Arbeitspsychologie (Fach) / 2) Folgen von Arbeit (Lektion)
In dieser Lektion befinden sich 34 Karteikarten
WiSe 16_17
Diese Lektion wurde von AliceMiller erstellt.
- Nenne einige Arten von Arbeitsstressoren. Stressoren in der Arbeitsaufgabez.B. geringe Handlungsspielräume, wenig Autonomie Physikalische Stressorenz.B. äußere Umgebungsbedingungen wie z.B. Lärm, Staub, Hitze Stressoren der zeitlichen Dimensionz.B. Schicht- oder Nachtarbeit Stressoren der sozialen Situationz.B. Rollenkonflikte, Mobbing Organisatorisch-technische Stressorenz.B. Unterbrechungen, Termin- und Zeitdruck Stressoren in der Berufskarrierez.B. Einführung neuer Technologien, Versetzung, Renteneintritt Antizipation von Arbeitslosigkeit und Arbeitsplatzunsicherheit
- Beschreibe psychische Belastung. Gesamtheit der von außen auf den Menschen zukommenden Einflüsse, die psychisch auf ihn einwirken
- Beschreibe das Belastungs-Beanspruchungs-Modell (nach Rohmert). Eingang in DIN 33405 Belastung- objektive, von außen auf den Menschen einwirkende Faktoren Beanspruchung- individuelle, zeitlich unmittelbare und nicht langfristige Auswirkung der Belastung im Menschen in Abhängigkeit von seinen invididuellen Voraussetzungen/Zustand Blech-Metapher- Mensch = Blech- Belastung = Kraft von oben- Beanspruchung = Biegen des Blechs
- Beschreibe eine Typologie der Belastungsarten. quantitativ- körperlich: Gewicht, Lärm, Strahlung- informatorisch: Anzahl zu verarbeitender Informationen- psychisch: Anzahl Kunden, Patienten qualitativ- körperlich: Körperhaltung- informatorisch: Art der Informationen (Zahlen, Symbole, Sprache)- psychisch: Kundenverhalten
- Wie können psychische Belastungen unterschieden werden? quantitativ- Überforderung: Zeitdruck, Akkord- Unterforderung: monoton, zu wenig zu tun qualitativ- Überforderung: Schwierigkeit, Unklare Aufgabenstellung- Unterforderung: inhaltlich monoton, Nichtnutzen von Fähigkeiten
- Beschreibe Mobbing. von Kolleg/Innen, Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert,beleidigt, ausgegrenzt oder beispielsweise mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht wird Mobbingopfer ist unterlegen = Macht-Asymmetrie wiederholtes Auftreten über längeren Zeitraum, dh. keine einmaligen Vorfälle
- Wie kann Mobbing wissenschaftlich erfasst werden? LIPT (Leymann Inventory of Psychological Terrorization) Einteilung in 5 Bereiche: Angriffe auf...1. Möglichkeit sich mitzuteilen , zB. Kontaktverweigerung2. soziale Beziehungen, zB. wie Luft behandlen3. soziales Ansehen, zB. Gerüchte, beleidigen4. Qualität der Berufs- und Lebenssituation, zB. keine oder sinnlose Arbeitsaufträge5. Gesundheit, zB. Androhung körperlicher Gewalt, Misshandlung
- Nenne Mobbinginterventionen. frühe Phase: Dokumentation der Vorfälle (Mobbingtagebuch), Austausch mit einerVertrauensperson, direkte Ansprache der Mobbingtäter (Klärung auf persönlicher Ebene) mittlere Phase: Beschwerde bei Betriebsrat, Mitteilung an Personalabteilung späte Phase: Rechtsberatung, psychologische bzw. ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen Betriebsvereinbarungen
- Nenne einige Informationen zum Mobbing. Prävalenzrate: 1,2% - 3,5% in Nord- und Mitteleuropa Dauer Mobbingepisode ca. 15 - 18 Monate Mobbingopfer überrepräsentiert in: Gesundheits- und Erziehungsbereich, öffentliche Verwaltung, Kreditgewerbe Auswirkungen: psychosomatische Beschwerden, depressive Verstimmungen, Angststörungen
- Was sind Ressourcen und wie werden diese unterteilt? entlastende und puffernde Faktoren bei Arbeitsbelastung Hilfsmittel zum Verfolgen eigener Ziele Reduktion unangenehmer Einflüsse Arten- organisationale R.- soziale R.- personale R.
- Nenne verschiedene Beispiele für verschiedene Ressourcenarten. Personal: Kognitive Überzeugungen: Kohärenzerleben*, Selbstkonzept der eigenenLeistungsfähigkeit, Selbstkonzept der Kontaktfähigkeit, Selbstwertgefühl,seelische Gesundheit Habitualisierte Handlungsmuster: Optimismus, Situationskontrollerleben,positive Selbstinstruktionen, Planungsneigung, Erholungsfähigkeit,Mobilisierung sozialer Unterstützung, Gesundheit, Copingstrategie/Art derBewältigung von potenziell Stress auslösenden Situationen Sozial: Soziale Unterstützung durch Kollegen, Vorgesetzte, Familie, Freunde,Nachbarn, … Organisational: Aufgabenvielfalt, Tätigkeitsspielraum, Qualifikationspotenzial,Partizipationsmöglichkeiten (Mitbestimmung), Ganzheitlichkeit,Rückmeldung
- Beschreibe personale Ressourcen aus salutogenetischer Sicht. Leitfrage- Wie ist es möglich, dass Menschen trotz widriger Lebensumstände gesund bleiben? Schutzfaktoren sind:a) generelle Widerstandsressourcen- intern: z. B. Konstitution, Ich-Stärke, Introspektionsfähigkeit, Wissen- extern: z. B. soziale Unterstützung, materielle Ressourcenb) Kohärenzgefühl- Man erlebt Welt zusammenhängend, sinnvoll und kontrollierbar.Komponenten:a) Verstehbarkeitb) Bewältigbarkeitc) Bedeutsamkeit
- Was ist aus arbeitspsychologischer Sicht unter Ermüdung zu verstehen und wie lässt sich diese vom Zustand der Monotonie abgrenzen? Ermüdung = reversible Minderung der Leistungsfähigkeit eines Organs(lokale Ermüdung) oder des Gesamtorganismus (zentrale Ermüdung) Auslöser: zeitlich fortgesetzte Tätigkeit, bei psychischer Ermüdungauch Zeitdruck und hohe Aufgabenkomplexität > Abgrenzung I zurMonotonie: Ermüdung = Überforderung vs. Monotonie = Unterforderung Folge: Effizienzminderung, Fehler Zu beachten: Subjektives Müdigkeitsgefühl ist kein sicherer Indikatorfür Ermüdung:- Ermüdungsgefühle auch bei Monotonie und Langeweile- hohe Motivation kann erste Müdigkeitsanzeichen „unterdrücken“- Kurzinterventionen: Tätigkeitswechsel, Umwelteinflüsse, Anregungsmittel- für vollständige Aufhebung der Ermüdung hilft nur Schlaf! > Abgrenzung II zur Monotonie, bei der Tätigkeitwechsel ausreicht
- Beschreibe Ermüdung hinsichtlich Auslöser, physiologische Kennzeichen, Abhängigkeiten. Auslöser- Überforderung ('time on task') physiologische Kennzeichen- Pulsbeschleunigung- flacher werdende Atmung Abhängig von Circadian-Rhythmik= Schwankung menschlicher Leistungsfähigkeit als Folge biologischer Tagesrhythmik
- Beschreibe psychische Ermüdung. reversible Minderung persönlicher Funktionstüchtigkeit Folge von willentlicher Anspannung bei zunehmender Beanspruchung durch weitergeführte Tätigkeit während der Arbeit erlebt bzw. kurz vor Abschluss, dh. nicht diejenige, die bis zu Wiederaufnahme von Arbeit durch Wiederholung ausgeglichen werden kann Merkmale- kompensatorische Anspannungssteigerung- Erleben von Mühe, Anstrengung, Schläfrigkeit, KEINE Langeweile- meist Folge zeitlich fortgesetzter hoher Anforderungen, Zeitdruck und/oder Komplexität von Aufgaben
- Was sind Symptome psychischer Ermüdung? Aufmerksamkeit Motorik Denkleistung Sozialverhalten Sekundenschlaf
-
- Beschreibe Sekundenschlaf. andauerndes Schlafdefizit führt zu Konzentrationsmangel, verminderter Leistungsfähigkeit und kurzzeitigem Einschlafen > Sekundenschlaf tritt nicht nur bei kurzfristigem Schlafmangel (z.B. nach „durchzechter“ Nacht) sondern insbesondere bei chronischem Schlafmangel auf besonders kritisch bei der Fahrzeugführung (> Lenkzeitverordnung), aber auch bei Überwachungsaufgaben, da kurzzeitiges Einschlafen nicht bemerkt wird
- Was sind Befunde zu effektiven Kurzpausensystemen? Exponentieller Verlauf der Ermüdung: Zunahmeder Ermüdung ist umso stärker, je länger die Tätigkeitbei ersten Müdigkeitssymptomen fortgesetzt wird> Empfehlung I: Pausen schon präventiv vor demerwarteten Leistungsabfall einlegen Ebenso exponentieller Verlauf der Erholung:Erholungswert zu Pausenbeginn am höchsten> Empfehlung II: viele kurze statt wenige lange Pausen
- Welche Standard-Empfehlungen gibt es zur Pausengestaltung? vor erwartetem Leistungsabfall Erholungswert zu Beginn am höchsten besser viele kleine Pausen hängt individuell von Belastung und Leistungsmerkmalen ab (zB. Bergbau)
- Definiere Stress (nach Greif, Bamberg, & Semmer, 1991). subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand entsteht aus Befürchtung, dass:- stark aversive- subjektiv zeitlich nahe- subjektiv lang andauernde Situation- sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint
- Was sind Stressoren? Stimuli, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Stressreaktion führen (zB. Hitze, Wut, Angst, Freude) Stressor & Stressreaktion = Belastung & Beanspruchung
- Beschreibe das Transaktionale Stressmodell (nach Lazarus). Stress entsteht, falls innere oder äußere Anforderungen die Anpassungsmöglichkeiten (Ressourcen) der Person ihrer Sicht nach übersteigen Betonung von subjektiven Bewertungs- und Bewältigungsprozessen in kognitiven Stressmodellen wichtige Komponenten bei Lazarus:a) Primärbewertung- Einschätzung Reiz/Situationb) Sekundärbewertung- Einschätzung eigener Bewältigungsmöglichkeitenc) Neubewertung- Informationen über eigene Reaktion, Umwelt und Reflexion
- Welche Coping-Strategien beschreibt Lazarus'? problemzentriert, d.h. instrumentelles Verhalten,um Probleme in Angriff zu nehmen, z.B. durchInformationsbeschaffung, Weiterbildung,Unterstützung suchen emotionszentriert, d.h. auf Verringerung deremotionalen Belastung gerichtet, z.B. durchEntspannung, Ablenkung, Zigaretten, Alkohol
- Beschreibe das Job-Demand-Modell. Stress und damit auch Gesundheit und Wohlbefinden werden durch die spezifischeKombination der Dimensionen „demand“ (Arbeitsanforderungen) und „control“(Entscheidungsspielraum) beeinflusst Modell s. Folien/Bad
- Beschreibe Stress aus handlungstheoretischer Perspektive. Regulationsbehinderungen- Arbeitsbedingungen, die bei der Zielerreichung behindern und zusätzlichen Handlungsaufwand erfordern, zB. Bürokratische Hindernisse Regulationshindernisse- Arbeitsbedingungen, die Regulation direkt beeinflussen und kurzfristige Reaktion des Individuums verlangen, zB. Funktionsstörungen Regulationsüberforderungen- Arbeitsbedingungen, die Regulationsfähigkeit direkt vermindern, zB. Lärm, Hitze Stress entsteht, wenn auf dem Weg von Zielsetzung zur Zielerreichung (inkl. Kontrolle) Regulationsstörungen auftreten
- Was sind langfristige Folgen am Arbeitsplatz? langfristig positiv = Eustress- Motivation, Anregung langfristig negativ = Distress- Absentismus- Kündigung- Krankheit, uU. Unfälle
- Welches Instrument kann zur Stress-Diagnostik eingesetzt werden? ISTA- Instrument zur stressbezogenen Arbeitsanalyse
- Was sind Kernelemente de Burnout-Syndroms? Emotionale Erschöpfung- Folge hoher sozialer Kontaktrate und der damit verbundenenhohen emotionalen Anforderungen- Betroffene fühlen sich ständig müde, emotional überfordert undausgelaugt Depersonalisation- Entwicklung von Gleichgültigkeit und emotionaler Gefühlskälte> negative, gefühlslose und zynische Einstellung bildet sich aus- Meidung sozialer Kontakte > Rückzugsverhalten Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit- subjektives Gefühl immer weniger leisten zu können als früher- beinhaltet negative Bewertung der eigenen Arbeit und Selbstwertverlust
- Beschriebe einige Gegenmaßnahmen zu Burnout. organisationale Maßnahmen- Verbesserung betrieblicher Kommunikation- Optimierung Arbeitsmittel- Supervision und Coaching- Abfangen Spitzenbelastungen durch zusätzliche Arbeitskräfte im Hinblick auf Führungskräft- Führungskräfte-Schulungen- Zusammenhang Führungsstil > Burnout- Vorbildwirkung der Vorgesetzten Mitarbeiterebene- Prioritätensetzung- Kontrolle zurückgewinnen- Unterscheidung Unternehmens-Anforderungen und selbst auferlegten- soziale Unterstützung
- Unterscheide Verhaltens- und Verhältnisprävention. Verhaltens-Prävenation- Befähigung des Invididuums angemessen mit Belastungen umzugehen > Entspannungs- und Problemstraining Verhältnis-Prävention- Maßnahmen zur Verbesserung von Arbeitsaufgaben oder -umgebungenzB. Reduzierung Lärmbelastung, Erhöhung Autonomie der Mitarbeiter
- Welche Modelle und Hypothesen beschreiben Zusammenhänge zwischen Arbeit und Freizeit? Segregations- bzw. Segmentierungshypothese:- Annahme, die unterschiedlichen Lebensbereiche seien unabhängig und würden sichnicht wechselseitig beeinflussen unplausibel und Mangel an emprischenHinweisen Kompensationshypothese:- Ausgleich unterschiedlicher Lebensbereiche, z.B. Anforderungen suchen, die amArbeitsplatz fehlen oder Erholung in der Freizeit von körperlich anstrengenderTätigkeit am Arbeitsplatz Spillover-Hypothese:- Erfahrungen (Verhaltensweisen, Stimmungen, Werte) aus einem Lebensbereichfließen auch in andere Lebensbereiche ein Konflikthypothese:- Widerspruch zwischen unterschiedlichen Lebensbereichen wird angenommen Bereicherungshypothese :- positive Wechselwirkungen verschiedener Lebensbereiche (z.B.Kompetenzerwerb am Arbeitsplatz mit günstigen Auswirkungen auf Privatleben)
- Beschreibe work-family-conflict. = Interrollenkonflikt zwischen Beruf und Familie Konfliktformen hinsichtlich der Wirkrichtung:Beruf - Familie vs. Familie - Beruf Konfliktformen hinsichtlich verschiedener Ursachen:- Zeitbezogene Konflikte: z.B. Arbeitspensum hält von Familienaktivitätenab, Familienverpflichtungen beeinträchtigen Arbeitsverpflichtungen- Beanspruchungsbezogene Konflikte: z.B. Stress am Arbeitsplatzmindert Kraft und Motivation für familiäre Unternehmungen, familiäreProbleme beeinträchtigen Konzentration am Arbeitsplatz- Verhaltensbezogene Konflikte: z.B. Verhaltensweisen, die amArbeitsplatz nützlich sind, zeigen zu Hause kontraproduktive Wirkung undumgekehrt
-
- Beschreibe Work-Family-Facilitation. Fähigkeiten und Erfahrungen eines Lebensbereich erleichtern die Teilhabe und das positive Erleben in einem anderen Lebensbereich
- Was sind organisationale Unterstützungsmaßnahmen zur work-family-balance? Kinderbetreuung:- Betriebskindergärten, Belegplätze in Betreuungseinrichtungen,Vermittlungsservice ür Kinderbetreuung, Ferienbetreuungsangebote, Arbeitszeitmodelle:- Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit, Telearbeitsplätze, Jobsharing Mobilitätsunterstützung:- Umzugskostenübernahme, Arbeitsvermittlung für Partner Führungskompetenz:- Schulungen zur vereinbarkeitsorientierten Personalführung Freistellungen:- über gesetzliche Ansprüche hinausgehende Beurlaubungsmöglichkeitenfür Väter und Mütter Informationsbereitstellung- Bereitstellung von Informationsmaterialien, betriebsinterne Familienbeauftragte