Psychologie (Fach) / Klinische Psychologie (Lektion)
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Vorlesung Prof. Mühlig WS 13/14
Diese Lektion wurde von LenaSG erstellt.
- Ätiologische Fragestellungen bei Komorbidität a) Direkter Kausalzusammenhang b) Gemeinsame Ursache c) Zufällige Korrelation
- Was sind DALYs? Anzahl verlorener guter Lebensjahre durch vorzeitige Mortalität oder Leben mit starker Beeinträchtigung
- Definition Ätiologie Lehre von den Krankheitsursachen. Geamtheit von Faktoren, die zu Störungen führen
- Definition Pathogenese Konzepte von der Ursache für die Entstehung einer Krankheit, Gesamtheit der an der Entstehung und Entwicklung beteiligten Faktoren
- Definition Pathophysiologie Lehre von den krankhaften Prozessen und Funktionsstörungen im Organismus
- Phasen des Störungsverlaufes Prä- und perinatale Phase Sozialisations- bzw Entwicklungsphase Prodromalphase Verlauf nach Störungsausbruch
- Welche Verlaufsformen psychischer Störungen gibt es? Episode mit fluturierendem Verlauf Teilremission stabilen Residualsymptomen Vollremission chronisch stabilem Verlauf
- Prä- und perinatale Phase genetische Faktoren, Einflussgrößen während der Schwangerschaft bzw während der Geburt Ergebnis: Prädisposition, Vulnerabilität, Akzentuierung
- Sozialisations- bzw Entwicklungsphase Entwicklung; intraindividuelle Veränderungsquelle Sozialisation: Persönlichkeitsveränderungen durch andere Personen/ Institutionen Risiko- vs Schutzfaktoren Interaktion: Zusammenwirken frühe Kindheit- Erwachsenenalter Resilienz: Trotz vulnerabilisierender Faktoren keine Herausbildung einer Störung Marker: Indikatoren für eine Störung (trait vs state)
- Prodromalphase schleichender Störungsausbruch (nur bedingt zeitlich lokalisierbar) Diathese- Stress- Modelle (Zusammenspiel Anlage und Belastung)
- Verlauf nach Störungsausbruch aufrechterhaltende Bedingungen, auch hier schädigende und schützende Faktoren
- Welche Bedingungen gibt es bei Entstehung und Aufrechterhaltung? Akquisitionsbedingungen (Faktoren der Phasen 1+2) kausale Entstehungsfaktoren für Vulnerabilität oder störungsfördernde Bedingungen Performanzbedingungen (Faktoren der Phasen 3+4) Kenntnisse über jene Faktoren, die zum Zeitpunkt der Störung das gestörte Erleben und Verhalten regulieren
- Was ist das wesentliche Problem bei ätiologischen Studien? Spezifität der Befunde: welche spezifischen Risikofaktoren verursachen welche spezifische Störung?
- Studientypen der Ätiologie Naturalistische Studien: repräsentative Bevölkerungsstichprobe Klinische Studien: selegierte Stichproben Analogstudien: partielle pder vergleichsweise Abbildung der Realität Einzelfallstudien Dilemma interne vs externe Validität: keine bezüglich aller Aspekte valide Studie
- Arten der Stichprobenselektion Klinische Gruppen: Daten von Inanspruchnahmepopulation Risikogruppen: erhöhtes Erkrankungsrisiko Unausgelesene Stichproben der Normalpopulation
- Design: Querschnitt Vergleich von zwei oder mehr Stichproben, die sich in ätiologisch wichtigen Apsekten unterscheiden Kritik: Interpreationsprobleme bezüglich kausaler Fragestellungen Symptom- Variante Variante Aufrechterhaltung der Störung Ursachenvariante Vulnerabilitätsvariante
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- Arten von Längsschnittstudien Retrospektiv, Kritik: Verzerrungseffekte Fiktiv (cross sectional), Kritik: Kohorten- und Zeiteffekte prospektiv (repräsentativ), Kritik: Generationseffekt
- Typologie Risikofaktoren Korrelate: signifikanter Zusammenhang zwischen Faktor und Outcome (Querschnitt) Risikofaktoren: signifikanter Zusammenhang zwischen Faktor und Outcome (Längsschnitt) Variabler Marker: Mermale die sich spontan verändern oder verändert werden können (Längsschnitt) Fester Marker: Mermale die sich nicht spontan verändern oder verändert werden können (Quer- und Längsschnitt) Variabler Risikofaktor: Manipulation verändert Risiko des Outcome nicht (RCT) Kausaler Risikofaktor: Manipulation verändert Risiko des Outcome (RCT)
- Neurobiologie psychischer Störungen Alle normalen wie gestörten Prozesse sind an die Intaktheit neurobiologischer Prozesse gebunden. Psychische Störungen und akute Stresszustände weisen idR Veränderungen neurobiologischer Prozesse und Funktionen auf, diese können durch genetische Einflüsse, Lernerfahrungen oder Reizverarveitung unduziert und moderiert und pharmakologisch beeinflusst werden
- Wovon hängt die Effizienz der Signalübertragung ab? Rezeptoranzahl, die sich vermehren (Up-Regulation) oder verringern (Down- Regulation) Verfügbarkeit der Transmittermoleküle: abhängig vom Ausmaß der Herstellung und Freisetzung, der enzymatischen Inaktivierung und der Wiederaufnahme
- Ebenen der Neurobiologie psychischer Störungen Biochemische Apsekte: Neurotransmitter Neuro-physiologische/ kognitive Aspekte: Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Emotion psychophysiologische Aspekte: Reaktionsmuster, Schlüsselmechanismus Stress
- Was sind die bedeutendsten Botenstoffe im ZNS? Katecholamine: Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin Indolamin: Serotonin unterschiedliche Rezeptoren, die im Gehoirn unterschiedlich dicht verteilt sind und mit bestimmten Verhaltensfunktionen korrelieren
- Perspektiven der neurobiologischen Ätiologie Interdisziplinäre Konvergenz Reziprozität: Psychische Votgnge verändern auch neurobiologische Prozesse und Strukturen (Neuroplastizität)
- Kognitiv- neurophysiologische Aspekte Aufmerksamkeitssteuerung Gedächtnisfunktionen Emotionen
- Welche Rolle spielt das Gedächtnis? wesentlich beim Erwerb und der Aufrechterhaltung psychischer Störungen Erinnerungen der frühen Kindheit sind im impliziten Gedächtnis gespeichert, aber im Erwachsenenalte nicht abrufbar. Grund: implizite Infos nicht kategorial codiert
- Wann ist welche Gehirnseite aktiv? episodische, autobiografische Inhalte: rechte Hirnseite Wissenssystem, Sachgedächtnis: linke Hirnseite
- Gedächtnisschaltkreise im limbischen System a) Papezscher Kreis: Infos neutralen Inhalts (Hippocampus) b) basolateraler Kreis: emotional- affektive Tönung von Inhalten (Amygdala, mediodorsaler Thalamus, area subcalossa)
- Psychogene Amnesie entsteht, wenn Stresshormone das Gehirn überfluten und in der Amygdala und im Hippocampus andocken, verhindern so das Zusammenfügen der Erinnerung aus beiden Speichersystemen
- Formen psychophysiologischer Reaktionsspezifität Indiviuduumsspezifische Reaktionsmuster Stimulusspezifische Reaktionsmuste Störungsspezifische Reaktionsmuster
- Was ist Stress? die Reaktion des Organismus auf Bedrohung des inneren Gleichgewichtsystems Biologische Funktionen: kurzfristig Energiemobilisierung, langfristig pathophysiologische Konsequenzen
- Diathese- Stress- Modell Diathese= konstitutionelle Disposition für eine körperliche Krankheit oder psychische Störung, auch jegliche Neigungen und Tendenzen eines Menschen, auf eine besondere Weise auf Belastungen zu reagieren Diathese+ Stressor→ Entwicklung von Störungen
- Merkmale von Traumata extreme Belastungserfahrung hohe Intensität fehlender adäquater Bewältigungsmöglichkeit nicht kontrollierbar keine Vorhersagbarkeit Assoziationen mit dem Tod muss nicht am eigenen Körper sein Mehrfachbelastungen Viktimisierung
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- Kritische Lebensereignisse Ereignisse im biografischen Erlebensstrom, die datier und lokalisierbar sind, eine Neuorientierung erfordern und mit nachhaligen Emotionen assoziiert sind (normatib vs nicht- normativ, positiv vs negativ)
- Dimensionen kritischer Lebensereignisse (Lazarus& Folkman) Intensität/ Dauer Kumulation Ausmaß Wiederanpassung Vorhersagbarkeit Neuheit/ Unkenntnis Ambiguität Kontrollierbarkeit
- Hypothetische Zusammenhänge zwischen Stress und Störungsentstehung Ursache Ko-Determinante Moderierende Wirkung Auslösende Wirkung Störungsprotektive Funktion
- Auswirkungen unterschiedlicher Stressarten Traumatischer Stress: extreme Belastungserfahrung Mikrostressoren: Beeinträchtigung des Wohlbefindens Chronische Belastungen: massive Beeinträchtigung in Gesundheit und Befinden
- Stress- Störungs- Zusammenhang Chronische Aktivierung des Stress-Systems (hyperaktive HPA-Achse) führt zu körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen zB depressive Patienten mit chronisch erhöhtem Cortisollevel
- Wodurch entstehen nach tiefenpsychologischen Ansätzen psychische Störungen? Durch die Nicht- Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse (Abhängigkeitsbedürfnis, Sicherheitsbedürfnis, Autonomiebedürfnis, sexuelle aggressive und narzisstische Bedürfnisse) in den verschiededen Entwicklungsphasen der psychosexuellen Entwicklung
- Was besagt das bindungstheoretische Modell? Störungen als Folge von Deprivation (fehlende Wärme, Intimität und kontinuierliche Beziehung mit Bindungsperson) die in der frühen Kindheit gefestigte affektive Beziehung bildet Grundlage für spätere Beziehungen zu Erwachsenen: Bindungstypen im Kindesalter: unsicher- vermeidend, unsicher- ambivalent, desorientert- desorganisiert, sicher Bindungsverhalten von Erwachsenen: sicher- autonom, distanziert, verwickelt, unverarbeitet- desorganisiert
- Ergebnisse zu Folgen von Deprivation Studien zur Stabilität: Bindungsmerkmale werden sozial vererbt Studien zu Folgen von Bindungsstörungen: Unterscheidung qualitativ oder quantitativ ungenügende Interaktionen
- Sozialpsychologische Wirkfaktoren Soziales Verhalten Soziale Kognitionen Soziale Bedingungen auf diese Faktoren beziehen sich Modelle der Sozialpsychologie, die zur Erklärung der Entstehung bzw Aufrechterhaltung von psychischen Störungen herangezogen werden können
- Definition Soziale Kognitionen subjektive Wahrnehmung von sozialer Interaktion und Attribution der Ursachen und Folgen sozialer Handlungen
- Soziologische Modelle Schicht- Hypothese: unterschiedliche Schichten führen zu ungleichen Chancen und Unterschieden bei der Inanspruchnahme Anomie- Konzept: bestimmte Schichten sind desintegriert (mangelnde Einbindung in soziale Beziehungen=Anomie) und haben dadurch erhöhtes Morbiditätsrisiko Theorie der gelernten Hilflosigkeit: schichtbezogenes Gefühl der Hilflosigkeit führt zu erhöhtem Morbiditätsrisiko social drift- Hypothese: psychisch gestörte Personen geraten in soziale Abwärtsspirale
- Hinweise für schichtspezifische Unterschiede in der Häufigkeit von Krankheit und psychischen Störungen kleine Minderheit der Gesellschaft besitzt größten Geldanteil Ungleichheit und Einkommensarmut steigen Kinder von nicht-akademischen Eltern haben Bildungsnachteile Je geringer das Einkommen, desto kürzer die Lebenserwartung Mortalitätsrisiko bei armen Männern 6fach erhöht, bei Frauen 3fach Raucherquote in Unterschicht erhöht höhere Prävalenzraten für psychische Störungen in Unterschicht Erhöhte Prävalenzrate bei Arbeitslosigkeit Erhöhte Prävalenzrate bei allein erziehenden Müttern höhere Prävalenzraten für suizidale Handlungen in Unterschicht
- Erklärungsansätze gesundheitlicher Ungleichheit Soziale Ungleichheit führt über vermittelnde Mechanismen (Gesundheitsverhalten, Arbeitsbedingunen, Wohnsituation, Vorsorge, Ereignisse, Sozialbeziehungen, Personale Ressourcen) zu gesundheitlicher Ungleichheit Gründe für Zusammenhang: Personen mit niedrigem Sozialstatus haben schlechtere Lebensbedingungen, mehr sozialen Stress, geringere soziale kognitive und persönliche Ressourcen, schlechteres Gesundheitsverhalten