Pädagogische Psychologie (Fach) / Klassenklima (Lektion)
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Eder 2010
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- Definition Klima Eder 2010: Klima ist die vom Betroffenen wahrgenommene Konfiguration bedeutsamer Merkmale innerhalb der jeweiligen schulischen Umwelt Drei Elemente des Klimas im schulischen Kontext: - Lehrer-Schüler-Beziehungen - Schüler-Schüler-Beziehungen - kollektive Einstellungen
- Klimatypen 1. Individuelles Klima - Klimawahrnehmung einzelner Person -> wie nimmt Person Umwelt wahr? - Schulkontext: individuelle Klimakognitionen immer auch Anteile einer kollektiv geteilten Wahrnehmung (Interaktion innerhalb der Klasse) 2. aggregiertes Klima - durchschnittliche Klimawahrnehmung in Institution - meist Mittelwert statistischer Erhebung 3. kollektives Klima - i.d.R. gibt es in Institutionen Gruppen, die Klima ähnlich wahrnehmen - verschiedene kollektive Klimata innerhalb von Institution möglich
- Definition Klassenklima Eder 2002: Sozial geteilte, subjektive Repräsentation wichtiger Merkmale der Schulklasse als Lernumwelt v.a. - physische Umwelt der Klasse - soziale Beziehungen - Erwartungen bzgl. Leistung und Verhalten
- Definition Unterrichtsklima Eder 2002: Unterrichtsklima bezieht sich auf Lernen und Lehren und enthält... - klassenspezifische Komponenten (Erfahrung der Klasse mit Lehrern und Fächern) - lehrerspezifische Komponenten (Erfahrung mit einem konkreten Lehrer) - fachspezifische Komponenten (Erfahrungen mit bestimmtem Fach)
- Schulklima Definition Subjektiv Bedeutsame Merkmale, die sich auf Schule als Organisationseinheit beziehen - physische Ausstattung der Schule - Umgang zwischen Lehrern & SuS - Ordnung & Disziplin - Leistungserwartung - Erwartungen bzgl. sozialen Verhaltens
- Charakteristika des Klassenklimas (Eder 2002) Positive (Verstehen, Gruppenzusammenhalt, Helfen, Konfliktlösefähigkeit) und negative Charakteristika (unangemessenes egoistisches Leistungsverhalten, das sich in verschiedenen Formen von Eigennutz und rücksichtslosem Wettbewerbsverhalten äußert) der SS-SS- Beziehungen = Klassenklima
- Dimensionen des Klassen- und Schulklimas Klassenklima Eder 2010: SS-LL-Beziehung: Unterstützung, Führungsstil, Gerechtigkeit SS-SS-Beziehung: Klassengemeinschaft, Wettbewerbsverhalten Qualität des Unterrichts: Struktur, Regelklarheit, Unabhängigkeit, Leistungsdruck Lernhaltung der SS: Störungen, Beteiligung, Resignation Schulklima: Inhaltsaspekt: Normen, Werte Interaktionsaspekt: adäquate Formen und Autorität, Mitbestimmung Beziehungsaspekt: Beziehung SS-LL
- Fünf Determinanten des Unterrichtsklimas (Moos 1979) 1. Organisatorische Merkmale - deutliche Zsmh mit Alter und Größe der Schule: in großen Schulen Disziplin und Wärme in Klassen niedriger; Zsmh zwischen Klassengröße und Klima: kleine Klassen -> personenbezogene Äußerungen, LL achten mehr auf Gefühle der SS, tadeln weniger 2. Umfeld der Schule/Klasse: Schulen in einem Umfeld mit niedrigerem sozialen Milieu haben tendenziell niedrigeres Klassenklima 3. Architektonische Merkmale: physikalische und räumliche Umwelt üben merkliche Wirkungen auf das Verhalten von Lehrern und Schülern aus 4. Schülermerkmale: geschlechtsspezifische Zusammensetzung der Klasse beeinflusst Klima -> Mädchen schätzen Klima positiver ein als Jungs; Persönlichkeitsmerkmale der SuS: hochleistungsdisponierte SuS nehmen Klima positiver wahr -> nehmen höheres päd. Engagement 5. Lehrermerkmale: berufliche Orientierungen > Alter/Geschlecht: progressive, reformfreudige Lehrkräfte > konservative
- Erfassung Klima Klima: Subjektive Wahrnehmung -> Interviews und Befragung als Methoden der Wahl · v.a. schriftliche Befragungen mit standardisierten Verfahren · Messtechnische und methodische Schwierigkeiten ergeben sich hinsichtlich … o … konzeptadäquater Itemformulierung o … Wahl der entsprechenden Analyseeinheit o … ebenenspezifischer Dateninterpretation Linzer Fragebogen zum Schul- und Klassenklima 4-8 LFSK (Eder & Mayr 2000) - Erfassung subjektiv wahrgenommener Lernumwelten von SuS -> Klimaprofil hinsichtlich S-L-Beziehungen, S-S-Beziehungen und Qualität des Unterrichts; auch Gesamtklimawert - Subskalen: Auf Klassenebene · Sozial- und Leistungsdruck · Schülerzentriertheit · Kohäsion · Disziplin Auf Schulebene · Wärme · Strenge Zusätzlich wird individuelles Wohlbefinden in der Schule erfragt
- Auswirkungen des Klimas - Klassen/Personen/Schulmerkmale -> Schulklima -> Verhalten (Eder 1996) Empirie: - Leistung: Unterrichtsklima gut -> SuS lernen gut; klimapositive Klassen in Leistung und Motivation überlegen; Zsmh zwischen Klima und Leistung umso höher, je positver Klima empfunden wird - Einstellung zur Schule: Klima mit hoher Betonung sozialer Beziehungen und hoher Veränderungsbereitschaft führt nach Moos (1979) zu: größere Zufriedenheit SuS, gesteigertem Interesse an Fach, mehr Hilfsbereitschaft/Freundlichkeit, größerer Selbstständigkeit, Kreativität; hoher Zsmh Klima & Freude an Schule - Verhalten in Schule und Unterricht: bessere soz. Beziehungen -> weniger Störungen; schlechteres Klima -> höhere Gewaltbereitschaft; SuS mit hohen Fehlzeiten beschreiben Klima oft negativer, besonders S-L-Beziehungen - Selbstkonzept: Klassenklima & Selbstkonzept r= .33 (Pekrun 1985) -> wichtige Faktoren: Bezugsnorm LL, indirekte Zuwendung, wahrgenommene Unterstützung, päd. Engagement; klimanegative Klassen -> längerfristig mehr Hilflosigkeit, Angst, Kontrollverlust, weniger Selbstwertgefühl, weniger Erfolgszuversicht (Herusalem & Schwarzer 1981) - Lehrerverhalten: wahrgenommenes Lehrerverhalten maßgeblich für Attribution, wesentlicher Faktor für Schulunzufriedenheit Allgemein: Negatives Klima fördert: o Leistungs-/Konkurrenzdruck o Anonymität o Orientierungslosigkeit (unklare Anforderungen) - Positives Klima fördert: o Bessere Beteiligung am Unterricht o Weniger Störungen o Bessere Lern- und Leistungsvoraussetzungen
- Interventionen Klima Verbesserung des Klimas durch... - Regeln für Miteinander nicht von oben bestimmen, sondern gemeinsam erarbeiten -> hohe Identifikation mit Klasse/Regeln/Schule - handlungsorienter Unterricht mit Strukturen für eigenverantwortliches Lernen fördert positive Entwicklung des Lern- und Arbeitsklimas - positive soziale Interaktion L-S fördert einerseits Selbstachtung (S empfindet sich als kompetent) und begünstigen außerdem Zugehörigkeitsgefühl zu Klasse und Schule - Fähigkeit zur konstruktiven Konfliklösung fördern - Fehler zulassen Ziele der Förderung: · Förderung eines positiven Klimas zielt i.d.R. auf Förderung der Klassengemeinschaft, Herstellung von Kommunikationskompetenzen in der Klasse und Kompetenzen zur Bewältigung von Konflikten · drei Schritte für eine konzeptorientierte Veränderung des Klimas: 1. Anfangsdiagnose → Definition von Zielen und konkreten Ansatzpunkten für Veränderungen 2. Maßnahmen und Handlungsstrategien, die Veränderungen in Gang setzen, diese können auf unterschiedlichen Ebenen der Organisation ansetzen (z.B. einzelne Lehrer, Lehrergruppen, Lehrkörper als Ganzes) 3. Enddiagnose zur Evaluation