Klinische Psychologie (Fach) / Grundlagen (Lektion)
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- Introspektion Lässt sich als Spezialfall einer Fallstudie verstehen: Untersucher und Untersuchter sind ein und dieselbe Person. Die persönliche, innere Erfahrung des Wissenschaftlers dient als Grundlage für die Modellbildung. Diese heuristische Beobachtungsform liefert keinen Kausalbeleg.
- Klinische Psychologie Teildisziplin der Psychologie, deren Forschungs- und Praxisschwerpunkt sich mit psychischen Störungen und psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten beschäftigt. Speziell: Deskription, Klassifikation, Diagnostik, Verbreitung, Verlauf, Ätiologie- und Bedingungsanalyse, Gesundheitsförderung, primäre und sekundäre Prävention, Therapie und Rehabilitation bei psychisch (mit-)bedingten Gesundheitsproblemen.
- NIMH (National Institus of Mental Health) 1949 in den USA gegründete Organisation, die als Meilenstein für die Entwicklung von Ausbildungsrichtlinien zum Clinical Psychologist gesehen wird.
- Psychische Störung Zentrale Thematik der klinischen Psychologie in Forschung und Praxis: Gruppe untereinander zusammenhängender, klinisch relevanter Symptome, die mit außergewöhnlichem Leid und/oder Funktionsbeeinträchtigungen einhergehen.
- Psychotherapie Gezielter Einsatz psychologischer Verfahren zur Reduktion/Bewältigung von leidhaften und/oder beeinträchtigenden Erlebens- und Verhaltensmustern: Bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die übereinstimmend für behandlungsbedürftig gehalten werden. Es werden psychologische Mittel zur Hilfe gezogen, die auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens basieren, um eine Veränderung in Richtung eines (gemeinsam) vereinbarten Ziels (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) zu bewirken.
- RCT (Randomized Controlled Trial) Diese Studien sind ein Spezialfall des Experiments: Die Wirkung einer Interventionsmaßnahme wird durch einen Vergleich mit einer Kontrollgruppe evaluiert (z. B. Wartekontrollgruppen, Treatment-as-usual-Gruppen und aktive Alternative-treatment-Bedingungen), die je nach angestrebtem Ziel der Studie ausgewählt wird.
- CIDI (Composite International Diagnostic Interview) Hiermit können sowohl DSM- als auch ICD-Diagnosen im Bereich psychischer Erkrankungen gestellt werden. Das CIDI setzt kein besonderes Ausmaß an klinischer Expertise voraus, sodass es auch von speziell geschulten Laien eingesetzt werden kann. Allerdings zählt es zu den aufwändigsten Interviewverfahren.
- Diagnositischer Prozess Mehrschrittiger Prozess, mit dem Ziel der Diagnosefindung: Zuerst erfolgt eine Exploration der Symptome, die zu einem Syndrom zusammengefasst werden können. Die anschließende Prüfung, ob entsprechende diagnostische Kriterien erfüllt werden, führt schließlich zur Diagnose.
- Dimensionale Diagnostik Der kontinuierliche Übergang zwischen den beiden Polen gesund und krank wird berücksichtigt. Der dimensionalen Verteilung der Krankheitsmerkmale wird Rechnung getragen: Psychische Merkmale einer Person werden entlang eines Kontinuums erfasst und beschrieben.
- DIPS (Diagnostisches Interview für Psychische Störungen) Dieses Interviewverfahren stammt ursprünglich aus der Angstforschung und wurde dann für andere psychische Erkrankungen ausgeweitet. (Schneider und Margraf 2006, dt. Version des ADIS; Grisham, Brown und Campbell 2004)
- DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Diseases) Amerikanisches Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen, das einen multiaxialen Katalog mit Diagnosen enthält, für die neben den Kriterien auch Hintergrundinformationen beschrieben werden. Diagnostische Einschätzungen werden auf verschiedenen Ebenen vorgenommen. Zudem wird das DSM von Wissenschaftlern sehr geschätzt, da es in verschiedenen Bereichen stärker auf Forschungsergebnissen aufgebaut ist als das international eingesetzte ICD-10.
- Funktionale Norm Bezogen auf die Fähigkeit einer Person, ihm zugetragene Funktionen zu erfüllen. Dieser Normbegriff ist für eine Mehrzahl der Diagnosen psychischer Störungen vordergründig.
- ICD-10 (International Classification of Diseases ) Katalog zur Klassifikation von Krankheiten, der von der WHO herausgegeben wird und alle Krankheiten abdeckt. Dient der Einordnung und Codierung sämtlicher Krankheiten und ist in Deutschland von Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern für die Diagnosestellung vorgeschrieben.
- IDCL (Internationale Diagnose-Checklisten für ICD-10 und DSM-IV) Stellen eine ökonomische Alternative zu den aufwändigen Langversionen der Interviewleitfäden dar. Sie weisen einen deutlich geringeren Strukturierungsgrad auf als die ausgearbeiteten Interviews und berücksichtigen dennoch alle Einzelkriterien. Sollte ein Patient die Hauptkriterien einer Diagnose nicht erfüllen, so kann direkt zur nächsten F-Diagnose gesprungen werden, was das Verfahren ökonomischer macht. (Hiller, Zaudig und Mombour 1997)
- Idealnorm Normalitätsdefinition als einen Zustand vordefinierter Vollkommenheit.
- Interviewleitfäden Zu den Einzeldiagnosen der Klassifikationssysteme entwickelte strukturierte oder standardisierte Leitfäden, die möglichst konkret beschreiben, wie die Symptomatik zu erfassen ist (d. h. vor allem mit welchen Fragen). Auf diesem Weg soll die Reliabilität und damit die Validität der Diagnose erhöht werden.
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- Kategoriale Diagnostik Dichotomisierung der Diagnosenvergabe in Form von kategorialen Einheiten: Diagnosen werden so vergeben, als wären sie klar zu trennende Zustände (entweder gesund oder krank). Psychische Störungen werden demnach als diskrete, klar voneinander und von der Normalität abgenzbare und unterscheidbare Störungseinheiten verstanden.
- Klassifikation Einordnung von Phänomenen (mit bestimmten gemeinsamen Merkmalen) in ein Kategoriensystem.
- Komorbidität Das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Erkrankungen bei einer Person.
- Komorbiditätsprinzip Prinzip, welches postuliert, dass bei einem Patienten so viele Diagnosen gestellt werden, wie für die Gesamtbeschreibung der klinischen Problematik notwendig sind.
- Makroanalyse Die Makroanalyse analysiert Zusammenhänge zwischen Problembereichen und über Faktoren, die über verschiedene Problembereiche hinweg zur Aufrechterhaltung des unterwünschten Zustandes beitragen.
- Mikroanalyse Die genaue Analyse von problematischen Situationen, die als relevant für die psychische Störung eingeschätzt werden, wird Mikroanalyse genannt. Sie zeigt das Problemverhalten am Beispiel einer speziellen Situation auf.
- Psychometrische Diagnostik Psychometrische Diagnostik sollte möglichst multimethodal geschehen. Sie sollte also nicht nur auf einer einzigen Erhebungsmethode beruhen, sondern zusätzliche Datenquellen einsetzen. Dazu bieten sich validierte psychometrische Instrumente sowie systematische Verhaltensbeobachtungen oder Fremdanamnesen an.
- SKID (Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-Diagnostik) SKID-I zählt zu den am häufigsten verwendeten Interviewleitfäden für die Diagnostik psychischer Störungen. Es ist v. a. auf das DSM-IV zugeschnitten und erfordert ein gewisses Maß an Expertise vom Interviewer. Das SKID-II, entwickelt in derselben Tradition wie sein Vorgänger, wurde speziell für die Erfassung von Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Es besteht aus einem Fragebogen für ein Vorscreening und einem Interview, welches zum Einsatz kommt, wenn die Werte im Fragebogen auf das Vorliegen einer PS hinweisen. (Wittchen, Zaudig und Fydrich 1997)
- SORKC-Modell Das SORKC-Modell stellt ein einfaches Modell zur Analyse problematischer Verhaltens- und Erlebensweisen dar. Dabei werden die drei Prozessvariablen (S = situative Merkmale; O = Organismusvariable; R = Reaktionskomponenten) analysiert und die darauf folgenden Konsequenzen (K) betrachtet, die in irgendeiner Form verstärkend sein könnten. Die Kontingenzverhältnisse (C) legen abschließend die Art und die zeitlichen Verhältnisse der (verstärkenden) Konsequenzen fest.
- Soziale Norm Normalitätsbegriff wird durch Werte einer Gesellschaft definiert.
- Statistische Norm Als Normalität wird definiert, wenn sich Menschen in einem bestimmten Bereich um den Mittelwert eines Merkmals befinden.
- Subjektive Norm Individuum selbst legt fest, was für es normal ist.
- Syndrom Menge von Symptomen, die (oft) gemeinsam auftreten.
- Daily-hassles-Ansatz zur Erklärung psychischer Störungen Bedeutung der Kulmination kleinerer Ärgernisse im Alltag (z. B. Stau, Auto springt nicht an, Schlüssel vergessen, Nachbarschaftsstreit) für die Gefährdung der psychischen Gesundheit. Sie stellen einen besseren Prädiktor für aktuelle und künftige psychopathologische Symptome dar als bedeutsame Life events.
- Diathese-Stress-Modell Annahme, dass unspezifische Belastungen (z. B. Stress) in Abhängigkeit von spezifischen Vulnerabilitäten bei verschiedenen Personen zu verschiedenen psychischen Störungen führen. Die Vulnerabilitäten können z. B. genetisch oder lerngeschichtlich bedingt sein.
- Disengagement from incentives (Loslösen von vormals relevanten Anreizen) Das von Eric Klinger stammende Konzept bezeichnet die Fähigkeit, von vormaligen Anreizen loszulassen bzw. Ziele und Erwartungen aufzugeben, wenn diese nicht erreicht werden können oder wenn das Erreichen mit zu hohen Kosten verbunden wäre. Nur durch ein solches Loslassen, das notwendigerweise mit einem Trauerprozess verbunden ist, ist die Setzung neuer, erreichbarer Ziele wieder möglich.
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- Inkongruenz-Ansatz zur Erklärung psychischer Störungen Konzept von Klaus Grawe, demzufolge ein Auseinanderklaffen der Bedürfnisse, Wünsche, Ziele und Erwartungen einerseits und der wahrgenommenen Erreichung dieser Zustände andererseits als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen gesehen wird. Ein latent hohes Inkongruenzniveau wird als wichtiger Risikofaktor, ein akuter signifikanter Anstieg des Inkongruenzniveaus als wichtiger Auslöser für die Entwicklung psychischer Störungen betrachtet.
- Kritische-Lebensereignisse-Ansatz (Life-event-Ansatz) zur Erklärung psychischer Störungen Versuch, die Entstehung psychischer Störungen durch kritische Lebensereignisse zu erklären. Annahme, dass psychische Störungen oft von belastenden Ereignissen ausgelöst werden, die eine bedeutsame Anpassungsleistung verlangen. Die Relevanz des Konzepts ist durch empirische Studien mit kleinen bis mittleren Zusammenhängen belegt, reicht aber allein nicht aus, um psychische Störungen zu erklären.
- Medizinisches Krankheitsmodell Annahme, dass beobachtbare Beschwerden eindeutig einer dahinterliegenden somatischen Erkrankung zugeordnet werden können und dass mit einer aus der Diagnose ableitbare Therapie diese Ursache und entsprechend auch die Symptome beseitigt werden können. Im Bereich psychischer Störungen greifen derartige Vorstellungen allerdings zu kurz.
- Operante Faktoren Faktoren, die verstärkenden Einfluss ausüben und somit die Auftretenswahrscheinlichkeit für ein Verhalten erhöhen (z. B. Krankheitsverhalten und die positive Konsequenz der Zuneigung von Angehörigen, wodurch Krankheitsverhalten verstärkt wird; oder Lob des Therapeuten zur Verstärkung funktionalen Verhaltens).
- Social-drift-Hypothese Ansatz zur Erklärung des Befundes epidemiologischer Studien, die zeigen, dass Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status ein höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen im Allgemeinen aufweisen (s. dazu auch Stress-and-Strain-Hypothese und Transaktionsmodell): Eine psychische Erkrankung führt zu einem sozialen Abrutschen der Betroffenen und somit zu einem niedrigeren sozioökonomischen Status. Somit wird die Erkrankung als der kausale Faktor gesehen, der zu einem niedrigeren sozioökonomischen Status führt.
- Stress-and-strain-Hypothese Ansatz zur Erklärung des Befundes epidemiologischer Studien, die zeigen, dass Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status ein wesentlich höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen im Allgemeinen aufweisen (s. dazu auch Social-drift-Hypothese und Transaktionsmodell). Der Ansatz geht davon aus, dass ein niedriger Status mit einer Vielzahl von Belastungen verbunden ist, welche zu psychischen Erkrankungen führen.
- Therapeutisch optimiertes Störungsmodell Modell, welches der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten entwickelt, damit der Patient seine Störung auf hilfreiche Art versteht. Das bedeutet in der Regel, dass das Modell die Störung im Einklang mit der aktuellen wissenschaftlichen Theorie- und Befundlage und im Einklang mit den Erfahrungen und Denkweisen des Patienten so erklärt, dass Schuld- und Schamgefühle minimiert, Kontrollerwartungen gestärkt und konkrete Veränderungspunkte identifiziert werden. Außerdem sollte das Modell möglichst einprägsam sein, sodass es auch in Belastungssituationen aktiviert werden kann.
- Transaktionsmodell Ansatz zur Erklärung der höheren Prävalenz psychischer Störungen bei Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status, der die Stress-and-Strain-Hypothese und die Social-Drift-Hypothese kombiniert. Danach führt ein niedriger SÖS über statusspezifische Belastungen und eine schlechte Versorgung mit effektiven Präventions- und Behandlungsverfahren zu psychischen Störungen. Anschließend führt ein Teufelskreis aus niedrigem SÖS, erhöhten Belastungen, schlechter Gesundheitsversorgung und psychopathologischen Symptomen dazu, dass die Störung aufrechterhalten bleibt und sich der SÖS weiter verschlechtert.
- Anhedonie Unfähigkeit, Freude zu empfinden; eines der Kernsymptome einer klinisch relevanten Depression.
- Bipolare Störung Bipolare Störungen sind eine affektive Erkrankung, bei der extreme Antriebs-, Aktivitäts- und Stimmungsauslenkungen episodenhaft in depressiver oder (hypo-/)manischer Form auftreten. Sie verlaufen in der Regel chronisch und bedingen erhebliche psychosoziale Beeinträchtigungen.
- Chronische Major Depression Die Diagnose einer chronischen Major Depression kann im DSM-IV vergeben werden, wenn eine depressive Episode länger als zwei Jahre anhält.
- Double Depression Diese Diagnose kann nach dem DSM-IV bei einer von einer depressiven Episode überlagerten Dysthymie vergeben werden.
- Dysthymie Zählt laut ICD-10 zu den unipolaren Depressionen: Chronisch depressive Symptomatik, die nicht (oder nur kurzfristig) den Schweregrad einer depressiven Episode erreicht (ICD-10).
- E+V-Technik (Erfolg-und-Vergnügen-Technik) Strategie, die als Teil der Verhaltenstherapie depressiver Störungen angewendet wird und dabei helfen soll, den Alltag des Patienten zu strukturieren und verstärkende Aktivitäten zu integrieren. Kern der Technik ist das regelmäßige Planen und Protokollieren von (a) Erfolgen (d. h. erfolgreiches Anstreben von systematisch gesetzten kleinen Zielen) und (b) genussvollen/angenehmen Erlebnissen.
- Hypomanische Episode Hypomanie als leichtere Ausprägung der Manie: Stimmung ist anhaltend für die Dauer von wenigstens einigen Tagen leicht gehoben; zusätzliche Symptome: gesteigerter Antrieb und Aktivität, auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und erhöhte Leistungsfähigkeit, erhöhte Geselligkeit und verringertes Schlafbedürfnis. Die Symptomausprägungen sind nicht so stark, dass sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung führen.
- Manische Episode Situationsinadäquat gehobene Stimmung, die zwischen sorgloser Heiterkeit und quasi unkontrollierbarer Erregung schwankt. Die euphorische Stimmung wird dabei von vermehrtem Antrieb, Rededrang, übertriebenem Optimismus und ähnlichen Symptomen begleitet. Episode dauert mindestens eine Woche an und ist schwer genug, um die berufliche und soziale Funktionsfähigkeit mehr oder minder vollständig zu unterbrechen.
- Parasuizidalität Der Übergangsbereich von Suizidalität zu intentionaler Selbstverletzung.
- Somatisches Syndrom Kann bei der Spezifikation der Diagnose einer depressiven Episode (ICD-10) bzw. einer Major Depression (DSM-IV) neben der Schwere und des Verlaufsmusters mitcodiert werden, wenn Symptome wie Interessenverlust, fehlende Aufhellbarkeit, Agitiertheit, Libidoverlust, Appetitverlust oder Gewichtsverlust das Beschwerdebild in bedeutsamem Maße prägen. Studien liefern Hinweise dafür, dass diese Symptomatik mit einem erhöhten Suizidrisiko assoziiert ist.
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