Entwicklungspsychologie 1 (Fach) / Die Entwicklung des Denkens (Lektion)

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Piaget, Wygotski, alternative theoretische Ansätze, etc.

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  • Piaget: Konstruktivismus geistige Entwicklung als aktive Konstruktion von Wissen durch Interaktion des Individuums mit der Umwelt "Kind als Wissenschaftler" mit intrinsischer(aus dem inneren) Neugier
  • Piaget: Schema -Denkschemata = geistige Systeme (Muster von Gedanken oder Handlungen) -Weiterentwicklung der Schemata aufgrund kognitiver Konflikte durch Organisation Zusammenfügung verschiedener existierender Schemata zu größeren kognitiven Strukturen -und Adaption kognitives Gleichgewicht (Äquilibrium) durch Anpassung an die Umwelt durch zwei komplementäre adaptive Prozesse (Assimilation/Akkomodation)
  • Piaget: Äquilibrationsprozess Assimilation: Integration von Neuem in bestehende mentale Strukturen Bsp.: Erstkontakt mit Löwen ->Interpretation als Hund aufgrund bestehenden Schemas (Tier mit Fell und vier Beinen) Akkomodation: Anpassung (Differenzierung oder Umwandlung) bestehender Strukturen an Umweltanforderungen Bsp.: vermeintlicher Hund (Löwe) bellt nicht, ist größer etc. -> Erfindung eines neuen Namens für das unbekannte Tier
  • Piaget: Strukturalismus -Annahme hochabstrakter übergeordneter Strukturen des Denkens -synchrone Veränderung dieser Gesamtstruktur -Stadientheorie: sensomotorisches Stadium präoperationales Stadium konkret-operationales Stadium formal-operationales Stadium
  • Sensomotorisches Stadium (0-2 Jahre) 6 sensomotorische Stufen aus sensomotorischen Erfahrungen und Handlungen wird verinnerlichtes handeln (geistige Prozesse) Kreisreaktionen (sich wiederholende Handlungen) Objektpermanenz (interne Repräsentation von etwas Beobachtetem)
  • Sensomotorisches Satdium (0-2 Jahre) -> 6 Stufen Einsatz von Reflexen (0-1Monat) unterschiedliche Saugschemata gegenüber unterschiedlichen Objekten         Primäre Kreisreaktionen (1-4 Monate) Verbindung elementarer Handlungen (z.B. Schauen und Kopfdrehen) auf eigenen Körper bezogen  Sekundäre Kreisreaktionen (4-8 Monate) Wiederholung objektbezogener Handlungen mit interessanten Effekten  Koordination sekundärer Kreisreaktionen (8-12 Monate) Objektpermanenz, aber A-nicht-B-Fehler Gezielter Einsatz von Handlungen für spezifische Effekte  Tertiäre Kreisreaktionen (12-18 Monate) Einsatz verschiedener neuartiger Handlungen, um Effekt zu erzeugen (Werkzeuggebrauch) Finden von Objekten bei sichtbaren Verlagerungen  Mentales Schlussfolgern (18-24 Monate) dauerhafte mentale Repräsentationen (Symbolgebrauch, verzögerte Imitation, Wenn-dann-Beziehungen erschließen)
  • Präoperationales Stadium (2-7 Jahre) fehlende Manipulierbarkeit mentaler Operationen mangelnde Reversibilität resultierende Denkfehler Zentrierung fehlendes Invarianzkonzept (Erhaltungsbegriff) Egozentrismus Unfähigkeit zur Klasseninklusion Animismus
  • Beispiele präoperationale Phase Umschüttaufgabe Drei-Berge-Versuch Beispiel Klasseninklusion
  • Konkret-operationales Stadium (7-12 Jahre) Fähigkeit zu vollständigen Operationen Dezentrierung, Überwindung der Denkfehler Erwerb fundamentaler Begriffe (der Erhaltung, der Zahl, der Zeit, der Kausalität) Aufbau von Systemen von Operationen (z.B. Addition) kein abstraktes Denken, sondern auf konkret beobachtbare Inhalte bezogen
  • Formal-operationales Stadium (ab 12 Jahren) hypothetische bzw. theoretische Herangehensweise an Problemstellungen (Variablenkontrolle und Hypothesenbildung) Fähigkeit zu Metakognition Idealtyp menschlicher Rationalität ->Beispiel: Pendelaufgabe nicht von allen Erwachsenen erreicht
  • Kritik an Piagets Theorie Stadienkonzept: Mangelnde Homogenität der kindlichen Kognition innerhalb der Stadien (horizontale Verschiebungen) Erreichen der letzten Stufe = Ende der kognitiven Entwicklung Unterschätzung der frühen kognitiven Fähigkeiten z.B. Objektpermanenz mit 3,5 Mon. (Habituationsmethode) mentale Repräsentationen ohne Handlungserfahrung Entwicklungsmechanismen zu vage
  • Piaget und Kultur kulturelle Variationen in Erreichen formaler Operationen Zusammenhang mit formeller Schulbildung Messproblem? (Material- und Aufgabenabhängigkeit) universelles menschliches Potential Beispiel: formale Operationen bei der Robbenjagd der Inuit-Kultur
  • Informationsverarbeitungsansätze Metapher: "Mensch als Computer" Zunahme mentaler Rssourcen in der Kindheit als Zunahme an Informationsverarbeitungskapazität Zunahme an Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (Myelinisierung) Verbesserung an Wissen Verbesserung kongnitiver Verhaltenskontrolle
  • Kapazität der Informationsverarbeitung Kapazitätsgrenzen des Arbeitsgedächtnisses alsAlternativerklärung für Probleme präoperationaler Kinder (Bsp. Prämissen) Steigerung der Verarbitungsgeschwindigkeit durch Erfahrungen und zunehmende Myelinisierung Neopiagetische Stadientheorie (Case, 1998): vier globale Stadien, abhängig von Verarbeitungskapazität (storage space + operating space) Übergänge durch biologische Reifung, Automatisierung und Entwicklung von zentralen Begriffsstrukturen
  • Domänenspezifische Theorien evolutionär erworbenes Kernwissen und Lernmechanismen Bsp. angeborenes Kernwissen: visuelle Struktur von Gesichtern Bsp. angeborener Lernmechanismus: Fähigkeit, Sprache zu erlernen Denkentwicklung innerhalb einzelner Domänen Annahme der Wissensorganisation (intuitive Theorien)
  • Intuitive Physik Wissen über Objekte (vgl. Wahrnehmungssitzung) Wissen über bewegungen, Kräfte und Statik (Stabilität) rudimentäres Zahlenverständnis "Gerade-nach-unten"-Regel (Schwerkraftfehler)
  • Intuitive Psychologie Theory of Mind frühes verständnis von Wünschenund Absichten einfache Handlungsziele bereits mit 6 Mon. Bsp. Head-touch-Task Verständnis falscher Überzeugungen erst zwischen 3-4 Jahren Bsp. Maxi und die Schokolade oder Smarties-Test non-verbale Methoden viel früherer Fähigkeitsnachweis (12-15 Mon.)
  • Intuitive Biologie Unterscheidung zwischen Lebendigem und Nicht-Lebendigem mit 3 Mon. seperate Wissensdomäne erst im Grundschulalter Wissen über einzelne biologische Eigenschaften mit 3-4 Jahren (z.B. Wachsen, selbstinitiierte Bewegung, mögliche und unmögliche veränderungen, Vererbung/Verwandtschaft
  • Wygotskis Theorie der Denkentwicklung Lew Semjonowitsch Wygotski (1896-1934) Russischer Psychologe "Alle höheren psychischen Funktionen, eingeschlossen das Sprechen und begriffliche Denken, haben einen sozialen Ursprung. Sie entstehen als Mittel zur gegenseitigen Hilfeleistung und werden schrittweise Teil des alltäglichen Verhaltens eines Menschen."
  • Wygotski: Rolle des soziokulturellen Kontexts Kontext: allgemeine Kultur, aber auch unmittelbares spezifisches Setting entscheidende Veränderungen des Denkens basieren auf sozialen Interaktionen Internalisierung des Interaktionsinhalts: Intermentales (Austausch zw. Kind und Bezugsperson) wird zu Intramentalem (Gedankenwelt innerhalb des Kindes) Denken als verinnerlichtes Sprechen (vgl. Piaget: verinnerlichtes Handeln)
  • Wygotski: Zone der proximalen Entwicklung Spanne zwischen dem aktuellen Entwicklungsniveau eines Kindes (Fähigkeit Probleme allein zu lösen) und dem potentiellen Entwicklungsniveau (maximale Fähigkeit unter Anleitung) "Die Zone der proximalen Entwicklung definiert jene Funktionen, die zwar noch nicht herangereift sind, sich aber im Prozess der Reifung befinden, Funktionen, die morgen heranreifen werden, sich gegenwärtig aber noch in einem embryonalen Stadium befinden. Man könnte diese Funktionen erher als 'Knospen' oder 'Blüten' der Entwicklung bezeichnen - im Gegensatz zu ihren 'Früchten'. Das aktuelle Entwicklungsniveau charakterisiert die geistige Entwicklung retrospektiv, während die Zone der proximalen Entwicklung sie prospektiv bestimmt."
  • Wygotski: gelenkte Partizipation Prozess der Anleitung des Erlernens neuer Fähigkeiten in formalen Lernsituationen (z.B. Schule) oder informellen Situationen zw. Kind und Eltern, Geschwistern, Peers Anwendungskonzept des "scaffolding" (Gerüst): Brücken zwischen vorhandenen und neuen Fähigkeiten bauen
  • Wygotski: psychologische Werkzeuge dienen Organisation und Steuerung von Denken und Verhalten Mediatoren zwischen Kind und Umwelt Zahlen- und Schreibsystem Diagramme udn Kunstwerke technische Geräte Sprache ("private" Sprache - innere Sprache)