Differentielle und Persönlichkeitspsychologie (Subject) / 6. Persölichkeitsentwicklung (Lesson)

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  • Persönlichkeitsentwicklung: Was versteht man unter Mittelwert- und Positionsstabilität und wie lassen sie sich operationalisieren? Bei der Mittelwertstabilität steht die Frage im Raum: Wie stabil ist die durchschnittliche Ausprägung einer Eigenschaftsmessung in einer Referenzgruppe? Hingegen stellt sich bei der Positionsstabilität die Frage: Wie stabil sind die interindividuellen Unterschiede in Eigenschaftsmessungen zwischen den Mitgliedern einer Referenzgruppe? (Die Positionen...) Die Positionsstabilität wird mithilfe von Korrelationen bestimmt, genau wie die kurzzeitige Retestreliabilität durch die Korrelation zwischen zwei Eigenschaftsmessungen, nur dass der Abstand zwischen den Messungen nunmehr Jahre und nicht Tage oder Wochen beträgt. Zum Vergleich der beiden: Mittelwertstabilität ist gerichtet, Positionsstabilität ist ungerichtet. Beide sind im Prinzip unabhängig voneinander. Mittelwertstabilität ist persönlichkeitspsychologisch nicht interessant, weil sie nichts über die Stabilität interindividueller Unterschiede aussagt.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Was versteht man unter differenzieller Entwicklung? Für die Persönlichkeitspsychologie sind vor allem differenzielle Entwicklungsverläufe relevant, d.h. dass die individuellen Entwicklungsverläufe vom durchschnittlichen Verlauf mehr oder weniger stark abweichen. Dies wird überprüft, indem individuelle Entwicklungsverläufe mit durchschnittlichen Entwicklungsverläufen verglichen werden. Z-Werte
  • Persönlichkeitsentwicklung: Was versteht man unter Konstruktstabilität, warum ist sie wichtig und wie lässt sie sich operationalisieren? Konstrukstabililtät meint das Ausmaß, in dem Konstruktmessungen zu verschiedenen Zeitpunkten dieselbe Konstruktvalidität aufweisen. Sie ist relevant, da sie als Bedingung der Stabilitätsmessung angesehen werden kann. Die Konstruktstabilität lässt sich nicht nur über die Invarianz der Konstruktindikatoren prüfen, sondern auch über die zeitliche Konstanz des nomologischen Netzwerkes, das das Konstrukt umgibt. Die Big Five zeigen eine solche Kontinuität ab dem Kindergartenalter selbst dann, wenn Erfassungsinstrument und Beurteiler wechseln.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Welche Mittelwertveränderungen zeigen sich in Big-Five-Beurteilungen im Verlauf des Erwachsenenalters? Warum? Mittelwertveränderung sind am stärksten im jungen Erwachsenenalter (von ca. 20 bis 40 Jahren). Abnahme des Neurotizismus Zunahme der Gewissenhaftigkeit und der Verträglichkeit Kaum Veränderungen in Extraversion und Offenheit. Es werden kurvilineare Verläufe berichtet mit einem leichten Anstieg bis zum mittleren Erwachsenalter und anschließender Abnahme. Mittelwertsveränderungen manchmal auch "Reifung". Aber: Sozial unerwünschte Veränderungen im Alter sprechen gegen „Reifung“ der Persönlichkeit! Entwicklung nicht immer nur positiv und außerdem nicht endlich. Warum? Kritik: Eigentlich handelt es sich nicht um Persönlichkeitsveränderungen, sondern typische Altersveränderungen. Persönlichkeitsveränderungen im strengen Sinne setzen differenzielle Veränderungen voraus. Sie können auch stattfinden, wenn es keine durchschnittlichen Veränderungen gibt. Insofern sind differenzielle Persönlichkeitsveränderungen prinzipiell unabhängig von durchschnittlichen Veränderungen. Allerdings finden sich empirisch bei deutlichen durchschnittlichen Veränderungen durchweg auch deutliche differentielle Veränderungen. McCrae et al. interpretierten die (kulturell universellen) durchschnittlichen Veränderungen als intrinsische Reifung, d.h. genetisch bedingt. Kritik: Es gibt auch individuelle Unterschiede in durchschnittlichen "Persönlichkeitsveränderungen“, die durch Umwelteinflüsse angestoßen werden! Erklärung: Soziales Investitionsprinzip; Übernahme alterstypischer sozialer Rollen setzt Persönlichkeitsveränderung in Gang.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Wie hoch ist die Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften und von welchen Faktoren hängt sie ab? Die Positionsstabilität sozial-emotionaler Persönlichkeitseigenschaften wächst bis zum mittleren Erwachsenalter (zwischen 50 und 60 Jahren) an und erreicht dort ein sehr hohes Niveau. Dies ist unvereinbar mit der Auffassung, die Persönlichkeit werde bereits in der frühen Kindheit weitgehend geprägt. Abhängig von: Alter bei der ersten Testung sowie den Testabständen: pubertätsbedingt zu einer vorübergehenden Destabilisierung kommen.Mit zunehmenden Messabständen nimmt die Stabilität ab, da mehr Chancen zur für differentielle Persönlichkeitsveränderungen. Art der gemessenen Persönlichkeitseigenschaften (z.B. IQ= .80, Big Five/Temperament =.60, Selbstwert/Wohlbefinden .50, Lebenszufriedenheit und einzelne Werthaltungen.) Umwelt: Bei stabiler Umwelt eher höher als bei instabiler Umwelt. Stabilität der Umwelt kann aber immer auch ein Artefakt der Persönlichkeit sein
  • Persönlichkeitsentwicklung: Welche Ausnahmen gibt es von der Regel, dass die Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften mit zunehmendem Testabstand gemäß der Conley-Formel sinkt? Die Conley-Formel besagt, dass die Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften mit zunehmendem Testabstand sinkt. Abweichend von dieser Regel kann die Körpergröße in der Pubertät gesehen werden, die eine langfristige Stabilität.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Welche Faktoren tragen zu der zunehmenden Stabilisierung von Persönlichkeitseigenschaften während der Kindheit bei? Abgesehen von Messproblemen in der Kindheit scheint die zunehmende Stabilität der Persönlichkeit beruhen unter anderem auf einer Stabilisierung des Selbstkonzepts zunehmenden Persönlichkeitseinfluss auf die eigene Umwelt: kumulative Stabilität. zunehmende Reliabilität der Eigenschaftsmessung Beispiel: Studierende mit höherer Offenheit legen eher als andere Studierende ein oder zwei Auslandsemester ein. Während dieser Zeit werden sie noch offener In Anlehnung an Caspi, Bem und Elder (1989) kann der Prozess der langfristigen Stabilisierung von Persönlichkeitsmerkmalen auch als kumulative Stabilität bezeichnet werden. Dabei kann es zu Rückwirkungen auf die Persönlichkeit kommen (Korresponsivitätsprinzip), d.h. es wird das Persönlichkeitsmerkmal „akzentuiert“, das für die Auswahl einer bestimmten Umweltbedingung ausschlaggebend war.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Was versteht man unter Profilstabilität und typologischer Stabilität? Profilstabilität: Stabilität der Persönlichkeit im Sinne des kompletten Eigenschaftsmusters einer Person. Typologische Stabilität: bezieht sich auf die Zurodnung zu einem Persönlichkeitstypus. Sie liegt vor, wenn über die Zeit kein Wechsel von einem zu einem anderen Persönlichkeitstyp stattfindet. Asendorpf und van Aken untersuchten die Stabilität von Q-Sort Profilen im Verlauf der Kindheit. Dabei zeigte sich: Die Stabilität der Q-Sort-Profile variierte enorm, von deutlich negativer Stabilität bis zu sehr hoher Stabilität. Die Ergebnisse deuten also auf eine zunehmende Stabilisierung der Persönlichkeit hin, die der zunehmenden Stabilisierung einzelner Eigenschaften entspricht. Meeus et al. (2011) untersuchen in einer niederländischen Längsschnittstudie, wie stabil die Zuordnung von Personen zu Personlichkeitstypen ist und ob Wechsel zwischen den Typen stattfinden. Insgesamt blieben 74% der Zuordnungen stabil, was auf die hohe typologische Stabilität schon im Jugendalter verweist. Ein Wechsel zu einem anderen Persönlichkeitstyp fand in der Regel höchstens einmal statt.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Warum sind manche Kinder stabiler in ihrer Persönlichkeit als andere? Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Resilienz und Stabilität der Persönlichkeit bei Kindern. Asendorpf und van Aken (1991) diskutierten drei verschiedene Erklärungsmöglichkeiten für diesen Zusammenhang: (a) Resiliente Kinder können ihre Umwelt besser kontrollieren, weil sie flexibler mit Umweltänderungen umgehen können. (b) Kinder, die in einer stabileren Umwelt aufwachsen, sind stabiler in ihrer Persönlichkeit und können auch leichter ein hohes Maß an Resilienz entwickeln. (c) Persönlichkeitsstabilität bedeutet in der vorliegenden Studie auch Kohärenz des Bildes unterschiedlicher Beurteiler. Je besser unterschiedliche Bezugspersonen in ihrem Urteil über das Kind übereinstimmen, desto besser vorhersagbar ist die Umwelt für das Kind, was wiederum sowohl die Stabilität seiner Persönlichkeit als auch seine Resilienz fördern dürfte.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Ist es immer sinnvoll, eine Persönlichkeitseigenschaft in unterschiedlichem Alter durch dasselbe Messverfahren zu operationalisieren? Nein, denn wenn Stabilitätsmessungen große Zeiträume umfassen, ist es oft nicht möglich, dieselben Messinstrumente zu verwenden. Dies gilt z. B. für Stabilitätsmessungen der Intelligenz oder der Bindungsqualität und vieler anderer Merkmale. Man spricht hier von homotyper (gleichartiger) Stabilität, wenn ein Konstrukt zu zwei Messzeitpunkten mit demselben Messinstrument untersucht wird. Oft sind die Messungen des Konstrukts dann aber nicht äquivalent und können im Prinzip nicht miteinander verglichen werden. Nur wenn äquivalent stabil! Deshalb ist es eventuell nötig, die sogenannte heterotype (andersartigen) Stabilität über verschiedene Messinstrumente zu erfassen. Konstruktstabilität! = aquivalenz der zu Messenden Eigenschaften.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Welche langfristigen Prognosen/Vorhersagen lassen sich aus Persönlichkeitseigenschaften ableiten? Die Dunedin Longitudinal Study hat gezeigt, dass überzufällige Prognosen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter hinein möglich sind, wenn nicht isolierte Eigenschaften, sondern Persönlichkeitstypen zur Vorhersage verwendet werden. Gut angepasste/Resiliente 3Jährige waren später weniger depressiv, alkoholistisch, und weniger gewaltsam als gehemmte und unterkontrollierte. Unterkonntrollierte hatten bis auf Depression die höchsten Anteile. In einer schottischen Längsschnittstudie von Deary et al. (2004) zeigte sich, dass ein niedriger IQ in der Kindheit die Lebenserwartung bei Frauen und Männern deutlich senkte, ein hoher IQ jedoch nur bei Frauen die Langlebigkeit förderte. Friedman et al. (1993, 1995) fanden in einer von Terman begonnenen Längsschnittstudie heraus, dass bei hochintelligenten Kindern niedrige Gewissenhaftigkeit und hohe Fröhlichkeit Risikofaktoren für einen früheren Tod darstellten. In der Nonnenstudie von Danner, Snowdon und Friesen (2001) erhöhte eine positive Einstellung zum Leben im jungen Erwachsenenalter deutlich die Lebenserwartung. Ein Vergleich der Dunedin-, Terman- und Nonnenstudie ergibt, dass die Vorhersagekraft mit zunehmendem Alter stärker wurde. Das ist kein Zufall, sondern Konsequenz der zunehmenden Stabilisierung von Persönlichkeitseigenschaften): Je höher die Stabilität eines Persönlichkeitsmerkmals ist, desto größer ist die Chance, dass sich aus ihm langfristige Vorhersagen ableiten lassen. Allgemein gilt: Big Five können Lebenserwartung, Scheidung und Berufserfolg mindestens so gut vorhersagen wie Intelligenz und sozioökonomischer Status. Absolut gesehen sind Effekte aber schwach.
  • Einflüsse: Wie unterscheiden sich psychologische von alltagspsychologischen Persönlichkeitserklärungen? In der Alltagspsychologie erklären wir individuelle Besonderheiten, indem wir eine Erklärungsregel auf den Einzelfall anwenden. Wir greifen auf ein Repertoire folkloristischer Erklärungsprinzipien zurück, das uns die Alltagspsychologie anbietet, und suchen Prinzipien davon aus, die sich auf den speziellen, vorliegenden Fall anwenden lassen. Unabhängig von diesen eher diffusen Vermutungen über die vermittelnden Prozesse zwischen Ursache und Wirkung ist das Muster der Erklärung stets das gleiche: Aus einer Ursache folgt eine Wirkung. (Determinismus) Bei psychologischen Erklärungen dagegen wird grundsätzlich von probabilistischen Wenn-dann-Beziehungen ausgegangen. Außerdem besteht die Aufgabe der wissenschaftlichen Persönlichkeitserklärung darin, ein Repertoire von Einflüssen und ihnen zugrunde liegenden Prozessen überhaupt erst zu ermitteln. Erklärungen sind nie monokausal; es fließen immer mehrere Einflüsse zusammen.
  • Einflüsse: Wie lassen sich Einflüsse auf Persönlichkeitseigenschaften direkt und indirekt bestimmen? Direkte Schätzung: Eigenschaft mit mehreren unterschiedlichen Prädiktoren korreliert. Ob ein Prädiktor relevant für die Aufklärung der Eigenschaftsvarianz ist, kann mit Hilfe der multiplen Regression (Relativer Einfluss durch Pfadanalyse) beantwortet werden. Dabei kann es vorkommen, dass ein Prädiktor einen Zusammenhang nur mediiert (Mediation), das heißt, dass ein bestehender Zusammenhang erst über diese Drittvariable zustande kommt. Ebenfalls können manche Variablen als Moderatoren fungieren und damit die Stärke des Zusammenhangs bestimmen (Wirken auf Prozesse). setzt voraus, dass spezifische Prädiktoren bekannt sind und gemessen werden können. Indirekte Einflussschätzung: Vergleich von Personen, die bestimmte Einflüsse auf ihre Persönlichkeit teilen (Gene, Umwelt). Je ähnlicher sich die Personen sind, desto stärker ist der von ihnen geteilte Einfluss auf ihre Persönlichkeit. So lässt sich z. B. die Frage, ob sich Ehepartner im Verlauf der Zeit immer ähnlicher in einer Eigenschaft werden, dadurch prüfen, dass in einer Längsschnittstudie mit vielen Ehepaaren die Eigenschaft zwischen den Partnern der Paare korreliert wird. Die Varianz des Merk- mals wird zerlegt in die geteilte und die spezifische Varianz. Die Korrelation zwischen den Personen misst die geteilte Varianz. wie stark Persönlichkeitsunterschiede durch genetische Unterschiede zwischen den Personen bedingt sind: der relative Anteil von Genomen und Umwelten an Persönlichkeitsunterschieden. Populations- und somit Kulturabhängig! Abhängig von der Variabilität der Gene und Umweltbedingungen und deren Wechselwirkung innerhalb der untersuchten Population.  
  • Einflüsse: Wie lässt sich der genetische Einfluss auf Persönlichkeitseigenschaften durch die Zwillingsmethode schätzen und welche methodischen Probleme bestehen dabei? Die Zwillingsmethode Annahme: Umweltvarianz von ein- und zweieiigen Zwillingen gleich groß. Die größere Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge beruht nur noch auf ihrer größeren genetischen Ähnlichkeit. Empirisch wird die Ähnlichkeit der Paare in einer Persönlichkeitseigenschaft durch die Korrelation der Eigenschaft zwischen vielen Paarlingen geschätzt. Da zweieiige Zwillinge durchschnittlich 50% ihrer Allele teilen, eineiige jedoch 100%, schätzt die Differenz der Korrelationen der Eigenschaft zwischen ein- und zweieiigen Zwillingspaaren 50% des genetischen Varianzanteils/ den halben genetischer Einfluss Also schätzt das doppelte der Korrelationsdifferenz den genetischen Varianzanteil = Heratibilität. Der gesamte genetische Einfluss würde geschätzt, indem die Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge mit der von Adoptivgeschwistern verglichen würde, denn letztere teilen keine Allele. Methodische Probleme nichtadditive genetische Effekte, (ZZ unterschätzt, H Überschätzung) Kontrasteffekte, (ZZ unterschätzt, H Überschätzung) die genetische Ähnlichkeit der Eltern (ZZ überschätzt, H Unterschätzung)  zu hohe Umweltähnlichkeit bei eineiigen Zwillingen. (EZ überschätzt, H Überschätzung) (nur für Zwillinge repräsentativ)
  • Einflüsse: Wie lässt sich der genetische Einfluss auf Persönlichkeitseigenschaften durch die Adoptionsmethode schätzen und welche methodischen Probleme bestehen dabei? Die Adoptionsmethode Annahme: Umweltvarianz von Adoptivgeschwistern so groß ist wie die Umweltvarianz leiblicher Geschwister. Die größere Ähnlichkeit von leiblichen Geschwistern nur noch wegen größerer genetischer Ähnlichkeit. Da leibliche Geschwister durchschnittlich 50% ihrer Allele teilen, Adoptivgeschwister jedoch 0%, schätzt die verdoppelte Differenz zwischen den Korrelationen für leibliche und Adoptivgeschwister den genetischen Varianzanteil. Die Erblichkeitsschätzung nach der Adoptionsmethode fällt geringer aus als nach der Zwillingsmethode! (s. Probleme) Methodische Probleme nichtadditive genetische Effekte, Kontrasteffekte genetische Ähnlichkeit der Eltern. Adoptiv- und Herkunftsfamilie sehr ähnlich sein, da selektiver Platzierung.
  • Einflüsse: Wie groß ist der genetische Einfluss auf Persönlichkeitseigenschaften? Nach der Metaanalyse von Vukasovic_ und Bratko (2015) erklärt der genetische Einfluss ca. 40% der beobachtbaren Varianz in den Big Five. Nach Haworth et al. (2010) können altersabhängig zwischen 40 und 65% der Varianz des IQ über genetische Einflüsse erklärt werden. Die verbleibende Varianz geht auf Umwelteffekte und den Messfehler zurück. Dieses Muster ist gut vereinbar mit der Annahme, dass genetische und Umwelteffekte auf IQ und Big Five in etwa gleich stark sind.
  • Einflüsse: Wie lässt es sich erklären, dass Geschwister trotz geteilter Allele in ihrer Persönlichkeit unähnlich sind? Zweieiige Zwillinge und leibliche Geschwister teilen im Durchschnitt 50% der additiven Effekte, aber weit unter 50% der nichtadditiven Effekte. Darüber hinaus können auch geteilte eigenschaftsrelevante Allele Unähnlichkeit erzeugen, wenn deren Wirkung durch Umwelteinflüsse verändert wird. Schließlich wirken nichtgeteilte Umwelteinflüsse stark auf die Geschwister ein.
  • Einflüsse: Wie lassen sich Umwelteffekte durch das Kontrollzwillingsdesign untersuchen? Umwelteffekte lassen sich durch das Kontrollzwillingsdesign untersuchen, indem bei der Untersuchung eineiiger Zwillinge der andere Zwilling als Kontrollbedingung dient. Caspi et al. (2004) prüften so den Einfluss der Einstellung von Müttern zu ihren eineiigen Zwillingen auf deren antisoziales Verhalten. Die Mütter beschrieben ihre beiden Zwillinge im Alter von 5 Jahren getrennt voneinander. Tonaufnahmen dieser freien Beschreibungen wurden dann für negativen Affekt kodiert. Der jeweils negativer beschriebene Zwilling von den Müttern, aber auch von Lehrern, zwei Jahre später als antisozialer beurteilt als der positiver beschriebene Zwilling (Kontrast innerhalb der Familie). Die Effekte waren nicht stark, aber kohärent zwischen den Urteilern.
  • Einflüsse: In welchen zwei Hauptpunkten unterscheiden sich die Befunde der Populationsgenetik von Annahmen der klassischen Sozialisationstheorie? Die Befunde der Populationsgenetik unterscheiden sich von den Annahmen der klassischen Sozialisationstheorie in zwei Punkten: Erstens wird angenommen, dass Persönlichkeitsunterschiede auch genetisch beeinflusst sind. Zweitens wird angenommen, dass bis zum Verlassen des Elternhauses die von Geschwistern nichtgeteilten Umwelteinflüsse weitaus bedeutsamer für ihre Persönlichkeitsentwicklung sind als die von ihnen geteilten Umwelteinflüsse. Geteilte Umwelteinflüsse machen Geschwister ähnlich, nichtgeteilte Umwelteinflüsse jedoch unähnlich.
  • Einflüsse: Was für Umweltarten gibt es? Wie werden sie geschätzt? Führen objektiv geteilte Umwelten auch zu geteilten Umwelteffekten? Durch indirekte Schätzungsmethode -> zwei Arten von Umwelteinflüssen: 1. von Geschwistern geteilte Umwelteinflüsse -machen ähnlich 2. von Geschwistern nicht geteilte Umwelteinflüsse -machen unähnlich Schätzung durch: Geteilte Umwelteinflüsse: Korrelation von Adoptivkindern nicht geteilte: Differenz zwischen Reliabilität der Messung und Korrelation eineiiger Zwillinge (deren Unähnlichkeit beruht auf Umwelteffekten). Umweltenbedingung ≠ Umwelteinfluss!! Objektiv geteilte Umweltbedingungen führen nicht unbedingt zu geteilten Umwelteffekte. Dies wird deutlich an folgendem Beispiel: Ein Musiklehrer, der zwei Geschwister unterrichtet (eine objektiv geteilte Umweltbedingung), könnte nur auf eines der beiden Geschwister für das Klavierspielen begeistern. Folglich könnte der Umwelteffekt (etwa die Häufigkeit des Übens der beiden Geschwister) sehr unterschiedlich ausfallen.
  • Einflüsse: Was versteht man unter einer statistischen Genom-Umwelt-Interaktion? Bei der statistischen Genom-Umwelt-Interaktion wirken Unterschiede im Genom in Abhängigkeit von Unterschieden in der Umwelt auf Persönlichkeitsunterschiede und umgekehrt. vgl. Molekulargenetisches Paradigma. Studie: Vorhersage Antisozialen Verhaltens durch Kombination genetischer bzw. sehr früher Risikofaktoren und Risikofaktoren in der Umwelt nach der Adoption. Einer der beiden Faktoren allein erhöht das Risiko für antisoziales Verhalten nicht. genetisches Risiko: leibliche Mutter antisoziales Verhalten gezeigt (HInter genetischen Risiken können auch Umwelteinflüsse stecken) Umweltrisiko: Adoptivmutter hat antisoziales Verhalten gezeigt… Genetische und Umweltbedingungen wirkten also nicht additiv, sondern multiplikativ.
  • Einflüsse: Sind Korrelationen zwischen Umwelt- und Persönlichkeitseigenschaften umweltbedingt? Nicht nur. Das Konzept der aktiven Genom-Umwelt-Korrelation meint einfach gesagt: Genome schaffen sich ihre Umwelten z. T. selbst. Aktive Auswahl der Umwelt (Partnerwahl...) Reaktive Genom-Umwelt-Korrelation: genetische Effekte auf die Umwelt, die durch soziale Interaktionsprozesse vermittelt sind. Immer dann, wenn die soziale Umwelt auf Persönlichkeitseigenschaften reagiert, die genetisch beeinflusst sind, wird eine systematische Beziehung zwischen Genom und Umwelt aufgebaut. Dies ist am stärksten der Fall bei stark genetisch bedingten Eigenschaften, die das Verhalten von Interaktionspartnern stark beeinflussen, z. B. bei physischer Attraktivität und Intelligenz. Passive Genom-Umwelt-Korrelation: Ausmaß durch Adoptionsstudien empirisch schätzbar. Eine passive Genom-Umwelt-Korrelation setzt voraus, dass genetisch Verwandte einen wesentlichen Teil der Umwelt bilden. Das ist in der frühen Kindheit dann der Fall, wenn Kinder bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen.
  • Einflüsse: Wie verändert sich der genetische Einfluss auf den IQ und die Big Five mit wachsendem Alter und warum? Mit wachsendem Alter steigt der genetische Einfluss auf den IQ, während der Einfluss der von Geschwistern geteilten Umweltbedingungen auf den IQ sinkt. Demgegenüber sinkt der genetische Einfluss auf die Big Five leicht ab zugunsten einer Zunahme nichtgeteilter Umwelteinflüsse. Für Persönlichkeitsbeurteilungen der Big Five fanden McCartney et al. (1990) im Mittel über alle betrachteten Eigenschaften eine leichte Abnahme der Ähnlichkeiten von ein- und zweieiigen Zwillingen (jeweils um .30). Dies weist auf einen konstanten genetischen Einfluss bei leicht wachsendem Einfluss nichtgeteilter Umweltbedingungen auf Kosten geteilter Umweltbedingungen hin.
  • Einflüsse: Was versteht man unter der Stabilität genetischer Einflüsse bzw. der Stabilität von Umwelteinflüssen und wie unterscheiden sie sich zwischen IQ und Big Five? Die Stabilität der genetischen Einflüsse und Stabilität der Umwelteinflüsse werden als Retestkorrelation zwischen den genetischen bzw. Umweltunterschieden zu verschiedenen Messzeitpunkten operationalisiert. Genetische und nichtgeteilte Umwelteinflüsse auf den IQ stabilisieren sich früher und sind auch stabiler als genetische und nichtgeteilte Umwelteinflüsse auf die Big Five. Unterschiede könnten darauf zurückgehen, dass Intelligenzunterschiede bereits sehr früh relevant werden, Unterschiede in den Big Five eher später und kontextabhängig bewertet werden.
  • Einflüsse: Sind Persönlichkeitsstabiltät und Persönlichkeitsveränderung stärker genetisch oder umweltbeeinflusst? Die Unterschiede zwischen Intelligenz und Big Five sind auffallend: Die Stabilisierung von Intelligenzunterschieden wird zunehmend genetisch, abnehmend geteilte Umwelteinflüsse, leichte Zunahme der nicht geteilten Stabilisierung der Big Five wird sowohl genetisch als auch durch individuelle Lebenserfahrungen beeinflusst (zunehmend Umweltbeeinflusst). Wie lässt sich dies erklären? Intelligenzentwicklung durch gerichtete Prozesse Entwicklung der Big Five durch stärker fluktuierende Prozesse.  hohe Intelligenz funktional gesehen eindeutig vorteilhafter ist als niedrige Intelligenz, vorteilhafte Ausprägungen in den Big Five unterschiedlicher und stärker in Abhängigkeit vom Kontext 1. Die kumulative Stabilität von Persönlichkeitseigenschaften beruht überwiegend auf genetischen Einflüssen. Diese setzen dynamische Genom-Umwelt-Transaktionen in Gang und bewirken über die Stabilisierung der Umwelt eine zunehmende Stabilisierung der Persönlichkeit. Intelligenz. 2. Differentielle Persönlichkeitsveränderungen beruhen dagegen überwiegend auf (nichtgeteilten) Umwelteinflüssen.Big Five.
  • Wechselwirkungen: Warum nehmen geteilte Umwelteinflüsse auf Intelligenz in der Kindheit ab? Mit dem Eintritt in das Schulalter erhalten Kinder zunehmende Kontrolle über ihre Umwelt. Der abfallende geteilte Umwelteinfluss geht unter anderem auch auf den Effekt der Einschulung zurück, nach der sich die soziale Umwelt von Kindern dramatisch ändert. Ab der mittleren Kindheit differenzieren sich fluide und kristalline Intelligenz derart, dass individuelle Stärken und Schwächen stärker sichtbar werden. Zudem nimmt der genetische Einfluss zu. Aktive u. reaktive Genom-Umwelt-Kovariation erklären Zunahme des genetischen Einflusses ab der Kindheit.
  • Wechselwirkungen: Wieso werden individuelle Stärken und Schwächen in intellektuellen Leistungen erst ab der mittleren Kindheit deutlicher? Im Vorschulalter sind fluide und kristalline Intelligenz relativ hoch korreliert. d.h. kaum unterscheidbar. Eine geringere Korrelation zwischen fluider und kristalliner Intelligenz kann erst ab der mittleren Kindheit beobachtet werden und bleibt dann auch über nahezu das gesamte Erwachsenenalter bestehen.(fluid= genetisch, kreativität, logisches denken// kristallin= Umwelt, Erfahrungen, Wortschatz,...) Diese trägt zur bereichsspezifischen Ausdifferenzierung intellektueller Leistungsfähigkeit ab der mittleren Kindheit bei und führt dazu, dass Eltern, Lehrer und nicht zuletzt die Kinder selbst in die Lage versetzt werden, individuelle Fähigkeiten zu erkennen und ggf. zu fördern. Diese Differenzierung ist charakteristisch für die differenzielle Entwicklung intellektueller Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter. Differentielle Entwicklung in diesen Intelligenzbereichen geht auf Wechselwirkungen zwischen genetischen und Umwelteinflüssen zurück, die durch motivationale und behaviorale Prozesse vermittelt werden => SOK (Selektive Optimierung durch Kompensation)
  • Wechselwirkungen: Wie lassen sich individuelle Unterschiede in der Entwicklung von Expertise erklären? Anhand des Modells der selektiven Optimierung durch Kompensation (SOK) nach Baltes et al. können die Unterschiede in der Entwicklung von Expertise erklärt werden: Genetische Einflüsse -> Intelligenz -> SOK -> Interessen +Übung -> Leistung In der Kindheit fördert Intelligenz den Erwerb spezifischer Expertisen, sodass intelligente Kinder hier einen gewissen Startvorteil haben. Auch fördernde Umweltbedingungen tragen dazu bei. Später: differentielle Übungseffekte und es kommt zu einer Entkoppelung von Intelligenz und Expertise derart, dass Expertisen (bereichsspezifisch) sogar Intelligenzdefizite kompensieren können. Effekte können auch genetisch vermittelt sein. 1. Differentielle Vorteile aufgrund früher Intelligenzunterschiede 2. Differentielle Übungseffekte 3. Aufrechterhaltung bestehender Expertisen durch Training und Übung Selektive Optimierung durch Kompensation (SOK) -Strategien Selektion => Auswahl und Spezialisierung von Funktionsbereichen, die mit der Begrenzung alternativer Entwicklungsmöglichkeiten, Entwicklungsziele einhergeht. (Interesse am Achitekturberuf) Optimierung => Erhaltung und Steigerung des Funktionsniveaus durch Erwerb, Verfeinerung und Anwendung von Mitteln zum Erreichen von Zielen. bestimmte Kompetenzen durch Übung optimiert (z. B. Mathe üben), unter Umständen auch auf Kosten anderer potenzieller Kompetenzen (z. B. soziale Kompetenz). Kompensation => Vermeidung von Verlusten durch die Aufrechterhaltung des Funktionsniveaus und Verzicht auf alternative Handlungsoptionen. damit werde diese Kompetenzen zur Expertise und so zu einer Kompensation von Defiziten in anderen Entwicklungsbereichen. Bsp: Experten können sich Dinge die was mit Fußball zu tun haben(auf ihrem Gebiet) besser merken, als die die sich nicht für Fußball interessieren.
  • Wechselwirkungen: Welche Rolle spielt Übung für die Entwicklung von Expertise? Expertisen entstehen durch differenzielle Übungseffekte (z. B. könnte jeder durch ausreichendes Trainieren räumlichen Vorstellungsvermögens Architekt werden). Entwicklung von Neuronaler Pastizität Übung ist eng verknüpft mit der neuronalen Plastizität. Unter neuronaler Plastizität versteht man allgemein die Fähigkeit des Nervensystems, sich in Abhängigkeit von seiner Aktivität zu verändern, etwa durch Lernen, Erinnern oder sogar durch Erholung von einem Hirntrauma. Ähnlich wie professionelle Radfahrer sich im Umfang und der Leistungsfähigkeit ihrer Oberschenkel von Freizeitradlern unterscheiden, unterscheiden sich Experten, zum Beispiel Musiker, von anderen in der Anatomie und Funktionalität bestimmter neuronaler Strukturen. ⇒ Zielsetzung Musiker zu werden (Selektion) wird durch hartnäckige Übung (Optimierung) unterstützt und entschädigt damit für Verlust an Freizeit (Kompensation). Kontroverse Kontroverse Diskussion zwischen behavioristischer Interpretation („Jeder, der nur Tausende von Stunden übt, kann Experte werden“) und biologistischer Interpretation („Nur wer aufgrund seiner Gene begabt ist, übt und wird Experte“). Die Wahrheit liegt vermutlich in der ausgewogeneren, aber auch komplexeren Sichtweise des dynamischinteraktionistischen Paradigmas.
  • Wechselwirkungen: Welche motivationalen Faktoren beeinflussen die Schulleistung? In erster Linie wirkt das Interesse der Schüler auf die Schulleistung. Etwas interessant zu finden bedeutet, seine Aufmerksamkeit dem Gegenstand des Interesses selektiv zuzuwenden (SOK). Interessen haben einen wesentlichen Einfluss auf intellektuelle Leistungen und somit zum Beispiel auch auf schulische Leistungen. Allerdings: Interesse⇔Leistung ! Das Leistungsmotiv (die Präferenz für Erfolg) wirkt ebenfalls auf die schulische Leistung. Selbstwirksamkeit spielt in diesem Kontext ebenfalls eine wichtige Rolle, darunter die eigene Überzeugung aufgefasst, Erfolg zu haben. Neugier, Ausdauer
  • Wechselwirkungen: Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung von antisozialem Verhalten bis zum Ende der Kindheit? Welche Faktoren die Entwicklung von antisozialem Verhalten in der Kindheit begünstigen, zeigt das Rahmenmodell für die Entwicklung der antisozialen Persönlichkeit. Es ist empirisch nur für das männliche Geschlecht gut belegt und darf daher nicht unbesehen auf weibliche antisoziale Tendenzen angewandt werden. Das Modell nennt folgende Faktoren zur Begünstigung der Entwicklung von antisozialem Verhalten: (1) Genetische und Pränatale Risikofaktoren; (Umwelt +Genetik) (2) Perinatale Risikofaktoren (z.B. Hirnschädigung); (Neuropsychologische Risiken) (3) Temeramentsfaktoren (z.B. Aggressivität); (4) Bindungs- und Erzeihungsstil; (Insensitive Mutter->Typ A Bindung (Vermeidend), Inadäquater Stil, Rigide-autoritärer Stil) (5) Ablehnung durch Familie und Peers; (Da gegenseitige Nötigung) (6) Selbstwertgefühl; (neg. durch sozialen Rückzug...Einzeltäter) (7) Anschluss an deviate Gruppe (Antisoziales Verhalten, Kriminalität....Gruppentäter)  
  • Wechselwirkungen: Welche Argumente sprechen dafür, dass die Aggressivität eines Kindes Einfluss auf den Erziehungsstil seiner Eltern hat? Medikamentöse Dämpfung (z.B. Ritalin) wirkt sich auch auf  Erziehungsverhalten aus; Instruiertes aggressives Verhalten ruft rigide- autoritäres Verhalten der Mütter vorher. In einer Laborstudie riefen aggressive Jungen bei Müttern nichtaggressiver Jungen rigide-autoritäres Verhalten hervor; Bestrafung vermehrt aggressives Verhalten bei aggressiven Kindern, vermindert es aber bei nichtaggressiven Kindern. Bei aggressiven Kindern finden sich gehäuft minimale körperliche Anomalien, die auf pränatale Störungen hinweisen; (Mütter aggressiver Jungen provozierten nichtaggressive Jungen nicht zu Aggressionen.) Jungen sind im Durchschnitt wesentlich aggressiver als ihre Schwestern; Adoptierte Jungen ähneln in ihrer Aggressivität ihrem leiblichen Vater stärker als ihrem erziehenden Vater. Nach der Geburt ist der Hauptrisikofaktor ein schwieriges Temperament : Aufmerksamkeitsschwäche motorische Unruhe Irritierbarkeit - Aggressive reagierten auf mehrdeutige Situationen aggressiver (Puzzle) schwer zu beruhigen keine stabile Biorhythmen
  • Wechselwirkungen: Wodurch kommt die pubertätsgebundene antisoziale Tendenz zustande? Moffitt (1993): Auftreten der pubertätsgebundenen Form antisozialen Verhaltens durch die Reifungslücke zwischen dem Einsetzen der Pubertät und der Möglichkeit der Übernahme einer Erwachsenenrolle (Erikson, 1960). Durch den säkularen Trend hin zu einer immer früheren Pubertät und einer immer längeren Ausbildungszeit entstehe eine wachsende Lücke zwischen „biologischem“ und „sozialem Alter“. Ansprüche nach Sexualität und Sozialprestige könnten nicht in Übereinstimmung mit sozialen Normen erfüllt werden. Harris (1995, 2000):eher einen Fall der In-Group-Out-Group-Kontrastierung und versuchte, antisoziales Verhalten im Jugendalter als einen Aspekt dieses Kontrastierungsversuchs in einer Phase extremer In-Group-Orientierung zu begreifen. 5% weisen eine langfristige antisoziale Tendenz auf.
  • Wechselwirkungen: Welche Belege gibt es für die Zweifaktorentheorie der Schüchternheit? Nach der Zweifaktorentheorie der Schüchternheit von Asendorpf kann Schüchternheit sowohl auf einem Temperamentsmerkmal beruhen (Stärke des Verhaltenshemmungssystems) als auch auf häufiger sozialer Ablehnung. Das Muster einer hohen Stabilität und Konsistenz in Bezug auf unvertraute Situationen und einer niedrigen Konsistenz zwischen unvertrauten und vertrauten Situationen von Kindern lässt sich gut im Rahmen der Zweifaktorentheorie der Schüchternheit erklären. Die Konsistenz zwischen unvertrauten Situationen (Konfrontation mit Unbekannten im Labor oder unvertraute Gruppe) beruht auf der Stärke des Verhaltenshemmungssystems, also auf einem Temperamentsmerkmal. Zusätzlich können Kinder unabhängig von Temperamentsmerkmalen unterschiedliche Erfahrungen mit ihren Peers machen, was Ignoriert werden und Ablehnung angeht. Dieser zweite Schüchternheitsfaktor wirkt sich konsistenzmindernd aus. Da die Stärke des Verhaltenshemmungssystems die Sensitivität gegenüber sozialer Ablehnung erhöht, potenzieren sich die Wirkungen von Temperament und Ablehnungserfahrungen. Evidenz Empirische Evidenz: In der Kindheit lassen sich die beiden Faktoren gut unterscheiden; ab dem Jugendalter konvergieren sie jedoch zu einer einheitlichen Dimension. Beispiel (Asendorpf, 1990) Korrelationen zwischen beobachteter Gehemmtheit gegenüber Fremden und im Kindergarten (N=99): gehemmte Kinder brauchen viel länger um Fremde mit interessantem Spielzeug anzusprechen. Berliner Bezihungsstudie: Schüchterne Studenten brauchten 9 monate länger um so viele neue bekannte zu finden wie nicht schüchterne nach 3 monaten Studie: Langfristig hat aber auch temperamentsmäßige Schüchternheit in der Kindheit Konsequenzen in Form von verzögert bewältigten Transitionsphasen. Schüchterne Jungen heirateten Später, bekamen später Kinder, und begannen eine stabile Berufskarriere ersst später, schüchterne Mädchen heirateten Männer mit hohem Berufsprestige
  • Wechselwirkungen: Welche Konsequenzen hat die Zweifaktorentheorie der Schüchternheit für die Beratung von Eltern und Lehrern? Eltern sollten zunächst versuchen herauszufinden, ob es sich wirklich um Schüchternheit oder lediglich um Ungeselligkeit handelt. Nur wenn die Gehemmtheit gegenüber dem Unbekannten sehr stark ist, sollten Eltern behutsam und auf indirektem Wege versuchen, es dem Kind zu erleichtern, seine Angst zu überwinden. Das Knüpfen von Freundschaften können Eltern z. B. dadurch erleichtern, dass sie einzelne Klassenkameraden zu sich nach Hause zum Spielen einladen. Erzieher und Lehrer sollten mehr auf die stillen „Mauerblümchen“ in der Gruppe achten; Hier sollte zunächst versucht werden herauszufinden, ob das Kind von den anderen nicht genügend beachtet oder gar abgelehnt wird und warum dies der Fall ist. Im zweiten Fall könnte versucht werden, Einfluss auf die ablehnende Haltung der Gruppenmitglieder zu nehmen.
  • Wechselwirkungen: Werfen uns kritische Lebensereignisse immer aus der Bahn? Nein, ein kritisches Lebensereignis muss eine Person nicht zwingend aus der Bahn werfen.(Sie können auch positiv erlebt werden). Ob jemand überhaupt ein bestimmtes Ereignis erlebt, könnte zumindest zu einem Teil persönlichkeitsabhängig sein und wichtiger als das Ereignis selbst könnte dessen individuelle Verarbeitung (Bewältigungsstil) sein, die wiederum von der Persönlichkeit abhängt. Sie sind umso einflussreicher, je stärker sie die vorhandene Person-Umwelt-Passung stören und dadurch zu Veränderungen der Persönlichkeit oder der Umwelt zwingen.  Das kritische Lebensereignis führt zu einer aktuellen Störung der Person-Umwelt-Passung. Diese Störung löst vielfältige Bemühungen aus, die alte oder eine neue Person-Umwelt- Passung herzustellen; das kann durch Veränderung der Umwelt oder der Persönlichkeit geschehen. Insofern ist die Wirkung kritischer Lebensereignisse auf die Persönlichkeitsentwicklung wiederum selbst persönlichkeitsabhängig.
  • Wechselwirkungen: Wie zufällig ist die Persönlichkeitsentwicklung? Der individuelle Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung ist wegen des Wechselspiels von Eigendynamik und Fremdbestimmung weder völlig zufällig noch stark vorbestimmt, sondern mittelstark vorhersagbar. Das heißt, die Persönlichkeitsentwicklung ist das Produkt aus Zufall und Notwendigkeit. Dabei wird die Zufälligkeit von Ereignissen häufig drastisch überschätzen, wenn die Ereignisse nicht ganz wahrscheinlich sind und einen Sinn für uns ergeben. Genetischer Einfluss Singuläre Lebensereignisse konnten auf Umwelteinflüsse zurückgeführt werden. Traten Lebensereignisse wiederholt auf und zeigten ein individualtypisches Muster, konnten diese genetische Einflüsse (über Persönlichkeitsmerkmale vermittelt) zurückgeführt werden! Umwelteinflüsse Derjenige eineiige Zwilling, der stressreicheren Lebensereignissen ausgesetzt war, war auch dauerhaft neurotischer als sein Ko-Zwilling! Mit anderen Worten: Auch nach Kontrolle genetischer Einflüsse bleibt ein robuster Einfluss kritischer Lebensereignisse auf die Persönlichkeit!
  • Persönlichkeitsentwicklung: Was besagen die vier Prinzipien der Eigenschaftsstabilität? Die Stabilität nimmt mit zunehmendem Messabstand ab, bedingt durch größere Chancen für differentielle Persönlichkeitsveränderungen. Es gibt eine Hierarchie der Stabilität. Im Erwachsenenalter betragen die 10-Jahres Stabilitäten in etwa: 1. Intelligenz r = .80   2. Temperament/Big Five r = .60    3. Selbstwert, Wohlbefinden r = .50  Die Stabilität ist bei instabiler Umwelt typischerweise niedriger als bei stabiler Umwelt. Die Stabilität steigt mit dem Lebensalter. Im Jugendalter vorrübergehende Destabilisierung.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Welche Arten der Stabilität gibt es? S. Catell-Würfel (Merkmals-, Profilstabilität) Individuenzentrierte Sichtweise Individuelle Stabilität (eines Merkmales einer Person) -Diskrepanzwert Variablenzentrierte Sichtweise Mittelwertsstabilität -Mittelwertsvergleich Positionsstabilität -Korrelation Personenorientierte Sichtweise Profilstabilität (Stabilität eines Profils) -Profilkorrelation Typologische Stabilität (Persönlichkeitstypenzuordnung) -Übergangswahrscheinlichkeiten
  • Einflüsse: (Führen objektiv nicht geteilte Umwelteinflüsse auch zu nicht geteilten Umwelteinflüssen?) Messung Der Einfluss spezifischer nicht geteilter Umweltbedingungen kann durch die direkte Methode der Einflussschätzung bestimmt werden, indem Umweltunterschiede zwischen Geschwistern derselben Familie mit Persönlichkeitsunterschieden zwischen ihnen korreliert werden. Ergebnis: Persönlichkeitsunterschiede zwischen Geschwistern lassen sich durch Umweltunterschiede zwischen ihnen nur wenig erklären (ca. 5%): Widerspruch zu indirekten Schätzungen nicht geteilter Umwelteinflüsse. Der Widerspruch ist aber nur scheinbar, da nichtgeteilte Umwelten -> ähnliche Einflüsse auf Geschwister ausüben können und geteilte Umwelten unähnliche Einflüsse:
  • Einflüsse: Warum sind die nichtgeteilten Umweltinflüsse so stark? Mit Ausnahme des IQ und bestimmter Werthaltungen (z.B. Religiosität) bis zum Verlassen des Elternhauses sind die nicht geteilten Umwelteinflüsse größer als die geteilten. Erklärung: Eltern investieren gleichermaßen aktiv in die kognitiven Fähigkeiten ihrer Kinder (d.h. ihren IQ), während sie andere Persönlichkeitsmerkmale (Big Five) ihrer Kinder unterschiedlich bewerten und dann auch individuell fördern. Dass die nicht geteilten Umwelteinflüsse so stark sind, scheint an mehreren Faktoren zu liegen: 1. Viele unterschiedliche Umweltbedingungen beeinflussen dieselbe Eigenschaft; 2. Dieselbe Umweltbedingung wirkt je nach Persönlichkeit anders; 3. Zufall in den Wirkungsketten.
  • Einflüsse: Welche Auswirkungen haben Genom-Umwelt-Interaktionen? Allgemein gilt: Genom-Umwelt Interaktionen führen dazu, dass genetische ähnliche Personen in ihrer Persönlichkeit unähnlich werden. Erklärung: nichtgeteilte Umwelteinflüsse! Nichtgeteilte Umwelteinflüsse werden ab der Kindheit stärker. Außerdem: Genom-Umwelt-Kovarianzen führen dazu, dass genetisch ähnliche (verwandte) Personen in ihrer Persönlichkeit zunehmend ähnlicher werden. Denn: Diese Personen suchen ähnliche Umweltbedingungen auf (niche picking). Aber: Genom-Umwelt-Kovarianzen führen auch dazu, dass genetisch unähnliche (nichtverwandte) Personen in ihrer Persönlichkeit zunehmend unähnlicher werden. Analog gilt auch: Genom-Umwelt Interaktionen führen dazu dass Personen mit gleichen Umwelten in ihrer Persönlichkeit unähnlich werden! Erklärung: genetische Einflüsse! Wegen der G-U Kovarianz können Korrelationen zwischen Umweltbedingungen und Persönlichkeitseigenschaften bei Kindern teilweise genetisch bedingt sein. Beispiel: Korrelation zwischen Zahl der Bücher im Haushalt und IQ der Kinder (wird teilweise über IQ der Eltern vermittelt). Reine Umweltinterpretationen derartiger Korrelationen sind nur im Falle von Adoptivfamilien möglich
  • Einflüsse: Wie verändert sich die Genom-Umwelt-Kovarianz mit wachsendem Alter? Veränderungen der Kovarianz mit wachsendem Alter: 1. Die aktive G-U Kovariation nimmt zu, insbesondere ab der Pubertät. 2. Die passive G-U Kovariation nimmt ab, insbesondere nach Verlassen des Elternhauses. 3. Die reaktive G-U Kovariation bleibt gleich. 4. Die aktive G-U Kovariation nimmt stärker zu, als die passive abnimmt. Letzteres würde den wachsenden genetischen Einfluss auf manche Eigenschaften (besonders auf den IQ) erklären: die persönliche Umwelt gerät zunehmend unter genetischen Einfluss und verstärkt ihn dadurch.
  • Einflüsse: Was versteht man unter Heritabilität und Umwelteinfluss? Welche Konsequenzen folgen für die Heritabilität? Die Varianz einer Eigenschaft lässt sich in drei voneinander unabhängige Varianzanteile zerlegen: genetischen Anteil, Umweltanteil Fehleranteil (durch Realibilität schätzbar) Heritabilität: relativer Anteil der genetischen Varianz an der Gesamtvarianz .(Erblichkeit, genetischer Einfluss) Umwelteinfluss: relativer Anteil der Umweltvarianz an der Gesamtvarianz. Konsequenzen für die Heritabilität 1. Genetische Einflussschätzungen sind von der vorhandenen Variabilität der Genome und Umwelten in der untersuchten Population abhängig. 2. Die Heritabilität einer Eigenschaft kann von Kultur zu Kultur und auch zwischen verschiedenen historischen Zeitpunkten der Entwicklung ein und derselben Kultur variieren. 3. Die Heritabilität einer Eigenschaft ist altersabhängig. 4. Die Heritabilität einer Eigenschaft ist eigenschaftsabhängig.
  • Einflüsse: Welches sind die 4 Gesetze der Verhaltensgenetik? 1. Alle menschlichen Eigenschaften sind erblich, d.h. ihre Variation ist substanziell genetisch beeinflusst. Bedeutet NICHT dass Eigenschaften genetisch determiniert sind (2 Augen). 2. In der gleichen Familie aufzuwachsen hat einen geringeren Einfluss als die gleichen Gene zu haben., d.h. verglichen mit Genen haben geteilte Umweltbedingungen einen schwächeren Einfluss auf die Variation von Eigenschaften. 3. Ein substanzieller Einfluss auf Eigenschaften geht nicht auf genetische oder familiäre Einflüsse zurück, sondern auf zwischen Familienmitgliedern nicht- geteilte Umwelteinflüsse. 4. Eine typische menschliche Eigenschaft ist mit sehr vielen Genvarianten assoziiert, von denen jedes nur einen sehr kleinen Prozentsatz der Varianz erklärt.
  • Wechselwirkungen: Was versteht man unter antisozialem Verhalten? Wie ist der durchschnittliche Verlauf über das Lebensalterhinweg? Worauf beruht dies? Wie kann man die Form bezeichnen? Antisozialem Verhalten: aggressives, kriminelles oder sonstiges Verhalten verstanden, das soziale Normen verletzt, bis hin zu Schuleschwänzen. Schwerere Formen wie physische Aggressivität und Delinquenz nehmen im Jugendalter stark zu und dann wieder ab, wobei dieser Effekt in westlichen Kulturen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Diese Zunahme im Jugendalter beruht nicht darauf, dass alle Jugendlichen so reagieren, sondern dass sich zwei Formen antisozialer Tendenzen überlagern: eine überdauernde Form(ca 5%) und eine pubertätsgebundene Form. Überdauernde Form: wird meist als antisoziale Persönlichkeit bezeichnet; schwerere Formen erfüllen das Kriterium der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Adoptionsstudien legen nahe, dass die antisoziale Persönlichkeit auf genetischen Risikofaktoren beruht, die aber nur dann wirksam werden, wenn sie durch Umweltrisiken verstärkt werden (GenomUmwelt- bzw. Gen-Umwelt-Interaktionen).
  • Wechselwirkungen: Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung von Schüchternheit bis zum Ende der Kindheit? Wie äußert sich Gewalttätigkeit bei Internalisierungsproblemen? Welche Faktoren die Entwicklung von antisozialem Verhalten in der Kindheit begünstigen, zeigt das Rahmenmodell für die Entwicklung der Schüchternheit. Das Modell nennt folgende Faktoren zur Begünstigung der Entwicklung von Schüchternheit: (1) Genetische und Pränatale Risikofaktoren; (Umwelt +Genetik) (2) Perinatale Risikofaktoren (z.B. Hirnschädigung); (Neuropsychologische Risiken) (3) Temeramentsfaktoren (z.B. Niedrige Reizschwelle, Geringe Anpassungsfähigkeit); (4) Bindungs- und Erzeihungsstil; (Insensitive Mutter->Typ C Bindung (Ängstlich), Inadäquater Stil) (5) Ablehnung durch Peers; (Da Schüchternheit in unbekannten Situationen, zB neue Kindergartengruppe->Nichtbeachtung) (6) Selbstwertgefühl; (neg. da sozialer Rückzug, Ablehnung ab ca. 2Klasse, sozialer Rückzug + INTERNALISIERUNGSPROBLEME) vgl. Aggressivität: Externalisierungsprobleme Gewalttätigkeit bei Internalisierungsproblemen in Form plötzlicher, überraschender Gewaltausbrüche auf der Basis gehemmter Aggressivität, bei Externalisierungsproblemen in Form vorhersehbarer Gewaltausbrüche auf der Basis hoher Aggressivität.