neurologie (Fach) / Untersuchungen (Lektion)
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Diese Lektion wurde von estoffel erstellt.
- Liquorpunktion - Indikation - Diagnostik von Entzündungen des ZNS (zB Meningitis, Encephalitis, Multiple Sklerose, Guillain-Barré-Syndrom) - Nachweis einer Subarachnoidalblutung - Meningeosis carcinomatosa (Metastasierung im Bereich der Meningen) - Liquordruckmessung - Therapeutische Punktion: idiopathische intrakranielle Hypertension, Normaldruckhydrocephalus, Medikamenteninstillation, lumbale Drainage
- Liquorpunktion - Kontraindikationen - erhöhter Hirndruck (Methode der Wahl zum Ausschluss sind CT/MRI) - Gerinnungsstörung --> INR >1.8--> Thrombozytopenie <20'000 µl (absolute KI), <50'000 µl (relative KI)--> Cave: Einnahme von neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) - Entzündungen im Bereich der Punktionsstelle
- Oligoklonale Banden (OCB) Empfindlichstes Korrelat zentralnervöser Autoimmunerkrankungen Erhöht bei Multipler Sklerose, Neuroborreliose, Neurolues - liquor-spezifische Banden ohne Bezug zu entsprechenden Serumbanden
- Spektralphotometrie - dient dem Nachweis von Blut im Liquor - wird bei Verdacht auf Subarachnoidalblutung verlangt Gemessen werden:- Oxyhämoglobin- Bilirubin(erhöht bei SAB)
- Liquordiagnostik - Blutung - Erste Erythrophagen bereits 6-10h nach Blutung - Hämosiderophagen ca. 2-6 Tage nach Blutung - Hämosiderin-Kristalle ca. 7 Tage nach Blutung; können bis 6 Monate persistieren
- Liquor - Normalwerte Druck: 9-11 mmHgFarbe: wasserklarZellzahl: <5/µlDifferenzialblutbild: 2/3 Leukozyten, 1/3 MonozytenGesamtprotein: 0.2-0.5 g/LLaktat: 1.2-2.1 mmol/LGlukose: 2.4-4-2 mmol/LAlbuminquotient: 5-8x10-3 (altersabhängig!)Oligoklonale Banden: keineImmunglobuline: IgG Index <0.7
- Albumin-Quotient Beurteilung der Funktion der Blut-Liquor-Schranke QAlb = Albuminkonzentration im Liquor/Albuminkonzentration im Serum x 103 Albumin wird nur in der Leber synthetisiert --> Konzentration im Liquor wird ausschliesslich durch die Serumkonzentration bestimmt!
- Antikörperindex (AI) AI = (Antikörpertiter Liquor/Antikörpertiter Serum) / (IgG Konzentration Liquor/IgG Konzentration Serum) Referenzbereich: 0.7-1.3Pathologische Werte: > 1.5
- Proteindiagnostik - Liquorfistel β-trace Protein β-Transferrin
- Proteindiagnostik - Alzheimer-Demenz - Tau-Protein (erhöht) - β-Amyloid (erniedrigt)
- Eilanalytik - Beschaffenheit - Mikroskopie: Zellzahl und -differenzierung, Keime - Gesamtprotein - Laktat und Glukose
- Basisanalytik - Liquor/Serum-Quotienten von Albumin, IgG, IgM, IgA - Oligoklonale Banden - Tumorzellen - Mikrobiologie (Kultur)
- Zusätze für Blutproben EDTA:- Blutbild, Blutausstrich- Zellreservierung, RNA/DNA-Analytik Natrium-Citrat:- Gerinnungsanalytik- Blutsenkungsgeschwindigkeit Heparin:- Immuntypisierung- klinische Chemie (Notfall) Fluorid:- Glukose Ohne Zusätze:- Liquordiagnostik- klinische Chemie
- Blutentnahme - Reihenfolge 1. Blutkulturen 2. Gerinnung 3. Serum 4. Heparinat 5. EDTA 6. Fluorid
- Bildgebung: Wann vor/nach Lumbalpunktion? Vor Lumbalpunktion:- bei Hirndruck- bei fokalen Symptomen- bei Bewusstseinseinschränkung
- Meningitis - Risikofaktoren Pneumokokken und H. influenzae- Splenektomie- Ätylabusus- Diabetes mellitus Meningokokken:- Komplement-Defekt Listerien:- Immunsupprimierte
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- Minderdurchblutung CBP <35 --> Oligämie: Stopp der Protein-Synthese, Kompensation durch ↑O2 Kompensation, Hirngewebe kann überleben CBP <20 -->Tissue at risk (Penumbra): kann sich abhängig von der Ischämiedauer bei Re-Perfusion vollständig erholen CBP <10 für 1-3 h --> Irreversibler Infarkt
- Arteria radicularis magna = Anastomose zwischen A. spinalis anterior und A. intercostalis posterior 75% links der Aorta zwischen T8 und L2
- Invasive Neuromonitoring 1. ptiO2 2. Mikrodialyse 3. Temperatur/ICP
- Kopf-Impuls-Test (KIT) Test des vestibulo-okulären Reflexes bei Verdacht auf einseitigen VestibularisausfallDer Patient fixiert die Nase des gegenübersitzenden Untersuchers, anschliessend rasche passive Bewegung des Kopfes des Patienten zu beiden Seiten durch den Untersucher: Normal: konstante Fixierung der Nase des Untersuchers Periphere Vestibularisläsion: Drehung des Kopfes zur betroffenen Seite --> ruckartige Einstellsakkade Negativ --> bester Indikator für einen Stroke(auch ohne zusätzliche neurologische Beschwerden)
- Blickrichtungsnystagmus - Spontannystagmus, der beim Blick zur Seite oder nach oben/unten auftritt - Schlägt mit der raschen Phase in die jeweilige Blickrichtung Pathologisch: - Spontannystagmus- Ausbleiben- Seitendifferenznach Provokation (kalorische Prüfung zB kalorisch oder Drehstuhlprüfung)
- Tracer I-123 Ioflupan --> Dopamintransporter- Anwendung: Bewegungsstörungen F-18 Fluorodeoxyglukose --> Glukosemetabolismus- Anwendung: Tumore, Demenzen, Epilepsie F-18 Fluoroäthyltyrosin --> AminosäurentransportAnwendung: Hirntumore F-18 Fluorodopa --> DopaminsyntheseAnwendung: extrapyramidale Erkrankungen, endokrine Tumore O-15 H2O --> PerfusionAnwendung: zerebrovaskuläre Erkrankungen
- Lasègue-Zeichen - Wurzeln L5-S1 - positiv wenn das passive Anheben des gestreckten Beines einen in das Bein ausstrahlenden Schmerz (auch Ischiadicus-Dehnungszeichen) auslöst
- Kernig-Zeichen Das Kernig-Zeichen ist positiv (pathologisch), wenn bei gebeugtem Hüftgelenk die passive Kniestreckung Schmerzen auslöst --> Nervendehnungsschmerz--> Diagnose der Meningismus (mit Lasègue- und Brudzinski-Zeichen)
- Brudzinski-Zeichen Bei positivem Brudzinski-Zeichen löst die passive Vorbeugung des Kopfes des Patienten eine Hüft- und Kniegelenksbeugung zur Entlastung aus --> Nervendehnungsschmerz--> Diagnose der Meningismus (mit Lasègue- und Kernig-Zeichen)
- Achillessehnenreflex (ASR) S1-2
- Patellarsehnenreflex (PSR) L2-4
- Trizepssehnenreflex (TSR) C7-8
- Trömner-Reflex C7-8 Diesen auch als Fingerbeugereflex bezeichneten Reflex löst der Untersucher aus, indem er von palmar gegen die entspannten Fingerendglieder des Patienten schlägt. Dabei wird die Hand des Patienten auf Ebene der Grundphalangen in der Untersucherhand gelagert. Der Test wird als positiv gewertet, wenn sich Finger und Daumen im Endglied ausgeprägt beugen oder die Flexion im Seitenvergleich stark asymmetrisch ist
- Bizepssehnenreflex (BSR) C5-6
- Bauchhautreflexe (BHR) Fremdreflex T6-T12 Die Bauchhautreflexe werden beim entspannt liegenden Patienten getestet. Man nimmt sich einen Mundspatel oder ähnliches zu Hilfe und streicht von lateral nach medial auf beiden Seiten auf drei Etagen - Unterhalb des Rippenbogens- Auf Nabelhöhe- Oberhalb des Leistenbandes Physiologisch kommt es zu einer Kontraktion der Bauchmuskulatur, bei Störungen bleibt die Kontraktion aus
- Kremasterreflex Fremdreflex L1-2 Zur Untersuchung des Kremasterreflexes bestreicht man den medialen Oberschenkel. Es kommt zu einer Hebung des gleichseitigen Hodens durch die Kontraktion des M. cremaster
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- Analreflex Fremdreflex S3-S5 Der Analreflex wird durch Bestreichen der Perianalregion mittels Spatel ausgelöst. In der Folge kommt es zu einer Kontraktion des Schließmuskels
- Pathologische Reflexe - pathologisches Auftreten bei diffuser Hirnschädigung (Verlust von hemmenden Einflüssen)- physiologisch bei Neugeborenen/Kleinkindern - Saugreflex: Bestreichen der Mundspalte führt zu Saugbewegungen- Palmarer Greifreflex: Fingerbeugung bei Bestreichen der Handinnenfläche- Palmomentalreflex: Kurzes Zucken des M. mentalis bei Bestreichen der ipsilateralen Thenar-Muskulatur von proximal nach distal
- Pyramidenbahn-Zeichen - bei Säuglingen physiologisch - Babinski-Reflex: Kräftiges Bestreichen des Fußaußenrandes mit z.B. der Spitze des Griffs des Reflexhammers- Gordon-Zeichen: Kompression der Wadenmuskulatur- Oppenheim-Zeichen: Kräftiges Bestreichen entlang der Tibiavorderkante--> Bei positivem Ausfall Dorsalextension der Großzehe mit Beugung und Spreizen der Kleinzehen. Streckt sich lediglich die Großzehe, gilt der Test als fraglich positiv
- Muskeltonus Zahnradphänomen: Bei passiver Bewegung eines Gelenks wird eine stockende, zahnradähnliche Bewegung spürbar--> Hinweis auf einen Rigor Taschenmesserphänomen: Initialer Widerstand gefolgt von plötzlichem Nachlassen --> Hinweis auf Spastik
- Kraftgrade 0 = keine Muskelaktivität (Plegie)1 = tastbare Muskelaktivität ohne Bewegungseffekt2 = Bewegung ohne Einfluss der Schwerkraft bzw. nur unter Ausschaltung der Schwerkraft möglich3 = Bewegung gegen die Schwerkraft möglich4 = Bewegung gegen Widerstand möglich5 = normale Kraft
- Schädigung - 1. Motoneuron Muskeltonus ↑ (spastisch) Reflexniveau ↑ Wichtige klinische Zeichen:- Pyramidenbahnzeichen- Reflexzonenverbreiterung- unerschöpfliche Kloni- Taschenmesser-Phänomen Häufige Ursachen:- Multiple Sklerose- Tumor- Schlaganfall
- Schädigung - 2. Motoneuron Muskeltonus: ↓ (schlaff, atroph) Reflexe: ↓ Wichtige klinische Zeichen:- Fibrillationen- Faszikulationen Häufige Ursachen:- mechanische Verletzungen peripherer Nerven- motorische Neuropathien
- Untersuchung der Koordination - Finger-Nase-Versuch- Finger-Folge-Versuch- Knie-Hacke-Versuch- Diadochokineseprüfung - Rebound-Phänomen Stand und Gang:- Romberg-Versuch: mit geschlossenen Füssen stehen und dabei die Augen offen halten und danach schliessen--> positiv (Fallneigung bei geschlossen Augen) bei zB spinale Ataxie--> negativ (Fallneigung bei offenen Augen) bei zB zerebelläre Ataxie--> Fallneigung zu einer Seite weist auf eine Läsion des gleichseitigen Vestibularorgans hin- Unterberger-Tretversuch: Treten auf der Stelle mit geschlossenen Augen und vorgestreckten Armen (pathologisch ist Drehung >45°)- Gangprüfung
- Broca-Aphasie Ort der Läsion: Broca-Areal, Frontallappen Leitsymptome:- Sprachproduktion: Expressive Sprachstörung mit telegrammartiger, agrammatikalischer Sprache und verzögertem Sprachduktus- Sprachverständnis meist intakt
- Wernicke-Aphasie Ort der Läsion: Wernicke-Areal, Temporallappen Leitsymptome:- Fließende Rede ohne sinnhaften Zusammenhalt- Häufig Neologismen
- Globale Aphasie Ort der Läsion: Broca-Areal + Wernicke-Areal + Fasciculus arcuatus Leitsymptome:- Sprachproduktion und Sprachverständnis stark reduziert
- Apraxie Störung der Ausführung willkürlicher, zielgerichteter Handlungen bei intakter motorischer Funktion - ideomotorisch ("how to do"): Anwendung unpassender körperlicher Ausdrucksformen und Gesten bei Imitation. Vorgeführte Handlungsabläufe können nicht korrekt nachgeahmt werden (z.B. Winken wird nicht reproduziert, stattdessen Kratzen am Ohr). Spontan können die Bewegungen dagegen korrekt durchgeführt werden. Häufig kommt es zu Perseverationen (ständige Wiederholung eines Bewegungsablaufs). - ideatorisch ("what to do"): Patient kann keine komplexen Handlungsabfolgen durchführen. Die "Idee" für eine Handlungsabfolge fehlt.
- Agnosie = Störung eines modalitätsspezifischen (visuell, auditiv) Erkennens, ohne Vorliegen elementarer Defizite der Sensorik - Stereoagnosie: "Tastblindheit"- Räumliche Agnosie - Prosopagnosie: "Gesichtsblindheit"- Autotopagnosie: Körperschemastörung
- Anosognosie Nichterkennen der eigenen Krankheit - vorwiegend im posterioren Anteil der nicht sprachdominierten Hemisphäre Ein Patient mit einem Schlaganfall behauptet z.B., keinerlei Lähmungserscheinungen zu haben, obwohl eine Hemiparese vorliegt. Bittet man ihn dann, die gelähmte Extremität zu bewegen, antwortet er bspw. mit "Dazu habe ich gerade keine Lust", erkennt aber weiterhin nicht, dass eine Störung vorliegt. Die Ursache der Erkrankung ist nicht sicher geklärt.
- Elektromyographie (EMG) Myopathie:- Kleine Potentialamplitude- Verkürzte Potentialdauer- Volles Interferenzmuster- Polyphasische Potenziale Neuropathie:- Grosse Potenzialamplitude- Verlängerte Potenzialdauer- Hohe Entladungsrate- Gelichtetes InterferenzmusterEs sind weniger Entladungen zu verzeichnen, jedoch kann die Amplitude der Einzelentladung erhöht sein. Dies ist durch die Neuropathie zu erklären, die zu einem Umbau der motorischen Einheiten (also der Gruppe von Muskelzellen, die von einem Neuron innerviert wird) führt. Da einige Neurone untergehen, wird die Innervation der zugehörigen motorischen Einheit von benachbarten Neuronen übernommen. Hierdurch wächst das Innervationsgebiet des Neurons, die Anzahl der motorischen Einheiten wird aber kleiner. Eine maximale Willkürinnervation des Muskels durch den Erkrankten führt daher im EMG zu weniger Entladungen mit höherer Amplitude.
- Elektroneurographie (ENG) - Nervenleitgeschwindigkeit: Verringerung ist ein Hinweis für Demyelinisierung- Amplitude: Verringerung ist ein Hinweis auf einen axonalen Schaden- Motorische Latenz: Zeit zwischen Reizung und muskulären Antwort- F-Wellen-Latenz (erfasst auch Vorderhornläsion! --> zB GBS)
- Evozierte Potentiale = Potentialunterschiede im zentralen Nervensystem, die durch die Reizung eines Sinnesorgans oder peripheren Nerven ausgelöst und mit Hilfe einer EEG-Untersuchung dargestellt werden Visuell evozierte Potentiale (VEP) bei Demyelinisierung (zB Optikusneuritis bei MS) Akustisch evozierte Potential (AEP) bei Retrocochleären Störungen, Neugeborenen-Screening Somatosensible evozierte Potentiale (SEP) bei Demyeliniserung und axonale Schädigung Motorisch evozierte Potentiale (MEP) bei Schädigungen des Motokortex oder Motoneurone (zB AML), Demyelinisierung, axonale Schädigung
- Liquor - Interpretation Normale Farbe: transparent und farblos- Blutig bei akuter Blutung- Xanthochrom (gelb) bei zurückliegender Blutung (>6 h)- Weisslich-trüb bei bakterieller Infektion Normale Zellzahl: <5 Zellen/µl- granulozytäre Pleozytose bei bakterieller Meningitis- lymphozytäre Pleozytose bei viraler Meningitis Normale Glucose: 50-70% des Serumwerts- Verringerung bei bakteriellen und Pilz-InfektionenNormal Laktat: 1.2-2.1 mmol/L- Anstieg bei Infektionen Normal Eiweiss: 15-45 mg/dL- Anstieg bei Infektion
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