Approbationsprüfung Psychotherapie (Subject) / Frühjahr 2014 (Lesson)
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Frühjahr 2014
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- 1 Panikpatienten erleben im Unterschied zu vielen psychotischen Patienten das mit ihrer Störung verknüpfte Verhalten selbst als krankhaft und normabweichend. Welcher Begriff bezeichnet dieses klinisch relevante Erlebensphänomen? Ich-Dystonie
- 2 Bei einer psychischen Störung nach ICD-10 wird das psychische Phänomen beschrie- ben, dass bei Betroffenen das Erleben der persönlichen Einheit gestört ist und diese ihre Gefühle und sich selbst als verändert, fremd oder unwirklich erleben. Wie heißt dieses psychische Phänomen bzw. diese Ich-Störung? Depersonalisation
- 3 Wie nennt man diejenige psychische Störung nach ICD-10, bei der 1. die Kriterien einer depressiven Episode erfüllt sind und für die 2. eine somatische Ätiologie angenommen wird, z. B. wenn sie durch eine körperli- che Erkrankung wie eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder ein Frontalhirnsyndrom hervorgerufen wurde? organische depressive Störung
- 4 Wie lautet nach der ICD-10, Kapitel V (F), die Bezeichnung für eine Gruppe körper- licher, Verhaltens- und kognitiver Phänomene, die sich nach wiederholtem Sub- stanzgebrauch entwickeln und bei denen der Konsum einer Substanz oder Substanzklasse für die Person Vorrang hat gegenüber anderen Verhaltensweisen, die von ihr früher höher bewertet wurden? (Subkategorie der ICD-10, vierstellig kodiert nach dem Schema FXX.X) Abhängigkeitssyndrom
- 5 Mit welchem Fachbegriff bezeichnet man den inneren emotionalen und sozialen Zusammenhalt von Mitgliedern einer Familie untereinander oder - allgemein - in Gruppen, welcher auch in empirischen und theoretischen Ansätzen der Gruppenpsy- chotherapie thematisiert wurde und wird (z. B. bei den sog. instrumentellen Grup- penbedingungen oder Wirkfaktoren)? Kohäsion
- 6 In der systemischen Therapie wird die Qualität der Grenzen zwischen den Subsys- temen einer Familie für das Funktionieren der Familie betont. Familien, die gesund sind, haben klare Grenzen zwischen den Subsystemen und auch zwischen der Fami- lie und der Außenwelt. Wie nennt man in der strukturellen Familientherapie nach Minuchin diejenige Stö- rungskonstellation (auch: Störungskategorie), bei der die Grenzen zwischen den Subsystemen diffus (auch: verwischt) sind oder werden und damit auch die Diffe- renzierung des Systems schwindet? Verstrickung
- 7 In der Psychotherapie kommt ein „Beratungskonzept“ zur Anwendung, das auf die Lösung ambivalenter Einstellungen gegenüber Verhaltensänderungen, d. h. auf die Veränderungsbereitschaft von Menschen abzielt. Es beinhaltet sowohl klientenzent- riertes als auch direktives Vorgehen. Wie wird dieses Konzept bezeichnet, das beim „Klienten“ u. a. Diskrepanz entwi- ckeln und die Selbstwirksamkeitserwartung stärken will und dabei Techniken wie „change talk“ und „confidence talk“ verwendet? Motivational Interviewing
- 8 Welche der folgenden Faktoren bezeichnet das transaktionale Stressmodell von La- zarus und Folkman für die Entstehung von Stress als am ehesten relevant? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Einschätzung der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten (B) Bewertung einer Situation als bedrohlich (C) Verstärkung der Somatosensorik (D) Verhältnis von Handlungsvalenz zu Angst (E) hohe Konfrontationsbereitschaft (sensitization) AB
- 9 Welche der folgenden Aussagen über die unipolare Depression sind am ehesten zu- treffend? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, scheint insgesamt abzunehmen. (B) Über 50% der Betroffenen haben nicht nur eine depressive Episode in ihrem Le- ben, sondern mehrere. (C) Kulturelle und regionale Faktoren haben keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Depression. (D) Sie kommt häufiger bei Männern als bei Frauen vor. (E) Bei Menschen mit geringem sozioökonomischen Status ist die Wahrscheinlich- keit erhöht, an Depression zu erkranken. BE
- 10 Welche der Folgenden sind sog. kognitive Fehler nach A.T. Beck? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Personalisierung (B) Sich-Sorgen (C) selektive Abstraktion (D) Selbstabwertung (E) Rumifizieren AC Personalisieren Die eigene Person wird als Ursachenegativer Ereignisse betrachtet Meine Eltern wollen sich trennen, weil ich aufdie Welt gekommen bin. Selektive Abstraktion Fixierung auf ein negatives Detail, Ignorierenanderer Aspekte Meine Freundin hat sich zwei Plätze weit wegvon mir gesetzt. Sie will bestimmt nicht mehrmeine Freundin sein
- 11 Welche der folgenden Elemente sind im kognitiven Modell der posttraumatischen Belastungsstörung von Ehlers und Clark (2000) am ehesten entscheidend für das intrusive Wiedererleben des traumatischen Ereignisses? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Verleugnung des traumatischen Ereignisses (B) implizites negatives Selbstwertgefühl (C) dysfunktionale Interpretations-Schemata (D) Charakteristika des Traumagedächtnisses (E) elaborierte Integration des Traumas in das autobiographische Gedächtnis CD Das kognitive Modell der chronischen posttraumatischen Belastungsstörung nach Ehlers und Clark (2000): Aus kognitiver Perspektive spielen Interpretationen des Traumas und seiner Konsequenzen eine zentrale Rolle für die unzureichende emotionale Verarbeitung eines traumatischen Ereignisses. Die intrusiven Erinnerungen („Flashbacks“, siehe Diagnose) führen zu emotionalen und psychophysiologischen Belastungen, wenn sie negative automatische Gedanken und negative Überzeugungen auslösen (z.B: „Ich bin nirgends mehr sicher!“).
- 12 Welche der folgenden Bereiche sind in der Internationalen Klassifikation der Funkti- onsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, abgekürzt ICF, der Behinderung (engl.: disability) direkt untergeordnete Bereiche? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Schädigungen (impairments) (B) psychische Symptomatik (mental and behavioural Symptoms) (C) Beeinträchtigungen der Aktivität (activity limitations) (D) spezielle Verwundbarkeit (vulnerability) (E) Beeinträchtigungen der Teilhabe (participation restrictions) ACE
- 13 Bei welchen der folgenden Störungen liegt am ehesten eine Indikation für den Ein- satz von Psychostimulanzien vor? Wählen Sie 2 Antworten! (A) ADHS (B) Narkolepsie (C) sexuelle Funktionsstörungen (D) Alkoholentzugsdelir (E) Manie AB
- 14 Ein diagnostisches Standardverfahren in der Verhaltenstherapie ist die Bedingungs- analyse nach dem SORKC-Modell. Welche der in den nachfolgenden Antwortalternativen genannten Faktoren gehören am ehesten zum SORKC-Modell? Wählen Sie 4 Antworten! , (A) Kontingenz (B) operante Konditionierung (C) Stimulus (D) sekundäre Faktoren (E) Cluster (F) Konsequenz (G) Organismusvariable ACFG
- 15 ln den psychoanalytisch orientierten Psychotherapieverfahren lassen sich aufde- ckende oder konfliktorientierte von eher supportiven Interventionsstrategien unter- scheiden. Welche der nachfolgenden Vorgehensweisen oder Haltungen lassen sich am ehesten den aufdeckenden oder konfliktorientierten Interventionen bzw. Interventionsstra- tegien zuordnen? • Wählen Sie 3 Antworten! (A) Regressionsbegrenzung (B) Ressourcenaktivierung (C) technische Neutralität des Therapeuten (D) Übernahme von Hilfs-Ich-Funktionen (E) Übertragungsdeutung (F) Widerstandsanalyse CEF
- 16 Im Rahmen der Psychotherapie-Richtlinie muss von den Patienten eine Psychothe- rapie bei der Krankenkasse beantragt werden. Welche der folgenden Unterlagen müssen beim Antrag auf eine Langzeittherapie neben dem Antragsformular des Versicherten bei der Krankenkasse eingereicht werden? Wählen Sie 3 Antworten! (A) ein Überweisungsschein eines Arztes zum Psychotherapeuten (B) ein Bericht, in welchem der Therapeut u. a. Symptomatik, Diagnose und Be- handlungsplan darlegt und die Prognose einschätzt (C) eine Bescheinigung über die Indikationsstellung für eine Psychotherapie durch den Hausarzt (D) ein Formblatt mit Angaben zur formalen Qualifikation des Therapeuten und zu Vorbehandlungen des Patienten (E) ein aktueller Konsiliarbericht BDE
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- 17 Welchen der nachfolgend genannten Ziele dient die Muster-Berufsordnung der Bun- despsychotherapeutenkammer? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Schutz der Kinder der jeweils behandelten psychisch erkrankten Patienten (ge- mäß § 8a SGB VIII: Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung) (B) Sicherung der freien Berufsausübung (C) Förderung des Vertrauens zwischen Psychotherapeuten und ihren Patienten (D) Auflistung diagnostischer Routineabläufe in einer psychotherapeutischen Praxis (E) Hinwirkung auf berufswürdiges Verhalten BCE
- 18 Aufgabenfolge „50-jähriger Gastwirt nach Blinddarmoperation“ - Teil 1 Kurzantwortaufgabe Ein 50-jähriger Gastwirt ist wegen einer Operation im Krankenhaus und hat deswe- gen seit zwei Tagen keinen Alkohol zu sich genommen. Nach der OP ist er unruhig und zeigt einen deutlichen Tremor. Er schwitzt stark, klagt über Übelkeit und ist tachykard. Zeitweise halluziniert er (sieht Spinnen an der Wand), zeigt nestelnde Bewegungen und ist verwirrt. Wie bezeichnet man diese Symptomatik, die das offenbar bestehende Entzugssyn- drom verkomplizieren kann? Delir
- 19 Aufgabenfolge „50-iähriger Gastwirt nach Blinddarmoperation“ - Teil 2 (Ende) Mehrfachauswahlaufgabe Offenbar besteht bei dem Patienten ein Entzugssyndrom. Welche Aussagen zu einem Entzugssyndrom treffen nach ICD-10 am ehesten zu? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Durch erneute Zufuhr der Substanz bessert sich die Symptomatik in den meisten Fällen. (B) Das Entzugssyndrom ist einer der Indikatoren für ein Abhängigkeitssyndrom. (C) Die Entzugssymptome sind bei allen psychotropen Substanzen gleich. (D) Ein Tremor ist immer ein Beleg für ein Entzugssyndrom. (E) Bei einem Entzugssyndrom können Krampfanfälle auftreten. ABE
- 20 Aufgabenfolge „Kraftloser 27-jähriger Student“ - Teil 1 Einfachauswahlaufgabe Ein 27-jähriger Student kommt zum Erstgespräch, da er seit ca. 1 Jahr Schwierigkei- ten habe, seine Abschlussarbeit zu schreiben. Er zweifle sehr an seinen Fähigkeiten und habe die Befürchtung, sein Studium abbrechen zu müssen. Er leide unter Denk- und Entscheidungsblockaden. In mehreren jeweils mehrwöchigen Phasen seien Ner- vosität, sehr gedrückte Stimmung, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Darmbe- schwerden, Schlaflosigkeit und sexuelle Probleme aufgetreten. Er ziehe sich in solchen Phasen aus sozialen Kontakten zurück und lasse Termine an der Universität ausfallen. Er fühle sich dann völlig ziellos und müde und habe keine Kraft, seinen Tagesablauf zu strukturieren. Welche der folgenden Diagnosen trifft nach der ICD-10 bei diesem Patienten am ehesten zu? (A) rezidivierende depressive Störung (B) generalisierte Angststörung (C) Panikstörung (D) Somatisierungsstörung (E) Dysthymia A
- 21 Aufgabenfolge „Kraftloser 27-jähriger Student“ - Teil 2 Einfachauswahlaufgabe Der Patient ist der Überzeugung, dass sein Oberkörper zu „schmächtig“ $ei und dass er deshalb „hässlich“ und „unmännlich“ aussehe. Dieses negative Körpergefühl sei bereits vor seinem Studium im Alter von ca. 14 Jahren entstanden. Er gehe deshalb regelmäßig ins Fitnessstudio, um Krafttraining zu machen, und versuche mit Prote- inshakes und anderen Maßnahmen, den Muskelaufbau zu unterstützen. Wie sind diese Informationen nach ICD-10 am ehesten einzuordnen? (A) Es liegen Flinweise auf eine körperdysmorphe Störung vor. (B) Es liegt der Verdacht auf eine Essstörung vor. (C) Es handelt sich um eine spezielle Form der somatoformen autonomen Funkti- onsstörung. (D) Es handelt sich um eine histrionische Persönlichkeitsstörung. (E) Die Probleme sind als nicht-substanzgebundene Abhängigkeit einzuordnen. A
- 22 Aufgabenfolge „Kraftloser 27-jähriger Student“ - Teil 3 (Ende) Einfachauswahlaufgabe Nach der Diagnostikphase konzentriert sich die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung auf die dysfunktionale Überzeugung des Patienten, ein Versager zu sein. Zur Bearbeitung dieser allgemeinen Überzeugung greift der Therapeut die konkreten Befürchtungen des Patienten auf, dass seine Abschlussarbeit den Anfor- derungen seines Anleiters nicht gerecht wird. Um welche der nachfolgend aufgeführten Techniken handelt es sich am ehesten, wenn der Patient seine Erwartung einer Abwertung durch den Anleiter überprüft, indem er sich mit der Situation konfrontiert und vom Anleiter Rückmeldung zu sei- ner Arbeit einholt? (A) Zeitprojektion (B) Reattribution (C) Verhaltensexperiment (D) Training angemessenen Interaktionsverhaltens (E) massierte Exposition C
- 23 Aufgabenfolge „Frau B. nach Suizidversuch“ - Teil 1 Einfachouswahlaufgabe Frau B. (27) kommt nach einem Klinikaufenthalt zu Ihnen in die Praxis. In die Klinik sei sie nach einem Suizidversuch eingewiesen worden. Nachdem sie davon über- zeugt gewesen sei, dass ihr Partner sie betrügt, habe sie keinen Ausweg mehr ge- wusst. Es habe viel Streit zwischen ihnen gegeben. Sie sei oft in Wut geraten, die sie nicht mehr habe kontrollieren können. Oft habe dann nur noch geholfen, sich zu betrinken oder sich zu ritzen. Hinterher habe sie sich dafür meist so geschämt, dass sie sich am liebsten aufgelöst hätte. Jetzt sei sie einerseits froh, dass sie das „Arschloch“ los sei, andererseits gerate sie nun häufig in Zustände von unerträgli- cher Leere. Sie fahre dann sinnlos mit dem Auto umher oder kaufe sich Dinge, die sie sich gar nicht leisten könne. Manchmal stehe sie dann vollkommen neben sich und frage sich, wer das sei, die da gerade all diese Dinge tut. Das alles kenne sie bei sich schon einige Jahre. Sie habe zwei Studiengänge abgebrochen und verschie- dene Arbeitsstellen innegehabt, die sie aber meist nach kurzer Zeit aufgegeben ha- be. Sie habe keine Idee, was sie eigentlich interessiere. Welche der folgenden Störungen könnte nach der ICD-10 am ehesten vorliegen? (A) emotional instabile Persönlichkeitsstörung (B) anankastische Persönlichkeitsstörung (C) dissoziale Persönlichkeitsstörung (D) paranoide Persönlichkeitsstörung (E) histrionische Persönlichkeitsstörung A
- 24 Aufgabenfolge „Frau B. nach Suizidversuch“ - Teil 2 (Ende) Mehrfachauswahlaufgabe Neben einem eher unspezifischen Vorgehen können bei Frau B. auch Behandlungs- formen zur Anwendung kommen, die für die vorliegende Störungssymptomatik als spezifisch gelten. Welche der folgenden sind demgemäß am ehesten als spezifisch zu bezeichnen? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Mentalisierungsbasierte Therapie (B) Benzodiazepin-Therapie (C) Übertragungsfokussierte Psychotherapie (D) Dialektisch-behaviorale Therapie (E) Integriertes Psychologisches Therapieprogramm (F) Systemische Krisenintervention (G) Expositionstherapie ACD Die mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) für Borderline-Patienten Zentrale Aufgabe ist die Verbesserung und Stabilisierung der Mentalisierungsfähigkeit und nicht die Entwicklung von Einsicht. Der Fokus der Behandlung liegt im Hier und Jetzt. Im Hier und Jetzt wird auch untersucht, wie die Gegenwart von den Erlebnissen der Vergangenheit beeinflusst wird. Durch die therapeutische Beziehung wird dabei dem Patienten ein bedeutendes Beziehungsangebot gemacht. Dadurch wird sein Bindungssystem stark aktiviert. Dem drohenden Verlust von Mentalisierungsfähigkeiten wird durch das Angebot einer sicheren Beziehung, einer transparenten Struktur und durch mentalisierungsfördernde Interventionen begegnet. ÜBERTRAGUNGSFOKUSSIERTE PSYCHOTHERAPIE In der psychotherapeutischen Arbeit mit Menschen, die mit schweren Persönlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel Borderline– Persönlichkeitsstörung, narzisstische oder histrionische Persönlichkeitsstörung den Weg in die Psychotherapie finden, kommen heute wissenschaftlich gut fundierte bewährte theoretische Konzepte zur Anwendung, vorwiegend die Dialektisch BehavioraleTherapie (DBT) mit vorwiegend stützendem Ansatz und die Übertragungsfokussierte Therapie (TFP) mit vorwiegend explorativem (aufdeckendem) Ansatz. Die „Transference Focused Psychotherapy“ (TFP) wurde von dem Psychoanalytiker Prof. Otto F. Kernberg als eine spezielle psychoanalytisch orientierte Psychotherapiemethode entwickelt. TFP eignet sich primär für die Behandlung von Borderline– und anderen Persönlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel von narzisstischen oder histrionischen, und auch für meist in Zusammenhang mit einer Persönlichkeitsstörung diagnostizierte Essstörungen, Somatisierungsstörungen oder Abhängigkeitserkrankungen. Die therapeutische Beziehung ist eine spezielle mögliche Form von Beziehung. Sie macht es möglich, unbewusste Prozesse, die im therapeutischen Prozess in der Beziehung zwischen PatientIn und TherapeutIn geschehen, direkt im Hier und Jetzt aufzugreifen und bewusst zu machen, damit man darüber reflektieren kann. Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen der PatientInnen in einem therapeutischen Beziehungsprozess lösen Gedanken-, Gefühls-, und Verhaltensreaktionen der behandelnden PsychotherapeutInnen aus. Sie stellen je nach PatientIn ein Spiegelbild von Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmustern dar, wie diese im Leben „draußen“, also in anderen Beziehungen als in der therapeutischen, für eine Person typischerweise öfter vorkommen. Ziel der übertragungsfokussierten Psychotherapie ist es, durch eine Erarbeitung, Benennung und Deutung dieser „ Übertragungsmuster“, die im therapeutischen Prozess zwischen Patient und Therapeut zutage treten, jene Bereiche der inneren Welt der PatientInnen in ihrer Struktur zu verändern, die zu ständig sich wiederholenden destruktiven Verhaltens- und Beziehungsmustern führen. Dies ermöglicht den PatientInnen, ein besseres Verständnis und eine Akzeptanz ihrer selbst, ihrer Gefühle, Gedanken, Impulse und Handlungen, denn Psychotherapie ist letzten Endes eine Begegnung mit sich selbst, um sich selbst kennen zu lernen, um im Verlauf des therapeutischen Prozesses immer wieder entscheiden zu können, was man an sich selbst ändern möchte und was nicht, und zu akzeptieren, welche Folgen dies hat, für einen selbst und für die Umwelt.
- 25 Was versteht man in der Psychotherapieforschung am ehesten unter dem Allegiance-Effekt? (A) die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich das von den Untersuchern bevorzugte Therapieverfahren in einer Studie, die mehrere Verfahren vergleicht, als über- legen herausstellt (B) die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass weniger erfahrene Therapeuten bei kom- plexen Störungsbildern geringe Therapieeffekte erzielen (C) die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich in Meta-Analysen eine größere Zahl von RCT-Studien findet, deren Effekte im Vergleich zu klinischen Studien über- schätzt werden (D) die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass wichtige spezifische Wirkfaktoren des Therapieverfahrens zugunsten allgemeiner Wirkfaktoren übersehen werden (E) die erhöhte Wahrscheinlichkeit, allgemeine Wirkfaktoren in ihrer Bedeutung zu überschätzen A
- 26 Neben der statistischen Signifikanz spielt bei der Beurteilung von Ergebnissen der Psychotherapieforschung auch die „klinische Signifikanz“ eine Rolle. Was trifft auf den „reliable change index“ (RCI) im Rahmen der Psychotherapiefor- schung am ehesten zu? (A) Der reliable change index ist die Differenz zwischen Prä- und Post-Wert einer Testperson. (B) Der reliable change index stammt aus der qualitativen Forschung. (C) 0er reliable change index ist die Differenz zwischen Prä- und Post-Wert einer Testperson dividiert durch den Standardfehler der Differenzen. (D) Der reliable change index ist identisch mit der Retest-Reliabilität. (E) Der reliable change index ist ein testtheoretischer Wert eines diagnostischen Instrumentes. C
- 27 In einer Befragung zur Patientenzufriedenheit wird in einer psychosomatischen Kli- nik eine Stichprobe von Patienten gezogen, weil die Befragung aller Patienten zu aufwändig wäre. In dieser Stichprobe wird darauf geachtet, dass z. B. das Verhält- nis der Anzahl der Frauen zur Anzahl der Männer und jüngerer zu älterer Patienten den jeweiligen Relationen in der Gesamtpopulation der Klinikpatienten der vergan- genen Jahre entspricht. Um welche Stichprobenart handelt es sich dabei am ehesten? (A) Klumpenstichprobe (B) parallelisierte Stichprobe (C) Quotenstichprobe (D) randomisierte Stichprobe (E) repräsentative Zufallsstichprobe (C)
- 28 Beim so genannten Priming (auch: Bahnung) kommt es z. B. durch das wiederholte Konfrontieren einer Person mit Reizmaterial zu einer spezifischen Leistungsverbes- serung des Gedächtnisses beziehungsweise zu einem unwillkürlichen Wiedererin- nern. Welcher Form des Gedächtnisses wird, entsprechend der gängigen Taxonomie von Squire, dieses Priming zugeordnet? (A) semantisches Gedächtnis (B) Kurzzeitgedächtnis (C) deklaratives Gedächtnis (D) implizites Gedächtnis (E) episodisches Gedächtnis D
- 29 Auf welchen Typus von Prozessen hebt das transtheoretische Modell (von Prochaska et al.) am ehesten ab? (A) Verhaltensänderungsprozesse (B) Professionalisierungsprozesse (C) Kommunikationsprozesse (D) Qualitätssicherungsprozesse (E) Interaktionsprozesse A Das transtheoretische Modell ist ein 6-stufiges-Konstrukt, das maßgeblich von Prochaska und Di Clemente entwickelt wurde und eine Einschätzung und Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens von Patienten ermöglichen soll. Die 6 verschiedenen Stadien des TTMGemäß dem transtheoretischen Modell von Di Clemente und Prochaska stellt sich eine Verhaltensänderung als ein mehrstufiger Prozess dar, der in sechs verschiedene Stadien eingeteilt werden kann, die der Patient im Verlauf einer solchen Verhaltensänderung durchläuft. Sorglosigkeit (Pre-contemplation)Bewusstwerdung (Contemplation)Vorbereitung (Preparation)Handlung (Action)Aufrechterhaltung (Maintenance)Andauernde Aufrechterhaltung (Termination)
- 30 Das NEO Personality Inventory - Revised (NEO Pl-R) nach Costa und McCrae bietet die Möglichkeit, die Persönlichkeitsdimensionen des Big Five-Modells mit fünf Hauptskalen zu erfassen. Jeder der fünf Hauptskalen sind außerdem sechs Facetten zugeordnet, die den Inhalt der jeweiligen Hauptskala bzw. der damit gemessenen Persönlichkeitsdimension beschreiben. Welche der genannten Facptten ist dabei der Hauptskala bzw. der Persönlichkeits- dimension Verträglichkeit zugeordnet? (A) Ängstlichkeit (B)} Vertrauen (C) Offenheit für Ästhetik (D) Herzlichkeit (E) Ordnungsliebe B Der NEO-FFI (Kurzform) besteht aus 60 Items, der NEO-PI-R aus 240 Items. Beim NEO-PI-R werden die fünf Faktoren noch jeweils in sechs Unterskalen, auch Facetten genannt, unterteilt: Neurotizismus: Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression, Soziale Befangenheit, Impulsivität und VerletzlichkeitExtraversion: Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Aktivität, Erlebnishunger und FrohsinnOffenheit: jeweils Offenheit für Fantasie, Ästhetik, Gefühle, Handlungen, Ideen und bezüglich des Normen- und WertesystemsGewissenhaftigkeit: Kompetenz, Ordentlichkeit, Pflichtbewusstsein, Leistungsstreben, Selbstdisziplin und BesonnenheitVerträglichkeit: Vertrauen, Freimütigkeit, Altruismus, Entgegenkommen, Bescheidenheit und Gutherzigkeit
- 31 Nach ICD-10 ist es zulässig, eine posttraumatische Belastungsstörung auch dann zu diagnostizieren, wenn die Symptomatik erst 6 Monate oder mehr nach der Trauma- tisierung entsteht. Wie ist die Häufigkeit der verzögerten posttraumatischen Belastungsstörung (Anteil innerhalb der Gruppe aller Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung)? (A) ca. 3-10% (B) ca. 20-25% (C) ca. 30-35% (D) ca. 40-45% (E) ca. 50-55% (A,B)2
- 32 Welche der folgenden Beschreibungen charakterisiert am ehesten eine Kernannah- me des Stressimpfungstrainings nach Meichenbaum? (A) verzerrte Sicht der Realität infolge typischer Gedankenfehler wie z. B. selekti- ve Abstraktion oder Übergeneralisierung (B) sogenannte automatische Gedanken, welche das zentrale vermittelnde Ele- ment zwischen der äußeren und der inneren Realität sind (C) Auslösung von Gefühlen, Handlungen und Körperreaktionen nicht unmittelbar durch auslösende Ereignisse, sondern durch die Art der Bewertung (D) Zusammenhang problematischer Gefühlsreaktion'en, Handlungen und Körperre- aktionen mit ungünstigen Selbstverbalisationen (E) Modifikation maladaptiver Schemata, die infolge bestimmter Situationsbedin- gungen aktualisiert wurden, durch ein therapeutisches Nachbeeltern D Das „Stressimpfungstraining nach Meichenbaum“ (SIT) basiert auf den Grundsätzen der Kognitiven und der Rational Emotiven Verhaltenstherapie. Die von ihm entwickelte Methode dient dazu, Stress hervorrufende Ereignisse zu bewältigen und die richtige Balance zwischen Anforderungen und Entspannung zu finden.Das SIT beinhaltet Information über Stress und Stressbewältigung• Erkennen dysfunktionaler Gedanken und Verhaltensweise• Erarbeitung und Training förderlicher Kognitionen• Erlernen von Bewältigungsstrategie• Erarbeitung eines konstruktiven inneren Selbstgespräches• Transfer dieser Strategien in den Alltag Die Verinnerlichung eines freundlichen, mitfühlenden inneren Dialogs und eine realitätsangemessene Wahrnehmung können zu einer deutlichen Verbesserung Ihrer Stressresistenz und Lebensqualität beitragen.
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- 33 Wie bezeichnet man am besten die mangelnde Fähigkeit von Menschen, eigene Ge- fühle oder die Gefühle anderer wahrzunehmen, zu differenzieren und zu beschrei- ben? (A) Depersonalisation (B) Derealisation (C) Parathymie (D) Alexithymie , (E) Dissoziation D
- 34 Was ist aus psychoanalytischer Perspektive am ehesten als zentrales Kennzeichen einer akuten „psychischen Krise“ zu bezeichnen? (A) ein Übergewicht des Überich gegenüber dem Es (B) eine Überich-Attacke (C) eine Ich-Regression (D) ein Überwiegen der Verdrängung vor anderen Abwehrmechanismen (E) eine Verbündung von Es und Überich gegen das Ich C
- 35 Als Primärprozesse bezeichnet man in der psychoanalytischen Theoriebildung am ehesten (A) belastende Erfahrungen im frühen Lebensalter, die Folgeprobleme im Erwach- senenalter verursachen (B) bewusste und realitätsbezogene Vorgänge (C) die Umsetzung von psychischer Konfliktspannung in körperliche Innervation und Symptome * (D) Formen der Angstabwehr (E) vom Lustprinzip beherrschte Prozesse, die nicht der Realitätsprüfung unterwor- fen sind E
- 36 Derjenige psychodynamische Abwehrmechanismus, der impliziert, dass das genaue Gegenteil dessen zum Ausdruck gebracht wird, worauf bedrohliche Impulse zielen und was tatsächlich gefühlt wird, nennt sich (A) Sublimierung (B) Ungeschehenmachen (C) Reaktionsbildung (D) Isolierung (E) Verleugnung C
- 37 Welcher der folgenden psychodynamischen Abwehrmechanismen wird in einer Ein- teilung in eher reife vs. eher unreife Abwehrmechanismen (z. B. gemäß Mentzos) am ehesten als unreif eingestuft? (A) Spaltung (B) Verschiebung ' (C) Rationalisierung (D) Affektisolierung (E) Reaktionsbildung A
- 38- Körperliche Erkrankungen/Symptome sowie psychische Störungen/Symptome sind oftmals eng miteinander verknüpft und treten bei Patienten komorbid auf. Welcher Zusammenhang zwischen körperlicher Erkrankung/Symptomen und psychi- scher Störung/Symptomen kann bei Amenorrhoe und Anorexia nervosa am zutref- fendsten benannt werden? (A) Es handelt sich um eine psychische Störung als Bestandteil einer körperlichen Erkrankung. (B) Es handelt sich um eine körperliche Erkrankung als Folge einer Therapie der psychischen Erkrankung. (C) Es handelt sich um ein körperliches Symptom als Folge und Bestandteil einer psychischen Störung. (D) Es handelt sich um eine psychische Störung infolge und als Bestandteil einer körperlichen Erkrankung. (E) Es handelt sich um zwei voneinander unabhängige Erkrankungen. C
- 39 Frau B. erwähnt bei ihrem Psychotherapeuten, dass sie an starken wiederkehrenden Kopfschmerzen leide. Der Psychotherapeut vermutet eine Migräne und stellt ihr die Frage: „Ihnen ist auch häufiger übel, wenn Sie Kopfschmerzen haben, nicht wahr?“ Das Verhalten des Psychotherapeuten führt am ehesten zu folgendem Störeffekt: (A) Effekt der Suggestion (B) Effekt der zentralen Tendenz (C) Kontrast-Effekt (D) Hawthorne-Effekt (E) Milde-Effekt A Der Hawthorne-Effekt kann bei gruppenbasierten Beobachtungsstudien auftreten. Demnach ändern Teilnehmer ihr natürliches Verhalten, weil sie wissen, dass sie an einer Studie teilnehmen und unter Beobachtung stehen. Dies kann zu einer falschen Einschätzung führen, z. B. der Wirksamkeit einer Intervention oder eines Arzneimittels.
- 40 Am Ende einer Therapiestunde kann sich eine Psychotherapeutin noch gut an den ersten Eindruck erinnern, den der Patient Herr W. bei ihr hinterlassen hat. Weitere nachfolgende Informationen über Herrn W., die diesen Eindruck zum Teil infrage stellen würden, kann sie nicht mehr erinnern. Wie bezeichnet man dieses Gedächtnisphänomen am ehesten? (A) Fading (B) Primacy-Effect (C) Recency-Effekt (D) Rosenthal-Effekt (E) Zeigarnik-Effekt B Der Zeigarnik-Effekt ist ein psychologischer Effekt über die Erinnerung an abgeschlossene im Gegensatz zu unterbrochenen Aufgaben. Er besagt, dass man sich an unterbrochene, unerledigte Aufgaben besser erinnert als an abgeschlossene, erledigte Aufgaben. Dieser Befund ist aus gedächtnispsychologischer Sicht überraschend, da er auch auftritt, wenn für unterbrochene Aufgaben weniger Zeit aufgebracht wurde als für die erledigten Aufgaben. Der Erinnerungsvorteil lässt sich mit der Feldtheorie nach Lewin erklären: Eine angefangene Aufgabe baut hiernach eine aufgabenspezifische Spannung auf, welche die kognitive Zugänglichkeit der relevanten Inhalte verbessert. Diese Spannung wird dann mit dem Abschluss der Aufgabe abgebaut. Bei Unterbrechung kommt es zu einer Verhinderung dieses Spannungsabbaus. Durch die fortlaufende Spannung ist der Inhalt leichter verfügbar und man erinnert sich leichter daran.
- 41 Welche der folgenden Antwortalternativen beschreibt den in der klinisch- psychologischen Diagnostik verwendeten Begriff Dissimulation am besten? (A) Vorhandene Krankheitssymptome werden vom Patienten einem anderen als dem zutreffenden Krankheitsbild zugeschrieben. (B) Die eigene kognitive Leistungsfähigkeit wird als wesentlich geringer präsen- tiert, als diese tatsächlich ist. (C) Vorhandene Krankheitssymptome werden verheimlicht und verborgen. (D) Krankheitssymptome werden unverhältnismäßig stark hervorgehoben. (E) Nicht vorhandene Krankheitssymptome werden vorgetäuscht. C
- 42 Als Therapeut eines Patienten fällt Ihnen auf, dass dieser auf Fragen, die Sie an ihn richten, ausweichende Antworten gibt: Er berichtet offensichtlich spontan erfunde- ne Geschichten oder spricht von ganz anderen Dingen, die mit Ihrer Frage nichts zu tun haben. Seine Frau bestätigt Ihre Beobachtung. Aufgrund des erhöhten Alkohol- konsums des Patienten vermuten Sie bei ihm ein Korsakow-Syndrom. Wie nennt man den beschriebenen, von dem Patienten aufgrund seiner Störung ver- wendeten Kompensationsversuch beim Antworten am zutreffendsten? (A) Agnosie (B) Aphasie (C) Konfabulation (D) Perseveration (E) Prosopagnosie C Als Agnosie bezeichnet man eine neuropsychologische Störung in Folge zerebraler uni- oder bilateraler kortikaler bzw. subkortikaler Läsion mit Beeinträchtigung der zentralen Sinnesverarbeitung. Diese bedingt den Verlust der Interpretationsfähigkeit wahrgenommener Informationen verschiedener Sinnesmodalitäten bei erhaltener Funktion der perzeptiven Organe (Sinnesorgane, Rezeptoren) und peripheren Reizleitung (Nerven). Eine Aphasie (griechisch ἀφασία aphasía ‚Sprachlosigkeit‘) ist eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Läsion (Schädigung) in der dominanten, meist der linken, Hemisphäre des Gehirns. Sprachstörungen nach Hirnverletzungen wurden bereits in der Antike beschrieben, systematisch untersucht wurden die Zusammenhänge jedoch erst im 19. Jahrhundert. Die Bezeichnung Aphasie wurde 1864 von Armand Trousseau in die Medizin eingeführt. Aphasien treten nach verschiedenen Erkrankungen (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutung nach Venenthrombose, Tumoren, entzündlichen Erkrankungen, Intoxikation) nach abgeschlossenem Spracherwerb auf. Sie verursachen Beeinträchtigungen in den einzelnen sprachlichen Modalitäten (Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen), aber auch in nichtsprachlichen Bereichen in unterschiedlichen Schweregraden. Sprachliche und nichtsprachliche Symptome sind in charakteristischer Weise kombiniert, weshalb Aphasie oder aphasische Störungen auch als multimodale Störungen bezeichnet werden.[1] Die Union Europäischer Phoniater (UEP) definierte eine Aphasie basierend auf Konzepten von Oskar Schindler als „einen Teil- oder Vollverlust einer oder mehrerer linguistischer oder nonlinguistischer, bereits ausgebildeter kommunikativer Fähigkeiten infolge einer Läsion der Gehirnstrukturen für die Kodierung und/oder Dekodierung von jeglichen Botschaften beliebigen Schwierigkeitsgrades, expressiv oder impressiv, auf jedem Kommunikationskanal“. Von der Aphasie als Sprachstörung abzugrenzen sind Sprechstörungen wie die Dysarthrie, allerdings können Sprach- und Sprechstörung auch gemeinsam auftreten. Abzugrenzen sind weiterhin sprachliche Planungsstörungen wie die Sprechapraxie. Prosopagnosie [ˈpʁosoːpˌagnoˈsiː] (von altgriechisch τὸ πρόσωπον tò prósōpon „das Gesicht“ und ἡ ἀγνωσία hē agnōsía „Nichterkennen“), Gesichtserkennungsschwäche oder Gesichtsblindheit bezeichnet die Unfähigkeit, die Identität einer bekannten Person anhand ihres Gesichtes zu erkennen. Es handelt sich also um eine Form der visuellen Agnosie oder Seelenblindheit.
- 43 Bei welcher der nachfolgend genannten Reaktionen ist die Diagnose gemäß der ICD-10 am ehesten angemessen? (A) Bei einer Lebensveränderung wie Schulwechsel, Heirat oder Elternschaft treten subklinische Belastungsreaktionen wie Unsicherheit oder Zweifel auf. (B) Eine Person reagiert auch ohne identifizierbares auslösendes Ereignis depressiv- ängstlich, ohne dass die Symptomatik die Kriterien für eine F3- oder eine ande- re F4-Diagnose gemäß ICD-10 erfüllt. (C) Nach einem belastenden Lebensereignis treten sowohl depressive als auch ängstliche Reaktionen auf, die nicht länger als sechs Monate nach Beendigung des belastenden Ereignisses andauern. (D) Nach einem belastenden Lebensereignis persistieren Angstsymptome über sechs Monate hinaus. (E) Nach einem außergewöhnlich bedrohlichen Ereignis, z. B. einem schweren Un- fall oder einer Gewalttat, treten kurzfristig heftige Belastungsreaktionen auf. C Diagnosekriterien für Anpassungsstörungen F43.2 (ICD-10-Forschungskriterien): A. Identifizierbare psychosoziale Belastung, von einem nicht außergewöhnlichen oder katastrophalem Ausmaß; Beginn der Symptome innerhalb eines Monats. B. Symptome und Verhaltensstörungen, wie sie bei affektiven Störungen (F3) (außer Wahngedanken und Halluzinationen), bei Störungen des Kapitels F4 (neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen) und bei den Störungen des Sozialverhaltens (F91) vorkommen. Die Kriterien einer einzelnen Störung werden aber nicht erfüllt. Die Symptome können in Art und Schwere variieren. C. Die Symptome dauern nicht länger als sechs Monate nach Ende der Belastung oder ihrer Folgen an, außer bei der längeren depressiven Reaktion (F43.21). Bis zu einer Dauer von sechs Monaten kann die Diagnose einer Anpassungsstörung gestellt werden.
- 44 Sog. Erschöpfungssyndrome nehmen zumindest im Interesse der Öffentlichkeit zu. Welches der folgenden Syndrome ist im Kapitel V (F), psychische Störungen, der ICD-10 klassifiziert? (A) myalgische Enzephalomyelitis (B) multiple chemische Sensitivität (C) Chronic-Fatigue-Syndrom (D) Burn-out-Syndrom (E) Neurasthenie E Myalgische Enzephalomyelitis/CFS ist eine chronische neuroimmunologische Multisystemerkrankung, die mit schweren körperlichen Einschränkungen einhergeht. Sie ist charakterisiert durch eine lähmende körperliche und geistige Erschöpfung sowie zahlreiche weitere Symptome, die zu Behinderungen führen können. Dazu gehören z.B. schmerzende Lymphknoten, Gelenk- und Muskelschmerzen, Magen-Darmbeschwerden, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
- 45 Für die posttraumatische Belastungsstörung gilt gemäß der ICD-10 am ehesten, (A) dass eine erkennbare Schädigung der Person durch eine traumatische Erfahrung feststellbar ist, auch ohne dass ein intrusives Wiedererleben vorliegen muss (B) dass als langfristige Folge in der Regel eine Veränderung der Persönlichkeit mit feindlicher und misstrauischer Haltung der Welt gegenüber eintritt (C) dass zusätzlich zu dem Trauma eine wiederholte unausweichliche Erinnerung oder Wiederinszenierung des Ereignisses bei der betroffenen Person auftritt (D) dass der zeitliche Abstand zwischen einer außergewöhnlichen Belastungssitua- tion und dem Beginn der Symptomatik nicht mehr als wenige Minuten beträgt (E) dass es bei der Person spätestens innerhalb eines Monats nach einer entschei- denden Lebensveränderung zu einem subjektiven Leiden kommt C
- 46 Tics werden hinsichtlich ihrer Qualität (motorisch, vokal) und ihrer Komplexität (einfach, komplex) eingestuft. Bei welchem der genannten Beispiele handelt es sich um einen komplexen motori- schen Tic? (A) Blinzeln (B) Klatschen (C) Koprolalie (D) Pfeifen (E) Räuspern B Koprolalie bedeutet, dass Menschen in unangemessener Weise und Situationen Fäkalsprache benutzen. Die Koprolalie kann zwanghaft sein wie beim Tourette-Syndrom. Der Betroffene selbst kann den Gebrauch der Fäkalsprache nicht steuern. Das Wort Koprolalie kommt aus dem Griechischen von kopros „Mist, Kot“ und lalia„Sprache“. Die Betroffenen stoßen zwanghaft obszöne, vulgäre, unflätige, anstößige, beleidigende und manchmal sogar hasserfüllte Worte hervor. Es sind teilweise auch sexuell gefärbte Kraftausdrücke, mit denen Koprolalie-Patienten um sich werfen. Die kurzen, schroffen Schimpfwörter werden ohne Sinnzusammenhang während des normalen Sprechens eingestreut, meist zwischen zwei Sätzen. Es ist also als eine Art Zwischenruf zu verstehen. Auch die Stimmlage und Tonhöhe verändern sich meist.Manchmal besteht vor allem in der Gegenwart bestimmter Personen ein Drang zum unflätigen Wortschwall. Nicht selten sind es Familienmitglieder, etwa die Mutter. Die Koprolalie zählen Mediziner zu den neuropsychiatrischen Symptomen – sowohl das Gehirn als auch die Psyche spielen eine Rolle. Die Verwendung der Fäkalsprache lässt sich nicht bewusst steuern, sondern funktioniert zwanghaft. Betroffene spüren einen inneren Drang, regelrechte Wortsalven „abzufeuern“. Dies ist mit dem Gefühl von Machtlosigkeit verbunden. Auch der Zeitpunkt, an dem die Koprolalie auftritt, ist mit dem Willen nicht zu beeinflussen. Koprolalie ist also keine bewusste Reaktion auf andere Personen.Insgesamt ist die Koprolalie ein eher seltenes Phänomen, meist steht es im Zusammenhang mit dem Tourette-Syndrom. Dieses ist durch unwillkürliche Handlungsimpulse – sogenannte Tics - gekennzeichnet. Medizinern zufolge kann die Koprolalie bei rund 30 Prozent der Tourette-Patienten auftreten. Die Häufigkeit ist in allen Ländern sehr ähnlich und hängt nicht von soziokulturellen Faktoren ab. Meist prägt sich der verbale Tic im Jugendalter aus, Jungen sind viel häufiger betroffen.Die Koprolalie ist auch kein Phänomen der Neuzeit, sondern wurde schon 1825 vom französischen Neurologen George Gilles de la Tourette beschrieben. Fünf der neun von ihm beschriebenen Patienten benutzten solche Fäkalsprache.Die Koprolalie kann auch ausschließlich im Gehirn stattfinden. Typisch sind obszöne Gedanken und Fantasien, die aber nicht als Worte ausgesprochen werden, sondern nur durch den Kopf schießen.Bei einer anderen Variante, der Kopropraxie, zeigen die Patienten unwillkürliche und unangemessene obszöne Gesten, zum Beispiel zeigen sie den „Stinkefinger“ oder tun so, als würden sie masturbieren. Auch dies ist für die Patienten extrem belastend, und für die Umgebung nicht weniger. Bei der Koprografie zeichnen, malen oder schreiben die Betroffenen obszöne Bilder oder Worte.
- 47 Welche der folgenden Aussagen zu Suizidversuchen im Jugendalter ist am ehesten zutreffend? (A) Das Wiederholungsrisiko ist hoch. (B) Der größte Teil der Suizidenten hat die Absicht zu sterben. (C) Der größte Teil der Suizidversuche endet tödlich. (D) Der häufigste Auslöser ist eine schizophrene Erkrankung. (E) Die Anzahl männlicher Jugendlicher ist bei Suizidversuchen höher als diejenige weiblicher Jugendlicher. (A,B)2
- 48 Herr und Frau M. beobachten an ihrem 4-jährigen Sohn seit jüngster Zeit einige Verhaltensänderungen. Unter anderem kann er Mädchen und Jungen voneinander unterscheiden. Es fällt ihnen auch auf, dass er sich beim Fahrradfahren zunehmend mit anderen Kindern misst. Auf welche Phase der psychoanalytischen Theorie der psychosexuellen Entwick- lungsphasen, zurückgehend auf Freuds Konzeption, trifft das Verhalten des Jungen am ehesten zu? (A) orale Phase (B) anale Phase (C) phallische Phase (auch: frühe genitale Phase) (D) Latenzphase (E) genitale Phase (auch: späte, eigentliche genitale Phase) C Orale Phase (1. Lebenshalbjahr) Die Mundregion ist das primäre Bezugsorgan. Säuglinge und Kleinkinder verbringen viel Zeit damit, am Daumen oder Zehen zu lutschen. Durch den normalen Gebrauch (Essen, Trinken) oder künstliche Reizung kommt es zu einer Spannungsreduktion (Verminderung der libidinösen Triebspannung) und zu einem Auftreten von Lustgefühlen. Störungen in dieser Phase führen zu Persönlichkeitsmerkmalen, aufgrund derer viel von anderen gefordert wird. Auf die orale Phase fixierte Menschen zeichnen sich durch eine niedrige Frustrationstoleranz aus und geben schnell auf. Narzisstische Phase (2. Lhj.) Das Kind entdeckt den eigenen Körper und entwickelt dabei Lustgefühle (Autoerotismus). Dieses Verhalten ist die Urform der Selbstliebe (Narzissmus). Störungen in dieser Phase können im Erwachsenenalter zu Verminderung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung führen. Anale Phase (2.-3. Lebensjahr) Die Lust wird in dieser Phase durch den Vorgang der Defäkation erzielt Anfangs nur durch das Ausscheiden, später auch durch das Zurückhalten der Exkremente. Es kommt zu einem spannungsvollen Zustand zwischen Hingabe und Zurückhalten. Das Kind übt in dieser Lebensphase Kontrollmechanismen ein und vollzieht die ersten Anpassungen an die Erfordernisse der Umwelt. Störungen in dieser Phase, insbesondere durch zwanghafte Sauberkeitserziehung, können zu "manischen" oder zwanghaften Persönlichkeitstypen führen. Diese zeichnen sich durch starke Unterdrückung von Aggressionen, Überkontrolliertheit, Geiz und extreme Reinlichkeit aus. Es kommt bei manischen Persönlichkeiten zu einer starken Trennung zwischen Vorstellungen und tatsächlichen Gefühlen. Phallische Phase (4.-5. Lebensjahr) Die Genitalien werden in dieser Phase zu erogenen Zonen. Knaben stellen fest, dass bei Mädchen der Penis fehlt und führen dies auf eine Bestrafung zurück. Daraus entwickelt sich Kastrationsangst; bei Mädchen kommt es zum Penisneid. Die Beziehung zu den Eltern ist durch den Ödipuskomplex bestimmt. Es treten Rivalitätsgefühle mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil auf, der andersgeschlechtliche wird geliebt. Auf der anderen Seite fürchtet das Kind den Verlust der Liebe des gleichgeschlechtlichen Elternteils. Dieser Konflikt wird durch die Unterdrückung der sexuellen Wünsche beigelegt. In der phallischen Phase kommt es zur Übernahme geschlechtlicher Moralbegriffe und zur Entwicklung des Über-Ich (Gewissen). Störungen in der phallischen Phase können zu einer "hysterischen" Persönlichkeitsstruktur führen. Diese ist durch ein auffälliges sexuelles Gebaren gekennzeichnet, das aber im Widerspruch zur ängstlichen, passiven Grundstruktur steht, die sexuelle Kontakte zu meiden versucht. Hysteriker sind meist selbstbewusst und energisch-impulsiv. Latenzphase (6.-7. Lebensjahr) Es tritt eine scheinbare Unterbrechung der sexuellen Entwicklung ein. Sexuelle Regungen werden abgewehrt und verdrängt. Spielkameraden werden vor allem beim gleichen Geschlecht gesucht. Während dieser Zeit kommt es zu einer Verinnerlichung der Anforderungen der Umwelt. Genitale Phase 8. Lebensjahr bis zur Pubertät Es kommt zu einem Wiederaufleben der Sexualität und des Ödipuskomplexes, sowie zu einer Hinwendung zum anderen Geschlecht. Der beschleunigten körperlichen und intellektuellen Reifung steht eine verzögerte emotionale Reifung gegenüber. Die Pubertät ist eine stark konfliktgeladene Phase voller motorischer und innerer Unruhe. (Stangl, 2018).
- 49 Eine 15-jährige Patientin äußert sehr unterschiedliche Angstsymptome, die sich auf eine ganze Reihe von Situationen und auch auf körperliche Beschwerden beziehen und seit etwa einem Jahr auftreten. Im Mittelpunkt stehen intensive Ängste und Sorgen, die dazu führen, dass sie nicht einschlafen kann und sich in einem Zustand von ständiger Müdigkeit, Erschöpfung und Überanstrengung befindet. In der Vorge- schichte finden sich Hinweise auf ausgeprägte Trennungsängste. Welche der folgenden ICD-10-Diagnosen trifft am ehesten auf diese Patientin zu? (A) generalisierte Angststörung des Kindesalters (B) ängstliche Persönlichkeitsstörung (C) phobische Störung des Kindesalters (D) Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (E) emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters A - Phobische Störungen des Kindesalters (F93.1)- Emotionale Störung mit Trennungsangst (F93.0)- Störung mit sozialer Überempfindlichkeit des Kindesalters(F93.2)- Generalisierte Angststörung des Kindesalters (F93.8)- Elektiver Mutismus (F94.0)
- 50 Welcher der folgenden Mechanismen bzw. Aspekte wird in der Theorie des Zwangs- prozesses (coercion theory) am ehesten herangezogen, um dessen Aufrechterhal- tung in der Interaktion zwischen Eltern und Kindern bzw. in der Partnerschaft zu erklären? (A) negative Verstärkung (B) Premack-Prinzip (C) Preparedness (D) Prompting (E) Sensitivierung A model of coercion, coercion theory Ausgangspunkt dieses lerntheoret. Modells (Lerntheorien) zur Erklärung einer Beziehungsstörung innerhalb einer intimen Beziehung oder Ehe ist der Wunsch eines Partners, den anderen zu verändern. Dieser Wunsch erwächst fast zwangsläufig auf kurze oder lange Sicht als Folge der Veränderungen im Familienzyklus und nach kritischen Lebensereignissen, der Enttäuschung von partnerschaftlichen Erwartungen oder alltäglichen Ereignissen. In alltäglichen Situationen, aber bes. in Krisenzeiten bedienen sich Partner unterschiedlich hilfreicher Methoden, den anderen zu Verhaltensänderungen zu bringen. Ein sog. Zwangsprozess beginnt, wenn Person A eine Änderung wünscht und häufig nach Anwendung versch. erfolgloser Methoden zu aversiven Maßnahmen greift (Patterson & Reid 1970). Person A wird dann versuchen, sich mit Bestrafung durchzusetzen (z.B. Kritisieren, Nörgeln, Drohen, Schreien, Entzug pos. Verstärker wie Zärtlichkeiten). Kurzfristig lenkt B ein und wird neg. verstärkt (Verstärkung): Das aversive Verhalten von A hört (endlich) auf. Gleichzeitig wird A im aversiven Verhalten pos. verstärkt: Die gewünschte Verhaltensänderung von B ist (endlich) eingetreten. In Zukunft steigt die Wahrscheinlichkeit bei beiden Partnern, dass eine aversive Methode zur Durchsetzung eigener Interessen angewendet wird. Ein Merkmal aversiver Kontrolle ist allerdings, dass dadurch keine dauerhaften Verhaltensänderungen hervorgerufen werden und der Konflikt erneut aufbrechen wird. Es resultieren immer mehr ungelöste Konflikte, und die Partner verstricken sich bei ihren untauglichen Lösungsversuchen in zunehmend aversiveren Zirkeln, da nach gewisser Zeit bei beiden eine Habituation an die Strafreize eintritt. Die aversiven Maßnahmen müssen somit in ihrer Intensität gesteigert werden, um noch Wirkung zu erzielen. Begleitet wird diese neg. Spirale durch eine reziproke Reduktion der pos. Interaktion in der Beziehung, die durch Gewöhnungsprozesse, die bei jedem Paar zu erwarten sind, noch beschleunigt wird. Das Premack-Prinzip der Lernpsychologie besagt, dass Verhaltensweisen mit hoher Auftretenshäufigkeit als Verstärker für Verhaltensweisen mit niedriger Auftretenshäufigkeit verwendet werden können. „Die Gelegenheit zu wahrscheinlicherem Verhalten kann weniger wahrscheinliches Verhalten verstärken“ (David Premack, 1962).Verhalten, das Menschen gerne und häufig tun, hat demnach eine verstärkende Wirkung auf Verhalten, das man weniger gern und häufig tut. wenn etwa ein Kind einen Nachmittag zur freien Verfügung hat, also frei vor die Wahl zwischen „Fernsehen“, „Hausaufgaben machen“ und „Zimmer aufräumen“ stellen, wird es mutmaßlich die meiste Zeit mit Fernsehen verbringen, etwas Hausaufgaben machen und das Zimmer unaufgeräumt lassen. Nun kann man das Verhalten mit der jeweils höheren Auftretenswahrscheinlichkeit als Verstärker benutzen: Das Kind wird mehr Zeit mit Hausaufgaben verbringen, wenn es erst danach fernsehen darf, und es wird mehr Zeit mit Aufräumen verbringen, wenn es erst danach Hausaufgaben machen darf. Das Premack-Prinzip erhöht also letztlich die Anwendbarkeit der Prinzipien des operanten Konditionierens im Alltag.
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