Allgemeine Psychologie (Fach) / Wahrnehmung (Lektion)

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M3 Allgemeine Psychologie, Fernuni Hagen, Kurs 3412 - Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewusstsein

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  • Definition Wahrnehmung Wahrnehmung bezeichnet die Aktivität der Sinnesorgane und Sinnesrezeptoren sowie die damit einhergehenden psychischen Prozesse, die es Lebewesen ermöglichen, Informationen aus der Umgebung aufzunehmen, um sich erfolgreich an die Anforderungen der Umwelt anpassen zu können. Die Grundannahme der Wahrnehmungspsychologie ist: Die Sinne vermitteln die Informationen über die Umgebung eines Lebewesens.
  • Einteilung der Sinne nach Sinnesorganen/ -rezeptoren Wahrnehmung = Aktivität der Sinne Alltagspsychologie unterscheidet fünf Sinne: Tasten (Nahsinn) Riechen (Nahsinn) Schmecken (Nahsinn) Sehen (Fernsinn) Hören (Fernsinn) Weitere Sinnesmodalitäten: Druck-, Temperatur-, Schmerz- und Gleichgewichtsinn Weitere Unterteilung nach Art der Reize möglich: Chemorezeptoren werden durch Moleküle gereizt (Riechen, Schmecken), Mechanorezeptoren durch mechanische Krafteinwirkung (Vater-Pacini-Körperchen der Epidermis)
  • Einteilung der Sinne nach Funktionen Exterozeption: Aufnahme von Reizen aus der Umgebung Interozeption: Aufnahme von Reizen aus dem Körperinneren-> Viscerozeption: Sensibilität für innere Organe-> Haut, Lage und Bewegungsempfindungen aus Haut, Skelettmuskeln, Sehnen, Gelenken, Eingeweiden Propriozepton: Wahrnehmung von Lage, Stellung und Bewegung von Körperteilen Somatosensorik = Haut-Skelettmuskelsystemsensu-motorisches System = Zusammenspiel der Sinne mit dem motorischen System-> an allen Koordinationsleistungen sind Sinne (sensorisches System) und Muskeln (motorisches System) beteiligt -> Greifen nach Glas
  • Prozess der Wahrnehmung: Unterscheidung proximaler und distaler Reiz Distale Reize: Objekte und physikalischen Prozesse der Umgebung. Distale Reize wirken auf Rezeptoren ein, sodass sich die Zustände dieser Rezeptoren ändern Proximaler Reiz: Übersetzung der physikalischen Energie des distalen Reizes in Erregung.
  • Prozess der Wahrnehmung: Transduktion, Transformation Transduktion: Erregung wird über nachgeschaltete Nervenzellen über bestimmte Netzwerke weitergeleitet, wenn die Erregung groß genug ist, um in den nachgeschalteten Nervenzellen Aktionspotenziale auszulösen (vgl. distaler Reiz, proximaler Reiz) -> der Weg führt von der Peripherie des Organismus bis zu den zentralen Verarbeitungsbereichen des Gehirns Transformation: Wie wird aus der Verarbeitung von Sinnesreizen Wahrnehmung?
  • Prozess der Wahrnehmung: sensorischer, perzeptiver Prozess Sensorischer Prozess: Zeitliche Folge von Reizeinwirkung, Reizaufnahme und Transformation des Reizes in Erregung, Weiterleitung und Verarbeitung der Erregung in einem oder mehreren Nervenzentren.-> Problem: Übergang vom physiologischen in den psychologischen Prozess nicht empirisch messbar Perzeptiver Prozess: Zusammenspiel, Entstehung von Wahrnehmungseindruck und Reizen, Erregungen - wie lange dauert es, bis ein bestimmter Reiz in ein Sinneserlebnis "übersetzt" wird?
  • Prozess der Wahrnehmung: Reaktionszeitmessung Reaktionszeitmessung: Zeit zwischen Reizpräsentation und Reaktion wird gemessen. (Versuch, Wahrnehmungsprozess und sensorisch-physiologischen Prozess auf eine Zeitachse zu projizieren)
  • Prozess der Wahrnehmung: Problem der distalen Referenz Wenn wir eine Rose vor uns auf dem Tisch sehen, dann nehmen wir nicht das Netzhautbild oder ein neuronales Aktivitätsmuster wahr, sondern die Rose ist im phänomenalen Draußen. Problem der distalen Referenz: Warum nehmenwir die gesamten Zwischenglieder zwischen distalem Reiz und Wahrnehmungnicht wahr, obwohl sie die gesamten Informationen über den distalen Reiz enthalten?
  • Definition des Begriffs "Reiz" Reiz (auch: Stimulus): physikalische, messbare Größe, die Wahrnehmung vermittelt, indem sie mit den Rezeptoren und Sinnesorganen der Körpergrenzfläche in Berührung kommt Reaktion: Wirkung des Stimulus auf den Organismus
  • Definition des Begriffs "Reiz": Was ist ein adäquater Reiz? Ebene von Sinneszellen: Reiz = physikalische Größe, die geeignet ist, eine Sinneszelle in Erregung zu versetzen adäquater Reiz = Reiz, dessen physikalische Eigenschaften mit denen der Sinneszelle am bestenabgestimmt sind Sinneszellen der Netzhaut = elektromagnetische Strahlung des Wellenlängenbereiches zwischen λ = 400nm und λ = 800nm adäquat.
  • Definition des Begriffs "Reiz": Was ist der Unterschied zwischen Reizspezifität und Empfindungsspezifität? Reizspezifität = biophysikalische Spezifität. Bestimmte Reize sind für bestimmte Organe oder Rezeptoren adäquat (Licht = Sinneszellen der Augen) Empfindungsspezifität = Verhältnis zwischen Aktivierung des Sinnessystems (Sinnesorgan + neurologische Erregungsverarbeitung) und Wahrnehmungserlebnis -> egal wie man die Stäbchen und Zapfen der Netzhaut reizt - das Ergebnis sind Seherlebnisse
  • Definition des Begriffs "Reiz": Reaktion als Reizwirkung, Unterscheidung nomineller vs. funktioneller Reiz nomineller Reiz = objektiver Reiz (Buchstaben H A U S) funktioneller Reiz = Reizwirkung beim Beobachter (Lesen des Begriffs Haus)
  • Definition des Begriffs "Reiz": Reiz als Signal Ein Reiz ist eine physikalische Größe, die Informationen von außen auf das wahrnehmende Lebewesen überträgt (Signal)
  • Definition des Begriffs "Reiz": Reiz als potenzielle Informationsquelle Reize = potentielle Informationsquellen (ob sie informieren oder nicht hängt von dem Informationsempfänger, dem Lebewesen ab) Information = allgemein dasjenige, was die Ungewissheit eines Empfängers über die aktuellen Gegebenheiten beseitigt.
  • Begriff der Information: Definition Information verringert Ungewissheit
  • Begriff der Information: Information als Ungewissheitsreduktion Reize haben keine von ihrer Wahrnehmung unabhängie Information; sondern nur, wenn der Empfänger nachher mehr weiß als vorher
  • Begriff der Information: Informationsmaß bit bit = Zusammenziehung von "binary digit", Binärzahl (0,1) Binärkodierung = so lassen sich Informationsmengen technisch gut übertragen, "1" durch "einen Stromimpuls" und die "0" durch "keinen Stromimpuls" kodiert
  • Begriff der Information: Maß für mittleren Informationsgehalt Entrophie (H) = Maß für mittleren Informationsgehalt, Summe der einzelnen Informationsgehalte, jeweils gewichtet mit ihrer Wahrscheinlichkeit
  • Begriff der Information: Kanalmodell der Kommunikation der Information rein syntaktisches Modell nach Shannon und Weaver: Sender -> Endodierung -> Kanal -> Decordierung (Zeichenvorrat) -> Empfänger (Zustand) Ebene Kanal: Störung und Informationsverlust möglich
  • Begriff der Information: Transinformation, Redundanz Transinformation = Die Teile der Information, die vom Sender tatsächlich beim Empfänger ankommen Redundanz = Ausgleichen von Störungen können durch wiederholtes senden der Nachricht (Redundanz der Nachricht) oder verwenden eines Codes, der eine Sprache, verwendet, in der die Zeichen unterschiedlich häufig vorkommen. Häufige Buchstaben, Buchstabenfolgen und Wörter erleichtern das Verstehen, da sie es erlauben, die fehlenden Nachrichtenelemente zu erraten (Redundanz des Codes)
  • Begriff der Information: Informationsübertragung, Encodierung, Decodierung Wer telefoniert, der enkodiert seine Nachricht in eine Lautfolge, deren Luftdruckschwankungen im Telefon in eine Folge elektrischer Impulse gewandelt werden(Encodierung), die im Empfängerapparat wieder in eine Folge Luftdruckdifferenzen transformiert wird (Decodierung), die wiederum vom Empfänger so dekodiert werden müssen, dass sie die Nachricht des Senders versteht.
  • Begriff der Information: Grenzen des syntaktischen Informationsbegriffs wenn Fragen nur eine Antwortalternative zulassen, "ja" oder "nein", dann kann ihr syntaktischer Informationsgehalt gemessen werden syntaktischer Informationsgehalt = vernachlässigt die Wertigkeit der Information, die eigentliche Bedeutung derselben für den Informationsempfänger.
  • Unterscheidung "top down"-Prozess und "bottom up"-Prozess "top down" Prozess = sensorisch-motorischer Prozess wird von Prozessen beeinflusst,die man mit "Einstellung", "Erwartung", "Motiv" oder "Wissen" bezeichnet und die die Bildung des Perzeptes mit beeinflussen "bottom up" Prozess = Gegenteil des "top down" Prozesses, hier beruht die Bildung des Perzeptes primär auf dem Reiz beruht
  • Systemtheorie: Modell der "Black Box" Analyse System der Informations- (Daten-)Verarbeitung kann als "Black Box" verstanden werden, in die ein Input hineingeht und ein Output herauskommt.
  • Systemtheoretisches Modell der "Black Box"-Analyse: Was ist ein hypothetisches Konstrukt? Hypothetisches Konstrukt = Zwischenzustand Zi in der "Black Box". Was passiert zwischen dem Zeitpunkt, an dem Informationen ins System hineingehen (Input) und wieder herauskommen (Output)?
  • "Black Box": Modell des Automaten 1. Output O = Funktion f von Input I und Zwischenzustand Zi.  2. Vorstellung des Automaten: System, das Input, Verarbeitung, Output hat. Bsp: Geld rein, Wasser wird heiß, Kaffee kommt raus. 3. Man kennt in realen System die Zi nicht, kann aber Experimente machen, um diese zu erschließen 
  • "Black Box"-Analyse: Automatengleichung Output = keine eindeutige Funktion des Inputs, mehrere Zi können zum gleichen Ergebnis führen. Allgemeine Verhaltensgleichung nach Kurt Lewin: Verhalten ist eine Funktion von Person (außen) und Person (innen), V = f(U,P) -> sehr allgemein, wenig informativ 
  • Grundzüge der Systemtheorie Informationsverarbeitung findet in der Black Box statt über systematische Variation des Inputs und Messung kann man Hypothesen über die Verarbeitung in der Black Box stellen mehrere Versrbeitungsschritte finden statt - Informationen fließen nicht wie durch eine Wasserleitung, sondern werden durch Zwischenschritte transformiert
  • Grundzug des Modells der seriellen/parallelen Informationsverarbeitung serielle Informationsverarbeitung: "Reiz als Datum" wird in unterschiedlichen Arbeitsschritten verarbeitet  Basisannahme: Arbeitsschritte erfolgen nacheinander  parallele Verarbeitung: serielle Prozesse laufen in einem engen Zeitfenster benachbart ab (Bsp: verschiedene Informationskomponenten eines Reizes werden zunächst getrennt, aber parallel verarbeitet, etwa Form, Farbe, Orientierung, Relation zu anderen Reizen
  • Reaktionszeitforschung: mentale Chronometrie Güte und Schnelligkeit als Maße psychischer Leistung: Güte -> "richtig" oder "falsch"; Schnelligkeit-> selbsterklärend Mit der Reaktionszeitmessung erschließt man kognitive Teilprozesse
  • Reaktionszeitforschung: Zerlegung der Reaktionszeit in Teilprozesse Zerlegung des Prozesses zwischen dem Erscheinen des Reizes und dem Beginn der Reaktion; in der Reaktionszeitforschung variiert man die Eigenschaften des Reizes und/oder der Bewegung und misst die Auswirkungen dieser Variationen auf die Reaktionszeit (RT)
  • Reaktionszeitforschung: Struktur der Wahlreaktionssituation Wahlreaktionssituation: Vp wird ein Reiz dargeboten, darauf hat sie mit einer Reaktion so schnell wie möglich zu antworten, dabei sollen Fehler vermieden werden
  • Reaktionszeitforschung: Zeitskalen menschlicher Aktivitäten mentale Prozesse umfassen mehrere Zeitskalen  7-12 Größenordnungen zu berücksichtigen, mentale Aktivitäten können von 10ms (sub-symbolische neurale Prozesse) über Lernprozesse von 100 Stunden (zweistündiges Seminar in einem Semester mit Vor- und Nachbereitung) bis hin zu die Lebensspanne umgreifenden Prozessen reichen
  • vereinfachende Grundannahmen des Modells der Informationsverarbeitung Um überhaupt ein komplexes System wie das mentale des Menschen modellieren zu können, müssen vereinfachende Annahmen getroffen werden: Dekompositionsthese: lange andauernde Lernprozesse oder komplexe Programme lassen sich in kleinere Einheiten zerlegen Relevanzthese: Mikrostruktur kognitiver Prozesse ist relevant für Produkte auf höchster Ebene (die Details sind wichtig für das große Ganze) Modellierungsthese: höchste Ebene kognitiver Prozesse lässt sich mithilfe (bekannter) elementarer Prozesse erklären, allerdings müssen kognitive Modellierungen vorgenommen werde , um die durch Experimente nicht zu schließenden Lücken zu schließen 
  • Wahrnehmung steht im Dienste des Handlungserfolgs zentrale Rolle der Re-Aktion: jede Aktion verändert die Wahrnehmung  Kontrolle des Inputs durch den Output: biologische Funktion der perzeptiven Systeme -> Organismen mit Information für die umgebungsgerechte Planung und Ausführung ihrer Handlung zu versorgen; Sinnessysteme sind keine statischen Einrichtungen wie Aufnahmegeräte allgemeines Rückkoppelungsprinzip: selbstbewegte Wesen kontrollieren über ihren Output ihren Input; Wahrnehmung kontrolliert nicht die Handlung, sondern die Handlung die Wahrnehmung  kybernetisches Modell des allgemeinen Rückkopplungsmodell: betrifft dynamische Systeme, die sich selbst regeln
  • Reafferenzprinzip wird zur Erklärung der Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdbewegung herangezogen  um ein motorisches System, z. B. die Augenmuskeln, zu aktivieren, muss im Gehirn ein Erregungsmuster gebildet und zum Erfolgsorgan oder -organssystem geleitet werden (Efferenz) von diesem Erregungssignal wird eine Kopie gemacht (Efferenzkopie) der Bewegungserfolg wird zurückgemeldet, im Falle der Augen die selbstverursachten Bildverschiebungen (Reafferenz) Reafferenz (=sensorisches Feedback) wird von Efferenzkopie subtrahiert. So kann die Verrechnungsinstanz feststellen, ob Eigen- oder Umweltbewegungen stattgefunden haben. mit diesem Modell lässt sich teilweise erklären, wie Menschen eigene Bewegung in ihrer Wahrnehmung von äußerer Bewegung unterscheiden können
  • Konzept der Konstanzleistungen Konstanzleistungen sind neben dem Reafferenzprinzip weitere aktive Leistungen des Wahrnehmungssystems, d. h. Wahrnehmung erklärt sich nicht ausschließlich aus dem proximalen Reiz und dessen Veränderungen (unsere Sinnenszellen ändern sich fortwährend, trotzdem erleben wir kein Chaos, sondern eine stabile Umwelt)
  • Beispiele für Konstanzleistungen: Größenkonstanzleistungen Größenkonstanzleistungen: Sehen -> größerer Abstand führt zu kleineren Abbild eines Objekts auf der Netzhaut -> trotzdem erkennen wir die Umweltgegebenheiten in ihrer wahren Größe
  • Beispiele für Konstantleistungen: Nachbilder und das Emmert'sche Gesetz Nachbild: elementare Nachwirkung einer visuellen Wahrnehmung, bis zu 20 Sekunden (wandernder leuchtender Punkt in der Dunkelheit scheint einen leuchtenden Streifen nach sich zu ziehen) Emmert'sches Gesetz: erlebte Größe des Nachbilds ist proportional zur Größe der Entfernung der Fläche, auf die man sieht Erklärung: Nachbilder entstehen durch Nachwirkungen von Reizen auf der Netzhaut. Schaut man mit einem Nachbild auf eine nahe Fläche und dann auf eine entferntere, erscheint das Nachbild umso größer, je weiter die zweite Fläche entfernt ist.
  • Beispiel für Konstanzleistungen: Größen-Distanz-Skalierung Gw = k x Gr x D Gw = wahrgenomme Größe, k = Konstante, Gr = Größe des Objekts auf der Netzhaut, D = Distanz  Person entfernt sich von Betrachter: Netzhautbild Gr wird kleiner, Distanz D wird größer-> beide Veränderungen gleichen sich aus Ergebnis: Das Abbild bleibt im Verhältnis "richtig".
  • Beispiel für Konstanzleistung: Raum von Ames perspektivische Größentäuschung (Betrachter wird über wahren Abstand von Wänden getäuscht, dadurch entgeht dem Betrachter, das eine von zwei Personen näher an ihm steht als die andere) -> Größen-Distanz-Skalierung funktioniert nicht (wahrgenomme Distanz bei beiden Personen gleich)
  • Veridikalität Veridikalität der Wahrnehmung: Eindruck, dass wir über die Außenwelt Informationen erhalten, die wir uns nicht einbilden, sondern die uns über von und unabhängige Strukturen belehren (Veridikalität = die Wahrheit sagen) Abgrenzung zur Abbildung: aus der Veridikalität folgt nicht, dass unsere Wahrnehmung als Abbild oder Fotografie verstanden werden darf 
  • Selektivität und Perspektivität als basale Merkmale des Wahrnehmenden Selektivität: selektive Aufmerksamkeit lenkt unsere Wahrnehmung (unwillkürliche = äußere Faktoren und willkürliche Aufmerksamkeit = innere Faktoren), wir sehen nicht alles bewusst, was an Reizen aufgenommen und verarbeitet wird; weitgehend automatisch ablaufender Prozess Perspektivität: Standpunktabhängigkeit unserer Wahrnehmung, räumliche Beziehung z. B. unserer Augen zu einem Objekt, aus welcher Perspektive schauen wir, Lichtverhältnisse, Farbigkeit des Objekts (Bsp: 2 Euro Stück auf Kante vor einem - sieht aus wie Ellipse, obwohl kreisrund)
  • "binding" und "segmentation" als Basisoperationen des Wahrnehmens binding: visuelles System entscheidet, welche Informationen zu einem einzigen Objekt zusammengebunden werden segmentation: Informationen, die dazu dienen, Objekte voneinander abzugrenzen  Trennung in Vordergrund (Figur) und Hintergrund: einer der ersten Schritte bei segmentation und binding - vgl. Rubin'scher Pokal; dazu trägt in der Realität Schattenwurf, Reflexionsverhältnisse, Konturen, Farbinformationen, Verdeckungen, Kontraste bei
  • Ganzes und Teil: Abhängigkeit des Wahrnehmens vom Kontext Mehrdeutigkeit von Reizen wird durch Kontext eingeschränkt Kontext: Konstellation von Objekten, der die Interpretation einzelner Elemente mitbestimmt (Bsp: Punkt in Zeichnung als Auge erkennen, wenn der Kontext andeutet, dass es ein Gesicht ist)
  • Ganzes und Teil: Analyse und Synthese, top-down- und bottom-up-Prozesse top down: Herstellen von Teilen aus Ganzen bottom up: Herstellung von Ganzen aus Teilen Palmer: the parsing paradox = in der Regeln werden Teile und Ganzes gleichzeitig top down und bottom up verarbeitet meist sieht man z. B. ein Gesicht als Ganzes, man nimmt die Teile nicht bewusst wahr
  • Ganzes und Teil: Schema als Netzwerk aus Eigenschaften Konstanzleistungen machen deutlich: keine Wahrnehmung einzelner Reize undReizdetails (analytische Wahrnehmung), sondern Reizrelationen nach Palmer: Schemata repräsentieren die die Ordnung von Eigenschaften undderen Interrelationen Erläuterung: Schemata als kleine Netzwerke vor, die aus Knoten ("nodes") und"Fäden" bestehen, die aber abstrakt als "Kanten" bezeichnet werden jeder Knoten repräsentiert eine Eigenschaft und die Kanten stellen die Relationen zwischen Eigenschaften dar. Bsp: Kantentyp "ist ein Teil" kann z. B. den Knoten "Nase" mit "Gesicht" verbinden - und das Schema als Netzwerk kann den Namen "Repräsentationsmodell des typischen menschlichen Gesichts" haben. Auf diese Weise können auch komplexere Eigenschaftsmuster repräsentiert werden
  • Ganzes und Teil: Analyse-durch-Synthese-Prozesse Frage nach der  zeitlichen Abfolgen von Analyse und Synthese dominieren: Erfolgt erst die Analyse und dann die Synthese oder erst die Synthese und dann die Analyse? Phonemic-restoration-Effekt:Uneindeutig gesprochenes Wort wird je nach Satzzusammenhang (Kontext) unterschiedlich wahrgenommen. Der kritische Unterschied im Satz, der die unterschiedlichen Wahrnehmungen determiniert, trritt erst später auf. Wörter werden also nicht immer sofort erkannt, sondern manchmal erst rückwirkend, nachdem der Kontext bekannt ist. Es gibt auf jeden Fall Analyse-durch-Synthese-Prozesse in der Wahrnehmung.
  • Ganzes und Teil: Problem der perzeptuellen Organisation - Strukturbildung Grundfrage nach der perzeptuellen Organisation: Welche Einheiten werden zusammengefügt und welche getrennt?
  • Ganzes und Teil: Gestaltgesetze Gesetz der Nähe: Elemente, die räumlich nahe beieinander sind, werden schnell zu einer Gruppe verbunden Gesetz der Ähnlichkeit: ähnliche Elemente werden zu einer Gruppe verbunden, unähnliche (ab-)getrennt Gesetz des "gemeinsamen Schicksals" (auch: "Gesetz der guten Fortsetzung"): manche Fortsetzungen drängen sich auf, andere Trennungen, Verbindungen undFortführungen scheinen mehr Mühe zu machen Prägnanzprinzip: das allgemeinste gestaltpsychologische Gesetz, besagt im Wesentlichen, dass die Wahrnehmung so organisiert wird, dass sich die einfachste und stabilste Form ergibt, das, was man spontan als gute Gestalt bezeichnen würde. "Einfach" heißt, dass die Gestalt geschlossen und symmetrisch organisiert ist, die Binnenstruktur eine größere Ähnlichkeit hat als die Umgebungsstruktur und sie leichter zu erkennen ist amodale Ergänzung: unvollständige Figuren in der Wahrnehmung ergänzt, damit sie den Gestaltgesetzen entsprechen (Kanisza-Dreieck) Die "Gestaltgesetze" liefern keine Erklärung, sondern sind Beschreibungsweisenfür feststellbare Regelmäßigkeiten.