Klinische Psychologie (Fach) / Klinische 1 (Lektion)
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Mühlig
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- (Was heißt „psychisch gesund“ vs. „psychisch krank“ vs. „psychisch gestört“? - Überlegungen) keine allgemein akzeptierte Definition für „(psychische) Gesundheit“, „(psychische) Krankheit“ oder „(psychische) Störung“ Gesundheit u. Krankheit als distinkte Kategorien trennbar? ODER: Sind Sie dimensional als Extrempunkte eines Kontinuumsaufzufassen (normales bis abnormes Verhalten)? Mit welchen Trennpunkten? Lassen diese sich eindeutig und reliabel definieren? Welche Voraussetzungen erfüllt?
- *Traditionelle Definition von Gesundheit Abwesenheit von Krankheit (Fehlen abweichender biologischer Körperstrukturen u. -prozesse) jeder Mensch hat irgendeine Beeinträchtigung > Frage der richtigen Diagnostik >> keine gute Definition
- *Soziologische Definition der Gesundheit Parsons 1967 Zustand optimaler Leistungsfähigkeit zur Erfüllung der gesellschaftl Rollen und Aufgaben
- *Psychologische Def der Gesundheit Becker 1982 Muster jener psychischen Eigenschaften (d.h. relativ stabilen Kennzeichen des Verhaltens und Erlebens), d. d. Vulnerabilität für psychische Störung verringern > psychisch robust
- *WHO-Definition von Gesundheit Zustand vollkommenden körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens > Glücksbegriff
- empirisch ermittelte Faktoren für gesundes Leben >> körperliche Faktoren genetische Faktoren gesunde Nahrunggesunde natürliche Umwelt: Luft, Wasser, Boden, Licht etc. gesicherte geschaffene Umwelt: Kleidung, Unterkunft, Wärme, Schutz vor Gefahren körperliche Betätigung (Sport, Spiel, Arbeit), aber keine extremen Überanstrengungen Schlaf, Zeiten der Ruhe, Erholung, keine Hetze Entspannung, emotionale Ausgeglichenheit erfüllte Sexualität mit sich oder einem bzw. mehreren anderen Menschen, oder dessen gelungene Sublimation intakte soziale Beziehungen der Gesundheit förderliche Arbeitsbedingungen, keine dauernde Über- oder Unterforderung
- Empirisch ermittelte Faktoren für ein gesundes Leben >> seelisch-geistige Faktoren geliegt sein & selbst lieben können: soz Kontakte/ Kompetenz, Freundlichkeit sich wertvoll empfinden, Selbstachtung/ -vertrauen: Erfolg, Anerkennung, Feedback Sicherheit: Gefühl der Geborgenheit, Religion, Lebenssinn - Nahrung, Kleidung, Wohnen, sichere polit und wirtschaftl Verhältnisse; gewisse Spannung notwendig, sonst Lethargie Freiheit: Gestaltungsmgl, Ziele, Gedanken-, Redefreiheit; Berufs-, Partnerwahl; Kreativität Verbundenheit: zu soz Kontakten, Konfliktfähigkeit, Bereitschaft zur Versöhnung, Erlebnisse/ Erfahrungen
- unterschiedliche Definitionen von Gesundheit traditionelle, soziologische, psychologische, WHO-Definition
- (Krankheitsmodell vs Krankheitskonzept) Krankheitskonzept: allgemeine Vorstellung von der Entstehung, Natur und Ursache von Krankheit im Allgemeinen oder einer speziellen Krankheit Krankheitsmodell: spezifische Vorstellung über die Ursache der Krankheit • verschiedene Modelle, z.B. das traditionelle medizinische Krankheitsmodell Zusatz
- das klassische medizinische Krankheitsmodell Krankheit (disease, illness) vs Störung (disorder) Krankheit: Einheiten mit spezifischen Symptom- u. Verlaufsmustern und den dazugehörigen biologischen Prozessen (inkl. biologischer Ursache), wie sie nur bei einigen gestörten psychischen Phänomenen vorkommen > bestimmte u. erkennbare Ursache für jede Erkrankung > psych. Störungen als Erkrankungen des Gehirns Störung: Bei gestörten psychischen Phänomenen sind derartige Zusammenhänge strittig. Meist sind andere Konzepte sinnvoll, so dass der offenere Begriff der psychischen Störung verwendet wird
- *Warum sprechen wir von psychischen Störungen und nicht von psychischen Krankheiten? > ausführliche Beantwortung in Lsg1 Opal weil das medizinische Krankheitsmodell bei diesen Störungen i.d.R. nicht adäquat ist Ausnahme: Schizophrenie
- *4 Prämissen des traditionellen medizinischen Krankheitsmodells = Defektmodell > ursprünglich für Infektionskrankheiten entwickelt, auf alle Krankheiten verallgemeinert 1. alle beobachtbaren Symptome, Beschwerden, Abweichungen (körperlicher Funktionen), Verhaltensauffälligkeiten sind auf zugrundeliegende primäre Störung (= spezifizierbaren Defekt) zurückzuführen 2. Defekt ist in der Person gelegen und bildet eigentliche Krankheit (nicht die Symptomatik selbst! - das was dahinter steht, zB Erkältung) 3. Defekt ist zurückzuführen auf eine oder mehrere eindeutig spezifizierbare Ursachen, z.B. genetische Veränderungen, Mikroorganismen 4. Defekt bzw. Ursachen = körperlicher Art> keine soz/psych/ökolog
- 4 Dimensionen des allgemeinen medizinischen Krankheitskonzeptes Konzept nimmt folgende Verursachungskette an: Krankheitsursache: biologische, psychologische, soziologische Ursachen Krankheit: pathologische Veränderungen (Defekt in der Person; Krankheit als Struktur- & Fktstörung) Kranksein: Beschwerden, Symptome und Befunde (= was man fühlt - primär subjektiv) Krankheitsfolgen: Krankenrolle, Einschränkungen des normalen Rollenverhaltens
- Prozessmodell der Anwendung des medizinischen Krankheitskonzeptes Krankheit = theoretisches Konstrukt der Menschen (aufgrund eines Konsensus zsgefasst) + praktisches allgemeines Arbeitsmodell (mit dem praktisch gearbeitet wird) Annahme: psychische Störungen = Erkrankungen des Gehirns/Geisteskrankheiten mehrere Symptome (Zshang der voneinander abh Symptomen) > Konstrukt Krankheitseinheit (Nosologie (Krankheitslehre), Klassifikation, Diagnose - Zuordnung Name/ Muster einer Krankheit erkennen) >> Hypothetische Ursachen (>spez. Defekt?) << Behandlung basierend auf Ursachen = Ursachenbehebung, nicht alleinige Symptombehandlung
- Anwendung des medizin Krankheitsmodells auf psych Störungen > medizinische Therapie Welches Problem entsteht dabei? Pathogenese (somatische Ursache) biolog Ursache - mangelnde Expression von spez Neurotransmittern/Serotonin in best Hirnregionen >> Symptome: Niedergeschlagenheit, Appetitmangel, Verlangsamung, Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, Suizidgedanken + Zeitkriterium >> Ausbildung/Auftreten einer Major Depression Entw und Behandlung psych Sörung aus Sicht der Medizin: Verabreichung von serotonerg wirksamen Medikamenten (nicht individuell angepasst) >> Besserung bei Erreichen des notwendigen Serumspiegels >> Heilung Problem der einfachen Kausalitäten - Schlussfolgerung auf ein Medikament, obwohl Ursache (wenig Serotonin) nicht vollst bestätigt > Medikament gleicht Serotonin-Haushalt aus > "geheilt"
- Anwendung des medizinischen Krankheitsmodells auf psychische Störungen > bzgl Psychotherapie Pathogenese (psychische Ursache) Belastungen + dysfunktionale Entwicklung bewirken kognitive Fehler + dysfunktionale Schemata >> Symptome: Niedergeschlagenheit, Appetitmangel, Verlangsamung, Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, Suizidgedanken >> Ausbildung/Auftreten einer Major Depression Entwicklung und Behandlung psych. Störung aus Sicht der Psychologie: Kognitive Umstrukturierung mittels KBT (kogn Verhaltenstherapie) >> Besserung bei erfolgreicher kognitiver Therapie >> Heilung (> “naive” Modellanwendung: Anwendung des Modells auf Erkrankungen, obwohl keine klare Ursache vorhanden)
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- Ist die Anwendung des traditionellen medizin Krankheitsmodells so einfach? Probleme: Kranksein ist statistisch „normal“, nicht gesund sein keine eindeutigen natürliche Grenzen, die „gesund“ und „krank“ trennen > Grenzen festgelegt, Konsensusentscheidungen Lassen sich (psychische) Defekte und Substrate (Grundlage) wirklich so eindeutig identifizieren? Gerade bei psychischen Störungen spielt die gesellschaftliche Definition von „Normalität“ und „Abweichung“ eine wichtige Rolle Entstehung und Verlauf psychischer Störungen = multifaktoriell statt (mono-)kausa
- (Was sind psychische Störungen?) Psychische Störungen sind Konstrukte! basieren auf aktuellem Kenntnisstand zu einem psychopatho-logischen Phänomen (aktuell beste/nützlichste Lösung) veränderbar, wenn neue Erkenntnisse vorliegen Unterliegen regelmäßigen Revisionen der diagnostischen „Regelwerke“, der sogenannten diagnostischen Manuale
- *Dimensionen psychischer Störungen Bislang keine allgemein gültige Definition! - 4 gemeinsame Dimensionen verschiedener Definitionen für gestörtes Erleben und Verhalten: (nicht alle müssen erfüllt sein) 1. Devianz (abweichendes Verhalten - im inter-/ intraindividuellen Vgl (zw/ innerhalb)) • gestörte Erlebens- u. Verhaltensmuster sind in bestimmten Kontext deviant bzw. abweichend, anders, extrem, ungewöhnlich, bizarr 2. Leidensdruck • gestörte Erlebens- u. Verhaltensmuster belasten die jeweilige Person oder sind ihr unangenehm, setzen sie also unter Leidensdruck (nicht zwingend notwendig für Ausbildung psych Störung) 3. Beeinträchtigung • gestörte Erlebens- u. Verhaltensmuster beeinträchtigen die Person oder sind so störend bzw. dysfunktional, dass sie alltägliche Handlungen nicht mehr konstruktiv verrichten kann 4. Gefährdung • Gefährdung der eigenen oder von anderen Personen durch gestörte Erlebens- u. Verhaltensmuster
- sechs differenzielle Konzepte der Störung psychischer Fkt Was können Ursachen von psych. Störungen sein bzw. in welchen Funktionsveränderungen können sie sich zeigen? (1) Symptomatik körperlicher Krankheiten (2) neurologische Erkrankung (3) Krisenreaktionen (4) Psychische Krankheit („Psychosen“) (5) Verhaltensstörung (6) abweichendes Verhalten im engeren Sinne
- psych Störungen als (1) Symptomatik körperl Krankheiten Verhaltensauffälligkeiten gehen zurück auf körperliche Beschwerden und Beeinträchtigungen (ohne Beeinträchtigung d. Nervensystems) • z.B. Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion
- psych Störung als (2) neurologische Erkrankung direkte (körperliche) Erkrankung d. Nervensystems • z.B. Epilepsie, Demenz
- psych Störungen als Krisenreaktionen Überbelastung durch Stress, Überforderung oder Umweltbelastung: Vorübergehende (Anpassungs-) Reaktion eines an sich funktionierenden Systems • Belastungsreaktion, PTBS
- psych Störungen als (4) psych Krankheiten („Psychosen“) Qualitativ abweichende Funktionen d. Informationsverarbeitung oder Verhaltenssteuerung (z.B. aufgrund angeborener oder früh im Sozialisationsprozess erworbener "Programmfehler" = Defektmodell) z.B. Schizophrenie (nicht nur quantitativ, d.h. „Gesunde“ erleben keine Schizophreniesymptome)
- psych Störungen als (5) Verhaltensstörung Ungünstige Lernprozesse; Störung in d. Person-Umwelt-Interaktion keine psychische Störung, sondern bestimmte Verhaltensweisen nicht unbedingt mit Leidensdruck verbunden
- psych Störungen als (6) abweichendes Verhalten im engeren Sinne incl. verhaltenssteuernde Umwelt = selber unangepasst, ineffizient o. gestört z.B. affektive Störungen, also heutige psychische Störungen
- Schwierigkeiten bei der Definition psychischer Störungen Begriff “Störung” ist relativ (Interpretationsspielraum, Wahrsch.aussagen): nur in Abhängigkeit der jeweiligen Normen und Werte einer Gesellschaft bzw. eines bestimmten Kulturkreises definierbar und interpretierbar nur auf Grundlage der jeweils spezifischen individuellen (Lebens-) Bedingungen kann im Einzelfall beurteilt werden, was als „normal“ bzw. als „gestört“ zu betrachten ist (Verhalten abh von Situation) Einstufung als „gestört“ von – interessegebundener – institutioneller Perspektive abhängig (Patient, Therapeut, Krankenkasse, Arbeitgeber) >ergo: Begriffe wie „gestörtes Erleben und Verhalten“ nur schwer zu fassen, da sie eng mit relativen Wertmaßstäben verquickt sind
- *Wie viel % der Bevölkerung sind körperlich und psychisch gesund (ohne Diagnose)? Ergebnisse des bundesweiten Gesundheitssurveys 1998 Somatische Erkrankung + psych Störungen > Ja, Ja > 28% Nein, Nein > 23% !! (Ja, Nein > 36%; Nein, Ja > 12%) >> Gesundheit ist eher der Ausnahmezustand
- *Was ist eigentlich normal? > unterschiedliche Normbegriffe Statistische Norm Idealnorm Funktionale Norm Sozialnorm Subjektive Norm bei Beurteilung des Zustandes einer Person wirken die verschiedenen Normen i.d.R. zusammen
- Was ist eigentlich normal? - statistische Norm definiert nach statistischen Durchschnittswerten (z.B Frequenz best Verhaltensweisen darf nicht überschritten werden) abnorm=ungewöhnlich
- Was ist eig "normal"? - Idealnorm als universell gültige und philosophisch-weltanschaulich begründete "Zustände von Vollkommenheit" abnorm=minderwertig = erstrebenswert aber nicht zwingend erforderlich, zB Idealgewicht
- Was ist eig "normal"? - Funktionale Norm definiert als Funktionsfähigkeit (vs. Dysfunktion), bemessen an erwünschter/erwarteter Leistungsfähigkeit z.B. Erektionsstörung = dysfunktional, oder zu hoher Blutdruck abnorm=schwach Grenzwerte für Normalität erfunden für psych Merkmale
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- Was ist eig "normal"? - Sozialnorm gesellschaftlich definierte Verhaltensstandards/ Wert-/Normvorst sozial inakzeptable Verhaltensweisen z.B. bestimmte sexuelle Orientierungen abnorm=regelwidrig
- Was ist eig "normal"? - Subjektive Norm Individueller Ausgangszustand als Maßstab für Veränderungen > eigene Empfindung abnorm=verändert Falsch-neg oder falsch-pos Einschätzungen
- (Kategorialer vs. Dimensionaler Ansatz) Kategorial: Unterscheidung in gesund ODER krank > 2 klar unterscheidbare Kategorien • keine „Zwischentöne“ • Diagnosevergabe bzw. Abgrenzung Störungsbilder Dimensional: keine klare Trennung in gesund oder krank - Annahme: psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten lassen sich nicht eindeutig von „normalem“ Verhalten abgrenzen und in unterscheidbare Klassen einteilen - Kontinuum zwischen gesund und krank > kontinuierliche Verteilung von Phänomenen von gesund zu krank, auffällig zu unauffällig - Unterschiede dabei v.a. quantitativer Natur • Schweregrade, z.B. leicht, mittel, schwer
- der dimensionale Charakter psych Störungen für die meisten körperlichen Erkrankungen (Hypertonus, Diabetes, Stoffwechsel) + für psych. Störungen gibt es keine eindeutigen Trennpunkte (cut-offs), die “gesund” und “krank” unterscheiden > keine kategoriale Ordnung möglich siehe Diagramm: Zsstellung von dimensionalem und kategorialem Ansatz mit möglichem Trannpunkt, der jedoch nicht in Wirklichkeit konkret vorhanden >> dimensionale Wirklichkeit in kategoriale Diagnostik umgesetzt > Normbereiche festgelegt
- dimensionaler Charakter psych Störungen für die meisten körperlichen Erkrankungen (Hypertonus, Diabetes, Stoffwechsel) + für psych. Störungen gibt es keine eindeutigen Trennpunkte (cut-offs), die “gesund” und “krank” unterscheiden > keine kategoriale Ordnung möglich s. Diagramm mit dimensionalem und kategorialem Ansatz > mgl Trennpunkt, der jedoch nicht vorhanden aber dimensionale Konstrukte durchaus sinnvoll und statistisch begründet in kategoriale Modelle überführbar • beide Ansätze verwendet: Diagnosevergabe bzw. Abgrenzung Störungsbilder = kategorial, Schweregradbestimmung = dimensional • für die Definition von Störungen sind aber zumeist Konventionen und Zusatzannehmen notwendig (z.B. Zeitkriterium) >> Diagnostik- und Klassifikationssysteme
- Alternatives Krankheits- und Gesundheitsmodell: (1) Soziologische Störungskonzepte (Labeling approach) Etikett „psychisch krank“ ist nicht die Beschreibung eines realen Zustands, sondern die Zuschreibung einer Diagnose (=Etikettierung) und damit der Krankenrolle > Krankenrolle existiert auch ohne Krankheit – das Kranksein ist primär Folge der zugeschriebenen Krankenrolle „Antipsychiatrie“ (da in Psychiatrie klassisches medizinisches Krankheitsmodell angenommen wird; Defekt liegt in Person/im Individuum): - Ursachen psychischer Störungen liegen im familiären u. sozialen System - zentraler „Defekt“ sind gesellschaftliche Verhältnisse (nicht individuelle Defizite!) - (klassische medizinische) Krankheitsmodelle inakzeptabel - Ansatz empirisch nicht bestätigt > heute nur noch für wenige Störungen (z.B. Persönlichkeitsstörungen) und von wenigen Vertretern (z.B. systemischer Ansätze) verfolgt
- Alternative Krankheits- und Gesundheitsmodelle (2) Humanistische Störungskonzepte Grundlage: kontinuierlicher Reifungsprozess und Selbstakutalisierung; ungestörter Prozess zur “full functioning person” - Potential von Gesundheit/Glück in jedem innewohnend, muss 'nur' aktiviert werden psych. Störungen sind “Wachstums- bzw. Reifungsstörungen”: Umwelt hindert Menschen daran, bestimmte Bedürfnisse zu befriedigen und Affekte auszuleben (Selbstverwirklichung) Folge: “unabgeschlossene Gestalten” führen zu fortschreitender Entfremdung “Wir haben keine Alternative –sondern ignorieren das Krankheitskonzept” Position wird in Gestalt- u. bioenergetischer Therapie und teilweise in Gesprächstherapie präferiert (=humanistische Therapieverfahren), nicht empirisch bestätigt/ umstritten
- Alternative Krankheits- und Gesundheitsmodelle (3) Psychologische Störungskonzepte Annahme von Kontinuität von normal zu abnormal (Abnormal Psychology) als Unterschied zur traditionell kategorialen Psychopathologie Psych. Störungen sind lediglich Hemmungen oder Steigerungen psych. Prozesse • Traurigkeit, bei Depression intensiviert • Defekt wird nicht angenommen allgemein akzeptierte aktuelle Position der wissenschaftlichen Klinischen Psychologie und empirischer Erforschung psych. Störungen (z.B. Lernpsychologie, Verhaltenstherapie, kognitive Ansätze) > Synthese mit kategorialen Modellen
- Aktuelles Alternativkonzept: Biopsychosoziales Ätiologiemodell moderne biopsychosoziale Erklärungsansätze begreifen psych. Störungen als multifaktorielles Geschehen, verursacht durch: • Zusammenspiel verschiedener pathogenetischer (krankheitsverursachende) und protektiver (schützende) Einflüsse • bzw. summative Wirkung mehrerer jeweils nicht-pathologischer (nicht-krankhafter) Faktoren (z.B. Alltagsstress, dysfunktionaler Copingstil) Krankheitsentstehung immer durch multidimensionale Interaktion • biologischer • psychologischer • sozialer • ökologischer Faktoren >Krankheit oder Gesundheit = Resultat des Zusammenwirkens von krankmachenden (pathogenen) und gesundheitsfördernden (protektiven) Faktore
- Aktuelles Alternativkonzept: Biopsychosoziales Ätiologiemodell Diagramm mehrdimensionales Gesundheitsmodell - Zsspiel der 4 Faktoren, versch Ebenen Gesundheit = körperl (pos Körpergefühl, Fehlen von Beschwerden + Symptomen) + psych (Freude, Glück, Lebenszufriedenheit, Selbstverwirklichung, Sinnfindung) + soz Wohlbefinden (Fktfähigkeit, Integration, Mobilität) + ökolog und soz Umwelt (Risiken, Belastungen, Gefährdungen vs. Ressourcen, Schutzfaktoren, protektive Einflüsse (zweiteres = Ansatzpunkt für Therapieinterventionen))
- (Unterschied zwischen Depressivität und Depression) Depressivität = temporär schwankende Zustände von depressiven Symptomen
- (Störungsdiagnose) 1. Beschwerden, Klagen, Verhaltensweisen (physiologisch, motorisch, sozial, kognitiv, affektiv - Bedarf des Patienten/ seiner Umgebung) Alltagswahrnehmung umsetzen in 2. Symptome/ Befunde (ausgewählte spezifisch und explizit definierte Aspekte) 3. Syndrom = (vorläufige) Zuordnung von einzelnen Symptomen zu einem Cluster (überzufällig häufige, theoretisch und empirisch sinnvolle Symptomkombination) 4. Diagnose (Störung/ Krankheit): Einbeziehung von Zusatzkriterien (Beginn, Verlauf, Ausschlusskriterien)
- *ICD Klassifizierung: psychische und Verhaltensstörungen Kodierung > Störung international classification of deseases F00-F09: organische, einschl ymptomatischer psych Störungen F10-F19: psych und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F20-F29: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F30-F39: Affektive Störungen F40-F48: neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F50-F59: Verhaltensauffälligkeiten mit körperl Störungen und Faktoren F60-F69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F70-F79: Intelligenzminderung F80-F89: Entwstörungen F90-F98: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F99: nicht näher bezeichnete psych Störungen
- psychotrope Substanzen Suchtmittel, auf Psyche einwirkend, psych Prozesse beeinflussend
- Substanzkonsumstörungen vs Substanzinduzierte Störungen im ICD Substanzkonsumst. - beziehen sich direkt auf Substanz = Abh und schädlicher Gebrauch einer Substanz Substanzinduzierte St. - durch Substanz "erzeugte" Konsumfolgen
- Klassifikation nach ICD-10: “Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen” (F10 – F19) Klassifikation durch Einteilung in a) Substanzkonsumstörungen • Unterscheidung in Diagnosekriterien „Abhängigkeit” und „schädlicher Gebrauch” psychotroper Substanzen b) Substanzinduzierte Störungen • klinische Merkmale der Substanzkonsumstörung werden mit denen der substanzinduzierten Störungen in gemeinsamen Diagnosecode zusammengefasst > Angabe, um welche Substanz es sich handelt ist möglich > Entzugssyndrom F1x.3 (x = jeweilige Substanz)
- Diagnose „Substanzstörungen”: 10 Substanzklassen + Mehrfachgebrauch (nach DSM IV/ICD-10) Alkohol Nikotin Cannabis Amphetamin (Speed, Extasy) Halluzinogene (LSD, Pilze) Inhalantien (Schnüffelstoffe) Kokain (+ Crack) Opiate (Heroin, Codein, Methadon) Phencyclidin (Angel Dust) Medikamente (Sedativa-, Hypnotika-, anxiolytikaähnl Substanz) + Polytoximanie = multipler Substanzmissbrauch
- *ICD-10: Diagnostische Kriterien für „Psychische und Verhaltensstörungen durch Psychotrope Substanzen” (F1) > Substanzkonsumstörungen Schädlicher Gebrauch - Kriterien: A) Konsumverhalten, das zu einer Gesundheitsschädigung führt (körperliche und psychische Störung) B) nicht zu diagnostizieren bei: • Abhängigkeitssyndrom • Psychotischer Störung • Anderen spezifischen alkohol- oder substanzbedingten Störung Abhängigkeitssyndrom - Kriterien: A) Zumindest drei der folgenden Kriterien trafen gleichzeitig zu irgendeinem Zeitpunkt in den letzten 12 Monaten auf (< 3 = subklinisches Bild, Diagnose nicht geben): 1. Starker Wunsch oder Zwang, best Substanzen zu konsumieren; 2. Verminderte Kontrollfähigkeit bzgl. des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums; 3. Körperl Entzugssyndrom; 4. Toleranz; 5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen; 6. Anhaltender Konsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen; 7. Eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit psychotropen Substanzen (zB Verleumdung); 8. Substanzgebrauch mit dem Ziel, Entzugssymptome zu mindern
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