Psychologie (Fach) / Forschungsmethodik I (Lektion)

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  • 010 014 Prinzipien qualitativer Forschung Zeichnet sich aus durch: empirisches, systematisches Vorgehen, flexibel an Forschungsgegenstand angepasst, Rekonstruktion von Bedeutung im Mittelpunkt Naturalistische Vorgehensweise (Gegenstand in natürlicher Umgebung) Offene Verfahren (keine vorgegebenen Kategorien) Holistische Vorgehensweise (Untersuchung des Gegenstandes in seiner Gesamtheit) Emergente Flexibilität (Annahmen/Instrumente werden im Laufe der Untersuchung angepasst) Induktives Verfahren (Theorien am Ende, nicht am Anfang) Fokus auf Verstehen und Beschreiben (anstatt Erklären bei quantitativer Forschung) Arbeitet mit interpretationsbedürftigen Daten (verbal, visuell, nicht numerisch) Unstandardisiert, interaktiv und reflexiv  Ziel: Verallgemeinerung auf eine Theorie (anstatt Verallgemeinerung auf eine Population)
  • 010 015 Bewusste Stichprobenziehung Gezielte Auswahl von Fällen nach bestimmten Kriterien Meist ohne statistische Verallgemeinbarkeit von Stichprobe auf Grundgesamtheit Bottom up-Stategien: Kriterien der Stichprobenziehung ergeben sich im Untersuchungsverlauf Top down-Strategien: Festlegung von Kriterien der Stichprobenziehung vor Untersuchungsbeginn Homogene Stichprobe: gleichartige Fälle Heterogene Stichprobe: unterschiedliche Fälle Fälle: typischer Fall, intensiver Fall, Extremfall, abweichender Fall, kritischer Fall
  • 010 016 Theoretische Stichprobenziehung Bottom up-Verfahren der bewussten Fallauswahl Ziel: Gegenstandsbereich in seiner Variabilität abbilden Erster Schritt: Fallauswahl nach Prinzip der maximalen Ähnlichkeit: Fälle erhoben, die im Hinblick auf ausgewählte Merkmale möglichst ähnlich sind Zweiter Schritt: Fallauswahl nach Prinzip der maximalen Differenz: Fälle ausgewählt, die hinsichtlich ihrer Ausprägung auf interessierenden Merkmalen möglichst unterschiedlich sind Sättigung: wenn die Einbeziehung zusätzlicher Fälle keine Anhanltspunkte für weitere Einflussfaktoren mehr ergibt
  • 010 017 Fallstudie Holistische Forschungsmethode, mit der interessierende Fälle ganzheitlich, unter Einbeziehung ihres Kontextes und unter Verwendung verschiedener Datenquellen und Erhebungsverfahren umfassend untersucht werden Arten Nach Anzahl der Fälle: Einzelfallstudie, multiple Fallstudie Nach Untereinheiten: holistisch, eingebettet Nach Zielsetzung: beschreibend, erklärend
  • 010 018 Gegenstandsbezogene Theoriebildung Glaser und Strauss, 1960er Ziel: Theorien, die direkt mit Daten verankert sind (keine abstrakten Gebilde) Fallauswahl: theoretische Stichprobenziehung Datenerhebung und -auswertung greifen ineinander Theorieerstellung erfolgt in einem Prozess des permanenten Vergleichs Auswertung mittels Codieren Offenes Codieren: datennah, Zeile für Zeile Axiales Codieren: Zusammenfassung mehrerer offener Codes zu einem Oberbegriff ("Kategorien"), dient Strukturierung Selektives Codieren: axialen Kategorien werden untereinander in Beziehung gesetzt und zu Gesamtmodell/Theorie integriert, Kernkategorie im Mittelpunkt
  • 010 019 Deskriptive Feldforschung Ziel: Kultur aus Sicht ihrer Mitglieder kennenlernen und beschreiben, Kultur soll nicht verändert werden Datenerhebung durch teilnehmende Beobachtung Phasen: Festlegung der Fragestellung, Herstellen des Feldkontakts, Materialsammlung, Ausstieg aus dem Feld, Auswertung Offener Schauplatz: für alle zugänglich Geschlossener Schauplatz: nur für Insider zugänglich, Einführung durch "Türhüter" erforderlich Materialsammlung: zunächst breit gestreut, dann fokussierter, teilnehmende Beobachtung offen oder verdeckt (verdeckt = bedarf ethischer Rechtfertigung!, offen = Annahme, dass Forschender mit der Zeit unsichtbar wird) Probleme: "going native" (Verlust von Distanz), Ablehnung der Wertevorstellungen der untersuchten Kultur, (Macht)Konflikte zwischen Forschenden und Personen im Feld, ethisch problematischer Doppelstatus aller Handlungen/Interaktionen im Feld
  • 010 020 Handlungsforschung Qualitative Forschungsmethode Von Lewin in 1940ern entwickelt Gesellschaftskritische Forschung Ziel: Veränderung gesellschaftlicher Praxis Gegenstand sind konkrete soziale Probleme, für die mit Betroffenen in gleichberechtiger Kommunikation Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden Wesentliche Merkmale: setzt an konkreten Problemen an, ist auf Praxisveränderung ausgerichtet, gleichberechtigter Diskurs zwischen Forschenden und Personen im Feld, gemeinsame Evaluation aller Schritte durch Forschende und Personen im Feld
  • 010 021 Biografieforschung Ziel: Erhebung und Rekonstruktion lebensgeschichtlicher Erzählungen Lebensgeschichte immer individuell erlebt und rekonstruierte Wirklichkeit, keine Abbildung objektiver Gegebenheiten Datenerhebung: narrativ-biografisches und episodisches Interview, Triangulation verschiedener Datenquellen/Erhebungsmethoden sinnvoll Auswertung: Schwerpunkt auf Inhalten oder Struktur
  • 010 022 Qualitatives Experiment Nach wissenschaftlichen Regeln vorgenommener Eingriff in einen (sozialen) Gegenstand nach dem Prinzip maximaler struktureller Variation Verfahren kommt nur zur Anwendung, wenn sie dem Gegenstand gerecht werden  Eingriffe erfolgen nach Prinzip der maximalen strukturellen Variation, alle relevanten Merkmale eines Gegenstandes sollen auf Ähnlichkeiten und Unterschiede analysiert werden
  • 010 023 Forschungsprogramm Subjektive Theorien Groeben und Scheele, 1970er Basiert auf Annahme, dass Menschen im Alltag so wie Wissenschaftler versuchen, Welt um sich herum zu beschreiben, erklären und verändern Ziel: Erhebung, Rekonstruktion und Geltungsprüfung subjektiver Theorien Subjektive Theorien: subjektive Kongitionen der Selbst- und Weltsicht, die die Funktionen der Erklärung und Prognose erfüllt und deren Akzeptierbarkeit als "objektive" Erkenntnis zu prüfen ist Kommunikative Validierung: subjektive Theorien einer Person werden erhoben und rekonstruiert Dialog-Konsens-Kriterium: Teilnehmer stimmt Gespräch zu, Gespächssituation frei von Zwängen und Asymmetrien Explanative Validierung: geprüft, ob subjektive Theorie der Realität entspricht
  • 011 001 Triangulation Triangulation = Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven auf denselben Forschungsgegenstand, Erhebung von Daten zu einem Gegenstand unter Anwendung von (mindestens) zwei Methoden Varianten Datentriangulation, Investigatortriangulation, Theorientriangulation, Methodentriangulation
  • 011 002 Within-Methods-Triangulation vs. Between-Methods-Triangulation Within-Methods: mehrere Operationalisierungen eines Konzepts innerhalb einer Methode Between-Methods: Verwendung unterschiedlicher Methoden zur Erfassung desselben Gegenstands Funktion der Komplementarität (vollständigeres Bild) KEIN Validitätskriterium, da fehlende Übereinstimmung ≠ mangelnde Validität, Methode gleicht nicht automatisch Schwäche einer anderen aus
  • 011 003 Mixed Methods Mixed Methods = Forschungsmethode, die eine Kombination von Elementen qualitativer und quantitativer Forschungstraditionen beinhaltet, typischerweise innerhalb einer Untersuchung Multimethod-Design: Mixed-Methods-Studien, in denen zwei relativ eigenständige Untersuchungen nacheinander durchgeführt werden, eine qualitative und eine quantitative Mixed-Model-Design: Mixed-Methods-Untersuchungen, in denen eine Kombination von qualitativen und quantitativen Elementen über verschiedene Phasen einer Untersuchung hinweg stattfindet
  • 011 004 Multimethod-Studien und hybride Methoden Multimethod-Studien: Kombination mehrerer Forschungsmethoden in einer Phase derselben Studie statt, wobei Methoden entweder qualitativ oder quantitativ sind Hybride Methoden: Methoden, die in sich eine Kombination qualitativer und quantitativer Elemente beinhalten
  • 011 005 Mixed-Model-Designs Hypothesentestend, qualitative Daten, statistische Auswertung Hypothesentestend, quantitative Daten, qualitative Auswertung Hypothesengenerierend, quantitative Daten, qualitative Auswertung ...
  • 011 006 Ausgewählte Mixed-Methode-Designs Triangulationsdesign: zeitgleich qualitative und quantitative Verfahren der Datenerhebung, Daten beziehen sich auf selben Untersuchungsgegenstand und haben selbes Gewicht Eingebettetes Design: dominierendes und untergeordnetes Paradigma mit jeweiligen Datentyp zur Beantwortung unterschiedlicher (aber verwandter) Forschungsfragen Explanatives Design: zunächst quantitative, dann qualitative Forschungsphase (darauf aufbauend und vertiefend) Exploratives Design: zunächst qualitative, dann quantitative Forschungsphase (darauf aufbauend und vertiefend)
  • 012 001 Evaluationsforschung Evaluationsforschung = befasst sich (als Teilbereich der empirischen Forschung) mit Bewertung von Maßnahmen, Programmen, Interventionen, Personen oder Strukturen Keine eigenständige Disziplin Anwendungsvariante wissenschaftlicher Forschungsmethoden auf spezielle Gruppe von Fragestellungen
  • 012 002 Merkmale der Evaluationsforschung Evaluation bedeutet "Bewerten", dient als Planungs- und Entscheidungshilfe, Bewerten von Handlungsalternativen Ziel- und zweckorientiernt (Ziel: praktische Maßnahmen überprüfen/verbessern) Soll dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Techniken und Forschungsmethoden angepasst sein
  • 012 003 Aspekte der Interventionsevaluation Relevanz: ob Projekt für Zielgruppe das Richtige (Bedeutsame) tut Verlauf: ob Projekt tut, was es beabsichtigt Wirksamkeit: ob Aktivitäten geeignet sind, Ziel zu erreichen Effizienz: ob es wirksam ist
  • 012 004 Evaluation vs. Evaluationsforschung Evaluation (Bewertung): Prozess der Beurteilung des Wertes eines Produktes/Prozesses/ Programmes Evaluationsforschung: explizite Verwendung wissenschaftlicher Forschungsmethoden und -techniken für Zweck der Durchführung einer Bewertung
  • 012 005 Controlling Controlling = Bedeutungsschwerpunkt auf monetären Bewertungen im Rahmen von Kosten-Nutzen-Analysen (meist betriebswirtschaftlicher Hintergrund)
  • 012 006 Qualitätsmanagement Qualitätsmanagement = Gesamtheit aller qualitätsbezogener Tätigkeiten in einem Unternehmen, Schwerpunkt auf Planung, Steuerung und Verbesserung
  • 012 007 Unterschiede Grundlagenforschung und Evaluationsforschung Erkenntnisinteresse GF: Beschreiben, Erklären, Prognose eines Sachverhaltes EF: Erfolg/Misserfolg eines Evaluationsobjekts Forschungaauftrag GF: internes Forschungsinteresse EF: externer Auftraggeber Anwendbarkeit GF: untergeordnetes Interesse EF: hohe Priorität ...
  • 012 008 Evaluationsrelevante Fragestellung (Beispiel) Welche Auswirkungen haben medizinische Heilmethoden, z.B. Protonenbestrahlung auf Heilung von Krebspatienten?
  • 012 010 Evaluationsziele Präzisierung der Fragestellung => Gütekriterium für Evaluationsforschung Ziele (SMART objectives): specific, measurable, appropiate, realistic, timely
  • 012 009 Evaluationsbedarf Programme zur Gesundheitsförderung (werden aber kaum wissenschaftlich evaluiert) Bedarfsanalyse vor Implementierung eines Programmes Qualitätssicherung betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention Begrenzte finanzielle Mittel und stetig steigende Kosten im Gesundheitswesen, daher zunehmende Bedeutung der Evaluation/Qualitätssicherung von Präventionsprogrammen
  • 012 011 Evaluationsarten Antizipatorische/prospektive Evaluation: findet vor einer Maßnahme statt Formative/prozessbegleitende Evaluation: begleitend zu einer Maßnahme durchgeführt (Maßnahme wird in regelmäßigen Abständen untersucht und Zwischenresultate erhoben, Ziel, laufende Maßnahme anzupassen/optimieren) Summative Evaluation: ergebnisbewertende, nach dem Abschluss einer Maßnahme stattfindende Evaluation (Wirksamkeit einer Maßnahme zusammenfassend bewerten, kann sich auf Konzeption, Durchführung, Wirksamkeit und Effizienz beziehen)
  • 012 012 Evaluationsmethoden Explorative Methoden: dienen Erkundung von Interventionsprozessen und deren Wirkungen  (zielen auf Formulierung/Konkretisierung von Wirkhypothesen ab und tragen dazu bei, die relevanten Variablen zu identifizieren und zu operationalisieren) Populationsbeschreibende Methoden: ermöglichen Abschätzung der Verbreitung und Hintergründe eines Sachverhaltes, erleichtern Definition der Zielpopulation Hypothesenprüfende Methoden: testen Einfluss der untersuchten Intervention auf sinnvoll operationalisierte Wirkkriterien
  • 012 013 Evaluationsdesigns Solomon-Vier-Gruppen-Plan: dient dazu, mögliche Wirkung von Pretesteffekten zu überprüfen, Vergleich der Gruppen 2 und 4 ermöglicht eine Abschätzung Treatment/kein Treatment, Pretest/kein Pretest Pretest kann zur gedanklichen Auseinandersetzung mit Thema oder zu Übungseffekten führen
  • 013 001 Hypothesenprüfung nach Bayes A priori Wahrscheinlichkeiten werden durch neue Informationen (Daten) zu a posteriori Wahrscheinlichkeiten Angenommen wir haben zwei Hypothesen (H1, H0), a priori haben beide die gleiche Wahrscheinlichkeit (p(H1)=p(H0)=0,5). Nach Betrachtung konkreter Daten (a posteriori) steigt Wahrscheinlichkeit für Hypothese, die Daten am besten vorhersagt Das Verhältnis der Vorhersagewerte (likelihood = Wahrscheinlichkeit für die Daten, wenn die Hypothese gegeben ist) ist der Bayes-Faktor (BF)
  • 013 002 Vorteile der Hypothesenprüfung von Bayes Quantifiziert Evidenz, anstatt eine alles-oder-nichts-Entscheidung zu erzwingen (inkl. Irrtumswahrscheinlichkeit) Es lässt sich der Verlauf der Evidenz mit steigender Datenmenge beobachten Bezieht sich immer auf konkrete Daten und nicht auf hypothetische Verteilungen