Differentielle und Persönlichkeitspsychologie (Subject) / 2. Sechs Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie (Lesson)
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Nach Neyer
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- Eigenschaftsparadigma: Welche inhaltlichen Fragestellungen entsprechen den vier methodischen Ansätzen im Schema von Stern? Variablenorientiert: 1. Variationsforschung: Wie variiert die Ausprägung von Extraversion zwischen Personen? (1Merkmal) 2. Korrelationsforschung: Wie hängen Attraktivität und Intelligenz über verschiedene Personen zusammen. Oder wie kovariiert die Ausprägung von Aggressivität von Kindern über verschiedene Situationen hinweg (transsituative Konsistenz). Personorientiert: 3. Psychographie: Wie variieren verschiedene Aspekte der Intelligenz innerhalb einer Person (z.B. verschiedene Untertests des Wechsler Intelligenztests). Eine Person, viele Merkmale 4. Komparationsforschung: Wie ähnlich sind sich verschiedene Personen in ihren Persönlichkeitsprofilen; viele Merkmale verschiedener Personen vergleichen (z.B. in Q-Sort Profilen// Komfliktprofil zwischen 2 Personen). Stabilität notwendig!!
- Eigenschaftsparadigma: Wer erweiterte auf welche Weise Sterns Schema, um Situationen oder Zeitpunkte einzubeziehen? Sterns Schema: Merkmalsorientierung (Variationsforschung, Korrelationsforschung), Personenorientierung (Psychographie, Komperationsforschung) Cattell erweiterte das Sternsche Schema um eine dritte zeitliche Dimension von Messgelegenheiten, um die Stabilität von Persönlichkeitsmerkmalen und Persönlichkeitsprofilen untersuchen zu können. Persönlichkeit einer Person => Persönlichkeitsprofil in vielen Merkmalen, das zeitlich stabil ist. Persönlichkeitseigenschaft => Merkmal mit unterschiedlichen Ausprägungen bei Personen einer Referenzpopulation. Merkmalsunterschiede sind stabil. Merkmalsunterschiede bleiben stabil, selbst wenn alle Personen einer Referenzpopulation sich in gleicher Weise ändern Merkmalsstabilität= Stabilität von Eigenschaften Profilstabilität=Stabilität der Persönlichkeit (Gesamtbild d. Menschen) Eine Darstellung dieser Dimensionen geschieht durch den Kovariationswürfel/Catell-Würfel.
- Eigenschaftsparadigma: Können Eigenschaftsunterschiede stabil sein, obwohl sich die Merkmalswerte aller Personen ändern? Wie kann langfristige Stabilität operationalisiert werden? Bsp. für stabiles Merkmal? Die Eigenschaft ist stabil, wenn die Eigenschaftsunterschiede zwischen den Personen sehr ähnlich bleiben. Dies kann selbst dann der Fall sein, wenn alle Personen sich in gleicher Weise ändern. Langfristige Stabilität: Langfristige Stabilität einer Persönlichkeitseigenschaft kann durch die langfristige Stabilität der Eigenschaftsunterschiede operationalisiert werden. Beispiel: Extraversion, Neurotizismus, Intelligenz. zB. IQ als einer der stabilsten Merkmale überhaupt
- Eigenschaftsparadigma: Was ist transsituative Konsistenz? Wer stieß zuerst auf das Problem der niedrigen transsituativen Konsistenz und wodurch? Transsituative Konsistenz: Eigenschaften (traits) beeinflussen das Verhalten in vielen unterschiedlichen Situationen (transsituativ) in vergleichbarer Weise = Eigenschaften sind transsituativ konsistent, wenn die Eigenschaftsunterschiede innerhalb der Situationen beim Vergleich zwischen Situationen ähnlich ausfallen. also: Vorhersage von Verhalten in Situation B aus Kenntnis des Verhaltens in Situation A Hartshorne und May (1928) prüften die Ehrlichkeit von Schülern in verschiedenen Situationen (z.B. im Klassenzimmer, beim Sport oder bei den Hausaufgaben, indem sie Mogeln, Lügen und Stehlen beobachteten, das sie gezielt provoziert hatten). Zudem ließen sie „Lügenskala“ ausfüllen. Aus der Ehrlichkeit in einer Situation ließ sich die Ehrlichkeit in einer anderen Situation oder der Gesamtwert der Lügenskala kaum besser als der Zufall vorhersagen hier Transsituativ Inkonsistent Nach Allport: Beeinflussung ehrlichen Verhaltens durch unterschiedliche Eigenschaften & die unterschiedliche Relevanz der Situationen(z.B. Leistungsmotivation u. knappes Taschengeld).
- Eigenschaftsparadigma: Welche Kritik übte Mischel (1968) am Eigenschaftsparadigma und warum irrte er sich? Walter Mischel (geb. 1930) zog aus der niedrigen transsituativen Konsistenz von Verhaltensunterschieden zwischen Personen den Schluss, dass Verhalten sehr viel stärker durch Situationen als durch Persönlichkeitseigenschafen bedingt sei (transsituativ inkonsistent). --> Deshalb behauptete er, dass das Konzept der Persönlichkeitseigenschaft und der Persönlichkeit eine Fiktion der Alltagspsychologie sei und in der Wissenschaft keinen Platz habe. !!!Seine Kritik beruhte jedoch auf einem Fehlschluss. Verwechslung Verhalten -Verhaltensunterschiede. Denn Verhalten kann stark situationsabhängig sein, aber dennoch kann die hierfür verantwortliche Eigenschaft transsituativ hoch konsistent sein, nämlich dann, wenn die Rangfolge der Personen innerhalb aller Situationen ähnlich ausfällt. Zeitlich hohe Stabilität von Situationsprofilen!!
- Eigenschaftsparadigma: Durch welche Studie wurde die Konsistenzdebatte beigelegt? Und wie kann man das Problem der transsituativen Inkonsistenz lösen? Die Konsistenzdebatte wurde mit der Studie von Shoda et al. (1994), die zeigten, dass zeitlich stabile Situationsprofile in verbaler Aggressivität mit einer niedrigen transsituativen Konsistenz von Aggressivität vereinbar sind. Ferienlagerstudie: [Sie] ließen 53 Kinder in einem 6-wöchigen Ferienlager durch zahlreiche trainierte Beobachter intensiv beobachten. Unter anderem wurden verbale Aggressionen in fünf verschiedenen Situationstypen beobachtet. Obwohl die transsituative Konsistenz verbaler Aggressivität niedrig ausfiel, zeigten die Kinder zeitlich stabile individualtypische Situationsprofile; z.B. reagierte eine Gruppe von Kindern besonders stark auf Erwachsene, andere besonders stark auf Gleichaltrige. Diese Situationsprofile beschreiben Eigenschaften der Kinder, denn sie waren ja zeitlich stabil. Lösungen des Problems der mangelnden transsituativen Konsistenz: Unterscheidungen von Situationsprofil-Typen, z.B. aggressiver gegenüber Kindern als gegenüber Erwachsenen Differenzierung einer Disposition in unterge- ordnete situationsspezifischere Dispositionen, z.B. "aggressiv gegenüber Kindern/Erwachsenen"
- Eigenschaftsparadigma: Wer stieß zuerst auf das Problem der niedrigen Reaktionskohärenz des Verhaltens und wodurch? Reaktionskohärenz: Korrelation zwischen eigenschaftstypischen Reaktionen. Schon Lacey zeigte in Untersuchungen zu physiologischen Stressreaktionen, dass die Reaktionskohärenz physiologischer Stressreaktionen wie z. B. selbstberichtete Angst, Herzrate, Blutdruck und Schwitzen in Angstauslösendensituationen ein ähnliches Problem aufwarf wie die transsituative Konsistenz: Sie war nahe Null und damit sehr viel niedriger als ursprünglich erwartet. Vielmehr existieren individuelle Reaktionshierarchien (bei der hälfte der Personen) Reaktions-Inkohärenzen lassen sich durch Bildung von Profiltypen oder durch reaktionsspezifischere Dispositionen auflösen (analog zu transsituativen Inkonsistenzen).
- Eigenschaftsparadigma: Warum ist der idiographische Ansatz für die Persönlichkeitspsychologie nicht ausreichend? Idiographischer Ansatz: den Einzelfall in seiner historisch bestimmten Gestalt beschreiben!! Idiografische Analysen können individuelle Dispositionen eines Menschen beschreiben, aber keine Aussagen über individuelle Besonderheiten machen. s. König George (Belastungsveränderungen + mentale/körperliche Gesundheit, zwar Vorhersagen, aber kein Vergleich zu anderen Personen) Daher Kombinieren (nomothetische Einzelfallstudien)
- Eigenschaftsparadigma: Sind nomothetischer und idiographischer Ansatz in der Persönlichkeitsforschung Gegensätze? Die idiografische Beschäftigung mit dem Einzelfall schließt nomothetische Erklärungen bis hinzu ihrer statistischen Absicherung keineswegs aus. Die Persönlichkeitspsychologie sollte beide Ansätze kombinieren: reiche idiographische Daten mit interindividuellen Vergleichen, z.B. Nomothetische Einzelfallanalysen auf der Basis von Tagebuchdaten im Vergleich zwischen vielen Personen. *Nomothetisch: nach Gesetzen suchen!! Methoden sind experimentell, oft reduktionistisch, die erhobenen Daten quantitativ. Nomothetische Theorien abstrahieren von den Phänomenen. Diese Denkweise ist typisch für die Naturwissenschaften. Idiographisch: den Einzelfall in seiner historisch bestimmten Gestalt beschreiben (kann sehr komplex sein)!! umfassende Analyse konkreter, also zeitlich und räumlich einzigartiger Gegenstände ist. ·
- Informationsverarbeitungsparadigma: Welche Quellen für Persönlichkeitsunterschiede gibt es im Informationsverarbeitungsparadigma? Nennen Sie konkrete Beispiele! Persönlichkeitseigenschaften beruhen nach diesem Paradigma auf zwei unterschiedlichen Quellen:auf... individualtypischen, zeitlich stabilen Parametern informationsverarbeitender Prozesse (z. B. Geschwindigkeit, Schwelle der Auslösung oder Intensität einer Reaktion, Kapazität des Arbeitsgedächtnisses) und auf individualtypischen Gedächtnisinhalten im (zeitlich stabilen) Langzeitgedächtnis. Wissensbestände, aber auch Aspekte des Selbstkonzepts und sozialer Einstellungen.
- Informationsverarbeitungsparadigma: Warum gelang Jensen und Nettelbeck, was Galton misslang? Galton untersuchte wie stark spezifische Sinnesleistungen (Reaktionszeiten, Wahrnehmungsschwellen, Sehschärfe usw.) miteinander korrelierten. Er fand dabei nur minimale Korrelationen. Dies würde bedeuten: zufällige Messung/ keine Konstruktvalidität, haben nichts mit Person zu tun. In beiden Fällen [Jensen; Nettelbeck] wird hauptsächlich die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung bei einfachen Aufgaben in abhängigkeit von der Intelligenz gemessen („mental speed“ = Geschwindigkeits der Infoverarbeitung). Diese Aufgaben sind denen von Galton durchaus ähnlich; ein entscheidender Unterschied ist jedoch, dass jede Person sehr viel mehr Testdurchgänge machen muss, sodass Schwankungen der Leistung „weggemittelt“ werden können und so die individuelle Fähigkeit sehr viel genauer erfasst wird.
- Informationsverarbeitungsparadigma: Wie informativ sind Befunde, die einen Zusammenhang zwischen Testintelligenz und Kapazität des Arbeitsgedächtnisses zeigen? Der Informationsgehalt von derartigen Befunden ist begrenzt, da Gedächtniskapazität durch Tests erfasst wurde, die selbst wiederum elementares schlussfolgerndes Denken erfordern, sodass die Operationalisierungen der Gedächtniskapazität und der Intelligenz nicht unabhängig waren. Problem: Tests für Arbeitsgedächtniskapazität und elementares schlussfolgerndes Denken sind z.T. überlappend. Zweifelhafte Konstruktvalidität Bsp. Befunde: Miller: Kapazität des Arbeitsgedächtnisses umfasst 7 ± 2 Elemente („chunks“). Möglicherweise hängen individuelle Unterschiede im Arbeitsgedächtnis mit Intelligenzunterschieden zusammen. Kyllonen & Christal (1990): Enger Zusammenhang zwischen Arbeitsgedächtniskapazität und verbalem bzw. mathematisch-schlussfolgerndem Denken, nicht aber mit Mental Speed.
- Informationsverarbeitungsparadigma: Wodurch unterscheiden sich impulsive von reflektiven Prozessen? Informationsverarbeitungsprozesse lassen sich in impulsive und reflektive Prozesse gliedern, die parallel ablaufen und Verhalten als gemeinsame Endstrecke haben. Impulsive Prozesse: nutzen assoziative Strukturen und führen ständig und automatisch zu Verhaltensimpulsen und Gedächtnisbildung über ausgeführtes Verhalten. (Emotional, Affektiv, Intuitiv, Impulsiv, Spontan, Implizit). Propositionale (Wahrnehmung ->) Kategorisierung -> Denken, Entscheiden -> Intentionsbildung (-> Verhaltensschema) Reflektive Prozesse: Phasenhaft zugeschaltet, verarbeiten propositionale Strukturen und sind die Voraussetzung für die rationale Analyse und Reflektion; sie können zu willentlichem Verhalten und langanhaltenden Denk- und Handlungsprozessen führen. (Rational, Kognitiv, Analytisch, Reflektiv, Willentlich, Explizit) Verhalten <-> Verhaltenschema <-> Assoziativer Speicher <-> Wahrnehmung -> Die beiden Systeme können unterschiedliches, teilweise auch sich widersprechendes Verhalten anregen.
- Informationsverarbeitungsparadigma: Wie lassen sich explizite und implizite Einstellungen erfassen? Bitte erklären Sie die Methoden/ Beispiele. Explizit: (a) Fragebogen: Direkte Erfragung der Einstellung, z.B. im Interview oder per Fragebogen. Implizit: (b) Priming: Bei der Primingtechnik wird untersucht, ob die Reaktion auf einen Reiz die Reaktion auf einen nachfolgenden Reiz beeinflusst. Dies kann z. B. durch eine Übertragung der Bewertung eines Einstellungsobjekts auf einen nachfolgenden Reiz geschehen, aber auch durch eine Erleichterung oder Erschwerung der nachfolgenden Reaktion; Affektives Priming: Fazio et al.: Priming impliziter RassenvorurteileSubliminare Darbietung des Einstellungsobjekts (z.B. Bild eines Schwarzen)Danach bewertende Adjektive (z.B. attraktiv oder ekelhaft) erkennen und mit Tastendruck als positiv/negativ kennzeichnen Veränderungen in der Reaktionszeit werden als Einfluss der Bewertung des Einstellungsobjekts interpretiert: Verzögerungen bei positiven bzw. negativen Adjektiven negative Einstellung bzw. positive implizite Einstellung. c) Impliziter Assoziationstest: Das Verfahren basiert auf der Annahme, dass es Personen leichter fällt, auf miteinander assoziierte Konzepte (z. B. Assoziation zwischen jung – positiv und alt – negativ) mit derselben Antwort zu reagieren anstatt auf miteinander nicht assoziierte Konzepte (z. B. jung – negativ, alt – positiv). Jedoch: zeitliche Stabilität + Verhaltensvorhersagen begrenzt. Attributdiskrimination, Objektdiskrimination, 1.Kombinierter Block, Umgekehrte Objektdiskrimination, 2.Kombinierter Block
- Informationsverarbeitungsparadigma: Wann sind IATs dem affektiven Priming überlegen? (Bewertung) Primingeffekte sind meist schwach, und beim Vergleich von einzelnen Personen zeigten sich keine stabilen Unterschiede in der Stärke der impliziten Einstellungen. Die Methode ist unzuverlässig, um Persönlichkeitsunterschiede zu erfassen. Sie ist geeignet nur für mittlere Tendenzen in größeren Gruppen von Personen zu erfassen. Wenn es um Unterschiede zwischen einzelnen Personen geht ist der IAT dem Priming überlegen.
- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: Sind die klassischen Lerngesetze universell gültig? Nein, es gibt genetische Prädispositionen zum Lernen bzw. zur individuellen Lernbereitschaft und ist außerdem fähigkeitsabhängig. Genetischer Einfluss und Lernen können nicht als unabhängig betrachtet werden: Was wie leicht gelernt wird, kann genetisch vorbestimmt sein. Diese genetischen Prädispositionen zum Erlernen bestimmter Lerninhalte widersprechen der behavioristischen Annahme, dass Lerngesetze universell seien. Beispiele: Erwerb von Ängsten und Phobien (eineiige Zwillinge sind sich hierin deutlich ähnlicher als zweieiige) Langfristige Konsequenzen von Kindesmisshandlung werden durch genetische Einflüsse mitbestimmt (Caspi et al., 2002). (Generell: Die Persönlichkeit des Lernenden nimmt Einfluss auf den Lernprozess und ist deshalb nicht nur Lernresultat, sondern auch Lernvoraussetzung. (reziproker Determinismus))
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- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei der Erklärung von Eigenschaften durch die Lerngeschichte? Versuche, die Lerngeschichte durch Befragung der Betreffenden retrospektiv zu rekonstruieren, sind wegen Gedächtnisverzerrungen bei den Befragten äußerst problematisch; hier besteht eine Parallele zur Rolle der Kindheitserinnerungen in der Psychoanalyse.
- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: Sind Korrelationen zwischen Persönlichkeit und Umwelt immer rein umweltbedingt? Nein. Aktive, passive und reaktive Genom-Umwelt-Korrelationen sind alternative Möglichkeiten (Plomin et al., 1977). (1) Aktive Genom-Umwelt-Korrelation entsteht, indem Menschen aus genetischen Gründen bestimmte Umwelten suchen oder schaffen. (2) Reaktive Genom-Umwelt-Korrelation entsteht, indem andere Menschen auf genetisch beeinflusste Persönlichkeitsmerkmale reagieren und dadurch bestimmte Umwelten schaffen. (3) Passive Genom-Umwelt-Korrelation entsteht bei Kindern, die mit genetisch Verwandten aufwachsen, schon dadurch, dass sich aktive oder reaktive Genom-Umwelt-Korrelationen dieser Verwandten auf das Kind genetisch übertragen...Stellen bestimmte Umwelten aufgrund ihrer Gene Beispiel: Die Musikalität eines Kindes kann sowohl durch aktive, reaktive als auch passive Genom-Umwelt Korrelation erklärt werden. Schon zu Beginn der Persönlichkeitsentwicklung kann es Korrelationen zwischen genetischen und Umweltbedingungen geben.
- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: !!! Worin unterscheiden sich die Modelle der Umweltdetermination, der Entfaltung, der Kodetermination und der dynamischen Interaktion? (1) Das Modell der Umweltdetermination entspricht der behavioristischen Auffassung, dass Menschen Opfer ihrer Umwelt sind. Wie jemand auf seine aktuelle Umwelt reagiert, sei mit Ausnahme weniger Reflexe ausschließlich erklärbar durch seine Lerngeschichte, die wiederum durch die Umwelt festgelegt sei. Was bei Betrachtung der Person als Entwicklung erscheine, sei vollständig rückführbar auf diese Umwelteinflüsse. (2) Dem Modell der Entfaltung liegen Vorstellungen zugrunde, dass es im Genom eine Art Programm gibt, das die weitere Entwicklung steuert. Die Umwelt habe nur zeitlich begrenzte Wirkungen; langfristig setze sich das Programm durch. Dadurch wirke die Entwicklung so, als würde sie auf ein Ziel hinsteuern. Es handelt sich also um ein Modell der genetischen Determination, bei dem die Umwelt nur vorübergehenden Einfluss hat. (Umwelt bestimmt ob Entfaltung gelingt) (3) Im Modell der Kodetermination wird angenommen, dass Umweltwirkungen genetisch gesteuerte Reifungsprozesse verändern können. Die weitere Entwicklung hänge aber nicht nur von Vorhersagen den Umweltwirkungen ab, sondern auch von den Reifungsprozessen. Direkte genetische Wirkungen auf spätere Zeitpunkte sind dabei berücksichtigt. Das Modell enthält deshalb Umweltdetermination und Entfaltung als Grenzfälle. (4) Das Modell der dynamischen Interaktion unterscheidet sich von dem Modell der Kodetermination nur dadurch, dass Wirkungen von der Person auf die Umwelt zugelassen werden. Es enthält alle drei anderen Modelle als Spezialfälle. Personen können nach dieser Auffassung ihre Umwelt in mehrfacher Hinsicht beeinflussen, nämlich in Form von Auswahl, Herstellung oder Veränderung der Umwelt. Da diese Wirkungen der Person auf die Umwelt künftige Umweltwirkungen auf die Person verändern, entsteht eine echte Wechselwirkung zwischen Persönlichkeit und Umwelt über die Zeit.
- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: In welcher Weise können Menschen Einfluss auf ihre Umwelt nehmen? (1) Auswahl: Sie können Umwelten auswählen, indem sie regelmäßig bestimmte Situationen aufsuchen oder vermeiden, z. B. Partys, den eigenen Garten. (2) Herstellung: Sie können Umwelten herstellen, indem sie dauerhaft bestimmte Situationen schaffen, z. B. eine Beziehung zu jemandem knüpfen, einen Baum pfanzen. (3) Veränderung: Sie können Umwelten verändern, indem sie längerfristig Situationen ändern, z.B. Heiraten, eine Freundschaft beginnen oder aufkündigen, einen Baum im Garten verpfanzen. ⇒Dadurch kann es zu einer kontinuierlichen Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt (Transaktion) kommen.
- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: Worin unterscheiden sich statistische, dynamische und soziale Interaktion? (1) Statistische Interaktion: Die Wirkung einer Variable X auf eine andere Variable Y hängt von einer dritten Variablen Z ab. bzw X und Y sind nichtadditiv und wirken auf Z (2) Soziale Interaktion: Die Wechselwirkung zwischen den Reaktionen zweier Personen in derselben Situation. (3) Dynamische Interaktion (Transaktion): Echte Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt. oder X und Y beeinflussen sich wechselseitig im Zeitverlauf, z.B. bei sozialer Interaktion
- Dynamisch-Interaktionistisches-Paradigma: Wie lassen sich Umwelteinflüsse auf die Persönlichkeit und umgekehrt empirisch untersuchen? Umwelt -> Persönlichkeit: Interventionsstudien: Experimente, in denen Personen per Zufall einer Experimental- oder einer Kontrollgruppe zugewiesen werden und dann entweder eine Umwelt- oder eine Persönlichkeitseigenschaft (Intervention) in der Experimentalgruppe gezielt verändert wird, um durch Vergleich mit der Kontrollgruppe Effekte der Umweltveränderung auf die Persönlichkeit bzw. Effekte der Persönlichkeitsveränderung auf die Umwelt nachzuweisen. (Problematisch bei umgekehrter Richtung) Persönlichkeit -> Umwelt: Natürliche Experimente (Quasiexperimente): Anders als im echten Experimenten werden die Bedingungen nicht künstlich hergestellt, sondern ergeben sich. Personen, die eine bestimmte Erfahrung machen, werden mit Personen verglichen, die diese nicht machen. Kausalaussagen nicht so stark sind wie bei echten Experimenten. Beispiel: Wirkung erster stabiler Partnerschaft auf Neurotizismus (Neyer & Asendorpf)
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Nennen Sie einige persönlichkeitspsychologisch wichtige biochemische Substanzen und deren Funktion. Dopamin (Neurotransmitter) - Funktion: Anreizmotivation; Serotonin (Neurotransmitter) - Funktion: Stimmungsregulation; Adrenalin (Neurotransmitter) - Funktion: Angriff bzw. Flucht weitere: Noradrenalin (Neurotransmitter, Hormon) - Funktion: Aktivierung, Aufmerksamkeitsfokussierung Kortisol (Hormon, Nebennierenrinde) -Funktion: Stressabhängige Aktivierung Testosteron (männliches Geschlechtshormon) - Funktion: Männliche Attribute Progesteron, Östradiol (weibliche Geschlechtshormone) - Funktion: Weibliche Attribute
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Wie lässt sich unter anderem die Aktivität des Immunsystems messen? Die Anzahl bestimmter Zellen im Blut gibt Auskuft über die Aktivität des Immunsystems. Diese Aktivität wird direkt über das ZNS und auch indirekt über hormonelle Systeme gesteuert. Sie lässt sich unter anderem durch die Anzahl spezifischer Zellen im Blut messen, z. B. Killer- und Helferzellen.
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Wie wird Temperament definiert? Nenne Beispielaspekte! Welche Probleme birgt die Definition? Unter dem Temperament wird derjenige Teil der Persönlichkeit verstanden, der sich auf Formaspekte des Verhaltens (unter Ausschluss von Intelligenzaspekten) bezieht: Formaspekte charakterisieren, wie Verhalten bezüglich der „Drei A der Persönlichkeit“ abläuft: Affekt, Aktivierung Aufmerksamkeit > Parameter von Erregungs- und Hemmungsprozessen auf neurophysiologischer Ebene und deren soziale Repräsentation in Selbst- und Fremdurteilen. Extraversion/Introversion +Neurotizismus (Eysenck), BIS /BAS bzw. Gehemmtheit und Aktiviertheit (Gray) -Schüchternheit Stärke der Gemütsbewegungen u. Schnelligkeit des Wechsels von Gemütsbewegungen (Wundt) Extraversion, Neurotizismus und Kontrolliertheit (Depue & Collins, 1990) Aktivität, Ängstlichkeit, Ausdauer, cholerisches Gemüt, emotionale Ausdauer, Impulsivität, Irritierbarkeit, Nervosität, Probleme: trifft auch auf andere Persönlichkeitsmerkmale zu, insbesondere Intelligenz. Es gibt Temperamentsmerkmale wie z.B. sexuelle Reaktivität, die diesen Kriterien nicht genügen. Bis heute gibt es weder ein anerkanntes Modell für Temperamentsunterschiede auf neurophysiologischer Ebene noch systematische Zusammenhänge zwischen Temperamentsbeurteilungen und neurophysiologischen Messwerten.
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Wer lernt nach Eysencks Theorie besser bei leichter Hintergrundmusik: Introvertierte oder Extravertierte? Extravertierte, da sie diese Stimulation eher brauchen als Introvertierte. Introvertierte haben eine niedrigere physiologische Aktivierungsschwelle als Extravertierte, sodass sie bereits in Situationen mit niedrigem Aktivierungspotenzial (wenig mittlere Aktivierung in der Altersgruppe) überdurchschnittlich aktiviert sind. Extravertierte haben eine höhere physiologische Aktivierungsschwelle, sie brauchen ein gesteigertes Maß an Stimulation.
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Auf welchen Verhaltenssystemen beruhen Temperamentsunterschiede nach Gray? Bezug zu Eysenck? Bestätigung? Er unterschied zwei neurowissenschafltich beschreibbare Verhaltenssysteme: 1. Verhaltensaktivierungssystem (behavioral activation system BAS) ⇒Annäherung 2. Verhaltenshemmungssystem (behavioral inhibition system BIS) ⇒Verhaltenhemmung, Erregungserhöhung, Erhöhte Aufmerksamkeit Temperamentsunterschiede: unterschiedliche Stärke des Verhaltensaktivierungs- und Verhaltenshemmungssystems. Modell: Kombination: Die Stärke des BAS und die Stärke des BIS würden zwei Temperamentsdimensionen bilden, die man als Aktiviertheit und als Gehemmtheit bezeichnen könne. Diese Dimensionen würden denselben zweidimensionalen Temperamentsraum wie Eysencks E und N beschreiben, aber um 45° gedreht. Beispiel: Asendorpf - Gehemmtheit in sozialen Situationen (Schüchternheit) ->Bestätigende Befunde! 1. Wie zu erwarten korreliert Schüchternheit mittelhoch mit Introversion und Neurotizismus. Studierende, die sich als sozial ängstlich einschätzten, reagierten mit besonders starker Hemmung auf beide Formen der Angstinduktion. Schüchternheit wird situativ durch Fremde, erwartete Ablehnung oder Nichtbeachtung hervorgerufen. Kleinkinder, die von ihren Eltern für sozial ängstlich gehalten wurden, benötigten im Vergleich zu unängstlichen Kindern mehr Zeit, um mit einem fremden Erwachsenen oder einem fremden Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen, nahmen aber mit einem Kind aus ihrer Kindergartengruppe genauso schnell Kontakt auf wie unängstliche Kinder.
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Welcher Zusammenhang zwischen Temperament und Neurotransmittern in der Theorie von Cloninger wurde am ehesten bestätigt? Cloningers Theorie wurde am ehestem für den Zusammenhang zwischen Neuheitssuche im Verhaltensaktivierungssystem und den Neurotransmitter Dopamin bestätigt. Dreifaktoren-Theorie (allerdings übervereinfachend): Neuheitssuche: Verhaltensaktivierungssystem - Dopamin Schadensvermeidung: Verhaltenshemmungssystem -Seretonin Belohnungsabhängigkeit: Verhaltensfortführungssystem - Noradrenalin
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Kann man aus hohen Korrelationen physiologischer Reaktionen über Situationen auf hohe Korrelationen über Personen schließen? Warum nicht? Nein, individuelle Reaktionshierarchien verhindern derartige Schlussfolgerungen. Stemmler untersuchte bei VPN verschiedene Variablen des Herz-Kreislauf-Systems in verschiedenen Situationen, die mehr oder weniger stressvoll waren. Nach Mittelung der Daten jeder physiologischen Variable über Personen ergaben sich deutliche Zusammenhänge beim Vergleich der 22 Situationen. -> Je höher z. B. die mittlere Herzrate in einer Situation war, umso höher waren auch systolischer und diastolischer Blutdruck, Zahl der Hautleitfähigkeitsreaktionen und die Muskelspannung im Mittel über alle Personen. Es handelte sich also um physiologische Maße, die auf Stress ansprachen. -> Ganz anders fielen aber die Ergebnisse aus, wenn die Daten jeder physiologischen Variable bei jeder Person über alle Situationen gemittelt wurden und dann die Personen in ihrer mittleren Stressreaktivität in den Variablen verglichen wurden. Hier gab es fast gar keine Zusammenhänge; z. B. hing die mittlere Herzrate der Personen in den Situationen überhaupt nicht mit ihrem systolischen oder diastolischen Blutdruck zusammen: Wer eine hohe Herzrate aufwies, konnte genauso gut einen hohen wie einen niedrigen Blutdruck aufweisen. Im Vergleich zwischen Situationen zeigten sich deutliche Zusammenhänge, z.B. Je höher die Herzrate, desto höher der Blutdruck (intraindividuell). Im Vergleich zwischen Personen zeigten sich kaum Zusammenhänge, z.B. Wer über verschiedene Situationen eine höhere Herzrate aufwies, hatte keinen dauerhaft erhöhten Blutdruck (interindividuell). >Fazit: keine Reaktionskohärenz der Herz-Kreislauf Aktivität.
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Warum kann unter Alltagsbedingungen ein Zusammenhang Persönlichkeit – Physiologie anders ausfallen als im Labor? Beispiel? Ganz allgemein können Persönlichkeitsunterschiede in Laborsituationen andere neuronale und hormonelle Korrelate zeigen als im Alltag. Das kann u.a. daran liegen, dass dasselbe System unterschiedliche Funktionen haben kann. So ist zum Beispiel im Alltag die intraindividuelle Variabilität von Blutdruck und Herzfrequenz größer als im Labor, da sie durch Sprechen und Bewegungsaktivität zusätzlich variiert wird. Nach deren Kontrolle ist die intraindividuelle Variation durch emotionale oder kognitive Belastung ähnlich groß wie im Labor. Dies zeigte sich beispielweise bei Untersuchungen der Herzrate bei ängstlichen Kindern, die in unvertrauten und angsterregenden Situationen nicht höher war als bei unängstlichen Kindern. Dies ließ sich dadurch erklären, dass die gehemmten Kinder in den hemmenden Situationen weniger sprachen und sich bewegten, was einen Anstieg ihrer Herzrate aufgrund ängstlicher Erregung kompensiert haben dürfte.
- Neurowissenschaftliches Paradigma: Kann Verhalten auf neuronale Strukturen oder neuronale Funktionen wirken? Beispiele? (Bewertung) Biologistische Auffassungen (Ursachen psychischer Phänomene sind primär biologisch) psychologistische Auffassungen (Ursachen biologischer Phänomene sind primär psychologisch) -->einseitig: Interaktionistische Sichtweise: Verhalten kann auch neuroanatomische Veränderungen verursachen. So variierte z. B. Breedlove experimentell die Möglichkeit von Ratten, Geschlechtsverkehr zu haben, und fand, dass häufigerer Geschlechtsverkehr die Größe bestimmter, am Sex beteiligter Neurone erhöhte. Ein Alltagsbeispiel findet sich im Sport: Jeder Sportler weiß, dass intensiver Sport längerfristig zu körperlichen Veränderungen führt, eingeschlossen anatomische Veränderungen der Muskeln und eine Senkung der Herzrate in Ruhe.
- Molekulargenetisches Paradigma: Mit welchen drei Methoden wurde versucht, Persönlichkeitsunterschiede direkt auf Gene zu beziehen? Bitte erklären Sie diese. (1) Familienstudien: Ansatz der medizinischen Humangenetik, die Erbkrankheiten nach den Mendelschen Vererbungsregeln mithilfe von Stammbaumanalysen untersucht und das Aufreten dieser Krankheiten in Familien mit dem Vorkommen bestimmter Allele bei den Familienangehörigen in Beziehung setzt. Diese Allele erklären zwar pathologische Merkmale, sind aber so selten, dass durch sie Persönlichkeitsunterschiede im Normalbereich nur unwesentlich aufgeklärt werden können. (2) QTL: : Persönlichkeitsunterschiede manifestieren sich in besonders häufigen Allelen (QTLs). Ansatz beruht auf der Annahme, dass Normalvarianten der Persönlichkeit mit mehreren häufigen Allelen assoziiert sind („quantitative trait loci“; QTL). Wenn jeder einzelne QTL z.B. 2% der Eigenschaftsunterschiede erklären würde, wären mindestens 25 unabhängig voneinander operierende QTL notwendig, um die Eigenschaft molekular- genetisch aufzuklären, sofern sie zu 50% genetisch beeinflusst ist. (3) GWAS: Genetische Varianten in den Bausteinen der Gene (Basenpaare) lassen sich Persönlichkeitsunterschieden zuordnen. Im Zuge genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) können genetische Varianten in den einzelnen Bausteinen der Gene, den Basenpaaren, bestimmten Persönlichkeitsunterschieden zugeordnet werden. (Problem: Es gibt mehrere Millionen single nucleotide polymorphisms (SNPs). Zusammenhänge zwischen SNPs und Persönlichkeit können deshalb auf Zufall beruhen. Wird dies berücksichtigt, können z.B. nur 3% der IQ-Unterschiede erklärt werden.) Bei simultaner Betrachtung aller Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs) konnten Unterschiede in der Körpergröße und im IQ älterer Erwachsener bereits zu über 50% genetisch erklärt werden. Aber: Für selbstbeurteilte Persönlichkeitsmerkmale fallen die Schätzungen sehr viel niedriger aus.
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- Molekulargenetisches Paradigma: Wieso teilen Mensch und Schimpanse 94% ihrer Gene, Geschwister aber nur 50%? Gene vs. Allele: Korrekt wäre es zu sagen, Geschiwster teilen 50 % ihrer Allele (Spezifische Variante eines Gens) Die Gene variieren zwischen biologischen Arten; z. B. teilen der heutige Mensch und der Schimpanse ca. 94% ihrer Gene, und der heutige Mensch und der Neandertaler ca. 99%. Heutige Menschen unterscheiden sich nicht in ihren Genen (darin sind sie zu 99,9% identisch), sondern in ihrem Allelmuster (in welcher Variante ihre Gene jeweils vorkommen). D.h. wenn man bei Geschwistern von 50%iger Übereinstimmung spricht, sind Allelmuster-Übereinstimmungen gemeint.
- Molekulargenetisches Paradigma: Können genetische Einflüsse durch Umweltveränderungen modifiziert werden? Ja, das ist möglich. Ein klassisches Beispiel für die Veränderung genetischer Wirkungen durch eine Umweltveränderung ist die Stoffwechselstörung Phenylketonurie. Eine Variante davon beruht auf einem Allel des zwölften Chromosoms. Wird dieses Allel von Vater und Mutter vererbt, führt diese homozygote Form zu einem Phenylalanin-Überschuss, der die Entwicklung des Zentralnervensystems beeinträchtigt und eine massive Intelligenzminderung verursacht. Wird jedoch im Kindesalter eine phenylalaninarme Diät eingehalten (einschließlich Einnahme von Medikamenten, die den Phenylalanin-Haushalt regeln sollen), wird dieser intelligenz-mindernde genetische Effekt fast vollständig unterdrückt. Umgekehrt können Umweltwirkungen durch Veränderung der Genaktivität oder Veränderung des Genoms durch Gentechnologie verändert werden (noch fiktiv, aber prinzipiell möglich): Wechselwirkungsprozesse zwischen Genom und Umwelt: Genom ist zeitlebens konstant (bis auf wenige Mutationen in einzelnen Zellen, z.B. Krebs). Fehlschluss: Der genetische Einfluss auf die Persönlichkeit ist konstant. Das Genom ist zwar konstant, aber sein Einfluss variiert im Verlauf des Lebens, weil Einflüsse nicht auf Genen, sondern auf aktivierten Genen beruhen, und die Aktivität von Genen variiert beträchtlich ("Anschalten/Abschalten" der Strukturgene durch Regulatorgene). Deshalb: Das Genom ist zeitlebens konstant, aber der Prozess der Genaktivität ist zeitlich variabel. Zwischen genetischer Aktivität (nicht: Genen!), neuronaler Aktivität, Verhalten und der Umwelt besteht in Prinzip eine vollständige Wechselwirkung: Insofern ist die Vorstellung falsch, Gene "bewirkten" Entwicklung oder Verhalten. Das Genom ist kein "Programm", das die Entwicklung "steuert". Adäquater ist die Vorstellung, es sei ein Text, von dem im Verlauf des Lebens immer wieder Teile gelesen werden. Der Text legt fest, was gelesen werden kann, aber nicht, was zu einem bestimmten Zeitpunkt gelesen wird. Deshalb: Die Persönlichkeit ist nicht im Genom vorprogrammiert, sondern Resultat einer kontinuierlichen Wechselwirkung zwischen der Genaktivität und anderen Prozessebenen.
- Molekulargenetisches Paradigma: Sind genetische Wirkungen altersabhängig? Beispiel? Ja, zum Beispiel bei Phenylketonurie ist die Einhaltung einer phenylalaninarmen Diät nicht das ganze Leben lang erforderlich, sondern nur während der Gehirnentwicklung in der Kindheit und Jugend. Ist dieser Prozess weitgehend abgeschlossen, spielt das kritische Allel keine wesentliche Rolle mehr. Ein Beispiel für genetische Effekte, die erst im mittleren Erwachsenenalter wirksam werden, ist die Chorea Huntington (Veitstanz), eine degenerative Hirnerkrankung, die auf einem Allel auf dem vierten Chromosom beruht und im Durchschnitt erst mit Mitte 40 beginnt; vorher führen die Allelträger ein völlig normales Leben. -> Diese Altersabhängigkeit wiederum beruht letztlich darauf, dass Gene zu bestimmten Zeitpunkten „angeschaltet“ oder „abgeschaltet“ werden können. Genetische Wirkungen können stabilisierend, aber auch destabilisierend auf die Persönlichkeit wirken.
- Molekulargenetisches Paradigma: Wie können sich Umwelteinflüsse dauerhaft genetisch manifestieren? Beispiel? Umwelteinflüsse können sich durch (bislang 3 bekannte) epigenetische Codes dauerhaft genetisch manifestieren. Der Methyl-Code beruht auf Methylgruppen, die an die DNA andocken und so Gene ausschalten. Ob ein Gen aktiv ist oder nicht, hängt also unter anderem davon ab, ob es epigenetisch „markiert“ wurde. Der Histon-Code besteht aus vier verschiedenen Substanzen (Methyl-, Acetyl-, Ubiquitin- und Phosphatgruppen), die nicht an der DNS andocken, sondern an den Histonen, Teilen der Nukleosomen, um die sich die DNA-Doppelhelix mehrfach herumwickelt. Diese Substanzen regulieren die Aktivierbarkeit der benachbarten Gene. Der RNA-Interferenz-Code besteht aus Mikro-RNA, die verhindert, dass ein Gen mittels Boten-RNA die Zelle dazu bringt, ein bestimmtes Protein zu produzieren. Epigenetische Codes sind sensitiv für Umwelteinflüsse. Umweltabhängige epigenetische „Programmierung“ kann massive Einflüsse auf die Entwicklung haben, ohne dass sich Allele ändern. Diese Wirkmechanismen legen nahe, dass stabile Persönlichkeitsunterschiede auf umweltabhängige epigenetische „Programmierung“ beruhen könnten. Beispiel: Besonders gut sind hierfür Tierversuche geeignet, in denen Umweltbedingungen experimentell manipuliert werden können. In cross-fostering Experimenten mit Ratten, in denen Müttern nichtverwandte Junge untergeschoben werden, ziehen fürsorgliche Mütter eher stressresistente Nachkommen auf (positiver Zusammenhang). Auch, wenn den Müttern fremde, genetisch nichtverwandte Junge untergeschoben wurden, und wenn die Kinder wenig fürsorglicher Ratten von fürsorglichen fremden Müttern bemuttert wurden. Es handelte sich also um Umwelteffekte nach der Geburt, nicht um genetische Effekte aufgrund der genetischen Verwandtschaft und nicht um pränatale Effekte.
- Molekulargenetisches Paradigma: Wie konnte erstmals eine Gen-Umwelt-Interaktion nachgewiesen werden? Hauptbefund? Allgemeines Prinzip: Effekte von Allelen und Umweltbedingungen stehen in Wechselwirkungen (vgl. Kodeterminationsmodell der Persönlichkeitsentwicklung). Derartige Wechselwirkungen (=> Interaktionen) können genetische Wirkungen verschleiern, weil sie je nach Umwelt anders ausfallen. Sie können ebenso Umweltwirkungen verschleiern, weil sie je nach Allel unterschiedlich ausfallen. Caspi et al. untersuchten jungen Männern den Zusammenhang zwischen erfahrener Kindesmisshandlung im Alter zwischen 3 und 11 Jahren (keine, wahrscheinlich, schwere), zwei häufigen Allelen des MAOA-Gens auf dem X-Chromosom (Allele, die geringe vs. starke Aktivität des Enzyms MAOA bedingen) und verschiedenen Indikatoren für antisoziales Verhalten im Alter von 26 Jahren. Für alle Indikatoren ergab sich dieselbe statistische Gen-Umwelt-Interaktion. Erfahrene Kindesmisshandlung erhöhte das Risiko für antisoziales Verhalten im Erwachsenenalter unabhängig vom MAOA-Gen, wobei jedoch die Erhöhung deutlich stärker bei denjenigen Männern ausfiel, die das Allel für niedrige MAOA-Aktivität hatten. Bei beiden Risikofaktoren aufwiesen (Misshandlung + Allel für niedrige MAOA-Aktivität) bis zum Alter von 26 Jahren 3x so häufig verurteilt. Genetisch bedingte unzureichende MAOA-Aktivität scheint demnach die Entwicklung antisozialer Tendenzen zwar nicht allgemein, wohl aber nach erfahrener Kindesmisshandlung zu fördern. Vermittelnder Prozess: Das Enzym MAOA reduziert exzessive Produktion von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, die typischerweise bei starkem Stress auftritt (experimentell: knock-out Mäuse).
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Was wird unter einem EPM verstanden und welchen Kriterien sollte er genügen? Beispiel für einen EPM? Unter einem EPM wird ein bereichs- und kontextspezifischer proximater Mechanismus verstanden, der als Anpassungsleistung an die Umwelt unserer Vorfahren (also ultimat) verständlich ist und von dem angenommen wird, dass er genetisch fixiert ist. bereichsspezifische Lösung von wichtigen Adaptionsproblemen beantworten spezifischen Input (Reizebene) mit spezifischen Output (Verhaltensebene) genetisch determiniert ultimat vorkommend psychologisch proximat Kriterien: 1. Angabe des gelösten adaptiven Problems der Vergangenheit 2. Angabe des psychologischen/physiologischen Mechanismus 3. Plausibilität der genetischen Fixiertheit des Mechanismus 4. Kriterien für adaptives Design erfüllt, z.B. Ökonomie, Effizienz, Zuverlässigkeit Beispiel EMP: Etwa die Hälfte aller Mitteleuropäer hat Angst vor Schlangen, und die Schlangenphobie ist die häufigste Tierphobie. Aus evolutionspsychologische Erklärung kann ein EPM angenommen werden, der das Erlernen von Angst Schlangen gegenüber fördert (z.B. durch Beobachtungslernen). // Nahrhafte Speisen!! Förderlich, nicht aber notwendig für den Nachweis eines EPM ist auch der Nachweis homologer EPM bei verwandten Arten, z.B. Menschenaffen (Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans, Gorillas) und anderen Primaten (z.B. Rhesus-Affen). Homologie = Ähnlichkeit und Vorkommen bei gemeinsamen Vorfahren, schwer nachzuweisen für Verhalten. Nicht erforderlich für den Nachweis eines EPM ist, dass er unter heutigen Umweltbedingungen adaptiv ist. Interessant sind gerade EPMs, die ehemals adaptiv waren, heute aber nicht mehr adaptiv sind, z.B. Präferenz für fette + süße Nahrung.
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Warum sollten wir genetisch Verwandten helfen, welcher EPM könnte verantwortlich sein, warum wird Verwandten väterlicherseits meist weniger geholfen als Verwandten mütterlicherseits? 1. Inklusive Fitness (nach Hamilton) genetische Gesamtfitness, misst sich an der Anzahl der eigenen Gene, die in der nachfolgenden Generation vorhanden sind (eigener Reproduktionserfolgs + der genetisch Verwandter (z.B. aufopfern für 3 Geschwister-> 150% d. eigenen Gene gerettet, bzw. 5 Halbgeschwister -> 125%) nach diesem Prinzip kein Altruismus 2. Verantwortlicher EPM: Vertrautheit! genetische Verwandschaft -> Vertrautheit -> emotionale Nähe -> Hilfeleistung proximate und ultimate Erklärungen können teilweise divergieren (genetische Verwandschaft - Vertrautheit) Eingeschätzte emotionale Nähe zu Bezugspersonen korreliert intraindividuell im Mittel .50 mit dem genetischen Verwandtschaftsgrad r. Partner ermöglicht Reproduktion, daher am nähesten! 3. Vaterschaftsunsicherheit: Während Mütter sich sicher sein können, dass ein Kind ihr eigenes leibliches Kind ist, ist dies bei Vätern nicht der Fall. Auch heutzutage gibt es gar nicht so selten Diskrepanzen zwischen der subjektiven Überzeugung, Vater des Kindes zu sein, und der tatsächlichen genetischen Verwandtschaft (Baker, 1996). 1% Kukuckskinder! Dies tritt z. B. bei Organspenden innerhalb von Familien zutage, bei denen die genetische Ähnlichkeit bestimmt wird, um das Risiko von Organabstoßungen nach der Organverpflanzung zu minimieren. Diese Vaterschaftsunsicherheit verändert den Zusammenhang zwischen inklusiver Fitness und Hilfeleistung: Es ist weniger evolutionär adaptiv, Verwandte väterlicherseits zu unterstützen, als Verwandte mütterlicherseits, da es in ersterem Fall nicht so sicher ist, dass sie überhaupt genetisch verwandt sind. Nach dieser Logik sollten z. B. Großeltern väterlicherseits ihre Enkel weniger stark unterstützen als Großeltern mütterlicherseits; entsprechendes lässt sich für Tanten und Onkel ableiten. Weibliche Verwandte leisteten mehr Unterstützung als männliche und unabhängig davon leisteten Verwandte mütterlicherseits mehr Unterstützung als Verwandte väterlicherseits desselben Verwandtschaftsgrades. Die Unterstützungswerte können nur innerhalb der Großeltern, Tanten bzw. Onkel verglichen werden, da die Unterstützung für diese beiden Verwandtschaftstypen in unterschiedlichen Kulturen (Deutschland bzw. USA) und mit unterschiedlichen Fragen erfasst wurde.
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Welches Geschlechterverhältnis besteht kurz nach der Pubertät und warum? Das Geschlechtsverhältnis beträgt im Alter der maximalen Fruchtbarkeit genau 1:1 Wie Fisher gezeigt hat, kommt es zu diesem Verhältnis von 1:1, weil die genetische Fitness von Männern und Frauen frequenzabhängig ist. Frequenzabhängig: Bei der frequenzabhängigen Selektion hängt die Fitness eines Gens von seiner Häufigkeit in der Population (Fortpflanzungsgemeinschaft) ab. Wenn Frauen doppelt so häufig wären wie Männer, wäre die Chance eines männlichen Gens, an die nächste Generation weitergegeben zu werden, doppelt so hoch wie die Chance eines weiblichen Gens (da Kinder zur Hälfte Gene des Vaters und zur anderen Hälfte Gene der Mutter haben). Männliche Gene hätten also eine doppelt so große Fitness wie weibliche Gene. Dadurch würden langfristig Eltern begünstigt, die überproportional Jungen zur Welt bringen. Dies würde aber die Rate der Männer so lange erhöhen, bis sie genauso häufig sind wie Frauen. Die entsprechende Argumentation gilt auch für den umgekehrten Fall. (vorher mehr Jungen, später mehr Frauen wegen höherer Sterblichkeit des männlichen Geschlechts). Frequenzabhängige Auslese muss nicht in 1:1 Verhältnis resultieren, führt aber zu evolutionär stabilem Verhältnis. Bei sonstigen Umweltänderungen kann sich aber auch dieses Verhältnis ändern.
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Wie können Unterschiede in der Soziosexualität innerhalb der Geschlechter evolutionär erklärt werden? Bei Frauen ist Soziosexualität schwächer ausgeprägt als bei Männern; dennoch variieren Frauen im Ausmaß ihrer Soziosexualität. Gangestad und Simpson schlugen hierfür eine Erklärung durch frequenzabhängige Auslese (Fitness eines Gens von seiner Häufigkeit in der Population (Fortpflanzungsgemeinschaft) ab) vor. Für die Partnerwahl von Frauen seien zwei Kriterien evolutionär relevant: die zu erwartende väterliche Investition in die gemeinsamen Kinder „genetische Qualität“ des Mannes (Gene, die Gesundheit und sexuelle Attraktivität fördern und so die Fitness der gemeinsamen Kinder fördern, da sie ja diese Gene zumindest z.T. erben werden). Problem: sexuell attraktive Männer sind weniger treu und investieren deshalb weniger in ihre Kinder. Wegen intrasexueller Rivalität führt das zu zwei alternativen, frequenzabhängigen Strategien: eine restriktive: auf eine langandauernde Beziehung mit einem Partner setzen, der viel in ihre Kinder investiert. (Qualität stat Quantität) eine nichtrestriktiv: auf viele kurzfristige Beziehungen mit Männern „guter genetischer Qualität“ setzen (Quantität statt Qualität) Wenn es frequenzabhängige Auslese gibt, bedeutet dies, dass es keine absolute Fitness einer Persönlichkeitseigenschaft gibt. Fitness muss vielmehr relativ zu alternativen Eigenschaften gesehen werden. Deshalb: Frequenzabhängige Selektion führt dazu, dass die Fitness genetisch beeinflusster Persönlichkeitsmerkmale von der Häufigkeit dieser Merkmale in der Population abhängt. Sie wird sich stabilisierend auf genetische Unterschiede in der Population aus: Diese beiden sexuellen Strategien würden durch frequenzabhängige Auslese in der weiblichen Population stabilisiert. Je größer der Anteil der nichtrestriktiven Frauen in der weiblichen Population werde, desto größer werde auch der Anteil ihrer sexuell attraktiven Söhne (der „sexy sons“) in der männlichen Population, was aufgrund zunehmender Rivalität dieser Söhne untereinander deren Fitness mindern sollte. Je größer umgekehrt der Anteil der restriktiven Frauen in der weiblichen Population werde, desto stärker werde ihre Rivalität untereinander um Männer mit hoher elterlicher Investitionsbereitschaft, was die Fitness dieser Frauen mindern sollte.
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Wie kann der Zusammenhang zwischen Vaterabwesenheit und Pubertätszeitpunkt bei Mädchen erklärt werden und wie nicht? Hypothese von Draper & Harpending (1982): Väterliche Anwesenheitin der frühen Kindheit ist Umweltmerkmal, das zu erwartende väterliche Investition signalisiert (=relativ verlässlicher Indikator für die künftige reproduktionsrelevante Umwelt der Kinder) und deshalb zu konditionaler Entwicklungsstrategie bei Mädchen führe: Vater anwesend --> späte Geschlechtsreife, späterer erster Sex, weniger Sexpartner, mehr Investition in eigene Kinder. Vater abwesend --> frühe Geschlechtsreife, früher erster Sex, viele Sexpartner, weniger investition in eigene Kinder. Väterliche Fürsorge eigne sich also als Bedingung für eine konditionale Entwicklungsstrategie: Kinder entwickelten sich bei starker väterlicher Fürsorge in Richtung starker elterlicher Investition und geringen Paarungsaufwandes. Bei wahrgenommener Vaterabwesenheit oder geringer väterlicher Fürsorge hingegen entwickelten sie sich in Richtung starken Paarungsaufwandes und geringer elterlicher Investition. Bei Jungen seien keine Unterschiede zu erwarten; mütterliche Investition fast immer hoch Wurde in mehreren Kulturen bestätigt. Mögliche proximate Mechanismen Konditionale Entwicklungsstrategie beruhend auf Geruch-EPMs: Beschleunigung der weiblichen Reifung durch Geruchsstoffe nichtverwandter männlicher Artgenossen bei vielen Tierarten und auch beim Menschen (Korrelation des Zeitpunktes der 1. Regelblutung stärker mit Anwesenheit von Stiefvätern und Freunden der Mutter als mit Abwesenheit des Vaters) Hemmung der weiblichen Reifung durch Geruchsstoffe des eigenen Vaters (weniger gut bei anderen Tierarten belegt) Und wie nicht? Alternative Erklärung durch interindividuell variierende Gene, die Väter und Töchter teilen [könnte durch Adoptionsmethode entschieden werden; aber Studie mit Kontrollgeschwisterdesign von Tither u. Ellis (2008) stellt Alternativerklärung in Frage].
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Lassen sich Persönlichkeitsunterschiede bei Tieren gut beobachten? Inwiefern sind sie informativ für evolutionspsychologische Erklärungen? Persönlichkeitsunterschiede von Tieren lassen sich mit guter Übereinstimmung zwischen Beobachtern beschreiben und sagen beobachtetes Verhalten gut vorher. Merkmale wie aktiv, dominant, aggressiv, neugierig, gesellig, ausdauernd und intelligent. Die Beschreibungen reflektieren durchaus Unterschiede im realen Verhalten, auch wenn sie nicht frei von Tendenzen zur Anthropomorphisierung sind. Sie legen zwar Homologien nahe, können diese aber nicht belegen.
- Evolutionsgenetisches Paradigma: Zwei Probleme des evolutionspsychologischen Paradigmas? (+Pro's) Ein Risiko besteht in der schlechten empirischen Testbarkeit evolutionspsychologischer Annahmen und Interpretationen. Da neutrale oder nichtadaptive Persönlichkeitsvarianten evolutionspsychologisch wenig hergeben, besteht die Gefahr, dass Persönlichkeitsvarianten adaptive Erfolgsgeschichten zugeschrieben werden, die sie gar nicht haben (Scheinerklärungen) Kritikwürdig ist auch die derzeitige Einengung des EPM-Konzepts in der Evolutionspsychologie auf bereichsspezifische Mechanismen der Informationsverarbeitung. Es gibt es zumindest beim Menschen zusätzlich bereichsübergreifende Mechanismen. Hierzu gehört z. B. algemeine Intelligenz, Fähigkeit zu reflektivem Denken und Handeln nach bereichsunspezifischen Prinzipien, deren Existenz durchaus evolutionär verständlich ist. Chance, Persönlichkeitsunterschiede und ihre Abhängigkeit von Gen-Verteilungen und Umweltbedingungen besser zu verstehen. Anforderungen an Erklärung gehen über alltagspsychologische Überlegungen zu Kosten und Nutzen von Persönlichkeitseigenschaften und Einräumung eines Stellenwerts in Informationsverarbeitungsmodellen hinaus.
- Eigenschaftsparadigma: Wie sind sozial erwünschte/ unerwünschte Eigenschaften meist verteilt? Schief! Bsp: Aggressivität
- Eigenschaftsparadigma: Was ist die „die Asymptote der Gesetze suchenden Wissenschaft“? Nach Stern: Der nomothetische Eigenschaftsbegriff wird der Einzigartigkeit der Persönlichkeit nicht gerecht; diese sei „die Asymptote der Gesetze suchenden Wissenschaft“. Problem: auch bei noch so genauer nomothetischer Analyse verbleibt ein Erklärungsrest (vgl. W Stern: „Asymptote nomothetischer Wissenschaft“). Deshalb gilt: Der Einzelfall ist immer auch durch wissenschaftlich nicht vorhersagbare singuläre Ereignisse („frozen accidents“) geprägt.
- Eigenschaftsparadigma: Wie bestimmt sich das allgemeine Persönlichkeitsbild unter dem differentiellen Ansatz? Eigenschaften werden nicht bei einer einzelnen Person betrachtet, sondern systematisch zwischen verschiedenen Personen einer Referenzpopulation (gleiches Alter, gleiche Kultur) verglichen => Differentielle Sichtweise! Die Eigenschaften sind nicht beobachtbare, aber aus Verhaltensregelmäßigkeiten erschließbare Verhaltensdispositionen. Ohne einen Vergleich mit einer Referenzpopulation lässt sich nichts über die individuellen Besonderheiten eines Menschen sagen! Deshalb können Persönlichkeitsaussagen sich ändern, wenn die Referenzpopulation sich ändert. Beispiel: Aggressivität eines 20jährigen Skinheads variiert mit Referenzpopulation: => Referenzpopulation in Persönlichkeitspsychologie: Peers (Altersgleiche) derselben Kultur
- Eigenschaftsparadigma: Bewertung! Positives + Probleme Bewertung alltagspsychologische Begriff d. Persönlichkeitseigenschaft präzisiert + messbar Klare Unterscheidung zw. beobachtbarem Verhalten & erschlossener Disposition Begriff der Eigenschaft nicht zirkulär. rein idiographischer Ansatz zu deren Beschreibung nicht sinnvoll; notwendig sind Vergleiche mit anderen Personen einer Referenzpopulation. Dadurch werden alle Aussagen im Eigenschaftsparadigma populationsabhängig. Drei Probleme des Eigenschaftsparadigmas: 1. Keine Aussagen über Prozesse der Situationsverarbeitung (Warum verhält er/sie sich so?). 2. Der Eigenschaftsbegriff ist statisch: keine Aussagen über Persönlichkeitsveränderungen. 3. Die Eigenschaften werden oft aus der Alltagspsychologie entlehnt oder diagnostischen Anforderungen entnommen, z.B. Fahrtüchtigkeit. Keine Begründung dafür, warum sich Menschen in bestimmten Eigenschaften unterscheiden.
- Informationsverarbeitungparadigma: Was sind Einstellungen und lässt sich aus ihnen Verhalten vorhersagen? Nenne ein Beispiel für die Vorhersage von Verhalten aus Einstellungen. Einstellungen: individualtypische Bewertungen von Objekten der Wahrnehmung oder Vorstellung auf der Dimension positiv - negativ. Problem: Lässt sich aus Einstellungen Verhalten vorhersagen? Nein!!! LaPiere: um 1930 - starke antichinesische Vorurteile in den USA - versandte LaPiere Briefe an 250 Hotels und Restaurants in den USA und erfragte, ob sie chinesische Gäste bedienen würden. Die meisten sagten nein. Zuvor hatte LaPiere alle diese Etablissements zusammen mit einem chinesischen Ehepaar besucht. Ergebnis: Sie wurden in 249 von 250 Fällen bedient. Hier siegte Geschäftsinteresse über Vorurteile. Also sehr geringe Konsistenz zwischen Einstellung und Verhalten!!!
- Informationsverarbeitungsparadigma: Nenne 3 Arten der Verhaltenssteuerung (Impulsive und reflektive Prozesse)! 3 Arten der Verhaltenssteuerung: spontan (durch impulsives System) automatisiert (Delegation an impulsives System) willentlich (reflektives System) Beispiel: lateralisiertes willentliches, nicht lateralisiertes spontanes Lächeln bei zentraler Lähmung der Gesichtsmuskulatur
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