Sozialpsychologie (Fach) / Prosoziales Verhalten, Hilfeverhalten und Zivilcourage (Lektion)
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Prosoziales Verhalten, Hilfeverhalten und Zivilcourage
Diese Lektion wurde von Obst erstellt.
- Prosoziales Verhalten Definition Prosoziales Verhalten steht als Sammelbegriff für alle Formen zwischenmenschlicher Unterstützung, die gewinnbringend bzw. vorteilhaft für andere sind. Damit umfasst es diverse Verhaltensweisen wie Kooperation, Hilfeverhalten, Dienstleistungen, Teilen etc.
- Hilfeverhalten Definition Hilfeverhalten bezieht sich auf alle Verhaltensweisen, die eine Person mit der Absicht ausübt, das Wohlergehen einer anderen (hilfsbedürftigen) Person zu verbessern. Das Verhalten kann dabei auf unterschiedlichen Motiven basieren, es ist jedoch nicht beruflich motiviert. Unterkategorie Prososziales VH
- Zivilcourage Definition + wie ausgerichtet? Zivilcourage bedeutet, Hilfeverhalten auch dann zu zeigen, wenn das Einschreiten mit erheblichen physischen, psychischen und sozialen Folgen verbunden sein kann. => Kollektiv ausgerichtet, Gedanke etwas für die gesamte Gesellschaft zu tun
- Bystander-Effekt - Definition und Fallbeispiel Unter dem Bystander-Effekt versteht man die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Person in einer Notsituation eingreift und einem potenziellen Opfer hilft, mit zunehmender Anzahl von anderen Personen, die in dieser Situation ebenfalls anwesend sind, sinkt. => Vergewaltigung und Ermordung von Kitty Genovese 1968 im beisein von 38 Zeugen
- Das 5 Stufen Modell von Latané und Darley (1970) Welche 5 Stufen? Fakoten die verhindern, dass eine Hilfeleistung erfolgt. 1. Wahrnehmung der Situation => Ablenkung, Eile 2. Interpretation der Situation als Notfall => Pluralistische Ignoranz 3. Verantwortungsübernahme (sich verantwortlich fühlen, aktiv zu werden) => Verantwortungsdiffusion 4. Wissen um angemessene Hilfeleistung (Verfügt die P. über entsprechende Fähigkeiten?) => Mangel an Kompetenz 5. Entscheidung zur Hilfeleistung (Nutzen erscheint größer als Kosten) => Kosten größer als Nutzen
- Drei psychologische Prozesse (5-Stufen-Modell, Bystander-Effekt) die verhindern können, dass alle Stufen durchlaufen, speziell bei hoher Zuschauerzahl. - Pluralistische Ignoranz - Verantwortungsdiffusion und - Bewertungsangst
- Pluralistische Ignoranz + Fallstudie Bezieht sich darauf, dass man dazu neigt, sich bei der Einschätzung einer Situation an anderen zu orientieren. Helfen diese nicht, so wird man vermutlich schlussfolgern, dass kein Notfall vorliegt und daher auch keine Hilfeleistung erforderlich ist. (Rauch in Raum mit VP, 1x mit Konföderierten der Versuchsleitung, 1x mit fremder Person, 1x allein => 75% allein, 38% mit fremder Person, 10% mit passiven Konföderierten meldet Rauch)
- Bewertungsangst (5 Stufen Modell, Bystander Effekt) + Beispiel Die Angst vor Blamage oder negativer Beurteilung durch andere, reduziert die Wahrscheinlichkeit zur Hilfeleistung. Mangelndes Wissen um adäquate Hilfeleistung kann Bewertungsangst verstärken. (Z.B. Mund-zu-Mund-Beatmung in Öffentlichkeit, wenn Erste-Hilfe-Kurs schon lange zurückliegt)
- Welche Moderatoren gibt es, die den Bystander-Effekt verstärken oder abschwächen? - In städtischen Gebieten stärker als in ländlichen (Urban-Overload-Hypothese) => Informationsüberlastung (Menschen stärker durch Umgebungsreize abgelenkt) - Situation ist uneindeutig - Bystander-Anzahl ist hoch - Bystander-Effekt ist abgeschwächt wenn: Bystander befreundet sind, einander nicht fremd sind, sie über entsprechendes Wissen zum Einschreiten verfügen, wenn es sich um eine Notfallsituation handelt
- Altruismus Definition Altruismus bedeutet selbstloses und uneigennütziges Handeln, das mit mehr eigenen Nachteilen als Vorteilen verbunden sein kann. Insofern kann Altruismus auch als Gegenteil zu egoistischem Verhalten angesehen werden.
- Empathie-Altruismus-Hypothese Definition Die Empathie-Altruismus-Hypothese besagt, dass Menschen nur dann uneigennützig bzw. altruistisch handeln, wenn sie in einer bestimmten Situation Empathie empfinden (vgl. hohe Empathie, geringe Kosten). Helfen Menschen, ohne Empathie zu empfinden, so sind andere Faktoren entscheidend, etwa die Erwartung negativer Konsequenzen (vgl. geringe Empathie, hohe Kosten). Hier handelt es sich jedoch nicht um Altruismus.
- Kritische Anmerkungen zur Empathie-Altruismus-Hypothese - Möglicherweise wurde mit der Ähnlichkeitsmanipulation keine Empathie erzeugt - Hilfeleistungen unter hoher Empathie und niedrigen Kosten kann neben Altruismus auch andere Ursachen haben (z.B. Selbstwertsteigerung durch Helfen) - Andere Forscher fanden heraus, dass empfundene Empathie gegenüber einem Opfer das Ausmaß des eigenen Unwohlseins erhöht => Nicht Empathie, sondern der personal Distress ist für Hilfeverhalten ursächlich
- Weitere psychologische Erklärungsansätze für prosoziales VH sind: - Biologische Faktoren - Kosten-Nutzen-Überlegungen - Ursachenzuschreibungen - Moralvorstellungen
- Was besagt die evolutionspsychologische bzw. biologische Perspektive Gemäß der Evolutionstheorie helfen Menschen bevorzugt ihren eigenen Verwandten, was mit der Bevorzugten bzw. Weitergabe von eigenen Genen erklärt werden kann.
- Was besagt die Theorie des sozialen Austausches: Kosten-Nutzen-Analyse? Wie nennt man die Hypothese, die besagt, dass Menschen in negativer Stimmung häufiger helfen als in positiver oder neutraler Stimmung? Personen helfen dann, wenn die Kosten-Nutzen-Bilanz positiv für sie ausfällt. Belohnungen sind z.B. Geld, soziale Anerkennung aber auch positive Emotionen. Negative-State-Relief-Hypothese
- Was besagt die Verantwortungsattributation? Welche 2 Fragen gibt es? Die Person, die um Hilfe gebeten wird stellt sich 2 Fragen: 1. Ist die Person selbst verantwortlich für ihre Notlage? 2. Ist die Notsituation für die betreffende Person kontrollierbar oder nicht? => Ist eine Person nicht selbst schuld an ihrer Notlage und kann sich nicht alleine befreien, so werden beim Beobachter prosoziale Emotionen ausgelöst, was zu verstärkter Hilfeleistung führt.
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- Zivilcourage, Heldentum und gesellschaftliche Verantwortung: Wann tritt der Bystander-Effekt nur in abgeschwächter Form auf? Bei hoher Gefahr, wenn eine Notfallsituation vorliegt, ein Täter anwesend ist und wenn das Einschreiten mit hohen Kosten verbunden ist.