Gesundheitspsychologie (Fach) / Risikogruppe Lehrer (Lektion)
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Anforderungen, Studien usw
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- Hohes Maß an psychischen Belstungen bei Lehrern Alarmierende Zahlen über:• Dienstunfähigkeit• Vorgezogener Ruhestand hauptsächlich aufgrund von psychischen bzw. psychisch verursachten Beeinträchtigungen und Beschwerden • Lehrer sind häufiger als andere Berufsgruppen Patienten von psychosomatischen Praxen und Kliniken
- Was sind Gründe für hohe psychische Belastung? Schulstoff beherrschen & didaktische Aufbereitung Komplexe und widersprüchliche Sozial-kommunikative, emotionale und motivationale Anforderungen (Bsp.: Soziale Sensibilität vs. Hohes Maß an Robustheit) Aufmerksamkeitsleistung (fokussiert auf einen Schüler vs. Verteilt auf alle Schüler) Pausen nicht entlastend sondern Trubel und Lärmpegel Selten Erfolgsrückmeldungen Schwere Distanzierung im Familienleben schon Freud zählte Lehrer zu den Vertretern der „unmöglichen Berufe, in denen man des ungenügenden Erfolgs von vornherein sicher sein kann“ (Freud, 1937)
- Warum sind Interventionen nötig? 1) Damit aus Lehrern von heute nicht die Patienten von morgen werden 2) Lehrqualität bzw. Unterrichtsniveau kann nur hoch sein, wenn die Lehrer gesund sind 3) Der Lehrerberuf muss attraktiv für neue Generationen bleiben 4) Lehrer sind wichtige Multiplikatoren für die Gesundheit der Schüler
- Die Potsdamer Lehrerstudie (Schaarschmidt & Kieschke, 2005) Ziele • Differenziertes Bild der Belastungssituation zeichnen • Praxistaugliche Vorschläge zur Optimierung ableiten • Hauptaugenmerk wurde auf die Persönlichkeitsmerkmale gelegt, die einen gesundheitsförderlichen Umgang mit den Anforderungen des Berufes erleichtern • Gibt es Beanspruchungsmuster?
- Untersuchungskonzept Potsdamer Lehrerstudie Keine Prüfung von Beanspruchungsfolgen in Form von psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen/Beschwerden Fokus auf persönlichem Bewältigungsverhalten Mit welchem Verhalten/ Erleben begegnen LehrerInnen den Anforderungen ihres Berufes? In welchem Maße kommen Gesundheitsressourcen und Gesundheitsrisiken zum Ausdruck? Diagnostischer Ansatz : AVEM: Arbeitsbezogenes Verhaltens- & Erlebensmuster Clusteranalyse: 4 Muster (Cluster) des Verhaltens und Erlebens gegenüber der Arbeit
- AVEM: Arbeitsbezogenes Verhaltens- & Erlebensmuster · Fragebogen mit 66 Items, der das arbeitsbezogene Verhalten und Erleben in den folgenden 11 Merkmalen erfasst: 1. Bedeutsamkeit der Arbeit → „Die Arbeit ist für mich der wichtigste Lebensinhalt“
- Faktorenanalyse AVEM konnten die 11 Merkmale folgenden drei Überkategorien zugeordnet werden: · 1 – 5 Arbeitsengagement (5: Distanzierungsfähigkeit „Nach der Arbeit kann ich ohne Probleme abschalten“) · 5 – 8 Widerstandskraft (7: Offensive Problembewältigung → „Für mich sind Schwierigkeiten dazu da, dass ich sie überwinde.“ · 9 – 11 Emotionen (10: Lebenszufriedenheit: Im Großen und Ganzen bin ich glücklich und zufrieden“)
- 4 Cluster Muster G (Gesundheit) Muster S (Schonung) Risikomuster A Risikomuster B
- Risikomuster A Überhöhtes Engagement steht im Vordergrund • Stärkste Ausprägung in 'Bedeutsamkeit der Arbeit', 'Verausgabungsbereitschaft' und dem 'Perfektionsstreben' Niedrigster Wert in der 'Distanzierungsfähigkeit' Verminderte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen, aufgr. von: • Geringe Ausprägung der 'inneren Ruhe und Ausgeglichenheit' • Relativ hohe Werte in der 'Resignationstendenz' Eher negative Emotionen → „Gratifikationskrise“: Hohe Anstrengungen und kein Erleben von Anerkennung Diese Lehrer werden oft wegen ihrem hohen Engagement geschätzt. Ihre Kraft reicht aber nicht aus um dauerhaft den Belastungen standzuhalten. Nicht selten findet ein Übergang zum Risikomuster B statt.
- Risikomuster B Geringe Ausprägung in der offensiven Problembewältigung und innerer Ruhe und Ausgeglichenheit Ausbleibendes Erfolgserleben im Beruf Generelle Arbeitsunzufriedenheit Niedrige Werte in der Dimension „Arbeitsengagement“ Ähnlich wie S, allerdings hier keine erhöhte, sondern eine eingeschränkte Distanzierungsfähigkeit B ist gekennzeichnet durch Resignation, Motivationseinschränkung, herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und negative Emotionen → Kernerscheinungen des Burnout-Syndroms
- Kernerscheinungen des Burnout-Syndroms im fortgeschrittenem Stadium: • Übergang von Risikomuster A (entspricht dem „brennen“) zu Risikomuster B (entspricht dem „ausbrennen“) überzufällig häufig • Ebenfalls Übergang von Muster S zu Risikomuster B ebenfalls häufiger • Teilweise sind schon Berufseinsteiger im Risikomuster B einzuordnen, ohne das sie vorher A oder S durchlaufen haben
- Muster G (Gesundheit) Wünschenswertes Muster für arbeitsbezogenes Verhalten und Erleben. Deutliche Ausprägung in den Merkmalen „Arbeitsengagement“ Trotzdem erhaltene 'Distanzierungsfähigkeit' Günstige Werte in den Merkmalen „Widerstandskraft“ Mit Abstand die höchsten, in dem Fall positivsten, Werte in den Merkmalen „Emotionen“ Lehrer dieses Typs, haben beste Voraussetzungen dafür, erworbenes Wissen/ Können und pädagogische Überzeugungen/ Absichten wirksam umzusetzen
- Muster S (Schonung) Schonungsverhalten gegenüber der Arbeit. Geringste Ausprägungen in den Merkmalen „Arbeitsengagement“ Stärkste Ausprägung der 'Distanzierungsfähigkeit' • Mittlere Werte in den Merkmalen „Widerstandskraft“ Niedrige 'Resignationstendenz' → verringertes Engagement also nicht aufgrund von Resignation Mittlere Werte in den Merkmalen „Emotionen“ Das S-Muster stellt ein ernstes Hindernis für eine erfolgreiche Lehrtätigkeit dar, da der Beruf verstärktes Engagement und Eigeninitiative verlangt.
- Beanspruchungsmuster im Vergleich: Existenzgründer zeigten am häufigsten Muster G und am seltensten Risikomuster B, dafür aber häufig Risikomuster A Feuerwehrmänner zeigen häufig Muster G & S und seltener Risikomuster A & B Lehrer und Erzieher zeigen am häufigsten Risikomuster A & B
- weitere Erkenntnisse zu Beanspruchungsmustern: im Geschlechtervergleich zeigten bei der Polizei die Frauen bessere Werte, bei Lehrern und Strafvollzug umgekehrt in Risikomuster A und B gab es die meisten psychischen und körperlichen Beschwerden, dann absteigend zu Muster G Ab 5 – 15 Dienstjahren bei Lehrern nimmt Anteil an Risikomuster A & B deutlich zu Die Muster können sich über die Jahre sowohl zum guten, als auch zum schlechten Verändern