Entwicklungspsychologie (Fach) / Entwicklung der Sprache (Lektion)
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Spezifika der menschlichen Sprache Komponenten der Sprache Sprache und Gehirn Menschliche Umwelt und Sprache Sprachwahrnehmung Sprachproduktion Wortschatzerwerb
Diese Lektion wurde von benjavi erstellt.
- Spezifika der menschlichen Sprache - Arbitrarität des Zeichens- Kreativität- Hierarchische Struktur- Metalinguistische Kompetenz: Reflexives Verstehen der Sprache auf unterschiedlichen Ebenen - „The childknowssomethingaboutlanguagethatthespiderdoesnot knowaboutweb-weaving“ (L. Gleitman) - Sprache ist universell beim Menschen vorhanden- Artspezifisches Verhalten- Tiere können kommunizieren, aber keine Sprache in ihrer ganzen Komplexität produzieren- Washoe(Schimpanse)- Koko(Gorilla)- Panbisha(Bonobo) -> frei gewählte Bezeichnung von Objekten -> wir wissen etwas über Sprache ohne darüber nachzudenken-> Sprache: unterschiedlicher Ebene von Menschen zu Tieren -> Tiere können metakognitiv denken aber nicht wie der Mensch
- Komponenten der Sprache SatzPhraseWordMorphemePhoneme Satz aus Wortstellung = SyntaxMorpheme: e sagt z.b. dass es mehrere sindPhoneme: unterscheidet sich sehr kulturel und wird durch die erstprache weitergegen
- Allgemein: Komponenten der Sprache PhonemeElementare, bedeutungsdifferenzierende Lauteinheiten einer SprachePhonologische Entwicklung: Erlernen des Lautsystems einer Sprache MorphemeKleinste bedeutungstragende Einheit einer SpracheSemantische Entwicklung: Erlernen des Systems, mit dem in einer Sprache Bedeutung ausgedrückt wird (Lexikalische und grammatische Morpheme) SyntaxSprachliche RegelnSyntaktische Entwicklung: Erlernen der Regeln zur Kombination von verschiedener Wortklassen PragmatikPragmatische Entwicklung: Erlernen des Gebrauchs und der Verwendung der Sprache (Sprachliches Handeln)
- Sprache und Gehirn •Sprache: artspezifisch und universell•Nicht-menschliche Primaten, die unterrichtet wurden: sehr limitierte sprachliche Fähigkeiten•Sprachverarbeitung: hohes Ausmaß an funktionaler Lokalisation im Gehirn –Vorwiegend in der linken Hemisphäre des cerebralen Kortex (Evidenz: Aphasien nach Läsionen; neuere: EEG-Studien)–Broca-Aphasie: Defizite in der Sprachproduktion, einzelne Wörter, fehlende grammatische Struktur–Wernicke-Aphasie (Schädigung im auditiven Kortex): Beeinträchtigung im Sprachverstehen, Defizite in der Semantik–Analoge Symptomatik bei Gehörlosen mit Gebärdensprache
- Sprache und Gehirn Lateralisierungder Sprachverarbeitung Motor CortexWernicke ArealBroca Areal
- Sensible Phase für den Spracherwerb? •Hinweise für sensible Phase bis zum Alter von 5 Jahren, später erschwert und weniger erfolgreich•Deprivationsfälle: Kaspar Hauser, Victor, das „Wolfskind“, Genie•Hirnverletzungen hinterlassen im Erwachsenenalter mit größerer Wahrscheinlichkeit permanente Schäden als in der Kindheit•Zweitspracherwerb in Kindheit, Jugend-und Erwachsenenalter ab 20 Monaten eingesperrt -> mit 13 jahren befreit: extreme Deprivation und Mutter hatte ebenfalls genetische DefekteEvidenzHinweise auf sensible Phasen: kein Input bis 5 Jahren sprachlich - oder keine direkte Ansprache von Eltern - später Training: vereinzelte Worte aber keine Syntax. keine normale Sprachfähigkeit- Erwachsenenalter: Wahrscheinlichkeit für permanete Schäden größer als im Kindesalteraber auch weniger Zeit bleibt Sprache zu erlernen als im Kindesalter auch beim Zweitspracherwerb
- Sprachproduktion bei Deprivation im frühen Kindesalter Mit 13 Jahren: Nach 2 Wochen Förderung einige WorteNach 1 Jahr: 100 WorteNach 8 Jahren:Keine Syntaxkeine Flexion, SatzstellungSprachverständnis ausreichend Körperlich unterentwicklet, keine Muskelatur, Zähne und keine Körperpflege > Kind entzogen, Mutter ins Gefängnis, Vater Selbstmord normal: 150T sie 100 Entwicklungstand eines 2 jährigen keine Satzstellung, fehlende Worte, keine grammatikalischen Sätze produzierbar, kognitive Defizite, besseres Sprachverständnis als Sprachreproduktion sprachlicher Input muss bis zum bestimmten Alter stattfinden -> Anlage u. Umwelt muss zusammenkommen beim Spracherwerb
- Sprache und Gehirn Zweitsprache Erwachsene, die im Alter von 1 bis 3 Jahren eine zweite Sprache gelernt haben: stärkere Aktivierung der linken Hemisphäre in einem Grammatiktest.Diejenigen, die die Sprache später gelernt haben: erhöhte Aktivierung der rechten Hemisphäre.(Aus Nevill& Bavelier, 1999) beidseitige abbildung: links sprache rechts nicht so 1-3 J -> hauptsächlich links angesiedelt 4-6 J -> rechts mehr Aktivität kommt hinzu 11-13 -> erhöte Aktivierung: neuronalen Schaltkreise sind anders, je nachdem wann man mit Zweitsprache konfrontiert wird (mehr fehler im test umso später)linke Hemispähre als etwas besser als rechte
- Sprache und Gehirn: Erkenntnisse von Helen Neville „late learners“ vs "early learners" Erkenntnisse von Helen Neville:- Unterschiedliche Muster der zerebralen Organisation bei späten und bei frühen Zweitsprachenlernern - „latelearners“ zeigen erhöhte rechtshemisphärische Aktivierung- „MaturationalAccount“ - Sprachfähigkeit sollte negativ mit dem Alter korrelieren, in dem man beginnt die Zweitsprache zu erlernen (bis zum 17.Lebensjahr) - Danach keine Korrelation mehr, da Reifung abgeschlossen - „latearrivals“ sollten fast nie das Niveau von Muttersprachlern erreichen, im Gegensatz zu „earlyarrivals“ - Unabhängig von spezifischer Kombination von Erst-und Zweitsprache -> keine besondere Korrelation bei Reifungsabschluss: kein Unterschied ob mit 20 oder mit 50 -> idealer in der frühen kinder-> 1-17 gibt es mehr Unterschiede im erlernen einer Zweitsprache-> Effekt ist unabhänig von der Ähnlichkeit der Sprachen Andere Studie:-> ABER Grammatiktest: Leistung sinkt mit dem Alter des Zweitsprachserwerbs (z.B. Immigranten in die USA) (Muttersprachliche Qualität ist ebenfalls entscheidet)-> bei sehr früher Einwanderung höhrt man zu Muttersprachlern keine Unterschiede. je später desto mehr
- Satzstellung bei Zweitsprache: Birdsong, D., & Molis, M. Studien belegen einen starken Alterseffekt.- Ausmaß von gegenwärtiger Englischnutzung ist ein starker Prädiktor für Leistung.- ABER: Große Variation der Leistung im Alter.- Ähnliche Performanz von Muttersprachlern und einigen „late arrivals“:- Grammatiktest, Phonologie schwerer zu erlernen- Es gibt Berichte von Personen, die mit 12 Jahren begonnen haben, Englisch zu lernen und sehr gute Ergebnisse erzielten- Beherrschung der Zweitsprache hängt von Erstsprache ab -> Einfluss der äußerlichen Faktoren-> Ausreißer: ähnlich Leistung der Muttersprachler auch bei "late learner" auch nach der Gehrinreifung möglich je nach Grundvoraussetzung-> Beherschung d. Zweitsprache hängt von dem, wie die Muttersprache erworben wurde ab, gibt den Rahmen vor, indem sich die Zweitsprache bewegt-> diese Folie wichtig für die klausur: aber bitte beide Studien ansehen -> Erstsprache wurde bei der ersten Studie nicht berücksichtig
- Menschliche Umwelt und Sprache: Ammensprache Bedeutung der menschlichen Umwelt für den Spracherwerb:- Genetische universelle Ausstattung des Menschen kann nicht ausreichend sein –spezifische Sprachen müssen erlernt werden- Spracherwerb erfordert soziale Interaktion mit sprechender Umgebung- Erwachsene und Geschwister beginnen praktisch von Geburt an, mit Babys sprachlich zu kommunizieren -> Input der sprechenden Umgebung erforderlich von Geburt an!-> siehe Ammensprache An Kinder gerichtete Sprache (Ammensprache, Baby-talk)- Kulturübergreifender charakteristischer Sprechstil –Tonhöhe, Tonfall, extreme Schwankungen im Intonationsmuster –Verlangsamt, deutliche Pausen, Wiederholungen –Ausdruck emotionaler Botschaften (von Babys „gelesen“ ab etwa 8 Monaten)- Teil der intuitiven elterlichen Didaktik- Präferenz der Babys für baby-talk gegenüber Erwachsenensprache, selbst wenn er nicht an sie gerichtet ist- Ist Ammensprache notwendig für den Spracherwerb? Nicht universell (Kwarae, Kaluli) -> Förderlich, aber nicht notwendig
- Sprachwahrnehmung Rezeptive Fähigkeiten (Sprachverständnis) gehen beim Spracherwerb generell den produktiven vorher:- Babys sind sensitiv für die Prosodieder Sprache, die sie hören (Prosodie: charakteristischer Rhythmus, Tonfall, Melodie, Tempo, Intonation).- Babys müssen lernen, Phoneme zu erkennen. Phonetische Differenzierungsfähigkeit scheint angeboren und unabhängig von Erfahrung zu sein.- Kategoriale Wahrnehmung von Sprachlauten: Wahrnehmung von Sprachlauten als Repräsentanten distinkter Kategorien (bei Erwachsenen und Babys).- Im ersten Lebensjahr größere Differenzierungsfähigkeit bei Babys als bei den Erwachsenen (Rückgang ab 8 bis 12 Monaten). -> Im 1. LJ: Differenzierungfähigkeit mehrsprachig ->breiter in den Sprachlauten > entwickelt sich in Umwelt erst aus.
- Kategoriale Wahrnehmung von Sprachlauten bei Säuglingen Voice Onset Time (VOT): Zeit zwischen dem Ausströmen der Luft durch die Lippen und dem Einsetzen der Vibration der Stimmbänder1-und 4-Mo alte Babys wurden auf synthetisierte Sprachlaute habituiert. Eine Gruppe hörte wiederholt einen /ba/-Laut mit einer VOT von 20, wenn der Laut nach /pa/ mitVOT 40 verändert wurde, dishabituierten sie. Eine andere Gruppe wurde auf einen /pa/-Laut mit VOT von 60 habituiert. Wenn der /pa/-Laut zu einem /pa/ mit VOT 80 verändert wurde, dishabituiertendie Babys nicht – was daraufhin weist, dass sie ebenso wie Erwachsene zwischen diesen Lauten nicht diskriminierten (unterscheiden) (Eimaset al., 1971). -> Babies können zwischen Lauten pa und ba unterscheiden
- Entwicklungsveränderung in der Sprachwahrnehmung (Werker, 1989) Babys aus Englisch sprechenden Familien wurden mit sprachlichen Kontrasten getestet, die im Englischen keine Rolle spielen, aber in Hindi und einer nordamerikanischen Indianersprache vorkommen. Konditionierungsverfahren (headturn): Die Babys lernten, dass sie sich einen interessanten Anblick verschaffen können, wenn sie ihren Kopf zur Seite drehen, sobald sie beim Übergang von einem Laut zum nächsten eine Veränderung hören. Alter: 6-8, 8-10, 10-12 Monate - Mit etwa einem Jahr hat sich die Sprachwahrnehmung der Babys auf ihre eigene Sprache spezialisiert.- Die phonemische Differenzierungsfähigkeit nähert sich der Erwachsener an.- Babys erkennen zusammen vorkommende Lautmuster und präferieren Wörter ihrer Sprache gegenüber Nicht-Wörtern gleicher Länge.- Unterscheidung zwischen Betonungsmustern auch auf neurophysiologischer Ebene (EEG).
- Vorbereitung auf die Sprachproduktion - In den ersten 2 Monaten: Schreien, Nießen, Seufzen, Rülpsen- Zwischen 6 –8 Wochen: Gurren (cooing) -> verbesserte motorische Kontrolle für Vokalisation- 6 –10 Monate: Plappern, wiederholen von Konsonant – Vokal –Eingeschränktes Lautrepertoire beim Plappern –Rückmeldung auf Plappern durch Umgebung –Gehörlose Kinder produzieren bis 5 – 6 Monate ähnliche Vokalisation wie hörende, aber vokales Plappern (sehr spät und sehr begrenzt) –Gehörlose Babys, mit denen gebärdet wird, plappern manuell mit ca. 8 Monaten -> Gehörlose: später entwickelt und plappern in der Gebärdensprache- aber nur wenn sie vorher von Eltern Input erhielten
- Vorsprachliche Kommunikation - Turn-taking (Wechsel der Sprecher bzw. Hörer-Rolle): Guck-guck-Spiele- Intersubjektivität -> geteilteAufmerksamkeit (intentional) –Zunächst folgen Eltern meist der Lenkung des Babys –Ab etwa 8 Monaten beginnen Babys, der Aufmerksamkeitslenkung anderer zu folgen, und später auch diese gezielt zu lenken –Etablieren von Referenz (gemeinsame Bezugnahme auf ein Objekt oder Ereignis)
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- Wortschatzerwerb (rezeptiv) Die ersten Worte- Babys erkennen Worte, bevor sie sie verstehen.- Mit 4 Monaten: Erkennen des eigenen Namens.- Mit 7 bis 8 Monaten: erkennen neuer Wörter, die sie nach Wochen wiedererkennen. - Ab etwa 6 Monaten: erste Referenzfixierung (schauen z.B. auf Mami oder Papi, wenn jemand diese benennt).- Problem der Referenzfixierung: W.V.O. Quine (unendlich viele mögliche Referenten für neues Wort „gavagai“ Beispiel). -> durch pragmatische Hinweise aus der Umwelt Worte lernen -> über Kontraste (Mama und Papa waren es nicht also...)= Ausschlussverfahren
- Wie ist schneller Wortschatzerwerb möglich? - Schnelle Bedeutungsbildung (Fast mapping): Kinder lernen Wörter oft durch ein einziges Benennungsereignis aus dem Kontext, v.a. durch kontrastive Benennungen.- Prinzipien (Constraints): schränken die möglichen Bedeutungen für ein neues Wort ein: Ganzes Objekt, wechselseitige Exklusivität.- Pragmatische Hinweise: Hinweise aus dem sozialen Kontext der Sprachverwendung: Kinder nutzen den Aufmerksamkeitsfokus eines Erwachsenen als Hinweis auf die Wortbedeutung (18 M.)- Intentionalitätshinweise: neues Wort bezieht sich auf absichtlich ausgeführte Handlungen (14 –18 M).- Hinweise aus dem sprachlichen Kontext (3 –4 jährige). -> Bedeutung fast mapping: Hund oder Topf? Hund kennen sie schon, dann muss es der andere Gegenstand sein (Ausschlussverfahren)
- Wortschatzerwerb: Sprachlicher Kontext Kindergartenkinder machen unterschiedliche Annahmen über die Bedeutung je nach sprachlichem KontextReferenz auf Handlung, Behälter, Material -> grundsätzliche Annahmen über Syntax u. Grammatik - wie sieht ein Hauptwort aus? Syntax als Wortschatzhilfe für die Semantik- Interpretationen eines neuen Worts hängen von der Struktur des Satzes ab, in das es eingebettet ist. Bsp.: „Die Ente krauelt den Hasen“ / „Der Hase und die Ente kraueln sich“-> 1. Ente aggiert und Hase passiv -> zusammenhang verstehen
- Wortschatzerwerb Zusammenfassung – Mechanismen des Erwerbs von Wortbedeutungen - Schnelle Bedeutungszuweisung (Fast mapping -> Ausschlussverfahren)- Nativistische Annahme: Abstrakte Prinzipien (Ganzheit, Taxonomie, Exklusivität)- Pragmatische Faktoren (Sozialer Kontext)- Handlungsintentionalität (Aufforderung, Frage...)- Linguistischer Kontext (das Sieb, sieben...)- Spezielle Beachtung der Form von Objekten- Syntaktische Hinweise (Einbettung in den Kontext)
- Pragmatische Faktoren: Beispiel Hund und Fantasieobjekt vor Kind. VL sagt ein Namen: Wort > Hund bekannt, Namen nicht Hund, also das andere Objekt: - VL sagt dieses Wort in einen Behälter: Aufmerksamkeit VL in den Behälter - Kind sucht nach Objekt: Kind versteht das das ansere Objekt gemeint ist und gibt VL das Objekt -> versteht den Suchsvorgang -> Alltags-Bedeutungszuweisung!
- Frühe Wortproduktion - Verständnis vor Produktion (10-monatige verstehen 11 bis 154 Wörter)- Erste Wortproduktionen zwischen 10 und 25 Monaten (und früher)- Frühe Wortproduktion limitiert durch Laute, die das Baby aussprechen kann- Benennung von vertrauten Personen, Haustieren, wichtigen Gegenständen, häufige Ereignisse und Routinen; hoher Anteil von Substantiven im frühen Produktionswortschatz - Holophrasische Phase: eine Phrase wird durch ein einziges Wort ausgedrückt (Saft = „Ich will trinken!“).- Überdehnung: Verwendung eines Wortes in einem weiteren Kontext als in der Erwachsenensprache (z.B. wau-wau für alle Vierbeiner; ebenfalls: Unterextensionen). -> Holophrase: durch ein einziges Wort: ausdruck eines Wunsches-> Unterextension: Papa ist ein Mann und andere Männer keine Männer. Oder unser Hund ein wauwau aber andere nicht-> Überdehnung (Übergeneralisierng eines Wortes)
- Vom ersten Wort zum Satz - Bis zum Alter von etwa 18 Monaten: Langsamer Fortschritt –Erreichen eines produktiven Wortschatzes von ca. 50 Wörtern (Late-Talkers: Kinder, die mit 24 Monaten die 50-Wort-Grenze nicht erreicht haben) –Danach: „Wortschatzexplosion“- Zwischen 18 Monaten und 5 –6 Jahren: Kinder lernen durchschnittlich 5 bis 10 neue Wörter pro Tag
- Erste Sätze - Verständnis läuft Produktion voraus –Mit 13 bis 15 Monaten: Evidenz für syntaktisches Wissen –Präferenzmethode: Kinder bevorzugen Szene, die zum gesprochenen Satz passt -> Wissen, das über die Kenntnis der Wortbedeutungen hinausgeht- Gegen Ende des 2. Lebensjahres: Produktion von Zwei-Wort-Sätzen –Telegrammstil: nicht-essentielle Elemente fehlen (nur essentielle Elemente im 2-Wort-Satz) –Sind Zwei-Wort-Äußerungen Sätze? –Beibehaltung korrekter Wortfolge (sie bauen auf den Worten auf, die sie oft benutzen: großer Ball, mehr Milch...)
- Syntaktische Entwicklung Das Kind als Hypothesentester und Regellerner?- Beachtung von Wortstellungsregeln aufgrund von implizitem Regelwissen oder aufgrund von Lernerfahrung?- Implizites Regelwissen in der Nutzung von Flexionsendungen (Plural, Verbflexion)- Experimenteller Nachweis: Generierung von Flexionsendungen für Kunstwörter- Überregularisierungen: Fehler, bei denen unregelmäßige Formen so behandelt werden als wären sie regelmäßig -> Flexion auch bei Kunstwörtern: können sie nicht gehört haben: sind erfunden (wie Mimi = Schnuller z.B. der Mimi, die Mimis)-> Als Flexionsendung (auch: Flexionssuffix) bezeichnet man die Endung einer flektierten (konjugierten oder deklinierten) Form eines Wortes. Bei Substantiven geben Flexionsendungen in der Regel den Kasus an, bei Verba Tempus, Modus und Person.
- Grammatikentwicklung - Erwerb grammatischer Morpheme (Flexionsendungen, Präpositionen, Artikel, Hilfsverben)- Konstante Erwerbsreihenfolge (R. Brown)- Warum? Nicht Input-Frequenz, sondernsyntaktisch-semantische Komplexität- Rolle der Eltern: Wenig Rückmeldungen über grammatikalische Korrektheit, sondern über faktische Richtigkeit -> besser den Satz richtig zu wiederholen als zu sagen: "das war falsch"
- Schritte syntaktischer Entwicklung Zwei-Wort-Satz Erwerb grammatischer Morpheme Negation, Frage Eingebettete Sätze, Subordination (ab 3-4 J.) Verknüpfung ganzer Sätze Späte Entwicklungen: Beispiel Passivkonstruktionen (ca 5 J.)–„The flower was picked by the girl“–„The truck was hit by the car“ Metalinguistische Bewusstheit: Sprache regelhaft verwenden -> Bewusstsein der Regelhaftigkeit (z.B. Selbstkorrekturen -> Grammatik selbst korregieren zum Schuleintritt) (Schritte merken für Klausur!) -> Der Satz "Der Garten wird bepflanzt" ist ein Satz im Passiv.
- Pragmatische Entwicklung Präverbale Kommunikation- Aufmerksamkeit lenken (durch zeigen auf etwas)- Sequenzierung (turn-taking = Sprecherwechsel)- Proto-Imperative (Aufforderung = "gib mir!")- Proto-Deklarative (Interesse, Information teilen = Interesse lenken auf etwas, Wissen teilen wollen)- Plappern mit Gesten (auch bei Kindern gehörloser Eltern -> Kind nicht gehörlos aber gehörlose Eltern > Kinder plappern mit den Händen)
- Pragmatische Entwicklung Verbale Kommunikation - Vygotsky: Kinder benutzen private Sprache, zur Handlungsorganisation- Piaget: Kollektive Monologe mit Sprecherwechsel aber ohne thematischen Bezug, aber: Eingehen auf Niveau des Zuhörers schon bei VorschulkindernAb dem Alter von ca. 5 Jahren erste kohärente Erzählungen: unterstützende Rolle der Eltern (Scaffolding) - Beginnendes Verständnis von Ambiguität und Wortwitz erst im Schulalter- Herstellung des Zusammenhangs zwischen Äußerungen (Anapher): 5 –7 Jahre -> private Sprache: innerer Monolog: hilft beim Lernen-> Kollektive Monologe: Kinder sprechen miteinander aber oft kein Bezug zueinander in den Gesprächen -> Vorschlukind spricht anderes mit jüngerem als mit gleichaltrigen-> kohärente Erzählungen ab 5 wird von Eltern durch scaffolding unterstützt-> Ambiguität/Wortwitz: erst im Schulalter -> höhere Fähigkeit-> Anapher: Wortwiederholungen: Wasser kalt/ Wasser klar-> Verbindungen wie in der Poesie
- Erzählungen: Rolle der Eltern (memoryskripts) Elaborierende Fragen: Fragen von Erwachsenen, die das Kind anregen, eine Geschichte genauer zu erzählen -> Besonderheiten abspeichern zur Entlastung des Gedächtnis: nicht unbedingt den ganzen Ablauf speichern sondern einzelne -> sozialer Ausstausch mit Eltern entscheident für aufzubauen von memory-skript!
- Theorien des Spracherwerbs - Übereinstimmend wird Sprachentwicklung als Ergebnis einer Interaktionzwischen Anlage/Biologieund Lernerfahrunggesehen- Theoretiker unterscheiden sich hinsichtlich der relativen Beiträge von Anlage und Umwelt Inside-Out-Theorien (Anlagestärker)- Linguistische Spracherwerbstheorien (Chomsky)- Entwicklungspsychologische Theorien (basierend auf Ergebnissen der Säuglingsforschung)(Karmiloff-Smith) Outside-In-Theorien (Umweltstärker)- Kognitive Theorie (Piaget)- Sozial-interaktive Theorie (Bruner) -> spezifische Module im Gehirn angelegt ind der Umwelt durch Interaktion ausgeprägt- piaget: erfahrung mit objektwelt (sache)- brunner: sozialer austausch mit person u. objekt (person+gegenstand)
- Theorien des Spracherwerbs: Nativisten (Angeborenes sprachliches Wissen) > Noam Chomsky–Linguistische Universalien (universal grammar)–Tiefenstruktur der Sprache–Angeborener, neuronal verankerter Erwerbsmechanismus–Language Acquisition Device LAD–Prinzipien und Parameter lenken die Interpretation der Sprache der Umgebung, Prozess der Parametersetzung> Steve Pinker–Spezifisches modulares System der Sprachverarbeitung („Sprachorgan“)–Semantik als Einstiegshilfe für den Syntaxerwerb. Angeborene syntaktische Kategorien korrespondieren mit angeborenen Erfahrungswerten (Agent –Objekt) -> insite-out: angeborener LAD -> lenken Interpretation-> Pinker: Sprachorgan: was aus Umwelt an input kommt -> so wird dieses angepasst -> Das Language-Acquisition-Device-Modell (LAD) ist ein nativistisches Konzept zum Spracherwerb von Noam Chomsky. Dem nativistischen Ansatz zufolge ist ein erblich bedingtes Vorwissen Grundlage des Spracherwerbs. Gewisse Sprachkenntnisse kommen von innen, sind also angeboren. Die Grundannahme des LAD-Modells besteht darin, dass jedes Kind von Anfang an ein Wissen um die Grammatik hat.
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- Theorien des Spracherwerbs: Argumente für nativistische Theorien Universalität und Spezies-SpezifitätSprache ohne Input (Erfindung von Gebärdensprachen bei gehörlosen Kindern)Erblichkeit von SprachentwicklungsstörungenKritische PeriodenDissoziationen zwischen Spracherwerb und allgemeiner intellektueller Entwicklung (Zusammenhang)LokalisationMangel an Informationen im Input „Poverty of the Stimulus“UniversalienModularität der Sprachverarbeitung -> Lokalisation linke Hemisphäre, stark von der Genetik gesteuert: unabhängig von der Umwelt -> universal-> Broca Hirnareal-> Das Poverty-of-the-Stimulus-Argument (POSA) (dt. in etwa "Argument von der Armut der Reize") besagt, dass vieles von dem, was im menschlichen Geist ist, zu komplex und zu vielfältig sei, als dass es (im Lauf des Lebens) von Außen hinein gekommen sein kann.
- Theorien des Spracherwerbs Interaktionisten (Kommunikative Funktionen der Sprache) - Sprache ist eine genuin soziale Fertigkeit- Kinder sind motiviert zu kommunizieren- Kinder richten ihre Aufmerksamkeit auf sprachliche und nicht-sprachliche Kommunikation- Keine sprachspezifischen Lernprozesse- Die strukturellen Eigenschaften, die die Nativisten für angeboren halten, sind Produkt sozialer Interaktion- Evidenz: Frühe Sensitivität für sozial-pragmatische Hinweise (besonders Wortschatzerwerb) -> kein LAD. es reicht allgemeine Kognition, strukturelle Eigenschaft durch Austausch mit der Umwelt-> angeboren, aber Umwelt muss dazu kommen-> Wahrheit liegt in der Mitte (Zeigegesten: frühe Sensitivität!)
- Schadet früher (früher als 24 Monate) Fernsehkonsum dem Wortschatz? Bedingungen: Eltern als Lehrer; Video mit Interaktion; Video ohne Interaktion; Kontrollgruppe - TV: Wortschatzprogramm nicht förderlich- naturalistische Interaktion am besten- Video ohne interaktion (ohne Eltern)- Video mit (mit Eltern dabei gesehenes besprochen)-> keine Unterschiede zw. den Videos auch zur Kontrollgruppe-> direkte Interaktion besser-> ab: 30 Monaten aber auch über Medien lernen