Entwicklungspsychologie 1 (Fach) / Entwicklung des Selbst (Lektion)

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Temperament von Säuglingen und Persönlichkeit der kinder und Jugendlichen | Stabilisierung der Persönlichkeit | Selbsterkennen im Spiegel | Wie bin ich und wie möchte ich sein - Entwicklung von selbstkonzept und Identität | Entwicklung des Selbstwerts | Einflüsse auf die Entwicklung von Persönlichkeit und Selbstkonzept

Diese Lektion wurde von alicekingsley erstellt.

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  • Selbstkonzept /Selbstwert   Selbstkonzept: kognitive Komponente ->Selbstwahrnehmung und Wissen um das, was die eigene Person ausmacht Selbstwert: affektive Komponente ->Bewertungen der eigenen Person
  • Frühe Ansätze zur Selbstkonzeptforschung (W.James , 1890) zwei wesentliche Dimensionen: das "I" als Subjekt der Erfahrung, wie wir uns unmittelbar und unreflektiert selbst empfinden (Gefühle,Bedürfnisse,Denken als Prozess) das "Me" als Objekt der Erfahrung, bewusstes Reflektieren (Wissen) über sich selbst  -> Zeitüberbrückende Identität mit Eigenschaften               -Materielles Selbst (Körper-Selbstkonzept)               -Spirituelles Selbst (Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen)               -Soziales Selbst (Wissen um die Sicht anderer auf die eigene Person)       
  • "Looking-glass self" (Cooley, 1902) Selbstkonzept als sich entwickelnde Folge der wahrgenommenen Eindrücke und Bewertungen im sozialen Miteinander symbolischer Interaktionismus Spiegelselbst: internalisierte wahrgenommene Zuschreibungen anderer zur eigenen Person
  • Informationstheoretischer Ansatz des Selbstkonzepts (Filipp, 1984) 5 Quellen des selbstbezogenen Wissens: Direkte Prädikatenzuweisungen durch andere (z.B. "Du bist eine Bereicherung für unser Team") Indirekte Prädikatenzuweisungen durch andere (z.B. Kollegen bitten häufig um Hilfe) Komparative Prädikatenzuweisung (z.B. Vergleich mit Klassenkameraden) Reflexive Prädikatenselbstzuweisungen (Selbstbeobachtung) Ideationale Prädikatenselbstzuweisungen (Nachdenken über sich als person, vergangene und antizipierte Selbsterfahrungen)
  • Entwicklung des Selbstverständnisses (Stern, 1985) 2.-6.Monat: Kernselbst         -Kinder erleben sich als leiblich getrennt von anderen Personen         -aber:Fusion eigener und fremder Gefühle 7.-9. Monat: subjektives Selbst         -Kinder erleben sich als Urheber eigener Handlungen 8.-15. Monat: Selbstpermanenz         -Kinder erleben sich durch Abgleich und Integration versch. Sinnesmodalitäten als   invariant (vgl. Objekt- u. Personenpermanenz) 15.-18.Monat: konzeptuelles Selbst         -Psychische Abgrenzung: Ich und Du werden als Träger eigener Erlebnisse unterschieden
  • Das kategoriale Selbstkonzept Entwickelt sich zwischen dem 15. und 24. Lebensmonat Indikator:Selbsterkennen im Spiegel als Ursache werden Reifungsprozesse u. Umwelteinflüsse angenommen Voraussetzung sind:   Vorstellungstätigkeit Symbolverständnis (synchrone identification) Ich-Andere-Unterscheidung ist eine frühe Form des Selbstkonzepts (Selbstkonzept). Es entsteht, wenn Kinder sich selbst erkennen können und dadurch den verschiedenen Dimensionen, in denen sich Menschen unterscheiden, mehr Beachtung schenken. Infolgedessen beginnen sie damit, sich selbst auch nach diesen Dimensionen, wie z.B. Alter und Geschlecht, zu kategorisieren. Das k.S. besteht also aus bestimmten Attributen, die sich Kinder selbst zuschreiben (Stipek et al. 1990). Bei diesen Attributen handelt es sich während des Vorschulalters meist um konkrete und sichtbare Merkmale wie bestimmte Fähigkeiten, äußeres Erscheinungsbild und Geschlechtszugehörigkeit. Die verschiedenen Merkmale, die das k.S. bilden, sind in diesem Alter noch kaum integriert. Erst im Schulalter werden individuelle ps. Merkmale (z.B. «Ich bin hilfsbereit») in der Beschreibung des eigenen Selbst berücksichtigt. 

  • Selbsterkennen im Spiegel Klassischer Rouge-Test (Amsterdam,1972;Gallup,1970 bei Primaten)         -2 Phasen: ohne und mit Markierung         -Zentral: fleckbezogenes Verhalten Entwicklung zwischen 18 und 24 Monaten keine on-off Entwicklung, sondern verläuft wellenförmig Kriterien für Selbsterkennen Flecklokalisation (Toleranzbereich 2cm) Fleck zeigen (Toleranzbereich 5cm)   Eigenen Namen nennen Erkenner, wenn mid. 1 Kriterium eintrat Nicht-Erkennen      Vermeidung, Playmate-Verhalten, Experimentieren                                                        
  • Entwicklung des Spiegelerkennens 1.LJ             Anblick des eigenen Spiegelbildes führt zu Aktivitätssteigerung 12-14 Mon.  Playmate-Verhalten (Fleck wird nicht beachtet) 15-18 Mon.  Vermeidungsverhalten gegenüber dem eigenen Spiegelbild 15-22 Mon. Selbsterkennen; Experimentieren mit der eigenen Außenseite 18-24 Mon. Bestehen des Flecktests, Spiegelbild mit Namen benennen
  • Mögliche Ursachen für kulturelle Unterschiede beim Rouge-Test Vertrautheit mit Spiegeln Unterschiede im expressiven Verhalten (Falsch-Negative)
  • Kontextspezifische Normen für expressives Verhalten (Fragen) Zeigen Nso generell weniger expressives verhalten als Deutsche? ->Mikroanalyse Unterscheiden sich die Erkenner aus Kamerun von den Erkennern aus Deutschland? ->(Latenz und) Häufigkeit von fleckbezogenem Verhaten Mit 24 Monaten sollte das Spiegelselbsterkennen entwickelt sein -> Wird es gezeigt?
  • Mikroanalyse des Rougetests bei Nso-Kindern Nso-Kinder zeigen Playmate-Verhalten und experimentieren signifikant häufiger als die Deutschen andere Verhaltensweisen (hinter den Spiegel schauen, Spiegel mit Gesicht berühren, zeigen) gleich häufig
  • Selbstentwicklung im Vorschulalter ab etwa 4 Jahren zeitlich überdauerndes Selbst (Lemmon&Moore (2001):Selbsterkennen auf Videroaufnahmen) Existenz eines autobiografischen Gedächtnisses - eigene Lebensgeschichte         -> Frühkindliche Amnesie ist vorbei Objektives Selbst: das eigene Selbst aus der Perspektive eines anderen          -Real-Selbst: subjektive Einschätzung des Selbst          -Fremd-Soll-Selbst: subjektive Erwartungen anderer an das Selbst
  • Charakteristika des Selbst im Vorschulalter -Selbstkonzept besteht aus relativ unzusammenhängenden inkohärenten Selbstaspekten physische Eigenschaften Aktivitäten soziale Eigenschaften psychische eigenschaften -"Alles-oder-Nichts"-Denken (Man kann nicht gleichzeitig gute und schlechte Eigenschaften haben) -unrealistisch positive Repräsentationen (Kinder beschreiben sich in einem unrealistischen Maße positiv)
  • Selbstentwicklung im Schulalter soziale Vergleiche mit Gleichaltrigen als entscheidende Quelle selbstbezogenen Wissens (komparative Prädikatenzuweisungen) Leistungsbezogene Vergleiche im Vordergrund (subtile Formen lösen offene Formen des Vergleichs ab) Fischteicheffekt("big fish little pond") zunehmend realistischere Einschätzungen (Orientierung an Frendeinschätzungen von Bezugspersonen, insbesondere Lehrer) Neben den Peers stellen auch die LehrerInnen eine wichtige Komponente der Selbstkonzeptentwicklung dar ->direkte Prädikatenzuweisung ->indirekte Prädikatenzuweisung Selbstkonzepte weisen eine deutlich hierarchischere Struktur auf zunehmende Differenziertheit und Kohärenz -> negative Erfahrungen bedrohen nicht mehr globalen Selbstwert,positive und negative Aspekte des Selbstkonzeptes werden integriert, kein "Alles-oder-Nichts"-Denken mehr
  • Selbstentwicklung im Jugendalter Selbst- und Identitätsfindung erhöhte Selbstaufmerksamkeit und hohes Maß an Selbstreflexion widersprüchliche Beschreibungen und Vorrang der sozialen Werte Suche nach dem "Wahren Ich" Wichtig: körperliche Veränderung Körperselbstkonzept rückt in den Vordergrund und wirkt sich vor allem auf die Selbstbewertung aus (sportliche Kompetenz, physische Attraktivität, körperliche Fitness, physische Kraft) Mädchen haben negativere Einschätzungen als Jungen Problem:          -Schönheitsideale          -Negatives Körperselbstbild steht im Zusammenhang mit Depressionen           und Essstörungen weiterer wichtiger Faktor bei der Selbstkonzeptentwicklung in der Adoleszenz ist die Loslösung von den Eltern -> es sollte ein Gleichgewicht zwischen Autonomie und Verbundenheit mit den Eltern bestehen