Psychologie, Arbeitspsychologie (Subject) / TU Chemnitz WS 14/15 (Lesson)

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Gelau

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  • unbezahlte Arbeit vs. Freizetaktivität „Dritt-Personen-Kriterium“ unbezahlter Arbeit = Arbeit ,die auch von Dritten gegen Bezahlung übernommen werden könnte.
  • Arten von Arbeit Erwerbs- und Reproduktionsarbeit
  • Eine Aktivität gilt als Arbeit, wenn... (Ruitz-Quintanilla) • man dafür Geld bekommt,• man für etwas verantwortlich ist,• es zu den eigenen Aufgaben gehört,• man dabei das Gefühl bekommt, akzeptiert zu werden,• man sie an einem Arbeitsplatz ausführt,• sie den Wert einer Sache vergrößert
  • Arbeit bedeutet... (Semmer & Udris) + Kompetenzen zu erwerben,+ Struktur,+ Kontakt,+ soziale Anerkennung,+ persönliche Identität,+ Sicherung der Existenz
  • Was ist Arbeit? (Hoyos) bestimmter Aufgaben materiellen oder immateriellen Arbeitsergebnis  Einsatz der körperlichen, psychischen oder seelischen Kräfte  Befriedigung seiner Bedürfnisse
  • etwas moderner, Arbeit ist ... (Frieling & Sonntag) • zielgerichtetet, zweckrational• Daseinsvorsorge und Schaffung optimaler Lebensbedingungen• mit gesellschaftlichem Sinngehalt versehen und aufgabenbezogen,• ein vermittelnder Prozess zwischen Mensch und Umwelt
  • Arbeitspsychologie (Hoyos) Definition und Aufgaben Teilgebiet der Angewandten Psychologie befasst sichforschend, lehrend und praxisbezogen mit psychologischen Problemen, die im Zusammenhang mit menschlicher Arbeitentstehen Aufgaben: Analyse und Bewertung von Arbeitstätigkeiten/Arbeitsstrukturen ...nach definierten Humankriterien ...Erarbeitung von Gestaltungsvorschlägen
  • Berufsfeld „Arbeitswelt“ Organisationsberatung/ -entwicklung (für Arbeitsbedingungen und Betriebsprozesse) Personalauswahl Coaching (beruflicher Orientierungen/ Leistungsfähigkeiten) Schulungen für Führungskräfte (sozialen Kompetenzen)
  • Handlungsregulationstheorie - Handlung, Merkmale des Handelns Handlung: zeitlich in sich geschlossen zielgerichtet inhaltlich und zeitlich gegliedert kleinste psychol. relevante Einheit willentlich gesteuerter Tätigkeiten von Individuen, Gruppen undOrganisationen Merkmale des Handelns: Zielgerichtetheit Bewusstheit Gegenständlichkeit Gesellschaftliche Eingebundenheit Soziale Eingebundenheit
  • Handlungsregulationstheorie - Grundstrucktur der Handlung, Aufbau, Ebenen Grundstruktur der Handlung: Zielbildung Plan Durchführung Kontrolle Hierarchisch-sequenzielle Organisation Ebenen der Handlungsregulation: Sensumotorische Regulationsebene Perzeptiv-begriffliche Regulationsebene Intellektuelle Regulationsebene
  • Methoden der Arbeitspsychologie • Befragung• Beobachtung• Physikalisch/ Physiologische Messungen• Psychometrische Tests/Diagnostik• Experiment• Simulation/Modellierung• Spezifische Versuchspläne• Spezifische Probleme im A&O Bereich
  • Methoden der Arbeitspsychologie - Metaanalyse, Probleme bei Metaanalysen Quantitative Zusammenfassung der Forschungsergebnisse aus mehreren Einzelstudienzu einer Fragestellung ( gewichteter Durchschnittswert ≠ 0 ?) Generalisierung von Forschungsergebnissen über Stichproben und Untersuchungsumgebungen hinweg Probleme: Abhängigkeit der Primärergebnisse Äpfel und Birnen-Problem Garbage in – Garbage out - Problem Publication Bias
  • Organisationspsychologie - Def und Ebenen Erlebenund Verhalten in Organisationen ...untersucht dieses auf der Mikro- (Individuen), Meso- (Gruppen) undMakroebene (Organisation als Ganzes)
  • Bearbeitungsperspektiven der Arbeits- und Organisationspsychologie Grundlagen, z.B. Regulation von Arbeitstätigkeiten Diagnose, z.B. Arbeitsanalyse Intervention, z.B. Gruppenarbeitskonzepte Evaluation (Wirksamkeitsüberprüfung)
  • Ingenieurpsychologie ‚Anwendung‘ der Psychologie auf dieNutzung, Steuerung und Wartungingenieurwissenschaftlicher Produkte...durch die... Untersuchung des menschlichenVerhaltens mit dem Ziel der Verbesserungder Interaktion des Menschen mit denSystemen
  • Aufgaben der Ingenieurpsychologie + Fehlervermeidung+ Erhöhung der Produktivität und Effizienz+ Verbesserung der Sicherheit+ Verbesserung von Komfort und Bedienbarkeit
  • Themen der Ingenieurpsychologie + Gestaltung von Mensch-Technik-Systemen+ Training und Ausbildung+ Auswirkung auf soziale Systeme und Kultur+ Akzeptanz von Technologie+ Technologiefolgenabschätzung
  • Verkehrspsychologie Erleben und Verhalten von Menschen in Verkehrs-, Transport- und Mobilitätssystemen und die zugrunde liegendenpsychischen Prozesse Zusammenhang mit Unfällen bzw. Gefahrensituationen auch Schifffahrt, Bahn und Flugverkehr Statistik 2012: ≈2,4 Mio Unfälle und ≈32 Mrd € Volkswirtschaftliche Kosten
  • Belastungs-Beanspruchungs-Konzept (Rohmert) Belastung   → Blech (Eigenschaften)  → Ausdehnung des Blechs = Beanspruchung 
  • Belastung und Beanspruchung Belastung: objektive, von außen auf den Menscheneinwirkende Faktoren (Gewichte, Zeitdruck) Belastungsgrößen (quantitativ) vs. Belastungsfaktoren(qualitativ) Beanspruchung: durch Eigenschaften vermittelte Folgen vonBelastungen beim Menschen Physische (Muskeln) und psychische (Aufmerksamkeit) Beanspruchung
  • Belastungsarten                                Quantitativ           Qualitativ Körperlich                Gewicht          Körperhaltung Informatorisch       Info-Anzahl         Art der Info Psychisch           Kundenanzahl   Kundenverhalten
  • Psychische Belastungen aus Arbeitsaufgaben                                Überforderung           Unterforderung quantitativ                Zeitdruck                 zu wenig zu tun qualitativ                zu schwierig             inhaltlich monoton
  • Soziale Belastungen: Mobbing (Def) häufig (mind. 1/Woche) und lange (mind 1/2 Jahr) nicht bei einmaligen Vorfällen nicht bei gleichstarken Parteien Angriffe auf... Möglichkeiten, sich mitzuteilen (Kontaktverweigerung) sozialen Beziehungen („Organisationssibirien“) soziale Ansehen (Gerüchte) Qualität der Berufs- und Lebenssituation (sinnlose Arbeitsaufträge) Gesundheit (körperliche Misshandlung)
  • Mobbing: Prävalenz, Vorkommen, Ursachen, Auswirkungen und Intervention Prävalenzrate ≈ 2,5% Branchen: Gesundheits- und Erziehungsbereich, öffentlichen Verwaltung Ursachen: Henne-Ei-Problem bzgl. schlechter Arbeitsbedingungen; Soziale Identität Täter: Männer in Führungspositionen Auswirkungen: depressive Verstimmungen, Angststörungen, psychosomatische Beschwerden Intervention: Betriebsvereinbarungen
  • Soziale Belastungen: Wirkungen auf Familie und Freizeit und entspr. Maßnahmen Work-Life-Balance: Folgen der Erwerbsarbeit für die anderen Lebensbereiche der Beschäftigten und deren Familien Unterordnung der übrigen Lebensbereiche unter die Erwerbsarbeit Hypothesen nach Ulich: Neutralitätshypothese Kompensationshypothese Generalisationshypothese Interaktionshypothese Kongruenzhypothese Konfliktformen: Beruf – Familie vs. Familie – Beruf mitzeit-, beanspruchungs- und verhaltensbezogenen Ursachen „Work-Family-Facilitation“: affektiver und instrumenteller Transfer Maßnahmen: Kinderbetreuung, Arbeitszeitmodelle, Freistellungen, Info-bereitstellung
  • Ressourcen - Organisation - Aufgabenvielfalt- Tätigkeitsspielraum- Qualifikationspotential- Partizipationsmöglichkeiten
  • Soziale Ressouren Unterstützung z.B. durch* Vorgesetzte* Arbeitskollegen* Lebenspartner
  • Personale Ressourcen - kognitive Überzeugungen Kohärenzerleben Selbstkonzept der Leistungsfähigkeit Selbstwertgefühl Seelische Gesundheit - habitualisierte Handlungsmuster Optimismus Situationskontrollerleben Mobilisierung sozialer Unterstützung Erholungsfähigkeit
  • Salutogenese (Antonovsky) -Gegenteil der Pathogenese                                                                                                -Wie ist es möglich, dass Menschen trotz widriger Lebensumstände gesund bleiben?       -HEDE-Kontinuum                                                                                                               -Schutzfaktoren: generelle  Widerstandsressourcen und Kohärenzgefühl Generelle Widerstandsressourcen:– interne: z.B. Ich-Stärke– externe: z.B. soziale Unterstützung, materielle Ressourcen  Kohärenzgefühl: Vertrauen, daß die interne und externe Umwelt vorhersagbar istKomponenten:                                                                                                                                               – Verstehbarkeit                                                                                                                   – Bedeutsamkeit                           – Bewältigbarkeit 
  • psychische Ermüdung vorübergehende Beeinträchtigung der psychischen und körperlichen Funktionstüchtigkeit, je nach Höhe, Dauer und Verlauf von vorangegangenen psychischen Beanspruchungen hohe Anforderungen, Zeitdruck, komplexe Aufgabe  → kompensatorische Anspannungssteigerung, Erleben von Mühe, Schläfrigkeit Symptome in den Bereichen:– Wahrnehmung u. Aufmerksamkeit– Motorik– Denkleistung– Sozialverhalten– Sekundenschlaf Folgen: Effiziensminderung, Fehler Lösung: Erholungszeiten, Pausensystem                  – Arten von Pausen (spontan, versteckt, arbeitsbedingt, vorgeschrieben)                  – Viele kurze
  • Monotonie Auslöser: Reizmangel, gleichförmige Tätigkeitsmerkmale, geringe Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, geringe intellektuelle Anforderungen/Kommunikation  Zustand: herabgesetzter Aktivität, begleitet durch das Erlebenvon Müdigkeit u. Schläfrigkeit kurzfristige Folgen: Leistungsminderungen bzw. –schwankungen, abnehmende Kreislaufaktivität Wellenförmiger Verlauf Unterschied zur Ermüdung: Verfliegt nach Anforderungswechsel
  • Sättigung Affektbetonte Ablehnung/ Gefühl des "Nicht-weiter-Kommens" Ursachen: gleichförmige Tätigkeit, fehlende Sinnhaftigkeit Symptome: Ärgerlichkeit, Leistungsabfall und/oder                   Müdigkeitsempfinden;  auch antizipatives Erleben Folgen: - kurzfristig sozial non-konformes Verhalten (z.B. Wutausbrüche);                                      - langfristig sind psychosomatische Erkrankungen wahrscheinlich Prophylaxe: Zielbildung
  • Stress - Definitionen Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine        • stark aversive,        • zeitlich nahe (oder bereits eingetretene),        • subjektiv lang andauernde Situation nicht kontrollierbar ist, Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.
  • Stressmodelle - transaktionale Stressmodell (Lazarus) Stress entsteht, falls Anforderungen die Anpassungsmöglichkeiten (Ressourcen) der Person übersteigen Wichtigste Komponenten: subjektive Bewertung auf zwei Ebenen (+Reappraisal) Primary appraisal (Bedeutung einer SituationSecondary appraisal (eigenen Bewältigungsmöglichkeiten)Reappraisal (bzgl. eigene Reaktion, Umwelt und Reflexion)
  • Job-Demand-Control-Modell Gesundheit und Wohlbefinden werden durch die spezifische Kombination der Dimensionen „demand“ (Arbeitsanforderungen) und „control“ (Entscheidungsspielraum) beeinflusst ↓demand + ↓control: passive Tätigkeit ↑demand + ↑control: aktive Tätigkeit ↓demand + ↑control: wenig belastende Tätigkeit ↑demand + ↓control: stark belastende Tätigkeit
  • Stress aus handlungstheoretischer Sicht Arbeitsbedingungen, die... Regulationsbehinderungen: ...bei Erreichung des Handlungsziels behindern undzusätzlichen Handlungsaufwand abfordern (z.B. bürokratische Hindernisse) Regulationshindernisse: ...die Regulation direkt beeinflussen und Reaktionen verlangen (z.B. Arbeitsunterbrechungen, Funktionsstörungen) Regulationsüberforderungen: ...Regulationsfähigkeit direkt vermindern (z.B. Lärm)
  • Stressoren am Arbeitsplatz (Udris & Frese) Stressoren... in der Arbeitsaufgabe physikalische in der zeitlichen Dimension in der sozialen Dimension Organisatorisch bedingt Antizipation von Arbeitslosigkeit
  • Stressreaktionen und Folgen Kurzfristige Stressreaktionen: hastiges Tempo überzogener Kraftaufwand fehlerhafte Informationsaufnahme erhöhter Genussmittelverbrauch Langfristige negative Folgen („Distress“): Absentismus Fluktuation Krankheit, Unfälle Langfristige positive Folgen („Eustress“) Motivation Anregung
  • Burnout Syndrom von Erschöpfung und reduzierter Leitungsfähigkeit bei einstmals hochmotiviertenMitarbeitern Symptomgruppen: Emotionale Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit,                                                         Depersonalisation Prävalenz: ca. 5% der 25-40jährigen besonders im: Dienstleistungsbereich, sozialer/pflegerischer Berufsgruppen
  • Zwölf Stadien der Entstehung von Burnout Zwang sich zu beweisen Verstärkter Einsatz Vernachlässigung eigener Bedürfnisse Verdrängung von Konflikten Umdeutung von Werten Leugnung der Probleme Rückzug Beobachtbare Verhaltensänderung Depersonalisation Innere Leere Depression Völlige Erschöpfung
  • Möglichkeiten der Stressvermeidung in der Arbeitswelt Verhältnisprävention ⇔ Verhaltensprävention Reduzierung belastender Tätigkeitsanforderungen: mehr Entscheidungsfreiheit Training von Sozialkompetenz vollständige Aufgabenstrukturen (durch dezentrale Orga-formen) Veränderung der kognitiven und emotionalen Bewertung: Änderung der Zielvalenz Zeitmanagement, Neinsagen lernen Entspannungsverfahren Problemlösetraining
  • Einteilung der Bewertungskriterien menschlicher Arbeit normativ vs. subjektiv
  • normative Bewerungskriterien nach Rohmert Ausführbarkeit (psychol.)  ← kurzfristig Erträglichkeit (physiol., med.) Zumutbarkeit (soziol.) Zufriedenheit (psychol.)
  • Normative Kriterienhirarchie nach Hacker & Richter Ausführbarkeit Schädigungslosigkeit Beeinträchtigungsfreiheit Persönlichkeitsförderlichkeit
  • Rohmert vs. Hacker & Richter Zeithorizont beim Kriterium der Ausführbarkeit:   – Rohmert: „So ist zum Beispiel eine Arbeit für einen Menschen                       nicht ausführbar, wenn die verlangten Kräfte die ihm zur                       Verfügung stehenden Kräfte übersteigen (Laurig, 1982, 14).“   – Hacker & Richter: Voraussetzungen für ein „zuverlässiges,                      forderungsgerechtes, langfristiges Ausführen der Tätigkeit“ Zufriedenheit vs. Persönlichkeitsförderlichkeit:   – Rohmert: „Akzeptierung zumutbarer Bedingungen unter der                      Berücksichtigung individueller Zufriedenheit“    – Hacker & Richter: Arbeit ist „das wichtigste Mittel zur Formung                     der Persönlichkeit. Im Prozess der Arbeit wird nicht nur ein                     bestimmtes Produkt der Arbeitstätigkeit des Subjekts erzeugt,                      sondern dieses selbst wird in der Arbeit geformt 
  • Persönlichkeitsförderlichkeit (4. Bewertungskriterium v. Hacker/Richter) großer Entscheidungsspielraum zeitlicher Spielraum körperliche Aktivität vielfältige Sinnesqualitäten Variationsmöglichkeiten Kommunikation und Kontakt
  • Vollständige vs. Unvollständige Arbeitstätigkeiten (Hacker/Ulich) Vollständige Arbeitstätigkeit: Eigenständiges... Setzen von Zielen Handlungsvorbereitung, Planung Auswahl der Mittel Ausführungsfunktion Kontrolle mit Resultatfeedback „Unvollständig“ durch: Mangel an... Aktivität Möglichkeiten zur Verantwortungsübernahme Denkanforderungen Kooperationsmöglichkeiten Möglichkeiten zur Erweiterung von Qualifikationen
  • humane Arbeitstätigkeiten (Definition) keine Schädigung der psychophysischen Gesundheit beeinträchtigen psychosoziales Wohlbefinden max. vorübergehend entsprechen Bedürfnissen und Qualifikationen ermöglichen Einflussnahme auf Arbeitsbedingungen und Arbeitssysteme  tragen zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit bei
  • Arbeitsanalyse: Definition, Verwendung, Methoden empirischen Aktivitäten, die in systematischer Form Informationen über die Interaktionen von Menschen und Arbeit gewinnen, um daraus Lösungen für interessierende Problemstellungen ableiten zu können Beispiele für Verwendungszwecke:    • Gestaltung von Arbeitssituationen    • Ermittlung von Qualifikationserfordernissen    • Eignungsdiagnostik    • Arbeits- und Gesundheitsschutz Methoden: Beobachtung und Befragung
  • Arbeitsanalyse: Ablauf Orientierungsphase Überblicksphase Hypothesenformulierung Analysephase im engeren Sinne Rückmeldephase Formulierung von Veränderungsvorschlägen