtigen Zeitpunkt offenbart werden)
  • Wie entsteht das Machtmotiv? Das Machtmotiv entwickelt sich in der frühen Kindheit aufgrund von Lernerfahrungen, die im Zusammenhang mit Macht- und Kontrollverhalten gemacht werden.
  • McClelland (1975) unterscheidet vier Entwicklungsstadien der Macht. Nach welchem Prinzip werden diese eingeteilt? McClellands (1975) Klassifikation erfolgt anhand der Quelle der Macht und des Objektes der Macht, die beide innerhalb oder außerhalb der Person liegen können. Kombiniert man die beiden zweistufigen Klassifikationskriterien miteinander, entstehen vier Typen. Dies sind das Machtstadium 1 (Objekt der Macht: selbst, Quelle der Macht: andere), selbstbezogenes Machtstreben Machtstadium 2 (Objekt der Macht: selbst, Quelle der Macht: selbst), anlehnendes Machtstreben Machtstadium 3 (Objekt der Macht: andere, Quelle der Macht: selbst), personalisiertes Machtstreben Machtstadium 4 (Objekt der Macht: andere, Quelle der Macht: andere): sozialisiertes Machtstreben
  • Welche Wirkung hat das Machtmotiv auf Wahrnehmung, affektive Reaktionen, Erinnerungen und Lernen? Das Machtmotiv sensibilisiert für machtthematische Reize in der Umwelt. So lässt es Menschen motivrelevante Informationen besser wahrnehmen, verarbeiten und erinnern. Machtmotivierte reagieren affektiv sensibler und stärker auf machtthematische Situationen und lernen machtthematische Inhalte besser als andersthematische.
  • Welches sind Verhaltensweisen hoch machtmotivierter Personen? Bitte nennen Sie auch Beispiele aus ihren Lebenskontexten. Beispiele machtmotivierten Verhaltens: Innehaben von Ämtern (Studentenvertreter); Bevorzugung von kompetitiven Sportarten; häufiger Wechsel von Sexualpartnern und Kundtun dessen; Konsumieren von Drogen und Alkohol; Besitzen von Prestigegütern wie teuren Markenkleidern; überzeugende Redner, die andere durch ihre Redegewandtheit und ausdrucksvoller Mimik und Gestik beeindrucken; charismatische Personen, denen man gerne und mit Bewunderung folgt.
  • Warum wirkt ein unter Druck stehendes Machtmotiv gesundheitsbeeinträchtigend? Ist das Ausleben des Machtmotivs durch innere oder äußere Faktoren dauerhaft gehemmt, kommt es zu einer chronischen Aktivierung des sympathischen Nervensystems (z.B. Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin). Dies führt dauerhaft zu einer niedrigen Immunoglobin-A-Konzentration, die die Immunabwehr des Körpers senkt und so zu häufigen Erkrankungen führt.
  • Wie kam es zu der konzeptionellen Unterscheidung in implizite und explizite Motive? McClelland et al. (1989) schlussfolgerten aus dem häufigen Befund, dass über den Selbstbericht (Fragebogen) gemessene Motive nicht mit Motiven korrelierten, die indirekt (z.B. TAT) gemessen wurden, dass die Messmethoden zwei voneinander verschiedene Motivationssysteme darstellen. Diese sind implizite und explizite Motive.
  • Wie entstehen implizite und explizite Motive? Implizite Motive werden in der frühen Kindheit (vor dem Spracherwerb) aufgrund affektiver Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit leistungs-, macht- und anschlussthematischen Handlungen erlernt. Explizite Motive sind motivationale Selbstbilder, die später in der Kindheit (wenn Sprache eine Rolle spielt) erlernt werden. Sie sind Folge der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt und ihren Erwartungen und Normen.
  • Worin unterscheiden sich implizite und explizite Motive? Implizite und explizite Motive unterscheiden sich im Verhalten, das mit ihnen assoziiert ist, in den Anreizen, auf die sie reagieren, in ihrer Entstehungsgeschichte, in der Art, wie sie gemessen werden, und im Bewusstheitsgrad (bewusst vs. unbewusst).
  • In welchen Beziehungen können implizite und explizite Motive zueinander stehen und welche Folgen haben diese? Wenn implizite und explizite Motive in ihrer Ausprägung übereinstimmen, spricht man von Motivkongruenz. Die Nicht-Übereinstimmung von impliziten und expliziten Motiven heißt Motivinkongruenz. Sie ist ein chronischer Konflikt in der Person und wirkt (wie andere dauerhafte Stressoren auch) negativ auf das Wohlbefinden, die Lebenszufriedenheit und die Gesundheit.
  • Ein grundsätzliches Unterscheidungsmerkmal von aktuellen psychologischen Konzepten zu Annäherung und Vermeidung ist ihr Verständnis als Disposition (»trait«) oder als Zustand (»state«). Welches sind Beispiele für diese beiden groben Kategorien? Annäherung und Vermeidung als Dispositionen: Annäherung und Vermeidung als Dimensionen der Persönlichkeit (Elliot u. Thrash, 2010) Annäherung: Extraversion, positive Emotionalität, BAS; Vermeidung: Neurotizismus, negative Emotionalität, BIS Hoffnungs- und Furchtmotive (z.B. Hoffnung-auf-Erfolg, Furcht-vor-Misserfolg, Hoffnung-auf-Kontrolle, Furcht-vor-Kontrollverlust) Dispositioneller Promotions- und Präventionsfokus (Regulationsfokustheorie; Higgins, 1997)Annäherung und Vermeidung als Zustände: Annäherungs- und Vermeidungsziele Situativer Promotions- und Präventionsfokus
  • Nennen Sie Beispiele für Annäherungs- und Vermeidungsziele aus den Kontexten Leistung, Anschluss und Macht. - Leistung: Annäherung: Ich will den kniffligen statischen Sachverhalt im Tutorium heute verstehen; Vermeidung: Ich will nicht wieder aus dem Tutorium gehen und denken, ich habe nichts verstanden.- Anschluss: Annäherung: Ich werde auf sie zugehen und sie in ein interessantes Gespräch verwickeln; Vermeidung: Ich muss vermeiden, mich ungeschickt anzustellen, wenn ich mit mir ins Gespräch komme.- Macht: Annäherung: Ich will meine Arbeitsgruppe heute von meinem Standpunkt überzeugen; Vermeidung: Ich will verhindern, dass ich meine Vorstellungen in der Arbeitsgruppe wieder nicht durchboxen kann.
  • Bitte reflektieren Sie: Haben Vermeidungsziele immer negative Konsequenzen? Nein. Ältere Personen profitieren von Vermeidungszielen; gesundheitsbezogene Verhinderungsziele (Verhindernwollen negativer Gesundheitskonsequenzen, die bei gesundheitsschädigendem Verhalten, wie z.B. Rauchen, eintreten würden) wirken günstig auf die Verhaltensänderung.
  • Was besagt die Automotive-Theorie von Bargh (1994)? Ziele sind Teil eines komplexen Wissensnetzwerkes, das u.a. aus zahlreichen Umweltstimuli, die in der Vergangenheit gleichzeitig mit dem Ziel aufgetreten sind, besteht. Tauchen diese Stimuli auf, können sie zielführendes Verhalten automatisch (d.h. unbewusst) auslösen.
  • Worin besteht in funktionaler Hinsicht der Vorteil, dass zielbezogene Konzepte in einem erhöhten Aktivationszustand im Gedächtnis repräsentiert sind? Der erhöhte Aktivationszustand zielbezogener Konzepte trägt dazu bei, dass Stimuli in der Umwelt, die für die Zielrealisierung relevant sind, eher entdeckt werden. Ein Zitat von Förster et al. (2005) verdeutlicht diese Annahme: "… activation of intention-relevant memory entries prepares the individual to efficiently, and sometimes automatically, detect goal-relevant cues in the environment, thus providing him or her with a behavioral repertoire (means) that supports ultimate goal attainment" (Förster et al., 2005, p. 221).
  • Hat die Verfolgung motivkongruenter Ziele nur positive Aspekte? Nein, denn Rückschläge bei der Verfolgung motivkongruenter Ziele beeinträchtigen das Befinden sehr viel stärker als solche bei der Verfolgung motivinkongruenter Ziele. Man könnte sagen: Unser Herz hängt viel stärker an den Zielen, die relevant für unsere grundlegenden Bedürfnissen und Motive sind. Man freut sich mehr über Fortschritte, leidet aber auch mehr bei Misserfolgen.
  • Oettingen hat in ihrer Forschung zur Fantasierealisierung zeigen können, dass das reine Schwelgen in positiven Fantasien (nach dem Motto: »Think positive! Du bist schön, Du bist erfolgreich, Du hast es geschafft!«) Zielbindung und Zielengagement dämpft. Spekulieren Sie, warum dies der Fall ist. Das reine Schwelgen in positiven Fantasien kommt erstens einem „konsummatorischen“ Akt gleich. Man nimmt gedanklich die positiven Gefühle vorweg, die sich bei erfolgreicher Zielrealisierung einstellen, und fühlt sich infolgedessen nicht mehr veranlasst, etwas für sein Ziel zu tun – Tagträumen kann auch schön sein. Zweitens fehlen bei reinem Schwelgen konkrete Hinweise, welche Schwierigkeiten noch zu überwinden sind und welche Strategien hierzu nötig sind.
  • Welche Zielorientierung (Lern- vs. Performanzziele) halten Sie für Führungskräfte und Lehrpersonen günstiger? Eine Lernzielorientierung ist auf jeden Fall einer Performanzzielorientierung vorzuziehen. Einerseits werden eigene Misserfolge der Führungskraft bzw. Lehrperson produktiver verarbeitet. Misserfolge werden als Hinweise interpretiert, dass man noch etwas zu verbessern hat – ganz unabhängig vom Bereich, in dem die Leistung erbracht wird. Man sieht sich in seiner generellen Einstellung, sich kontinuierlich zu verbessern und dazulernen zu wollen, bestätigt. Durch die Überzeugung der Veränderbarkeit bleibt man darüber hinaus optimistisch, dass dies gelingen kann. Diese Haltung liegt im Übrigen verbreiteten Qualitätskonzepten in Wirtschaftsunternehmen zugrunde, die unter dem Begriff der „kontinuierlichen Verbesserungsprozesse“ oder auch unter dem Begriff des „lebenslangen Lernens“ gefasst werden. Andererseits wird eine Lernzielorientierung von Führungskräften und Lehrpersonen dazu beitragen, Mitarbeitenden bzw. Schülern die nötige Unterstützung (Weiterbildung, Coaching, Nachhilfe) zukommen zu lassen.
  • Vergleichen Sie die abwägende und planende Bewusstseinslage im Hinblick auf die Art und Weise, wie zielbezogene Information verarbeitet wird. In der abwägenden Bewusstseinslage, die das Setzen attraktiver und realistischer Ziele begünstigt, wird der Fokus auf die positiven und negativen Aspekte und auf die Realisierbarkeit eines Ziels gelenkt. Positive und negative Aspekte werden unparteiisch gegeneinander abgewogen, und die Einschätzung der Realisierbarkeit ist adäquat und realistisch. In der planenden Bewusstseinslage ist man mit der Realisierung des Ziels beschäftigt. Der gedankliche Fokus liegt auf der konkreten Durchführung des Vorhabens. Die positiven Aspekte der gewählten Handlungsalternativen rücken in den Vordergrund, während die negativen ausgeblendet werden; die Realisierbarkeit wird optimistisch eingeschätzt.
  • Was sind Implementierungsintentionen? Nennen Sie ein Alltagsbeispiel, bei dem Implementierungsintentionen helfen könnten. Implementierungsintentionen sind mentale Verknüpfungen zwischen einer zukünftigen Situation („wenn“) und einer beabsichtigten Handlung („dann“). Diese mentale Verknüpfung löst kognitive Veränderungen aus, die die Zielrealisierung fördern. Einerseits wird die spezifizierte Gelegenheit leicht zugänglich, andererseits wird die intendierte Handlung bei Auftreten der Gelegenheit automatisch ausgelöst. Alltagsbeispiele:- Ich möchte mich mehr bewegen, kann mich aber fast nicht dazu aufraffen. „Wenn ich morgen von der Arbeit nach Hause komme, dann ziehe ich mich sofort um und gehe eine große Runde joggen.“- Ich vergesse immer, meine Schwester anzurufen, obwohl es dringend wäre: „Wenn ich in die Morgenpause gehe, suche ich mir einen ruhigen Ort und rufe meine Schwester an.“
  • Welche zwei Typen von Handlungs- bzw. Lageorientierung werden unterschieden und was sind ihre Merkmale? Unterschieden werden die misserfolgsbezogene Handlungs-/Lageorientierung (HOM/LOM) und die prospektive Handlungs-/Lageorientierung (HOP/LOP), die sich durch Unterschiede in der Affektregulation kennzeichnen. HOM/LOM bezieht sich auf die Fähigkeit, negativen Affekt herabzuregulieren, HOP/LOP auf die Fähigkeit, positiven Affekt zu mobilisieren. Prospektiv Handlungsorientierte (HOP) können positiven Affekt in sich erzeugen und führen beabsichtigte Handlungen prompt aus. LOP geht mit Zögerlichkeit und mangelndem Schwung bei der Umsetzung von Absichten einher. Die misserfolgsbezogene Handlungsorientierung (HOM) lässt Personen nach einem Misserfolg schnell wieder mit Tatkraft an andere Projekte herangehen, während eine misserfolgsbezogene Lageorientierung (LOM) zu ausgedehntem Grübeln über das nicht mehr zu ändernde unangenehme Ereignis führt.
  • Welche zwei Formen des Willens unterscheidet Kuhl? Kuhl unterscheidet die Selbstregulation von der Selbstkontrolle. Die Selbstregulation folgt dem Prinzip der „inneren Demokratie“; es werden die vielfältigen Wünsche und Bedürfnisse der Person berücksichtigt, frühere Erfahrungen einbezogen und so „intuitiv“ die beste Handlungsstrategie gewählt. Bei der Selbstkontrolle handelt es sich eher um eine „innere Diktatur“. Alles, was der Zielerreichung abträglich ist, wird unterdrückt. Die Selbstkontrolle wird als anstrengend erlebt und erfordert ein hohes Maß an Konzentration.
  • Ordnen Sie die Emotionen Wut und Freude auf den Dimensionen »Lust-Unlust« und »Erregung-Beruhigung « an. Wut ist bei Unlust und Erregung anzuordnen und Freude bei Lust und Erregung.
  • Emotionen kann man als Informationsträger verstehen. Wen informieren sie worüber? Emotionen resultieren aus Bewertungsvorgängen und informieren den Organismus über das Ergebnis dieser Bewertung. Über Mimik und Gestik informieren sie auch andere Individuen über das Ergebnis der Bewertung und somit auch über unser Befinden.
  • Wie können Emotionen dazu beitragen, den Zugriff auf Gedächtnisinhalte zu erleichtern? Wenn man sich beim Abruf von Gedächtnismaterial in dem gleichen emotionalen Zustand befindet wie beim Einspeichern, ist der Gedächtnisabruf erleichtert.
  • Welche Rolle spielen Emotionen für die Behavioristen? Behavioristen waren der Ansicht, dass die Psychologie nur dann zu einer objektiven Wissenschaft werden könne, wenn sie sich auf die Untersuchung beobachtbaren Verhaltens beschränke. Da die subjektive Komponente von Emotionen nur durch Introspektion zugänglich ist, war sie für die Behavioristen nicht als Untersuchungsgegenstand geeignet. Die Introspektion (Innenschau, Selbstbeobachtung psychischer Vorgänge) wurde als unzureichende Methode bezeichnet, da sie subjektiv ist. Behavioristen beschäftigten sich nur mit beobachtbaren Indikatoren von Emotionen. Hier interessierte sie vor allem, wie Emotionen durch klassische und instrumentelle Konditionierung erworben, d.h. an bestimmte Situationen bzw. Reize gekoppelt werden.
  • Welche Hirnregionen sind maßgeblich an Emotionen beteiligt? Es sind vor allem jene Hirngebiete an Emotionen beteiligt, die auch aktiv sind, wenn Lebewesen mit Belohnungs- und Bestrafungsreizen konfrontiert werden.Strukturen im Zwischenhirn (z.B. Thalamus, Hypothalamus und Hypophyse) sind für die körperlichen Komponenten von Emotionen mitverantwortlich.Vom Großhirn sind u.a. der Frontallappen (Stirnlappen) und die Temporallappen (Schläfenlappen) an emotionalen Vorgängen beteiligt. Die rechts und links unter den Schläfenlappen liegenden Mandelkerne (Amygdalae) haben eine wichtige Funktion bei der emotionalen Bewertung von Reizen.
  • Was zeichnet Emotionen nach dem evolutionsbiologischen Ansatz aus? Emotionen sind im Laufe der Evolution durch natürliche Auslese entstanden. Ihre Komponenten (Ausdruck, physiologische Komponente) haben oder hatten einen Überlebens- und Anpassungswert für das Individuum. Situationen bzw. Reize, die dem Überleben und der Anpassung an die jeweilige Umwelt dienlich sind, sind von positiven Emotionen begleitet, während Situationen und Reize, die das Überleben gefährden, von negativen Emotionen begleitet sind.
  • Was ist die Kernaussage der James-Lange-Theorie? Emotionen sind bewusste Empfindung körperlicher Veränderungen. Damit sind körperliche Veränderungen wie z.B. Herzklopfen und Schweißausbrüche nicht die Folge, sondern die Ursache des emotionalen Erlebens.
  • Welche verschiedenen Arten von Einschätzungen werden in kognitiven Bewertungstheorien diskutiert? Zunächst bewerten wir ein Ereignis im Hinblick darauf, ob es eine positive oder negative Bedeutung für unser Wohlergehen hat (primäre Einschätzung). Ebenfalls schätzen wir ein, inwiefern wir in der Lage sind, die Anforderungen, die das Ereignis an uns stellt, zu bewältigen (sekundäre Einschätzung). Der Prozess der Emotionsentstehung ist dynamisch: Wir bewerten die Situation neu, wenn wir neue Informationen über sie bekommen oder sich unsere Bedürfnislage verändert hat („reappraisal“).