Systemtheorie (Fach) / Allerlei (Lektion)

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Systemtheorie

Diese Lektion wurde von lader_m erstellt.

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  • Logik der funktionalen Erklärung Explanandum: Existenz einer bestimmten gesellschaftlichen Institution (IN1) ------- 1. Prämisse: Gesellschaft existiert als System (S) 2. Prämisse: Gesellschaften (Systeme) bestehen aufgrund der strukturellen Sicherstellung bestimmter funktionaler Requisiten (R) ------- erklärendes Theorem: Gesellschaften benötigen Institutionen (IN) zur Sicherstellung funktionaler Requisiten IN --> R ------ Randbedingung: IN1 ist Bestandteil von IN IN1 € {IN} ------ Ergo: Existenz von IN1 ist funktional erklärt.    
  • teleologischer Fehlschluss Verknüpfung von R mit IN funktionale Requisiten können nicht die Existenz von Institutionen erkären, da INs zeitlich vor der R stehen. Fehler: Requisite wird zeitl. & logisch/kausal vor die Institution gesetzt R --> S R --> IN -->
  • tautologischer Fehlschluss Verknüpfung von S (Systemstablität) mit IN->R zirkuläre Argumentation Vertauschung der unabhängigen mit der abhängigen Variable richtig: Weil Institutionen die fkt. Requisiten erfüllen, --> ist das System stabil. Weil es bei den Hopis integrative Institutionen gab, --> war die Hopi-Gesellschaft stabil.   falsch: Weil das System stabil ist, --> erfüllen Institutionen die fkt. R. des System Weil die Hopi-Gesellschaft stabil war, --> gab es dort integrative Institutionen.
  • die 3 Postulate des klassischen Funktionalismus (Merton kritisiert Radcliff-Brown & Malinowski) 1.: Postulat der funktionalen Integration alle Strukturelemente haben eine funktionale Bedeutung für die Integration des gesamten Sozialsystems 2.: Postulat des universalen Funktionalismus alle langfristig existierenden Strukturelemente eines Sozialsystems erfüllen positive Funktionen 3.: Postulat der funktionalen Unentbehrlichkeit alle langfristig existierenden Strukturelemente eines Sozialsystems sind für den Systemerhalt unverzichtbar und erfüllen funktionale Notwendigkeiten (alle drei könnten in einem einzigen Postulat gefasst werden)
  • empirisch orientierter Funktionalismus (Robert K. Merton) - acht Kritikpunkte am klassischen Funktionalismus 1. funktionale Äquivalente (gibts bei Merton und Luhmann; nicht bei Parsons) 2. strukturelle Selektion 3. Dysfunktionen 4. funktionale Bezugspunkte 5. Grade/Typen der Integration(/Funktion-, Bedürfnis-,Requisitenerfüllung) 6. Systembezugspunkte (nicht nur Systemstabilität, sondern auch -Wandel und -Entstehung) 7. teleologischer Fehlschluss 8. tautologischer Fehlschluss
  • Empirischer Funktionalismus - zentrale Forderungen des Paradigmas (7 - 1) die Theorie hat die Bezugspunkte für die funktionale Analyse zu liefern. Funktionale System-Erfodernisse müssen theoretisch begründbar und empirisch überprüfbar sein (ohne tautol. Fehlschluss) funktionale Äquivalente müssen theoretisch bestimmbar und empirisch überprüfbar sein. die strukturelle Selektivität von Systemen beeinflusst Richtung und Ausmaß des Wandels gesellschaftlicher Institutionen. zu differenzieren sind: eufunktionale vs. dysfunktionale Wirkungen. Diese Wirkungstypen können je nac Bezugspunkt variieren. zu differenzieren sind manifeste (subjektiv - Regen machen) vs. latente (objektiv - Integration) Funktionen. (soziale Funktionen werden allein durch soziale Mechanismen erfüllt und müssen empirisch überprüfbar sein, d.h. kein Reduktionismus)  
  • Anomietheorie (Merton) stabile Gesellschaften haben Gleichgewichtszustand zwischen kulturell institutionalisierten Zielen und sozial institutionalisierten Möglichkeiten der Zielerreichung. Theorie mittlerer Reichweite - TmR (Beschränkung der Reichweite zeitlich und/oder räumlich/Objektbereich) Bei Ungleichgewicht Anpassung z.B. Formen abweichenden Verhaltens: Konformität - Normalzustand (Ziele + / Mittel +) Innovation (+ / -) Ritualismus (- / +) Rückzug (- /-) Rebellion (± / ±)
  • Struktur-funktionale Systemtheorie - grundlegende Konzepte grundlegende Form des soz. Systems? Systemproblem? Problemlösung durch Systembildung, d.h.? (6) grundlegende Form des soz. Systems: Ego-Alter-DyadeSystemproblem: doppelte KontingenzProblemlösung durch Systembildung, d.h. Erwartungserwartung Erwartungskomplementarität Symbolorientierung (Wertorientierung) Sozialisation / Internalisierung Institutionalisierung Stabilisierung (Gleichgewicht, Äquilibirum, Homöostase)
  • Struktur-funktionale Systemtheorie - allg. Systemmerkmale (6 + 1) Vertreter? Parsons Ein System besteht aus einer Anzahl von Systemelementen (unit acts) mit aktuellen, möglichen und prinzipiellen Eigenschaften. Zwischen den Systemelementen bestehen Relationen mit aktuellen, möglichen und prinzipiellen Eigenschaften (1 + 2 ~ Struktur) System-Aggregate (Teilsysteme) stehen in funktionalen Beziehungen zueinander. Systeme grenzen sich gegen ihre System-Umwelten mit unterschiedlichen Graden von Geschlossenheit / Offenheit / Selbstreferenz ab. Systeme stabilisieren sich gegenüber Umwelteinflüssen und/oder internen Variationen durch Mechanismen der Selbstregulation. Mit zunehmender Stabilität von System-Relationen entstehen emergente Systemeigenschaften. Differenzierungstypen: segmentär, funktional, stratifikatorisch
  • Warum können Steuerungsmedien das Problem der doppelten Kontingenz lösen? (struktur-funktionale Medientheorie) Vertreter? Weil sie als Kapazität von A (Akteur, System) dienen, um bestimmte Verhaltensweisen bei B auszulösen. weil sie auf normativen Strukturen basieren (Codes) weil sie dennoch ohne inhaltliche Festlegung operieren. Parsons
  • Unterschiede funktional-struktureller Methode (Luhmann) zu struktur-funktionaler Methode (Parsons). (6) kein Rahmen fester Systemerfordernisse Funktion wird Struktur vorgeordnet Bezugspunkt wird freigegeben (Red. + Steigerung von Komplexität) NEU: Äquivalenzfunktionalismus mit verschiedenen Bezugspunkten Funktion ≠ zu bewirkende Wirkung Funktion = organisierte Leistung
  • Bezugspunkt bei Luhmann / funktional-strukturelle Systemtheorie; Folge neuer Abstrakter Bezugspunkt: (gleichzeitige) Reduktion & Steigerung von Komplexität und dadurch: Entdeckung neuer Möglichkeiten der Kombination von Systemelementen (unter systemimmanenten Beschränkungen) - bei Strukturbildung - bei Systemwandel / sozialer Evolution --> "Soziologische Aufklärung" Nicht: alle logisch möglichen Beschränkungen, denn das wäre keine Komplexität, sondern Unordnung / Entropie.
  • Mermale _sozialer_ Systeme (Luhmann) Menge von Systemelementen (soziales Letztelemente / kleinste Untersuchungseinheit: kommunikative Operation / Kommunikation) Menge der Systemrelationen (Anschlusskomm., Erleben/Handeln) mit Systemstruktur bestimmter Komplexitätsgrad (Menge möglicher Relationen (aufgrund bestimmter Systemstruktur) Selbststabilisierung – Gleichgewicht (theoriegeschichtlich noch nicht: Autopoiesis) Differenz zwischen System & Systemumwelt durch Reduktion von Komplexität (Umwelt ist immer komplexer als als das System; System ist immer strukturierte Reduktion von Komplexität) Systemgrenzen als Sinngrenzen – Sinn als kontruktive Selektivität (Reduktion + Steigerung von Komplexität)
  • Sinn (Luhmann) 3 Merkmale + 3 Dimensionen Selektion und Konstruktion – konstruktive Selektion) (Red. & Steig. von Kompl.) Anschluss: an Selektion Anderer und für Selektion Anderer (Sinn muss Anschlusskommunikation ermöglichen) Verweisung: Verweis auf andere nicht-aktualisierte Möglichkeiten Speicherung eines Verweisungshorizontes ermöglicht Aktualisierung von Abgewähltem Entstehung von Kontingenz Dimensionen (Selektionen werden simplifizierend, binär zugeschrieben) zeitliche Dimension (konstant vs. variabel) sachliche Dimension (internal vs. external (Handeln / Erleben)) soziale Dimension (Ego vs. Alter)  
  • Systemstruktur / Strukturbildung – Funktion(Luhmann) Festlegung von Erwartungen und dadurch Steuerung der Kommunikation Institutionalisierung von Anschlussfähigkeit --> verlässliche Erwartbarkeit von Selektionen bei Alter & Ego Prämisse: Red. & Steig. von Komplexität   Strukturbildung (in soz. Systemen) löst Problem der doppelten Kontingenz, sie: ermöglicht und koordiniert (Anschluss-)Kommunikation / macht sie wahrscheinlich steuert und erhält Kommunikation hält Kommunikation offen für andere Möglichkeiten Anschlusskommunikation  
  • Arten der Strukturbildung (Luhmann - Theorie sozialer Systeme) 1-5 Programmierung von Erwartungen Generalisierung von Erwartungen Symbolisierung von Erwartungen Herausbildung von Subsystemen Herausbildung von Kommunikationsmedien
  • Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien / Erfolgsmedien (Luhmann - Theorie sozialer Systeme) (~Leistung/Wirkung) Übertragung von Selektionsleistungen über lange Ketten Codes liefern Schema für Annahme und Ablehnung der Selektion --> erhöhen Wahrscheinlichkeit der Anschlusskommunikation
  • Code in der Medientheorie der Theorie sozialer Systeme (Luhmann) Def. / 4 Merkmale Eine Struktur, die in der Lage ist, für jedes beliebige Item in ihrem Relevanzbereich ein komplementäres anderes zu suchen und zuzuordnen. Struktur Möglichkeit generalisiert binär kodiert
  • Unterschiede der funktional-strukturellen zur struktur-funktionalen Medientheorie (Luhmann Parsons) Erfolgsmedien gibt es nicht nur in den vier AGIL-Systemen (Bsp: Liebe als Kommunikationsmedium) Codes / Codierungen sind eine Auswahlstruktur (keine normative Grundlage) Codes sind immer binär und komplementär Codierung immer häufig mit Erst- und Zweit-Code (Bsp.: Wahrheit / Unwahrheit, Reputation / Nicht-Reputation)
  • Theorie selbst-referentieller Systeme - Autopoiesis - Def. "Die Systeme produzieren die Elemente, aus denen sie bestehen, durch die Elemente, aus denen sie bestehen" Autopoiesis Selbstherrstellung Selbstreproduktion Selbstreplikation
  • Leitmotive der Systemtheorie zu erst: General Systems Theory: --> Emergenz: "das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (1. Leitmotiv) später: Theorie offener Systeme: System-Umwelt-Beziehungen: System (geringere Komplexität) --> Anpassung an Umwelt (höhere Komplexität) (2. Leitmotiv) dann / jetzt: Theorie selbstreferentieller Systeme: Selbstreferenz, Selbstorganisation, Autopoiesis (3. Leitmotiv)
  • Merkmale autopoietischer Systeme Selbstkonstitution: beobachten sich selbst steuern eigene Struktur und Entwicklung Autonomie: keine Autarkie (sonst -->Entropie) Schaffung eigener Umwelten operativ geschlossen aber Umwelt-offen selbstbestimmtes Verhältnis zur Umwelt Selbsterhaltung als wichtigstes Systemziel
  • Kommunikation: 1,2,3 Synthese dreier sinnhafter Selektionen: 1. Information Auswahl eines Teils von Sinn Konstitution des "was" von Kommunikation Konstitution des Kontextes von Kommunikation 2. Mitteilung Selektion dessen, was (/wie) transferiert wird. 3. Verstehen Selektion dessen, was verstanden wird emergent: nicht Akt des Empfängers (!)
  • Handeln Kommunikation, die (auf den drei Sinndimensionen sozial, zeitlich, sachlich) einem Akteur zugeschrieben wird. Zuschreibung wichtig, um Kommunikation an Akteur festmachen zu können und um so Anschlusskommunikation zu ermöglichen
  • strukturelle Kopplung operative Kopplung strukturelle Kopplung = ermöglicht Selektion, bestimmt aber nicht deren Inhalt operative Kopplung = greift in Operationsmodus ein, beeinflusst Inhalte der Selektion (z.B. psychisches System --> soz. System)
  • NOCHMAL 4 zentrale Merkmale autopoietischer Systeme operative Geschlossenheit kognitive Offenheit / Umweltoffenheit: Ereignisse in Umwelt lösen Irritationen aus Irritationen lösen nur Wirkungen aus, wenn sie in die jeweilige Sinnsprache übersetzbar sind autopoietische Ssyteme beziehen sich auf ihre Umwelt, indem sie sich auf ihre Elemente beziehen Strukturdeterminiertheit: Strukturen ermöglichen dauerhafte Verknüpfungen von Kommunikation nur strukturierte Kommunikation ist sinnhafte Kommunikation (Selektion auf 3 Ebenen) nur die strukturierte Kommunikation ermöglicht Systembildung und Systemerhalt Umweltangepasstheit: Systeme brauchen zu funktionieren auch Elemente / Operationen aus ihrer Umwelt Systeme sind an ihre systemspezifische Umwelt strukturell gekoppelt
  • funktionale Erfordernisse / Requisiten / Funktionen = notwendige, zeitlich und räumlich unabhängige Bedingungen für Stabilität, Wandel und Fortbestand / Existenz.
  • gesellschaftliche Institutionen stabile wiederkehrende Merkmale der Gesellschaft, die funktionale Erfordernisse / Requisiten erfüllen und austauschbar sind (fkt. Äquivalente).
  • Zuordnung der 8 Kritikpunkte Mertons zu den 3 Postulaten des klassischen Funktionalismus Postulat der/des ... 1. funktionalen Integration: 4 2. universellen Funktionalismus: 4,3,2 3. funktionalen Unentbehrlichkeit: 1,3,6   Kritikpunkte: fkt. Äquivalente strukturelle Selektivität Dysfunktionen Bezugspunkte Grade / Typen Systembezugspunkte teleologische Fehlschlüsse tautologische Fehlschlüsse