Öffentliche Meinung (Fach) / Logik der politischen Skandale (Lektion)

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Bedingungen, Gegendarstellung, deren Wirkung

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  • Mechanismen der Skandalisierung: 1.      Es geht immer um einen Missstand - einen Verstoß gegen die herrschende Moral oder das geltende Recht“ 2.      „Es gibt immer einen Täter, der den Missstand aus angeblich niederen Motiven verursacht oder zumindest nicht verhindert hat und folglich schuldig ist.“ 3.       „Es gibt immer eine Welle von Medienberichten, die den Eindruck vermitteln, dass es sich bei dem Missstand um ein bedeutendes Problem handelt, und die den Verursacher des Missstandes einhellig anprangern.“ 4.        „Die Medienberichte rufen entsprechend ihrer Intensität in der Bevölkerung immer eine mehr oder weniger starke Empörung hervor, und sie vermitteln den Tätern auch dann, wenn sie die Vorwürfe nicht bestreiten, den Eindruck, sie wären das Opfer einer Kampagne.“ 5.       Skandal wird gegen den Täter genutzt, einfach nur das er in Skandal verwickelt ist
  • Was sind Merkmale eines Skandals?  keinen Zusammenhang zwischen der Schwere eines Missstandes und der Heftigkeit, mit der Skandal die Öffentlichkeit erschüttert Oft sind es keine neuen Nachrichten, die manchmal jahrelang ohne besondere Missbilligung von den Medien zur Kenntnis genommen werden Bricht der Skandal aus, werden die Informationen nie auf einen Schlag, sondern stückchenweise veröffentlicht, -->  Rechtfertigungsdruck auf die skandalierte Person immer wieder erneuert und erweitert wird. Der Skandalierte bleibt damit dauerhaft in der Defensive. In späteren Phasen werden auch Informationen zum Gegenstand des Skandals, die für sich allein genommen keinen Nachrichtenwert gehabt hätten, aber sich gut ins gezeichnete Gesamtbild einfügen Später wird der Skandal selbst zum Gegenstand der Berichterstattung und die Tatsache, dass jemand die skandalierte Person angreift-->  Der Skandal kann sich damit inhaltlich vollkommen von dem anfänglich festgestellten Missstand lösen und dennoch fortgesetzt werden. Typisch ist eine ausgeprägte Moralisierung und Dramatisierung des Geschehens.  Die Vorwürfe sind meist unstrittig und werden vom Betreffenden - manchmal nach einer Zeit des Leugnens - zugegeben. Strittig ist in der Regel nur die moralische Wertung Es geht nicht um ein geordnetes Verfahren zur Feststellung von Schuld oder Unschuld, sondern das Urteil wird bereits am Anfang gefällt. Der Skandalierer legt sich öffentlich auf eine bestimmte Deutung der Situation fest und verlangt vom Betroffenen, sich der Deutung zu beugen. Weigert dieser sich, stellt er nicht nur die Deutung in Frage, sondern vor allem den Anspruch des Skandalierers, die Norm zu bestimmen.„Es geht nicht um Aufklärung, sondern um die Deutungshoheit Die Dramatisierung des Geschehens und die mit ihr verbundene Loslösung vom eigentlichen Missstand, führt dazu, dass viele Skandale im Nachhinein überzogen und vom Ausland aus betrachtet unverständlich erscheinen Typisches Merkmal öffentlicher Meinung:  „ findet ihre Grenzen in Raum und Zeit.
  • Juristische Sichtweise auf Gegendarstellung Mehr oder weniger implizite Grundannahme: Ein einzelner Artikel oder ein einzelner Fernsehbeitrag enthält eine falsche Tatsachenbehauptung  Dem Betroffenen wird die Möglichkeit gegeben, an gleicher Stelle und in gleichem Umfang zu antworten Dieses Verfahren erscheint befriedigend, weil es plausibel ist anzunehmen, dass die Gegendarstellung unter diesen Bedingungen ein angemessenes Gegengewicht zur Ausgangsaussage darstellt Die Frage nach Art und Stärke ihrer Wirkung ist nachrangig, wenn sie nur nicht grundlegend anders ist als die des Ausgangsbeitrags Hinzu kommt, dass es als nicht entscheidend angesehen wird, dass die Gegendarstellung die Ausgangsdarstellung gänzlich neutralisiert: -"...hinsichtlich der Zielvorgabe einer sachlich zutreffenden Information (ist) bereits ein wesentlicher Schritt getan (...), wenn aus einer unbestrittenen eine bestrittene Tatsachenbehauptung wird." "Mit der Gegendarstellung wird die mediale Macht des Angreifers in den Dienst des Angegriffenen gestellt."
  • Gegendarstellung aus Sicht der Betroffenen: Die Durchsetzung einer Gegendarstellung ist mit einem juristischen und finanziellen Aufwand verbunden, der aus Sicht der Betroffenen oft in einem ungünstigen Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht: Der Nutzen wird als gering veranschlagt, teilweise werden sogar kontraproduktive Effekte befürchtet Die Erfolgsaussichten sind gering: Tendenz zur weiten Auslegung des Begriffs "Tatsachenbehauptung"
  • Wie ist die Wirkung von Gegendarstellungen? Angesichts der Funktionsmechanismen der Medienwirkung ist zu bezweifeln, ob die in der Rechtsprechung geforderte "Waffengleichheit" zwischen Ausgangsmeldung und Gegendarstellung verwirklicht werden kann. Zweifel an der Wirkung von Gegendarstellungen werden entweder indirekt aus Erkenntnissen der Medienwirkungsforschung zu anderen Aspekten ableitetet oder auf Einzelfallbeschreibungen gegründet Messung der Wirkung nur mit Feldexperiment möglich, schwierig da Nullmessung oft fehlt Ergebnis:   Effekt einer skandalisierenden Berichterstattung auch nur annähernd auszugleichen  den Effekt eines einzelnen Artikels ausgleichen, wie juristisch angenommen. Dies gilt auch bei skandalisierenden Berichterstattung Die Gegendarstellung hatte damit nur auf der Ebene der Gesamtergebnisse einen zum Ausgangsartikel gegenläufigen Effekt. trägt dazu bei, dass sich die Lager der Gegner und der Befürworter klarer voneinander trennen nicht zur Entschärfung des Konfliktes bei, sondern tendenziell zu seiner Verschärfung.
  • Welche Effekte auf Wahlumfrage auf das Wahlverhalten? Bandwagon Effect ( Unentschlossene schließen sich Umfragegewinner an) Underdog Effect( Unentschlossene schließen sich Umfrageverlierer an)  Mobilisierung ( Anhänger des Verlierers werden für Wahlkampf mobilisiert um doch noch zu gewinen)  Demobilisierung ( Anhänger des Verlierers werden demobilisiert für den Wahlkampf)  "Fallbeil-Effekt"( wenn Partei unter 5% Hürde sucht man sich andere damit Stimme nichtverloren geht) => keiner wirklich nachgewiesen -> vllt geht der Einfluss über poltische Berichterstattung?
  • Welche Ergebnise hat man zu den Wahlumfragen gesammelt?   1. Die Aussagen der Umfrageinstitute wurden von den Journalisten der führenden Nachrichtenmedien anscheinend wahrgenommen und unmittelbar in der Berichterstattung verarbeitet  2. Die Beurteilung der Parteien in der Berichterstattung veränderte sich den veröffentlichten Wahlumfragen entsprechend, mit einigen Tagen Verzögerung  3. Dis gilt nicht zuletzt auch für Ausssagen zur Beurteilung der inhaltlichen politischen Positionen der Parteien  4. Damit deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, daß sich Journalisten bei ihrer Beurteilung der Parteien und ihrer Positionen bewußt oder unbewußt auch von Wahlumfragen leiten lassen --> indirekter Einfluss über die Wahlprognosen