Psychologie (Subject) / Mündlich (Lesson)

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Mündliche Prüfung

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  • Wo sind Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen ADHS und BorderlinePersönlichkeitsstörung? - beide beginnen früh - ADHS eher noch früher, zeigt sich bereits vor dem siebten Lebensjahr - bei beiden können desorganisiertes Verhalten, impulsives, distanzloses Verhalten, Emotionsregulationsschwierigkeiten und Affektlabilität vorliegen. - bei ADHS sind die Angst, verlassen zu werden und selbstverletzende Vh-weisen nicht typisch - es können sich komorbid bei ADHS Depressionen entwickeln, z.B. in Folge von Ablehnung durch Interaktionspersonen - aber keine so stark ausgeprägte Gefühle der inneren Leere und keine Identitätsstörung wie bei Borderline
  • Bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen können wie bei der Schizophrenie oder einer wahnhaften Störung Halluzinationen auftreten. Wie kann man die Störungsbilder unterscheiden? Bei der Borderline-PS treten Halluzinationen für gewöhnlich nur vorübergehend unter Belastung auf. - Selbst wenn sie sehr häufig auftreten, ist normalerweise noch die Einsicht gegeben, dass es die Stimmen oder Erscheinungen (normalerweise akustische oder optische Halluzinationen) in der Realität nicht gibt, es handelt sich also eigentlich nur um Pseudohalluzinationen. - die Halluzinationen werden bei der Borderline-PS nicht als Symptom einer komorbiden Psychose interpretiert, sondern als dissoziatives Symptom (Abspaltung von Wahrnehmungsanteilen, die dann als fremdgeneriert wahrgenommen werden) - (natürlich kann es aber auch dazu kommen, dass Borderliner komorbid eine Psychose entwickeln (dann wären es nicht mehr nur Pseudohalluzinationen)) - u.U. können die Stimmen bei traumatisierten Borderline-Patienten auch Intrusionen sein
  • Welche Diagnosen kommen bei Stimmenhören in Frage? Wie unterscheiden sich die Stimmen bei den verschiedenen Störungen? Schizophrenie - schizoaffektive Störung - wahnhafte Störung: im Ggs. zu den beiden vorherigen Störungen sind keine akustischen Halluzinationen, die in der dritten Person sprechen, möglich - Depression oder Manie mit psychotischen Symptomen: keine Rede in der dritten Person / kommentierende Stimmen - schizotype Störung: vorübergehende quasi-psychotische Episoden mit Halluzinationen sind möglich - Borderline: vgl. oben
  • Wie kann man eine schizoaffektive Störung von einer Depression mit psychotischen Merkmalen unterscheiden? Bei einer schizoaffektiven Störung müssen im Ggs. zur Depression oder bipolaren Störung mit psychotischen Symptomen mind. zwei Wochen lang Wahnsymptome und / oder Halluzinationen vorhanden sein, ohne dass gleichzeitig eine affektive Episode vorliegt.(die Bedingung gibt es nur im DSM)
  • Wie würden sie Missbrauch von Alkohol und gefährliches Trinken unterscheiden? Im Begriff „Missbrauch“ steckt: das Trinken wird benutzt, um etwas zu erreichen, z.B. psychische Regulation. Wenn das länger praktiziert wird, kann sich eine psychische und körperliche Abhängigkeit ergeben -> „gefährlich“Gefährliches Trinken ansonsten z.B. in bestimmten Situationen, wie vor dem AutofahrenFür eine Alkoholkonsumstörung (Bezeichnung im DSM-5) müssen mind. 2 der 11 aufgelisteten Symptome über einen Zeitraum von 12 Monaten vorliegen.
  • Was meint Mentalisierungsfähigkeit? Glauben Sie, dass das einen Einfluss auf die Therapie hat? Mentalisierung bezeichnet die Fähigkeit, fremdes und eigenes äußeres Verhalten bezüglich psychischer Zustände (Überzeugungen, Absichten, Einstellungen, Wünsche) begreifen und interpretieren zu können. Die Mentalisierungsfähigkeit wird im Kleinkindalter durch die Spiegelung von Affekten erlernt. wichtig auch zur Regulation von Affekten. Starke Affekte zu haben, ohne zu wissen warum, kann beunruhigend sein. Die eigenen Gefühle verstehen zu lernen ist entsprechend auch ein Teil der DBT / in der mentalisierungsbasierten Therapie nach Fonagy sollen unter strukturellen Störungen leidende Patienten ein besseres Verständnis für sich und andere entwickelnVielleicht sind u.a. deswegen psychische Störungen bei intelligenzgeminderten Personen auch häufiger, können Affekte schlechter verarbeiten.Wenn der Therapeut die Affekte von Patienten spiegelt und validiert kann hier eine Art Nachreifung stattfinden.Mentalisierung ist bei Persönlichkeitsstörungen wichtig: immer wieder kommt es durch das eigene Verhalten zu Schemabestätigungen - wenn man sich in andere versetzen kann, antizipiert, was in IA-Partnern vorgeht, wenn man sich selbst auf eine bestimmte Art und Weise verhält, wäre dieser Kreislauf unterbrochenBei Therapeuten sind Mentalisierungsfähigkeiten sehr wichtig für den Therapieerfolg - müssen sich in Patienten hineinversetzen können.
  • Was kann man bei einer chronischen Depression machen, wenn klassische Behandlungsmethoden nicht funktionieren? Lichttherapie, EKT, CBASP
  • Was ist CBASP? Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy - entwickelt für chronisch depressive Patienten von McCullough - geht davon aus, dass eine Entwicklungsstörung bei chronisch depressiven Patienten vorliegt, nehmen Umwelt weniger wahr (u.a. durch Vernachlässigung in der Kindheit) - prägende Beziehungserfahrungen werden analysiert bzgl. der Themen: - Intimität/Nähe, Umgang mit Fehlern, Umgang mit emotionalen Bedürfnissen, Reaktion auf Ausdruck von Gefühlen - Situationsanalysen: Wie beeinflussen die prägenden Beziehungserfahrungen aktuelle Situationen? Erreiche ich, was ich möchte? Wie könnte ich es eher erreichen (mit welchen Gedanken und Verhaltensweisen?) - Training sozialer Kompetenzen (achten auf nonverbale Kommunikation + Training funktionaler Gedanken), operante Methoden - Training darin, Unterschiede wahrzunehmen zwischen Verhalten der prägenden Bezugspersonen und aktuellen Interaktionspartnern („Interpersonnelle Diskriminationsübung“ - es wird versucht, häufig stattfindende Übertragungsprozesse zu durchbrechen) - der Therapeut bringt sich / seine in der Interaktion entstehenden Gefühle „diszipliniert“ / kontrolliert ein, zeigt: „Ihr Verhalten hat einen Einfluss auf mich!“ („diszipliniertes persönliches Einlassen“
  • Wie kann man realistisch Hoffnung vermitteln (wirksamer Faktor in der Psychotherapie)?
- Studienergebnisse / Erfolgsquoten bei der Störung nennen - erzählen, dass man selbst schon gute Erfahrungen in der Behandlung gemacht hat - aber: nicht dem Klienten Erfolg für seine individuelle Therapie verspreche
  • Was versteht man unter dem Konzept des limited reparenting? Begriff aus der Schematherapie (Young): - es geht um die Korrektur biografisch erlebter Vernachlässigung und Invalidierung - Zu Therapiebeginn ist zunächst ein wertschätzender Beziehungssaufbau notwendig, indem das Verhalten des Patienten als der bisher bestmöglicher Lösungsversuch anerkannt wird, der mit therapeutischer Hilfe optimiert werden kann -> ist der dialektischen Beziehungsgestaltung aus der DBT sehr ähnlich, auch da Dialektik aus Validierung und Veränderung - Das mindert das Schamgefühl und die Demoralisierung und aktiviert die Hoffnung auf einen Weg zur Besserung. - Wenn Problemverhalten gezeigt wird spricht das der Therapeut einfühlsam-konfrontierend an und setzt nachvollziehbar Grenzen, in dem er seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse einbringt. Damit übernimmt der Therapeut eine Funktion, die in der Kindheit die Eltern hatten, nämlich grundsätzlich wertzuschätzen und zu unterstützen, aber auch nachvollziehbare Grenzen zu setzen und maßvoll zu fordern, um das Kind angemessen auf die Bewältigung von Schwierigkeiten im Leben vorzubereiten. - Unterstützung (engl. „reparenting“) und Grenzsetzungen (engl. „limit setting“) müssen dabei flexibel ausbalanciert werden (siehe Abb. 3). Daher spricht man von „begrenzter Nachbeelterung“ (engl. „limited reparenting“). - „Beeltert“ der Therapeut zu stark, macht er die Patienten von sich abhängig. Irgendwann wird er dann ärgerlich, weil die Therapie nicht vorangeht. - Aber auch bei Grenzsetzungen bleibt der Therapeut verständnisvoll, d.h. empathisch konfrontierend. Denn wenn der Therapeut den Patienten überfordert geht es diesem schlechter und der Therapeut bekommt Schuldgefühle. - der Therapeut macht Vorschläge für die aktuellen emotionalen Aktivierungen und führt den Patienten aus dem Erlebens- in den Reflexionszustand. Dort kann das Erleben verstanden und neu darauf reagiert werden. Es wird gemeinsam überlegt, was ein aktuell aktivierter Modus des Patienten brauchen könnte. Im Therapeuten haben die Patienten ein Modell, an dem sie sich orientieren und die neuen Lösungsstrategien mehr und mehr verinnerlichen können, bis in ihnen selbst ein „gesunder Erwachsener“ aufgebaut ist. https://www.schematherapie-roediger.de/down/Therapeutische%20Beziehung.pdf
  • Wo hat die Anorexie Ähnlichkeiten zur körperdysmorphen Störung, Schizophrenie, Sucht und Zwang? - wie bei der körperdysmorphen Störung kreisen die Gedanken um einen imaginären Makel hinsichtlich des körperlichen Erscheinungsbildes. (Die zusätzliche Diagnose einer körperdysmorphen Störung sollte nur vergeben werden, wenn die Störung sich nicht auf die Figur und den Körperumfang bezieht (z.B. die Überzeugung, die eigene Nase sei zu groß). - Die Selbstwahrnehmung als zu dick kann bei der Anorexie wahnähnlich sein. - bei der Schizophrenie kann ein bizarres Essverhalten vorliegen und gelegentlich kann es zu einem erheblichen Gewichtsverlust kommen. Die Betroffenen haben jedoch selten Angst vor Gewichtszunahme und zeigen keine Körperbildstörung. - Patienten mit Substanzkonsumstörungen können infolge von mangelhafter Nährstoffaufnahme ein niedriges Körpergewicht aufweisen. Sie zeigen jedoch in der Regel keine Angst vor Gewichtszunahme und keine Störung des Körperbildes. + bei der Anorexie gibt es ein starkes Verlangen danach, abzunehmen, ähnlich einer Sucht - bei der Anorexie kann es sich aufdrängende, zwanghafte Gedanken geben, z.B. Gedankenkreisen um die Angst, zuzunehmen + ritualisierte Vh.-weisen beim Essen mit vielen Regeln, ähnlich Zwangshandlungen - Erbrechen bei Bulimie auch mit kurzer Reduktion von Anspannung verbunden, wie bei Zwangshandlungen (Eine Zwangsstörung sollte nur vergeben werden, wenn es abgesehen von den Zwangsgedanken und -handlungen bezogen auf Essen weitere gibt)
  • Was ist Ihre Einstellung zum Stabilisieren bei PTBS? Stabilisierung ist wichtig: - nur wenn dissoziative Zustände rechtzeitig wahrgenommen und reguliert werden können, kann eine aktive Auseinandersetzung erfolgen - dissoziative Zustände unterliegen Lernprozessen, jede Dissoziation erhöht die Wl. für weitere Dissoziationen -> Therapien mit häufigen Dissoziationen sind insofern schädlich - die Erfahrung, Affekte selbst regulieren zu können, wirkt dem Erleben von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein entgegenStabilisierung heißt: - allgemeine Ressourcenstärkung - zusätzlich Stabilisierung durch imaginative Übungen wie den „Inneren sicheren Ort“ - Erlernen von Distanzierungstechniken wie die „Tresorübung“ oder die „Bildschirmtechnik“Aber: Man sollte sich auch nicht zu lange mit Stabilisierung beschäftigen, nicht dass sie zu einer therapeutischen Vermeidungsstrategie wird. Reine Stabilisierung als Vermeidung hält die Störung aufrecht und führt immer wieder zu psychischen Krisen.Die Narrative Expositionstherapie hat z.B. auch gute Erfolge bei Flüchtlingen in Flüchtlingscamps, obwohl die noch nicht in Sicherheit leben / im stationären Setting gibt es Studien, dass die Stabilisierung nur wenige Wochen dauern muss (Bohus).
  • Was konkret würde für Sie gegen ein konfrontatives Vorgehen bei einer PTBS sprechen? - akute Suizidalität - Konfrontationen gehen zunächst mit einem Anstieg der subjektiven Belastung einher, akut suizidale Patienten haben keinen Belastungsspielraum mehr nach oben - nicht zu verwechseln mit chronischer latenter Suizidalität - sehr geringe Affektregulationskompetenzen - akute schwere Depression - Lernfähigkeit eingeschränkt - akuter Cannabiskonsum - Lernfähigkeit eingeschränkt - schwer dissoziative Zustände ohne die Fähigkeit, diese rechtzeitig wahrnehmen und regulieren zu können - Dissoziationen verhindern die Auseinandersetzung mit der Thematik - dissoziative Zustände unterliegen Lernprozessen, jede Dissoziation erhöht die Wl. für weitere Dissoziationen -> Therapien mit häufigen Dissoziationen sind insofern schädlich - Täterkontakt (heißt: mit weiteren Traumatisierungen, nicht einfach z.B. nur zum Vater, der früher missbraucht hat) - neu eingetretene, destabilisierende Faktoren im Alltag, die eine Anpassungsleistung erfordern (wie z.B. eine neu eingetretende Arbeitslosigkeit oder Trennung) - eine Komorbidität mit einer Schizophrenie - außer der Zustand des Patienten ist extrem stabil, ansonsten schonendere Arten des Umgangs mit Trauma, wie Raum geben, sich über das Erlebte zu äußern, wenn der Patient sich das wünscht / Strategien einer schonenden Traumatherapie: - Gegenwartsbezug herstellen ◦ z.B.: „Was denken Sie heute als Erwachsener über die Situation? Hätte das Kind wirklich eine Chance gehabt, sich zu wehren?“ ◦ „Was ist heute anders als damals (Person, Umfeld, …)?“ ◦ Betonen, dass man sich heute in einer sicheren Situation befindet 1 „Damals als Kind waren Sie hilflos und ausgeliefert, heute sind Sie eine erwachsene Frau. Was können Sie heute tun, was damals nicht möglich war?“ ◦ in den Schilderungen wenig emotionalisieren ◦ Skills - Imagery Rescripting and Processing Therapy einsetzen, traumatisches Erlebnis in Imagination verändern oder eine reale Ressourcensituation in Erinnerung rufen, in der man sich z.B. gewehrt hat - Bildschirmtechnik Vgl.: Gegen Dissoziationen:- … können auch Gleichgewichtsübungen während der Konfrontation durchgeführt werden, z.B. auf einem Kippbrett - geht wohl mit Gehirnprozessen einher, die mit Dissoziationen wenig kompatibel sind, macht es unwahrscheinlicher. - Konfrontation mit offenen Augen - nicht in Gegenwart - während Konfrontation Gegenstände halten, die positiv besetzt sind / das gegenwärtige Leben symbolisieren („grounding objects“)
  • Wie wirkt Konfrontation bei der PTBS? Auseinandersetzung im entspannten Zustand in der Therapie mit dem Angstbesetzten -> Unterscheidung zwischen damals und dem „Hier und jetzt“ in Sicherheit wird möglichstattgefundene Konditionierungsprozesse (z.B. Dunkelheit, Stadtpark und Zigarettengeruch bedeuten Gefahr) werden wieder entkoppelt - Konfrontation damit und es passiert nichts Schreckliches -> es wird die Erfahrung gemacht, dass die Reize nicht vermieden werden müssen, eine weitere Verarbeitung kann stattfindenAngst kann ausgehalten werden, es kommt zu Habituationdas Traumagedächtnis wird elaboriert, es entsteht eine zusammenhängende Geschichte, nicht mehr nur viele unintegrierte, angstauslösende Stimuli, die jeweils das komplette Angstnetzwerk aktivierenEs werden zusätzliche Gedächtnisnetzwerkstrukturen gebildet. Da das Angstnetzwerk eine „Autobahn“ im Gehirn ist (oft benutzte, schnelle Gedächtnisnetzwerkverbindung) kann es sein, dass es auch danach noch aktiviert wird. Die neuen Verbindungen müssen sich erst etablieren.
  • Laut einer Studie ist bei der PTBS eine rein kognitive Therapie genauso wirksam wie Konfrontation. Wie erklären Sie sich das? Bei einer PTBS kann es gravierende kognitive Veränderungen geben, die aus dysfunktionalen Erklärungs- und Bewältigungsversuchen resultierentypische dysfunktionale Kognitionen bei PTBS: - Abwertung der eigenen Reaktionen während der Traumatisierung, „Ich verdiene es, dass mir das passiert ist“ -> Psychoedukation: „freezing“ z.B. normale Reaktion bei extremer Angst - Man kann anderen Menschen nicht vertrauen / ich bin nirgends sicher -> korrigierende Erfahrung in der Therapie + kognitive Umstrukturierung - Schuldgefühle -> kognitive Umstrukturierung; typische kognitive Verzerrungen bei Schuldgefühlen resultieren aus folgenden Denkfehlern: - Interpretation der Situation im Nachhinein - übertriebene Wahrnehmung der eigenen Verantwortlichkeit - übertriebenes Verantwortungsgefühl für Handlungen anderer - Doppelstandards („Ich hätte als Kind keine kurzen Röcke tragen dürfen und habe daher den Missbrauch zu verantworten. Für meine kleine Nichte gilt das aber nicht.“) - emotionales Schlussfolgern („Ich fühle mich schuldig, also bin ich es“) - so können sich vielleicht auch schon alternative Netzwerkstrukturen bilden: ich kann über Traumaassoziiertes sprechen, muss es nicht vermeiden, es passiert nichts GefährlichesOb sich das aber auch in Metaanalyse noch zeigen würde, bezweifle ich eher - zusätzliches Durchleben des kompletten Ereignisses erscheint mir auch wichtig
  • Untersuchungen haben gezeigt, dass Therapeuten nach einer erfolgreichen Therapie zufriedener sind als Klienten. Wie erklären Sie sich das? kann daran liegen, dass für Klienten nicht nur Kosten wegfallen, sondern auch u.U. ein sekundärer Krankheitsgewinn(+ Dieser berufliche Erfolg für die Therapeuten hat vielleicht mehr mit ihrem Selbstbild zu tun als der Therapieerfolg mit dem der Klienten. Gute Selbstwirksamkeitserfahrung.)
  • Was bedeutet im klinischen Kontext Lebenszufriedenheit? Trotz Symptomfreiheit muss nicht unbedingt Lebenszufriedenheit gegeben sein. Umgekehrt kann Lebenszufriedenheit trotz anhaltender Symptome erreicht werden. Das hat die Acceptance and Commitment Therapie zum Ziel, indem durch Achtsamkeitsübungen Akzeptanz für Symptome geschaffen wird und eine bewusstere Lebensgestaltung nach eigenen Zielen.
  • Wie häufig kommt selbstverletzendes Verhalten bei der Borderline-PS aus appellativen Gründen vor? - kenne dazu keinen Zahlen- Borderline ist eine Störung der Affektregulation - ergibt sich aus einer neurobiologischen Prädisposition - + frühen Traumata bei ca. 65 % + einem invalidierenden Umfeld -> würde sagen, dass selbstverletzendes Vh. bei der Borderline-PS zu einem eindeutig größeren Teil zur Affektregulation auftritt - aus der neurobiolog. Prädisposition & dem invalidierenden Umfeld haben sich aber auch dysfunktionale Grundannahmen entwickelt - wenn diese aktiviert werden kann es entweder zur Affektregulation zu selbstverletzendem Vh. kommen - oder um die Motive manipulativ befriedigt zu bekommen (selbstverletzendes Vh. aus appellativen Gründen)
  • In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass sich auch nach erfolgreicher Therapie bei Borderlinepatienten eine bestimmte Variable weiter verschlechtert. Um welche handelt es sich? Berufliche Integration - lediglich 1/3 der Patienten ist in den ersten Arbeitsmarkt integriert, die anderen werden trotz teils guter Ausbildung berentet.problematisch: Ein Kriterium einer Borderline-PS ist eine Identitätsstörung - wird eher noch schlimmer, wenn sie keine Aufgabe innerhalb der Gesellschaft haben -> in der Therapie sollte man entsprechend mit darauf achten, dass möglichst eine Integration in die Gesellschaft stattfindet, sie sich eine Aufgabe suchen, bei der sie sich gebraucht fühlen
  • Wie würden Sie damit umgehen, wenn eine Borderlinerin Ihnen beschreibt, dass sie sich gesellschaftlich ausgeschlossen und abgewertet fühlt wird nicht besser, wenn sie gesellschaftlich weiter nicht integriert ist, ist ein Kreislauf -> wichtig, sich eine gesellschaftliche Aufgabe zu suchen, bei der sie sich gebraucht fühlt (s.o.)
  • Wie kann man sich die hohe Berentungszahl bei Borderlinern erklären? u.a. wahrscheinlich aufgrund der häufigen Komorbidität mit sozialen Phobien, Vorstellungsgespräche z.B. schwer. - außerdem handelt es sich einfach um eine schwerwiegende Affektregulationsstörung - im Berufsalltag wird darauf eher weniger Rücksicht genommen - insbesondere im jüngeren Erwachsenenalter stark ausgeprägt - dann wenn berufliche Weichen gestellt werden
  • Woran macht man prognostisch fest, ob ein Depressiver ein Rezidiv erleidet? Risikofaktoren für Rückfälle • Double Depression oder chronische Depression • unzureichende Behandlungserfolge durch KVT im Vorfeld • bereits häufige Rezidive im Vorfeld • Frühes Ersterkrankungsalter • Episoden mit psychotischen oder somatischen Symptomen • Familiäre genetische Belastung • Chronische psychosoziale Belastungsfaktoren (z.B. in Familie, Beruf) • Psychiatrische Komorbidität (z.B. Angst, Sucht, Persönlichkeitsstörung) • Somatische Komorbidität • lange Krankheitsdauer
  • Wann darf man die Schweigepflicht brechen? - bei ausdrücklicher Einwilligung des Patienten („Recht zur Offenbarung“) - bei einem rechtfertigenden Notstand kann eine Güterabwägung vorgenommen werden, ob ein höheres Rechtsgut geschützt werden muss (um eine Gefahr abzuwenden, Abwägung zwischen Schweige- und Fürsorgepflicht): - wenn ein Patient mit Substanzkonsumstörung sich z.B. weigert, auf Alkohol im Straßenverkehr zu verzichten - wenn ein Patient sich weigert, seine Partnerin über seine HIV-Erkrankung zu informieren und ungeschützten Geschlechtsverkehr mit ihr hat - wenn ich Hinweise habe, dass er sein Kind weiter misshandelt - bei akuter Selbstgefährdung- Offenbarungspflicht bei bestimmten schweren Straftaten, wenn ich von ihrer Planung erfahre (wie Raub, Mord, Totschlag, Verbrechen gegen die Menschlichkeit) - wenn eine mutmaßliche Einwilligung unterstellt werden kann, der Patient aber nicht gefragt werden kann (wenn es z.B. um Mordermittlungen gegen den Ehemann einer getöteten Patienten geht und ich weiß, dass er ihr gedroht hat, sie umzubringen / der Patient bewusstlos ist und ich seine Angehörigen informiere)
  • Eine Mutter will ihre Tochter in die Therapie mitbringen. Diese ist 16 Jahre alt, wurde vom Stiefvater missbraucht und will nun mit ihm in eine eigene Wohnung ziehen. Was machen Sie? Wie gehen Sie mit dem Auftrag der Mutter um Was genau ist der Auftrag? Wenn er ist, sie davon abzuhalten - Tochter wird mich wahrscheinlich nur auf Seite der Mutter sehen, bringt nicht so viel, sie zu überreden, das nicht zu tun. Kann aber natürlich versuchen, eine Beziehung zu ihr aufzubauen, ihre Gründe zu erfahren. Außerdem kann ich mit der Mutter darüber sprechen, ob sie den Stiefvater nicht anzeigen möchte. Wenn davon auszugehen ist, dass der Stiefvater die Tochter weiter missbrauchen wird, wäre es für mich erlaubt, ihn anzuzeigen, selbst wenn die Mutter das nicht will (Güterabwägung, Schutz der Tochter ist höheres Rechtsgut als Schweigepflicht).
  • Was sind die sexuellen Funktionsstörungen der Frau? „Vaginismus“, „psychogene Dysmenorrhoe (sonstige sex. Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit)“die anderen können auch beim Mann auftreten: - Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen - sexuelle Aversion - mangelnde sexuelle Befriedigung - Versagen genitaler Reaktionen (bei der Frau: fehlende Lubrikation / fehlendes Anschwellen der Labien) - Orgasmusstörung - Dyspareunie - gesteigertes sex. Verlangen
  • Warum macht man die Spiegeltechnik? Man macht normalerweise zuerst eine neutrale Konfrontation: Ziel: den Körper möglichst genau wahrzunehmen und eine Habituation an die damit verbundenen negativen Gefühle: - alle Körperteile durchgehen - Bei negativen / selbstabwertenden Bewertungen unterbricht man („Stellen Sie sich vor, ich bin ein Maler und ich möchte Sie malen, kann Sie aber nicht sehen. Wie würden Sie sich mir beschreiben?“) - Immer wieder nach dem Hauptgefühl / der Anspannung fragen (Skala von 0-10) - bei schwierigen Körperteilen verweilen, sie mehrfach beschreiben lassen, bis die Anspannung geringer wird - die Aufmerksamkeit auf vermiedene Teile des Körpers lenken - Beispielfragen: - Welche Farbe haben Ihre Augen? - Wie ist die Form Ihres Gesichts? - Aussehen der Nase? - Farbe der Haut? - Beschaffenheit der Haare? - Form und Länge der Arme? Haut der Arme? Gibt es Unebenheiten? - Wie ist der Bauch geformt? - auch von der Seite ansehen - Haut des Bauches? Wie weit steht er vor? Wie sieht der Bauchnabel aus? - Wie sieht die Silhouette aus? ..... Wenn das Vermeidungsverhalten und die Anspannung bei der Körperbetrachtung durch die neutrale Konfrontation reduziert wurden, kann man eine positive Konfrontation machen:Ziel: Fokus auf übersehene positive Aspekte des Körpers lenken: - „Eigenlob stinkt“ vorwegnehmen - positive, funktionale Beschreibung, nicht auf Gewicht fokussiert, z.B.: - Was fühlt sich gut an? - Was kann man alles mit dem Körper tun? Was funktioniert gut am Körper? - Was gefällt mir? - Bsp.: „Sie mögen Ihre Beine nicht. Wäre es besser, es gäbe Ihre Beine nicht?“ - auch hier aufkommende Gefühle fokussieren, Augen schließen und Bilder hochkommen lassen
  • Welches Verfahren wendet man bei der Blut-Spritzen-Verletzungsphobie an? Die Blut-Spritzen-Verletzungsphobie hat ein spezifisches physiologisches Reaktionsmuster („vasovagale Synkope“, „biphasisches Reaktionsmuster“): Bei einer Konfrontation mit dem Stimulus kommt es zuerst zu einem Anstieg von Herzrate und Blutdruck (typisch für Angstreaktion). Zur Verhinderung einer zu starken Arbeit des Herzens wird in der Folge durch einen Reflex, vermittelt über den Vagus-Nerv, eine überschießende Gegenreaktion ausgelöst: Es kommt zu einer Abnahme der Herzfrequenz oder einer Erweiterung der Blutgefäße oder beidem. Dadurch kann es zu Bewusstlosigkeit kommen. - Man wendet die Applied Tension an: - Anspannung der großen Skelettmuskeln für ca. 15 s - Lockerung zum Ausgangsniveau (keine Entspannung) - Wiederholung alle 30 s - Anwendung bei den ersten Anzeichen eines Blutdruckabfalls (z.B. Schwindel / mulmiges Gefühl) bis die Symptome abklingen - Konfrontation mit dem angsterzeugenden Stimulus erst, wenn die Technik beherrscht wird - die Konfrontation ist immer graduiert durchzuführen
  • Was ist bei der Konfrontation bei Zwangsstörungen zu beachten? Welche subtilen Formen der Vermeidung gibt es da? - man sollte eher graduiert vorgehen, damit der Patient sich die Reaktionsverhinderung zutraut - der Therapeut kann ein Sicherheitssignal sein, man sollte darauf achten, dass der Patient nicht die Verantwortung an den Therapeuten abgibt - insbesondere wichtig bei Kontrollzwängen, es gibt aber bei allen Zwängen häufig die Tendenz, die Verantwortung für Schaden teilen zu wollen - den Patienten mit einem Störungs- und Behandlungsmodell motivieren, Neutralisierung zu unterlassen - bei Zwangsgedanken mit verdeckter Neutralisierung kann man mit Tonbandaufnahmen arbeiten - der Patient soll sich z.B. eine Stunde am Tag seine Aufnahme anhören „Ich könnte meine Freundin verletzen, sie mit dem Küchenmesser erstechen, sodass sie verblutet.“ - er sollte gedanklich mitgehen und sich die Szene bildlich vorstellen + Kopfhörer helfen, eine Vermeidung zu verhindern - Schwierigkeiten dabei (Vermeidung und Neutralisierung besprechen), Gründe identifizieren und hinterfragen - Wege besprechen, Vermeidung in Zukunft zu verhindern - Konfrontation mit den einzelnen Gedanken so lange, bis sich die Angst um mind. 50 % reduziert hat
  • Was ist der Unterschied zwischen Persönlichkeitsstörungen und Achse I-Störungen? Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungs- und Interaktionsstörungen. Das zeigt sich auch in der Beziehung zum Therapeuten. Sie haben stark frustrierte Motive. Die Klienten kommen häufig beziehungsmotiviert in die Therapie. Die Beziehung muss erst stark komplementär gestaltet werden. Erst danach können gezielte therapeutische Strategien realisiert werden.
  • Was bedeutet „Ich-Syntonie“? Was bedeutet Ich-Syntonie für die Therapie - Eine Störung ist „ich-synton“, wenn wesentliche Aspekte der Störung von der betroffenen Person gar nicht als „störend“, problematisch und damit änderungsbedürftig wahrgenommen werden. Vielmehr werden diese Aspekte von der Person als „zum Ich gehörig“, als „Teil der eigenen Identität“ wahrgenommen. - Achse-I-Störungen sind meist „ich-dyston“. Sie werden als „störend“, fremd und änderungsbedürftig“ erlebt. Persönlichkeitsstörungen sind meist ich-synton. - daraus ergibt sich, dass Klienten mit Persönlichkeitsstörung normalerweise zu Beginn der Therapie im Hinblick auf ihre PS nicht änderungsmotiviert sind. Änderungsmotivation muss erst aufgebaut werden. Die Patienten erkennen vielleicht, dass sie Kosten haben, die sie nicht wollen (und sind therapiemotiviert, wollen z.B. die Kosten reduzieren oder vom Therapeuten reduziert bekommen), aber sie erkennen nicht, dass sie die Kosten selbst verursachen - > der Therapeut muss dem Klienten deutlich machen, dass er Kosten hat, dass er die nicht will, dass er die Kosten u.a. durch Schemata selbst erzeugt, dass er die Kosten reduzieren kann, wenn er die Schemata etc. (sein System) verändert - er muss den Klienten auf Aspekte aufmerksam machen, die er nicht erkennt und nicht erkennen will, die er vermeidet => es handelt sich um Konfrontatione
  • Welche Störung ist die ich-syntonste? Wie stark Persönlichkeitsstörungen ich-synton sind, hängt von der Art der Persönlichkeitsstörung und der Stärke der Persönlichkeitsstörung ab. Die selbstunsichere PS ist wenig, die zwanghafte und dependente PS sind die am Stärksten ich-syntonen PS. Die am Wenigsten ich-syntone PS ist die selbstunsichere.
  • Warum ist die ZWA die ich-syntonste PS? - die ZWA ist die ich-syntonste PS: der Klient ist davon überzeugt, das die Erfüllung von Normen das Wichtigste ist und dass er sie wirklich will. - Die Klienten nehmen Kosten zwar u.U. wahr („Ich mache doch alles richtig, warum bin ich dann nicht zufrieden?), nehmen sie aber in Kauf - Wenn man direkt gegen die Normen angeht, greift man das an, was Sicherheit und Kontrolle schafft und gegen Angst schützt. Dann reagieren Klienten mit Reaktanz
  • Welche Rolle spielt es für die Therapie, wenn bestimmte Motive bei Klienten biografisch frustriert wurden? Die Motive müssen in der komplementären Beziehungsgestaltung besonders berücksichtigt und befriedigt werden. Es können sich dann Dilemmata für Klienten ergeben: Der Therapeut befriedigt die Motive, aktiviert dabei aber auch die Schemata und die Angst, wieder enttäuscht zu werden. Dann kann es zu Tests kommen.
  • Warum konfrontiert man? - um Änderungsmotivation aufzubauen und einen Arbeitsauftrag zu entwickeln (/ um die Störung ich-dyston zu machen) - man konfrontiert damit dass - der Klient Kosten hat - diese nicht will - sie selbst erzeugt (u.a. durch Schemata und sein Verhalten) - dass er die Kosten reduzieren kann, wenn er u.a. die Schemata verändert - + damit bestimmte Dinge geklärt werden können - Zeitpunkt: Phase 2 der Therapie (nachdem genug Beziehungskredit aufgebaut wurde), auch in Phase 2 muss weiter komplementär Beziehung gestaltet werden -> wieder Beziehungskredit aufgebaut werden
  • Wie macht man Gewinne salient? Es gibt Gewinne von Veränderung & Gewinne der Störung / Beharrungsgewinne. Die Gewinne von Veränderung können dazu motivieren, Schritte zu unternehmen, sich zu ändern.Therapeut und Klient sollten sich immer wieder explizit Zeit nehmen, um an der Frage zu arbeiten: Was kann ich durch die Therapie kurz- und langfristig Positives erreichen? Der Therapeut sollte den Klienten darin unterstützen, seine Motive zu klären, Phantasien zu entwickeln, was er möchte, was ihm gut tut; er sollte mit dem Klienten langfristige Phantasien entwickeln, welche weiteren Entwicklungen aus kurzfristigen Effekten folgen können und was diese für den Klienten bedeuten würden. (Beachte, dass es hier um Annäherungs- und nicht um Vermeidungsziele geht: Also nicht um die Reduktion negativer Effekte (!!), sondern um die Entwicklung positiver!) Ähnlich wie bei Kosten gibt es also auch hier drei Arten von Strategien: 1. Gewinne salient machen: Mit dem Klienten herausarbeiten, welches die Ziele sein können, was kurzfristig erreicht werden kann und was langfristig; und der Klient soll sich all das möglichst plastisch und konkret vorstellen! 2. Gewinne relevant machen: Der Therapeut sollte den Klienten anleiten herauszuarbeiten, was eine Erreichung eines Ziels für den Klienten persönlich bedeuten würde: Was wäre gut daran? Wie würde es sich anfühlen? Welche Konsequenzen hätte es noch? Der Klient soll diese Zustände auch fühlen, genießen, damit sie ihre Anreizfunktion voll entfalten können. 3. Deutlich machen, dass der Klient die Gewinne selbst erreicht: Der Therapeut sollte dem Klienten auch immer klar machen, − dass er die Ziele, die positiven Zustände selbst (mit Hilfe des Therapeuten) erreichen kann und − dass er die Ziele aber auch selbst erreichen muss; sie fallen ihm nicht zu, er gewinnt sie nicht im Lotto, er muss auch aktiv etwas dafür tun.
  • Warum ist es wichtig, Gewinne der Störung salient zu machen? Gewinne aus dem dysfunktionalen System spielen oft eine wesentliche Rolle, vor allem, weil diese oft erst im Laufe der Therapie deutlich werden: Sie sind oft verdeckt, getarnt, fallen nicht direkt auf. Besonders relevant ist dieser Faktor bei Klienten mit Persönlichkeitsstörungen (PD): Hier zeigen die Personen manipulative Verhaltensweisen („Images“ und „Appelle“), mit deren Hilfe sie Interaktionspartner dazu bringen, ihnen Aufmerksamkeit zu geben, Belastungen abzunehmen, für sie da zu sein etc. Die Gewinne aus manipulativem Verhalten können extrem groß sein und damit zu starken Beharrungstendenzen führen. Therapeuten können hier prinzipiell: - das manipulative Handeln der Klienten transparent machen und aufdecken, was bei Klienten mit PD in aller Regel erforderlich ist, was jedoch (stark bis sehr stark) konfrontativ wirkt, weshalb Therapeuten vorher über ein ausreichendes Ausmaß an Beziehungskredit verfügen müssen; - die Gewinne transparent machen, also deutlich machen, was die Klienten von diesem Verhalten haben, wie sie sich entlasten usw. (was ebenfalls konfrontativ wirkt); auf diese Weise werden Art, Ausmaß und Relevanz der Gewinne langsam deutlich; - dem Klienten deutlich machen, dass das Verhalten (immer, kurz- oder langfristig) nicht nur zu Gewinnen, sondern auch zu (hohen) Kosten führt; damit soll eine Bereitschaft geschaffen werden, das Verhalten zu modifizieren; - mit dem Klienten herausarbeiten, ob und wie er die Gewinne auf funktionalerem Wege erreichen kann: Kann er ähnliche Effekte durch funktionaleres Handeln gewinnen? Erhält er durch transparenteres Handeln andere, ebenfalls positive Effekte? Muss er auf bestimmte Gewinne verzichten und (wie) kann er das? Auch hier ist es noch erforderlich, die Misserfolgserwartung des Klienten zu reduzieren: Dies wird zu einem großen Teil schon bei „Kosten der Veränderung“ mitbearbeitet, kann aber noch einmal ein eigener Punkt werden: Der Therapeut sollte die Zweifel des Klienten mit diesem systematisch herausarbeiten, sie systematisch prüfen, sie bearbeiten und wenn möglich widerlegen. Hier ist es hilfreich, wenn ein Therapeut davon ausgeht, dass ein Klient, der nicht aktuell mit einer Rotweinflasche unter der Brücke liegt, konkrete Ressourcen hat und dass man diese finden kann – allerdings auch finden muss.
  • Gibt es Persönlichkeitsstörungen, die so hohe Gewinne haben, dass sie nicht motivierbar sind? Erfolglose Narzissten haben ein stark negatives Selbstkonzept und eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung -> trauen sich wenig zu, sich zu ändern. - Starker Gewinn durch Teile der Störung: durch exkulpierende Verhaltensweisen und durch das illusionäre Selbstkonzept (nehmen verborgene Kompetenzen an) <-> nur wer Verantwortung für sein Handeln übernimmt, kann sich ändern
  • Worin liegen die Gewinne der erfolglosen Narzissten in Verstärkungsbegriffen ausgedrückt? - Sie müssen sich nicht mit ihrem negativen Selbstkonzept auseinandersetzen - negative Verstärkung (Wegfall C-
  • Treten alle Persönlichkeitsstörungen gleich häufig komorbid auf? Welche ja, welche nein und was sind die Schwierigkeiten? - die selbstunsichere und dependente PS treten sehr häufig komorbid zu Achse-I Störungen auf (bei ca. 40 % bzw. 20 % der Patienten mit Achse-I Störung vorhanden nach der Bad Dürkheimer Komorbiditätsstudie) - die selbstunsichere häufig mit Zwangsstörungen oder Sozialer Phobie - die dependente häufig mit Panikstörungen oder Spezifischen Phobien - die antisoziale PS häufig mit Alkohol- oder Drogenproblemen - (bei Angststörungen, Essstörungen und affektiven Störungen liegen bei rund 50 % auch komorbide Persönlichkeitsstörungen vor, bei somatoformen Störungen bei rund 25 %) - unter den Persönlichkeitsstörungen treten narzisstische und histrionische PS relativ häufig komorbid auf, außerdem die schizotype & paranoide bzw. die schizotype und schizoid
  • Was sind die Schwierigkeiten bei Komorbidität HIS und NAR? Dramatik, Emotionalität der Histrionikerinnen - NAR will vielleicht eher stark & erfolgreich sein, weniger emotionalHistrionikerin will wichtig sein - will dafür eigentlich nichts besonderes leisten - passt insofern nicht zur kompensatorischen Strategie eines Narzissten
  • Geht eine Komorbidität von DEP und PAR? Ja, aber extrem konflikthaft. Häufig bei der Borderline-PS. - suchen Konflikte, um nicht selbst angegriffen zu werden, erzeugen Distanz (PAR) - dann: Angst, dadurch verlassen zu werden -> unterwürfig (DEP)
  • Welche Arten von antisozialer Persönlichkeitsstörung gibt es? Die antisoziale Persönlichkeitsstörung kann eine Persönlichkeitsstörung (auf Schemata basieren) sein oder eine neurophysiologische Störung im präfrontalen Cortex und der Amygdale (kein Empfinden von Furcht).
  • Welche Arten von Empathie gibt es? Emotionale und kognitive Empathie. Antisoziale können die Emotionen anderer gut lesen, fühlen aber nicht mit ( - kein Mitleid, keine Angst, keine Reue).
  • Antisoziale können Empathie abschalten. Wie erklärst du dir das? ? durch die neurophysiologische Störung oder keine Empathie erlernt (traumatisierende biograph. Erfahrungen).
  • Können organisch antisoziale kognitive Empathie aufbauen? Ja - sollte aber kein Ziel sein, macht sie nicht sozialer, da die emotionale Empathie fehlt. Können dann andere noch besser für ihre Zwecke missbrauchen.
  • Was macht die Therapie mit einem passiv-aggressiven Patienten so schwer? Worauf sollte man achten? - Patienten mit passiv-aggressiver Persönlichkeitsstörung sind extrem grenzsensibel. Schon eine Frage können sie als grenzüberschreitend empfinden - gleichzeitig haben sie ein Schema, dass alles nur schlimmer wird, wenn sie sich offen abgrenzen - Motive: Grenzen, Autonomie & Anerkennung -> man sollte keine Grenzüberschreitungen begehen, die Autonomie des Klienten nicht einschränken und ihn respektvoll behandeln - das kann konkret z.B. bedeuten, dass man keinerlei Druck ausübt. Man sollte also geduldig sein - „Sie bestimmen hier in der Therapie das Tempo. Wenn Sie an einem Thema arbeiten wollen, arbeiten wir daran. Wenn Sie nicht arbeiten möchten, dann arbeiten wir nicht.“ - u.U. sitzt man dann auch mal 2 h nur nebeneinander - man sollte selbst nicht getriggert reagieren. Wenn der Klient feindselig ist, begreift man das als Teil seines Problems, nicht als persönlichen Angriff, und bleibt man selbst zugewandt, akzeptierend und respektvoll - transparent erläutern, warum man eine Frage stellt / was eine Intervention bezweckt - Grenzen thematisieren: „Mir ist es wichtig, auf Ihre Grenzen zu achten und sie zu respektieren. Weil ich leider keine Gedanken lesen kann, kann es trotzdem sein, dass es mir passiert, dass ich eine Grenze überschreite. Bitte machen Sie mich darauf aufmerksam. Ich werde es dann sofort berücksichtigen.
  • Welches Klientel verwendet häufig das „Arme-Schwein-Spiel“? - erfolglose Narzissten - Histrionikerinnen - Patienten mit dependenter Persönlichkeitsstörung - Patienten mit passiv-aggressiver Persönlichkeitsstörung
  • Was ist für eine schizoide PS charakteristisch? Was ist für die Therapie wichtig? Wirst du deine Mimik auch herunterfahren, wenn dir ein schizoider Patient ohne Mimik gegenübersitzt? haben Schemata über Beziehungen, dass diese kalt sind, man in ihnen keine Anerkennung und Zuwendung erhält (wurden biographisch meist nicht direkt abgewertet, aber emotional vernachlässigt) - Beziehungen sind eher gefährlich, lohnen sich nicht - machen sich selbst vor, keine Menschen zu brauchen, gut alleine klar zu kommen - interaktionelle Strategie der Klienten: Distanz halten, indem sie ihr nonverbales IA-Verhalten einfrieren- Motive: Anerkennung, Wichtigkeit, Verlässlichkeit & Solidarität - als Therapeut muss man sich den Klienten zuwenden, das nonverbale Vh. nicht herunterfahren + interessiert bleiben, selbst wenn noch keine relevanten Informationen kommen - sich nicht abwenden, wie alle anderen Interaktionspartner - auf allen Kommunikationskanälen Wertschätzung, Respekt, Interesse, Verlässlichkeit signalisieren! - Besonders wichtig: sich intensiv um ein Verstehen bemühen, versuchen, in das Erleben des Klienten hineinzuversetzen, viel von dem Verstandenen verbalisieren und explizieren, signalisieren, dass man versteht, was die Autonomie für den Klienten bedeutet und wie es ihm mit der Entscheidung geht, in welchen Konflikten er steckt - dem Therapeuten zu vertrauen, ein Stück der Autonomie aufzugeben, ist für die Klienten schwer -> Zeit geben, keinen Druck ausüben - in der ersten Phase der Therapie (ca. 5. - 15. Stunde) ist es nur wichtig, Beziehung aufzubauen, einen Kontakt herzustellen, noch nicht inhaltlich zu arbeiten - danach ist eine Explizierung der Motive wesentlich - verstärkt die internalen Konflikte - parallel an der „Flucht in die Autonomie“ arbeiten, deutlich machen, was sie selbst ändern könnten; Schemabearbeitung auch, bevor die Motive völlig expliziert sind, parallel (im Ggs. zu NAR / HIS) - normalerweise müssen auch soziale Kompetenzen trainiert werden, weil soziale Interaktionen systematisch vermieden wurden und sich ein großes Kompetenzdefizit ausgebildet hat
  • Wie häufig ist die schizoide Persönlichkeitsstörung? Und der schizoide Persönlichkeitsstil? Eine schizoide Persönlichkeitsstörung ist schwerwiegend und auffällig. Eine schwere Form kann u.U. nur noch schwer von einem Aspergersyndrom unterschieden werden. Die schizoide PS ist selten. Schizoide Persönlichkeitsstile sind aber sehr weit verbreitet.
  • 82) Flucht in Autonomie ist nicht gleichbedeutend mit Herstellung von Distanz in interaktionellen Situationen, wie es die Schizoiden haben. Erklär das nochmal genauer. Flucht in Autonomie ist ein Vermeidungsziel, das es bei unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen gibt. Bei Schizoiden, damit sie sich vor kalten, gefährlichen Beziehungen schützen. Machen sich selbst vor, dass sie keine Beziehungen brauchen. Herstellung von Distanz ist dann die Konsequenz aus dieser Selbsttäuschung. In Autonomie zu flüchten wäre in der Plananalyse nach Caspar ein Plan, der aus dem Oberplan folgt, kalte Beziehungen zu vermeiden. Die Herstellung von Distanz ist das konkrete Verhalten, das aus dem Plan folgt, sich in Autonomie zu flüchten.