Differentielle und Persönlichkeitspsychologie (Fach) / Psychoanalytisches Paradigma (Lektion)
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Psychoanalyse nach Freud und zeitgenössische Psychoanalyse
Diese Lektion wurde von jfischer16 erstellt.
- Was ist die Methode der "freien Assoziation"? Proband legt sich auf Sofa, erzählt unzensiert über Assoziationen, Kindheit, Träume u.ä. Therapeut sitzt abgewandt auf Stuhl, macht Notizen, deutet die Erzählungen, achtet auf "Widerstände" (d.h. Zögern bei bestimmten Themen, soll angeblich auf Konflikte mit diesen Themen hinweisen)
- Was ist das Triebmodell? Wie wird in der Psychoanalyse menschliches Verhalten und Erleben erklärt? - menschliches Handeln entsteht durch Triebe, die an Triebobjekten befriedigt werden "wollen", was aber nicht immer möglich ist - diese "psychische Energie" wird dann durch die drei Instanzen "Es" (Lustprinzip), "Ich" (Realitätsprinzip) und "Über-Ich" (Gewissen) geregelt - das "Es" ist bereits angeboren, "Ich" entsteht durch Erfahrung mit Umgebung und "Über-Ich" entwickelt sich als Letztes durch primäre Bezugspersonen - diese drei Instanzen agieren auf drei verschiedenen Bewusstseinsebenen (Bewusstsein, Vorbewusstsein, Unterbewusstsein), allerdings agiert das "Es" nur im Unterbewusstsein → Freud beschäftigte sich vor allem mit dem Sexualtrieb (Libido) und Aggressionstrieb
- Welche Aspekte der Freud'sche Psychoanalyse haben heute für uns noch eine Bedeutung? - Konzept der unbewussten Kognitionen und Motive; - Konzept der assoziativen Informationsverarbeitung ("primärprozesshaftes Denken") - Konzept der Abwehrmechanismen, insbesondere im Umgang mit realen Bedrohungen, auch wenn einige Mechanismen wie z.B. Verdrängung schwer zu operationalisieren sind - Konzept der wichtigen Rolle früher Objektbeziehungen für spätere soziale Beziehungen (zu Freunden, Partner, eigenen Kindern)
- Was ist Freuds Phasenmodell? Wie beschrieb Freud die psychische Entwicklung bis hin zur Adoleszenz? → unterschiedliche erogene Zonen werden in unterschiedlichen Lebensphasen "kennengelernt" 1. orale Phase (1. Lebensjahr): alles muss mit dem Mund erlebt werden 2. anale Phase (2.-3. Lebensjahr): Fäkalien ausscheiden und zurückhalten 3. phallische Phase (3.-5. Lebensjahr): Entdeckung der primären Geschlechtsorgane - Ödipuskonflikt bei Jungen: Begehren der Mutter, dadurch Konkurrenz zum Vater, folglich Angst vor Kastration → Lösung durch Identifikation mit dem Vater durch Übernahme der Normen und Werte des Vaters - Penisneid bei Mädchen: Begehren des Vaters, dadurch Angst, Liebe der Mutter zu verlieren → Lösung durch Identifikation mit der Mutter durch Übernahme der Normen und Werte der Mutter 4. Latenzphase (6. Lebensjahr bis Pubertät): Ruhen des Libidos 5. Genitale Phase (ab Pubertät): wenn man in dieser Phase psychische Probleme hat, dann liegt es daran, dass es Probleme in vorigen Phasen gegeben hat
- Wie formt sich laut Freud die Persönlichkeit eines Menschen? bereits in der frühen Kindheit durch zwei Prozesse: 1. Fixierung durch zu große Triebbefriedigung oder zu große Einschränkung in einer bestimmten Phase, demnach gibt es drei Persönlichkeitstypen: - orale: Abhängigkeit von anderen - anale: Zwangscharakter (ordenlich, pedantisch, geizig) - phallische: Streben nach Macht, Erfolg 2. Entwicklung typischer Abwehrmechanismen als Verarbeitung von Angst durch das Ich, dabei gibt es verschiedene Formen: - Realangst als Reaktion auf reale Gefahren - Neurotische Angst als Reaktion auf Es-Impulse - Moralische Angst als Reaktion auf Versagen gegenüber dem Über-Ich
- Warum genügen Freuds Methoden nicht heutigen wissenschaftlichen Standards? - nicht falsizierbar (Immunisierung der Deutungen des Analytikers: egal, ob der Patient die Deutung annimmt oder nicht, über die Theorie des "Widerstandes" oder eines Abwehrmechanismus lässt sich die Deutung des Analytikers nicht widerlegen) - Suggestive Wirkungen können Deutungen zu selbsterfüllenden Prophezeiungen machen, d.h. erst die Deutung erschafft das Problem (Freud selbst bemerkte diese suggestive Wirkung) - größtenteils fehlende empirische Überprüfbarkeit, die meisten Aussagen sind zu unklar definiert oder nicht operationalisierbar, überprüfbare Aussagen erwiesen sich meist als falsch - verzerrte Stichproben (v.a. reiche Patienten mit Neurosen) - benutzt Kindheitserinnerungen, die aber wegen Erinnerungsverzerrungen in einer empirischen Wissenschaft nicht benutzt werden können
- Wie lassen sich laut Freud Neurosen behandeln? - durch Bewusstmachen der Konflikte, die dazu führen → nur die psychoanalytische Methode kann das ⇒ Therapieerfolg bestätigt die Deutungen in der Therapie