Entwicklungspsychologie (Subject) / Pränatale Entwicklung und Neugeborenenzeit; Neuronale Entwicklung (Lesson)

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Pränatale Entwicklung Geburt Das Neugeborene Entwicklung des Gehirns Cortex

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  • Pränatale Entwicklung: Historische Ansichten o   Präformation – Individuum schon im Spermium präformiertEine Zeichnung aus dem 17. Jahrhundert, die ein präformiertes Wesen innerhalb eines Spermiums zeigt. Diese Zeichnung basiert auf der Behauptung überzeugter Präformisten, diebeim Blick durch das neu erfundene Mikroskop auf Samenflüssigkeit eine winzige zusammengerollte Gestalt im Kopf des Spermiums zu sehen meinten. Sie glaubten, dass dieser Miniaturmensch wüchse, nachdem das Spermium in ein Ei eingedrungen ist. o   Epigenese (Aristoteles) – neue Strukturen und Funktionen entstehen in der EntwicklungAristoteles lehnte die Idee der Präformation (des Vorgeformtseins) ab zugunsten der Epigenese – der Herausbildung neuer Strukturen und Funktionen im Verlauf der Entwicklung  -         Moderne Embryologieo   Existenz von Genen und Zelleno   Methoden, um die körperliche und die behaviorale Entwicklung im Mutterleib zu untersuchen
  • Pränatal: Von der Befruchtung zum Fetus Befruchtung bis 2 Wochen: ZygoteBeginnt mit der Befruchtung und dauert, bis sich die Zygote in der Gebärmutterwand einnistet. Schnelle Zellteilung.  3. bis 8. Woche: Embryo Folgt auf die Einnistung; alle Organe und Körpersysteme entwickeln sich stark, und zwar durch die Prozesse der Zellteilung, der Zellmigration, der Differenzierung und des Absterbens von Zellen sowie durch hormonelle Einflüsse. 9. Woche bis Geburt: FetusFortgesetzte Entwicklung der körperlichen Strukturen und schnelles Körperwachstum. Steigendes Verhaltensniveau, sensorische Erfahrung, Lernen.
  • Pränatal: Entwicklungsporzesse Entwicklungsprozesse, durch die Zygote zum Embryo und zum Fetus1.      Zeitteilung: beginnt 12 Stunden nach der Befruchtung und dauert während der embryonalen und fetalen Phase an2.      Zellmigration: Zellen wandern vom Ursprungsort zu einem anderen Ort (z.B. vom Inneren des Gehirns des Embryos zur äußeren Zellschicht, dem Kortex)3.      Zelldifferenzierung: Spezialisierung der Zellen (Erfüllung spezifischer Funktionen); Anfängliche Flexibilität, spätere Spezialisierung4.      Programmierter Zelltod: Absterben nicht benötigter Zellen
  • Pränatal: Einfluss von Hormonen -         Rolle bei der Geschlechtsdifferenzierung: bis zur 6. Woche sind XX und XY Embryos organisch gleich o   7. Woche: Y-Chromosom löst Bildung von Hoden aus; Produktion von Testosteron ab der 8. Woche: Bildung männlicher Geschlechtsorgane o   Fehlen von Testosteron: Bildung weiblicher Geschlechtsorgan o   Kritische Periode: Begrenzter Zeitraum, in dem der Organismus in einer spezifischen Wiese beeinflussbar ist. Nicht reversibel, nicht nachholbar
  • Pränatal: Zygote -         Von der Befruchtung bis zur Einnistung (2 Wochen)o   Befruchtung: Vereinigung von Eizelle und Spermao   Schnelle Zellteilung; Verdopplung der Anzahl der Zellen ca. 2mal am Tag -         Blastozyte (Keimblase; 4ter Tag nach Befruchtung)o   Zellen formen sich zur Hohlkugel mit einem Zellhaufen (innere Zellmasse) auf einer Seiteo   Teilung der inneren Zellmasse -> eineiige Zwillingeo   Zwei Eizellen und zwei Spermien, selber Eisprung -> zweieiige Zwilling (50% der Gene geteilt)
  • Pränatal: Embryo Embryo: 3. – 8. Woche -         Prozess der Gastrulationo   Entstehung des Embryos aus der inneren Zellmasseo   Rest der Zellen: Unterstützungssystem (Plazenta, Nabelschnur, Fruchtblase)  Die innere Zellmasse wird zum Embryo, und aus dem Rest der Zellen wird ein kunstvolles Unterstützungssystem aus Fruchtblase und Plazenta, das den Embryo dazu befähigt, sich zu entwickeln.  -         Differenzierung in Ektoderm, Mesoderm, Endodermo   Neuralrohr (U-förmige Furche, die sich aus dem Ektoderm bildet und später zu Gehirn und Rückenmark wird)
  • Entwicklung: Embryo o   Entwicklung von Organen und Systemen, Ausbildung der wichtigsten Organsystemeo   Größte Gefährdung für organische Defekteo   Größe: 3cm-         4 Wochen: Herz schlägt, Blutzirkulation (Gesichtsfalten)-         5 ½ Wochen: Rasche Gehirnentwicklung, Entwicklung der Augen, Spontanbewegung 
  • Pränatal: Fetus und seine Entwicklung  -         9 Wochen: alle inneren Organe vorhanden (müssen noch weiterentwickelt werden); Geschlechtsdifferenzierung hat begonnen-         11-12 Wochen: äußere Geschlechtsorgane ausgebildet; Arme, Beine, Finger sichtbar; Einige Reflexe (Greifen, Schlucken, Saugen), Atembewegung, heftige Bewegungen-         16 Wochen: beschleunigtes Wachstum der unteren Körperpartien-         18 Wochen: Saugen am Daumen, feine Behaarung, fettige Schicht schützt Hauf vor Flüssigkeit-         20 Wochen: rasche Gewichtszunahme, Enge in der Fruchtblase, weniger Bewegungen, einzelne Komponenten des Gesichtsausdrucks-         28 Wochen: lebensfähig außerhalb des Mutterleibs, Augen öffnen, REM-Schlaf, Hören und darauf reagieren   9. Woche bis zur Geburt-  Rapides Wachstum- Anatomische Feinstrukturierung: Gehirnausbildung, Wachstum, Skelettbildung, Responsivität (Bereitschaftsfähigkeit der Organe), Schlaf-Wach-Zyklus, sensorische Erfahrung und Lernen- Länge: 51-54 cm- Gewicht: ø 3500 g
  • Pränatal: Cephalocaudale Entwickung Die Bereiche in der Nähe des Kopfes früher entwickeln als die vom Kopf weiter entfernten Körperbereiche (also Kopf vor Körper, Hände vor Füßen) – eine allgemeine Tendenz, die als cephalocaudale Entwicklung (vom Kopf zum Schwanz) bezeichnet wird. Cephalocaudale Entwicklung – Das Wachstumsmuster der Embryonalentwicklung, bei dem sich Regionen in Kopfnähe früher entwickeln als weiter vom Kopf entfernte Körperregionen.
  • Pränatal: Verhalten -         Schlucken, Bewegen von Armen und Beinen, Gähnen, Saugen-         Ab 12. Woche: die meisten Bewegungen, die bei der Geburt beobachtbar sind, sind bereits aufgetreten-         Individuelle Unterschiede im Aktivitätsniveau – Kontinuität zum postnatalen Verhalten-         Vorbereitung zum Atmen außerhalb des Mutterleibs: Bewegungen des Brustkorbs, kleine Mengen von Fruchtwasser einsaugen und ausstoßen (nicht kontinuierlich, nur etwa 50% der Zeit) Verhaltenszyklen-         Zyklen aus Aktivität und Ruhepausen (mit 10 Wochen)o   Abnehmende Aktivität gegen Ender der Schwangerschafto   Kortex steuert Hemmung der fetalen Bewegung: bei Anencephalie anhaltend hohe Aktivität auch gegen Ende der Schwangerschaft (großteils ohne Gehirn oder nur Gehirnstamm)-         Rudimentäre circadiane Rhytmik - Es werden auch Verhaltensmuster sichtbar, die sich über längere Zeitabschnitte erstrecken, wie tägliche (zirkadiane) Rhythmen, bei denen der Fetus am frühen Morgen weniger aktiv und am späteren Abend wieder aktiver ist-         Gegen Ende der Fetalzeit: ¾ der Zeit in ruhigem und aktivem Schlaf, ähnlich Neugeborenenzeit - Zum Ende der Schwangerschaft hin verbringt der Fetus mehr als drei Viertel seiner Zeit in ruhigen und aktiven Schlafzuständen, die denen von Neugeborenen gleichen
  • Pränatal: Sensorisches Erleben -         Sehen: vernachlässigbar (Hinweise auf fetale Reaktion, wenn Licht direkt auf die Haut des mütterlichen Bauches scheint)-         Berührung: Bei seinen Bewegungsvorgängen kommt die Hand des Fetus mit anderen Teilen seines Körpers in Kontakt (uns einer Umgebung – Gebärmutterwand), Greifen, Nuckeln, Reiben-         Geschmack: Schluckt Fruchtwasser, Präferenz für süßen Geschmack-         Geruch: Kontakt des olfaktorischen (Geruchssinn) Systems mit Fruchtwasser (Aroma der mütterlichen Nahrung) Fruchtwasser nimmt auch die Gerüche dessen an, was die Mutter gegessen hat-         Hören: Geräusche des Körperinneren (mütterlicher Herzschlag, Atemgeräusche, etc.); Geräusche von Außen (mütterliche Stimme, Stimmen anderer Menschen); Reaktion des Fetus mit Bewegungen und Veränderungen der Herzschlagrate ab dem 6. Monat 
  • Pränatales Lernen: Habituation Experimente -         Habituation – Abnehmen der Reaktion auf wiederhole oder andauernde Reizung ab 32. Woche-         Dishabituation – Wiederauftreten der Reaktion auf einen neuen Reiz-         Nachdem das zentrale Nervensystem ausreichend entwickelt ist, lernt der Fetus bereits während der letzten drei Schwangerschaftsmonate. Belege hierfür kommen aus Untersuchungen zur Habituation, einer der einfachsten Lernformen. Habituation – zeigt sich in einer Abnahme der Reaktion auf wiederholte oder andauernd dargebotene Reize feststellbar ca. ab der 32. Woche. Bekommen Feten während der letzten 6 Wochen von der Mama 2-mal am Tag wiederholt eine sehr rhythmische Geschichte (oder Silbenpaar "Babi") aus einem Kinderbuch vorgelesen (Veränderung der Pulsfrequenz), können die Neugeborenen die bekannte Geschichte wiedererkennen. Um dies zu testen, wurden den Säuglingen Minikopfhörer aufgesetzt und sie bekamen einen Schnuller zum Saugen, der die Frequenz maß. Sobald sie mit einer bestimmten Frequenz saugten, hörte sie die bekannte Geschichte; saugten sie jedoch in einer anderen Frequenz, bekamen sie eine andere Geschichte zu hören. Die Babys passten ihre Saugmuster so an, dass sie die bekannte Geschichte hören konnten. Diese Neugeborenen schienen also diejenige Geschichte zu erkennen und zu bevorzugen, die ihre Mutter ihnen vorgelesen hatte, als sie sich noch im Bauch befanden. Eine Evidenz für pränatales Lernen und Gedächtnis (DeCaspar & Spence, 1986) Habituationslernen-         Pränatal: Feststellbar etwa ab 32. Woche; Ab 37. Woche Anzeichen von Langzeitgedächtnis und Lernen; Habituation erfasst durch Änderung der Herzschlagfrequenz -         Postnatal: Hören: Wiedererkennen pränataler Stimuli (Stimmen, Prosodie, etc) (Rhythmus); Geruch: bevorzugt Geruch des eigenen Fruchtwassers; Geschmack: erkennt Geschmack, den es als Fetus, nicht aber als Neugeborenes erfahren hat  -         Silbenpaar „Babi“: Habituation (Veränderung der Pulsfrequenz); Änderung des Reizes zu „Biba“: Dishabituation (Lecanuet)- Wiedererkennen bekannter prosodischer Merkmale von Gedichten nach der Geburt duh häufigerere Saugrate bei bekannter Geschichte.
  • Risiken der pränatalen Entwicklung -         Ca. 45% der Schwangerschaften enden in Fehlgeburten (oft in den ersten Wochen) Die meisten spontanen Aborte treten ganz am Anfang der Schwangerschaft auf, bevor die Frau überhaupt merkt, dass sie schwanger ist. Die sehr früh abgegangenen Embryos wiesen dabei schwerwiegende Missbildungen wie etwa ein fehlendes oder ein überzähliges Chromosom auf, die die Weiterentwicklung unmöglich machten. -         Schwere Defekte, z.B. Chromosomen-Aberrationen bei den meisten fehlgeborenen Feten -         90% der überlebenden Feten werden normal geboren
  • Pränatale Risiken: Umwelteinflüsse Umwelteinflüsse -         Ein riesiges Aufgebot an schädlichen Umweltstoffen, Teratogene genannt, können pränatale Schäden verursachen, die von relativ harmlosen und leicht behebbaren Problemen bis hin zum Tod reichen. -         Minamata-Krankheit“, verursacht durch Quecksilberverseuchung der Minamata Bay und den Verzerr der Fische: Mindestens 40 Kinder waren pränatal durch den Fisch vergiftet, den ihre schwangeren Mütter verzehrt hatten, und kamen mit Gehirnlähmung, geistiger Behinderung und einer Reihe weiterer neurologischer Störungen zur Welt. -         Teratogen – Ein externer Wirkstoff, der während der pränatalen Entwicklung zu Schädigungen und zum Tode führen kann. Umwelteinflüsse mit dem Potenzial, während der pränatalen Phase Schädigungen zu bewirken -         1 entscheidender Faktor für die Schwere der Auswirkungen potenzieller Teratogene ist der Zeitpunkt ihres Einwirkens (Timing): Viele Teratogene verursachen nur dann Schädigungen, wenn sie während einer sensiblen Phase der pränatalen Entwicklung auftreten. -         Contergan-Skandal: schwangere Frauen, die dieses neue, angeblich sichere Schlafmittel einnahmen, brachten Babys mit schweren Fehlbildungen der Gliedmaßen zur Welt (durch Wirkstoff Thalidomid); in sensibler Phase der Entwicklung von Gliedmaßen, weil sie nur dann auftraten, wenn die schwangere Frau das Medikament zwischen der vierten und sechsten Woche nach der Befruchtung eingenommen hatte; das ist die Zeit, in der sich die Arme und Beine, Hände und Füße des Fetus herausbilden. -         2. Faktor: Korrelative Beziehung zwischen Dosis und Reaktion: Dosis-Reaktions-Beziehung – In dem Ausmaß, in dem ein Organismus einem Wirkfaktor ausgesetzt ist, verstärkt sich dessen Wirkung; in der pränatalen Entwicklung dürften die Wirkungen umso schwerwiegender sein, je länger und stärker der Fetus einem potenziellen Teratogen ausgesetzt ist. Je mehr der Fetus einem potenziell schädigenden Einfluss ausgesetzt ist, desto wahrscheinlicher wird ein Defekt eintreten und desto schwerwiegender wird er wahrscheinlich ausfallen
  • Pränatale Risiken: Teratogene Umwelteinflüsse mit dem Potenzial, während der pränatalen Phase Schädigungen zu bewirken - Korrelative Beziehungen zwischen Dosis und Reaktion- Wirkungen können in Abhängigkeit von individuellen Unteschieden in der Auffälligkeit des Fetus oder der Mutter variieren- Sleeper-Effekte: Folgen erst spät in der Entwicklung sichtbar- Viele Teratogene verursachen Schäden nur in einer sensiblen Phase des Organismus
  • Was sind alles Teratogene? - Drogen (Alk, Sexualhormone (Pille), Rauschgifte, Methadon, Tabak) - Umweltgifte (Blei, Quecksilber, PCB) - Erkrankungen der Mutter (AIDS, Windpocken, Chlamydien, Cytomegalovirus, Gonorrhoe, Genitalherpes, Influenza, Mumps, Masern, Syphilis, Toxoplasmose)
  • Welchen Einfluss haben Teratogene: Nikotin und Alk? - 13% d. schwangeren rauchen -> geringes Geburtsgewicht, verlangsamtes Wachstum - Fetales Alkohol Syndrom (FAS): Organdefekte, deformierte Gesichtszüge, geistige Retardierung, Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörungen (auch bei geringerem Schädigungsgrad neurologische Auffälligkeiten und Hyperaktivität)
  • Teratogene: Illegale Drogen - generell schädlich für die pränatale Entwicklung- keine konklusive Evidenz für Marihuana- Kokain: verlangsamtes Wachstum, Frühgeburt, schlechte Emotions- und Aufmerksamkeitsregulation
  • Pränatale Risiken: Mütterseitige Faktoren - Alter (< 16 oder > 34)- Unterernährung: kleinere Gehirnzellen bei Geburt, ernste Organdefekte, geringes Geburtsgewicht, kleiner Kopfumpfang bei Unterernährung im letzten Schangerschaftsdrittel- Infektionskrankheiten (Röteln, HIV)- Stress: geringes Geburtsgewicht, höhere Rate an späteren emotionalen Problemen
  • Die Geburt -         38 Wochen nach der Befruchtung-         Muskelkontraktionen des Uterus-         Problematik: schmerzstillende Medikamente (Hypoxie = Sauerstoffmangel)-         Geburt = Schmerz? -> Druck vs. Ziehen: Reduktion des Kopfumfangs, Stimulation Hormonproduktion, Pressen von Fruchtwasser aus Lungeo   Druck auf Schädel während der Geburt: Übereinanderschrieben der Schädelplatten -> kurzfristige Verformung des Kopfes ohne bleibende Schäden-         Phasen der Geburt: 1. Uterus kontrahiert, Druck auf Baby Richtung Cervix 2. Baby durch Geburtskanal 3. Placenta u. Nachgeburt-         APGAR-Wert = Maß für die physiologische Anpassungsleistung des Neugeborenen:  7-10 gut; <5 kritischo   Herzrate: kein; < 100/min; > 100/mino   Atemanstrengung: keine; unregelmäßig, flach; regelmäßig, Kind schreito   Reflexe: keine; Grimassieren (Grimassen schneiden); kräftiges Schreieno   Muskeltonus: schlaff; leichte Beugung der Extremitäten; aktive Bewegung der Extremitäteno   (Haut-)Farbe: blau, blass; Stamm rosig, Extremitäten blau; gesamter Körper rosig
  • Das Neugeborene: Aktivierungszustände -         Erregungsniveau und Ausmaß der Beteiligung an der Umwelt o   Kontinuum von Tiefschlaf bis zu intensiver Aktivität-  8h ruhiger Schlaf-  8h aktiver Schlaf-  2,5h wach und aufmerksam-  2,5h wach und aktiv-  2h Schreien-  1h Dösen
  • Das Neugeborene: Schlaf, Schreien -         Schlaf: Neugeborene: ca. 16h Schlaf, davon 50% REMo   Anfangs starke, dann allmähliche Abnahme der Gesamtschlafdauero   Ab Adoleszenz nur noch ca. 20% REMo   Autostimulationstheorie des REM-Schlafs: Funktion -> Annahme, dass die Gehirnaktivität beim Neugeborenen (Fetus) die frühe Entwicklung des visuellen Systems erleichtert; Ausgleich für Mangel an externer Stimulation (höhere externe Stimulation -> weniger REM-Schlaf) -         Schreieno   Ausdruck: Hunger, Schmerz, Erkrankung etc.o   Evolutionäre Bedeutung: Überlebenssicherungo   Höhepunkt: in den ersten 3 Monaten -> häufig Spätnachmittag u. Abendo   Zunehmendes Alter: kommunikative Funktion (Geschrei der älteren Babys scheint häufig darauf gerichtet zu sein, der Betreuungsperson etwas mitzuteilen und sie zu einer Reaktion zu veranlassen)o   Beruhigen: Selbstregulation unterstützen, z.B. durch repetitive moderate Stimulation (mäßig starke, kontinuierlich wiederholte Stimulation (wiederholend))
  • Säuglingssterblichkeit und Risiken -         Säuglingssterblichkeit (Tod innerhalb des 1. LJ.)o   Deutschland: 3,46 – USA: 6,17 (2014 auf 1000 Lebendgeburten) -         Risiken: Untergewicht: < 2500g; Frühgeburt: Gestationsalter < 35 Wochen (D 6-8%)o   Untergewichtig für das Gestationsalter – Babys, die erheblich weniger wiegen, als es ihrem Alter – gemessen in Wochen nach der Befruchtung – entspricht.o   Untergewichtige Neugeborene – (low birth weight infants) Babys, die bei der Geburt weniger als 2500 g wiegen.o   Frühgeburt – (premature) Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden (anstatt wie normalerweise nach 40 Wochen).o   Gestationsalter – Dauer der Schwangerschaft seit der Befruchtung. Wird in Wochen gemessen.
  • Neugeborene: Risiken Langfristige Effekte der Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht -         Frühgeborene:o   Kurzfristige Folgen: geringe kognitive Stimulation im Inkubator, Störung der Mutter-Kind-Beziehung -> Stimulationsprogramme (Känguruing)o   Langfristige Folgen: Entwicklungsprobleme (intellektuell, sozial)-  Höheres Risiko, je geringer Geburtsgewicht-  Kompensation mit zunehmenden Alter bei günstigen sozioökonomischen Bedingungen -         Niedriges Geburtsgewicht < 1500g: ungünstigere Prognose: Bayerisch-Finnische LS-Studie (Wolke et al, 1995): keine Kompensation der IQ-Defizite auch in günstigen SES-> Prognose aus Massierung (Masse an Belastung) als aus einzelnen Risikofaktoren: Modell multipler Risiken
  • Das Neugeborene: Modell multipler Risiken o   Kinder, die in Familien mit mehreren Risikofaktoren aufwachsen, entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit psychiatrische Störungen als Kinder aus Familien mit nur einem oder zwei problematischen Merkmalen- Kumulative Effekte pränataler Risiken- Gemeinsames Auftreten von Alkohol- u. Drogenabhängigkeit, schlechte Gesundheitsvorsorge, Fehlernährung; assoziiert mit Armut- Anzahl der Risikofaktoren: erhöhte Quote psychiatrischer Störungen bei englischen Kindern berichtet, die in Familien mit vier oder mehr Risikofaktoren aufwachsen – darunter Eheprobleme, niedriger sozioökonomischer Status, Kriminalität väterlicher- und psychischer Störungen mütterlicherseits (Michael Rutter, 1979) -> erhöhte Risiko für psychiatrische Störungen bei Kindern mit 4+ Risikofaktoren
  • Das Neugeborene: Entwicklungresilienz o   Erfolgreiche Entwicklung trotz mehrfacher und scheinbar überwältigender Entwicklungsrisiken- Begünstigende Faktoren: eine fürsorgliche Bezugsperson- Intelligenz, Empathie, Erfolgsmotivation
  • Der cerebrale Cortex -         4 Lappen und Assoziationsfelder, die zwischen den wichtigsten sensorischen und motorischen Feldern liegen und den Input aus diesen Feldern integrieren und verarbeiten. -         Okzipitallappen: visuelle Information verarbeiten (Primärer visueller Cortex) -         Temporallappen: Gedächtnis, visuelle Erkennung, Verarbeitung von Emotionen und akustischer Information -         Parietallappen: Räumliche Verarbeitung und Integration des sensorischen Inputs mit den im Gedächtnis gespeicherten Informationen -         Frontallappen: Verhaltensorganisation, Planung, Steuerung
  • Cortex: Cerebrale Hemisphären Sensorischer Input gelangt von der einen Körperhälfte in die gegenüberliegende Hirnhemisphäre; motorischen Felder des Cortex steuern jeweils die Bewegungen der gegenüberliegenden Körperhälfte. Wenn wir also mit der rechten Hand einen heißen Topf anfassen, registriert die linke Gehirnhälfte den Schmerz und sendet den Befehl, den Topf umgehend wieder loszulassen. ->  Corpus Callosum: dichter Bereich von Nervenfasern, beide Hemisphären kommunizieren ->  Cererale Lateralisierung: Spezialisierung jeweiliger Hemisphäre; verschiedene Verarbeitungsmodalitäten o   Links: Sprachverarbeitung linkshemisphärisch lateralisiert (auch Logik), Stück für Stück o   Rechts: ganzheitliche Verarbeitung, Umgang mit räumlicher Information Hirnhemisphären – Die beiden Hälften des Gehirns, die sensorische Information jeweils überwiegend aus der gegenüberliegenden Körperseite erhalten. Corpus callosum (Balken) – Ein dichter Bereich von Nervenfasern, durch den die beiden Hemisphären miteinander kommunizieren können. Cerebrale Lateralisation – Die Spezialisierung der Hirnhemisphären auf unterschiedliche Verarbeitungsmodalitäten.
  • Entwicklung des Gehirns Das Fundament für alle Aspekte der Verhaltensentwicklung liegt in der Entwicklung des zentralen Nervensystems (ZNS) und insbesondere des Gehirns. -         Grundlegende Bedeutung des ZNS, vor allem des Gehirns für die Entwicklung-         Gehirn -> Verhalten-         Komplexität der Strukturen auf verschiedenen Ebenen
  • Neuron Spezialisierte Zellen für das Senden und Empfangen elektrischer Botschaften zwischen dem Gehirn und allen Teilen des Körpers swie innerhalb des Gehirns - Mehr als 100 Milliarden Neurone- Komponenten des Neurons Zellkörper: grundlegendes biologisches Material Dendriten: Nervenfaser, Leitung elektrischer Signale zum Zellkörper Axone: Nervenfaser, Leitung elektrischer Signale vom Zellkörper zu den Verbindungstellen mit anderen Neuronen Synapsen: Verbindungsstellen zur Kommunikation zwischen Neuronen
  • Neuronen: Entwicklungsprozesse -         Neurogenese: 3-4. SSW, Zellenteilung im Neuralrohr, 250T neue Zellen pro Minute -> ca. 18 Wochen nach Befruchtung abgeschlossen-         Neuronenwanderung zum Bestimmungsort, Wachstum u. Differenzierung von Neuronen NACH der Geburt-         Myelinisierung: fetthaltige Schicht um Axone herum: Beginn vor der Geburt -> anhaltend bis ins Jugendalter Neurogenese – Die Vermehrung von Neuronen durch Zellteilung. Sobald die Neurone ihren Bestimmungsort erreichen, wachsen sie und differenzieren sich aus. Im Cortex erfolgt die Phase des intensivsten Wachstums und der stärksten Differenzierung nach der Geburt.
  • Gliazellen Außer den Neuronen enthält das Gehirn auch andere Zelltypen, vor allem Gliazellen, die etwa zehnmal so häufig sind wie Neurone. Diese Zellen üben eine Vielzahl entscheidender unterstützender Funktionen aus, darunter das Bilden einer Myelinscheide, die die Axone umhüllt und elektrisch isoliert, was die Geschwindigkeit und Effizienz der Informationsübertragung erhöht. -         10 Gliazellen auf 1 Neuron-         Unterstützungsfunktion-         Bildung einer Myelinschicht um bestimmte Axone zur Erhöhung der Effizienz und Geschwindigkeit der Informationsübertragung im Nervensystem
  • Prä/Postnatale Entwicklung des Gehirns -> Präfontale Cortex bis 4 LJ Synapsendichte zunehmend-> Visuelle Cortex ab dem 2 LJ Synapsendichte abnehmend Pränatale Entwicklung des Gehirns -         Teil des Ektoderms faltet sich zu einem Hohlzylinder, der Neuralröhre-         Vordere Ende der Neuralröhre organisiert sich in Ausstülpungen: Vorform von Cortex, Thalamus, Hypothalamus, Kleinhirn-         Innerhalb dieser Zonen entstehen Neurone u. Gliazellen -> wandern zum Bestimmungsort-         Zur Geburt sind die meisten Neurone am Bestimmungsort. Faltungen des cerebralen Cortex variieren auch zw. eineiigen Zwillingen Postnatale Entwicklung des Gehirns-         Vervierfachung des Gehirnvolumens zwischen Geburt und Erwachsenenalter-         Keine zusätzlichen Neurone werden produziert-         Wachstum von Synpasen, Dendriten, Faserbündeln, Myelinisierung-         Maximale Synpasendichtevariiert für verschiedene Hirnregioneno   Visueller Cortex: 3-4 Monate, 150% der Erwachsenendichte zwischen 4 und 12 Monateno   Präfrontaler Cortex: Synapsendichte erreicht Höhepunkt erst nach dem ersten Lj. 
  • Synaptogenese und Eliminierung Synaptogenese: Prozess der Bildung von Synapsen mit anderen Neuronen, der in Billionen von Nervenverbindungen resultiert - Synaptogenese beginnt vor der Geburt und geht einige Jahre nach der Geburt rapide voran - Eliminierung von überschüssigen Synapsen in unterschiedlichen Hirnregionen zu verschidenen Zeiten
  • Entwicklung des Gehirns: Adoleszenz - neuere Forschung: strakes Ansteigen und dann Absinken des Anteils grauer Substanz (Zellkörper) während der Adoleszenz - Möglw. Beitrag dieser "zweiten Welle" von Synaptogenese und Synapsensterben zu den typischerweise  mit der Adoleszenz assoziierten Verhaltensweisen (z.b. impulsives Verhalen) Während die weiße Cortexsubstanz bereits von der Kindheit an bis weit ins Erwachsenenalter stetig zunimmt, setzt bei der grauen Substanz ein dramatischer Anstieg im elften oder zwölften Lebensjahr ein. Dieser Zuwachs an grauer Substanz erfolgt rasch und erreicht etwa in der Pubertät seinen Höhepunkt; danach fällt er mit zunehmender Umwandlung eines Teiles der grauen Substanz in weiße ab. -         graue Substanz: besteht in der Regel aus grau erscheinenden Nervenzellkörpern; im Gehirn (Großhirn und Kleinhirn) liegt die graue Substanz außen und bildet die Hirnrinde (Cortex). -         weiße Substanz: besteht hauptsächlich aus fetthaltigem Myelin (Substanz, aus der Markscheiden, die die Nervenzellfasern, die Axone, umhüllen, bestehen) und erscheint daher hell. Liegt vorwiegend im Inneren des Gehirns; nur einzelne Nervenzellansammlungen (Kerngebiete) grauer Substanz inmitten dieses Fasernetzes. 
  • Gehirnreifung Blautönung = höherer Reifungsgrad -> Ausmaß, in dem graue durch weiße Substanz ersetzt wurde Man beachte, dass die mit grundlegenderen Funktionen zusammenhängenden Teile des Cortex (das sind die weiter hinten liegenden sensorischen und motorischen Bereiche) früher ausreifen als die an höheren Funktionen beteiligten Gebiete (der Aufmerksamkeit und der angemessenen Ausführung). Man beachte insbesondere, dass die frontalen Gebiete, die an der exekutiven Kontrolle beteiligt sind, erst spät in der Pubertät zur Reife gelangen.
  • Entwicklung des Gehirns: Bedeutung der Erfahrung Erfahrungserwartende Prozesse(insbesondere visuelle Stimulation durch Reizmuster, Stimmen und andere Geräusche, Bewegung und Manipulation etc.)Erfahrungserwartende Plastizität – Der Prozess, durch den die normale Verschaltung des Gehirns teilweise als Ergebnis von Erfahrungen geschieht, die jeder Mensch in halbwegs normaler Umgebung macht.-         Erfahrungserwartende Prozesse: Spezielle Sensitivität für bestimmte Arten von Stimulation in bestimmten Zeitabschnitten, die bei normaler Entwicklung erwartet wird-         Ausbleiben der vom Gehirn erwarteten Stimulation: Defizite, kompensatorische Reorganisation-         Bsp.: visuelle Stimulation in normaler Umgebung Erfahrungsabhängige Prozesse: Nervenverbindungen werden im Verlauf des Lebens als Funktion der individuellen Erfahrungen hergestellt und neu organisiert.Erfahrungsabhängige Plastizität – Der Prozess, durch den die Nervenverbindungen im Verlauf des Lebens als Funktion der Erfahrungen eines Individuums hergestellt und reorganisiert werden. Bei Menschen ließ eine Untersuchung an Geigern und Cellisten erkennen, dass diese Musiker im Vergleich mit einer Kontrollgruppe eine verstärkte cortikale Repräsentation ihrer Finger der linken Hand besitzen. Nach Jahren der Übung wurden somit mehr cortikale Zellen dafür verwendet, Input von den Fingern der Greifhand aufzunehmen und diese Finger beim Abgreifen der Saiten zu steuern. Erfahrungsabhängige Plastizität: Herstellung und Restrukturierung von Nervenverbindungen im Laufe des Lebens als Funktion der individuellen Erfahrung-         Bsp.: Effekte der Umwelterfahrung bei Tieren-         Spezielle Effekte aufgrund spezifischer Fertigkeiten (z.B. Cellisten)-         Bsp.: Strabismus (Schielen) Abdecken des dominanten Auges bei koordinationsmangelder Augenbewegungen (bis sechs Jahre) 
  • Hirnschäden Weil das Gehirn (besonders zu Beginn des Lebens) besonders plastisch ist, kann es nach einer Gehirnschädigung – zumindest in bestimmtem Umfang – neu verschaltet werden. In gewisser Hinsicht besitzen Kinder, die eine Hirnschädigung erleiden, eine höhere Chance zur Wiederherstellung der beeinträchtigten Funktionen als Erwachsene mit einer vergleichbaren Schädigung. -         Zeitraum größter Vulnerabilität: frühe Stadien der pränatalen Entwicklung während Neurogenese und Migration, erstes Lebensjahr-         Höchste Plastizität des Gehirns während Synaptogenese und Synapsenreduktion => Restrukturierung-         Später geringere Chancen der Kompensation von Hirnschäden-         Langzeit-und Sleeper-Effekte früher cerebraler Schädigung  -> mit 6 Jahren zeigen die Kinder mit früher Gehirnschädigung ein von den gesunden Kinder nicht abweichendes Leistungsniveau-> während sich jedoch die Leistung der Kontrollkinder steigert, stagniert die Leistung der hingeschädigten Kinder (Sleeper-Effekt)