Psychologie (Subject) / Diagnostik (Lesson)

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WS 12/13

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  • Welche Schritte beinhaltet der Beurteilungsprozess des Testkuratoriums?   Das TBS-TK soll Testautoren, Verlagen und Nutzern zur Orientierung und Qualitätssicherung dienen. Der Beurteilungsprozess verläuft in drei Schritten, die von je zwei Rezensenten unabhängig voneinander vollzogen werden: Nachdem die Verfahrenshinweise (Testmanual, Testhandbuch) auf Erfüllung der Anforderungen in der DIN 33430 geprüft wurden, erfolgt eine Testkategorisierung und es werden mithilfe des ZPID-Systems und von Teilen des EFPA-Systems formale Merkmale des Tests für Datenbanken angegeben. Zuletzt folgt die eigentliche Beurteilung des Tests auf Basis der Angaben in den Verfahrenshinweisen.
  • Nennen Sie zentrale Anforderungen der International Test Commission an eine ethisch korrekte Testanwendung!   Professionell und ethisch korrekt handeln: - Fachkompetenz (DIN 33430)- Verantwortung für die Anwendung von Tests übernehmen- Sichere Verwahrung des Testmaterials und Vertrauliche Behandlung von Testergebnissen gewährleisten Wichtiges Prinzip: informierte EinwilligungTeilnahme an diagnostischen Untersuchung ist immer freiwillig Vor der Untersuchung: Teilnehmer über Art und Umfang der Verfahren sowie die Weitergabe ihrer Ergebnisse informieren → Entscheidung für oder gegen die Teilnahme
  • Kompetente Testauswahl bedeutet: - Ist das Verfahren für die Fragestellung geeignet- Ist das Verfahren für die Person geeignet
  • •Bei der Auswahl eines diagnostischen Verfahrens ist zu prüfen, ob es auch für die untersuchende Person angemessen ist. Welche Aspekte sind dabei zu beachten?   - Geltungsbereich mit Hilfe der Normtabellen erfassen (Alter, Geschlecht, Bildung) - Ist das Verfahren fair und benachteiligt die Testperson nicht systematisch? - Voraussetzung z.B. gutes Sehvermögen - motorische Behinderungen/Beeinträchtigungen oder neurologische Erkrankung können problematisch sein - für Instruktionsverständnis: hinreichende Intelligenz und Sprachverständnis (Migranten, Hörbehinderung) - Überfordert das Verfahren den Teilnehmer? (z.B. viele Items, sehr komplex) - Hat der Teilnehmer Testerfahrung? Übungseffekte - Besteht Verdacht auf Verfälschung oder Simulation?
  • •Im Rahmen von Eignungsdiagnostik werden internetbasierte Leistungs- und Persönlichkeitstests eingesetzt. Welche zwei Varianten sind dabei zu unterscheiden, und welche Ziele werden damit jeweils verfolgt?   Variante 1: SELF-ASSESMENTDer Proband bleibt anonym und erhält eine Rückmeldung über seine Ergebnisse.Ziele: - Unternehmen und Universitäten wollen geeignete anregen sich zu bewerben und ungeeignete abregen → Selbstselektion verbessert die Basisrate geeigneter Bewerber- Anonymität macht ehrliche Bearbeitung (und ohne unzulässige Hilfsmittel) wahrscheinlicher Variante 2: VORSELEKTIONProband ist nicht anonym. Daraufhin wird entschieden, ob Proband zu weiteren Untersuchungen eingeladen wird.Ziele: - Basisrate soll erhöht werden - bei Leistungstests ist Schummeln denkbar - bei Persönlichkeitstests ist soziale Erwünschtheit zu erwarten - aber: Ankündigung weiterer Test unter Aufsicht verringert Schummeln
  • •Nennen Sie Vor- und Nachteile von Gruppenuntersuchungen (in Abgrenzung zu Einzeluntersuchungen).   Gruppentestung:- Geringerer Zeitaufwand- Probleme wie Abschreiben können durch den Einsatz von Paralleltests oder Pseudoparallelformen (dieselben Aufgaben, nur unterschiedliche Reihenfolge) bewältigt werden Einzeltestung:- Größerer Zeitaufwand- Manche Tests sind nur für Einzeltestung geeignet- Genauere Verhaltensbeobachtungen • Entscheidungen nach individuellen Erfordernissen und dem Untersuchungsziel Aufteilung des Tests in Gruppentestung und Einzeltestung ist manchmal sinnvoll
  • •Warum sollte man Probanden vor Beginn über wichtige Aspekte der Untersuchung aufklären?   Effekte der Aufklärung: - Prinzip der informierten Einwilligung - Untersuchung wird als fair wahrgenommen - Reduktion von Testangst - Zwischenfragen vermeidenZu Beginn der Untersuchung wichtige Aspekte ansprechen: Wozu dient die Untersuchung und welches Verfahren wird durchgeführt? Wer führt die Untersuchung durch und wie lange wird sie etwa dauern? Freiwilligkeit der Teilnahme Evtl. Begründung der Notwendigkeit der diagnostischen Untersuchung
  • •Welche Möglichkeiten der Testauswertung gibt es (4)?   Möglichkeit 1: Manuelle Testauswertung- Auswertung mittels Schablonen und Normtabellen (potentielle Fehlerquelle)Möglichkeit 2: Computergestützte Tests- Antworten des Probanden werden direkt erfasst und verrechnet- sicher, aber aus verschiedenen Gründen nicht immer möglich Möglichkeit 3: TestauswertungsprogrammeEingabe der Antworten in den ComputerProgramm ermittelt Rohwerte für jede Skala bzw. den Gesamttest und dazugehörige Normwerte Möglichkeit 4: Nutzung des Testauswerteservices von Testverlagen- Service nur für einige Tests verfügbar- Antwortbogen per Fax an den Testverlag, dort eingescannt und ausgewertet
  • •Welche vier Kernelemente sollte die Mitteilung eines Testergebnisses an Laien enthalten?   Kernelement 1: Benennung des Merkmals Kernelement 2: Ausprägung des Merkmals Kernelement 3: Erwähnung der Referenzgruppe Kernelement 4: Mitteilung des Konfidenzintervalls
  • •Aus welchen Gründen kann sich ein Testwert bei erneuter Durchführung des Verfahrens ändern?   - Übungseffekte - Änderung in einem anderen Merkmal wirkt sich auf den Testwert aus (z.B.: Motivation) - Geringe Reliabilität der Differenzwerte (wahre Differenz ist anders als die beobachtete): Reliabilitäts-Validitäts-Dilemma → man braucht also einen Test, der zwar eine hohe interne Konsistenz hat, also ein bestimmtes Merkmal misst, aber eine schlechte Re-Test-Reliabilität hat, also zu anderen Messzeitpunkten zu anderen Ergebnissen kommt. - Regression zur Mitte
  • Von welcher Zielsetzung ist der diagnostische Prozess geleitet?   Ziel: Beantwortung konkreter und präziser Fragestellungen z.B. „Welche Ursachen haben die schlechten Schulleistungen von Markus?“ „Ist Herr K. für eine Ausbildung zum Chemielaboranten geeignet?“ „Liegt bei Frau H. eine psychische Störung vor, und wenn ja, welche?“   Als diagnostischer Prozess wird die Abfolge von Maßnahmen zur Gewinnung diagnostisch relevanter Informationen und deren Integration zur Beantwortung einer Fragestellung bezeichnet.
  • Aus welchen Gründen sollte ein Diagnostiker einen Auftrag ablehnen?   Gründe, einen Auftrag abzulehnen: - Fehlende Sachkunde des Diagnostikers - Auftrag ist mit dem eigenen Gewissen oder gesetzlichen Vorschriften nicht vereinbar - Diagnostiker steht der Fragestellung nicht neutral gegenüber - Erkenntnisgewinn für den Auftraggeber gemessen an Belastung für - Probanden oder Kosten voraussichtlich gering
  • Was bedeutet „hypothesengeleitetes Vorgehen“ im Rahmen des diagnostischen Prozesses?   Fragestellungen können meistens nicht direkt beantwortet werden hypothesengeleitetes Vorgehen bedeutet das Formulierenn ››psychologischer Fragen‹‹, deren Beantwortung zur Lösung des in der Fragestellung formulierten Problems führt Anknüpfung an den individuellen Fall (Vor-)Informationen über den Probanden (z.B. Protokoll eines Aufnahmegesprächs, frühere Gutachten) Untersuchungsanlass klären (z.B. Schwänzen eines Schülers führt zu deutlichem Leistungsabfall; Klassenlehrer hat Eltern psychologischen Rat empfohlen) die im individuellen Fall naheliegenden Faktoren sollten in psychologischen Fragestellungen berücksichtigt werden Nutzung von allgemein gültigen, wissenschaftlichen und anderen Erkenntnissen Fachwissen und Berufserfahrung (z.B. „Welche Faktoren können zu Schulschwänzen und zu Leistungsabbau in der Schule führen?“) Fragen müssen durch geeignete diagnostische Verfahren geklärt werden können
  • Wie ist der Begriff „diagnostisches Urteil“ definiert?   Als diagnostisches Urteil wird die Beantwortung einer Fragestellung unter Verwendung von bereits vorliegenden diagnostischen Informationen bezeichnet. • Im Rahmen von Interventionen liefern diagnostische Urteile die Grundlage für Empfehlungen oder Entscheidungen. Die Richtigkeit von diagnostischen Urteilen lässt sich anhand von Fallmaterial mit vorliegenden Kriteriumswerten prüfen Viele Forschungsfragen zur Richtigkeit diagnostischer Urteile: Laien vs. Experten Experten vs. Computermodell (klinische vs. statistische Urteilsbildung) Variation von Art und Umfang der zu Verfügung gestellten Informationen   • Beispiele für diagnostische Urteile sind: • “Herr X leidet unter einer generalisierten Angststörung” • “Die Arbeitsgruppe Y ist durch starkes Konkurrenzverhalten geprägt” • “Therapie A hat bei Frau Z eine höhere Erfolgschance als Therapie B”.
  • Worin unterscheiden sich mechanische (statistische) und klinische Urteilsbildung?   Klinische Urteilsbildung: individuelle Urteile von Menschen (Diagnostikern) Mechanische Urteilsbildung: Daten werden nach einer Formel verrechnet, die zuvor aus empirischen Daten abgeleitet wurdeIn vielen Fällen wird diese Formel durch statistische Analysen begründet, so dass man dann von einer statistischen Urteilsbildung spricht   Statistische Urteilsbildung • quantifizierte Daten (Test- oder Fragebogenscores) •Datenkombination beruht auf ausformulierten Algorithmen •Datenintegration mittels Regressions- und Diskriminanzanalysen •Voraussetzung: es liegen Vergleichsdaten vor (zB Normwerte) •Urteilsbildung intersubjektiv verbindlich geregelt •Versuch, Regeln von Gruppen auf Individuen zu übertragen •Verwendung v.a. in der Reihendiagnostik •Menschliche Beurteilung nicht involviert   Klinische Urteilsbildung •Kombination von Daten beruht auf dem Fachwissen des Diagnostikers •Regeln zur Vorgehensweise werden nicht explizit benannt •intuitives Vorgehen aus Berufserfahrung •Fallkonferenzen •Einsatz v.a. dort, wo qualitative Daten vorliegen oder keine Verknüpfungsregeln für Daten gegeben sind •das Individuum als einzigartige Merkmalskonstellation •klinisch meint hier ‚am Einzelfall orientiert‘ •Verwendung v.a. in der Individualdiagnostik •Meehl (1970) spricht von kasuistischer Urteilsbildug
  • Was ist der „Goldberg-Index“?   ››Goldberg-Index‹‹: Bekanntes mechanisches Modell (Einschätzung anhand von MMPI-Testergebnissen, ob Patient psychotisch ist) ist klinischer Urteilsbildung durch Experten überlegen (Trefferquote 74% vs. 68%)
  • Zu welchem Ergebnis gelangen die Metaanalysen zum Vergleich von klinischer und mechanischer (statistischer) Urteilsbildung?   Meehl (1954): Auswertung von 22 Studien zum Vergleich klinischer und statistischer Urteile → Überlegenheit statistischer Urteilsbildung Seine Überlegung: Alternative zum statistischen Urteil nicht klassische klinische Urteilsbildung, sondern Urteil eines Menschen, der die statistische Formel kennt und entscheidet, ob er ihr folgt oder nicht. Grove et al. (2000)Metaanalyse von 136 Studien zur Genauigkeit von mechanischen vs. klinischen Urteilen aus dem psychologischen und medizinischen Bereich (keine Studien zu nicht-menschlichen Kriterien) Ergebnis: mechanisch/statistische Urteilsbildung der klinischenüberlegen, aber •mit d=.089 sehr kleiner Effekt Wann ist mechanische Urteilsbildung besonders überlegen? Suche nach Moderatorvariablen ergab bei zwei Variablen einen Effekt: Vorhergesagtes Kriterium aus dem medizinischen und forensischen Bereich Informationen in Form von Interviewdaten   AEgisdottir et al. (2006) Metaanalyse von 69 Studien aus dem klinischen Bereich (Vorhersage von Therapiedauer, Suizidversuchen etc.) Gesamteffektstärke zugunsten der statistischen Urteilsbildung über alle Studien: d=.16 Bei konservativeren Schätzung (nur Studien, deren Ergebnisse keine Ausreißer darstellen und Kreuzvalidierung): d=.12 Moderatorvariablen beeinflussen den Effekt; statistische Urteile besonders überlegen, wenn: Vorhersage von Gewalttätigkeit (d=.17) Stat. Regressionsmodelle (d=.15; rein rationale mechanische Modelle: d= .03) Kliniker zusätzliche Informationen erhalten (d= .13; wenn gleiche Informationen verfügbar: d= .06) Kliniker die statistische Formel kennen (d=.14; stat. Formel unbekannt: d=.09)
  • Nennen Sie Vor- und Nachteile der klinischen Urteilsbildung!   Probleme bei klinischer/menschlicher Urteilsbildung Wie lässt sich Überlegenheit der mechanischen Urteilsbildung erklären? Bei klinischem Urteil Anfälligkeit für bestimmte Urteilsfehler: Menschen ignorieren oft die Basisrate Falsche Gewichtung von Informationen (stärkere Berücksichtigung von Informationen, die leicht verfügbar sind → >>Availability-Heuristik‹‹) Vernachlässigung der Regression zur Mitte
  • Welches Problem kann bei der Anwendung komplexer statistischer Urteilsmodelle (z. B. Künstliche Neuronale Netze) entstehen?   Künstliche neuronale Netze Statistische Auswertungsprogramme, die auch komplexe, nicht-lineare Verknüpfungen mehrerer Prädiktoren mit einem Kriterium entdecken und für die Vorhersage nutzen können Ziel: Vorhersage eines Kriteriums soll durch bessere Kombination vorhandener diagnostischer Informationen optimiert werden (Alternative z.B. zur Gewichtung nach multipler Regression)   Nachteile: Beliebigkeit durch frei wählbare Neurone, inhaltlich schwer zu interpretieren, großes N notwendig, Gefahr von überangepassten Lösungen   Studie zur Stabilität von KNN (Schmidt-Atzert et al., 2011) 4 Arten der Vorhersage (Urteilsmodelle): Künstliches neuronales Netz Multiple Regression Verwendung des besten Einzelprädiktors Gleichgewichtung aller Prädiktoren   Studie zur Stabilität von KNN (Schmidt-Atzert et al., 2011) Ergebnis KNN liefert für Kohorte 1, für die das Modell auch optimiert wurde, die beste Vorhersage Aber: Bei Anwendung des durch KNN ermittelten Modells auf Kohorte 2 war die Vorhersage allen anderen Modellen unterlegen, bei Kohorte 3 war lediglich die Vorhersage durch den besten Einzelprädiktor schlechter Fazit: Einfache Modelle sind robuster Bei Anwendung von KNN immer prüfen, ob sich das Vorhersagemodell über die Zeit hinweg bewährt
  • In welcher Beziehung stehen diagnostischer Prozess und Gutachten?   Eine Begutachtung ist identisch mit dem diagnostischen Prozess. In einem Gutachten wird dieser Prozess transparent und nachvollziehbar dargestellt. Es ist der Bericht an den Auftraggeber.
  • Nennen Sie die obligatorischen Hauptgliederungspunkte eines diagnostischen Gutachtens!   Überblick über den Aufbau - Titelseite - Inhaltsverzeichnis (bei langen Gutachten) - Zusammenfassung (bei langen Gutachten) - Untersuchungsanlass - Fragestellung - Eventuell Vorgeschichte - Psychologische Fragen - Untersuchungsmethoden - Untersuchungsergebnisse - Interpretation der Ergebnisse / ››Befund‹‹ - Stellungnahme - Eventuell Empfehlungen - Unterschrift, Literatur, evtl. Anhang
  • Was ist bei der Interpretation der Ergebnisse besonders zu beachten?   Ziel: Beantwortung der psychologischen Fragen Informationen aus mehreren Quellen integrieren Scheinbar Widersprüchliches in Fazit darlegen Trennung von Fakten (Ergebnissen) und deren Bewertung Überblick über vorliegende Ergebnisse mithilfe eines ››Befundbogens‹‹ Nicht Teil des abgelieferten Gutachtens, verbleibt bei Unterlagen des Gutachters
  • Welche Funktion hat ein Befundbogen, und wie ist er aufgebaut?   alle Informationen werden berücksichtigt, Übereinstimmungen und Widersprüche werden erkannt linke Spalte: alles vorhandenen Datenquellen rechts Tabellenkopf: psychologische Fragen (in Bereiche gegliedert) nicht Teil des abgelieferten Gutachtens, verbleibt bei Gutachter  
  • Welche Funktion hat die Stellungnahme im Gutachten?   Klare und vollständige Antwort auf die Fragestellung (des Auftraggebers) Unentscheidbares kenntlich machen Begründung, wieso mögliche alternative, naheliegende Antwort abzulehnen ist Für sich allein verständlich, indem Erkenntnisse, auf die sich Schlussfolgerung stützt, genannt werden (Transparenz)   Persönliche Prädiktion verwenden („Frau X ist überdurchschnittlich erregbar.“)
  • Nennen Sie zwei (drei) unabdingbare Qualitätsanforderungen an ein Gutachten!   Richtigkeit nicht geeignet, weil kaum überprüfbar Wissenschaftliche Fundierung Nachvollziehbarkeit und Transparenz   Theoretisch begründetes methodisches Vorgehen Psychologische Fragen, die anhand geeigneter diagnostischer Daten überprüfbar sind Begründete Auswahl von Verfahren, die Prüfung der psychologischen Fragen ermöglichen Begründete Festlegung von Entscheidungskriterien vor der Datenerhebung Berücksichtigung aller Ergebnisse (keine selektive Informationsnutzung) Schlussfolgerungen unter Beachtung von wissenschaftlich gesicherten Gesetzmäßigkeiten zur Beantwortung der Fragestellung
  • Bitte definieren Sie, was eine diagnostische Strategie ist!   Diagnostische Strategie = auf diagnostischen Daten aufbauende Konzeption, mit deren Hilfe der Diagnostiker sein antizipiertes Ziel zu erreichen sucht (Jäger, 1986).
  • Was versteht man im Rahmen diagnost. Entscheidungen unter einer Klassifikation und was setzt diese voraus?   Zuweisung zu einer von 3 verschiedenen Maßnahmen auf Grundlage von 2 Prädiktoren.
  • Was wird im Rahmen von diagnostischen Entscheidungen unter solchen von institutioneller und individueller Art verstanden?   Institutionelle Entscheidungen: eine Organisation (z.B. ein Betrieb) untersucht Personen standardisiert in gleicher Weise – Selektion, Klassifikation, Zuweisung individuelle Entscheidungen: Individuum ist Nutznießer – z.B.: Berufsberatung, Diagnose einer psychischen Störung
  • Was versteht man unter einer terminalen bzw. investigatorischen Entscheidung?   Investigatorisch: Schritt eines mehrstufigen Verfahrens terminal: diagnostische Entscheidung erfolgt (z.B. Zuweisung zu einer Behandlung, Aufnahme in ein Ausbildungsprogramm)
  • Was zeichnet kompensatorische und konjunktive Entscheidungs-strategien aus?   Kompensatorisch Entscheidungsstrategien: Prädiktoren können sich gegenseitig ausgleichen (Gesamtwert wird berechnet, Prädiktoren gegebenenfalls gewichtet Konjunktive Entscheidungsstrategien: in jedem Bereich muss ein Mindestwert erzielt werden
  • Sind sequentielle oder nicht-sequentielle diagnost. Strategien zu bevorzugen? Wann verliert sich die Überlegenheit des einen gegenüber des anderen Vorgehens?   nicht-sequentielle Strategien (nichtsequentielle Batterien und single screen): - geringere Kosten Sequentielle Strategien (pre-reject, pre-accept, vollständig sequentiell): relativ überlegen (aber teurer) Nutzenerwägung  
  • •Welche (zwei) ein- und (drei) mehrstufige Entscheidungsstrategien unterscheidet man in der diagnostischen Praxis?   a) Vorauswahl-(Pre-reject-)Strategie: Zurückweisung von Probanden, die Vortest nicht bestehen. alle anderen absolvieren weitere Tests. b) Vorentscheidungs-(Pre-accept-)Strategie: 1. Test führt zur Akzeptanz von Probanden mit einem bestimmten Trennwert. mit den übrigen wird analog zur Vorauswahlstrategie verfahren. c) Vollständige sequentielle Strategie: Kombination der beiden vorgenannten Vorgehensweisen. Aufteilung aller Probanden in 3 Gruppen: akzeptiert, zurückgewiesen, weitere Testung
  • •Wozu dient die „ROC-Kurve“?   Receiver-Operating-Characteristic → Signal-Entdeckungstheorie von Schäfer, 1989) Bestimmung von Spezifität und Sensitivität unabhängig von der Basisrate Spezifität: Wahrscheinlichkeit, mit der ein negativer Wert als solcher erkannt wird Sensitivität: Wahrscheinlichkeit, mit der ein positiver Wert als solcher erkannt wird Basisrate: Anteil der tatsächlich Geeigneten (richtig Positive + falsch Negative/ N)
  • Wann liegen Entscheidungsfehler vor?   Zuordnung aufgrund der Prädiktorvariable entspricht nicht der tatsächlichen Klassenzu-gehörigkeit. • Fehler 1. Art: als falsch positiv bezeichnete Fälle • Fehler 2.Art: als falsch negativ bezeichnete Fälle > komplementäre Veränderung der Fehler
  • Was ist die zentrale Aufgabe von Zuordnungsstrategien und welche Zuordnungsfehler können auftreten?   Die zentrale Aufgabe von Zuordnungsstrategien besteht darin, Fehler bei der Klassenzuordnung zu vermeiden. • Fehler 1. Art: als falsch positiv bezeichnete Fälle • Fehler 2.Art: als falsch negativ bezeichnete Fälle > komplementäre Veränderung der Fehler
  • Was versteht man im Zusammenhang mit Gütekriterien einer Entscheidungs-strategie unter Sensitivität bzw. Spezifität ?   Spezifität: Wahrscheinlichkeit, mit der ein negativer Wert als solcher erkannt wird Sensitivität: Wahrscheinlichkeit, mit der ein positiver Wert als solcher erkannt wird
  • Was versteht man unter einem selektiven Eignungsquotienten?   Selektiver Eignungsquotient/ positiver Prädiktionswert: Effizienz der Auslese: Anteil der Geeigneten an allen Ausgewählten (richtig Positive/ (richtig Positive + falsch Positive))
  • Wozu dienen Taylor-Russell-Tafeln? Welche Informationen werden hierzu benötig?   Tafeln hierfür erstellt: erwartete Erfolgsquote lässt sich als Funktion der Basisquote, Selektionsquote und Validität ablesen   Basisquote (Basisrate)/ natürlicher Eignungsquotient: Anteil der tatsächlich Geeigneten (richtig Positive + falsch Negative/ N) Selektionsquote: Anteil der Akzeptierten unter den Bewerbern Prädiktive Validität: Korrelation Test und Kriterium
  • Kann auch mit wenig validen Tests effizient ausgewählt werden?   Ja: - immer bei hoher Basisrate (Anteil der tatsächlich geeigneten) - geringer negativer Einfluss der Selektionsquote
  • Bei welcher Basisquote ist nach Taylor & Russel der Nutzen eines Tests am höchsten? Bitte begründen Sie.   Je höher die Grundrate, desto effizienter der Test- verringert sich die Basisrate erhöht sich der Fehler erster Art (falsch positiv) bei gleichem Prädiktorwert natürlicher Eignungsquotient: (TP+FN)/N → Anteil der tatsächlich geeigneten selektiver Eignungsquotient: TP/(TP+FP) → Anteil der Geeigneten an den Ausgewählten TP= true positive FP= false positive
  • Wann macht sich nach Taylor & Russel die Validität eines Tests besonders bemerkbar?   Bei niedriger Basisrate und niedriger Selektionsquote.
  • Was versteht man unter dem inkrementellen Nutzen eines diagnostischen Verfahrens?   Nutzenzuwachs gegenüber einer zufälligen Selektion → Nettonutzen
  • •Welche grundlegenden diagnostischen Ansätze zur Beschreibung von Organisationen gibt es, und wodurch zeichnen sie sich aus?   Strukturdiagnostik: •Diagnose der Strukturen einer Organisation •Erfassung der „Ziele von Organisationen und ihre Umsetzung in Regeln und Ordnungen zur Ausrichtung der Organisationsmitglieder auf diese Ziele hin“ (Büssing, 2007; S. 566) •Psychologische Relevanz nur bei Erfassung der Auswirkungen von Strukturen auf das Verhalten und Erleben von Mitarbeitern •Dominanter Ansatz in der Organisationsdiagnostik   Prozessdiagnostik: •Erfassung der Veränderungen einer Organisation durch Erhebungen zu mehreren Messzeitpunkten •Mögliche Aspekte: Organisationale Sachverhalte und deren Auswirkung auf Erleben und Verhalten, soziale Interaktion und Kommunikation sowie Wechselwirkungen zwischen Strukturmerkmalen, situativen Faktoren und dem Erleben/Verhalten in Organisationen   Integrative Diagnostik: •Verbindung von Diagnosen auf verschiedenen Ebenen in einer Organisation •Mögliche Ebenen: Individual-, Gruppen-, Abteilungs- und Gesamtorganisationsebene
  • Welche Datenquellen werden zur Organisationsdiagnostik genutzt?   •Analyse von Dokumenten (z. B. Organigramme) •Organisations- und betriebswirtschaftliche Statistiken (z.B. Fluktuation) •Befragung von Schlüsselpersonen und Experten •Befragung von Mitarbeitern •Beobachtungen am Arbeitsplatz •Gruppengespräche •Analyse von Interaktionen (z. B. Soziometrie)
  • Welchen Zweck erfüllt die DIN 33430 für die verschiedenen Beteiligten?   Die Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungs-beurteilungen sind als DIN 33430 publiziert. Diese Norm dient als Leitfaden für die Planung und Durchführung von Eignungsbeurteilungen, liefert den Maßstab für die Bewertung berufsbezogener Eignungsfeststellungen, trägt bei zur Qualitätssicherung und –optimierung von Personalentscheidungen und schützt den Kandidaten vor der unsachgemäßen Anwendung von Verfahren in der Eignungsdiagnostik.
  • Welche drei Kategorien von Anforderungen und welche drei Verfahrensgruppen unterscheiden Schuler und Höft im sog. trimodalen Ansatz (2007)? Nennen Sie je ein diagnostisches Verfahren für jede Verfahrensgruppe!   Es werden drei Kategorien von Anforderungen unterschieden, die von dem Stellenbewerber zu erfüllen sind: •Aufgaben & Ergebnisse •Verhalten •Eigenschaften Um festzustellen, ob/ wie gut eine Person diese Anforderungen erfüllt, stehen drei Gruppen von Verfahren zur Verfügung: •biografieorientiert •simulationsorientiert •eigenschaftsorientiert   •Aufgaben & Ergebnisse → simulationsorientiert •Verhalten → biografieorientiert •Eigenschaften → eigenschaftsorientiert
  • Welche fünf Prinzipien bilden die Grundlage eines Assessment Centers?   Anforderungsbezug: Erfassung von stellenrelevanten Merkmalen/ Verhaltensweisen- Anforderungsanalyse → Auswahl/ Entwicklung von Verfahren für die Eignungsbeurteilung Simulation:Übungen/ Fallstudien, die dem erwarteten Arbeitsverhalten möglichst ähneln Methodenvielfalt: Jedes Anforderungsmerkmal wird in verschiedenen Übungen/ Fallstudien erfasst (Rollenübungen, Gruppendiskussionen, Simulationen usw.) Mehrfachbeurteilung: Teilnehmer werden von mehreren Personen beobachtet und beurteilt, und zwar abwechselnd in verschiedenen Einzelübungen, um Beobachtungs- und Urteilsfehler einzelner Personen zu kompensieren Transparenz: Teilnehmer werden über Übungen, Anforderungskriterien und Ergebnis informiert.
  • Welche sieben globale Beurteilungsdimensionen für Assessment Center berichten Arthur et al. (2003)?   •Kommunikationsfähigkeit •Bewusstsein für die Bedürfnisse und Gefühle anderer und Rücksichtnahme •Aktivität und Motivation •Führungskompetenz und Durchsetzungsfähigkeit •Organisations- und Planungsfähigkeit •Problemlösefähigkeit •Belastbarkeit
  • Welche Probleme bezüglich der Konstruktvalidität von Assessment Centern zeigen sich bei Untersuchungen?   • Objektivität +/- • Reliabilität: Interraterübereinstimmung schwankt erheblich (.50 - .90) • Validität: starke Streuung der Koeffizienten (-.25 - .78) • Konstruktvalidität: mangelnde konvergente Validität zwischen AC-Beurteilerdimensionen und Prsönlichkeitsmekmalen/ Intelligenz. die Korrelation des gleichen Merkmals in versch. Übungen ist geringer als die Korrelation verschiedener Merkmale in einer einzelnen Übung: die Beobachter differenzieren schlecht zwischen Merkmalen • Prädiktive Validität: .37 • self-fulfilling prophecy (Beförderungs- und Besetzungsentscheidungen sind von Wissen um AC-Ergebnisse oft beeinflusst: Kriterium und Prädiktor nicht unabhängig): erhöht Validität artifiziell • AC ist in Vorhersagekraft für Beförderungskriterien und subjektive Leistungskriterien alternativen Prädiktoren überlegen • Schuler & Stehle (1983): soziale Validität (hier ist AC anderen Methoden deutlich überlegen)  
  • Wozu dient die Arbeitsanalyse?   Die Arbeitsanalyse kann dazu dienen, einen Arbeitsplatz umzugestalten (besser an den Menschen anzupassen, Entlohnung, Arbeitsscvhutz, Gesundheitsschutz). Außerdem: Personalselektion und Personalentwicklung