Entwicklungspsychologie 1 (Fach) / 5. Vorlesung (Lektion)
In dieser Lektion befinden sich 59 Karteikarten
Wahrnehmung und #aufmerksamkeit
Diese Lektion wurde von khoelsch erstellt.
- Wahrnehmungssinne Fernsinne Sehen –Visuelle Wahrnehmung Hören –Auditive Wahrnehmung Nahsinne Schmecken –Gustatorische Wahrnehmung Riechen –Olfaktorische Wahrnehmung Tasten -Taktile Wahrnehmung Schmerzwahrnehmung –Nozizeptive Wahrnehmung Temperaturwahrnehmung –Thermozeptive Wahrnehmung Körperempfindung –Propriozeptive Wahrnehmung Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum
- Nahsinne Taktile Wahrnehmung (Berührung, Temperatur, Schmerz)-Erste Wahrnehmung schon beim Fötus-Bei Geburt ist das Kind taktil sensitiv am ganzen Körper-Besonders hohe Dichte an Rezeptoren an der Fußsohleund anden Handinnenflächen(v.a. Fingerspitzen), sowie im Mundbereich-Schmerzreaktionen treten aufgrund der fehlendenMyelinisierungder Schmerzneurone verzögert auf
- +Nahsinne Taktile Wahrnehmung (Berührung, Temperatur, Schmerz)-Erste Wahrnehmung schon beim Fötus-Bei Geburt ist das Kind taktil sensitiv am ganzen Körper-Besonders hohe Dichte an Rezeptoren an der Fußsohleund anden Handinnenflächen(v.a. Fingerspitzen), sowie im Mundbereich-Schmerzreaktionen treten aufgrund der fehlendenMyelinisierungder Schmerzneurone verzögert auf
- Nahsinne Temperaturwahrnehmung Bereits beim Neugeborenen Reaktion auf plötzliche TemperaturveränderungenRückzug (vornehmlich bei Hitze)vermehrte Aktivität (vornehmlich bei Abkühlung)
- Nahsinne Propriozeptive Wahrnehmung Neugeborene: Plötzliche Veränderungen der KörperpositionReflexe oder Änderungen des Muskeltonus.
- Schmecken und Riechen Neugeborene DiskriminationsleistungenGeschmack:Süss, Sauer, Salzig, Bitter, Umami(?) (fleischig herzhaft)Geruch:Feinste Unterschiede bedeutsam
- Schmecken und Riechen Neugeborene Präferenzen -Geruch des eigenen Fruchtwassers gegenüber fremdenFruchtwasser-Süßes gegenüber Saurem-Muttermilch gegenüber neutraler Flüssigkeit und gegenüber derMilch einer anderen Frau (Geruch und Geschmack)
- Wie untersucht man Geruchs-und Geschmackspräferenzen bei Neugeborenen? Analyse mimischer Reaktionen
- Wie untersucht man Geruchs-und Geschmackspräferenzen bei Neugeborenen? Head turn Paradigma (siehe nächste Folie)Getränktes Stofftuch rechts und links vom Kopf des Kindes (kritischer Reiz vs. Vergleichsreiz).Abhängige Messung: Zuwendung mit dem Gesicht StabilometerApparat, der das Ausmaß körperlicher Aktivität von Neugeborenen in Reaktion auf Außenreize (z.B. Gerüche)misst (bei negativer Reaktion mehr Aktivität) SaugpräferenzmethodeErhebung der Saugrate für unterschiedlich schmeckende Flüssigkeiten
- Wie untersucht man Geruchs-und Geschmackspräferenzen bei Neugeborenen? Head turn Paradigma SpontaneKopfbewegung in Abhängigkeit der Lage des präferierten Reizes z.B. Zur Testung zur Geruchs-oder Geschmacksdiskrimination bei Neugeborenen Head turn Paradigma als response contingent procedure GelernteKopfbewegung in Abhängigkeit der Anwesenheit bestimmter Reize (oder des Auftretens von Reizveränderungen). Geeignet für das Alter zwischen 6 und 10 Monaten wherker et al
- Fernsinne Meilensteine der Hörentwicklung Erste Reaktionen auf laute Geräusche: ab der 24.SSW.-Außengeräusche werden ab ca. 60dB direkt übertragen.-Im Mutterleib herrscht hoher Geräuschpegel: Verdauungstrakt der Mutterbiszu 85dB, Blutfluss in den Arterien der Mutter ca. 55 dB + Herzschlag undAtemgeräusche.Richtwerte: 30dB Flüstern, 60dB Unterhaltung, 85dB mittlerer Straßenverkehr, 100dB Presslufthammer,Schmerzschwelle bei ca. 130dB.Bei Geräuschen ab 110dB sind Stresssymptome beim Ungeborenen erkennbar. Diskrimination•Laute aus unterschiedlichen Sprachen•Auf-und absteigende Tonfolgen•Zwei und dreisilbige Worten. Präferenzen•Komplexe Geräusche lieber als einfache Töne.•Mutterstimme lieber als andere Stimmen•Muttersprache lieber als andere Sprachen•Ammensprache lieber als monotones Sprechen
- Fernsinne Meilensteine der Hörentwicklung Wie entwickelt sich das Hören? Wesentliche Fortschritte der Hörfähigkeit innerhalb des ersten Lebensjahres: •Ab 3-4 Monaten können Geräusche nach nur kurzerDarbietungszeit wieder erkannt werden.•Ab 5 Monaten können Kinder Emotionen in der Stimmevertrauter Personen erkennen.•Für die Differenzierung von Lauten verschiedenerSprachen nimmt die Sensitivität nach dem ersten halbenLebensjahr wieder ab siehe Sitzung “Sprachentwicklung“.•Ab 7 Monaten bevorzugen Kinder sprachliche Äußerungenmit natürlichen Sprechpausen.siehe Sitzung Sprachentwicklung“.•Ab 9 Monaten bevorzugen sie Wörter mit natürlicher Betonung.siehe Sitzung Sprachentwicklung“.
- FernsinneDas visuelle System Retina. Die Zapfen im Bereich der Foveacentralis(Bereich des schärfsten Sehens)sind noch nicht vollständig ausgereift.
- FernsinneDas visuelle System Linsen. Einfallende Licht-strahlen werden zunächst noch nicht in der Fovea Centralis gebündelt(Fokus liegt einige Millimeter hinter der Retina)
- FernsinneDas visuelle System Zunächst noch mangelnde Akkomodationsfähigkeitder Linsen:Einfallende Lichtstrahlen werden zunächst noch nicht in der FoveaCentralisgebündelt (Fokus liegt einige Millimeter hinter der Retina) Die Koordination beider Augenfunktioniert noch nicht zuverlässig und genau. Einige neuronale Bahnen(Retina –Gehirn) sind noch nicht vollständig ausgereift.
- FernsinneDas visuelle System Akkomodation: Anpassung der Brechkraft (= Stärke, mit der Lichtstrahlen gebündelt werden)
-
- Visuelle Orientierung und Aufmerksamkeit Entwicklung Geburt Stark ruckartiges Verfolgen von Reizen; Bevorzugte Orientierung auf periphere Reize 1. Monat Zusätzlich: Obligatorische Aufmerksamkeit; Bevorzugte Beachtung von globalen Reizmerkmalen 2. Monat Beginnkontinuier-licher Blickfolge- bewegungen; Verstärkte Orientierung auf das nasale visuelle Feld, erstärkte Beachtung lokaler Reiz-merkmale 3. Monat Vermehrt antizipatorisches Schauen; equentielles Abtasten von komplexen Reizen Möglichkeit, Aufmerksamkeit bewusst zu-und abzuwenden Später immer bessere Koordination von Motorik und Sehen
- Wie untersucht man bevorzugte Reize? Blickpräferenz-Apparatur aus klassischen Verhaltensstudien
- Blickpräferenzen bei Neugeborenen Einzeldarbietung zur Überprüfung von Präferenzen für bestimmte Stimuli Blickpräferenzen bei Neugeborenen Gesichter werden Länger angeschaut als Muster Oder Farbflächen Präferenz für Gesichter
- Was bedeutet es, wenn keine Präferenz beobachtet werden kann? Interpretations-Problem bei gleichen Blickzeiten 2 Möglichkeiten (a)Das Neugeborene diskriminiert, aber es findet beide Reize gleich interessant. (b)Es liegt keine Diskrimination vor
- Interpretations-Problem bei gleichen Blickzeiten Wie kann man dieses Problem lösen? 1.Habituation an einen von zwei Reizentypen 2.Im Test werden zwei Reize dargeboten: (a)Der bereits vertraute Reiz (b)Ein neuer Reiz Sollte das Kind den neuen Reiz bevorzugen, kann es beide Teststimuli diskriminieren.
- Untersuchungen mit dem Habituationsparadigma Kontrastsensitivität wesentliche Fortschritte bis zum 2. Monat Gesichterwahrnehmung Diskriminationsfähigkeit für Affengesichter verliert sich ab ca. 9 Monaten Bewegungswahrnehmung 3 Monate: Bevorzugung biodynamischer Bewegung
- Frühe Blickpräferenzen - Formen mit Mustern sind interessanter als Formen ohne Muster Gesichtsähnliche Konfigurationen werden besonders gerne angesehen Kanten mit scharfen Helligkeitskontrasten werden bevorzugt. Bewegte Reize sind interessanter als statische Reize.
- Nutzung visueller Präferenzen zur Erfassung der Sehschärfe Babys präferieren Streifenmuster gegenüber homogenen Farbflächen
- Meilensteine der visuellen Wahrnehmung Differenzierung des Farbspektrums Im 2. Lebensmonat weitgehend entwickelt Kontrastsensitivität Wesentliche Fortschritte bis zum 2. Lebensmonat Binokulare Fokussierung Entwicklung ab ca. 3. Lebensmonat abgeschlossen Verfolgen bewegter Objekte „Smooth pursuit“: Beginn mit ca. 2. Monaten Sehschärfe bis zum 8. Monat weitgehend entwickelt
- Größenkonstanz und Tiefenwahrnehmung Weshalb nehmen wir die Größe von Objekten als konstant wahr, obwohl sich die Größe des 2-D Abbilds auf der Netzhaut ändert? Größenkonstanz (Verrechnung von Distanz und Sehwinkel) Bildgrößenänderungen (auf der Retina) werden nicht einer Änderung der Objekteigenschaft sondern der Entfernung zugeschrieben. Wie entsteht der Eindruck von Tiefe obwohl wir nur 2-dimensionale Netzhautbilder haben? Tiefenhinweisreize
- Untersuchungen zur Größenkonstanz Looming-Experimente: Kind sitzt vor einer Leinwand; Quadrat expandiert. Gegenstand auf Kollisionskurs (links): Kinder ab 1 Monat schrecken zurück und kneifen die Augen zu. Frühgeborene zeigen diese Reaktion später. Interpretation:Größenkonstanz ist möglicherweise angeboren
- Nutzung von Tiefenhinweisreizen Es gibt monokulare und binokulare Tiefenhinweisreize Wichtige monokulare Tiefenhinweisreize: •Verdeckung ( ab 5-7 Monate) •Vertraute Größe ( ab 7 Monate) •Lineare Perspektive ( ab 7 Monate) Wichtige binokulare Tiefenhinweisreize: •Querdisparation( möglicherweise angeboren)
- Exkurs Akkomodation: Anpassung der Brechkraft der Linse an Objektentfernung
- Konvergenz :Drehung der Augäpfel zum Fixationspunkt
- Verdeckung: Objekte, die andere Objekte verdecken werden als näherwahrgenommen
- Relative Höhe :Objekte, die sich näher am Horizont befinden, werden alsweiter entfernt liegend wahrgenommen
-
- Relative Größe :Bei gleichgroßen Objekten werden diejenigen als weiter entferntwahrgenommen, die einen kleineren Sehwinkel einnehmen
- Luftperspektive: Unscharfe Objekte werden als weiter entfernt wahrgenommen
- Vertraute Größe :Bei gleicher Abbildungsgröße auf der Netzhaut werden kleinereObjekte als näher liegend wahrgenommen
- Lineare Perspektive :konvergierende Linien erscheinen als in die Tiefe laufendeParallelen
- Texturgradient :Gleichabständige Strukturen erscheinen weiter entfernt jedichter gepackt sie sind
- Bewegungsparallaxe: Fortschreitendes Zu-und Aufdecken zweier Objekte je nach Bewegungsrichtung des Betrachtes Querdisparation: Unterschiedliche Netzhautbilder auf rechtem und linkem Auge
- Verdeckung Objekte, die andere Objekte verdecken werden als näher wahrgenommen
- Verdeckung bei bewegten Gegenständen: Phase 1: Gewöhnung an eine Szene, in der ein Stab hinter einem Wandschirm hin-und her bewegt Phase 2: Entfernung des Wandschirms; zwei Testszenen (a), (b) Ab 5 Monate: Kinder schauen länger auf Szene mit zwei Stabteilen; Ohne Phase 1 gab es keine Präferenz Interpretation: 5 Monate alte Kinder verstehen Prinzip der Verdeckung
- Verdeckung bei statischen Gegenständen: Zeigt man Kindern die unten stehenden Vorlagen, so findet sich ab 7 Monaten bei Abbildung (a) links eine Greifpräferenz zur linken Seite. Mit 5 Monaten ist diese Präferenz noch nicht zu erkennen.Interpretation:7 Monate alte Kinder verstehen das Prinzip der Verdeckung auch in statischen Situationen
- Wahrnehmung von Subjektiven Konturen Verdeckung und Subjektive Konturen Gewöhnt man Säuglinge zunächst an Figur Bund zeigt ihnen anschließend Figur A oder Figur C,dann präferieren 7 Monate alte Kinder Figur A. (5 Monate alte Kinder zeigen noch keine entsprechende Präferenz.)Wahrnehmung von Subjektiven Konturen Interpretation:Ab 7 Monaten sehen die Kinder ein weißes Quadrat, das vier runde Reise mit seinen Ecken verdeckt.
- Vertraute Größe Bei gleicher Abbildungsgröße auf der Netzhaut erscheinen kleinere Objekte als näher liegend
- Nutzung von Vertrauter Größe Kind spielt zunächst mit einem von zwei Paaren von Gegenständenunterschiedlicher Größe.Das Objekt, das in Paar (a) groß ist, ist in Paar (b) klein umgekehrt. Ab 7 Monate greifen Kinder, die eine Abbildung sehen, auf der beideObjekte gleich groß abgebildet sind (c), nach demjenigen,das in der vorherigen Spielphase das kleinere war.
- Lineare Perspektive konvergierende Linien erscheinen als in die Tiefe laufende Parallelen
- Versuche zur linearen Perspektive Baby darf mit einem Objekt spielen. Anschließend werden zwei Objekteder gleichen Art auf einer Leinwandmit Gittermuster befestigt (beide Objektesind sich gleich weit vom Kind entfernt). Das obere Objekt wird als weiter weg wahrgenommen Sitzt das Kind so, dass es beide gleich gut greifen kann, stellt manab 7 Monate ein bevorzugtes Greifen nach dem vermeintlichnäheren Objekt fest.
- Untersuchungen mit der „Visuellen Klippe“ (Gibson & Walk, 1960) Das Kind wird auf eine Glasplatte gesetzt, die über einen Abgrund führt. Die Mutter lockt das Kind von der gegenüber liegenden Seite. Ab 2 Monaten: Herzfrequenzunterschied –über Abgrund niedriger Ab 9 Monaten: über Abgrund erhöhter Herzschlag Tiefenangst. Querdisparation ab ca. 4 Monate möglich Bewegungsparallaxe ab ca. 2-3 Monate / Texturgradient ab wann?
- Bewegungsparallaxe Objekte im Raum verschieben sich auf der Retina unterschiedlich schnellWas sich schneller bewegt wird als näherinterpretiert; was sich langsamerbewegt wird als weiter weg interpretiert. Durch Verschiebung auf Netzhaut entsteht der Eindruck von Tiefe. Bewegung des Beobachters vonPosition. 1 zu Position. 2 verschiebt dasNetzhautbild eines nahen Punktes (A)stärker als das Netzhautbild einesentfernten Punktes (B).
- Visuelle Klippe Visual cliff –Folge-Experimente Kontrollexperimente mit der visuellen Klippe auchmit deprivierten Jungtieren zur Klärung der Frageob bestimmte Tiefenhinweisreize angeboren oder erlernt sind Bedeutung des Texturgradienten (monokular statisch):Muster direkt unter der Glasplatte (kein Abgrund mehr)aber das Muster ist kleiner“Normale“ Tiere bevorzugen Seite mit größerem MusterDeprivierte Tiere zeigen keine Bevorzugung Bedeutung der Bewegungsparallaxe (monokular Bewegungsinduizert):Vergrößerung des Musters auf der Klippen-Seite (bei bestehendem Abgrund)proportional zur Entfernung der Augen (keine Texturunterschiede mehr)“Normale“ und deprivierte Tiere bevorzugen hohe Seite Interpretation: Tiefenwahrnehmung durch Texturunterschiede muss gelernt werdenTiefenwahrnehmung durch Bewegungsparallaxe evtl. angeboren? (neuere Befunde : ab ca 14 Wochen
- Objekteinheit / Abgrenzung zwischen Objekten Kriterien für die Wahrnehmung von Objekteinheitlichkeit •Abheben von einem Hintergrund durchFarbe, Helligkeit oder Struktur •geschlossene Außenkonturen(Gestaltgesetz der Guten Gestalt) •Abheben von einem Hintergrund durch Bewegung(Gestaltgesetz des gemeinsamen Schicksals). Nutzung dieser (und weiterer) Kriterien ab ca. 7 Monate
-