Gesundheitspsychologie (Fach) / VL5 Ernährung und ernährungsbedingte Erkrankung (Lektion)
In dieser Lektion befinden sich 13 Karteikarten
Ernährung
Diese Lektion wurde von Nuri94 erstellt.
- Was wäre eine gute Ernährungsempfehlung? • Vielseitig essen, aber nicht zu viel! • Weniger Fett und fettreiche Lebensmittel! • Würzig, aber nicht salzig! • Wenig Süßes! • Mehr Vollkornprodukte! • Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst! • Weniger tierisches Eiweiß! • Trinken mit Verstand! (wenig Alkohol) • Öfter kleinere Mahlzeiten! • Schmackhaft und nährstoffschonend zubereiten! Ernährungspyramide 1: Flüssigkeit: reichlich über den Tag verteilt, weniger zuckerhaltig, ca. 2 L 2: Getreide/Getreideprodukte: möglichst in Vollkorn 3: Obst + Gemüse: ca. 5 Portionen am Tag (2 Obst, 3 Gemüse, weil Obst einen hohen Zuckergehalt hat) 4: Milch/Milchprodukte: wichtige Calciumquelle, fettarme Varianten bevorzugen (aber nicht „light“ Produkte) 5: Fleisch, Fisch, Wurst, Eier: 2-3x pro Woche Fleisch, fettarme Varianten; 1-2x Seefisch pro Woche 6: Fette/Öle: sparsam verwenden, pflanzliche Fette, auf Qualität achten (ca. 6 ½ EL in allem zsm) 7: Süßigkeiten: 1 kleine Portion am Tag, max. 10% des Tagesbedarfs Nicht die Qualität der Nahrungsmittel, sondern die Quantität ist entscheidend → es gibt keine ungesunden, nur zu viel Eiweiß 20%: Brennwert = 4,2 kcal/g ständige Zufuhr notwendig; wichtig für Muskelaufbau, Immunabwehr Fette 30%: Brennwert = 9,3 kcal/g wichtiger Energieliferant; enthalten fettlösliche Vitamine und Provitamine; Geschmacksträger Kohlenhydrate 55% Brennwert = 4,2 kcal/g wichtigster Energielieferant; Schnellverfügbare Energiereserven (Glykogen); Ballaststoffe
- Beschreibe die Ergebnisse der KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen) • Geschlechts- und Alterseffekte gefunden (Mädchen ernähren sich gesünder, eine Verschlechterung des Ernährungsverhaltens mit zunehmendem Alter und der Trend) • 25% der Jungen und 20% der Mädchen trinken mehrmals täglich Softdrinks (Cola, Limonade) • Fleisch wird 1-6mal pro Woche gegessen, Fisch nur 1-3 mal pro Monat • Mindestens einmal täglich werden Weißbrot (häufiger als Vollkorn) und Cerealien gegessen, Nudeln, Reis und Kartoffeln 1-6 mal wöchentlich • 50% essen einmal täglich Obst / Gemüse (nur 12% der Mädchen und 10% der Jungen erreichen die empfohlene tägliche Obst- und Gemüseportion) • Die Mehrheit isst nur 1-3 mal pro Monat Fast Food • ~ 20% essen täglich Süßigkeiten, 50% 1-6 mal pro Woche
- Wie sieht es mit Obst und Gemüse bei Erwachsenen aus? Die Erwachsenen sind nicht viel besser, v.a. Männer essen häufiger weniger als eine Portion Obst oder Gemüse → bei Frauen bleibt der Konsum von Obst und Gemüse mit dem Alter relativ konstant → insgesamt Steigerung der Menge an Obst und Gemüse am Tag (bei F & M)
- Was sind Wurzeln/ Einflussfaktoren des Essverhaltens? • Essen ist ein fundamentales, lebensnotwendiges Bedürfnis • Nahrungsmittel sind die stärksten primären Verstärker (hat Belohnungswert: zum Geburtstag gibt’s Torte, bei guter Note gibt’s Eis, für Leistung oder Verhalten etc.) • Wurzeln für unser Ess- und Ernährungsverhalten werden in den ersten fünf Lebensjahren gelegt • Kinder sind mit einer Reihe von behavioralen Prädispositionen ausgestattet o Umwelt formt deren Ausgestaltung • Kinder lernen essen durch: o Wiederholte Exposition → Neophobie (neue Geschmackrichtungen lernen, neue Nahrung ca. 7 mal anbieten, damit es angenommen wird; (Angst vor unbekannten Nahrungsmitteln, ca. ab 18 Monaten bis 10 Jahre) o Spezifisch-sensorische Sättigung → Einseitigkeit (ein Lieblingsgericht (wird irgendwann zu viel), aber Platz für Nachtisch, weil es was anderes ist, wirkt gegen Einseitigkeit) o Konditionierungsprozesse (gibt man Schoki oder Banane? Das wird gelernt (wenn es mir schlecht geht dann hilft mir Schoki (oder Banane) → immer mit Wirkungen verbunden) o Modell/Imitationslernen (was Essen die Eltern, sogar wichtig sind pränatale Essgewohnheiten der Mutter → Präferenz für Geschmacksrichtungen werden schon im Mutterleib gelegt, z.B. Präferenz für Süßes schon bei der Geburt, wegen Energiefunktion) Einflussfaktoren - kindliche Aspekte (Genetik, Alter, Geschlecht, Präferenz) - familiäre Aspekte (Nahrungsangebot, Elterliches Ernährungsverhalten, Ernährungswissen) - gesellschaftliche Aspekte (Nahrungsmittelangebot, Bildung, Arbeitszeit, Einkommen)
- Elterliche Einflüsse auf Obst- und Gemüsekonsum • Kinder o Verfügbarkeit (wenn es da ist, wird’s auch gegessen) o Elterliche Ernährung o Elterliches Essverhalten (Essverhalten: Vorgang des Essens, wie esse ich (kognitiv, emotional etc.) o Nährstoffwissen • Jugendliche o Verfügbarkeit o Erreichbarkeit o Elterliche Ernährung o Essbezogene Regeln (du stehst erst auf, wenn du fertig isst…) o Ermutigung o Rauchen (-) (negativer Effekt auf Obst/Gemüse Konsum)
- Welches sind die häufigsten Essmotive? Geschmack, Gewohnheit, Hunger, Gesundheit, Einfachheit, Genuss, Tradition etc. (Natürlichkeit, Gemeinschaft, Preis, Präsentation, Gewichtskontrolle, Affektregulation, Soziale Normen, Soziales Image)
- Was ist Orthorexia Nervose? Und was sind Folgen von Fehlernährung? • Phänomen der Orthorexia nervosa (ON) wird in der Literatur diskutiert • Griech. orthós „richtig“ und órexis „Begierde“ oder „Appetit“ • beschreibt eine pathologische Fixierung auf subjektiv als gesund klassifizierte Lebensmittel (Bratman, 1997) • es existiert keine einheitliche Definition, aber allgemeine Merkmale wie z.B. andauernde gedankliche Beschäftigung, Rigidität bzgl. selbstaufgestellter Ernährungsregeln, überwertige Ideen bzgl. der Wirksamkeit „gesunder“ Ernährung, ritualisierte Muster bei Nahrungszubereitung und –aufnahme • „inflationäre“ Prävalenzzahlen: 1-81% Mögliche diagnostische Kriterien A: Intesive Beschäftigung mit gesunder Ernährung B: Angst und Vermeidung von ungesunden Lebensmitteln (subjektiv betrachtet) C1: Mindestens 2 überbewertete Ideen bezüglich der Effektivität von gesunder Ernährung C2: ritaulisierte Beschäftigung mit dem Kauf, vorbereiten und Kosum von gesunder Ernährung D1: Einschränkung anderer Interessen und soziale Kontakte E: Gewichtsverlust und Untergwicht kann vorkommen, aber Sorge um Gewicht und Figur ist kein dominantes Syndrom der Krankheit Folgen der Fehlernährung • Müdigkeit/geringe körperliche Leistungsfähigkeit • Konzentrationsmängel/geringe kognitive Leistungsfähigkeit • Negative psychosoziale Befindlichkeit • Krankheiten • Spektrum von starkem Untergewicht bis hin zu starkem Übergewicht
- Definiere Adipositas und beschreibe den Body-Mass-Index Adipositas = übermäßige Vermehrung des Körperfettgewebes, die mit einer gesundheitlichen Gefährdung einhergeht (Fettleibigkeit, Obesitas, Übergewicht, das der Gesundheit schaden kann, chronische Erkrankung, hohe Einschränkungen + Risiko für Folgeerkrankungen. Ursache: wenn Energiezufuhr den Energieverbrauch übersteigt) Geschätzt wird über den BMI (Problem bei Bodybuildern, weil sie eher Muskelgewebe aufbauen) Unterschieden werden: - Gynoide (Hüfte, Birnenform) vs. androide Form (= bauchbetont, Apfel, eher gesundheitsschädlich für Organe) - Primäre (Inbalance zw. Zufuhr und Verbrauch z.B. geringe körperliche Aktivität, zu 79% Ursache) vs. sekundäre Form (Folge einer Erkrankung, Gen oder Schilddrüsenunterfunktion, ca. 3% Ursache) - Grad des Übergewichts Body-Mass-Index = (Körpergewicht (kg))/(Größe (m)²) Normalgewicht: BMI 18,5 - 25 P10 - P90 Übergewicht: BMI 25 - < 30 P > 90 - P97 Adipositas: BMI > 30 P > 97 Extreme Adipositas BMI > 40 P > 99 Bauchbetonte Adipositas: Bauchumfang > 102cm (M) > 88cm Taille (F) Hüftumfang > 1 (M) > 0,85 (F) Perzentile: Aussage über die relative Position einer Person in einer Gruppe. Ab der 90. Perzentile wird von Übergewicht gesprochen, oberhalb der 97. Perzentile ist Adipositas. Unterhalb der 10. Perzentile ist Untergewicht. Sind alters- und geschlechtsspezifische Grenzwerte für die Entwicklung von Körpergewicht bei Kindern /liegt z.B. das Körpergewicht eines 12. Jährigen Kindes auf dem 90. Perzentil heißt es, dass 90% aller Kinder seines Alters und Geschlechts geringere Werte haben) Man beobachtet, dass sich die Perzentile nach oben verschieben
- Verbreitung weltweit und in Deutschland Weltweit • 2014 weltweit: 1,9 Mrd. Erwachsene übergewichtig (39%); 600 Millionen adipös (13%) • In Deutschland 19 Mio. Menschen von ÜG betroffen → Frauen: 29% ÜG; 23,9% O. Männer: 43% ÜG; 23,3% O → 1,7 Mio. Kinder (750.000 adipös) • Kinder: 6,1% adipös; 14,8 sind übergewichtig − Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede − Höhere Raten bei geringerem SES, Migrationshintergrund, elterliche Adipositas • In den letzten Jahrzehnten hat sich damit die Zahl im Kindes- und Jugendalter beinahe verdoppelt • Aktuell: Verbreitung stagniert auf hohem Niveau • Allerdings: das Ausmaß des Übergewichts Grafik: Kinder sind vor Allem in Amerika, England und Norafrika übergewichtig Prävalenz in Deutschland → steigende Prävalenzen über das Alter hinweg (Adipositas fast normativ, d.h. hat fast jeder) → Frauen anfangs etwas niedriger als Männer (18-29), aber anschließend haben Frauen eine höhere Rate bei Adipositas (siehe Abbildung)
- Was sind Folgeerkrankungen von Adipositas? Kardiovaskuläres System • Hypertonie • Koronare Herzkrankheit • Linksventrikuläre Hypertrophie • Herzinsuffizienz •Venöse Insuffizienz Gastrointestinales System • Gallenblasenleiden, Gallensteine • Fettleber • Refluxösophagitis (Sodbrennen) Metabolische und hormonelle Funktionen • Diabetes mellitus Typ-II (Körper produziert Insulin, aber deckt nicht den Bedarf) • Dyslipidämien (Fettstoffwechselstörung bei der die Zusammensetzung der Blutfette verschoben ist) • Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut/Gicht) Respiratorisches System • Schlafapnoe (Atemaussetzungen im Schlaf) • Pickwick-Syndrom (Tagesmüdigkeit/Schlafsucht, geht mit Schlafapnoe einher) Bewegungsapparat • Gon- und Koxarthrose (Gelenkverschleiß) • Sprunggelenkarthrose • Wirbelsäulensyndrome Haut • Hauterkrankungen (Intertrigo) • Hirsituismus, Striae (Haarwachstum, Dehnungsstreifen) Neoplasien (Krebserkrankungen) • Erhöhtes Risiko für Endometrium-, Zervis-, Prostata- und Gallenblasenkarzinome Adipositas kann eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme nach sich ziehen, die die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Außerdem sind die Folgeerkrankungen mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Es gibt kaum ein Organsystem, das nicht durch Adipositas in Mitleidenschaft gezogen wird. Entsprechend lang ist die Liste der mit Adipositas assoziierten Krankheiten
- Entstehungsmodell und Risikofaktoren für Übergewicht/Adipositas im Kindesalter siehe Abbildung
- Was ist Selbstregulation + Adipositas und Selbstkontrolle • = bewusste und unbewusste psychische Vorgänge, mit denen Personen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen steuern, um persönliche Ziele zu erreichen und deren Verwirklichung aufrecht zu erhalten − wie Belohnungsaufschub (durchhalten, Impulse unterdrücken); kognitive Kontrolle (Inhibierung von Impulsen; Selbstdistraktion, Selbstbeobachtung, Selbstbewertung, Selbstverstärkung etc.); Betrachtung der langfristigen Konsequenzen des aktuellen Verhaltens (z.B. der Marshmallow-Test: Kinder haben unterschiedliche Strategien, die unterschiedliche effizient sind) • Evidenz für erhöhte essensbezogene Impulsivität bei adipösen Personen (Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität) • Prospektive Längsschnittstudie • N = 1061 Kinder im Alter von 3-12 Jahren • Erfassung der Selbstregulationsfähigkeit im Alter von 3 (Selbstkontrolle – Fragebogen an Eltern) und 5 J. (Belohnungsaufschub - Experiment) sowie des Gewichtsstatus (3, 5, 7, 9, 11 und 12 J.) → Kontrollgruppe hat geringste Zunahme (Gruppe ohne Probleme) → die anderen 3 Gruppen unterschieden sich erst mit 12 Monaten signifikant → Fähigkeit zum Belohnungsaufscthub hat Effekt auf späteren Gewichtsstatus → Defizit in selbstregulativen Fähigkeiten auf der Grundlage einer bestimmten genetischen Disposition (Veranlagung Übergewicht zu entwickeln (muss nicht, aber eine erhöhte Wahrscheinlichkeit) → abh. von Umgebung (Nahrungsmittelangebot, Stress etc.) Adipositas und Selbstkontrolle : siehe abbildung
- Psychosoziale Aspekte und Soziales Ranking Lebensqualität: Funktionalität im Alltag, verminderte Qualität bei adipösen (haben die geringsten Werte unter allen chronischen Erkrankungen), Ausgrenzung, Hänseleien etc. Klinische Störungen: Ängstlichkeit, Depression, externalisierend: Störung des Sozialverhaltens z.B. Aggression, erhöhte Gefahr von Suizidalität Selbstkonzept: Minderwertigkeitsgefühl oder erhöhtes Selbstwert als Schutzfaktor, ( Evaluativ: was für ein Mensch bin ich Athletisch: körperliche Fitness (sehr geringes SK) ) Soziale Belastungen: schlagen zurück, werden selber schuldig Verminderte Selbstkontrolle: stärkere Belohnungssensitivität, stärkere Reaktion auf Essreize Hohe Stigmatisierung Soziales Ranking Den Kindern wurden Silhouetten von anderen Kindern präsentiert ((gesund – Krücken – Rollstuhl – linke Hand fehlt - Pigmentflecken – adipös), sie sollen entscheiden mit wem sie gerne spielen würden. Das gesunde Kind wurde am wenigsten abgelehnt, das adipöse am stärksten → eine hohe Diskriminierung von adipösen (lila) bleibt und steigt sogar an