Psychologie (Fach) / Differentielle Psychologie (Lektion)

In dieser Lektion befinden sich 443 Karteikarten

WS 16/17

Diese Lektion wurde von LauraFichti erstellt.

Lektion lernen

  • Welche Annahme liegt dem Trait-Modell zugrunde? Dass auf jeder Eigenschaftsdimension prinzipiell beliebig feine Abstufungen möglich und messbar sind, so dass aus der Kombination mehrerer Dimensionen präzise Charakterisierungen/ Differenzierungen von Persönlichkeitsbeschreibungen resultieren.
  • Was ist die Voraussetzung des Eigenschaftsmodells? Quantifizierbare Eigenschaften (eben Traits bzw. Faktoren im Sinne der Faktorenanalyse)
  • Was ist der Vorteil des Trait-Modells? Die Ökonomie:Mit wenigen Persönlichkeitsfaktoren lassen sich Personen eindeutig charakterisieren als im typologischen Ansatz.
  • Worin liegt das Problem in der Kommunikation über Traits? Alltagssprachliche Begriffe haben einen zu großen "Bedeutungshof" (sog. implizite Hypothesen) = nicht wissenschaftlich präzise
  • Wer forderte eine Operationalisierung von Traits? Bridgman formulierte dies 1927.
  • Mittels welcher Dimensionen erklärt Eysenck (1965) die Affektivität? Er erklärt Affektivität mittels zweier - faktorenanalytisch ermittelter - Dimensionen:1) Introversion/ Extraversion2) emotionale Stabilität/ Labilität --> Empirisch, durch individuelle Daten (= Messung mittels Fragebögen/ objektiver Tests) an vielen Personen ermittelt.
  • Wie stellte Eysenck das zweidimensionale System der Affektivität (Trait-Modell), mit dem altbekannten typologischen Ansatz in Bezug? Indem er die 4 Temperamente von Hippokrates auf den jeweiligen Dimensionen verortete.
  • Mit welchen 6 Themen befasst sich die Trait-orientierten Forschung? - Beschreibung/ Operationalisierbarkeit von Traits- Generalität von Traits- Stabilität von Traits- Ursachen von Traits- Wechselseitige Abhängigkeiten von Traits- Änderbarkeit von Traits
  • Was lässt sich zur Generalität von Traits sagen? Es wird die Situationsabhängigkeit von Traits untersucht z.B. "Ehrlichkeit" ist stärker situationsabhängig als "Introversion". --> Es stellt sich die Frage, wie leicht ein Merkmal durch verschiedenen "Situationsdruck" modifiziert werden kann bzw. wie generell es auftritt
  • Was lässt sich zur Stabilität von Traits sagen? Die Stabilität bezieht sich auf die Variation von Traits über die Zeit; je stabiler, desto geeigneter um eine Persönlichkeit zu beschreiben. INTERINDIVIDUELLE Unterschiede! --> z.B. IQ nach Bloom (1964) = Stabilität von r = .78/ instabil sind politische Einstellungen mit r = .20
  • Was lässt sich zu den Ursachen von Traits sagen? Hier spielt die Anlage-Umwelt-Problematik eine große Rolle, es interessiert welcher Teil der Gesamtvarianz eines Merkmals auf genetische und welche auf Umwelteinflüsse rückführbar sind.
  • Was lässt sich über wechselseitige Abhängigkeiten (Zusammenhänge) von Traits sagen? Es wird untersucht ob z.B. jemand der aggressiv ist auch eher durchsetzungsfähig ist oder wie viele unabhängige Dimensionen notwendig sind, um Intelligenz oder Persönlichkeit zu beschreiben.
  • Was lässt sich zur Änderbarkeit von Traits sagen? Es wird untersucht inwiefern Traits trainierbar sind, wie? und in welchem Ausmaß? --> Messproblem dabei: Boden- bzw. Deckeneffekt. --> Bsp. aus emp. Forschung: DG-Unterricht erhöht räumliches Vorstellungsvermögen
  • Was bedeutet zeitliche Stabilität von Eigenschaften im differentiellen Ansatz? Die Konstanz der INTERindividuellen Unterschiede über verschiedene Messzeitpunkte.
  • Wann kann man von "Aspekten der Persönlichkeit" sprechen? Nur wenn Eigenschaften zumindest mittelfristig stabil sind.
  • Wann spricht man von einer stabilen Eigenschaft? Intraindividuellen Unterschiede können stark variieren (z.B. Fröhlichkeit) zwischen den Tagen, interindividuell sollte es aber annähernd konstant sein. --> Fröhlichkeit kann nicht als stabile Eigenschaft gesehen werden!
  • Was ist der Unterschied zwischen einer Variable und einem Variablenwert? Ein Variablenwert ist ein Merkmalswert, der einzelne Personen charaktierisiert;eine Variable ist ein Merkmal, dass Populationen charakterísiert.
  • Wie wird im differentiellen Ansatz die Merkmalsausprägung einer Einzelperson beurteilt? Sie wird im Vergleich zur Population interpretiert.
  • Was versteht man unter analytischen Definitionen? Damit geben Forscher zu verstehen, was sie mit einem bestimmten Begriff bezeichnen wollen; sie machen damit ihr Verständnis für den Untersuchungsgegenstand transparent. --> empirische Prüfbarkeit ist dabei meist nicht (unmittelbar) der Fall!
  • Was wird unter dem "Überbrückungsproblem" (nach Steyer und Eid, 1993) verstanden? Die Aufgabe, theoretische Konstrukte wie Aggressivität, Intelligenz oder Ehrgeiz mit konkreten, empirisch messbaren Variablen zu verbinden. --> Es geht also darum, wie wissenschaftssprachlich gefasste Begriffe (Begriffsdefinitionen) in Beobachtungs- oder Messvorschrifte umgesetzt werden können. --> "Operationalisierung" der Variablen!!!
  • Auf wen geht der Begriff "operationale Definition" oder "Operationalisierung eines Merkmals" zurück? Und wofür war er ursprünglich gedacht? Wann wurde dieser Begriff auch auf die Sozialwissenschaften ausgeweitet? Er geht auf Bridgman (1927) zurück und war ursprünglich für die Physik definiert. Erst 1945 weitet er dieses Begriff aus!
  • Wie standardisiert eine operationale Definition einen Begriff? Durch die Angabe der notwendigen Operationen, die zur Erfassung des Sachverhalts (durch Begriff bezeichnet) notwendig sind oder: durch Angabe der messbaren Ereigisse, die das Vorliegen des Sachverhaltes anzeigen (Indikatoren)
  • Was ist die Voraussetzung für eine operationale Definition? Grundsätzlich eine ausführliche Bedeutungsanalyse des zu definierenden Begriffes; zudem hat sie bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse in angemessener Weise zu berücksichtigen. --> Siehe S.21
  • Aus welchen Bereichen kamen die Fragen für die ersten testpsychologischen Untersuchungen? Pädagogische Psychologie Arbeits- und Berufspsychologie Klinische Psychologie & Psychiatrie --> In den Anfängen um 1900 war die Entwicklung der Diff. Psych. vielfach in angewandt-psychologische Fragestellungen eingebunden.
  • Worin kommt der Diff.Psych. bis heute eine besondere Bedeutung zu? Darin, die Psychologische Diagnostik für unterschiedliche Anwendungsbereiche wissenschaftlich zu fundieren. --> spezieller Wert diff.psych Forschung als methodisch komplementäre Ergänzung zur Allgemeinen Psychologie!
  • Womit beschäftigt sich die Differentielle Psychologie in ihren unterschiedlichen Ansätzen? (3 Ebenen) Personalismus bzw. Dispositionismus: Mit als zeitüberdauernd stabil angesehenen Eigenschaften. Situationismus: Mit dem Einfluss situativer Gegebenheiten. Interaktionismus: Mit der Interaktion zwischen Person und Situation --> Situationismus =  die verschiedenen Situationen werden als die wesentliche Varianzquelle  für individuelle Unterschiede im Erleben und Verhalten angesehen --> Interaktionismus = die Interdependenzen zwischen Personen und Situationen (Umwelten) sind im Vordergrund
  • Wie sahen die Anfänge der psychologischen Testung im alten China (2200 v. Chr. Bis endgültig im 14. Jhd.)? Die Chinesen fingen an die Fitness ihrer Mitarbeiter in Regierungspositionen zu überprüfen: Erste Leistungstests in 6 Basiskünsten z.B. Bogenschießen, Musik etc. 3 Prüfungen, im Schnitt 97% Durchfallquote
  • Welche Annahme steckte hinter den frühen Leistungs- und Persönlichkeitstests der alten Chinesen? (2200 v. Chr. – 1905) Menschen unterscheiden sich hinsichtlich bestimmter Traits, diese Traits sind stabil und können generalisiert werden 
  • Aus welchen Bereichen kamen entscheidende Impulse und grundlegende Ideen, für die Beschäftigung mit individuellen Differenzen, und wie heißen die berühmten Köpfe dahinter? Aus der Biologie -> Gregor Mendel (1822 – 1881) & Charles Darwin (1809 – 1882)           Aus der Genetik -> Sir Francis Galton (1822 – 1911)
  • Darwin widersprach mit seinem Buch „On the origin of species by the means of natural selection“ (1859) dem bis dahin geltenden aristotelischen Artenbegriff, der da lautete? Aristoteles: Die wesentlichen Merkmale eines Individuums sind durch die Artmerkmale bestimmt, Abweichungen sind zufällig -> Art = unveränderlich 
  • Durch wen wurden Mendels Gesetzte um die Jahrhundertwende wiederentdeckt, und was waren die Folgen davon? Durch Correl, Tschermak und deVries; Folge: Intensive Erforschung der Erblichkeit von körperlichen und psychologischen Merkmalen, Konzept- und Modellentwicklungen, die auch heute noch Untersuchungsgegenstand sind.
  • Was waren Galtons erste Beiträge zur wissenschaftl. Untersuchung individueller Differenzen? Individualität des Fingerabdrucks; Bestimmung des Aussehens eines „typischen“ Engländers/ Kriminellen durch Übereinanderprojektion mehrerer Fotos; Erkenntnis, dass die Zwillingsmethode DER Untersuchungsansatz ist, um Erb- und Umweltfaktoren zu entflechten; Übertrug Gedanken der Erblichkeit von physischen auf psychische Merkmale (bes. Intelligenz); Publizierte das Buch „Heriditary Genius“, indem mittels Stammbaummethode die Ballung spezifischer Begabungen in Familien aufgezeigt wurde; Formulierte einen "Index of Correlation“, der von seinem Schüler Karl Pearson zum Korrelationskoeffizienten weiterentwickelt wurde; Verwendete erstmals den Begriff des Tests und testete „Intelligenz“ in einem anthropometrischen (menschl. Maß) Laboratorium. 
  • Von was ging Galton bei seinen ersten Versuchen zur Intelligenzmessung aus und durch wen war dies inspiriert? Seine praktischen Versuche gingen davon aus, dass die wesentliche Intelligenzgrundlage die Verarbeitung von Wahrnehmungsreizen sei (z.B. Testmaße wie Seh- und Hörschärfe, Reaktionszeiten etc.) Im Sinne des Philosophen John Locke (Sensualismus) -> „tabula rasa“, erst Sinneseindrücke = Grundlage für komplexe psychische Prozesse wie Denken und Urteilen. 
  • Von wem wurde Galtons Intelligenzmessung fortgeführt und was hatte dieser bis dato erreicht? James McKeen Cattell (1860 – 1944); Begründer der Testpsychologie in den USA, erhielt weltweit die 1. Professur (ausschließlich) für Psychologie.
  • Wodurch bemerkte Cattell die Sackgasse in der Galton’schen Intelligenzforschung durch Sinneseindrücke? Es mangelte an hohen Korrelationen der betreffenden Tests untereinander, sowie mit externen Kriterien (z.B. schulische Leistungen, Erfolg im Studium) --> Leistung der Sinnesorgane = nicht geeignet für Intelligenzmessung!
  • Von wem wurden Galtons theoretisch-statistische Arbeiten auch weitergeführt, und welche wichtige Grundlage für heutige Analyseverfahren schuf dieser? Von Charles Spearman (1863 – 1954); schuf die Grundlage der Faktorenanalyse und legte ein erstes quantitatives Modell der Struktur menschlicher Intelligenz vor.
  • Welche internationale Gesellschaft gründete Galton 1907? Die Eugenics Education Society (1907), die 1926 in die Eugenics Society umbenannt wurde --> Ab 1911 massiv negative Entwicklung!
  • Bei wem studierte William Stern Philosophie & Psychologie in Berlin? Bei Hermann Ebbinghaus; Promotion 1893, Habilitation 1897
  • Was war in William Sterns Monographie von 1900 eine Neuheit? Der Ansatz, die differential-psychologische Forschung systematisch zu entwickeln und zwar in Abhebung der vorherrschenden Praxis, mittels experimenteller Untersuchungen allgemeinpsych. Gesetzmäßigkeiten zu studieren.
  • Welches Werk brachte Stern 1911 raus und was war seine Absicht mit diesem Werk? „Die Differentielle Psychologie in ihren methodischen Grundlagen“ – weit mehr als 2. Auflage der Monographie von 1900: Stern wollte damit für die Diff.Psych. eine „Grundlegung als wissenschaftliche Disziplin“ schaffen in Emanzipation zur Mutterwissenschaft der generellen Psychologie.
  • Was leistete Stern ab 1916 während seiner Hamburger Professur? Wichtige Werke zur Intelligenzdiagnostik -> Erfinder des IQ, Kinder- und Entwicklungspsychologie, Pädagog., Arbeits- und Forensischen Psychologie und Allgemeinen Psychologie 
  • Worin war Stern in vielem seiner Zeit voraus? Gegenüberstellung von interindividuell variierenden psychischen Eigenschaften (heute: Traits) und intraindividuell variierenden Zustandsmerkmalen (heute: States) Betonung (1911!!) der Wichtigkeit der methodisch-statistischen Fundierung diff.psycholog. Forschung Auch wurde von ihm die Beudeutung von Längsschnittstudien für die diff.psycholog. Prozessforschung erkannt.
  • Was waren die zwei Hauptziele der angewandten Wissenschaft – Differentialpsychologie - nach Stern? „Psychognostik“ oder Menschenkenntnis (heute: Psychologische Diagnostik; Psychodiagnostik) „Psychotechnik“ oder Menschenbehandlung (heute: Psychologische Interventionen) -> der Begriff ist später nur auf arbeitspsychologische Fragestellungen eingeschränkt worden (z.B. Frage nach Arbeitsplatzgestaltung) -> Sowohl theoretische als auch angewandte Wissenschaft für Stern!
  • Wem verdankt die Test-Psychologie den entscheidenden Impuls zur Einführung individueller Skalen? Dem Franzosen Alfred Binet (1857 - 1911); lehrte ab 1894 an der Pariser Sorbonnne und wurde Direktor des psycho-physischen Instituts.
  • Mit was beschäftigte sich Alfred Binet und was fiel ihm dabei auf? Er beschäftgigte sich mit Begabungsunterschieden von Kindern, dabei fiel ihm die geringe Zuverlässigkeit der ärztlichen "Schwachsinnsdiagnosen" auf. (dasselbe Kind im Abstand weniger Tage in verschiedenen Kliniken, völlig unterschiedlich beurteilt)
  • Was legte Binet, in Abkehr der anthropometrischen Maße Galtons, gemeinsam mit dem Arzt Théophile Simon 1905 vor? Er legte die erste kognitiv orientierte Intelligenzskala vor.
  • Was war der zugrundeliegende Intelligenzbegriff von Binets erster Intelligenzskala? "Art der Bewältigung einer Situation", nämlich "gut urteilen, gut verstehen und gut denken".
  • Wie wurde die erste kognitiv orientierte Intelligenzskala "geeicht" & was war das Neue an ihr? Die Testskala (30 Items) wurde an 50 normalen und 30 miderbegabten Kindern geeicht;Neu war, dass die Aufgaben systematische ausgewählt wurden hinsichtlich aufsteigender Schwierigkeitsgrade und hinsichtlich der "Außenkriterien" Alter und Lehrerurteil ("Intelligenz").
  • Was zeigte sich bald in der Arbeit mit Binets erster Intelligenzskala und was ergab sich daraus in der Folge? Es zeigte sich bald, dass das Alter das viel wichtigere Kriterium ist --> daher kam es zu Konstruktion alterssensitiver Aufgaben: Für ein bestimmtes Lebensalter ist ein Item geeignet, wenn 50-75% der Kinder dieser Altersstufe es lösen können. ( 5 Items pro Stufe für Altersstufen 3-15) --> Intelligenzalter
  • Wie ermittelte Binet das Intelligenzalter? Mittels einer Tabelle, zu jedem Jahr gab es 5 Aufgaben, beginnend von der Mitte des Grundalters (Stufe auf der alle 5 Items korrekt beantwortet wurden) z.B. 7,5, wird jedes weiter richtig beantwortete Item aus den verschiedenen Altersstufen mit + 1/5 bewertet -> es ergibt sich z.B. 7,5 + 7/5 (für 7 weitere richtige Items) = 8,9 Jahre = Intelligenzalter