Soziologie (Fach) / Prüfungsfragen (Lektion)
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Soziologie für Architekten
Diese Lektion wurde von katha2 erstellt.
- Was ist Soziologie? - die Lehre vom Sozialen - "Selbstständige Einzelwissenschaft, die mit bestimmten Begriffen und Theorien, Methoden und empirischen Techniken Struktur- und Entwicklungszusammenhänge der Gesellschaft beschreibt und aus allgemeinen Prinzipien heraus erklärt."
- Makro - Mikro - Meso - (Meta) - Soziologie (beschreiben) a. Makro-Soziologie: -> GESAMTES- von der Gesamtgesellschaft, deren Aufbau (Sozialstruktur) - Es wird aber auch versucht, gesellschaftliche „Strukturen“ und „Prozesse“ zu erkennen, zu beschreiben, zu verstehen (qualitative Sozialforschung), zu erklären und zu prognostizieren (quantitative Sozialforschung) - Makroebene: Gesellschaft(en) - große soziale Einheiten und umfassende soziale Prozesse Globalisierung, Industrialisierung, Wertewandel b. Mikro-Soziologie: -> INDIVIDUUM- vom sozialen Handeln und zwischenmenschlichen Verhalten - wird versucht, das Zusammenleben der Menschen (einzeln, in Gruppen und in größeren Zusammenhängen) (-> Handlungstheorie, Verhaltenstheorie) - Mikroebene: Individuen und Kleingruppen - Sozialpsychologie, nicht primär Verhalten von Individuen in Gruppen, sondern vor allem mit der Gruppe als solcher in Abhängigkeit von den sie umgebenden sozialen Netzwerken c. Meso-Soziologie: -> INSTITUTIONEN- von den sozialen Institutionen und Organisationen - in den (alltäglich erlebten) Vorgängen über wiederkehrende Verhaltensmuster, Ereignisse, Regelmäßigkeiten („soziale Gesetze“) zu erkennen und zu verstehen - Mesoebene: Gruppen, Institutionen, Organisationen Untersuchungen - oder vergleichende Darstellungen über die zweckorientierten, planmäßig gestalteten Strukturen und Prozesse in (betrieblichen) Organisationen. Untersuchungen über die informelle Dynamik solcher sozialen Systeme d. Meta-Soziologie: -> IDEEN- von den Ideen über die Gesellschaf (Ideologiekritik) - Metaebene: Ideen, Ideologien - Soziologie der Soziologie, Wissenssoziologie, Religionssoziologie
- Funktionen der Soziologie 1. Aufklärung und InformationBeschreibung und Erklärung gesellschaftlicher "Verhältnisse und Lebenslagen in ihrer Entstehung und Entwicklung, in ihrem Zusammenhang und in ihrer ideologischen Begründung sowie mit ihren Macht und Herrschaftsansprüchen" um diese "einsichtig und transparent zu machen" 2. Diagnose, Pädagogik und BeratungErkenntnis von Motiven, Bedingungen und Folgen des Verhaltens und des Handelns von Menschen hilft ihnen dabei, ihren Zielen entsprechend rational zu handeln 3. Gesellschaftskritik und PrognoseAls kritische Wissenschaft ist die Soziologie verpflichtet Distanz gegenüber geltenden Werten und Institutionen. Erzeugung eines kritischen Bewusstseins gegenüber dem Status quo. 4. Stabilisierung und KonservierungWenn sich Soziologie nur oder fast ausschließlich auf die Analyse und Beschreibung des gesellschaftlich Bestehenden beschränkt und die Interessen der herrschenden Gruppen durch unkritische Anwendung soziologischen Wissens unterstützt, kann sie der Zementierung der herrschenden Zustände dienen.
- Nutzen der Soziologie Soziologie hilft... ...1. "einzelne Erlebnisse und Beobachtungen nicht isoliert - und damit ohne Aussicht auf Verständnis ihrer Ursachen und Bedeutung - zu sehen, sondern als Teil umfassender gesellschaftlicher Strukturen, u.a. als Auswirkungen von Wertsystemen und Schichtungsordnungen, interpretierend zu verstehen." ...2. "die Relativität der Werte und Verhaltensweisen der eigenen Umwelt und Zeit zu erkennen und fördert damit die Fähigkeit - und zuweilen auch die Bereitschaft -, die Verhaltensweisen von Angehörigen anderer Sozialgebilde und Kulturkreise zu verstehen und sich einfühlend in ihre Lage zu versetzen." ...3. "den dynamischen Charakter von Verhaltensweisen und Gesellschaftsstrukturen insbesondere in unserer Zeit verständlich zu machen und hilft hiermit die Panik zu bekämpfen, die aus mangelndem Verständnis komlizierter und sich rasch wandelnder gesellschaftlicher Strukturen entspringt. Die Soziologie kann die Wurzeln aufdecken, aus denen die Tagesereignisse entspringen und aus deren Kenntnis allein sie voll verstanden und konstruktiv bewältigt werden kann."
- Alltagswissen vs. soziologisches Wissen -> alle Menschen haben Erklärungsmuster (Alltagstheorien) in welche sie ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen einordnen -> Vor(Urteile)-> Soziologen versuchen diese Erklärungsmuster systematisch und nachvollziehbar mit verschiedenen Methoden zu erarbeiten -> manchmal stimmen die soziologischen Erklärungen mit den Alltagswahrnehmungen überein, manchmal auch nicht Alltagswissen:- eigener Bezugsrahmen: selbstverständlich und "natürlich"- in Übereinstimmung mit der eigenen sozialen Gruppe, in Abgrenzung zu anderen- eingebaute, normative Elemente, Werthaltungen- individualisierte Erklärungensoziologisches Wissen:-> soziale Beziehungen und ihre Ursachen, Bedingungen und Folgen werden...... systematisch und kontrolliert beobachtet... erklärt... belegt und überprüft... in gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt... über-individualisiert
- Was ist Gesellschaft? -> Definition Gesellschaft - soziologische Definition: Gesellschaft ist ein Netzwerk von Individuen, das sich durch soziale Beziehungen zwischen den Individuen auszeichnet -> IMMER:... an einen konkreten Ort gebunden... an eine historische Periode (Zeit) gebunden - es gibt viele verschiedene Definitionen von Gesellschaft, je nach Perspektive und Fokus (zB. kulturell, geographisch, politisch, rechtlich,...)- Systeme (Einheiten und ihre Zusammenhänge) menschlichen Zusammenlebens- Gesamtheit der Menschen, die unter bestimmten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen leben- kann unterschiedliche territoriale Bereiche umfassen (siehe Formen) -> ALSO: Gesellschaft ist also immer das Ergebnis von den jeweiligen institutionellen Strukturen und Ergebnissen des Aushandelns - in Abhängigkeit von:- der Geschichte des Ortes und der zuständigen Institutionen- von den jeweiligen Menschen in ihren sozialen Strukturen und Sozialisationserfahrungen
- Was ist Gesellschaft? -> Struktur Gesellschaft -> kann nach verschiedenen Aspekten unterteilt werden Demographischer Aufbau:- Alter- Geburtskohorte- Geschlecht- Familienstand- Nationalität- Haushaltstyp- Stellung im Lebenszyklus Soziale Ungleichheit:- Kaste- Stand- soziale Klasse- soziale Schicht- soziale Lage- soziales Milieu- Lebensstil
- Was ist Gesellschaft? -> Formen der Gesellschaft Global:- WeltgesellschaftSupra-national:- westliche Industriegesellschaft- arabisch-orientalische Gesellschaft- kapitalistische Gesellschaft- europäische Gesellschaft National:- Österreich Überregional:- West-Österreich- Burgenland Regional:- Region Wien- Wien Lokal:- Wien- Wieden
- Wie wird Gesellschaft hergestellt? -> Was sind Werte? Soziale Werte...- sind individuelle Interpretationen der gesellschaftlichen Normen -> beeinflussen die Motivationen, Handlungsziele und Handlungen- sind ethische Imperative, die Handeln leiten können- es gibt Grundwerte und Wertewandel Beispiele für Wertegemeinschaften:- Generationen - Ethnien - Feministinnen - Randgruppen - soziale Milieus Wertewandel führt zu...- Veränderung von Einstellungen- Veränderung sozialen Handelns und sozialer Wahrnehmung- Konflikt mit noch bestehenden Normen- Veränderung gesellschaftlichen Sanktionsverhaltens- Veränderung gesellschaftlicher Werte- Veränderung von Institutionen, Normen und Formen des Zusammenlebens-> insbesondere zu Zeiten von raschen Wandels ist dies ein gesellschaftlich relevantes Thema! Gesellschaft ------------> Gruppe ------------> Individuumsoz. Normen --> Werte, Gruppennormen --> Handeln
- Wie wird Gesellschaft hergestellt? -> Was sind Normen? soziale Normen......sind allgemeine Vorschriften für menschliches Handeln in bestimmten Situationen...sind Handlungsregeln, die eine bestimmte Handlung in einer bestimmten Situation (soziale Situation) für verbindlich erklären...dadurch kann ein Verhalten in einer Situation als konform oder abweichend bewertet werden...werden im Sozialisationsprozess gelernt und weitergegeben (=tradiert)...um Einhaltung der Normen zu sichern, gibt es Sanktionsmechanismen: - Muss-Normen (Gesetze) - Soll-Normen (Sitten) - Kann-Normen (Gewohnheiten)...ermöglichen Erwartungshaltungen und sind allgemein gültig für die Gesellschaft...erzeugen Sicherheit (z.B. Verkehrsregeln) und ermöglichen Zusammenleben Sanktionen von Normen:- positive Sanktionen = Belohnungen für konformes Handeln- negative Sanktionen = Bestrafung für non-konformes Handeln "Normen begründen Normalität" -> "normal, normiert, Bau-Normen"
- Wie wird Gesellschaft hergestellt? -> Soziale Rollen/Merkmale von Rollen soziale Rollen......beinhalten spezielle Verhaltensvorschriften (Rollennormen)...regeln das "angemessene" Verhalten in unterschiedlichen sozialen Situationen...beziehen sich nicht auf Personen, sondern auf Inhaber von Positionen...existieren, damit das Handeln berechenbar und voraussagbar wird und so ein geregeltes Zusammenleben möglich ist -> die Einhaltung von Rollen wird durch soziale Kontrolle, Normen und Werte sichergestellt-> ihr nicht einhalten wird sanktioniert Merkmale:- Pluralität von Rollen -> jeder Mensch hat viele verschiedene Rollen (Rollenvielfalt)- spezielle Rollennormen- Bezugsgruppen (sanktionieren das nicht einhalten)- Rollenkonflikte -> es existieren Konflikte zwischen mehreren Rollen (=Interrollenkonflikte) und in den Rollen (=Intrarollenkonflikte) Verschiedene Betrachtungsweisen/Rollentheorien:1. Struktur-funktionalistische Rollentheorie2. Interaktionistische Rollentheorie
- Wie wird Gesellschaft hergestellt? -> Soziale Gruppen? Definition ...sind das am weitesten verbreitete soziale Gebilde...die "Gruppe" verbindet das Individuum mit der Gesellschaft...jeder Mensch gehört mehreren Gruppen an: - zu verschiedenen Zeiten und Orten - in unterschiedlichen sozialen Rollen...die Identifikation mit der Gruppe wird.. - nach innen durch den Bezug auf gemeinsame Werte und Ziele hergestellt - nach außen durch Abgrenzung gegenüber Nicht-Mitgliedern hergestellt -> soziales Zugehörigkeitsgefühl ("Wir" und "die Anderen")...das Verhältnis der Gruppen zueinander und ihre Einbindung in Organisationen bestimmen den Zusammenhalt der GesellschaftDefinition soziale Gruppe:1. bestimmte Zahl von Mitgliedern, Erreichung gemeinsames Ziel, längere Zeit, kontinuierlicher Kommunikations- und Interaktionsprozess, Gefühl der Zusammengehörigkeit, System gemeinsamer Normen, Verteilung der Aufgaben, gruppenspezifisches Rollendifferential2. im soziologischen Sinn: mindestens zwei Mitglieder, "regelmäßige" Beziehung in irgendeiner Art und Weise, von sozialen Normen und Werten determiniert, Verbindung zwischen Mitgliedern nicht zufällig oder sitativ gebunden
- Wie wird Gesellschaft hergestellt? -> Sozialisation? = der Prozess, der ein Individuum durch Erlernen von WISSEN, FÄHIGKEITEN und EINSTELLUNGEN instand setzt, Mitglied der Gesellschaft und/oder einer ihrer Subgruppen zu sein. - Integration von Menschen in bestehende Rollensysteme- Hineinwachsen von Menschen in ihre Gesellschaft/Gruppe- Aneignung/Übertragung von: -> Kenntnissen, Fertigkeiten, Wertmaßstäben, Verhaltensregeln- findet in Phasen statt- geschieht durch "Sozialisationsinstanzen"- wiederholt sich in der Gewöhnung an jede neue Rolle/Position- hat in der Kindheit/Jugend größte Bedeutung -> vollzieht sich aber im ganzen Leben- Menschen vor allem in früher Kindheit sehr stark prägbar- unklar was von Verhalten durch Sozialisation erlernt wird und was durch Erbanlagen determiniert wird- beeinflusst die Einstellungen und Wertehaltungen der Menschen -> die beeinflussen wiederum das menschliche Verhalten- unterschiedliche Formen von Sozialisation erzeugen unterschiedliche Verhaltensweisen: -> schichtspezifisch, milieuspezifisch, kulturspezifisch, geschlechtspezifisch Sozialisationsinstanzen: = soziale Gebilde in denen Sozialisation stattfindet:- Familie (-> primäre Sozialisation in der "Herkunftsfamilie")- Familie (-> sekundäre Sozialisation in der "eigenen Familie")- Kindergarten, Schule, Ausbildung, Universität- Ausbildung, Beruf
- In welcher Gesellschaft leben wir? -> sozialer Wandel? Definition = allgemeine Bezeichnung für die in einem historischen Zeitabschnitt erfolgte Veränderung der......Sozialstruktur -> Dynamik der demographischen Struktur, Schichtungen...sozialen Organisationen und steuernden Sub-Dimensionen (Wirtschaft, Politik, Kulur etc)...sozialen Prozesse -> Integration etc....sozialen Beziehungen/Funktionen -> Sozialisation, soziale Kontrolle, Planungsverfahren...Normen- und Wertestrukturen -> soziale Milieus, "Spielregeln" zwischen sozialen Gruppen...Einstellungen und Verhaltensweisen -> Rollen, Lebensstile
- In welcher Gesellschaft leben wir? -> Welche Megatrends der Modernisierung gibt es? 1. Demographische Umstrukturierung und "greying society"- kleinere Haushalte- familiare patchworks- Integration von MigrantInnen 2. Vom Fordismus zum Postfordismus- vom Massenprodukt und -konsum zu individuellen Waren- von starren Strukturen des "government" zu flexiblen Strukturen der "governance"- von der regulierten Arbeit zur deregulierten Arbeit 3. Von der Arbeits- zur Freizeitgestaltung- von der Identifikation mit der Arbeit zur Selbstdarstellung in der Freizeit- vom Arbeiten um Leben zu könnnen, zum Arbeiten um zu leben- vom Sein zum Schein 4. Von der Moderne zur Postmoderne- von der Eindeutigkeit zur Vielfalt- Das Ende der "großen Erzählungen" 5. Von der Solidarität zur Individualität- vom Gewerkschaftsmitglied zum "Einzelkämpfer"- von der staatlichen Versorgung zur individuellen Versorgung- von der Welfare zur Workfare Gesellschaft 6. Vom "Jahrhundert des Raumes" zum "Jahrhundert der Zeit"- vom Problem der Raumüberwindung zum Problem der Ubiquität- von der Privatisierung des Intimen zur Veröffentlichung des Privaten- von face-to-face-Kontakten in die chat-boxes
- Zentrale Fragen der Wohnsoziologie Handlungstheoretisch- wie sucht/findet man eine Wohnung?- was tut man, wenn man wohnt?- wer wohnt mit wem zusammen?- wie (von wem) wird Wohnen erlebt?- welcher Zusammenhang existiert zwischen Wohnstandortverhalten und Mobilität?- was sind Wohnbedürfnisse? wer hat welche Wohnbedürfnisse? Historisch- wie hat sich im Laufe der Jahre das Wohnen qualitativ und quantitativ verändert? Makrotheoretisch- wie ist die Wohnungsversorgung verteilt?- wie wird die Wohnungsproduktion organisiert und finanziert?- ist Wohnung eine Ware oder ein Grundbedürfnis? Mesotheoretisch/Stadtsoziologisch- welche Bedeutung hat der Wohnungsmarkt für die Sozialstruktur?- wo werden welche Wohngebiete ausgewiesen?- ist soziale Mischung ein Ziel, wenn ja: wie soll sie erreicht werden?- für wen werden Wohnungen ausgewiesen? (Dichte, Bauklasse, Förderwege)- worin liegt der Unterschied zwischen städtischem und ländlichem Wohnen?
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- Was ist Wohnen? - qualitative Frage nach der Gebrauchsfähigkeit- quantitative Frage nach der Wohnungsversorgung- Wohnen durch Prozesse der Ausgrenzung und Eingrenzung gekennzeichnet- Wohnen als Erfahrung- Wohnen als Heimat- Wohnen als Maschine- Wohnen ist auch gerichtet auf den Außenbereich, das Umfeld und das Quartier- Wohnen schließt bestimmte Tätigkeiten ein und andere aus: -> Kindererziehung -> Reproduktion -> Konsum -> Erholung - Wohnen schließt bestimmte Menschen ein und andere aus: -> Familie (Eltern+Kinder) -> Großeltern, Verwandte -> Partner_innen -> Freunde
- Modernes Wohnen -> Idealtypus? - Funktional -> Wohnung = Ort der Nicht-Arbeit - Männer: sehen Wohnen als von Arbeit "gereinigtes Leben" (=Freizeit, Erholung, Konsum) - Frauen: sehen Wohnen als (Reproduktions-) Arbeitsort - Sozial -> Wohnung = Ort der Familie - soziale Einheit= Haushalt= Mann, Frau, Kinder - Sozialpsychologisch -> Wohnung = Ort der Privatheit und Intimität - Aktivitäten mit Scham- und Peinlichkeitsempfindungen (Schlafzimmer, Klo, Bad, Küche) - Ökonomisch -> Wohnung = Ware - entworfen, von Industrie produziert, erworben oder zugeteilt Leitbild des familiengerechten Wohnens -> historischer Prozess, Vielfalt von Wohnformen differenzieren sich jetzt aus
- Modernes Wohnen -> Historische Veränderung Wohnungsreform:- Wohnungsfrage entsteht in zweiter Hälfte des 19. Jh.- Wohnen wird zu öffentlichem Thema und Auseinandersetzungen- zum ersten mal: was ist wohnen? wie sollen Wohnungen gestaltet werden?- Warum wurde Vorstellung vom "modernen Wohnen" entwickelt? -> im 19. Jh. einsetzende Verstädterung und Industriealisierung -> Trennung von Wohnen und Arbeiten -> Zuwanderung von Arbeitskräften vom Land in die Stadt Modernes Wohnen ab den 50ern:- Standardisierung der Produktion von Wohnungen- Suburbanisierung -> Abwanderung Stadtbewohner in Vororte -> Rollenbild der Frau als Hausfrau -> Isolation von Geschäfts- und Entscheidungszentren- Individualisierung -> Traum der Eigentumswohnung- Mediatisierung -> Konzept von Privatheit und Öffentlichkeit ändern sich -> Radio und TV bringen "Öffentlichkeit" ins Wohnzimmer- Privatisierung -> steigende soziale Ungleichheit in Städten -> gated communities
- Warum gibt es Institutionen? 1. aus Bedürfnis nach Regelmäßigkeit, Entlastung, Typisierung, Habitualisierung -> von Handlungstypen ("Begrüßung") -> von Akteuren/Personen ("Gastgeber") 2. durch Gründung/Stiftung gemäß einer "idèe d'oevre" (Idee vom Projekt), die von ihren Anhängern akzeptiert und umgesetzt wird 3. um stabiles, vorausschaubares Tun zu garantieren (Mensch = instinktarm, benötigt Gewohnheitsverfahren) Ordnungsfunktion -> für das "Miteinander"
- Wie entstehen Institutionen? Ansätze: Konstruktivistisch + Evolutionistisch Konstruktivistisch:- als Ergebnis der (rationalen) Gestaltung durch institutionen-bildende Agenten (Politiker) -> abgeleitete Institutionen -> formelle Institutionen- z.B. Gesetze, Verträge, Gerichtsurteile,... Evolutionistisch:- als Ergebnis von individuellem Verhalten, sich spontan herausbildende Institutionen: -> fundamentale Institutionen -> informelle Institutionen- z.B. Sprache, Religion, Umgangsformen, Menschenrechte,...
- Raumtheorien: -> Container Raum - Newtons Theorie "absoluter Raum" -> begründet Entkopplung von Raum und Körpern- Erkenntnis wird aus Naturbeobachtungen abgeleitet- Vorraussetzung: externer, absoluter Beobachter, der gedanklich außerhalb der Welt steht und mit objektivem Blick von außen auf die Welt schaut- Raum gedacht als Behälter aller körperlichen Objekte- Raum existiert unabhängig von materiellen Körpern- Raum als übergeordnete Realität, ws gibt demnach den "leeren Raum" Kritik:- Reduktion des "Raumes" auf erdräumliche Standortkonfigurationen (Entfernungen, Flächenangaben)- Entkoppelung von Raum und Rauminhalt- Annahme, das sich nicht mehrere Räume an einem Ort befinden können- Machtfragen und Entstehung von Institutionen ausgelassen: Produktion von Raum
- Raumtheorien: -> Relationaler Raum - soziale Prozesse sind immer auch räumliche Prozesse- immer: gegenseitige Beeinflussung von Raum und Organisation der Gesellschaft- Wechselspiel spzialer und räumlicher Organisation von Gesellschaft?- Betrachtung des "gesellschaftlichen Raumes" nötig The Production of Space- Raum gleichzeitig objektiv und subjektiv, materiell und metaphorisch, ein Medium und Resultat von sozialem Leben- alle sozialen Verhältnisse werden real und konkret, wenn sie räumlich eingeschrieben sind, soziale Realität ist immer räumlich!- Raum wird von bestimmter Gesellschaft zu bestimmtem Zeitpunkt produziert- Raum ist soziale Konstruktio und damit historisches Produkt- Art und Weise der Raum-Produktion ist von Produktions- und Reproduktionsweise dieser Gesellschaft abhängig
- Raumtheorien -> sozialer Raum - Wahrnehmung, Interpretation und Handeln -> in sozialen Prozessen untersch. gestaltet- "Machtverhältnisse werden in der Konstitution von Raum unterschiedlich wirksam."- im Mittelpunkt des Interesses bei Martina Löw -> was wird angeordnet, wer ordnet an, wie verändern sich Räume? -> Verstehen des Prozesses der Konstitution von Raum - "Soziale Güter" = primär materielle (zb Tische) und primär symbolische (zb Werte)- Anordnung bezieht sich auf primär materielle Güter -> Verständnis für Anordnung durch Verstehen der symbolischen Eigenschaften dieser Güter- Räume sind relationale Anordnungen sozialer Güter -> dazu kommt Anordnung der Menschen und anderen Lebewesen im Raum- Menschen stehen Raum nicht gegenüber sondern sind Teil des Raumes -> Menschen platzieren sich selber und verändern durch zb Einsatz von Sprache die Raumkonstruktionen - erst miteinander verknüpfte soziale Güter und Menschen werden zum Raum- Menschen können selber auch als Raum gesehen werden! - Entstehung von Raum: Wechselverhältnis von Handeln und Strukturen -> Menschen sind nicht nur Angeordnete oder Bausteine, sondern auch Anordnende -> "Räume entstehen dadurch, dass sie aktiv durch Menschen verknüpft werden" -> "mit der Entstehung von Räumen gehen Platzierungen einher"- Raum entsteht durch Wechselwirkung von Handeln und Strukturen - zwei Prozesse der Raumkonstitution: -> durch Platzierung von Bausteinen = Spacing, bezeichnet Akt des Bauens und Positionierens -> durch eine Syntheseleistung -> über Wahrnehmung, Vorstellung und Erinnerung werden Güter und Menschen zu Räumen zusammengefasst ----> geschieht im Alltag gleichzeitig -"Raum ist relationale (An)Ordnung von Gütern und Lebewesen. Raum wird konstitutioniert durch analytisch zu unterscheidenden Prozessen, das Spacing und die Syntheseleistung. Letzteres ermöglicht es, Ensembles von Gütern und Menschen zu einem Element zusammenzufassen."
- Was ist öffentlicher Raum? 1. Physisch-materielle Dimension:- räumliche Manifestation der Öffentlichkeit- Zugänglichkeit und Nutzbarkeit als Voraussetzung- Relevanz sozialer Interaktionen und sozialer Normen 2. Rechtliche Dimension:- unsichtbare Grenze im Raum- 4 Aspekte: Eigentum/Widmung, Nutzung, Produktion, Pflege/Kontrolle 3. Soziale Dimension:- Urbanität und Individualisierung- "Distanziertheit der Großstädter" -> G. Simmel 1903: "Die Großstädte und das Geistesleben"- öffentliche/private Sphäre bedingen unterschiedliche Verhaltensnormen/Interaktionsformen -> E. Goffman: Vorderbühne und Hinterbühne des Handelns- Intimisierung des Öffentlichen, Veröffentlichung des Privaten 4. Politische Dimension- öffentlicher Raum als diskursiver Ort des Meinungsaustausches- öffentlicher Raum als historisches Ideal der Öffentlichkeit (Agora)
- Der öffentliche Raum im Wandel der Zeit? Agora:-> basiert auf Gleichheit; Sphäre des Handelns mit dem Ziel der Freiheit- Demokratisierung und Disversifizierung der Bevölkerung- Abstrakter Raum - Kreuzung von konfliktreichen Interessen- Zusammenwachsen der HAushalte zu einer Stadt- neue Form der menschlichen Existenz = der Stadt/Staatsbürger- Aber: Agora = exklusiver Raum (nur Teil der Bevölkerung waren Staatsbürger, Frauen und Sklaven waren ausgeschlossen) Der öffentliche Platz im 19. Jh.:industrielle Revolution -> Stadtmauern niedergerissen und in Boulevards/Verkehrsstraßen verwandeltBevölkerungsexplosion -> Platzmangel, Hygiene und MobilitätUrbanisierung -> der Platz verliert seine räumliche Einheit Die moderne Stadt als Panorama:Individualisierung/Demokratisierung, Industriealisierung, Mobilität, Simultanität---> führen zu: moderne Architektur Tod des öffentlichen Raumes durch...-...das Auto und Suburbanisierung-...neue Informations- und Kommunikationstechnologien (enträumlichten Öffentlichkeit)-...Shopping Malls, als die neuen Zentren des gesellschaftlichen Lebens
- Aktuelle Tendenzen (Festivalisierung, Protestraum etc.) Kommerzialisierung - Privatisierung - Gentrifizierung- Gated Communities, Shopping Malls, sozial-räumliche Verdränung durch Aufwertung Festivalisierung- Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels (zb. public viewing) = neue Form von indirekten sozialen Beziehungen Mediatisierung- William Mitchell: Der digitale Raum werde zur neuen Agora- City of flesh and stone -> city of bits and pixels Öffentlicher Raum als Protestraum- Arabischer Frühlin, Occupy etc.- Judith Butler (2011): "Bodies in Alliance and the Politics of the Street"
- Womit beschäftigt sich die Architektursoziologie? Themen:- Raumbegriffe und -theorien in der Philosphie- objektive vs. subjektive Raumbegriffe (-> Wahrnehmung und Interpretation)- Raumverhalten: Wahrnehmung -> Kognition -> raumbezogenes Verhalten = das sind sozialstrukturelle und sozialkulturelle Merkmale- Öffentlichkeit/Urbanität: Sozialraumanalyse (-> Intervenieren in den Raum)- "doppelte Revolution" oder Doppelrevolution- Semiotik- Epochen der Moderne: z.B: -> Entstehen der Moderne -> Chicago als Ort der funktionalistischen Architektur (und Stadtsoziologie) -> Jugenstil als "Gegenbewegung" -> inernationatler Stil (Bauhaus, Corbusier) -> Postmoderne- gesellschaftliche Rolle von ArchitektInnen/Architektur: -> Rolle gegenüber Bauherren, Administratoren, Handwerkern, KollegInnen und als Künstler -> Inter- und Intra-Rollenkonflikte -> Macht- und Herrschaftskonstellationen: Definitionsmacht ("guter Entwurf") vs. Interpretationsmacht -> Bedeutung für die Öffentlichkeit Gegenstandsbereiche:- Planungssoziologie: -> fragt nach dem Entstehen von gebauter Umwelt (Produktion) -> Berufssoziologie der ArchitektInnen -> Organisationssoziologie der Bau- und Planungsverwaltungen -> politische Soziologie der Entscheidungsprozesse- Soziologie nonverbaler Kommunikation: -> fragt nach der Wirkung des gebauten Raumes auf soziales Handeln (Re-Produktion) -> "Sprache der Architektur" -> Semiotik
- Was können Architekten von der Soziologie erwarten? - Informationen über die Gesellschaft (Strukturen, Prozesse) -> menschliches Handeln in den sozialen Bezügen -> menschliches Handeln in Abhängigkeit von Strukturierung -> funktionaler Aufbau der Gesellschaft (System) und Zusammenspiel der Teilsysteme- Deutungen sozial(räumlich)er Situationen- Deutungen individueller/soziostruktureller Kognitionen- Methoden der empirischen Sozialforschung- Theorien (soziale Organisation, Handlungstheorien, sozialer Wandel, soziale Ungleichheit) nicht erwarten:- Eindeutigkeiten ("neue Unübersichtlichkeit") - Antworten auf ethische Fragen (Eigenverantwortung)