Raymond B. Cattell - Umfassender Begriff von Persönlichkeit
Temperament (Verhaltensstil): wie tut eine Person etwas(Persönlichkeitsbereich: 16 PF-R) Fähigkeiten (abilities; u.a. auch Intelligenz): wie gut tuteine Person etwas (Leistungsbereich: g-Faktor) Motivation / Dynamik: warum tut eine Person etwas Antriebe (ergs) Einstellungen (sentiments) Soziale Rollen
Raymond B. Cattell - Datenquellen
L-Daten (Life record data; Daten aus derLebensgeschichte und Fremdauskünfte) Q-Daten (Questionnaire data; SelbstauskünfteFragebogen) T-Daten (Test data; standardisierte Testverfahren)
Allport und Odbert (1936) Psycholexikalischer Ansatz:
Allport und Odbert (1936) Annahme Psycholexikalischer Ansatz: Persönlichkeitseigenschaftensind in Sprache repräsentiert 17.953 Begriffe Kennzeichnung von Eigenschaften 4.504 Begriffe generalisierte und persönlicheDispositionen (z.B. gesellig, aggressiv) 4.541 Begriffe Zustände, Stimmungen (z.B. froh) 5.226 Begriffe Beurteilung Reputation (z.B. exzellent) 3.682 Begriffe physische und nicht zuzuordnendeMerkmaleCattell (1943): Begriffe Kat. 1 + 100 aus Kat. 2
Cattell: Objektive Tests (T-Daten)
• Bsp. Leistungstest wird vorgegeben, aber persönlichkeitspsychologisch ausgewertet - dienen zur Vermeidung von Fehlerquoten sollen soziale Erwünschtheit Akquiesenz (inahltsunabhängige Zustimmungstendenz) absichtl. Verstellung der Messintention Probanden gegenüber verschleiern • Bsp.-Kriterien: Entscheidungszeit pro Item Präferenz für extreme Bewertungen Bewertung von Kurzaufsätzen nicht nach Inhalt, sondernZahl produzierter Wörter
Raymond B. Cattell: Objektive Tests (Beurteilung)
• Reliabilitäten T-Daten schlechter als Q und L• Gemeinsame Faktorisierung L-, Q- und T-Datenmisslingt häufig• Objektive Tests trennen klinische Gruppen(Neurotiker, Alkoholiker und Schizophrene) vs.Kontrollpersonen gleich gut bis etwas besser alsFragebögen
Raymond B. Cattell: Kritische Würdigung, Pro
• Originelle Beiträge zu vielen Bereichen der Persönlichkeitsforschung• Anregung weitreichender Forschung• Anwendung multivariater Verfahren in der Psychologie wegweisend
Raymond B. Cattell: Kritische Würdigung, Contra
• Zu großzügige Interpretation der eigenen Daten
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit
O Openness to experience - Offenheit für Erfahrungen - erfinderisch, neugierig vs. konsistent, neugierig C Conscientiousness - Gewissenhaftigkeit; effektiv, organisiertvs. unbekümmert, nachlässig E Extraversion - Extraversion gesellig vs. zurückhaltend, reserviert A Agreeableness - Verträglichkeit kooperativ, mitfühlend vs. kompetitiv, misstrauisch N Neuroticism - Neurotizismus emotional, verletzlich vs. selbstsicher, ruhig
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit: NEO-FFI
• Original: Costa & McRae (1989)
Dt. Borkenau & Ostendorf (2008) 60 Items 5 Dimensionen: O, C, E, A, N Dauer: 10 min. n = 11725 Normen für bevölkerungsrepräsentative Stichprobe 12 Geschlechts- und Altersgruppen
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit: NEO-PI-R
Dt. Borkenau & Ostendorf (2008) 240 Items 5 Dimensionen: O, C, E, A, N Subskalen: je 6 pro Dimension (8 Items pro Subskala) Dauer: 35 min. n = 11724 Normen für bevölkerungsrepräsentative Stichprobe 12 Geschlechts-, Alters-, Bildungsgruppen
NEO-PI-R - Neurotizismus
N1 Ängstlichkeit „Ich empfinde selten Furcht oder Angst.“ RN2 Reizbarkeit „Ich ärgere mich oft darüber, wie andere Leute michbehandeln.“N3 Depression „Manchmal erscheint mir alles ziemlich düster undhoffnungslos.“N4 Soziale Befangenheit„In Gegenwart meiner Chefs oder anderer Autoritätenfühle ich mich wohl.“ RN5 Impulsivität „Ich bin stets in der Lage, meine Gefühle unter Kontrollezu halten.“ RN6 Verletzlichkeit „Wenn ich unter starkem Stress stehe, fühle ich michmanchmal, als ob ich zusammenbreche.“
NEO-PI-R - Extraversion
E1 Herzlichkeit „Ich bin als eine herzliche und freundliche Personbekannt.“E2 Geselligkeit „Ich habe gerne viele Leute um mich herum.“E3 Durchsetzungsfähigkeit„Ich bin dominant, selbstsicher unddurchsetzungsfähig.“E4 Aktivität „Ich habe oft das Gefühl, vor Energie überzuschäumen.“E5 Erlebnishunger „Ich liebe die Aufregung von Achterbahnfahrten.“E6 Frohsinn „Manchmal sprudele ich vor Glück über.“
NEO-PI-R - Offenheit für Erfahrung
O1 … für Fantasie „Ich versuche, mit meinen Gedanken bei der Realität zubleiben und vermeide Ausflüge ins Reich der Fantasie.“RO2 … für Ästhetik „Es langweilt mich, einem Ballett oder modernen Tanzzuzuschauen.“ RO3 … für Gefühle „Ungewöhnliche Dinge, wie bestimmte Gerüchte oderdie Namen ferner Länder, können starke Stimmungen inmir erzeugen.“O4 … für Handlungen „Ich probiere oft neue und fremde Speisen aus.“O5 … für Ideen „Ich finde philosophische Diskussionen langweilig.“ RO6 … des Werte‐ undNormensystems „Ich glaube, dass wir bei ethischen Entscheidungen aufdie Ansichten unserer religiösen Autoritäten achtensollten.“ R
NEO-PI-R - Verträglichkeit
A1 Vertrauen „Ich glaube, dass man von den meisten Leutenausgenutzt wird, wenn man es zulässt.“ RA2 Freimütigkeit „Ich könnte niemanden betrügen, selbst wenn ich eswollte.“A3 Altruismus „Ich versuche zu jedem, dem ich begegne, freundlich zusein.“A4 Entgegenkommen „Ich würde lieber mit anderen zusammenarbeiten, alsmit ihnen zu wetteifern.“A5 Bescheidenheit „Ich bin besser als die meisten Menschen, und das weißich auch.“ RA6 Gutherzigkeit „Menschliche Bedürfnisse sollten immer Vorrang vorwirtschaftlichen Überlegungen haben.
NEO-PI-R - Gewissenhaftigkeit (engl. Conscientiousness)
C1 Kompetenz „Ich bin eine in vielem kompetente Person.“C2 Ordnungsliebe „Ich werde wohl niemals fähig sein, Ordnung in meinLeben zu bringen.“ RC3 Pflichtbewusstsein „Wenn ich eine Verpflichtung eingehe, so kann man sichauf mich bestimmt verlassen.“C4 Leistungsstreben „Ich arbeite hart, um meine Ziele zu erreichen.“C5 Selbstdisziplin „Ich habe Schwierigkeiten, mich dazu zu bringen, das zutun, was ich tun sollte.“ RC6 Besonnenheit „Gelegentlich handele ich zuerst und denke dann erstdarüber nach.“ R
Korrelation NEO-PI-R und AIST-Skalen
Hohe Korrelation: Extraversion/ Soziale Orientierung (S) und Enterprising Offenheit / Investigative (I) und Artistic Gewissenhaftigkeit / Conventional (C)
Korrelation - NEO-PI-R
• Anwendung: kogn. Kontrolle und Affekt
Neurotizismuns - hoch unkorreliert mit Selbstkonzept eigener Fähigkeiten / Hoch korreliert mit PANAS NA (Negativer Affect) Extraversion hoch korrelirte mit PA (Postitver Affect) PANAS Offenheit - hoch unkorreliert mit Fatalistischer Externalität (P) und Sozialer Externalität (C) ( Fragebogen zur Kompetenz- und Kontrollüberzeugung FKK)
Korrelationen NEO-PI-R und 16-PF-R Globalskalen
Neurotizismus - stark korreliert mit Ängstlichkeit unkorreliert mittel bis hoch mit Unabhängigkeit Offenheit stark unkorreliert mit Unnachgibigkeit Verträglichkeit strak unkorreliert mit Unabhängigkeit Gewissenhaftigkeit stark korreliert mit Selbstkontrolle
NEO-PI-R und 16-PF-R Primärskalen
Neurotizismus: hoch korreliert mit Besorgtheit und mit Anpassung - hoch unkorreliert mit Emotionaler Stabilität /mittelmäßig neg korreliert mit Sozialer Kompetenz Extraversion hoch korreliert mit Wärme, Lebhafigkeit, Sozialer Kompetenz, Empfindsamkeit - neg. korreliert mit Privatheit und mit Selbstgenügsamkeit Offenheit für Erfahrung - hoch korreliert mit Abgehobenheit, Offenheit für Veränderungen Verträglichkeit - hoch neg. korr. mit Dominanz und mit Anspannung Gewissenhaftigkeit - hoch korreliert mit Regelbewusstsein und mit Perfektionismus
NEO-PI-R und EPQ-RK (Zwillinge
Gewissenhaftigkeit hoch neg. korr.mit Psychotizismus
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit: IPIP
• International Personality Item Pool (IPIP; Goldberg,2001); http://ipip.ori.org/• 2 Versionen: 50 oder 100 Items• Erste Validierungen gute bis sehr guteÜbereinstimmung mit den Skalen des NEO-FFI unddes NEO-PI-R
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit: Pro
• „Referenzmodell“ der Persönlichkeit• Psycholexikalischer Ansatz = die in einer Sprache im Alltag verwendeten Persönlichkeitsbegriffe werden identifiziert und weiter genutzt
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit: Contra
• Psycholexikalischer Ansatz keine theoretisch verankerten Konstrukte auf einer hohen Abstraktionsstufe unklar, wie Begriffe in die Sprache eingehen• Rein empirisch gewonnen (Exploratorische Faktorenanalyse)
Big Five als stabile interindividuelle
Differenzen motivationaler Orientierungen gegenüber
bestimmten Umweltreizen (Denissen & Penke, 2008)
Extraversion: Belohnung in sozialen Situationen Verträglichkeit: Kooperation vs. Egoismus um Ressourcen Gewissenhaftigkeit: Zielverfolgung unter ablenkenden Bedingungen Neurotizismus: Bestrafung bei sozialem Ausschluss Offenheit: Belohnung kognitiven Aktivitäten
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit: Aktuell
• Benennung der Faktoren, z.B. Verträglichkeit =Konformität (Fiske, 1994)• Big Five sind interkorreliert Faktoren höhererOrdnung?
HEXACO
Sichtung der Big Five-Literatur (Ashton, Lee & Son,2000): in manchen Ländern gibt es einen 6. Faktorin Deutschland, Ungarn, Italien, Korea und Polen „trustworthiness“ (Italien) „values“ (USA) „trustworthiness“ (Korea)
HEXACO: Faktorladungen 6. Faktor H
Honesty-Humility; dt. Ehrlichkeit-Bescheidenheithohe Ausprägung: aufrichtig, manipulieren andere nicht, verspüren keinen Drang Regeln zu brechen, haben kein Interesse an verschwenderischem Luxus und erheben keinen Anspruch auf einen erhöhten sozialen Status niedrige Ausprägung: schmeicheln anderen um ihre Ziele zu erreichen, neigen dazu für persönlichen Profit Regeln zu brechen, werden von materiellen Gewinnen motiviert und halten sich selbst für besonders wichtig
HEXACO vs. Big Five
H Honesty‐ Humility Ehrlichkeit – Bescheidenheit H: eigener, 6. Faktor E Emotionality (e.g. Neurot.) Emotionalität H: E weniger negativ besetzt als bei B5; es fehlt: Impulsivität, Depression und Ärger X eXtraversion Extraversion B5: Durchsetzungfähigkeit und Aggression vs. H: nicht A Agreeableness vs. Anger Verträglichkeit B5: Ehrlichkeit und Bescheidenheit Teil vonVerträglichkeit vs. H: eigenerFaktor H; C Conscientiousness Gewissenhaftigkeit fast identisch O Openness to Experience Offenheit fürErfahrungen B5: Intelligenz vs. H: Neugier; Fantasie und Offenheit neue Erfahrungen nicht mehr
Big One Evidenz
• Musek (2007): 3 Datensätze slovakischeErwachsene (n = 301, n = 185, n = 285)• Rushton & Irwing (2008; 2009) 14 Datensätze (n = 4.500) 1 großer Datensatz (n = 4.000) 16 Datensätze (total n = 6.412) 1 Internet-Datensatz (n = 620.000)• Meta-Analyse (van der Linden et al., 2010) 212 Datensätze (n = 140.000