Diagnostik II (Fach) / Formales (Lektion)
In dieser Lektion befinden sich 11 Karteikarten
Power vs. Speed, Freies vs. geschlossenes Antwortformat
Diese Lektion wurde von Macholocke erstellt.
- Multiple Choice vs. freies Antwortformat Verrechnungssicherheit (+) ökonomisch (+), kann aber an inhaltliche Grenzen stoßen => wirtschaftliche Gründe dürfen nie über den diagnostischen Nutzen gestellt werden auch als Gruppenverfahren möglich (+) Rateeffekte (-) weniger aufschlussreich bzgl. diagnostischer Info (-) durch Raten entsteht keine Fairness gegenüber einzelnen Gruppen (-):= Ergebnisse werden durch Glück verfälscht, Benachteiligung all jener, die sich vorbereitet haben nicht eindimensional weil mehrere Lösungsstrategien möglich: =Personen können über verschiedene Wege zur Lösung gelangen Probleme beim MC-Format: 1. Das Multiple-Choice-Format praktisch, weil wirtschaftlich (kurze Bearbeitungsdauer, Gruppenverfahren und geringer Auswertungsaufwand)aber kann an inhaltliche Grenzen stoßen => dies darf nie ein Aspekt werden, warum ein Verfahren gewählt wird und nicht ein anderes, eventuell aufschlussreicheres, aber aufwändigeres Verfahren2. Wiedererkennen fällt leichter als Reproduzieren: => wenn es um Fähigkeiten geht, bestimmte Wissensanforderungen frei und selbstständig zu leisten, dann verfehlt das MC – Format seinen Sinn3. Tests nach dem MC – Format ermöglichen mehrere Lösungsstrategien, was dem Streben nach eindimensionalen Messungen zuwiderlaufen könnte- bei manchen Testkonzepten ist die Aufgabenstellung aber erst über die Antwortmöglichkeit definiert (+ MC)
- Power (PT) vs. Speed and Power Tests (SPT) power – test = - Tests der Leistungshöhe- haben entweder keine oder eine sehr großzügig bemessene Zeitbegrenzung- Eindimensionalität gegeben- Differenzierung der Leistung erfolgt über das Schwierigkeitsniveau speed – test = Bearbeitungsgeschwindigkeit wird als Leistung bewertet; Schwierigkeitsgrad daher meist sehr niedrig speed – and – power – test = beinhalten sowohl eine power als auch eine speed Komponente- anspruchsvolle Leistungsanforderungen unter Zeitdruck- Eindimensionalität der Items verletzt, da man eine mögliche Schwäche nicht genau zu ordnen kann, ob es an Leistung oder an Schnelligkeit gelegen hat (oder an beidem)- Verrechnungsfairness problematisch, da mit der Speed Komponente bei Individualtestungen oft versucht wird die vielen wenigen Items informativer zu machen- kein individuelles Zeitfenster möglich => führt zu unerträglichen Wartezeiten für andere Tpn à Zumutbarkeit => wie auch beim MC – Format stoßen auch speed – and – power – Tests dann an ihre inhaltlichen Grenzen, wenn allein der wirtschaftliche Gedanke im Vordergrund steht => Tpn schneiden nur dann in einem speed and power test gut ab, wenn sie sowohl leistungsstark als auch schnell arbeiten- sollen hochwertige bis herausragende Leistungen vollbracht werden, ist die Gestaltung als speed and power test verfehlt (die schnellere von zwei Tpn, mit geringerer Fähigkeit, löst zwar viele Aufgaben nicht, aber immer noch mehr aufgrund ihrer Bearbeitungszeit als die langsamere, fähigere TP)=> Ursachen für schlechte Testleistungen mittels speed and power nicht identifizierbar – Mangel an Schnelligkeit oder Fähigkeit oder Beidem?
- Gruppen- vs. Individualverfahren Vorteile Individualverfahren: + Einsatz ganz besonderer Testmaterialien möglich (u.a. Puzzles)+ anonymer gegenüber Gruppenverfahren Nachteile von Individualverfahren: - Größeres Risiko von Testleitereffekten wenn Instruktion nicht standardisiert bzw. schriftlich festgelegt ist. Bietet mehr Möglichkeit zur Interaktion zwischen TL und Tp (Erwartungseffekte)- Kostenaufwändiger, einzelne TP bindet mehr Ressourcen an sich als bei Gruppenverfahren Vorteile Gruppenverfahren: + wirtschaftliche Gründe+ Testleiterunabhängigkeit+ häufig Computertestung bei Gruppenverfahren, deshalb verrechnungssicher Nachteile Gruppenverfahren: - Benachteiligung von Tpn mit geringer Lesefertigkeit infolge der schriftlichen Fassung des Gruppenverfahrens- Gefahr des Abschreibens- Störung durch andere Tpn (früheres Abgeben, Gruppendruck, Erwartungshaltungen werden aufgebaut)
- Papier-Bleistift Vorgabe vs. Computervorgabe - Grund für Computertestung oft die aufwandsminimierenden Auswertung und Verrechnungssicherheit entscheidend und nicht die Wirtschaftlichkeit der Testvorgabe- Durch die Fortschritte am Computer ist es heutzutage möglich Eigenschaften zu erfassen, die früher auf diese Art und Weise noch nicht zugänglich waren Vorteile Computerverfahren: + mit der Zeit variierende Reizanordnungen sind mit dem Computer möglich (z.b. um Aufmerksamkeit bzw. Konzentrationsfähigkeit oder Reaktionsschnelligkeit zu prüfen)+ power Tests+ Reduzierung der a – priori – Ratewahrscheinlichkeit mittels MC (sequenzielle Vorgabe)+ Analogskala als Antwortformat+ tailored – testing möglich+ fehlerspezifische Hilfestellungen pro Aufgabe möglich+ Interaktion Computer – TP (Computer reagiert auf Verhalten der TP)+ Einsatz objektiver Persönlichkeitstests Nachteil: Problem der Unsicherheit bzgl. der Bedienung auch heutzutage nicht zu bagatellisieren, eine kleine Population tut sich auch heute noch schwer mit Computern (vor allem in Bezug auf Bearbeitungszeit und/oder feinmotorische Anforderungen) – vor allem bei Touch Pads am Laptop können immer wieder Probleme auftreten
- Welche Erhebungstechniken gibt es? 3 Erhebungstechniken (Prüfen, Fragen, Beobachten), nur einige der Verfahren sind diesen Techniken eindeutig zuordbar (die Möglichkeit zu wählen gibt es nur bei der Persönlichkeitsdiagnostik)- grenzwertig zwischen Prüfen und Beobachten sind die Objektiven Persönlichkeitstests
- Was ist Prüfen? Prüfen - abgesehen von Tests kommt Prüfen bei Assessment – Center zum Einsatz (z.B. Postkorb – an Hand des Abarbeitens eines Stapels von Post wird die Fähigkeit einer TP zur Arbeitskoordination bzw. –organisation erfasst)- typische Prüfmodalitäten (Auszug S. 159 ff) „Verbinde die Zahlen“ (ZVT) Wie viele Beine hat ein Hund?“ (AID 2) Matrizentest – Aufgaben (WMT) „Suche Wort mit Ver….“ (VKT) „Lege Mosaik nach Vorlage“ (HAWIK – IV) „Das Gegenteil von Hoffnung ist….“ (IST 2000 R) „Bilde eine Analogie“ (IST 2000 R)
- Was umfasst die Erhebungsmethode "Fragen"? Persönlichkeitsfragebögen = reflektierte Selbsteinschätzung bzgl. der Eigenschaften einer TP und den typischen Erlebens- und Verhaltensweisen Projektive Verfahren = provozieren bestimmte Stimmungslagen, aus denen heraus die TP agieren muss Biografisches Inventar = historische Fakten über bestimmte Lebensereignisse Anamneseerhebung = (kranken-)entwicklungsgeschichtliche Ereignisse, subjektive Sicht Exploration = Klärung der (subjektiv gegebenen aktuellen) Sachlage mit dem Ziel der Entscheidungsvorbereitung Assessment – Center = Überlegungen und Problemlösestrategien zu Konfliktsituationen Arbeitsplatzanalyse = Arbeitsroutine und konkrete berufliche Position Fragemodalitäten der Persönlichkeitsfragebogen „Ich ärgere mich oft darüber, wie andere Leute mich behandeln“ (NEO – PI – R)=>besondere Fragemodalitäten: die Gegenüberstellung von wenigstens drei qualitativ unterschiedlichen Inhalten (Statements) einerseits und die sog. „Q – Sort“ -Methode andererseits
- Beobachten Gelegenheitsbeobachtung = Gewinnung eines qualitativen Eindrucks, u.a. zum Bilden von Hypothesen über bestimmte Bedingungszusammenhänge; spiegeln oft die Erwartungsenttäuschungen des Beobachters wider systematische Verhaltensbeobachtung = die auf das Verhalten eines oder mehreren Menschen gerichtete, nicht dem Zufall überlassene, methodisch kontrollierte Wahrnehmung mit der Absicht, dadurch etwas für die Persönlichkeit charakteristisches zu erfahren=> geschieht meist durch einen passiven Beobachter, da die Durchführung durch den aktiven Beobachter (auch Testleiter) meist zu Überforderung führen und somit oft nur Gelegenheitsbeobachtungen machbar sind Nachteile- kein Geschehen ist vollständig beobachtbar, jeder Beobachter wird für sich selbst selektieren- Fehler beim Protokollieren sind durch gute Einschulung und technischer Hilfsmittel (Videoaufzeichung) zwar weitgehend, aber nie ganz auszuschließen- jeder Beobachter beeinflusst das Verhalten der zu beobachtenden Person, egal ob aktiv oder passiv; Lösung: nicht anwesend, sonder Beobachtung durch Videokamera oder Einwegspiegel- eine heimliche Aufzeichnung ist weder rechtens noch entspricht sie der partnerschaftlichen Grundeinstellung zum Klienten Vorteile + reales Verhalten wird erfasst+ systematische Verhaltensbeobachtung mittels Kategoriensystem am sinnvollsten+ Assesment – Center dienen auch als eine Art Beobachtung (Anforderungssituationen werden simuliert, um die Eignung einer Person an deren Verhalten beobachtbar zu machen)
- Was versteht man unter der Methode der kritischen Ereignisse = bewährte und weniger bewährte Arbeitsplatzinhaber unterscheiden sich in Bezug auf ihre Verhaltenweisen in bestimmten Arbeitssituationen, letztere sind als „kritisch“ (besser: „entscheidend“) anzusehen – diese kritischen Situationen gilt es zu erheben, am besten durch Befragung von Experten.
- Status vs. Prozessdiagnostik Statusdiagnostik Querschnittsuntersuchung einmalige Messung des momentanten Zustands einer Person Sie muss, um Prognosen über zukünftiges Leistungsverhalten treffen zu können, annehmen, dass:1) das gegenwärtige Lernvermögen Voraussetzung für künftiges Aneignen ist 2) und das bisherige Ausmaß des Gelernten Beweis von Lernfähigkeit ist man kann nur Aussagen über den Ist-Zustand treffen Keine Lernmöglichkeiten bei Statusdiagnostik Normorientierung wichtig Wird bei Interventionen vom Typ der Selektionsstrategie angewendet (Eignung, Schullaufbahnberatung, Forensik) normorientierte Statusdiagnostik = zur Messung/Abschätzung von Ausprägungsgraden von Eigenschaften. Kriteriumsorientierte => individuelle Bezugsnorm relevant Statusdiagnostik kann in Prozessdiagnostik übergehen Prozessdiagnostik Längsschnittuntersuchung Bei der Prozessdiagnostik geht es um die Messung von Fähigkeitsveränderungen innerhalb einer psychologischen Untersuchung. Entwicklung und Veränderung innerhalb einer psychologischen Untersuchung zu zwei Zeitpunkten (prä - post Testung) Besonderheit Lerntest sensu Guthke => Schon während erster Testung werden fehlerspezifische Hilfestellungen angeboten Erfassung des Entwicklungpotentials einer Person Es gibt Lernmöglichkeiten. Entweder zwischen Testungen oder wie bei Guthke prognostische Überlegenheit von Lerntests gegenüber Statustests bei leistungsschwachen Kindern Prozessdiagnostik setzt Statusdiagnostik voraus
- Unterschied Selektions vs förderungsorientierte Diagnostik Selektionsdiagnostik Testwert wird in Bezug auf die Referenzpopulation relativiert Standardprozedur um besten zu selektieren Messung systematischer Unterschiede zwischen Personen verfolgt das Ziel Aussagen über einen psychologischen Ist-Zustand hinsichtlich Zeit und situationsüberdauernder Merkmale zu treffen Förderungsorientierte Diagnostik erfordert eine ergebnisabhängige Auswahl weiterer psychologisch-diagnostischer Verfahren, um geeignete Fördermaßnahmen festlegen zu können. gehört zur Kriteriumsorientierten Diagnostik gruppenspezifische Eichtabellen werde oft eingesetzt Diagnostik um geeignete Fördermaßnahmen festlegen zu können – es folgen danach meist weitere psychologisch-diagnostische Verfahren => schlechtere Leistungen wichtiger bei förderungsorientierter Diagnostik Förderungsorientierte Diagnostik beruht auch auf dem Ansatz des testing the limits! => hier werden jene optimalen Rahmenbedingungen pro Testperson erörtert, die zu einer Verbesserung der Leistung führen (alternative Aufgabenpräsentation etc.)
