Pädagogische Psychologie (Fach) / Intelligenztraining und Hochbegabung (Lektion)
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1. Intelligenz fördern: Vereinbarkeit vs. Umwelt, Veränderung der Umwelt, Instrument HOME, Intervention HEAD START, direkte Förderung (Practical Intelligence for School Projekt) 2. Hochbegabung: Def./Identifizierung, Underachiever, Vorurteile, Förderung
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- Die 2 impliziten Theorien der Intelligenz (Dweck, 1999) (welche? wodurch gekennzeichnet?) Entity TheoryIntelligenz ist nicht veränderbarProbleme, wenn Hindernisse und Schwierigkeiten auftauchen Incremental TheoryIntelligenz ist veränderbarVorteile, wenn Hindernisse und Schwierigkeiten auftauchen
- Ist Intelligenz vererbbar? Welchen Einfluss hat die finanzielle Situation der Familie? Schätzung der Vererbbarkeit von Intelligenz:0.3 – 0.8 Vererbung und sozioökonomischer Status (Turkheimer et al., 2003) Reiche Familien: Vererbung .7Armer Familien: Vererbung .1 --> anscheinend wird Intelligenz in reichen Familen viel stärker vererbt, --> Interaktionseffekt mit Umwelteinflüssen
- Welchen Einfluss haben Umwelt (Schule, herausfordernde Arbeiten) und Adoption auf den IQ? Umwelt- Je länger man zur Schule geht, desto höher der IQ (Ceci & Williams, 1997)- Intellektuell herausfordernde Arbeiten erhöhen den IQ (Schooler, 2001) Adoption (Dumaret, 1985)- Vergleich von armen Kindern die adoptiert wurden vs. in Heime kamen vs. bei den Eltern blieben- Adoption geht einher mit erhöhten IQ
- Was besagt der Flynn Effekt? Welche Entwicklungen haben bezüglich des Flynn Effekts in den letzten Jahren stattgefunden? Flynn Effekt: Intelligenz steigt um 9 Punkte pro Generation (30 Jahre) Stagnation seit Ende der 90er? Länderspezifische Veränderungen- Stagnation: Niederlande, Norwegen- Mittlerer Zuwachs: Deutschland- Starker Zuwachs: Türkei, Brasilien
- Instrument: HOME (wofür steht dieser Name? Wie wird gemessen/vorgegangen?) HOME: Home Observation for Measurement of the Environment (Bradley & Caldwell, 1984)Ausgangsproblem: Erheben der Familienumgebung- Untersuchung der häuslichen Umwelt von Kindern - Entwicklung eines Instruments zur Erfassung der häuslichen Umgebung von Kindern- Eklektisch: Basiert auf den Annahmen von vielen Entwicklungstheorien- Weit verbreitet, gute Validierung, häufig benutztVorgehensweise - Qualität und Quantität von Stimulation und Unterstützung, welche ein Kind in einer Umgebung erhalten kann- Methode: Beobachtung und Halbstrukturiertes Interview (Dauer: ca. 1 Stunde)- Ort: Zuhause, wenn das Kind wach ist und die primären Erziehungspersonen anwesend sind- Items: zwei Drittel Beobachtung, ein Drittel Selbstauskunft
- Potentiell förderliche Umweltfaktoren für die Entwicklung eines Kindes (einige nennen) Bradley & Caldwell, 1984:- Emotionale und verbale Responsivität der Mutter- Vermeidung von Einschränkung und Bestrafung - Organisation und Struktur der physischen und zeitlichen Umgebung- Bereitstellung von angemessenem Spielzeug- Mütterliches Interesse / Beteiligung vom Kind- Möglichkeiten zur Abwechslung in der täglichen Stimulation
- Welcher Zusammenhang besteht zwischen HOME-Scores und der kognitiven Entwicklung? HOME und kognitive Entwicklung- Generelle Korrelationen zwischen HOME und kognitiver Entwicklung des Kindes: .20 - .50 (Bradley, 1993)- Moderate Korrelationen mit Intelligenzmaßen von Kindern und akademischem Erfolg Umweltfaktoren haben schon früh einen Einfluss- Substantielle Korrelationen von HOME-Scores und Leistungen, kognitiven Fähigkeiten und Kompetenz mit 12, 15, und 18 Monaten (Belsky, Garduque, & Hrncir 1984)
- Welcher Zusammenhang beseht zwischen HOME-Scores und der Sprachentwicklung / der Schulleistung und dem Sozialverhalten? Verzögerung der Sprachentwicklung- Reizarme Umgebung der Kinder sagt Verzögerung der Sprachentwicklung vorher (Wulberts et al., 1975) Längsschnittuntersuchungen (6 Monate bis 11 Jahre, Bradley, Caldwell, & Rock, 1988)- HOME-Skalen sagen Schulleistungen und Sozialverhalten vorher-> Besonders wichtig für Intelligenz: Responsivität im ersten Lebensjahr, Lernmaterialien im zweiten Lebensjahr-> Sozialverhalten: Kombination aus Elternverhalten (Responsivität, Akzeptanz) und Stimulation (Umgebung, Lernmaterialien)
- Inwieweit sind HOME-Scores durch blosse genitische Dispositionen erklärbar? - Kritik: Die Umgebung des Kindes spiegelt nur die genetischen Dispositionen der Eltern wider (Plomin, & Bergman, 1991) - Aber: Mehrere Studien finden einen Einfluss der HOME-Skalen auf die Intelligenz, wenn für die mütterliche Intelligenz kontrolliert wird (z.B. Ramey et al., 1979)- Einfluss der mütterlichen Intelligenz auf die kindliche Intelligenz wird mediiert durch HOME-Skalen (Bradley et al., 1993)
- Beispiel für eine Intervention: HEAD START Programm: Welche Ziele? Welche Methode? Welche Ergebnisse? Welchen Effekt auf Eltern? Ziel: Kleinkindern von Eltern mit niedrigen SÖS zu helfen: At-Risk-Children - Bildung- Gesundheit- Ernährung- Elterliche Involvierung in die Entwicklung des Kindes- Umgestaltung von physischer Umwelt Ergebnisse: Teilnehmende Kinder zeigen im Vergleich zu Kontrollkindern…- Bessere Leistungen in Mathematik- Bessere sprachliche Entwicklung- Bessere Schulleistungen- Weniger benötigte Hilfsmaßnahmen - Weniger Verhaltensprobleme Eltern- Erhöhte Responsivität- Mehr Aufmerksamkeit beim Spielen mit den Kindern- Weniger Aggressivität / Schlagen- Mehr Sprach- und Spielstimulation Programme sind am effektivsten, wenn…Zu Hause und in den Kindertagesstätten interveniert wird
- Was für Probleme gibt es bei Interventionen? (Bankerman-Kranenburg et al., 2005) / Was besagt der Matthäus Effekt? Effekte von Intervention neigen zu wenig zeitlicher Stabilität -> SÖS-bezogene Probleme? Große Unterschiede in der Bereitschaft zur Akzeptanz von Interventionsmaßnahmen in Familie- Interventionen bei adoleszenten Eltern oftmals ineffektiv - Niedriger SÖS reduziert die Effektivität von InterventionenMatthäus Effekt: - Weiße, bürgerliche Schichten profitieren am stärksten von den Interventionen- Die die sowieso schon viel haben, bekommen noch mehr, die die wenig haben bekommen hingegen nichts
- Was ist praktische Intelligenz? (Sternberg, 1996) - Fertigkeiten, wann was wie zu tun ist- Unabhängiger Teil der Intelligenz (Gardner, 1999) oder Produkt der praktischen Anwendung von Intelligenz (Ceci, 1996)?- Praktische Intelligenz in der Schule: Bsp.: Kinder stellen fest, in welcher Umwelt es sich besonders gut lernen lässt Metakognitive Erkenntnis
- Beispielintervention: The Practical Intelligence for School Project (Garnder, Sternberg) Was wurde gemacht? Wie waren die Ergebnisse? 5 Themen: 1. Knowing Why: Warum lernen wir bestimmte Sachen in der Schule? Wie hilft mir Erfolg in der Schule bei späteren Aufgaben? ->Bewusstsein über die Relevanz von Lernen und wie es das Leben verbessern kann 2. Knowing Self: Kennenlernen der eigenen Stärken und Schwächen->Von Stärken profitieren, an Schwächen arbeiten 3. Knowing Differences: Kennenlernen von verschiedenen Arbeitsstilen mit unterschiedlichem Einfluss auf unterschiedliche Fächer (bspw. Mathematik vs. Englisch) 4. Knowing Process:Wie soll man bestimmte Probleme und Aufgaben angehen? 5. Revisiting:Reflektion als Kernbestandteil erfolgreicher Arbeit, Überarbeiten, erneut Schreiben, Nachprüfen Durchführung in 4 Domänen: Lesen, Schreiben, Hausaufgaben, Tests Ergebnisse:- Praktische Intelligenz: Test des Transfers von erlerntem Wissen auf neue Bereiche- Akademischer Erfolg: Beurteilung von Texten, Beurteilung von Hausaufgaben, Leseverständnis Signifikante Verbesserung in allen Bereichen- Effekte stabil für unterschiedliche Schultypen- Effekte stabil für Unterschiede in SÖS
- Wie ist die Quantitative Definition von Hochbegabung? Von Höchstbegabung/Genie? Wie ist Talent definiert? - Hochbegabung: IQ > 130 (+2 Standardabweichungen)- Höchstbegabung/Genie: IQ > 160 - Talent: bereichsspezifische, nicht-intellektuelle Spitzenbegabung
- 3-Ringe-Modell für Hochbegabung: Welche 3 Bereiche müssen zusammenwirken für "Giftedness"? Was wurde am Modell kritisiert? - Überdurchschnittliche Fähigkeiten / Intelligenz- Kreativität- Aufgaben-Commitment / Leistungsorientierte Arbeitshaltung Kritik: Kein Begabungsmodell, sondern ein LeistungsmodellKreativität = schwer zu erfassendes KonstruktEmpirische Basis schwach
- Welche Möglichkeiten zur Identifizierung hochbegabter Schüler in der Praxis gibt es und wie geeignet sind sie? 1. Intelligenz-Tests und bisher gezeigte Leistungenobjektiv, orientiert sich an der operationalen Definition 2. Lehrer- Lehrer beurteilen eher die gezeigte Leistung- Können Intelligenzspitzen bzw. -schwächen nicht erkennen- Unterschätzen die Hochbegabung schwieriger Schüler- Überschätzen die Intelligenz leistungsmotivierter Schüler 3. Eltern- Wenig objektiv 4. Peers- Bisher empirisch nicht geprüft- Orientieren sich an den in der Vergangenheit gezeigten Leistungen
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- Was sind hochbegabte Underachiever? Warum sind sie ein Problem? Schlechte Schulleistungen gepaart mit hoher Intelligenz- Phänomen der Erwartungswidrigkeit ist zeitlich stabil- Gehen seltener auf das Gymnasium- Machen seltener Abitur
- Wie oft werden hochbegabte Underachiever durch Lehrer identifiziert? Strenges Kriterium (Gehört zu den besten 8%) - 41%-57% der hochbegabten Achiever werden erkannt- Kein Underachiever wird erkannt Schwaches Kriterium (Gehört zu den besten 24%)- 92% der hochbegabten Achiever werden erkannt- 30% der Underachiever werden erkannt --> Selbst bei einem schwachen Kriterium werden die Underachiever meistens noch übersehen, währrend die Archiever erkannt werden
- Wie unterscheiden sich Hochbegabte in ihrer Persönlichkeit / im Sozialverhalten / in der motorischen Entwicklung von anderen Schülern? - Es zeigen sich weder Persönlichkeitsunterschiede noch Unterschiede im Sozialverhalten(- Hochbegabte tendieren dazu, psychisch etwas stabiler zu sein)- Eltern von Hochbegabten beurteilen ihre Kinder nicht als „schwieriger“- Keine Unterschiede in motorischer Entwicklung oder Gesundheit--> die meisten Vorurteile gegen Hochbegabte treffen nicht zu
- Welche emotionalen, kognitiven und verhaltensbezogenen Probleme treten häufig bei Underarchievern auf (Beispiele)? - Geringe Selbstüberzeugung- Häufige Unterlegenheitsgefühle- Große Scheu vor sozialen Kontakten- Soziale Unzufriedenheit- Hohe Emotionalität- Geringe seelische Stabilität - Eltern betonen besonders die negative soziale Entwicklung- Lehrer berichten über problematisches Sozialverhalten und geringe Aufgabenorientierung
- Wodurch Unterscheiden sich die Familen Hochbegabter von Familien Nicht-Hochbegabter? (In Bezug auf Zusammenhalt, Demokratischer Familienstil, Organisation, Leistungsorientierung, Kommunikation, kulturelle Orientierung) Marburger Hochbegabten Projekt: Untersuchung der Familiensysteme (Schilling et al., 2003)- Befragung der Kinder, Mütter, Väter - Keine Unterschiede zwischen Familien mit Hochbegabten und Nicht-Hochbegabten
- 4 Ansätze zum Unterrichten von hochbegabten Schülern (welche?) 1. Pull-out-ProgrammeFür bestimmte Bereiche werden HB Kinder aus den Klassen genommen 2. AkzelerationNormales Programm, aber schneller 3. Curriculum CompactingNormales Programm, aber ohne Redundanz 4. Enrichment Normales Programm + mehr Material, um Verständnis und Anwendung zu fördern- Typ I: Bestimmtes Gebiet wird vertieft (z.B.: andere Bücher desselben Autors lesen, zusätzliche Materialien bearbeiten)- Typ II: Denken wird vertieft (z.B., Lerntechniken, Problemlösen, Kommunitkationtechniken)- Typ III: Anwendung wird vertieft (z.B. Homepage für NGO entwerfen, Umweltprojekt initiieren)
- Praxis der Förderung von Hochbegabten in Deutschland: Was ist der Unterschied zwischen innerer und äußerer Differenzierung? Schulische Maßnahmen: Innere Differenzierung- Aufgaben, die den Stoff vertiefen; Tutor für schwächere Mitschüler, etc. Schulische Maßnahmen: Äußere Differenzierung- Frühere Einschulung, Klassen überspringen, Hochbegabungsklassen (D-Zug-Klassen), …