Klinische Psychologie (Subject) / Klinische Psychologie I (Lesson)
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Grundlagen nach Prof. Hiller Uni Mainz
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- Störung psychischer Funktionen bei psychischen Krankheiten: · Motorik · Schlaf · Lernen · Motivation · Gedächtnis · Emotionen · Wahrnehmung etc.
- Durch Normen wird bestimmt, was krankhaft ist und was nicht. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese festzulegen: 5 Normen Idealnorm statistsiche Normen subjektive Normen soziale Normen funktionale Normen
- Idealnorm: hier wird normal definiert als Zustand der vordefinierten Vollkommenheit. Beispiel dafür wäre eine inzwischen veraltete Definition der Gesundheit der WHO als Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens. Ist aber eher paradiesisch als realistisch
- statistische Normen wenn sich Menschen in einem bestimmten Bereich um den Mittelwert befinden, zum Beispiel wichtig bei der Definition von Unter- und Übergewicht und bei vielen anderen Merkmalen der Medizin. Merkmale im Extrembereich deuten hier auf eine Krankheit hin. Allerdings ist nicht bekannt ab welchem Grenzwert Krankheit anfängt und Normalität aufhört
- subjektive Normen: der Patient entscheidet wie es ihm geht, dies ist jedoch für das Gesundheitssystem nicht sinnvoll, da individuell verschieden
- soziale Normen an Gesellschaft angepasst, dies bedeutet, dass die Werte der Kultur entscheidend sind. In diesem Sinne ist beispielsweise normales versus anormales Sexualverhalten sehr stark durch gesellschaftliche Normen definiert.
- funktionale Normen Hierbei spielt es eine wichtige Rolle, ob jemand die ihm zugetragene Funktion erfüllen kann. Jemand wird dann als krank definiert, wenn er z.B. nicht mehr arbeiten kann oder soziale Beziehungen nicht mehr führen kann. ICD-10 und DSM-5 orientieren sich zum großen Teil daran.
- Krankheitsmodell der Medizin und Störungsmodelle der Psychologie im Krankheitsmodell der Medizin: Ursache, daraufhin folgt Krankheit, dannn Kranksein und dann Krankheitsfolgen Ursachen biologisch, psychologische oder sozial, Krankheit: pathologische Veränderungen in der Person, Kranksein mit Beschwerden, Symptomen, Befund und Folgen mit Krankenrolle und Einschränkungen in Psychologie vier dinge die zu störung führen könne: psycholanalytisch (unbewusster Konflikt), lernpsychologisch (ungünstiger verhaltenssteuernder Umgebungsbedigungen, sozialpsychologisch (psychische Auffälligkeiten als Folge gestörter sozialer Systeme), humanistisch (wenn Selbstentfaltung und Reifung nicht weit genug)
- DSM-IV: (3) Ø Amerikanisches Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen, sehr beliebt, da es in verschiedenen Bereichen stärker auf Forschungsergebnisse aufbaut als ICD-10 Ø Multitiaxale Diagnostik auf 5 Ebenen Ø Zahlencodes für psychische Erkrankungen
- ICD-10: (5) Ø Von der WHO herausgegeben, international, erlaubt nationale Adaptionen Ø Weniger wissenschaftl. Fundierung im Vordergrund als vielmehr Kompromissfindung und Abpassung an die versch. Kulturen dieser Erde Ø Deckt alle Krankheiten ab, nicht nur psychische Erkrankungen Ø Krankheiten eingeteilt in verschiedene Kapitel, die oft stark von ärztlichen Spezialisierungen sowie Organsystemen geprägt sind Ø Psychische Erkrankungen sind durch sogenannte F-Codes charakterisiert
- Forschung in der klinischen Psychologie: Überprüfung wissenschaftlicher Hypothesen in Zusammenhang mit klinisch-psychologischen Fragestellungen Oft Arbeit mit kranken Patienten Wechselwirkung Forschung – Ausbildung, klinisch-psychologische Praxis diverse Ansatzpunkte wissenschaftlichen Vorgehens mit unterschiedlichen Zielsetzungen
- Grundlagenforschung Befunde der psychologischen Grundlagenforschung, auf die sich klinisch-psychologisches Handeln bezieht. Ziel ist die bessere Beschreibung, Erklärung, Veränderungsmöglichkeit von menschlichem Erleben und Verhalten ZB: Strategien zur Emotionskontrolle testen, raus kam, dass Unterdrückung führte nicht zu vermindertem tatsächlichen Emotionserleben, Umzubewertung hilft
- Diagnostische Forschung Beschreibung und Zuordnung von Zeichen und Merkmalen psychischer Störungen. Einige Fragestellungen sind: Zusammenhänge? Einordnung? Präzise Beschreibung? Entwicklung reliabler und valider diagnostischer Verfahren Differenzierung relevanter und nichtrelevanter Informationen
- Epidemiologische Forschung Verteilung von psychischen Störungen und assoziierten Merkmalen in der Bevölkerung z.B. zeitlich, räumlich, bei bestimmten Personengruppen Begriffe: Inzidenz (Neuerkrankte), Prävalenz, Morbidität (Verhältnis Kranke – Gesunde), Mortalität, absolutes u. relatives Krankheitsrisiko Probleme: Festlegung repräsentativer Stichproben (möglichst groß, zusammengesetzt wie die Strukturen in der Gesellschaft), Dunkelziffer, geeignete und messgenaue Untersuchungsmethoden, Ausbildung der Untersucher
- Bedeutende epidemiologische Studien - (3.1) Chicago Study - Schizophreniepatienten aus einfachen Verhältnissen New Haven Study - große Zahl psychiatrischer Fälle und Personen aus der Normalbevölkerung untersucht Midtown Manhatten Study - niedriger sozioök. 6x soviele Symptome
- Bedeutende epidemiologischen Studien - 3.2 NIMH Epidemiologic Catchment Area Study - über 20.000 Personen mit DIS untersucht, Ziel: Ermittlung von Inzidenz- und Prävalenzraten wichtiger psychischer Störungen (DSM-III) National Comorbidity Survey - Ermittlung Risikofaktoren Komorbiditätrste deutschlandweite repräsentative Studie zum Vorkommen psychischer Störungen bei Erwachsenen German National Health Interview and Examination Survey - erste deutschlandweite repräsentative Studie zum Vorkommen psychischer Störungen bei Erwachsenen
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- Epidemiologie: Stand des Wissens (6) • Etwa ein Drittel aller Personen in westlichen Kulturen entwickelt einmal im Leben eine psychische Störung • Häufigste Störungen: Störungen durch Alkohol und andere psychotrope Substanzen > Angststörungen > depressive (affektive) Störungen • ~ 15% aller Pat. in medizinischen Einrichtungen zeigen zusätzlich Zeichen einer psychischen Störung • Psychische Störungen häufiger bei jüngeren Personen (< 45 Jahre) • Geschlechtsunterschiede: Frauen ⇑ Angst- und depressive Störungen, Männer ⇑ Störungen durch psychotrope Substanzen, antisoziale Störungen; gleiche Häufigkeiten bei Schizophrenie • Kulturelle Besonderheiten: Vorkommen psychischer Störungen in den meisten Ländern vergleichbar; Schizophrenie hat offenbar in geringer entwickelten Ländern eine bessere Prognose
- Ätiologische Forschung • Prädisponierende und aufrechterhaltende Faktoren sind meistens nicht identisch • Zusammenhang zwischen Ursachen und Entstehungsbedingungen meistens nicht eineindeutig • Wann ist A die Ursache von B? A liegt zeitlich vor B oder die beiden kovariieren oder A ist notwendig für das Eintreten von B → daher Suche nach Bedingungen statt Ursachen
- Life-event-Forschung · wichtiges Paradigma seit Arbeiten von George Brown seit Anfang der 60er Jahre in Großbritannien. LES = Life-Event-Schedule (Interviewverfahren) · Verschiedene Probleme der Life-Event-Forschung: retrospektive Methodik (Erinnerungseffekte, nachträgliche Gewichtung); Befunde wenig spezifisch für bestimmte Störungen; Kausalität oft unklar (life event à Störung – Störung à life event?)
- Verschiedene Arten von Studien (5) einzelfallstudien korrelative Studien Experimente und Einzelfallexperimente Quer- und Längsschnittstudien Mischformen, zB Maniplulation einer Variablen (Schlaf) bei versch. klinischen Gruppen (Depressive vs Gesunde)
- Ätiologische Faktoren (3) Biologisch (genetik, neuronale Prozesse ...) Psychologisch (Lernerfahrungen, Traumatisierende Ereignise, ...) Sozial (soz. Lernen, Kommunikationsstörungen...)
- Biologie: genetische Modelle Erklärung psychischer Funktionen durch genetische Prädispositionen Genotyp - genetische Ausstattung Phänotyp - beobachtbare Merkmale in Familien, Zwillings, Adoptionsstudien --> fast immer genetischer Einfluss, meist aber selbst bei Zwillingen unter 50%, also nicht einziger wichtiger Faktor
- Biochemische Modelle Neuronale Prozesse, weiterleitung Impulse an Synpasen Monoaminooxidase wichtig, weil Monoamine abbaut
- wichtige Neurotransmitter Aminosäuren (Gaba, Glutamat) Monoamine (Adrenalin, Dopamin) Acetylcholin Neuropeptide (endorphine)
- Störungen und Transmitterbeteiligungen Schizophrenie - hohe Dopaminaktivität Depression - niedrige Aktivität Neoadrenalin /Serotoninsystem, Dysbalance cholinergen / monoaminergen Systeme Angststörung - niedrige Aktivität des Gabaergen Systems, hohe Neoadrenalinaktivität Stress - Dysbalance noradrenergen serotonerges System, erhöhtes letzteres und Parasymaptikus Pharmaka: postsynaptische Ebene
- Formatio reticularis Aktivierungsvorgänge, ARAS Schlaf, Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Regulation von Bewegung, Herz, Kreislauf...
- Thalamus Verschaltung senroischer Reize, Regulation von Schlaf und Wachheit
- Hypothalamus Steuerung lebenswichtiger Funktionen wie Hunger, Durst, Sex, Temperatur Stressreaktionen, Erhaltung Homöostase des Organismus
- Basalganglien mit n caudatus, striatum, Pallidium wichtige rolle bei zwangststörung, vermutlich auch bei Schizophrenie, bei Parkinson sind dopaminerge Bahnen zerstört komplexe Bewegungsabläufe, planung räumlich zeitlicher Bewegungsprogramme
- Amygdala emotionale steuerung und verbindung mit behavioralen, autonomen und endokrinen Stressreaktionen zentrale Bedeutung für die Erfahrung von Emotionen, va Furcht, für emotionale Erinnerungen
- Einsatzbereiche Antidepressiva Antidepressiva werden nicht nur bei Depression, sondern auch bei diversen Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt
- Problem Anxiolytika Hohes Suchtpotential bei Anxiolytika, der Körper passt sich außerdem an und die Wirkung wird mit der Zeit immer schwächer
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- Endokrines System Kommunikationssystem des Körpers durch Hormone
- was reguliert das endokrine System? ES reguliert Homöostase und komplexe Verhaltensmuster: Wachstum, Energieverbrauch, Stoffwechsel, Wasser- und Salzhaushalt, Sexualität, Emotion, Motivation, Stressreaktion, Gedächtnis
- Endokrine Auffälligkeiten bei psychischen Störungen: ➢ Depression gilt als die Störung die am stärksten von Problemen im Hormonhaushalt betroffen ist → Hyperkortisolismus, Hyperaktivität der HHNA-Funktionen, wahrscheinlich aufgrund erhöhter CRH-Aktivität → Kortisolfreisetzung ➢ Bei den meisten psychischen und psychosomatischen Störungen wurden endokrine Veränderungen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen nachgewiesen ➢ PTSD: erhöhte CRH-Freisetzung, jedoch auf peripherer Ebene nahezu gegenläufige Befunde zu depressiven Störungen (eher niedrigere Kortisolproduktion) ➢ „Gebremste“ Kortisolausschüttung direkt nach dem traumatischen Erlebnis ist evtl. Prädiktor für die spätere Entwicklung einer PTSD ➢ durch Kortisolgabe direkt nach dem Trauma kann das Risiko einer PTSD verringert werden (Kortisol als „Stressbremse“) ➢ Kortisolmangel auch bei anderen Störungen wie CFS, Fibromyalgie oder bei Frauen mit chronischen Unterbauchbeschwerden o → wichtiger Befund, um auch zu entscheiden, welche klinischen Störungen miteinander verwandt sind und welche nicht
- Studie zu Einfluss gestörter HHN- Aktivität auf Psychotherapie: Results are consistent with the hypothesis that patients with increased HPA function are less responsive to psychotherapy and, hence, might require somatic interventions. It is proposed that the negative impact of hypercortisolism on neurocognitive function mediates this relationship.“ 44% Patienten mit pathologischem Dax keine Verbesserung KVT, 92% mit normalen Dax Verbesserung
- Einfluss einzelner Hirnregionen: · Hirnstamm -> unwillkürliches Verhalten · Limbisches System -> Emotionen · Großhirn -> Denkprozesse
- Biologische Faktoren am Beispiel der Zwangsstörung: · Größe und Struktur des Gehirns gleich wie bei anderen Personen, jedoch erhöhte Aktivität in den Basalganglien (v.a. Striatum und N. caudatus) und dem orbitofrontalen Kortex. · Die Aktivität in diesen Zentren ist korreliert (Funktionskreise) · Der wichtigste Transmitter in den betroffenen Zentren ist das Serotonin. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass Läsionen serotonerger Bahnen zu Überaktivität und einer schlechteren Unterscheidung zwischen relevanten und irrelevanten Reizen führt Zwangsstörungen können mit Serotonin effektiv behandelt werden Erfolgreiche Therapie führt außerdem zu einer Normalisierung der erhöhten Hirnaktivität in den kritischen Hirnzentren
- Soziales Lernmodell: Psychische Störungen werden allgemein durch Lernprozesse erklärt Klassische Konditionierung: Lernen von Signalen und Reaktionen auf bestimmte Situationen, durch Lernprozesse werden neue Reiz-Reaktionsprozesse hergestellt (spielt eine Rolle bei Ängsten und Phobien) Operante Konditionierung: Lernen aufgrund der Konsequenzen des eigenen Verhaltens (Verstärkung bzw. Bestrafung), je häufiger es belohnt oder bestraft wird, desto häufiger wird das Verhalten wiederholt / abgebaut Depression hängt häufig mit niedrigem Aktivitätsniveau zusammen, was weniger Erfolgserlebnisse bedeutet à Teufelskreis, Mangel an positiven Verstärkern Modellernen: Lernen von Verhaltensweisen aufgrund Beobachtung anderer Elternhaus spielt wichtige Rolle, wenn Eltern sehr ängstlich sind, dann zeigt sich dieses Verhalten auch öfter bei den Kindern Lernen von sozialen Regeln: Verhaltensänderung aufgrund sozialer Konventionen
- Lernprozesse, die für die Klinische Psychologie von Bedeutung sind (6) Stimulusgeneralisierung Diskrimination Primäre Konditionierung Sekundäre Konditionierung Konditionierung von Fluchtverhalten Konditionierung von Vermeidungsverhalten
- Stimulusgeneralisierung: Konditionierte Reaktionen werden von einem auf weitere Reize (Situationen) übertragen
- Diskrimination: Unterschiede zwischen Situationen werden wahrgenommen, so dass Reaktionen spezifischer erfolgen können
- Primäre Konditionierung durch Belohnung: einfachste Form der biologisch relevanten Verstärkung (unabhängig von vorangegangenen Lernprozessen, z.B. durch Essen, Trinken)
- Sekundäre Konditionierung durch Belohnung: setzt vorangegangene Lernprozesse voraus (z.B. Verstärkung durch Geld, Noten)
- Konditionierung von Fluchtverhalten: Entkommen schmerzhafter, schädlicher oder aversiver Situationen (negative Verstärkung)
- Konditionierung von Vermeidungsverhalten: Bedrohliche Situationen werden bereits vorher erkannt (Hinweisreize) und können dann vermieden werden
- Zwei Faktoren Theorie von Mowrer und Miller: ➢ Kombination von klassischer und operanter Konditionierung ➢ Zuerst klassische Konditionierung: Angstreaktion wird durch KK gelernt ➢ Die entstandenen Angst wirkt als Emotion, die das Vermeidungsverhalten verstärkt → operante Konditionierung
- Klinische Anwendung der 2-Faktorentheorie: Angstbehandlung durch das Prinzip der reziproken Inhibition (nach Wolpe) Annahme: Angstverhalten ist eine erlernte und anhaltende Reaktion auf angsterzeugende Situationen; falls eine angst-hemmende (-inhibitorische) Reaktion in einer angsterzeugenden Situation auftreten kann, so schwächt dies die Verbindung Angstreiz à Angstreaktion Methode der systematischen Desensibilisierung: Aufstellung einer Angsthierarchie à sukzessive Einübung angstinkompatibler Reaktionen (z.B. Entspannung)
- Multitaxialer Aufbau DSM 5 Kampg Achse 1 als Diagnostik der klinischen Störungen, Achse 2 als Diagnostik von geistigen Behinderungen und Persönlichkeitsstörungen, Achse 3 als Diagnostik der medizinischen Krankheitsfaktoren, Achse 4 als Diagnostik der psychosozialen Probleme und Achse 5 als Diagnostik des globalen Funtionsniveaus (global assessment of functioning GAF zeigt auf 1-100 an, wie sehr Erkrankung psychosozial beeinträchtigt)