Pädagogik & Didaktik (Subject) / Modul Erziehungswissenschaft I (B1) - Teil B1a (RWTH Aachen) (Lesson)

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Diese Fragen beruhen auf den Vorlesungen an der RWTH Aachen aus dem Wintersemester 2018 / 2019 bei Professor Unger und den zugehörigen Tutorien.

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  • Was ist die Ausgangsfrage der kritischen Theorie nach Adorno und Horkheimer? Wie konnte es zum Holocaust kommen, obwohl viele Beteiligten im Sinne klassischer Bildungsbegriffe hochgebildet waren?
  • Grundidee der kritischen Theorie nach Adorno und Horkheimer Es wird ein revidierter Aufklärungs- bzw. Kritikbegriff benötigt, der sich insbesondere der naiven Fortschritts- und Machbarkeitsillusion (der Aufklärung) entledigt.
  • Konsequenz der kritischen Theorie nach Adorno und Horkheimer für den Bildungsbegriff Bildung geht nicht ohne die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Widerspruch von zugleich eingeforderter Autonomie und Zwang.
  • Bildungsdenken im Rahmen der kritischen Theorie nach Adorno und Horkheimer (auch kritisches Bildungsdenken) (Bernhard) Bildung als das unabgeschlossene Projekt emanzipativer Selbstfindung Ziel der Bildung: Selbstverfügung --> Widerstandsfähigkeit Entstehung von Bewusstsein Ambivalenz: Bildung ist herrschaftskonform, soll aber zugleich die Herrschaft in Frage stellen.
  • Prozess der strukturalen Bildung nach Marotzki biographische Krisenlage: Negationspotentiale, Negationsstil --> Suchbewegung (Moratorium) Wandlungsprozess: neue Lebensperspektive taucht überraschend auf --> Änderung der Selbsteinschätzung Reflexion des Wandlungsprozesses: Sich-im-Alltag-Erzählen, narrative Identität
  • Was ist nach Marotzki notwendig für strukturale Bildungsprozesse? Kontrollüberzeugung im Wandlungsprozess
  • Was ist Bildung im Marotzki'schen Paradigma? Was sind Bildungsprozessse im Marotzki'schen Paradigma? Bildung hat mit Reflexion von Selbst- und Weltreferenzen zu tun. Bildungsprozesse sind eine Form komplexer, selbstreflexiver Lern- und Orientierungsprozesse.
  • Modell der Entstehung einer narrativen Identität nach Unger 1. Handlungsgebundes Situationswissen (kleine Erinnerungs-Bausteine) 2. wird zu erwerbsbiografischem Phasenwissen gebündelt und 3. zum erwerbsbiografischen Gesamtverlaufswissen strukturiert. --> Narrative Identität
  • Wie hängen Gesellschaft und Bildungsniveau nach Marotzki zusammen? Je stärker Gesellschaften sich durch einen Komplexitätsschub auszeichnen, desto mehr sind (solche) höherstufige Lernebenen gefordert.
  • Welche Bedingungen erschweren in Deutschland die Bewertung von Unterricht? wenige empirische Daten aus deutschsprachigem Raum Verwendung unklarer / unscharf definierter Begriffe "gut" kann hier verschiedene Bedeutungen haben
  • Was sind die Kriterien guten Unterrichtes nach Helmke und welches sieht er als am wichtigsten? 1. Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung 2. Lernförderliches Unterrichtsklima3. Vielfältige Motivierung 4. Strukturiertheit und Klarheit 5. Wirkungs- und Kompetenzorientierung6. Schülerorientierung, Unterstützung 7. Förderung aktiven, selbstständigen Lernens 8. AngemesseneVariationvonMethoden 9. Konsolidierung, Sicherung, Intelligentes Üben 10. (An) Passung (am wichtigsten)
  • Wie heißt Helmkes Modell des Unterrichts und wie ist es Aufgebaut? Das Angebots-Nutzungs-Modell: Unterricht als Angebot durch die Lehrkraft, welches bei entsprechender Nutzung der Schüler bestimmte Wirkungen zeigt
  • Welche Bildungsziele unterscheidet Helmke in seinem Angebots-Nutzungs-Modell? 1. soziale Kompetenz 2. Lernkompetenz 3. FachlicheInhalte / Allgemeinwissen 4. Schlüsselkompetenzen
  • Welche Bewertungsperspektiven für Unterricht unterscheidet Helmke? Wovon hängt laut Helmke der Ertrag / die Wirkung des Unterrichts entscheidend ab? 1. Lehrersicht2. Prozessqualität (Prozess = alles was man im Unterricht beobachten kann) 3. Ergebnisqualität Von der Nutzung durch die Schüler
  • Zwischen welchen 3 zentralen inhaltlichen Strukturen unterscheidet Klafki in der didaktischen Analyse? 1. vorpädagogischer Sachinhalt 2. Bildungsinhalt  3. Bildungsgehalt
  • Wie definiert Klafki den vorpädagogischen Sachinhalt? Fachwissen der Lehrkraft ohne pädagogische Überlegungen, d.h. im (fach)wissenschaftlichen Sinne
  • Wie definiert Klafki den Bildungsinhalt? spezielles Bildungsziel (z.B. Analyse eines speziellen Gedichtes) soll geistiges Eigentum werden
  • Wie definiert Klafki den Bildungsgehalt? Allgemeines Bildungsziel (z.B. Epoche eines Gedichtes) das Allgemeine im Speziellen
  • Was ist das Ziel von Klafkis didaktischer Analyse und welche 5 Grundaspekte betrachtet er? Ziel: Ermittlung des allgemeinen Bildungsgehaltes im speziellen Bildungsinhalt Aspekte: 1. Gegenwartsbedeutung 2. Zukunftsbedeutung 3. Sachstruktur 4. Exemplarität 5. Zugänglichkeit
  • Wo (zeitlich) verortet Klafki die methodische Planung in der Unterrichtsvorbereitung und wovon trennt er sie entschieden ab? Welche Aspekte bezieht er in die methodische Planung ein? Klafki trennt methodische Planung und didaktische Analyse klar voneinander und verortet die methodische Planung nach der didaktischen Analyse. Aspekte: 1. Die Gliederung des Unterrichtes in Phasen 2. Die Wahl von Unterrichts-, Arbeits-, Spiel-, Wiederholungs- und Übungsformen 3. Der Einsatz von Hilfsmitteln 4. Die Sicherung der organisatorischen Voraussetzungen für den Unterricht
  • Wie spiegelt sich das Verhältnis von Schüler und Lehrer in der Antike sprachlich wieder? Asymmetrie zwischen Schüler und Lehrer --> "educare"= heraufziehen (des Schülers auf das Niveau des Lehrers)
  • Ab wann existiert die Pädagogik als eigene wissenschaftliche Disziplin (abgegrenzt von Psychologie und Ethik)? Ca. seit der deutschen Klassik und dem Neu-Humansimus. Zentrale Figur: Herbart
  • Welche zwei Methoden des Lehrens und Unterrichtens gab es in der Antike? sokratisches Lehren: Lehrer als Lernbegleiter sophistisches Lehren: Lehrer als Universalgelehrtes Idol, dass es zu erreichen gilt.
  • Welche zwei Lebenseinstellungen unterscheidet man in der Antike? Hedonisten = "Glücksschule" Stoa = "Ernst" (keine wörtl. Übersetzungen)
  • Was ist das Verständnis von Bildung in der Antike? Bildung als Kunst des "Sehens" (Erkennen) eines Sachverhaltes und ziehen von Schlüssen (Platons Höhlengleichnis)
  • Wie ist das Verhältnis von Wissen und Glauben in der christlichen Pädagogik? Abwertung des Wissens zugunsten des Glaubens
  • Was versteht man unter der Logos-Lehre und welcher Epoche ist sie zuzuordnen? Die Logos-Lehre ist Teil des Weltbild der christlichen Pädagogik: Gott gilt als oberster Lehrer von dem ausgehend Erziehung legitimiert wird und ursprünglich ausging (Adam und Eva).
  • Von wem und aus welcher Epoche stammt die erste pädagogische Schrift und wie heißt sie? Mittelalter, Clemens von Alexandria: Pedaigogos
  • Wozu wird "Bildung" in der christlichen Pädagogik verwendet? Um das Volk gehorsam zu machen.
  • Was versteht man unter der karolingischen Minuskel? Einführung eines einheitlichen Lateins zwecks "Bildung"serleichterung
  • Welches Menschenbild hat Rousseau und was leitet er daraus für die Pädagogik ab? Welche Sichtweise von Erziehung ist dem zugehörig? Kind als von Natur aus gut (Buch: "Emile") --> education negative: Verzicht auf Unterricht von Tugend und Vernunft während der Phase der Natur Entwicklung des Kindes außerhalb der Gesellschaft Naturalismus: Bild des Gärtners, wachsen lassen
  • Was unterscheidet Rousseaus "education negative" von der Antipädagogik? Es soll schon eine Erziehung stattfinden, aber erst nach der Phase der Natur.
  • Von wem stammt das erste Modell der Kindheit als eigene psychologische Entwicklungsstufe, die sich grundlegend von dem Erwachsenenalter unterscheidet? Rousseau: psychologische Kindheit in 4 Phasen
  • Welches Menschenbild vertritt Locke und welche Konsequenzen leitet er für die Pädagogik ab? Welches Grundverständnis des Erziehungsbegriff wird dem zugeordnet? Kind als "tabula rasa" = unbeschriebenes Blatt, welches beliebig formbar ist Technizismus: Bild des Bildhauers
  • Welches Verständnis von Erziehung hat Locke? Erziehung = zielgerichtete Einwirkung, geordneter Prozess, der in einem stabilen Resultat mündet 
  • Was ist die zentrale Geimeinsamkeit und der zentrale Unterschied zwischen Piagets und Rousseaus Entwicklungtheorie? Gemeinsamkeit: Psychologisches Phasenmodell der Kindheit (bei Piaget komplexer) Unterschied: Bei Piaget vollzieht sich diese Entwicklung optimal nicht außerhalb der Gesellschaft, sondern in Beziehungen und sozialem Kontext.
  • Was folgert Piaget aus seinem psychologischen Entwicklungsmodell? Eine individualisierte Erziehung.
  • Woher stammt das Wort "Sozialisation"? Sozialisation von lat. socialis = Gesellschaft
  • Welches Verständnis von Sozialisation hat Durkheim? Mensch als unsozial, egoistisch und triebgesteuert --> Sozialisation als Anpassung an die gesellschaftliche Norm
  • Welches Verständnis von Sozialisation hat Hurrelmann Sozialisation ist jede Form der Persönlichkeitsentwicklung in Interaktion mit materieller, kultureller und sozialer Umwelt.
  • Welches Verständnis von Sozialisation hat Haug? Sozialisation als das Hineinwachsen in die Erwachsenenwelt
  • Was kenntzeichnet den Sozialisationsprozess? Sozialisation ...geschieht lebenslang und dynamisch ...geschieht aktiv und passiv
  • Was für Sozialisationsarten unterscheidet man? Akkulturation: geplante Sozialisation vs. Enkulturation: "Hineinwachse" primäre Sozialisation: im Kindesalter (Eltern, Erziehungsfiguren) und sekundäre Sozialisation: im Jugendalter (Schule, Peers)
  • Wie hängt Schule mit Sozialisation zusammen? Schule als künstliche Sozialisationsinstanz: --> Wird etabliert wenn der überlebensnotwendige Wissensbestand einer Kultur sich nicht mehr "nebenbei" erlernen lässt  --> Lehrauftrag wird in die Hände von Spezialisten gegeben  --> Hauptzweck: Unterricht --> Umgang basiert auf den Prinzipien der Gleichheit und Leistung
  • Was ist eine Sozialisationsinstanz und welche typen von Sozialisationsinstanzen unterscheidet man? Sozialisationsinstanz = Orte in denen Sozialkontakt auftritt künstlich (Schule, Kindergarten, ...) vs. natürlich (Familie, Peers)
  • In welche Gruppen trennt man Sozialisationsfaktoren? situative, biographische und räumlich-soziale Bedingungen
  • Auf welches Menschenbild stützt sich die Rollentheorie? Mensch als "homo sociologikus" Mensch als Rollenchamäleon
  • Wodurch wird die Rolle eines Menschen nach der Rollentheorie beeinflusst? Die Rolle wird bedingt durch äußere (Arbeitsmarkt, Beziehungen) und innere Realität (Überzeugungen, Neigungen).
  • Fahrstuhleffekt (mit Autor) ...nach Beck Die Lebensbedingungen aller "Klassen" werden, bei gleichbleibenden Verhältnissen, gleichzeitig aufgewertet. Utopie  "Gewichte" die Fahrstuhleffekt ermöglichen:     - verringerte Arbeitszeit     - erhöhte Lebenserwartung     - erhöhtes Einkommen     - bessere Bildungsmöglichkeiten     - Dienstleistungsgesellschaft    - Massenkonsum     - Mobilität Kritik: Schere zwischen Arm und Reich
  • Wissensgesellschaft (mit Autor) ...nach Marotzki und Jörissen In modernen Gesellschaften wird Wissen immer relevanter. --> Wissen ist mittlerweile der 4. Produktionsfaktor neben Arbeit, Kapital und Natur. --> Wirtschaftswachstum ist entscheidend vom Wissenstandard der Bevölkerung      abhängig. --> höheres Qualitäts- / Qualifikationsniveau