Gesundheitspsychologie (Fach) / VL10 Gesprächsführung, Basiskompetenzen des Beraters (Lektion)

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  • Was macht eine guten und erfolgreichen Berater aus? Beraterqualitäten - Es existieren unterschiedlich differenzierte Darstellungen zu sog. Beraterqualitäten - Konzentrieren sich einerseits auf „situationsübergreifende Traits“ und andererseits auf „beratungsspezifische Zustände/Kompetenzen“ (*manchmal stabile Persönlichkeitsmerkmale, manchmal erwerbbare Kompetenzen) 1. Interpersonelle Fähigkeiten: wie aktives Zuhören, Kommunikationsaufbau und -aufrechterhaltung, Empathie, Präsenz, Bewusstsein über nonverbale Kommunikationsstrategien (achten auf non-/paraverbale Merkmale), Ausdruck von Gefühlen, Vertrauensaufbau, Fähigkeit Gespräche zu lenken: strukturieren, zeitliche Struktur beachten, wertfrei, ohne Interpretationen etc. 2. Persönliche Überzeugungen: wie Fähigkeit andere zu akzeptieren, Glaube an das Veränderungspotenzial von Menschen (nicht sagen, egal was wir machen, du wirst dich nicht verändern), Bewusstsein über ethische und moralischen Wahlmöglichkeiten, Toleranz, Offenheit, humanistische Grundhaltung 3. Persönliche Integrität: Berater verfolgt keine persönlichen Bedürfnisse, weist (möglichst) keine Vorurteile gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen auf, Fähigkeit unangenehme Gefühle gegenüber der Klienten zu tolerieren, zieht keinen persönlichen Nutzen aus der Beratung, verfolgt keine persönlichen Ziele; Person ist integer, wenn sie Selbstreflektionsfähigkeit besetzt und Vertrauen nicht missbrauch (was ist gut für den Klienten von „was finde ich gut“ trennen, eigene Machtposition nicht missbrauchen, sichere persönliche Grenzen) 4. Beherrschung der therapeutischen bzw. (Beratungs)Techniken: dies umfasst auch das Wissen über die Effektivität von verschiedenen Interventionsstrategien inklusive deren differentielle Indikatoren, Erfahrung und Übung in der konkreten, sachgerechten Umsetzung von verschiedenen Interventionsstrategien (man will Veränderung initiieren und hat ein großes Methodenrepertoire, die die man anwendet soll man gut beherrschen z.B. Beobachtung, Rollenspiel oder Tiefenpsych. → kompetent sein) 5. Fähigkeit soziale Systeme zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten: wie Kenntnis der relevanten Familien- und Arbeitsbeziehungen; Fähigkeit für seine eigene Arbeit auch Unterstützungsnetzwerke und Supervision in Anspruch zu nehmen; Sensibilität gegenüber der sozialen Wert des Klienten (wie ist der konkrete Arbeitsplatz der Person, wie ist seine soziale Situation, der soziale Einfluss z.B. Familie, interkultureller Hintergrund, offen sein für Aspekte wie Supervision) (oftmals auch die kulturelle Sensibilität von Beratern, insbesondere bei der Arbeit mit Personen mit Migrationshintergrund oder bei der Beratung von internationalen Firmen) Was macht erfolgreiche Beratung aus? Es gibt 3 Säulen: 1-Verhaltenstherapie, 2-Tiefenpsychologisch und 3-Humanistisch → Rogers hat einen humanistischen Hintergrund, hat Prozessanalysen durchgeführt, d.h. ist in Therapiesitzungen gegangen, Audios davon aufgenommen und Satz für Satz ausgewertet, welche Verhaltensweisen zum Erfolg führen) „Wirksame Beratung besteht aus einer eindeutig strukturierten, gewährenden Beziehung, die es dem Klienten ermöglicht, zu einem Verständnis seiner selbst in einem Ausmaß zu gelangen, das ihn befähigt, auf Grund dieser neuen Orientierung positive Schritte zu unternehmen.“ (Rogers, 2001) → Aktive Rolle des Klienten, sodass er positive Schritte zu seiner Veränderung unternimmt) → Fokus auf Beziehungsaspekt → Betonung des Veränderungsprozesses: Menschen haben Selbstaktualisierungstendenz; → Beratung findet in der Interaktion statt und diese Interaktion/Beziehung ist maßgeblich für Beratungsziel/-konzept → Klientenzentrierter, personzentrierter, non-direktiver Ansatz (=dem Klienten wird viel Raum gelassen seine eigenen Vorstellungen wirksam werden zu lassen (nicht der Berater gibt alles vor)
  • Beschreibe den Grundgedanken Rogers und die Basisqualitäten nach Rogers Grundgedanke Rogers – warum kommt es zu pathologischen Erscheinungen 1. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einer positiven Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt (Menschen streben danach immer wieder in Interaktion mit der Umwelt selbst zu wachsen und sich positiv weiterzuentwickeln, seine Umgebung reflektieren und dadurch neue Erkenntnisse gewinnen) → Selbstaktualisierungstendenz (- jeder hat dieses Bedürfnis, die eigenen Erfahrungen müssen mit dem Bedürfnis passen für ein positives Selbstwertgefühl und gutes Umwelt wohlfühlen, manchmal können die positiven Aspekte, Erfahrungen aus der Umwelt erschüttert werden) 2. Die Beziehung/Gesprächssituation sollte bestimmte Qualitäten aufweisen, die diese verschütteten, positiven Seiten wieder hervorbringen (der Berater muss sie wieder aufbauen, das reicht dann um Veränderung zu initiieren, weil wenn das Bedürfnis wiedergehgestellt ist wird man sich wieder mit seiner Umwelt auseinandersetzen und selber aktiv werden) → Therapeutische Beziehung ist notwendige und hinreichende Bedingung, dass sich Klienten verändern (Beziehungsgestaltung als Schlüssel zum Erfolg, die Beziehung zwischen Berater und Klient ist entscheidend für den Beratungserfolg) Basisqualitäten nach Rogers Echtheit/Kongruenz - Auf allen Kommunikationskanälen (nonverbal, paraverbal) wird die gleiche Botschaft gesendet und „gemeint“ (Berater spielt nicht vor, was er nicht ist, mit Mimik, Gestik, Tonhöhe etc., nicht sagen „finde ich toll“ obwohl nicht so) → Selbstexploration (setzt voraus, dass der Berater sich seiner eigenen Gefühle bewusst ist, erreicht die Echtheit über Selbstexploration, d.h. man muss wissen was man selber denkt wie man zu bestimmten Sachen steht, selber reflektieren welche Position/Werte vertrete ich) - Nicht: Unaufrichtigkeit oder Fassade → Echtheit baut Vertrauen auf Einfühlung/Empathie - Sich mit dem Inneren der anderen Person auseinandersetzen, erspüren, was Klient Fühlt; Motive und Werte nachempfinden (Fähigkeit in die persönliche Erfahrungswelt einer anderen Person eintauchen zu können und völlig in dieser Welt zuhause zu sein), Unterschiedliche Gefühlsbedeutungen werden empfindsam wahrgenommen → Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte (Empathie meint Verstehen, nichtwertendes Eingehen auf die Person und Ihre Empfindungen und Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte, d.h. man schafft es durch Verbalisieren und Rückmeldung wie es empfunden wird, z.B. wenn ich mich in ihre Situation hinein versetzen würde, wäre ich traurig – stimmt es? → widerspiegeln) - Nicht: Wertung (wertendes, beurteilendes Verhalten, das eigene Maßstäbe ansetzt) → Empathie wirkt anregend und erlebnisaktivierend Wärme/Akzeptanz (unbedingte positive Wertschätzung) - Beinhaltet die positive Gesinnung, die Bedingungslosigkeit; Sorge; Begegnung mit dem Klienten in dessen Erlebniswelt (Sorge und Respekt für den Klienten ausdrücken, die Person an sich (nicht unbedingt das konkrete Verhalten) wertschätzen, ohne dass daran Bedingungen geknüpft werden) → nonverbal, verbal (Raum lassen, aktiv zuhören) (eine Person als solche zu akzeptieren geht über das nonverbale Verhalten (Raum lassen sich selber zu explorieren und eigene Akzente zu setzen) - Nicht: sachlich, distanziert (oder gar abwertende Atmosphäre) → Wärme sichert angstfreie Atmosphäre und steigert Selbstwertempfinden → Alle drei Basisqualitäten tragen zu einer erfolgreichen Beratung bei, sind notwendig für eine erfolgreiche Beratung
  • Was sollte man als Berater nicht tun? - Bagatellisieren („Oh so schlimm ist ihr Problem doch auch nicht“– Herunterspielen, ein Problem als kleiner darstellen als es in Wirklichkeit ist) - Diagnostizieren (keine vorschnellen Richtungen einschlagen und den „Fachmann raushängen lassen“ von oben erteilen) - Dirigieren (Patienten nicht passiv werden lassen, weil man alles vorgibt) - Examinieren (nicht eine Frage nach der anderen stellen und sich alles ganz vertieft anschauen sondern Freiräume lassen, Klient braucht eigenes Tempo) - Sich identifizieren (sich auch nicht zu stark identifizieren; dem anderen Freiraum lassen, Berater soll nicht immer sagen, dass kenn ich auch - nicht die eigene Person in den Vordergrund stellen) - Interpretieren (nicht vorschnell einordnen) - Intellektualisieren (sich nicht zu stark distanzieren, intellektualisieren, nicht selber abheben, nicht versachlichen)
  • Rogers Wirkmodell der Basisqualitäten und kritische Bewertung Akzeptanz, Empathie und Kongruenz für eine  angstfreie Atmosphäre, Steigerung des Selsbtwerts, Anregung, Erlebnisaktivierung, Vertrauen, Bereicherung für eine aktive Auseinandersetzung, Selbstexploration Kritische Bewertung - Basisqualitäten werden als entscheidende Elemente der therapeutischen Beziehung betrachtet - Funktion wird kontrovers diskutiert (Grundlage für Beratung oder entscheidender Wirkfaktor?); empirische Hinweise unterstützen den förderlichen, nicht den hinreichenden Charakter (hinreichend um Veränderungen zu bewirken oder nur förderlich?, dass sie wichtig sind wurde bestätigt aber reicht das aus? – nach Rogers schon, aber es ist förderlich so eine Beziehung aufzubauen zwischen Klient und Berater (aber nur 30% des Therapieerfolgs damit aufgeklärt), d.h. man braucht auch Interventionen) - Qualität der Beziehung (=Qualität der Gefühle und Einstellungen von Berater und Klient zueinander und Art des Ausdrucks) wird als der wichtigste Wirkfaktor betrachtet → „common factors“ (Beziehung bzw. Interaktion als Element, was allen Therapierichtungen gemeinsam ist, zentraler Faktor) - Besonders die Einschätzung der Klienten ist entscheidend (Therapeuten schätzen das Klima kritischer ein, als es die Klienten tun, d.h. die Wahrnehmung des Klienten ist wichtig)
  • Was ist motivational Interviewing (MI) ? Motivational Interviewing (MI)  Beispiel: „sind sie Raucher“ – „ja“ → „sie wissen, dass sie mit dem Rauchen aufhören sollten“ – „ich weiß, es schadet, aber ich kann nicht aufhören“ → „Aber sie MÜSSEN“ – „Aber ich KANN nicht“ → diese Spannung muss man aufbrechen, man darf nicht in die Konfrontation gehen • Baut auf dem humanistischen Ansatz von Rogers auf → „Beratung auf gleicher Augenhöhe“ • Bezieht Elemente der sozial-kognitiven Theorie (Bandura) und des Selbstmanagementansatzes (Kanfer) ebenso wie die Theorie der kognitiven Dissonanz und der psychologischen Reaktanz mit ein (Bandura: Selbstwirksamkeitserwartung und Handlungs-Ergebnis-Erwartung; Kanfer: Menschen unterstützen, ihr Verhalten zu steuern (Hilfe zur Selbsthilfe); kognitive Dissonanz: ich mag ihn, aber er mag Fußball – was mache ich mit meiner Dissonanz/Ambivalenzempfinden; Reaktanz: wenn man jemanden in eine Richtung drängt, dass sie es v.a. dann macht, obwohl er es nicht wollte) • Anspruch: Kurzzeitberatung für Klienten, die „geschickt“ wurden oder ambivalent sind (Problem, wie baut man Veränderungsbereitschaft auf, wenn viele gar nicht freiwillig kommen und sowieso nichts an ihrem Verhalten verändern wollen oder ambivalent sind z.B. Ja ich würde gerne, aber…) • Ursprung in der Alkoholismusbehandlung „Motivational Interviewing is a directive, client-centered counselling style for eliciting behavior change by helping clients to explore and resolve ambivalence” (Miller und Rollnick, 2002) – das “directive” unterscheidet es von Rogers Beratung, bei dem es ja nicht direct sein soll • MI = Beratungsstil (d.h. eine Eigenschaft) • MI = Sammlung von Beratungstechniken (Betonung von bestimmten Techniken, d.h. nicht nur Beziehung) • Enger Zusammenhang mit Transtheoretischem Modell (TTM – ich muss Motivation erst einmal aufbauen, TTM hat einen prozesscharakter, d.h. Rückfälle gehören dazu. Die erste Phase “Sorglosigkeit” passt zum MMI – wie kann ich da raus → Bereitschaft für eine Veränderung aufbauen) • Berater gibt Unterstützung, Struktur und Richtungshilfe • Expliziter Verzicht auf Konfrontation (Vermeiden von Reaktionen, bei denen Reaktanz auf Seiten des Klienten entstehen kann) • „shared decision making“ - Viele Probleme, die mit Verhaltensstilen wie mangelnde Bewegung, Stress, Rauchen etc. verbunden sind, sind nur schwer behandelbar und erfordern viel Zeit und Motivation seitens des Klienten - Klassische Herangehensweise: Berater erteilt Ratschläge, gibt Informationen zum Gefahrenpotenzial des Verhaltens → nur sehr geringe Erfolge durch mangelnde Motivation und Widerstand des Klienten - Ausreichende Motivation des Klienten muss erst im Gespräch geschaffen werden - Wesentlich Grundannahme: Motivation ist keine intrapersonelle Eigenschaft, sondern ein interpersoneller Prozess - Motivation muss gemeinsam erarbeitet werden
  • Was sind die Basisprinzipien des MI? Basisprinzipien des MI 1. Ausdruck von Empathie o Fundament des MI o Akzeptanz für Sicht und Ambivalenz des Klienten (Es ist ein Muss, soll dazu dienen seine eigene Ambivalenz sichtbar zu machen) 2. Entwicklung von Diskrepanz(erleben) o Hauptmotor der Veränderung o Klient präsentiert selbst Argumente für Veränderung (change talk) (Zunehmende Veränderungsbereitschaft kann erkannt werden an verstärkter Verbalisierung der Nachteile des Status quo und Vorteile einer Veränderung sowie Äußerungen von Optimismus bezogen auf einen solchen Veränderungsschritt) o Berater verdeutlich nur die vom Klienten empfundene Diskrepanz, macht sie bewusster (Aktuelle Verhaltenswiesen mit zentralen Zielen und Werten des Klienten müssen kontrastiert werden, um Diskrepanzerleben zu verdeutlichen) 3. Umgang mit Widerstand (streiten, negativieren, ignorieren, unterbrechen) o Widerstand als Warnsignal (Berater muss ausgewogen beide Seiten reflektieren und persönliche Kontrolle des Klienten betonen) 4. Unterstützen des Selbstwirksamkeitserlebens o Wichtige Motivationsquelle (Berater sollte an frühere Erfolge anknüpfen, gemeinsam Möglichkeiten zum Umgang mit Problemen erarbeiten)
  • Nenne die 9 Basisprinzipien des MI 1. Offene Fragen (als Einstieg in die Thematik) und Herausarbeiten der Patientensicht - Klienten motivieren, ihre eigene Position darzustellen um einen Reflektionsprozess auszulösen (mit offenen Fragen arbeiten (nicht solche mit Ja/Nein und Interpretationen), einfach die Sicht des Patienten erforschen z.B. „beschreiben sie einen typischen Tag“) 2. Reflektierendes Zuhören - → Förderung der Selbsterkenntnis - Dem Klienten das Gesagte/seine Lebenswelt widerspiegeln, ein Sicherheitsgefühl aufbauen, das Gespräch vertiefen und dem Klienten dabei helfen, sich selbst zu verstehen (reflektierend, d.h. Verbalisieren der Erlebnisse, dient der Förderung der Selbsterkenntnis) 3. Bestätigen und Unterstützen → damit Wertschätzung zeigen 4. Zusammenfassen der wichtigsten Informationen und deren Bündelung → Zurückmeldung 5. Selbstmotivierende Äußerungen herausarbeiten 6. Change Talk - Direktes Aufzeigen von Veränderungsbereitschaft, -zuversicht - Selbstmotivation erfassen 7. Rolling with resistance - Double sided reflective listening 8. Feedback - Referenzwerte angeben, Interpretationen erleichtern 9. Menü/Alternativen anbieten
  • Was sind DONTS als Berater/Therapeut? - Nicht zu viel in zu kurzer Zeit erreichen wollen! (*nicht zu viel Druck machen, kurzfristige realistische und kleine Schrittziele stellen (Teilschritte), weil es Reaktanz erzeugt) - Patienten nicht im Unklaren über die Ziele der Intervention lassen! (*Transparenz, Ziele eines Gesprächs, wo will der Berater heute hin, was ist sein Ziel) - Nicht „um den heißen Brei reden“! (*Aspekte klar nennen) - Nicht pathologisieren! (*nicht in bestimmte Gruppe einordnen, nicht sagen „Oh es ist schrecklich“) - Keine „Krankheitseinsicht“ erzwingen! (*auch akzeptieren, dass der andere eine andere Sichtweise hat, respektieren) - Nicht moralisieren! (*nicht Wertesystem einbringen) - Nicht „überführen“ oder „entlarven“! (*“ah jetzt haben sie sich selber widersprochen“ → erzeugt Reaktanz) - Nicht „verordnen“! (*Ratschläge erteilen von außen, aber Alternativen anbieten) - Nicht zu viel reden! (*Redeanteil soll auf der Seite des Klienten sein, nicht zu viel erklären) - Nicht drängen! (*emotionalen Druck, Zeit lassen für Entscheidung)
  • Brief Assessment of shared Decision Making of Health Care Fragen wie: (1) Hatte der Patient Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzustellen? (2) Hat der Arzt den Patienten wie eine gleichberechtigten Partner behandelt? - gemeinsame Entscheidungsfindung, kurze Skalen nach dem Gespräch, wie ist die Sichtweise auf das Gespräch - (2) = ist die Beratung auf Augenhöhe erfolgt (so wie es beim MI sein sollte) → die Sichtweise des Klienten ist entscheidend für eine Veränderung
  • Indikationen - Wann und bei wem wendet man IM an? und wie ist die Wirksamkeit? Indikation (IM bei…) - Substanzgebundene Abhängigkeiten (*kommt aus dem Bereich, z.B. Alkohol, Cannabis) - Komorbide Störungen (*nicht nur ein Störungsbild) - HIV-Prävention (*in AIDS-Prävention eingesetzt) - Ess- und Gewichtsstörungen - Diabetes (*chronische Erkrankung) - Betriebliche Suchtprävention, Bewährungs- und Entwicklungshilfe, bei Sexualdelikten (*auch geschicktwordene Klienten) - Keine Altersbegrenzung genannt (*unter 14 schwierig, da hohe Reflektionsfähigkeit vom Klienten vonnöten ist, brauche Personen, die reflektieren können) - Frage nach kognitiven Voraussetzungen - Nicht geeignet für universelle Präventionsangebote, da fehlende Ambivalenz (*für universelle Prävention nicht geeignet, wegen fehlender Ambivalenz, was aber der Motor für MI ist, daher eher Einzelintervention) - Kritische Diskussionen der Anwendung in Gruppen Wirksamkeit • Hohe Verbreitung im Gesundheitskontext (*auch in klinischer Psychologie) • Vielversprechende empirische Datenlagen • Selten Vergleich mit aktiver Behandlungsgruppe - dann jedoch keine höhere Wirksamkeit (*selten Vergleiche mit anderen wirksamen Verfahren, nur mit KG) • Hohe Variation von Wirksamkeit in Abhängigkeit von untersuchtem Problembereich • Frage nach Quantität des MI um klinisch bedeutsame Effekte zu erzielen (*wie lange reicht es: 30min?, mehrmals pro Woche? → MI als Einstiegspforte, um sich mit dem Thema auseinander zu setzen, Tür Öffner für Therapie) • Probleme bei Aufrechterhaltung der Effekte über längeren Zeitraum und komplexen Verhaltensweisen (*vernetzte Verhaltensweisen, langfristige Effekte)
  • Metaanalyse von MI → Im Vergleich mit unbehandelten Gruppen erzielt MI signifikante, stabile Ergebnisse im kleineren Effektausmaß (0.28) → Im Vergleich mit aktiver Behandlung kann MI keine signifikanten Verbesserungen erreichen → MI ist sehr robust bezüglich verschiedener Moderatoren → Einige Moderatoren scheinen aber gewissen Einfluss zu haben (Gruppen- oder Einzeltherapie, ethnische Zugehörigkeit) - Gruppentherapie schlechtere Effekt als Einzeltherapie - Eigner sich für bestimmte ethnische Gruppen besser (höherer Effekt bei afroamerikanischer Bevölkerung) - beste Effekte: Drogen, Rauchen, Alkohol - Spielverhalten, Zugang zu Therapieverfahren - Effektstärke in Vergleichsgruppe (Placebo) .29 - Effekt im Vergleich mit anderen Methoden verschwindet - Manualisierung = in Einzel besser als Gruppe
  • Was sind die Kernannahmen des MI? Kernannahmen des MI - Basiert auf Identifikation und Mobilisierung der intrinsischen Werte und Ziele des Klienten, um Verhaltensänderung zu bewirken („willing“, „able“, „ready“ → 3 Stufen der Veränderungsbereitschaft) o Willing (Bereitschaft): Bedeutung, die der Diskrepanz zwischen einem jetzigen Zustand und einem Ziel zugesprochen wird. Bedürfnis etwas zu verändern, motivational „ich will…“ o Able: Welches Vertrauen setze ich in meine eigenen Fähigkeiten zur Veränderungen (Selbstwirksamkeits- und Ergebniserwartungen), bin ich dazu fähig etwas zu verändern o Ready: Welche Priorität hat dieser Verhaltensbereich zu anderen Angelegenheiten, die als wichtig erachtet werden → ausreichende Änderungsbereitschaft - Motivation zur Veränderung wird durch Klienten hervorgebracht, nicht von Außen erzeugt  - Bereitschaft zur Veränderung ist keine Eigenschaft, sondern wird in der Interaktion hergestellt  - Widerstand und „Verleugnung“ sind häufig Alarmzeichen für eine negative Beziehung (d.h. der Beziehungsaufbau funktioniert nicht) - Stärkung der Selbstwirksamkeit im Mittelpunkt  - Therapeutische Beziehung als Partnerschaft, welche Autonomie des Klienten akzeptiert
  • Spezifiziere: Offene Fragen 1. Offene Fragen (als Einstieg in die Thematik) und Herausarbeiten der Patientensicht - Klienten motivieren, ihre eigene Position darzustellen um einen Reflektionsprozess auszulösen (mit offenen Fragen arbeiten (nicht solche mit Ja/Nein und Interpretationen), einfach die Sicht des Patienten erforschen z.B. „beschreiben sie einen typischen Tag“) Zu 1. Offene Fragen: Spezielle Techniken der Gesprächsführung - einen typischen Tag beschreiben lassen - die guten und weniger guten Dinge beschreiben lassen - Informationen geben - die Gegenwart mit der Zukunft kontrastieren lassen - Gründe für Besorgnis explorieren - Hilfestellung bei Entscheidungsfindung
  • Spezifiziere: Reflektierendes Zuhören 2. Reflektierendes Zuhören - → Förderung der Selbsterkenntnis - Dem Klienten das Gesagte/seine Lebenswelt widerspiegeln, ein Sicherheitsgefühl aufbauen, das Gespräch vertiefen und dem Klienten dabei helfen, sich selbst zu verstehen (reflektierend, d.h. Verbalisieren der Erlebnisse, dient der Förderung der Selbsterkenntnis) Zu 2.: Reflektierendes Zuhören (reflective Listening) - Operationalisierung von Empathie - Förderung von Selbsterkenntnis - Beispiel: o Patient: Seit ich Abteilungsleiter bin, ist mir alles zu viel und ich schaffe es nicht, Aufgaben zu delegieren o Therapeut (Interpretation): Sie haben hohe Ansprüche an sich und trauen den anderen nichts zu. o Therapeut (Reflective Listening): Die Arbeit wächst Ihnen über den Kopf. Sie möchten die Arbeit in Zukunft auf mehr Schultern verteilen
  • Spezifiziere: Selbstmotivation 6. Change Talk - Direktes Aufzeigen von Veränderungsbereitschaft, -zuversicht  - Selbstmotivation erfassen Zu 6.: Selbstmotivation Frage mit 10stufiger skala: Wie wichtig ist es Ihnen, weniger Alkohol zu trinken? Wie denken Sie im Moment darüber? Wir haben die Tendenz, die extremen Werte zu vermeiden, man sagt 0 ist schon extrem, so überhaupt garnicht eine Rolle spielen ist nicht korrekt → dann muss man genau dort ansetzen und fragen warum genau wählen sie nicht die 0
  • Spezifiziere: Rolling with Resistance 7. Rolling with resistance - Double sided reflective listening Zu 7.: Rolling with resistance - Grundidee: keine Reaktanz entstehen lassen (Widerstand und Konfrontation vermeiden) - Reflektierendes Zuhören einsetzen - Diskrepanzen herausarbeiten  - zB. Double-Sided-Reflection: → 2 Seiten einer Medaille zeigen o Patient: okay, ich hätte nicht mehr fahren sollen an dem Abend. Ich hatte zu viel getrunken. Aber deswegen bin ich doch kein Alkoholiker. o Therapeut: Einerseits denken Sie auch, das Sie das nicht nochmal machen sollten, andererseits wollen sie deswegen aber nicht als Alkoholiker abgestempelt werden - Einerseits/andererseits - beide Aspekte mit aufnehmen → man muss ihnen ihre eigene Ambivalenz zeigen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dort einzusteigen  - Ohne Bewertung Rückmeldung geben, die nicht bedrohlich ist  - Dem Klienten überlassen, was er damit anfängt  - Sehr wichtig den Klienten mit ins Boot zu holen und Alternativen anzubieten, die dem Klienten passen und die er auch umsetzen kann
  • Spezifiziere: Feedback 8. Feedback - Referenzwerte angeben, Interpretationen erleichtern Zu 8.: Feedback - Sachliche und wertungsfreie Erläuterung der Befunde - Vergleich mit Referenzgruppe oder Normen (sie trinken mehr als 87% der Männer ihrer Altersgruppe) - Hilfe bei Interpretation der Befunde - Patient - nicht Arzt/Berater - zieht Schlüsse aus den Befunden