Psychologie (Fach) / Sozialpsychologie (Lektion)

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Soziale Urteilsbildung, soziale Interaktion und Gruppenprozesse

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  • Die Lernziele zu 6 (soziale Identität) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: wir konstruieren unser Selbstkonzept auf der Grundlage unseres Wissens über die Gruppen, denen wir angehören, und indem wir uns von anderen Gruppen abgrenzen Universalität sozialer Einflüsse: durch diesen Konstruktionsprozess unterliegt sogar der Kernbereich der Identität sozialen Einflüssen Motiv der Verbindung mit anderen: Gruppenmitgliedschaften, die wir mit anderen teilen, sind für uns wertvoll Motiv des Selbstwertschutzes: wir bewerten Gruppen, denen wir angehören, positiv, was zur Selbstwerterhöhung beiträgt Konservatismus: Gruppengrenzen sind oft wenig oder gar nicht durchlässig, was soziale Mobilität erschwert Zugänglichkeit: Hinweisreize machen bestimmte Gruppenmitgliedschaften augenfällig, deren kognitive Zugänglichkeit beeinflusst die Selbstkategorisierung in der jeweiligen Situation
  • "Einstellung" definieren und die Bedeutung dieses Konstrukts für die Sozialpsychologie erläutern. Eine Einstellung ist eine kognitive Repräsentation, welche die Bewertung eines Objekts zusammenfasst. Einstellung als Bereich der Sozialpsychologie ist unverzichtbar, weil: Einstellungen sind fast allgegenwärtig Einstellungen beeinflussen Wahrnehmung, Denken und Verhalten Einstellungen sind wichtig für soziale Interaktion
  • Verschiedene Funktionen von Einstellungen erläutern; die Matching-Hypothese an einem Beispiel erklären. Einstellungen sind eng verknüpft mit grundlegenden Motiven der Sozialpsychologie: Kontrolle: Wissensfunktion oder utilitaristische Funktion Verbindung mit anderen: soziale Identitätsfunktion Selbstwertschutz: wertexpressive Funktion (viele Menschen nutzen Einstellungen, um ihre soziale Identität zu definieren bzw. zu stärken) mehrere Einstellungen zu einem Objekt (je nach aktuell zugänglicher Funktion, also kontextabhängig, oder generell) Matching-Hypothese: bei Einflussversuch "passende" Funktion ansprechen Beispiel: kulturelle Einflüsse auf Werbe-Slogans
  • Aspekte der Struktur von Einstellungen kennen und erläutern, nach welchen Prinzipien diese zu einer Gesamtbewertung integriert werden. Prinzipien bei der Zusammenfassung von Informationen zu einer Gesamtbewertung: Konsistenz höhere Gewichtung negativer Informationen Zugänglichkeit Dreikomponentenmodell: kognitive Information                                                  Gedanken affektive Information               Einstellung               Gefühle Verhaltensinformation                                                 Verhalten
  • Verschiedene direkte und indirekte Verfahren der Einstellungsmessung beschreiben und deren jeweilige Vor- und Nachteile kennen. direkte Verfahren oder Selbstberichtskalen: Likert-Skalen semantisches Differential Ein-Item-Skalen Vorteile: ökonomisch inhaltsvalide Nachteile: motivierte Verzerrungen möglich (soziale Erwünschtheit) Person ist nicht immer in der Lage, ihre Einstellung zu berichten (unbewusste Einstellungen) indirekte Verfahren (nonreaktive, implizite Maße): "verdeckte" Selbstberichtverfahren (z.B. "name-letter effect") Priming und Reaktionslatenz Implicit Association Test (IAT) Vorteile: besser abgesichert gegen willentliche Verfälschung geeignet zur Erfassung unbewusster (Anteile von) Einstellungen Nachteile: oft hoher apparativer Aufwand Kritik an der Validität (z.B. IAT, da Unterschiede in den Reaktionszeiten auch auf Vertrautheit zurückzuführen sein können, was nichts mit der Einstellung zutun hat)
  • Den Begriff Persuasion erläutern; verschiedene Persuasionsprozesse nennen, die oberflächliche bzw. systematische Verarbeitung erfordern, und jeweils anhand von Forschungsbeispielen erläutern. Persuasion bezeichnet eine Einstellungsänderung durch Informationsverarbeitung, meist in Reaktion auf eine Botschaft Prozesse, die geringen Aufwand erfordern (oberflächliche Verarbeitung): Konditionierung Stimmung als Informationsquelle heuristische Verarbeitung (Effekte von Vertrautheit, Sympathie, sozialem Konsens etc.) Prozesse, die hohen Aufwand erfordern (systematische Verarbeitung): Verarbeitungsschritte: auf die Boschaft aufmerksam werden den Inhalt verstehen sich eigene Gedanken machen (Elaboration) die Position der Botschaft übernehmen Forschungsbeispiel: Stimmung als Informationsquelle In einer Studie wurde die Lebenszufriedenheit bei Sonne/Regen erfasst, wobei variiert wurde, ob die Aufmerksamkeit auf das Wetter gerichtet war. Wenn die Aufmerksamkeit nicht auf das Wetter gerichtet war und es geregnet hat, war die Lebenszufriedenheit geringer als in den anderen Bedingungen, weil hier die Stimmung als Informationsquelle genutzt wurde.
  • Die Verarbeitungsschritte und Konsequenzen systematischer Verarbeitung kennen. Verarbeitungsschritte: auf die Botschaft aufmerksam werden den Inhalt verstehen sich eigene Gedanken machen (Elaboration) die Position der Botschaft übernehmen systematische Verarbeitung kann zu Einstellungsänderung führen
  • Grundannahmen der Zweiprozessmodelle der Persuasion darstellen: Verarbeitungskontinuum; zwei idealtypische Prozesse; Variablentypen; Faktoren, welche den Verarbeitungsaufwand beeinflussen (Motivation, Kapazität, Persönlichkeit). Zweiprozessmodelle integrieren Prozesse mit geringem Aufwand und solche mit hohem Aufwand Heuristic-Systematic Model: Grundgedanken ähneln denen des ELM Elaboration Likelihood Model (ELM): Kontinuum der Elaborationswahrscheinlichkeit mit zwei idealtypischen Prozessen: periphere und zentrale Route (Elaboration bedeutet vertiefte Informationsverarbeitung) Elaborationswahrscheinlichkeit hängt ab von Motivation und Kapazität (und Persönlichkeit) bei peripherer Verarbeitung bestimmen einfache Hinweisreize die Einstellung, bei zentraler Verarbeitung die Qualität der präsentierten Argumente
  • Die Schlüsselstudie von Petty, Cacioppo und Goldman (1981) zum ELM genau kennen: Hypothesen, Design, abhängige Variablen, Versuchsablauf, wesentliche Befunde. Hypothesen: hoher Sachverstand des Kommunikators führt zu stärkerer Einstellungsänderung als geringer Sachverstand (periphere Route) überzeugende Argumente führen zu mehr Einstellungsänderung als schwache Argumente (zentrale Route) der Effekt des Sachverstands ist ausgeprägter bei geringer Involviertheit, der Effekt der Argumentqualität ist ausgeprägter bei hoher Involviertheit (Motivation als Determinante der Elaborationswahrscheinlichkeit) Design: Versuchspersonen hören eine Botschaft, die für zusätzliche Prüfungen an ihrer Universität plädiert später wird ihre Einstellung zur Einführung der Prüfungen erfasst (AV) Variation von 3 Faktoren (UVs): Sachverstand der Quelle: hoch vs. niedrig ("Carnegie Commission on Higher Education" vs. "a local high school class") Qualität der Argumente: stark vs. schwach (z.B. statistische Evidenz vs. "Hörensagen") Involviertheit: hoch vs. niedrig (Einführung "nächstes Jahr" vs. "in 10 Jahren") Ergebnis: die Hypothesen wurden durch diese und viele weitere Studien gestützt
  • Die verschiedenen Arten kennen, auf die Stimmungen und Emotionen die Verarbeitung persuasiver Botschaften beeinflussen können. gute Stimmung: periphere Route schlechte Stimmung: zentrale Route
  • Verschiedene Prozesse erläutern, die zum Widerstand gegen Persuasion beitragen: Selektive Aufmerksamkeit, verzerrte Verarbeitung (Studie von Lord, Ross & Lepper, 1979), McGuires "Inoculation"-Ansatz. verzerrte Verarbeitung: wir akzeptieren leicht Informationen, die unsere Einstellung unterstützen, aber wir kritisieren widersprechende Informationen wir erinnern uns an starke Argumente, die unsere Einstellung unterstützen, aber nur an schwache Argumente, die unserer Einstellung widersprechen Studie von Lord et al.: Versuchspersonen waren Studenten, die Hälfte für, die Hälfte gegen die Todesstrafe lasen dieselben zwei Studien: eine pro, eine contra Todesstrafe beurteilten die Überzeugungskraft beider Studien beide Gruppen bewerteten die Studie als überzeugender, die ihre eigene Einstellung widerspiegelte McGuires "Inoculation"-Ansatz: der beste Weg, um Persuasion zu widerstehen, ist regelmäßiges Üben von Widerstand gegen mögliche Angriffe auf die Einstellung Analogie zur medizinischen Impfung ("inoculation")
  • Die Lernziele zu 7 (Einstellungen und Einstellungsänderung) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: wir konstruieren Einstellungen aus kognitiven Überzeugungen, Gefühlen und Verhaltenserfahrungen Universalität sozialer Einflüsse: bei der Einstellungsbildung und -änderung spielen persuasive Botschaften von anderen eine entscheidende Rolle Motiv der Kontrolle: Einstellungen helfen uns, die Welt zu interpretieren und positive Handlungsergebnisse zu erreichen Motiv der Verbindung mit anderen: Einstellungen helfen uns dabei, unsere Zugehörigkeit zu Gruppen auszudrücken Motiv des Selbstwertschutzes: Einstellungen helfen uns dabei, unsere individuellen Werte auszudrücken Konservatismus: Einstellungen beeinflussen unsere Interpretation neuer Informationen (Bestätigung der Einstellung) und tiefgreifende und dauerhafte Einstellungsänderung (zentrale Route bzw. systematische Verarbeitung) erfordert hohen Aufwand und ist daher eher selten Zugänglichkeit: zentrales Prinzip, wenn geringer Verarbeitungsaufwand vorherrscht (z.B. bei der Aktivierung von Heuristiken oder von Einstellungen) Kontinuum der Verarbeitungstiefe: Kernannahme der Zweiprozesstheorien ist, dass Persuasion aufgrund oberflächlicher oder systematischer Verarbeitung erfolgt
  • Beispiele dafür anführen, wie Verhalten bei oberflächlicher und bei systematischer Verarbeitung Einstellungen beeinflussen kann. Einfluss bei oberflächlicher Verarbeitung: schon einfache Muskelbewegungen "färben ab" auf Einstellungen Hebel ziehen: positivere Bewertung Hebel drücken: negativere Bewertung mit dem Kopf nicken: positivere Bewertung den Kopf schütteln: negativere Bewertung
  • Die Grundidee der Selbstwahrnehmungstheorie kennen. Personen beobachten das eigene Verhalten und die Umstände, in denen es ausgeführt wird, und erschließen daraus die eigene Einstellung.
  • Die “foot-in-the-door”-Technik anhand von Beispielen erläutern; erklären, warum und unter welchen Bedingungen die Technik wirkt. Bei der "foot-in-the-door"-Technik bringt man die Zielperson dazu, eine kleine positive Handlung gegenüber einem Einstellungsobjekt auszuführen, sodass die Einstellung positiver wird und die Bereitschaft für aufwändigere Handlungen zunimmt. Wenn man z.B. eine Petition für "sicheres Autofahren" unterschreibt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, ein großes, hässliches Schild im eigenen Vorgarten aufstellen zu lassen. Warum funktioniert das? Selbstwahrnehmung der eigenen Einstellung aufgrund der ersten, kleinen Handlung erste Handlung muss "bedeutsam" sein erste Handlung muss als freiwillig wahrgenommen werden Wann funktioniert das? besser unter Bedingungen oberflächlicher Verarbeitung: Assoziation zwischen Handlung und Einstellung besser bei der Bildung neuer Einstellungen als bei der Änderung gut etablierter Einstellungen
  • Die Grundannahmen der Theorie der kognitiven Dissonanz kennen; diese anhand einer klassischen Studie von Festinger und Carlsmith (1959) illustrieren; vier Bedingungen für das Auftreten von Dissonanz erläutern. wenn Handlungen wichtigen Einstellungen widersprechen, entsteht kognitive Dissonanz unangenehmer Zustand Bewusstsein, dass "Kognitionen" (Überzeugungen, Einstellungen, Handlungen) einander widersprechen erzeugt eine Motivation, die Dissonanz zu reduzieren Ergebnis kann Einstellungsänderung sein Studie von Festinger und Carlsmith: langweilige Aufgabe, VP wird angehalten zu lügen, indem sie der "nächsten VP" erzählt, die Aufgabe sei spannend und lehrreich VP erhält dafür $1 oder $20 (hohe Bezahlung als externe Rechtfertigung sollte Entstehung von Dissonanz verhindern) AV: Bewertung der Aufgabe Ergebnis: bei $1 Bezahlung wurde die Aufgabe als positiver bewertet (verglichen mit Kontrollgruppe und $20 Bezahlung) Bedingungen für das Auftreten von Dissonanz: Person nimmt Inkonsistenz zwischen Einstellung und Handlung wahr (vor allem bei wichtigen, selbstrelevanten Einstellungen) Person fühlt sich persönlich für Handlung verantwortlich (keine Attribution der Handlung auf externe Ursachen) Person empfindet unangenehmen Erregungszustand Person attribuiert diesen Erregungszustand auf die Inkonsistenz (keine Attribution der Erregung auf externe Ursachen)
  • Die Schlüsselstudie von Linder und Kollegen zur Rolle der Entscheidungsfreiheit bei der Entstehung von Dissonanz im Detail kennen (Ausgangsfrage, Hypothesen, Design, abhängige Variable, Befunde). Ausgangsfrage: scheinbar widersprüchliche Befunde zum Einfluss der Belohnungshöhe mehr Einstellungsänderung bei niedriger als bei hoher Belohnung mehr Einstellungsänderung bei hoher als bei niedriger Belohnung Hypothesen: nur bei Entscheidungsfreiheit entsteht Dissonanz: negativer Einfluss der Belohnungshöhe ohne Entscheidungsfreiheit: positiver Einfluss der Belohnungshöhe 2x2-Design mit den Faktoren: Entscheidungsfreiheit (gegeben/nicht gegeben) Höhe der Belohnung (hoch/niedrig) Versuchsablauf: Versuchspersonen argumentieren in einem Aufsatz gegen die Redefreiheit und erhalten dafür $0,50 oder $2,50 entweder wird Freiwilligkeit der Handlung betont oder es wird vorausgesetzt, dass die Versuchspersonen sich schon bereit erklärt haben später wird ihre Einstellung zur Einschränkung der Redefreiheit (AV) erfasst Ergebnis: Hypothesen bestätigt
  • Die Phänomene der Aufwandsrechtfertigung und der Rechtfertigung von Entscheidungen dissonanztheoretisch interpretieren. Aufwandsrechtfertigung: wenn wir für eine Sache leiden müssen, mögen wir sie danach umso mehr, denn wenn wir für etwas Wertloses leiden müssten, würde eine Dissonanz entstehen jede Art von persönlichem Aufwand, nicht nur Leiden, kann Einstellung positiver machen Rechtfertigung  von Entscheidungen: schwierige Entscheidungen zwischen ähnlichen Alternativen: positive Aspekte der nicht gewählten Alternative und negative Aspekte der gewählten Alternative sind dissonant mit der Entscheidung Dissonanzreduktion durch Umbewertung der Alternativen: gewählte Alternative wird positiver, nicht gewählte Alternative wird negativer
  • Alternativen zur Einstellungsänderung nach einstellungsdiskrepantem Verhalten kennen (bezogen auf die Entstehung von Dissonanz und auf Alternativen zur Dissonanzreduktion). oft ist Einstellungsänderung der einfachste Weg zur Dissonanzreduktion, aber nicht immer Dissonanz entsteht erst gar nicht, wenn eine Person: keine persönliche Verantwortung übernimmt die Verhaltenskonsequenzen herunterspielt andere Überzeugungen betont, die mit dem Verhalten konsistent sind Erregung auf andere Ursachen attribuiert auch wenn Dissonanz schon entstanden ist, kann sie manchmal ohne Einstellungsänderung abgebaut werden Bekräftigung wichtiger eigener Werte symbolische Handlungen (z.B. Dissonanz "abwaschen") Person wählt die am leichtesten zugängliche Route zur Dissonanzreduktion
  • Anhand von Forschungsbeispielen erläutern, wie Einstellungen bei oberflächlicher und bei systematischer Verarbeitung Verhalten beeinflussen. oberflächliche Verarbeitung: leicht zugängliche Einstellungen werden bei Wahrnehmung des Einstellungsobjekts automatisch aktiviert Effekt auf Wahlverhalten (z.B. bei Konsumprodukten) je leichter zugänglich, desto höher die Übereinstimmung von Einstellung und Verhalten systematische Verarbeitung: Einstellung führt zur Bildung von Intentionen (Theorie des überlagerten Handelns): Einstellung führt zu Intention Intention verursacht Verhalten je spezifischer die Intention, desto stärker der Einstellungs-Verhaltens-Zusammenhang nach einer gewissen Zeit geht bewusst intendiertes und geplantes Verhalten über in gewohnheitsmäßiges Verhalten
  • Bedingungen kennen, unter denen die Einstellungs-Verhaltens-Korrelation hoch ausgeprägt ist, und erläutern, warum das der Fall ist. Einstellung muss zugänglich sein (Einstellung wird automatisch aktiviert, wenn sie häufig abgerufen wird und bei direkter Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt) Einstellung muss mit Verhalten "kompatibel" sein (spezifische Einstellung sagt spezifisches Verhalten vorher) Zielobjekt des Verhaltens muss als typisch für das Einstellungsobjekt wahrgenommen werden
  • Den jeweiligen Beitrag expliziter und impliziter Einstellungen zur Vorhersage von Verhalten erläutern. verschiedene Arten von Verhalten beeinflussen: implizite Einstellungen (weniger kontrollierbare, automatische Verhaltensaspekte) explizite Einstellungen (kontrollierbare, wohlüberlegte Verhaltensaspekte)
  • Die Lernziele zu 8 (Einstellungen und Verhalten) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: wir passen unsere Einstellungen den Gegebenheiten an (Dissonanzreduktion), andererseits beeinflussen subjektiv konstruierte Einstellungen unser Handeln Universalität sozialer Einflüsse: Einstellungen und Verhalten werden durch unsere soziale Umgebung geprägt Motiv des Selbstwertschutzes: Dissonanz ist eng mit dem Selbstkonzept verknüpft (Einstellungsänderung oder self-affirmation dient der Wiedererlangung einer positiven Selbstsicht) Zugänglichkeit: Einstellungen beeinflussen Handeln nur dann, wenn sie leicht zugänglich sind Kontinuum der Verarbeitungstiefe: Effekte von Verhalten und Effekte von Einstellungen auf Verhalten können durch oberflächliche oder systematische Verarbeitung vermittelt sein
  • Die Begriffe Konformität sowie Norm definieren. Konformität: oft synonym mit Mehrheitseinfluss allgemeiner: Anpassung an die Position anderer nach Smith und Mackie: das Konvergieren der Gedanken, Gefühle oder des Verhaltens von Individuen auf eine soziale Norm hin Norm: allgemein anerkannter Standard ("was man tun sollte") allgemein zu beobachtende Praxis ("was die meisten tun") beides oft deckungsgleich (das, was die meisten tun, wird als angemessen betrachtet)
  • Anhand von Forschungsbeispielen (z.B. Sherif; Asch) erläutern, wie Gruppennormen entstehen und wie Gruppenkonsens die Urteile Einzelner beeinflusst. Studie von Sherif: Konformität bei der Beurteilung der physikalischen Welt (Schätzung der scheinbaren Bewegung eines Lichtpunkts) Ergebnis: bei mehrdeutiger Reizsituation werden die Urteile der anderen als Bezugsrahmen verwendet, es entsteht also eine Gruppennorm, an der jeder sich orientiert, auch ohne Anwesenheit der anderen
  • Private und öffentliche Konformität unterscheiden; diese Unterscheidung am Beispiel falscher Geständnisse erläutern. private Konformität: Akzeptieren der Gruppennorm als korrekt öffentliche Konformität: Anpassung an Gruppennormen, die eine Person nicht wirklich akzeptiert Studie zu falschen Geständnissen: Studenten sollen Buchstaben eintippen (es geht angeblich um Reaktionsgeschwindigkeit) eine Gruppe soll so schnell wie möglich tippen, die andere gemütlich alle wurden vorher ausdrücklich gewarnt, auf keinen Fall die ALT-Taste zu drücken, da dies einen Computerabsturz verursachen würde kurz nach Beginn des Versuchs zeigt der Computer eine Fehlermeldung und stürzt ab, worauf der Versuchsleiter die VP beschuldigt, die ALT-Taste gedrückt zu haben es wurde ein anderer Anwesender gefragt, ob er gesehen habe, wie die VP die ALT-Taste drückt, was in einer Bedingung bejaht wurde der Versuchsleiter verlangte, dass die VP ein handgeschriebenes Geständnis unterschreibt, was fast alle tatsächlich taten (öffentliche Konformität) allerdings zeigte fast 1/3 der Teilnehmer sogar private Konformität, sie meiten z.B., dass sie die Taste möglicherweise aus Versehen gedrückt haben (vor allem in der Bedingung, in der sie möglichst schnell tippen sollten)
  • Die Motive und Ursachen dafür kennen, dass Personen dem Einfluss anderer folgen. In diesem Zusammenhang die Begriffe "false consensus effect", "informationaler Einfluss", "normativer Einfluss" und "Bezugsgruppe" einordnen können. Erwartung von hohem Konsensus: wir erwarten, dass andere die Welt genauso sehen wie wir selbst (false consensus effect) wir erwarten, dass wir selbst die Welt so sehen wie die meisten anderen, und erfüllen diese Erwartung durch Konformität Konformität erfüllt Kontrollmotiv: hoher Konsensus sagt etwas über die Realität aus das Motiv, korrekt zu urteilen, kann Konformität verstärken (sogar dann, wenn die anderen objektiv falsch liegen) die Anzahl der anderen bestimmt die Stärke der Konformität (maximaler Einfluss ab etwa 3 Personen) informationaler Einfluss Konformität erfüllt das Motiv der Verbindung mit anderen: Normen und Konformität führen zu Zugehörigkeit und stärken die soziale Identität Anwesenheit der Gruppe verstärkt relevante Normen normativer Einfluss Bezugsgruppen: wir erwarten nicht, mit beliebigen anderen in allem Möglichen übereinzustimmen Bezugsgruppen sind Gruppen, mit denen wir urteilsrelevante Merkmale teilen vor allem bei subjektiven Urteilen dienen ähnliche andere als Bezugsgruppe (z.B. Gleichaltrige, Familie, Parteifreunde etc.)
  • Im Zusammenhang mit Entscheidungsprozessen in Gruppen zwischen Kompromissbildung und Gruppenpolarisierung unterscheiden können. Kompromissbildung: manchmal konvergieren Gruppen bei Meinungsdifferenzen auf eine mittlere Position hin Gruppenpolarisierung: häufiger wird die Position der Gruppe als Ergebnis von Diskussionen und sozialem Einfluss noch extremer als die Ausgangspositionen der Mitglieder
  • Erläutern, durch welche Prozesse Gruppenpolarisierung bei oberflächlicher und bei systematischer Verarbeitung entsteht. wenn eine Mehrheit zu Beginn eine bestimmte Position favorisiert, entsteht Polarisierung als Resultat von: oberflächlicher Verarbeitung (man übernimmt die Meinung der anderen): Mehrheitsposition als Heuristik (Entscheidungsregel) zunächst unentschiedene Mitglieder schließen sich der Mehrheit an (Gruppenposition wird insgesamt extremer) Bewegung auf extreme Position hin, um "ein besonders guter Repräsentant der Gruppe zu sein" systematischer Verarbeitung (man denkt intensiv über die Argumente der anderen nach): Gruppendiskussion enthüllt nicht nur die Position der anderen, sondern auch deren Beweggründe und Argumente die Mehrheit ist auch bei systematischer Verarbeitung im Vorteil, denn ihre Argumente sind zahlreicher, werden intensiver diskutiert, erscheinen überzeugender und werden kraftvoller und mit mehr Überzeugung vorgetragen
  • Problematische Arten der Konsensbildung (ohne Nachdenken, ohne Unabhängigkeit, ohne privates Akzeptieren) diskutieren; den Begriff "groupthink" anhand von Beispielen und möglichen Gegenmaßnahmen erläutern. Konsens ohne Nachdenken: wenn Personen sich gedankenlos einem Konsens anschließen (diesen als Heuristik nutzen), dann fehlt ihnen die Sicherheit, die sich aus der Abwägung unterschiedlicher Standpunkte ergibt z.B. wird die Qualität der Argumente ignoriert, stattdessen wird die Einstellung aufgrund von Reaktionen der anderen (Beifall oder Buhrufe) gebildet Konsens ohne Unabhängigkeit: Konsens ist dann aussagekrüftig, wenn vielfältige unabhängige Sichtweisen konvergieren wenn aber viele Gruppenmitglieder derselben Urteilsverzerrung unterliegen, wird Konsens bedeutungslos paradoxerweise erwarten wir, mit anderen übereinzustimmen, die uns ähnlich sind, aber Konsens ist dann am aussagekräftigsten, wenn verschiedene Personen übereinstimmen (Lösung: wir nehmen Eigengruppenmitglieder als uns selbst ähnlich war, aber auch eher als unterschiedliche Individuen) Konsens ohne privates Akzeptieren: wenn Konsens nur aus öffentlicher Konformität besteht, dann repräsentiert er nicht die Konvergenz unabhängiger Sichtweisen öffentliche Konformität kommt häufig vor, weil Gruppen Abweichler schlecht behandeln (z.B. ausschließen) kollektiver Fehlschluss: alle stimmen öffentlich mit einer Position überein, die keiner privat akzeptiert, aber alle glauben, nur sie selbst würden abweichen, da sie die Konformität der anderen mit privater Akzeptanz gleichsetzen Groupthink: der Wunsch, um jeden Preis Konsens zu erreichen, führt oft zu katastrophalen Fehlentscheidungen geschieht in hoch kohäsiven (zusammenhaltenden) Gruppen, die unter Entscheidungsdruck stehen Beispiel: Challenger-Explosion Konsens wird erzielt, ohne alle relevanten Fakten zu berücksichtigen (z.B. Zweifel von Technikern) Konsens ist "kontaminiert" durch den gemeinsamen Hintergrund der Gruppenmitglieder Konsens wird erzielt durch öffentliche Konformität anstatt durch private Akzeptanz kann verhindert werden durch heterogene Gruppenzusammensetzung, Minimierung des öffentlichen Konformitätsdrucks (z.B. durch geheime Abstimmungen) oder Abschwächung von Führungspositionen
  • Grundannahmen von Moscovici zum Minderheiteneinfluss kennen und anhand von Forschung illustrieren; Moscovicis Annahmen zu Unterschieden zwischen Minderheits- und Mehrheitseinfluss kennen (Konfliktarten, Prozesse, Ergebnisse, Einflussebenen). Grundthese: da Minderheiten wenig Macht besitzen und kaum normativen Druck ausüben können, müssen sie die Mehrheit zur inhaltlichen Auseinandersetzung anregen Minderheit muss alternativen Konsens anbieten entscheidend ist ein konsistenter Verhaltensstil Studie von Moscovici: Beurteilung der Farbe und Helligkeit von 36 blauen Dias (angeblich Studie zur Farbwahrnehmung) 4 echte Versuchspersonen und 2 Konfidenten (Minderheit), welche die Dias als "grün" bezeichnen, Kontrollbedingung ohne sozialen Einfluss Variation des Verhaltensstils: konsistent/inkonsistent ("grün" nur bei 24 Dias) AV: öffentliche Urteile über die Farbe der Dias, privater Test der Farbdiskrimination bei neuen Stimuli im Grenzbereich zwischen Grün und Blau Ergebnisse: bei konsistenter Minderheit haben sich einige Versuchspersonen bei den direkten Urteilen von der Minderheit beeinflussen lassen, beim indirekten Urteil gab es eine Verschiebung der Diskriminationsschwelle zugunsten "grün" Fazit: Konsistenz als entscheidende Variable bestätigt Moscovicis Konversionstheorie: Grundannahme: Minderheiten und Mehrheiten erzeugen Konflikte auf verschiedenen Ebenen und lösen dadurch verschiedene Verarbeitungsprozesse aus Einflussgruppe:     Mehrheit                              Minderheit Art des Konflikts:  sozial (why do I not             inhaltlich (how can I see                                see or think like them?)       what they see, think what                                                                               they think?) Prozess:                sozialer Vergleich             Validierung Ergebnis:              Anpassung                         Konversion Urteilsebene:        öffentlich, direkt                privat, indirekt
  • Die Schlüsselstudie von Nemeth et al. (1990) genau kennen (Grundthese, Designs, abhängige Variablen, Ausschluss von Alternativerklärung durch Exp. 2, Interpretation). Grundthese zum Verarbeitungsstil: Mehrheitseinfluss bewirkt konvergentes Denken Minderheitseinfluss bewirkt divergentes Denken getestet mit Blick auf die Gedächtnisleistung als AV Design: Versuchspersonen in Vierer-Gruppen hören drei Listen mit je 14 Wörtern und sollen die erste Kategorie aufschreiben, die ihnen einfällt (fast alle schreiben "Früchte", die anderen wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt) Feedback über angebliche Antworten der Gruppe: 2x2-Design mit den Faktoren Einflussgruppe (Minorität vs. Majorität) und Konsistenz (niedrig vs. hoch) erneute Präsentation der ursprünglich 42 Wörter mit Instruktion, sich möglichst viele einzuprägen AV: Gedächtnisleistung Ergebnisse: konsistente Minderheit führt zu bester Erinnerungsleistung konsistente Mehrheit führt zu schlechtester Erinnerungsleistung weiteres Experiment zum Ausschluss von Alternativerklärungen: in den Minderheitsbedingungen hat die VP Unterstützung durch zwei Mehrheitsmitglieder, die mit ihr übereinstimmen, ist es also die abweichende Minderheit oder die unterstützende Mehrheit, welche den Effekt bewirkt? zusätzliche Kontrollbedingung mit Feedback: alle stimmen überein keine Unterschiede zu Kontrollgruppe ohne Feedback Effekt beruht also nicht auf unterstützender Mehrheit, sondern wirklich auf abweichender Minderheit Fazit: Bedeutung der Konsistenz erneut bestätigt Befunde sprechen für unterschiedliche Verarbeitungsstile bei Minderheits- und Mehrheitseinfluss
  • Die Lernziele zu 9 (Gruppen, Normen und Konformität) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: Individuen und Gruppen konstruieren Konsens darüber, was wahr und gut ist Universalität sozialer Einflüsse: diese Konstruktion schließt Konformitätsprozesse und wechselseitigen Einfluss zwischen Gruppenmitgliedern ein Motiv der Kontrolle: Konformität hilft uns, angemessene Urteile zu bilden, weil die Konvergenz vieler Meinungen oft deren Korrektheit anzeigt Motiv der Verbindung mit anderen: Konformität hilft uns dabei, uns anderen nahe und von anderen geschätzt zu fühlen Konservatismus: Positionen, die von einer Mehrheit vertreten werden, ziehen oft noch mehr Unterstützung an und sind schwer zu ändern Kontinuum der Verarbeitungstiefe: wir schließen uns manchmal gedankenlos der Mehrheit an (heuristische Verarbeitung), nutzen aber auch oft systematische Verarbeitung, um aus den Meinungen anderer Urteile zu bilden
  • Erläutern, wie Normen das Verhalten beeinflussen und warum Normen so effektive Leitlinien für Verhalten bilden. nachdem Normen im Gruppenkonsens gebildet wurden, dienen sie als Standards für Verhalten stärkster Einfluss, wenn kognitiv zugänglich manchmal wird die Einhaltung einer Norm explizit überwacht oft sind Normen internalisiert Normen werden durch das Verhalten der anderen unterstützt häufige Aktivierung macht Normen kognitiv zugänglich Deindividuierung macht Gruppennormen augenfälliger (Zustand, in dem die individuelle Identität "in der Menge oder Gruppe untergeht" und die Gruppenidentität dominiert)
  • Den Begriff Deindividuierung erläutern und anhand von Beispielen (Forschung, Alltag) erklären, wie Deindividuierung im Zusammenspiel mit Gruppennormen das Verhalten beeinflusst. Deindividuierung: Zustand, in dem die individuelle Identität "in der Menge oder Gruppe untergeht" und die Gruppenidentität dominiert Deindividuierung macht Gruppennormen augenfälliger (ausgelöst durch Uniformierung, Anonymität, Menschenmengen) Effekte: reduzierte Zugänglichkeit persönlicher Standards reduzierte Selbstaufmerksamkeit (Verhaltenskonsequenzen werden weniger bedacht) erhöhte Zugänglichkeit von Gruppennormen ursprüngliche Vermutung: Deindividuierung hat negative Auswirkungen auf das Verhalten (z.B. Stanford-Prison-Experiment, Fußball-Hooligans) allerdings kann Deindividuierung auch positive Effekte haben (Normen der Gruppe werden verstärkt und wenn diese positiv sind, wird auch das Verhalten positiver)
  • Die Norm der Gegenseitigkeit anhand von Beispielen erläutern. die Norm der Gegenseitigkeit besagt, dass wir Geschenke, Gefälligkeiten, Zugeständnisse, die wir von anderen erhalten haben, erwidern sollen grundlegend in fast allen Kulturen nützlich für Individuen: Fairness nützlich für die Gruppe: Zusammenhalt wird gestärkt Beispiel: ein Freund schenkt einem etwas zum Geburtstag, als Gegenleistung wird erwartet, dass man ihm auch etwas (vom Wert her Ähnliches) zum Geburtstag schenkt
  • Die "door-in-the-face"-Technik anhand von Anwendungsbeispielen erläutern; diese von der "foot-in-the-door-Technik" abgrenzen. "door-in-the-face"-Technik: Norm der Gegenseitigkeit bei Zugeständnissen erst große Forderung stellen, die zurückgewiesen wird dann Zugeständnis machen, das die Norm der Gegenseitigkeit aktiviert am effektivsten, wenn die erste Forderung nicht zu groß ist und die zweite Forderung mit der ersten im Zusammenhang steht und von derselben Person kommt Beispiel: ein Verkäufer will erst das teuerste Produkt verkaufen, das der Kunde ablehnt, dann will er ein nicht ganz so teures Produkt verkaufen, sodass sich der Kunde aufgrund der Norm der Gegenseitigkeit verpflichtet fühlt, das Produkt zu kaufen "foot-in-the-door"-Technik: erst kleine positive Handlung gegenüber einem Einstellungsobjekt, dadurch wird die Einstellung positiver und die Bereitschaft für aufwändigere Handlungen nimmt zu größerer Zeitabstand zwischen beiden Handlungen
  • Die Norm der Verpflichtung erläutern und anhand der "low-ball"-Technik illustrieren. Die Norm der Verpflichtung besagt, dass wir Vereinbarungen, Versprechen etc. einhalten sollten. Sie ist stärker in kollektivistischen, aber auch in westlichen Kulturen verbreitet und kann zu Verkaufszwecken missbraucht werden ("low-ball"-Technik). Dabei muss ein Verkäufer die Zusage des Kunden zu einem Handel erlangen (Verpflichtung). Anschließen enthüllt der Verkäufer eine Tatsache, durch die sich die Kosten für den Kunden erhöhen (z.B. dass ein versprochener Rabatt doch nicht gegeben werden kann). Viele Kunden fühlen sich dennoch an ihre Kaufzusage gebunden und kaufen, obwohl sich die Bedingungen geändert haben.
  • Die Norm des Gehorsams anhand der Studien von Milgram erläutern. Variationen des Versuchsaufbaus und damit einhergehende Unterschiede in den Befunden kennen. Mögliche Wirkmechanismen in diesen Experimenten diskutieren. die Norm des Gehorsams besagt, dass wir den Befehlen legitimer Autoritäten gehorchen sollen Gehorsam kann extrem negative Folgen haben, wie Milgrams Studien zeigen: 2 (männliche) Personen kommmen ins Labor der Yale University (eine davon ist ein Konfident, die andere die richtige VP) Studie über "Bestrafung und Lernen" Rollenverteilung: Lehrer (VP) und Schüler (Konfident) Lehrer soll dem Schüler bei falschen Antworten Elektroschocks verabreichen, bis dieser alles gelernt hat ansteigende Schockintensität: 15-450 Volt Lehrer erhält Beispielschock von 45 V Reaktionen des Konfidenten (bei ansteigender Schockintensität): Stöhnen, Schmerzensschrei, "Ich weigere mich, weiter am Experiment teilzunehmen", "Ich werde nicht länger antworten", Stille jedes Mal, wenn die VP Einwände erhebt und aufhören will, antwortet der Versuchsleiter mit 4 abgestuften Aufforderungen (z.B. "Das Experiment erfordert es, dass Sie weitermachen.", "Sie haben keine andere Wahl, Sie müssen weitermachen.") Ergebnis: ca. 2/3 gehen bis 450 V (die anderen brechen das Experiment vorher ab), von Experten vorhergesagt war <1% Variationen im Versuchsaufbau: Lehrer und Schüler befinden sich in einem Raum: 40% gehen bis 450 V weibliche Versuchspersonen: ca. 2/3 gehen bis 450 V (kein Geschlechtsunterschied) der Versuchsleiter gibt Anweisungen per Telefon: ca. 20% gehen bis 450 V die VP kann die Schockintensität frei wählen: 2,5% wählen mindestens einmal 450 V mögliche Wirkmechanismen: Situationismus: Verhalten ist nicht allein von der Persönlichkeit abhängig, sondern noch viel mehr von der Situation "Entrapment"/langsame Eskalation (Norm der Verpflichtung): Schockintensität wird in kleinen Schritten erhöht Autoritätsstrukturen: Legitimität durch Wissenschaftlichkeit/Setting, Versuchsleiter übernimmt die Verantwortung, Anwesenheit des Versuchsleiters erhöht die Zugänglichkeit der Norm des Gehorsams Unterdrückung alternativer Normen (z.B. anderen nicht zu schaden): Konflikt mit Norm des Gehorsams, wir haben die Tendenz, die Welt als gerecht anzusehen (viele machen das Opfer verantwortlich)
  • Drei Erklärungen für erfolgreichen Widerstand gegen Normen kennen und erläutern. (In diesem Zusammenhang den Begriff "Reaktanz" definieren). Reaktanz (Motiv, eine bedrohte Freiheit wiederherzustellen): kann zur Vermeidung von Situationen führen, in denen Normen unsere Freiheit einengen notwendige Bedingungen: Entscheidungsfreiheit ist für die Person wichtig, Freiheitseinengung wird als absichtlich und illegitim wahrgenommen systematische Verarbeitung: die Situation analysieren (ist eine aktivierte Norm tatsächlich angemessen? Strategie des anderen, soziale Beziehungen und Definition der Situation hinterfragen) erfordert Zeit und freie Kapazität (allerdings zeichnen sich Einfluss-Situationen oft durch Stress und Zeitdruck aus) Normen mit Normen bekämpfen: Schlüssel zum erfolgreichen Widerstand in einem Experiment: Gruppendiskussion ohne Versuchsleiter (erleichtert die Bildung einer alternativen Norm, Gruppenmitlieder identifizieren sich mit der Gruppe und deren "Gegen-Norm")
  • Das Zusammenspiel von Normen und Einstellungen bei der Erklärung von Verhalten erläutern. Dabei zwischen oberflächlicher und systematischer Verarbeitung unterscheiden. Auf den Fall eingehen, dass Norm und Einstellung einander widersprechen. Verhalten hängt oft von Einstellungen und Normen ab bei oberflächlicher Verarbeitung können Einstellungen oder Normen direkt handlungsleitend wirken bei systematischer Verarbeitung werden Einstellungen und Normen bewusst zur Bildung von Absichten herangezogen wenn Einstellungen und Normen einander widersprechen: relative Zugänglichkeit kann entscheidend sein Publikum aktiviert soziale Normen eigenes Spiegelbild erhöht Selbstaufmerksamkeit, aktiviert private Einstellungen kollektivistische bzw. individualistische Kulturen betonen soziale Normen bzw. persönliche Einstellungen Persönlichkeitsmerkmale ("high self-monitoring": man richtet sich eher nach Normen, "high self-consciousness": man richter sich eher nach persönlicher Einstellung)
  • Die wesentlichen Elemente und Aussagen der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen) kennen. Theorie des geplanten Verhaltens: 3 Faktoren beeinflussen die Bildung einer Absicht Einstellung zum Verhalten subjektive Norm wahrgenommene Verhaltenskontrolle
  • Die Lernziele zu 10 (Normen und Verhalten) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: jede Situation kann verschieden interpretiert werden, sodass unterschiedliche Normen anwendbar sind Universalität sozialer Einflüsse: soziale Normen beeinflussen unsere Handlungen auch dann, wenn die Einflussgruppe nicht anwesend ist Motiv der Kontrolle: indem wir Normen befolgen, zeigen wir in sozialen Situationen meist angemessenes Verhalten, das von anderen belohnt wird Motiv der Verbindung mit anderen: wenn wir Normen befolgen, können wir uns als gute Gruppenmitglieder sehen Zugänglichkeit: je leichter eine Norm kognitiv zugänglich ist, desto größer ist ihr Einfluss auf das Verhalten Kontinuum der Verarbeitungstiefe: Widerstand gegen normative Einflüsse erfordert oft systematische Verarbeitung, Einstellungen und Normen beeinflussen Verhalten automatisch oder vermittelt über bewusstes Nachdenken
  • Erläutern, wie Beziehungen zwischen Menschen entstehen. Dabei die Aspekte der physischen Attraktivität, der Interaktion / Nähe und der Ähnlichkeit diskutieren. in Kulturen, die freiwillige Beziehungen betonen, hängt interpersonelle Anziehung von 3 Faktoren ab: physische Attraktivität: wir mögen Menschen, die gut aussehen Attraktivitäts-Stereotyp: attraktiven Menschen werden positive Eigenschaften zugeschrieben self-fulfilling prophecy: Telefongespräch mit angeblich attraktiver/unattraktiver Partnerin beeinflusst deren Verhalten auf Attraktivität achten vor allem Personen mit hohem Self-monitoring, Männer, Frauen in Abhängigkeit vom Menstruationszyklus Interaktion/Nähe: wir mögen Menschen, mit denen wir zusammen sind und interagieren Nähe bedingt häufige Interaktion Personen, die uns nah sind, helfen uns, Probleme zu bewältigen, lassen uns emotionale Wärme und Akzeptanz erleben etc. Interaktionen können auch negativ sein, dann führen Nähe und Interaktion zu weniger Sympathie (kommt aber seltener vor) Ähnlichkeit: wir mögen Menschen, die uns ähnlich sind Freunde sind einander ähnlich (hinsichtlich Alter, Familienstand, Intelligenz etc.) Einstellungsähnlichkeit besonders wichtig Ähnlichkeit fördert Interaktion wir erwarten, dass ähnliche andere uns mögen soziale Validierung unserer eigenen Einstellungen: Einstellungsähnlichkeit ruft positive Gefühle hervor, die auf den Träger der Einstellung übertragen werden
  • Den begriff "mere exposure effect" kennen und erläutern. "mere exposure effect": Vertrautheit allein (ohne Interaktion) führt zu positiveren Einstellungen
  • Das Matching-Prinzip erläutern. Das Matching-Prinzip besagt, dass Menschen gezielt nach ähnlichen Partnern für Freundschaften und Beziehungen suchen (unattraktive Versuchspersonen wählen weniger attraktive Partner beim "Computer-Dating").
  • Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Interaktion, Ähnlichkeit und Sympathie skizzieren. Interaktion - Ähnlichkeit: wir interagieren mit den Menschen, die uns ähnlich sind Ähnlichkeit - Interaktion: wir entdecken Ähnlichkeiten, wenn wir interagieren Ähnlichkeit - Sympathie: wir mögen Menschen, die uns ähnlich sind Sympathie - Ähnlichkeit: wir denken, dass die Menschen, die wir mögen, uns ähnlich sind Sympathie - Interaktion: wir suchen Interaktion mit den Menschen, die wir mögen Interaktion - Sympathie: wir mögen die Menschen, mit denen wir interagieren
  • Beschreiben, wie sich die Art der Beziehung von der Bekanntschaft zur Freundschaft verändert. Dabei die Begriffe "Austauschbeziehung" und "freundschaftliche Beziehung" ("communal relationship") einordnen können. zu Beginn Austauschbeziehung Ertrag soll proportional zur Investition sein Motiv der Kontrolle später Übergang zu freundschaftlicher Beziehung ("communal relationship") Hilfe für Freund als Ausdruck der Wertschätzung ohne Erwartung von Gegenleistung Motiv der Verbindung mit anderen Übergang darf nicht als dichotom angesehen werden, vielmehr gibt es eine Gewichtung zwischen beidem
  • Den Begriff "self-disclosure" erläutern und dabei auf Geschlechtsunterschiede eingehen. Kommunikation über intime Themen wie eigene Gefühle, Probleme etc. Merkmal von Freundschaften nimmt im Verlauf einer Beziehung zu erhöht Sympathie (solange nicht überzogen, dann eher negative Effekte) und regt Partner seinerseits zu self-disclosure an (Norm der Gegenseitigkeit) Geschlechtsunterschiede: bei Freundschaften zwischen Frauen und in heterosexuellen Beziehungen stärker ausgeprägt als bei Freundschaften zwischen Männern (allerdings setzen Männer in frühen Phasen einer heterosexuellen Beziehung self-disclosure gezielt ein, um größere Intimität zu erreichen)
  • Drei Formen der Interdependenz in engen Beziehungen kennen und anhand von Beispielen aus Forschung oder Alltag erläutern. Interdependenz: Gedaken, Gefühle, Verhalten des einen Partners beeinflussen den anderen (gegenseitige Abhängigkeit) Einfluss auf kognitiver Ebene: Partner wird "Teil des Selbst": die üblichen Selbst-Fremd-Unterschiede in der sozialen Wahrnehmung verschwinden self-disclosure: man kennt Gedanken und Gefühle des Partners so gut wie seine eigenen Wissensmenge: man beobachtet den Partner in vielfältigen Situationen Perspektive: man denkt über Ereignisse vom Standpunkt des Partners aus nach Kontrolle: man kann Handlungen des Partners fast ebenso gut beeinflussen und steuern wie die eigenen kognitive "Verwechslungen": Versuchspersonen sollen am PC angeben, ob bestimmte Eigenschaften auf sie selbst zutreffen, sie antworten langsamer bei Eigenschaften, die sie nicht mit ihrem Partner gemeinsam haben kognitive Verzerrungen: Freunde (vor allem Freundinnen) eines der Partner konnten die Dauerhaftigkeit einer Beziehung besser vorhersagen als das Paar selbst Einfluss auf affektiver Ebene: Gefühle der Intimität: positive emotionale Bindung, die Verständnis und Unterstützung einschließt Gefühle der Festlegung (commitment): Wunsch, die Beziehung lange aufrechtzuerhalten, und Stärke der emotionalen Bindung an den Partner, hängt ab von Zufriedenheit mit der Beziehung, wahrgenommenen Alternativen und Hindernissen, die Beziehung zu verlassen Einfluss auf Verhaltensebene: "Transformation" im Austausch von Belohnungen: je enger die Beziehung, desto weniger steht der eigene individuelle Nutzen im Vordergrund, Entscheidungen auch im Interesse des Partners der "gute Wille" zählt: tatsächliches Verhalten des Partners weniger wichtig als Attributionen hinsichtlich seiner Motive (oft positive Verzerrung: negtaives Verhalten des Partners wird mit situativen Einflüssen erklärt, positives Verhalten des Partners wird auf stabile und interne Ursachen zurückgeführt)