Paradigmengeschichte und Rahmenbedingungen (Fach) / Wie ist Psychologie als Wissenschaft möglich? (Lektion)
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Gerhard Benetka
Diese Lektion wurde von Juls96 erstellt.
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- Woher weiß ich oder kann ich wissen, was in einem Menschen gerade vorgeht? Woher weiß ich, ob ein anderer Mensch gleich, ähnlich oder ganz anders fühlt, denkt, hört, als ich es tue oder anderes will, als ich will? Das einzige, was ich sicher weiß, ist, was ich sehe, fühle, denke. Kurz was ich erlebe. Das andere genauso ein Bewusstsein von sich selbst und der Welt haben, wie ich es habe, ist bloß ein Analogieschluss. Erlebt und Bewusstsein des Menschen, sind neben dem Verhalten auch dezidiert(bestimmt)
- Untersuchungsgegenstand der Psychologie →wie kann über etwas, das nur mir zugänglich ist, das also meine innerste private Erfahrung ist, wissenschaftlich etwas ausgesagt werden.
- Wissenschaftliches Wissen zeichnet sich durch seinen öffentlichen Charakter aus.
- Wissenschaft ist ein soziales, also ein kollektives Unternehmen
- Wissenschaft -oberster Grundsatz was erforscht wird und wie geforscht wird muss von jedermann intersubjektiv nachvollziehbar sein Will ich also psychisches Erleben wissenschaftlich erforschen, muss ich mein eigenes psychisches Erleben zum Objekt meiner Forschung machen.
- Zentralproblem der Psychologie das forschende Subjekt muss sich selbst als Forschungsobjekt nehmen. Forschungspraktisch formuliert: das beobachtende Subjekt fällt mit dem zu beobachtenden Objekt zusammen. - niemand ist im Stande die Beobachtung zu kontrollieren. Wie kann unter diesen Umständen die Psychologie eine Wissenschaft sein?
- Psychisches Erleben Vorgang, der uns "gegeben" ist, unabhängig davon, ob wir ihn bewusst registrieren. "Irgendwie gegeben" = "in der inneren Wahrnehmung gegeben" Zu unterscheiden von: In der "inneren Wahrnehmung Gegebenen" = Selbstbeobachtung = Introspektion.
- Paradigmen wissenschaftlichen Grundströmungen in Anspielung auf den Wissenschaftsforscher Thomas Kuhn (im Übrigen ist dieser Gebrauch des Begriffes Paradigma in Hinblick auf die Geschichte der Psychologie eher problematisch!)
- Beobachten Aufmerksamkeit gezielt auf die in Frage stehende Erscheinung gerichtet, Psychologie, anders als in den Naturwissenschaften, existieren die zu beobachtenden Vorgänge nicht unabhängig vom beobachtenden Subjekt. Ist Selbstbeobachtung als wissenschaftliche Methode möglich?
- Kant gegen die Introspektion "die Beobachtung an sich schon den Zustand des beobachteten Zustand alteriert (verändern) und verstellt" der Vorgang der Beobachtung verändert also das, was zur Beobachtung ansteht. Oder wie Franz Brentano formulierte "denn der den Zorn, der in ihm, glüht, beobachten wollte, bei dem wäre er offenbar bereits gekühlt, und der Gegenstand der Beobachtung verschwunden.
- Lösungsansätze der großen Grundrichtungen der Psychologie -Wilhelm Wundt hat den kantischen Einwand gegen die Introspektion übernommen, daher Minimierung der Introspektion in der psychologischen Forschung auf ein Minimum → Versuch, innere psychische Vorgänge im Experiment zu externalisieren, Privates zu "veröffentlichen", um es beobachtbar zu machen , zB Willensvorgänge, auch wenn experimentell erzeugt bleiben ein innerer Vorgang, aber auch eine Außenseite ist vorhanden, "öffentliche" durch zeitlichen Verlauf, dieser kann gemessen und die Veränderung aufgrund von Außeneinflüssen systemisch untersucht werden.
- Lösungsansätze der großen Grundrichtungen der Psychologie -Psychologen-Generation nach Wundt - psychisches in Beziehung zu physischen Vorgängen, wenn privates subjektives Erleben nicht objektiv, so können die körperlichen Vorgänge, die alle psychischen Vorgänge begleiten, erfasst werden.
- Lösungsansätze der großen Grundrichtungen der Psychologie -Franz Brentano Begründer der phänomenologischen Richtung der Psychologie, konstatiert die Unmöglichkeit der Beobachtung gegenwärtiger psychischer Vorgänge, Retrospektion statt Introspektion
- Lösungsversuche -Zusammenfassung Lösungsversuche des Problems mit der Selbstbeobachtung als höchst unsichere Grundlage der Psychologie - Wundt - weitgehende Externalisierung inneren erlebend über die Anbindung an äußere, physikalische Stimuli, - Würzburger Schule - Normierung der Sprache von Erlebnisbeschreibungen - Vielerlei kritisches - trotzdem relevante wissenschaftliche Ergebnisse, am nachhaltigsten in Form der Wahrnehmungspsychologie der Gestalttheoretischen Schule - Methode zur Erfassung psychischen Erlebens sind eine Synthese aus all den Vorschlägen.
- Geschalttheoretische Schule • entwickelt in den 20iger und 30iger Jahren, Begründer: Wolfgang Köhler, Max Wertheimer & Kurt Koffka Externalisierung von psychischen Vorgängen im Experiment Zusammenhang zwischen psychischen und physischen Vorgängen, ZB Änderung der Hirnströme Retrospektion statt Introspektion – psychischer Vorgang läuft ungestört ab, nicht wie bei der Introspektion. Im Anschluss Erinnern an den Vorgang
- Entwicklung der Psychologie in den USA -Entwicklung - Entwicklung nicht innerhalb eines bereits festgefügten Universitätssystems • Kontrolle über Stellenbesetzungen, Finanzierung in den Händen wirtschaftlicher Interessengruppen und der die repräsentierenden Politiker, von der Förderung der Wissenschaft versprach man sich einen praktischen Nutzen, Beitrag zu Lösung vieler sozialer Probleme erwartet, die der Übergang von einem Agrar- zu einem Industriestaat mit sich brachte
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- Entwicklung der Psychologie in den USA -Definition - Definition "Psychologie ist die Wissenschaft vom Verhalten von Organismen" -> alle Probleme der Introspektion sind gelöst
- Entwicklung der Psychologie in den USA -John B. Watson • John B. Watson 1913 - "Psychologie, wie sie der Behaviorist sieht, ist ein vollkommen objektiver, experimenteller Zweig der Naturwissenschaften. Theoretisches Ziel ist die Vorhersage und Kontrolle von Verhalten". Keine Trennungslinie zwischen Mensch und Tier bei der Bemühung, ein einheitliches Schema der Reaktionen von Lebensweisen zu gewinnen
- Entwicklung der Psychologie in den USA -zwei verschieden Arten von Psychologie • Psychologie als Wissenschaft vom inneren Erleben Vs Psychologie als Wissenschaft vom Verhalten - zwei verschiedene Arten von Psychologie, von Wissenschaft. beide verweisen auf 3. Grundart - Geisteswissenschaftliche Psychologie (Spranger) oder verstehende Psychologie (Jaspers)
- Entwicklung der Psychologie in den USA -Behaviorismus rein US-amerikanisch
- geisteswissenschaftliche Psychologie -wichtigste Vertreter Wilhelm Dilthey, Eduard Spranger, Karl Jaspers, Theodor Erismann
- geisteswissenschaftliche Psychologie -Denkschule - Keine einheitliche Denkschule, gemeinsam jedoch, dass sie jede Art von Naturwissenschaftlicher Erklärung menschlicher lebenserhaltende als unangemessen zurückweisen, eigene, von den Naturwissenschaften unterschiedene Forschungsstrategie
- Entwicklung der Psychologie in den USA -geisteswissenschaftliche Psychologie rein Deutsch
- geisteswissenschaftliche Psychologie -Motto - "Es ist tatsächlich kein Mensch das, was er ist, rein aus sich selbst geworden, sondern nur unter dem bestimmenden Einfluss der Gesellschaft, in der er lebt" - Motto der geisteswissenschaftlichen Psychologie - jedes individuelle menschliche Handeln erhält seinen Sinn und seine Bedeutung erst durch den kulturellen Kontext → kulturelle Lebensäußerungen, zB Sprache, soziale Normen, wirtschaftliche Einrichtungen, müssen verstanden werden, um Sinn und Zweck des Handelns zu erkennen
- geisteswissenschaftliche Psychologie -Methodische Hinsicht - innere psychische Ebene einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht direkt zugänglich, allerdings zugänglich ist der Ausdruck dieses Erlebens, seine Objektivationen in individuellen Handlungen. Verstehen fremder Lebensäußerungen setzt ein verwandtes eigenes Erleben voraus, verstehen von Fremderleben gründet sich also in einem Nacherleben → Empathie? Wie soll man auf "einfühlen" und "nacherleben" eine wissenschaftliche Psychologie bauen?
- Empathie? Wie soll man auf "einfühlen" und "nacherleben" eine wissenschaftliche Psychologie bauen? • Aussagen von interviewten Personen werden interpretiert und geistige Produktionen von Menschen werden für die psychologische Analyse verwendet • Kunst der wissenschaftlichen Interpretation - Hermeneutik - Methodik des Deutens, Auslegens, Verstehens von schriftlichen Texten, allgemein von allem irgendwie symbolisch artikulierten Bedeutungen, zu von allem was sinnvoll ist, was einen Sinn hat oder haben könnte, Grundlage ist der "hermeneutische Zirkel" - Einzelnes kann nur in seiner Beziehung zum Ganzen, das Ganze aber wiederum nur durch eine angemessene Interpretation des einzelnen verstanden werden.
- hermeneutische Zirkel - Einzelnes kann nur in seiner Beziehung zum Ganzen, das Ganze aber wiederum nur durch eine angemessene Interpretation des einzelnen verstanden werden.
- Hermeneutik Methodik des Deutens, Auslegens, Verstehens von schriftlichen Texten, allgemein von allem irgendwie symbolisch artikulierten Bedeutungen, zu von allem was sinnvoll ist, was einen Sinn hat oder haben könnte
- Zusammenfassung - Psychologie als einheitliche Wissenschaft gibt es nicht- 3 Grundrichtungen Klassisch-deutschsprachige Tradition - von Wundt über die Würzburger Schule bis zur Gestalttheoretischen Schule - innere Erlebnisse, methodisches Problem der Introspektion US-amerikanischer Behaviorismus - Verhalten als einzig legitimer Gegenstand der psychologischen Forschung, Forschungsmethoden: Verhaltensbeobachtung Geisteswissenschaftliche Psychologie - Mittelpunkt des Interesses der Zusammenhang von Individuum und Kultur, Zusammenhang von individuellen und kulturellen Lebensäußerungen - Bühler- Krise der Psychologie keine Bestands- sondern eine Aufbaukrise, dh Krise, die typisch ist im Stadium des Ausbaus einer neuen, jungend Wissenschaft Vorschlag zur Überwindung der Krise – Erleben, Verhalten und die systematische Artikulationen der Menschen sind drei einander ergänzende Aspekte des einen einheitlichen Gegenstandes der Psychologie - Eine Universalmethode gibt es nicht, Pluralismus der Methoden