Deutsch (Fach) / Schriftspracherwerb (Lektion)

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Examensvorbereitung

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  • Anmerkungen zur „Schrift“ Schwerpunkt in der Grundschule Im Zuge der veränderten Lebenssituationen von Kindern, die mit einer durchschnittlich stark erhöhten Mediennutzung einhergehen, wird eine weiterhin erhöhte Schriftsprachkompetenz erforderlich. Gleichzeitig „wird der Schriftspracherwerb durch die Omnipräsenz konkurrierender Medien nicht gefördert, sondern gestört“ (Topsch 2005, S. 11). Die Ergebnisse der PISA-Studien: „etwa jeder fünfte 15-jährige der deutschen Stichprobe (22,3 Prozent) befand sich im untersten Leseleistungsfeld [der Studie von 2003]“ (ebd.).
  • Definition von „Schrift“ Ein spezielles Kommunikationssystem, dessen Aufgabe darin besteht, Inhalte festzuhalten – meist um sie über Raum und Zeit hinweg zu speichern – und bei Bedarf wieder verfügbar zu machen. [Damit ist] schriftsprachliches Handeln  […] eine spezielle Kommunikationsform.  Es ist auf Sinnbindung (Enkodieren/Schreiben) und Sinnfindung (Dekodieren/Lesen) ausgerichtet. […] Enkodieren und Dekodieren, Sinnbindung und Sinnfindung beruhen auf Konventionen. Schreiber und Leser müssen ein gemeinsames Zeichenrepertoire und dessen Verknüpfungsregeln beherrschen, sonst ist Kommunikation nicht möglich.
  • Die besondere Herausforderung alphabetischer Schriften Im Gegensatz zu Bildschriften, ist unsere Buchstabenschrift hoch abstrakt. Jeder Inhalt einer Sprache kann aufgeschrieben werden, dabei ist (hier im Gegensatz zu Wortschriften) Bedingung, dass sowohl die Kenntnis des Zeichenrepertoires und die Kenntnis der Sprache gegeben ist. Die Bedeutung ergibt sich nicht unmittelbar, sondern nur auf dem Umweg der Lautung. Das schließt allerdings nicht aus, dass beim flüssigen Lesen eine unmittelbare Bedeutungszuordnung möglich ist: Der kompetente Leser kann sich den „Umweg“ zumindest bei bekannten und häufig verwendeten Wörtern ersparen. Da Enkodieren und Dekodieren bei Buchstabenschriften grundsätzlich auf der Lautung beruhen, setzt die Teilhabe an der schriftsprachlichen Kommunikation in einer Buchstabenschrift zusätzlich die Beherrschung der jeweiligen Sprache voraus.
  • Die Grammatikalisierung der Schrift Die Grammatikalisierung der Schrift fällt mir dem Beginn der Alphabetisierung immer weiterer Bevölkerungsgruppen zusammen. Sie erleichtert und fördert das stille Lesen und die flüssige Verarbeitung von größeren Informationsmengen. Allerdings hat dies auch einen Preis: Was beim Lesen an Erleichterung hinzugewonnen wird, erweist sich beim Schreiben als zusätzliche Erschwernis. Die Grammatikalisierung der Schrift führt also unter einer didaktischen Perspektive zu einer Verlangsamung und Verlängerung des Schreibenlernens. Also: Grammatikalisierte Schriften erleichtern das Lesen. Sie erfordern für das Schreiben jedoch zusätzliches Wissen.
  • Unterschiede von Sprache und Schrift unterschiedliche Repräsentationssysteme (Sprache repräsentiert Bedeutungen, Schrift repräsentiert Laute) Sprechsprache kontinuierlich, Schriftsprache gegliedert Sprechsprache an der Umgangssprache orientiert, Schriftsprache an der Hochlautung keine 1:1 Übereinstimmung von Phonem und Graphem Sprechsprache: nonverbale Modulation unterschiedliche Konventionen. (exklusiv für die Schriftsprache beispielsweise die Schreibrichtung)  
  • Prinzipien der Schrift phonematisches Prinzip das Prinzip der Schemakonstanz Das Prinzip der Schemadifferenzierung Das etymologische Prinzip Das ästhetische Prinzip  Das Regelprinzip
  • Laute Laute sind die kleinsten klanglichen Einheiten der Sprache. Im Sprachfluss lässt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Laute differenzieren, die nach Klangfarbe, Dauer, Intensität und Höhe oder einer Kombination dieser Merkmale differieren. Rasen – Rosen (Klangfarbe) Maße – Masse (Dauer) umfahren – umfahren (Intensität) a? – a! (Tonhöhe) Die Anzahl der Laute lässt sich objektiv kaum bestimmen, hier spielt auch das Wahrnehmungsvermögen des Hörers eine Rolle. Der Duden nennt für die Hochlautung 57 Laute. Zur Darstellung der Laute wird in der Regel das „Internationale Phonetische Alphabet“ (IPA) verwendet.
  • Phoneme Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten der Sprache, die durch Minimalpaarbildung ermittelt werden. Phoneme sind abstrakte Einheiten – aussprechen kann man immer nur die Laute (Phone) einer Sprache. Zur Unterscheidung werden Phoneme in Schrägstriche gesetzt und Phone in eckige Klammern.
  • Buchstabenzeichen und Buchstabengruppen Für die Verschriftung gesprochener Sprache steht im Rahmen unserer Buchstabenschrift nur eine begrenzte Anzahl von Zeichen zur Verfügung. Unter Vernachlässigung der Groß- und Kleinschreibung, aber unter Einschluss der Umlaute „ä, ö, ü“ und des Sonderzeichens „ß“ umfasst unser Schriftzeichenrepertoire dreißig Zeichen. Den Phonemen als den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Merkmalen der Sprache korrespondieren in der Schrift die Grapheme. Es folgt, dass für die Darstellung von Sprache durch Schrift, zwei- oder dreigliedrige Buchstabengruppen nötig werden. Eine 1:1 Übertragung ist nicht möglich!!
  • Zuordnungsmöglichkeiten der Buchstabenzeichen und Buchstabengruppen einem einfachen Laut wird ein einfaches Zeichen zugeordnet ([m] – „m“) einem einfachen Laut wird eine Zeichenverbindung zugeordnet ([ʃ] – „sch“) einer Lautverbindung wird ein einfaches Zeichen zugeordnet ([ts] – „z“) einer Lautverbindung wird eine Zeichenverbindung zugeordnet ([ʃt] – „st“)
  • Phonem-Graphem-Korrespondenzen Alphabetische Schriften basieren auf der Zuordnung von Phonemen und Graphemen. Damit wird die Erarbeitung der Phonem-Graphem-Korrespondenzen (PGK-Regeln zum Kernstück des Schriftspracherwerbs). Diese Beziehungen sind hochkomplex und alles andere als einfach.
  • Graphemische Ambiguität Graphemische Ambiguität: Eine phonetische Repräsentation ist graphemisch ambig, genau dann, wenn für sie mindestens zwei graphemische Entsprechungen möglich sind.   Beispiel: Vater, Fahne
  • Phonetische Ambiguität Phonetische Ambiguität: Eine graphemische Repräsentation ist phonetisch ambig, wenn ihr mindestens zwei phonetische Repräsentationen entsprechen.   Beispiel: Vater, Vase
  • Laut-und Konventionsorientierung Das phonographische Prinzip (Lautorientierung) ist das wichtigste Prinzip unserer Schrift. Allerdings reicht dieses Prinzip allein für die Verschriftlichung von Sprache nicht aus. Das phonographische Prinzip wird von allgemeinen Prinzipien und detaillierten Regeln begleitet oder überlagert, aber niemals außer Kraft gesetzt.
  • Das Prinzip der Schemakonstanz morphologisches Prinzip Die Schreibweise des Wortstammes bleibt unverändert, auch wenn sich die Aussprache, z.B. auf Grund der Auslautverhärtung, verändert. "Tag" statt "Tak" Gegenteil: das Prinzip der Schemadifferenzierung
  • Das Prinzip der Schemadifferenzierung Homnymieprinzip Das Homonymieprinzip folgt dem Bestreben, Wörter, die gleich lautend sind, aber für unterschiedliche Inhalte stehen, durch unterschiedliche Schreibweisen voneinander abzuheben. Wal, Wahl Gegenteil vom Prinzip der Schemakonstanz
  • Das etymologische Prinzip Mit dem etymologischen Prinzip sollen Wortverwandtschaften erhalten bleiben. Wörter wie "Kamm" und "kämmen", "Name" und "nämlich", "sechsundsechzig" sind etymologisch zusammengehörig. Diese Zusammengehörigkeit wird durch die Schreibweise auch dann ausgedrückt, wenn - wie bei dem Wort "sechsundsechzig" die Lautung nicht identisch ist.
  • Das ästhetische Prinzip Auch ästhetische Prinzipien haben für die Entwicklung der Schriftsprache eine Rolle gespielt. (kein Doppel-ü, kein Doppel-i – Lesbarkeit)
  • Prinzipien der Schrift Unsere Schrift basiert auf einer relativ zuverlässigen Orientierung an den Phonemen, dem phonematischen Prinzip, das gleichzeitig das wichtigste Prinzip unserer Schrift darstellt. Parallel wirkt bei der Entwicklung der Schriftsprache eine Reihe weiterer, im Sprachraum historisch gewachsene, Prinzipien. Schließlich gilt als Drittes das Prinzip der Regelorientierung, d.h. der Orientierung an aktuell per Beschluss vereinbarten Regeln.