Entwicklungspsychologie (Fach) / Pränatale Entwicklung_frühe Kindheit (Lektion)
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Vorlesung 4
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- Der Einfluss von Anlage und Umwelt auf die pränatale Entwicklung Biologische Reifungsprozesse sind die Grundlage für Erfahrungen => Ausbildung der Wahrnehmungsfähigkeiten Der Beginn und das Tempo der Reifung verschiedener Bereiche des ZNS varrieren => Heterochronie Erfahrungen bewirken biologische Veränderunngen und die Umgestaltung neuronaler Netzwerke durch den Ausbau häufig genutzter Nervenverbindungen und den genetisch programmierten Zelltod => Apoptose
- Stadien der pränatalen Entwicklung (3) Bis 2 Wochen = Zygote 3. bis 8. SSW = Embryo Ab 3. SSM = Fötus
- Befruchtung und Einnistung (1. und 2. SSW) Befruchtung: Spermium dringt in die Eizelle ein und die beiden hälftigen DNS-Stränge verschmelzen zu einer Genkombination Zellteilung: Befruchtete Eizelle (Zygote) teilt sich nach ca. 30. Std. zum ersten Mal, dann beschleunigt sich die Zellteilung Nach 5-6 Tagen teilt sich die Zellansammlung (Blastozyste) in 2 Teile -> aus einem Teil entwickelt sich der Embryo, aus dem anderen entstehen Versorgungsstrukturen Einnistung der Blastozyste in Gebärmutterschleimhaut (Ende 1. SSW)Bildung der Keimscheibe am Ende der 1. SSW -> daraus entsteht der Embryo
- Befruchtung und Einnistung (Ab 3. bis ca. 8. SSW) Wenn der Nistplatz näher am Gebärmutterhals liegt, steigt das Risiko, dass das Kind bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals hat Zweieiige Zwillinge: wenn zwei getrennte Eier gleichzeitig die Gebärmutter erreichen und von zwei getrennten Spermien befruchtet werden Eineiige Zwillinge: wenn sich die innere Zellmasse der Blastozyste teilt und beide Teile sich anschließend getrennt weiter entwickeln Entstehung des Nervensystems (u.a. Gehirn), der inneren Organe und Extremitäten
- Entwicklung des Embryos (Ca. 8. SSW bis Geburt) Ab 8. SSW: erste unkoordinierte Bewegungen sowie einfache Reaktionen auf Berührungen möglich Ab 6. SSW: aus den vorher identischen Vorläuferorganen entwickeln sich die weiblichen/männlichen Geschlechtsorgane => Sexualhormone, die auch auf Körper und Gehirn wirken Ab 12. SSW: das Geschlecht ist äußerlich erkennbar Ab 10. SSW: alle zentralen Organe und Körperteile sind angelegt, Größenwachstum, Differenzierung, Koordination und pränatales Lernen Ab 12. SSW: durch Reifung des zentralen und peripheren Nervensystems und der Muskeln erfolgen erste koordinierte Bewegungen (spürbar ab 17.-20. SSW)
- Entwicklung des Fötus (20. SSW - 40. SSW) Ab 20. SSW: erste Reaktionen auf Geräusche und Lichtreize => Der Fötus ist vor der 22. SSW nicht überlebensfähig, da Lungen und Verdauungssystem noch nicht hinreichend entwickelt sind, Gehirn kann weder Atmung noch Körpertemperatur regulieren Ab 28. SSW: Wachstum der Großhirnrinde (zerebraler Kortex), wechselnde Phasen von Wachheit und Inaktivität, zunhmende Reaktionsbereitschaft auf äußere Reize und erste Reflexe (z. B. Greifen) Ab 33. SSW: Lungenreifung, Fettschicht der Haut, Antikörper Ca. 40. SSW: Geburt (Durchschnitt: ca. 50 cm und 3300g) Frühgeburt vor der 37. SSW; Spätgeburt nach der 42. SSW
- Risikofaktoren für die pränatale Entwicklung Teratogene (schädigende Einflüsse) Ionisierende Strahlung Drogen Umweltgifte Ernährung der Mutter Genussmittel Starker negativer Stress der Mutter Medikamente Krankheiten der Mutter
- Auswirkungen von Teratogenen Direkte Auswirkungen: Fehlentwicklungen von Körperstrukturen und Organen -> da diese Strukturen vor allem in der Embryonalphase heranreifen, ist das Ungeborene dafür empfänglich Bsp: Thalidomid: führt zu Fehlentwicklungen der Extremitäten bei Einnahme in der 4.-6. SSW Indirekte Auswirkungen: Zeigen sich erst zu späteren Zeitpunkten im Verhalten und Erleben, z.B. Aufmerksamkeits-, Lern- oder Verhaltensprobleme Lösen höchstwahrscheinlich Mikrodefekte im ZNS aus, z.B. verminderte Anzahl neuronaler Verbindungen, Störungen des Neurotransmitterprozesses
- Risikofaktoren (Alkohol, Rauchen, starker negativer Stress der Mutter) AlkoholAlkohol gelangt über Nabelschnur direkt in den kindlichen Organismus; passiert ungehindert die Plazenta, kein Abbau möglichFötales Alkoholsyndrom:•Untergewicht und Minderwuchs (im Durchschnitt 1kg leichter und 5 cm kürzer als normale Neugeborene) (Löser, 1995) und Gesichtsfehlbildungen•Fehlbildungen am Herzen und Genitalbereich•Vermindert ausgereiftes Gehirn (Mikrozephalie)•Intelligenzminderung, geistige Retardierung, Verhaltensstörungen •Keine eindeutig definierbare unbedenkliche Trinkmenge•Gelegentlich exzessiver Konsum ist eventuell gravierender als regelmäßiger geringer Alkoholkonsum (Aber auch letzterer kann sich schädigend auf das Ungeborene auswirken!)•Größte Gefährdung in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten=> Empfehlung, keinerlei Alkoholkonsum in der Schwangerschaft RauchenVerminderte Sauerstoffversorgung des Fötus durch Inhalation von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid verhindert Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff verengt die Hauptarterien (Blutzufuhr in Gebärmutter) ->•Vermindertes Geburtsgewicht und erhöhtes Risiko für Geburtskomplikationen (dreifach erhöhtes Risiko einer Totgeburt und Fehlgeburt als bei Nichtraucherinnen)•Signifikant erhöhtes Risiko des plötzlichen Kindstods (Niebyl, 1994)•Risiko für spätere Aufmerksamkeit-, Lern- und Verhaltensprobleme Starker negativer Stress der MutterKritische Lebensereignisse oder hohe Belastungen führen zu Stress ->•Verringerung der Blutzufuhr in die Gebärmutter und erhöhte Konzentration von Stresshormonen (z.B. Cortisol, Adrenalin) im Blut der Mutter und des Ungeborenen ->•Annahme: physiologische Stressregelkreise können sich nicht optimal entwickeln ->•Spätere Störungen der Stressregulation, Hyperaktivität oder Ess- und Schlafstörungen möglich
- Vergleich Frühgeburt vs. Unterentwicklung Frühgeburt: •Zu kurze Schwangerschaftsdauer: Geburt vor der 37. SSW•Unzureichende körperliche Entwicklung•Ca. 10% Frühgeburten Unterentwicklung: •Körperliche Entwicklung eines früh- oder termingerecht geborenen Kindes ist nicht angemessen für die im Mutterleib verbrachte Zeit (Gestationsalter)
- Ursachen für Frühgeburten •Bakterielle Infektion•Mehrlingsgeburten•Rauchen, Fehlernährung, Stress•Schlechter Gesundheitszustand der Mutter•Schwangerschaft weniger als 1 Jahr zuvor Kinder, die nach der 24. SSW. geboren werden, haben in der BRD eine Überlebenschance von 60-80%; davor: 50%Die untere Grenze fürs Überleben liegt zurzeit bei ca. 500 g(Lebenserhaltende Maßnahmen sind erforderlich aufgrund unzureichend ausgereifter Körpersysteme)
- Probleme und Risiken in der Pflege von Frühgeborenen Probleme in der Pflege: •Unterstimulierung = Fehlen von mütterlichen Bewegungen, Stimme, Herzschlag und Atemgeräusche und mangelnder Körperkontakt•Über- oder Fehlstimulierung = zu helles Licht und Geräusche, Berührungen•Keine Schutzreflexe = Kopf abwenden, Verdecken der Augen Belastungen in der Eltern-Kind Beziehung: •Sorgen um die Gesundheit des Frühgeborenen•Wenig Körperkontakt durch Brutkasten•Unsicherheit, Hilflosigkeit und Schuldgefühle seitens der Eltern•Vorbereitung auf Elternschaft noch nicht abgeschlossen•Oft belastendes Geburtserlebnis•Mögliche spätere Entwicklungsdefizite des Frühgeborenen (Motorische Koordination, Erregungskontrolle, Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis) (Schneider et al., 2004)
- Pränatales Lernen •2-3 Tage alte Säuglinge erinnern sich an den sprachlichen Klang einer Geschichte, die von der Mutter während des 8. und 9. Schwangerschaftsmonats 2 mal täglich vorgelesen wurde → Saugpräferenzmethode (DeCasper und Spence, 1986): Zur Untersuchung von Wahrnehmungspräferenzen Neugeborener steckt man dem Kind einen speziell präparierten Schnuller in den Mund, über den zunächst die spontane Saugfrequenz erfaßt wird (Basisrate). Anschließend lernt das Kind, durch die Steigerung oder Reduzierung seiner Saugfrequenz bestimmte Reize “herbeizusaugen.” Aus seinem Saugverhalten kann man schließen, ob es zwei Reize unterscheiden kann, und wenn ja, welchen von beiden es bevorzugt. •Neugeborene präferieren den Geruch des eigenen Fruchtwassers (Schaal et al., 1995)Im letzten Schwangerschaftsdrittel sind also die Lernfähigkeit und das Gedächtnis so weit entwickelt, dass pränatale Erfahrungen über die Geburt hinweg und über längere Zeit bestehen bleiben Wahrnehmungseindruck oder Erinnerung?1.Wahrnehmungsreiz wird dargeboten (z.B. Ton) 2.Orientierungsreaktion des Fötus (z.B. Innehalten von Bewegung) 3.Wiederholte Reizdarbietung -> schwächere Reaktion des Fötus (Habituation) 4.Darbietung eines neues Reizes (z.B. neuer Ton) -> stärkere Reaktion des Fötus (Dishabituation)Ab der 32. SSW ist Erinnerungsfähigkeit feststellbar (bei Mädchen etwas früher) (s.a. experimentelle Säuglingsforschung)
- Neugeborene - Entwicklungsziele den Körper an die Umgebung außerhalb des Mutterleibs anpassen in Beziehung mit anderen Personen treten um eigenes Überleben zu sichern Regulation von Körperfunktionen
- Neugeborene - Aktivierungszustände und Erregungsregulation Aktivierungszustände richten sich nach körperlichen Bedürfnissen Es gibt interindividuelle Unterschiede in den Körperfunktionen, Rhythmen und Irritierbarkeit Erregungsregulation:Die Fähigkeit seinen eigenen Erregungszustand auf ein angemessenes Maß an Intensität zu bringen → zunächst hohes Maß an zusätzlicher Beruhigung durch die Eltern
- Neugeborene - Motorik und Reflexe Beim Neugeborenen funktioniert die Koordination der einzelnen Extremitäten noch nicht gut (ruckartiges Strampeln) Neugeborenenreflexe: typische angeborene Reaktionen auf bestimmte Reize Gibt wichtige Aufschlüsse über den Entwicklungsstand Überlebenswichtige Funktion
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- Methoden der experimentellen Säuglingsforschung (2) Verhaltensbeobachtungen: Beobachtungen in experimentellen Kontexten geben Hinweise darauf was Neugeborene wahrnehmen Stimuli werden systematisch eingesetzt und die Reaktion des Säuglings auf die Stimuli wird beobachtet: 1. Präferenzparadigma, 2. Habituations-Dishabituations-Paradigma Präferenzparadigma: Dem Säugling werden zwei oder mehr Stimuli präsentiert Aus der Reaktion des Kindes wird auf seine Präferenz für einen der Stimuli geschlossen Blickverhalten (Blickpräferenz, Blickdauer) Körperbewegungen (Kopfdrehpräferenz, z.B. bei akustischen Reizen) Saugreaktion (Saugpräferenz, Saugfrequenz) Säugling kann durch Steigerung oder Senkung der Saugfrequenz (High-Amplitude-Sucking-Method), je nach experimenteller Voreinstellung, das Erscheinen eines präferierten Stimulus kontrollieren Habituations-Dishabituations-Paradigma: Dem Säugling wird eine Reihe gleichartiger Stimuli wiederhohlt dargeboten bis eine Reizgewöhnung eingetreten ist Wird nun ein Reiz präsentiert, den der Säugling als abweichend wahrnimmt, kommt es zu einer Orientierungsreaktion Der Säugling schaut wieder länger auf den neuen Reiz Auch die physiologischen Reaktionen weisen auf eine erhöhte Aufmerksamkeit hin (z.B. sinkende Herzrate) Auftreten einer Orientierungsreaktion: Kind kann zwischen Reizen unterscheiden
- Neugeborene - Wahrnehmung und Sensorik (Somatosensorik) Wahrnehmung und Sensorik: Fühlen (Somatosensorik) •Rezeptoren in der Haut : Wahrnehmung von Druck, Vibration und Temperatur (Exterozeption) ; Exploration (Haptik)•Rezeptoren in Gelenken und Muskeln: Wahrnehmung der Stellung der Körperglieder und Muskelspannung (Propriozeption) -> Bewegungskontrolle•Somatosensorische Rezeptoren: Schmerzempfinden (Nozizeption) Belege für die frühe Funktionsfähigkeit des somatosensorischen Systems •Daumenlutschen und Umfassen der Nabelschnur•Neugeborenenreflexe•Beruhigung durch Berührung•Abwehr- oder Schutzbewegungen als Reaktion auf Reize
- Neugeborene - Schmecken und Riechen Rezeptoren in Mund und Nase - > Präferenz für Geruch des Fruchtwassers/Muttermilch ihrer Mutter gegenüber dem Geruch des Fruchtwasser/Muttermilch einer anderen Frau -> Kopfdrehpräferenz (Erkennen von Personen, die für das Überleben wichtig sind) => Kopplung von Schmecken und Riechen weil im Mutterleib kann das Fruchtwasser nur geschmeckt werden -> Neugeborene können aber auch am Geruch unterscheiden) Muttermilch gegenüber neutral riechender Flüssigkeit Süße Flüssigkeiten gegenüber sauren Flüssigkeiten Unterscheidung zwischen süß, sauer, salzig und bitter (Saugpräferenzmethode und Analyse mimischer Reaktionen)
- Neugeborene - Hören Ab 20. SSW: Föten können gedämpft die Stimme der Mutter und Außengeräusche hören (Hörrezeptoren) Neugeborene sind leicht schwerhörig, sie unterscheiden aber verschiedene Laute und zeigen Präferenzen (akustische Lokalisation) : a)Komplexe Laute wie etwa Stimmen gegenüber einzelnen Tönenb)Ammensprache gegenüber normaler Sprachec)Stimme der Mutter gegenüber der einer anderen Fraud)Muttersprache gegenüber einer anderen Sprache
- Neugeborene - Sehen •Der am wenigsten entwickelte Sinn bei der Geburt (Gehirnareale und Augen sind noch nicht voll ausgebildet)•Neugeborene sind kurzsichtig und sehen leicht unscharf•Neugeborene sehen innerhalb eines optimalen Sehabstands (bis zu ca. 25 cm) scharf•Mit 8 Monaten => ähnliche Sehschärfe wie Erwachsene•Messmethode: Blickpräferenz Neugeborene präferieren (Blickpräferenzen): a)Muster gegenüber homogenen Flächenb)Farben und Schwarz-Weiß Kontraste gegenüber grauc)Vertikal symmetrisch gegenüber horizontal symmetrischen Musternd)Sich bewegende gegenüber statischen Objektene)Gesichtsähnliche Konfigurationen
- Frühkindliches Temperament Aktivitätsniveau, Aufmerksamkeitsspanne, Ausdauer, angstvolles oder reizbares Unbehagen/Irritabilität, positive Grundstimmung Individuelle Unterschiede in der Qualität/Intensität emotionaler Reaktionen, der emotionalen Selbstregulation und im Aktivierungs-niveau (Aufmerksamkeit) -> Reaktion auf neue und/oder intensive Reize: Typen des Temperaments: Typ 1: Gehemmt/hoch reaktiv (ängstlich, zurückhaltend, niedrige Reizschwelle für negative Emotionen) vs. Typ 2: nichtgehemmt/niedrig reaktiv (explorative, höhere Reizschwelle für negative Reaktionen) (Kagan, 1997) 3 Grundtypen des Temperaments: einfache, schwierige und nur langsam aktiv werdende Kinder (Chess und Thomas, 1984)
- Intermodale Wahrnehmung = Integration von Informationen aus verschiedenen Sinnesmodalitäten zu einem einheitlichen Sinneseindruck: Akustische Lokalisation: schon Neugeborene wenden ihren Kopf in Richtung einer Schallquelle (Koordination Fühlen der Kopfdrehung und Sehen in Richtung Geräuschquelle) Koordination von visueller und taktiler Wahrnehmung: 4 Wochen alte Säuglinge, die einen Schnuller mit Noppen gefühlt, aber nicht gesehen haben, bevorzugen später das passende Bild und umgekehrt (Kaye und Bower, 1994)
- Der kompetente Säugling - Weiterentwicklung des funktionsfähigen Wahrnehmungssystems in folgenden Domänen •Motorik (Fein- und Grobmotorik) •Denken (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Kategorisierung, Wissen) •Sprache (Verständnis und Produktion) •Soziale Beziehungen (geteilte Aufmerksamkeit, aktive Interaktion) •Selbstregulation und Gefühle (Beruhigung, emotionale Differenzierung)
- Der kompetente Säugling - Motorik Lernen: den Körper zu kontrollieren Dinge in seiner Welt zu erreichen Sich fort zu bewegen Hände gezielt zu nutzen ermöglicht aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt Grobmotorik: Kopfkontrolle (Kopf alleine anheben), Rumpfkontrolle (Alleine sitzen), Beinkontrolle (Stehen mit Festhalten), Fortbewegung am Boden/ im Stehen Feinmotorik: Hand-Körper-Koordination (Eine Hand gezielt zum Mund führen), Objekte greifen und halten (Gezielt nach hingehaltenem Spielzeug greifen), Gegenstände manipulieren (Objekt von einer in die andere Hand geben)
- Der kompetente Säugling - Kognitive Entwicklung (Aufmerksamkeit und domänenspezifisches Wissen) Aufmerksamkeit: Obligatorische Aufmerksamkeit: zw. 1. und 4. Monat Tendenz an einem visuell fixierten Objekt mit dem Blick „haften“ zu bleiben •ab dem 3. – 4. Monat ist ein „Loslassen“ des Reizes oder Examinieren zunehmend möglich Hinweis bzw. Grundlage für die Funktion des Kurzzeit- und Langzeitgedächtnisses Domänenspezifisches Wissen: Kernwissenshypothese: für bestimmte Wissensbereiche gibt es angeborenes Wissen Psychologie (Lebewesen vs. unbelebtes Objekt, Gesichter, Bewegung, Interaktion) Physik (Bewegung unbelebter Objekte vs. Lebewesen) Mathematik (Mengenverständnis ->Säuglinge können die Anzahl „1“ und „2“ voneinander unterscheiden. Sie nutzen dieses Wissen für einfache Addition und Subtraktion) auch Theory of Mind: bezeichnet die Fähigkeit, eine Annahme über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen vorzunehmen und diese in der eigenen Person zu erkennen, also Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen zu vermuten
- Der kompetente Säugling - Sprache Sprachverstehen: Betonungsmuster unterscheiden (o-2 Monate), Bedeutung einzelner Wörter verstehen (7-10 Monate) Sprachproduktion: Gurren (1-2 Monate), Einzelne Wörter sprechen (11-15 Monate)
- Der kompetente Säugling - Soziomemotionale Entwicklung Soziale Beziehungen sichern das Überleben des Kindes (ab ca. 6 Wochen „soziales Lächeln“) -> wichtig ist hier die sensible, angemessene und kontingente Eltern-Kind-Interaktion (-> Vertrauensbasis) Differenzierung der Gefühlswahrnehmung durch Spiegelung Neugeborenen-Imitation (z.B. Zunge rausstrecken) Personenbezogene Präferenzen -> Fremdenangst oder Fremdeln, ab ca. 8. Monat: starke Zurückhaltung gegenüber Unbekannten Soziales Referenzieren (z.B. geteilte Aufmerksamkeit)
- Der kompetente Säugling - geteilte Aufmerksamkeit Geistiger Zustand, in dem sich 2 Personen auf den gleichen Gegenstand in der Umwelt beziehen und sich dessen bewusst sind Ab dem 9. Monat: Das Kind kann gleichzeitig den Gegenstand selbst und den Aufmerksamkeitszustand des Interaktionspartners
- Der kompetente Säugling - Selbstregulation der Gefühle Selbstregulation: Strategien zur emotionalen Selbstregulation (z.B. Selbst-beruhigung durch Finger lutschen, Schlaf-Wach-Rhythmus finden) Differenzierung des Gefühlausdrucks: vom globales Unbehagen -> zu Ärger, Frustration (ca. 4-8 Monate) von einfacher Furchtreaktion -> zu komplexeren Angstreaktionen (ca. 6-9 Monate)
- Zweites Lebensjahr - Soziale Kognition •Verständnis von Ursachen und Folgen von Grundemotionen und wie sie sich im Verhalten zeigen•Entwicklung von Selbstkonzept und Selbstwertgefühl•Frühe Anzeichen eines sich entwickelnden Moralempfindens•Geschlechtsstereotype Annahmen und Verhaltensweisen nehmen zu •Mit Ende des 2. LJ. werden selbst-bewusste Emotionen wie Scham, Stolz gezeigt•Ab dem 3. LJ. werden Emotionen wie Stolz zunehmend mit der eigenen Leistung verknüpft•Ab 2. LJ. weiß das Kind, dass Handlungen Absichten zugrunde liegen•Mit ca. 18. Monaten besitzt es ein Verständnis für eigene und fremde Vorlieben•Ab 18. Monaten wird zwischen eigenen und fremden Emotionen unterschieden
- Zweites Lebensjahr - Soziales Verhalten •Elterliche Anweisungen und Verbote nehmen zu (wg. der zunehmenden Mobilität)•Erleben von kindlicher Frustration•Trotzverhalten ab 16 bis 18 Monaten durch eingeschränktes Ausleben der eigenen Bedürfnisse (unzureichende Emotionsregulation und mangelnde Verhaltensalternativen)•Ab dem 2. LJ. nimmt soziale Folgsamkeit zu (Verhaltenskontrolle)
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- Autonomiephase - Trotzphase (2. Lebensjahr) •Handlungsziel wird nun vor Handlungsbeginn reflektiert und das Kind nimmt sich als Agenten der Handlung wahr •Eigene Wünsche und Bedürfnisse werden deutlicher wahrgenommen •Selbstbehauptungswille entwickelt sich •Hohes emotionales und motivationales Engagement •Bei Behinderung steht den Kindern zunächst kein alternativer Handlungsplan zur Verfügung -> „Systemzusammenbruch“ •Spannungsfeld zwischen Wollen, Können und Mitteilungs-möglichkeit -> Mit zunehmender Sprach- und Handlungskompetenz bieten sich dem Kind Verhaltensalternativen, um eigene Meinungen und Wünsche zu äußern.
- Frühe Kindheit: Grobmotorik und Feinmototrik Grobmotorik: Weiterentwicklung von Bewegungsfunktionen, die der Gesamtbewegung dienen (Grobmotorik) hin zu komplexeren Bewegungsabläufen (Laufen, Hüpfen, Springen): Entwicklung von Balance => Myelinisierung im Cerebellum ab 3.LJ deutliche Beschleunigung beim Laufen, größere Wendigkeit und Geschicklichkeit mit 5. LJ ist die Basis für Erlernen von Schwimmen, Radfahren gegeben Verbesserungen von Werf- und Fangbewegungen Feinmotorik: Muskelbewegungen, aber auch Sprechmotorik und Mimik 2.-3.LJ Große Reißverschlüsse, Löffel benutzen, Tür öffnen 3.-4.LJ Große Knöpfe, selbst füttern, Schere benutzen 4.-5.LJ An- und Ausziehen, Gabel benutzen, Schneiden entlang der Linien 5.-6.LJ Messer benutzen, Knoten und Schleifen binden
- Frühe Kindheit - Exekutive Funktionen Zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr deutliche Verbesserung der exekutiven Funktionen => Reifung des präfrontalen Kortex: Planung von Handlungen Kognitive Flexibilität => Flexible Reaktionen auf Regelwechsel Überwachung und Anpassung von Arbeitsgedächtnisprozessen Inhibition von automatisierten bzw. nicht zielführendem Verhalten z.B. Belohnungsaufschub => Impulskontrolle ermöglicht Prognose über Schulbereitschaft und späteren Schulerfolg
- Frühe Kindheit - Motivation Definition: Tendenz einer Person, sich in Abhängigkeit der wahrgenommenen Erfolgswahrscheinlichkeit und dem subjektiven Wert für oder gegen Handlungsalternativen zu entscheiden Bestimmt Schul- und Berufserfolg maßgeblich mit Zunehmendes Bedürnis nach Kompetenzerleben und selbstständigem Handeln im Vorschulalter => Wird die Handlung ausgeführt, wird sie in Relation zu subjektiven Tüchtigkeits- oder Qualitätsmaßstäben entweder als Erfolg oder Misserfolg angesehen Theorie der Motivationsentwicklung (Heckhausen, 2010) Fazit: individuelle Unterschiede in der Anreizgewinnung durch Erfolg und Misserfolg schon vor Schulbeginn Kurz vor 3.LJ: Wunsch nach selbst bewirktem Handlungsergebnis Ab 3 1/2 J: Attribution von Erfolg und Misserfolg auf die eigene Tüchtigkeit Ab 5. LJ: Ausmaß der eigenen Tüchtigkeit wird relativiert an der erlebten Aufgabenschwierigkeit Ab 6. LJ: differenziertes Konzept von Anstrengung und Fähikeit bildet sich heraus
- Frühe Kindheit - Leistungsmotivation (4) Leistungsmotivation Interindividuelle Unterschiede durch: I.Erziehung zur Selbstständigkeit: Für Kinder aus benachteiligten und normalen Milieus ergaben sich die günstigsten Motivationswerte, wenn die Selbstständigkeitserziehung wirklich früh erfolgte. Für Kinder aus privilegierteren Milieus schien es hingegen günstiger, wenn die kindzentrierte Selbstständigkeitsentwicklung weder zu früh noch zu spät erfolgte II.Explorations- und Neugierverhalten: •Wichtige Komponente des Wirksamkeitsstrebens•Wirkt sich auf Interessensentwicklung aus•Es gibt stabile interindividuelle Unterschiede im Explorationsverhalten Altersabhängige Explorationsunterschiede:•Dreijährige zeigen v.a. taktiles und manipulatives Explorieren•Sechsjährige zeigen v.a. visuelles Explorieren III.Interessenentwicklung: •Sach- oder personenbezogenes Interesse•Geschlechtsspezifische Interessen bereits im Vorschulalter•Altersabhängige Entwicklung hin zu spezifischen Interessen => Zunächst universelle Interessen, später werden individuelle Interessenunterschiede ausgeprägter•Bedeutsame Rolle von frühen elterlichen Anregungen und Unterstützung => Die Kinder, die schon im Vorschulalter ein bestimmtes Interesse ausgebildet hatten, das von den Eltern unterstützt wurde, schienen in späteren Entwicklungsabschnitten besser dazu in der Lage zu sein, neue Interessen aufzubauen IV.Selbstkonzept und Attribution •Sehr optimistische Leistungseinschätzung (oft Leistungs-überschätzung durch wenig soziale Vergleiche, viel Lob, große Entwicklungsfortschritte)•Selbstkonzeption -> basierend auf körperlichen Erscheinung und konkreten Fertigkeiten (wird erst im Verlauf der Schulzeit stabil)•Allmähliche Entwicklung von Selbstwirksamkeit und ein Bewusstsein dafür, dass sie Urheber von selbst beabsichtigten Effekten in der Umwelt sind•"Erklärungsmodelle" für Misserfolg (Anstrengung, Fähigkeit, Aufgabenschwierigkeit und Zufall) sind nur in Ansätzen vorhanden!
- Frühe Kindheit - Emotion/Emotionsentwicklung Emotion:•Emotionen zeigen sich auf unterschiedlichen Ebenen•Ausdruck: Mimik, Gestik, Stimme•Vorstellung, Erleben, Verhalten, somatische Vorgänge•Emotionen sorgen für eine motivbezogene Regulation von Handlungen•Emotionen besitzen eine soziale und kommunikative Funktion (Basisemotionen: Ärger, Freude/Stolz, Furcht, Ekel, Wut, Scham/Schuld, Schmerz, Überraschung, Trauer, Verachtung) Emotionsentwicklung•Entwicklung von interpersonaler (Der Säugling zeigt seine Bedürftigkeit der Bezugsperson im Wesentlichen durch seinen emotionalen Ausdruck an) hin zu intrapersonaler Emotionsregulation (Die Voraussetzungen im Emotionsrepertoire verbessern sich soweit, dass die Kontrolle über eine begrenzte Zahl an emotionsauslösenden Situationen auch ohne Hilfe der Bezugsperson ausgeübt werden kann) •Kinder lernen ihren Emotionsausdruck zielgerichtet als wirksames Kommunikationsmittel einzusetzen => hierbei ist die sich im gleichen Alterszeitraum entwickelnde Fähigkeit der Perspektivenübernahme hilfreich (Theory of mind) •Entwicklung von selbstbewertenden Emotionen wie Stolz, Scham in Bezug auf eigene Tüchtigkeitsmaßstäbe •Empathie: Einjährige weinen, wenn ein anderes Kind weint (emotionale Ansteckung), ab 2 Jahren sind Kinder immer mehr um das Wohl des anderen besorgt, helfen und trösten
- Frühe Kindheit - Soziale Entwicklung + Kindergarten •Familiäre Sozialisation (s.a. Bindung)•Beziehung zu Gleichaltrigen (s.a. Kindergarten)•Sozialisation in Kindertageseinrichtungen (Kindergarten) Eintritt Kindergarten:- Häufig erste Trennung von primären Beziehungspersonen (-> Autonomie, Selbstvertrauen)- Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen gewinnt an Bedeutung (-> Kooperation und Konkurrenz)- Bedeutung der Eltern-Kind Beziehung für soziale Beziehungen- Sensitivität der Mutter/primären Bezugsperson ist entscheidend für sichere Bindung des Kindes, nicht Art der Betreuung Übernahme von Geschlechterrollen: •Unterschiedliche Präferenz von Spielzeug (Puppen vs. Autos)•Rollenspiele mit unterschiedlichen Inhalten (Fürsorge vs. Wettstreit/Kämpfe)•Beginn der Geschlechterzugehörigkeit•Modellernen und Imitation gleichgeschlechtlichen Verhaltens•Physisch aggressive Verhaltensweisen nehmen bei Mädchen ab Soziales Lernen: •Soziale Erfahrungen im Kindergarten können für das spätere Leben prägend sein (Sozialkompetenz, Leistungsmotivation etc.) •Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung außerhalb der Familie (z.B. zum Ausgleichen fehlender Anregungen) Aspekte einer guten institutionellen Kinderbetreuung:•Gruppengröße, Relation Erzieherinnen/Kinder, Bildung und Motivation der Erzieher, Kontakt zu Eltern