Pädagogik (Fach) / Kindheit (Lektion)
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Prüfungsliteratur zum Thema "Veränderte Kindheit"
Diese Lektion wurde von hannemac erstellt.
- der Lebenslauf: Einteilung Beginn der Kindheit mit der Geburt (wobei die pränatale Phase zu Unrecht außen vorgelassen wird) Frühe Kindheit: Säuglingalter (bis zum ersten Lebensjahr) und Kleinkindalter (erstes bis drittes Lebensjahr) Späte Kindheit: Vorschulalter (vier bis fünf Jahre) und Grundschulalter (sechs bis elf Jahre) Ende der Kindheit: Geschlechtsreife (Menstruation, Pollution) Jugendalter (kann bis zum 30. Lebensjahr dauern) Erwachsenenalter (endet mit dem ustritt aus dem Erwerbsalter) Seniorenalter (oft sehr lang) um 1900: Lebenslauf nur "Kind" und "Erwachsener" Heute deutlich differenzierter und auch länger
- Der "normale Lebenslauf" Es gibt einen traditionellen, "normalen" Lebenslauf, der als gesellschaftliches und politisches Orientierungsmuster dient. Dieser "normale" Lebenslauf tradiert in konventionellen Bildern, wie beispielsweise der Mutter als Hausfrau und ist entsprechend gesellschaftlich und politisch etabliert. Steuervorteile für Mütter soziale Anerkennung des Status "Hausfrau" Problem: Ein standardisierter Lebenslauf ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr umsetzbar Emanzipation der Frau sollte zu Ablösung des traditionellen Modells führen
- Entwicklungsaufgaben in den einzelnen Lebensabschnitten Lebenslauf als Abfolge von Ereignissen im Leben eines Menschen, die durch biologische, psychologische und soziologische Merkmale in einzelne Phasen unterteilt werden können. Eine Phase baut auf der vorhergehenden auf, wodurch der gesamte Lebenslauf eine prozessorale Struktur erhält. Übergänge von einer Lebensphase in die nächste fordern jeweils eine Neuorganisation von Einstellungen und Handlungen und können mit tief greifenden Krisen der Persönlichkeitsentwicklung einhergehen.
- Das Konzept der Entwicklungsaufgaben entstammt der Entwicklungspsychologie nach Hanvighurst (1981) analytisches Konzept, das die Umsetzung von biologischen, psychischen und gesellschaftlichen Anforderungen des Entwicklungsstadiums im Lebenslauf in indiviuelle Handlungskompetenzen bezeichnet Entwicklungsuafgaben können universal (z.B. das Akzeptieren der körperlichen Erscheinung) oder kulturell abhängig sein. Entwicklungsaufgaben können zeitlich begrenzt sein (Spracherwerb) oder über mehrere Perioden der Lebensspanne bestehen bleiben (z.B. Beziehungen aufbauen) Entwicklungsaufgaben sind wechselseitig miteinander verbunden
- Entwicklungsaufgaben während der frühen Kindheit 0-5 Jahre Emotionales Urvertrauen aufbauen Kommunikationsfähigkeit und soziales Bindungsverhalten entwickeln Grundlegende sensorische und motorische Fertigkeiten aufbauen Sprachliche Ausdrucksfähigkeit entwickeln Identifikation mit dem eigenen Geschlecht herstellen
- Entwicklungsaufgaben während der späten Kindheit 6-11 Jahre Beziehungen mit Altersgleichen und Freundschaften aufbauen Männliches oder weibliches Rollenverhalten einüben Entwicklung von kognitiven Konzepten und Denkschemata einleiten Grundlegende Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen entwickeln Mit dem sozialen System Schule umgehen lernen Gewissen, Moral und Wertprioritäten aufbauen
- Entwicklungsaufgaben während des Frühen Jugendalters 12- 17 Jahre Bewältigung der Geschlechtsreife Veränderung der körperlichen Erscheinung akzeptieren Psychische und soziale Identität entwickeln Schulische Leistungsfähigkeit stärken Innere Ablösung von Eltern einleiten Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts aufbauen Übernahme der männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle festigen
- Entwicklungsaufgaben während des Späten Jugendalters 18 - 25 Jahre Schulische Ausbildung abschließen Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern herstellen Sexuelle Beziehungenn aufbauen Vorbereitungen auf eine berufliche Karriere treffen Wertsystem als Leitfaden für das verhalten entwickeln Stabiles Selbstbild und Ich-Identität entwickeln
- Entwicklungsaufgaben während des Frühen Erwachsenenalters 26-45 Jahre Partnerbeziehung aufnehmen und aufrechterhalten Berufseinsteig und Berufslaufbahn bewältigen Versorgung und Betreuung einer eigenen Familie einleiten Haushalt organisieren Verantwortung als Staatsbürger übernehmen
- Entwicklungsaufgaben während des Späten Erwachsenenalters 46-60 Jahre Festigung und ständige Neudefinition der Partnerbeziehung Partnerbeziehung nach Trennung oder Tod neu gestalten Ablösung von den eigenen Kindern einleiten Altersbedingte körperliche Umstellungen bewältigen Verantwortung als Staatsbürger fortführen Berufliche Karriere fortführen
- Entwicklungsaufgaben während des Frühen Seniorenalters 61-75 Jahre Austritt aus dem Erwerbsleben bewältigen Nachberufliche Alltagsaufgaben neu definieren Selbstefinition auf Pensionsrolle umstellen Kontakte zu Kindern und Enkeln festigen Neue Rolle im sozialen Netzwerk finden
- Entwicklungsaufgaben während der späten Kindheit im Kontext der Schule aus "Kindern" werden "Schüler" Misserfolge können lebensbestimmend sein Resilienzfaktoren vs. protektive Faktoren Kinder als Gestalter ihrer Umwelt. Sie ergreifen in vielen Situationen Aktivität und Initiative, um Defizite ihrer Entwicklung auszugleichen. Mädchen und Jungen gehen auf unterschiedliche Wiese mit Lebensbelastungen um: Mädchen öfter nach "innen" Jungen öfter nach "außen"
- Der Übergang von der Kindheit in das Jugenalter Kindheit wird durch die in allen westlichen Ländern immer früher einsetzende Pubertät ständig kürzer Sie verliert damit den Charakter eines Schonraumes und unterscheidet sich in den sozialen und psychischen Anforderungen teinweilse nur noch wenig vom Jugend- und Erwachsenenalter Kinder können sich heute im Medienbereich und im Konsumbereich frei bewegen Mit der Pubertät kommt es zu einem abrupten Ungleichgewicht in der psychologischen Persönlichkeitsstruktur Leistungsdruck in Schulen zu denkbar ungünstigem Zeitpunkt? Besonderes Kennzeichen der Jugendphase im Unterschied zur Kindheit ist die Entfaltung der Fähigkeit, das Selbstbild in eine bewusstseinsfähige Identität umzuwandeln
- Selbstbild Ein Selbstbild ist die innere Konzeption der Vorstellungen, Bewertungen und Einschätzungen, die ein Mensch von seinen Verhaltensweisen, Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten und Perspektiven hat. Voraussetzung für den Aufbau eines Selbstbildes ist die Fähigkeit, zwischen der eigenen Person und der umgebenden Realität unterscheiden zu können. (in der Regel erst nach der Pubertät) Die Ergebnisse der Verarbeitung der inneren Realität und ihre Abstimmung mit den Ergebnissen der Verarbeitung der äußeren Realität werden im verlauf der Entwicklung bis zum Jugendalter zunehmend dem Bewusstsein verfügbar.
- Übergang in die Lebensphase Erwachsener und Senior "Berufstätigkeit" udn "Heirat" können nicht mehr Defninitionsmerkmale für "Erwachsene" sein. Alternative: "das Erreichen einer weitgehend selbständigen privaten und wirtschaftlichen Lebensführung"
- Die Lebensphase Kindheit in der Generationenbeziehung Die Zugehörigkeit zu einer Generation wird allgemein als ein wichtiger Faktor für die Selbstdefinition der Persönlichkeit und auf gesellschaftlicher Ebene, als ein Merkmal für die soziale Organisation einer Gesellschaft verstanden. Der Stellenwert der Lebensphase Kindheit hat sich in den letzten Jahrzehnten spürbar verändert.
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- Leena Alanen (1992): Ansätze einer generationssensiblen Kindheitsforschung "Generation" als eines der wichtigsten personalen und sozialen Ordnungskrierien von modernen Gesellschaften generationing (analog zu gendering): Ein ständig präsenter Prozess der Einordnung von Menschen in eine Generationslagerung. Durch diese Lagerung werden Erwartungen festgelegt.
- Neustrukturierung der Generationenbeziehung Heutiges Verständnis von "Kindheit" in der generationalen Beziehung: Kinder sind oft in wichtigen Bereichen der täglichen Lebensführung kompetenter als Erwachsene und Senioren (z.B. Umgang mit Medien, Konsumverhalten, Bewältigung psychischer Spannungen). Der Wissensvorsprung und der Erfahrungsvorsprung der mittleren und älteren Generation ist stark geschrumpft Die Wahrnehmung und Verarbeitung der sozialen und physikalischen Umwelt kann bei den Angehörigen der jungen Generation spontan und unbefangen, ohne Rückgriff auf möglicherweise störende früher erlernte Mechanismen vorgenommen werden. Deshalb können die Verhaltens-, Gefühls- und Denkweisen der jungen Generation den heutigen aktuellen Lebensbedingungen eher entsprechen als die der mittleren und älteren Generation. Entsprechend herrscht heute eine auf Gleichberechtigung und gegenseitige Wertschätzung beruhende Beziehung zwischen den Generationen vor. Die Handlungskompetenzen und Lebenserfahrungen der Angehörigen jeder einzelnen Generation werden als wertvoll angesehen.
- Verschiebung der Generationengewichtungen: Konsequenzen für Familien und Kinder Die Zahl der kinderlosen haushalte nimmt weiter zu, Kinder werden zu "seltenen Gesellschaftsmitgliedern" Verwandtschaftsnetze werden zahlenmäßig ausgedünnt, "erlebte Großelternschaft" als häufiges Ereignis Heutige Familie historisch zum ersten Mal eine multigenerationelle Struktur
- Spannungen in den Generationenbeziehungen Gegenwärtig ist das Verhältnis der drei Generationen vergleichsweise spannungsfrei. Es stellt sich die Frage, wo unter der Oberfläche des friedlichen Generationenverhältnisses sich möglicherweise in Zukunft Brüche ergeben könnten. Obwohl Generationskonflikte auch auf der Beziehungsebene auftreten können, ist es wahrscheinlicher, dass sie auf kollektiver Ebene geschehen werden, wenn es um die Verteilung knapper werdender sozialstaatlicher Ressourcen geht. Renten: immer weniger Erwerbstätige, immer mehr Rentner
- Warum ist die Eigenständigkeit der Kindheitsphase nicht zufrieden stellend gesichert? Die Eigenständigkeit der Lebensphase Kindheit in der Generationenfolge ist in der Perspektive einer engagierten Kindheitsforschung nicht zufrieden stellend gesichert: Kinder werden glorifiziert, mystifiziert und mit einem hohen emotionalen Wert für die Selbstdefinition von Eltern belegt Ihre Lebensbedingungen und ihre Lebensumwelt sind nicht für sie geschaffen, sondern oft ein Nebenprodukt der Interessen und Bedürfnisse von Erwachsenen, die über die gesellschaftlichen Machtmittel verfügen.
- Die Spannung zwischen Individualisierung und Entsolidarisierung Obwohl die Geschichte der "Kindheit" insofern erfreulich ist, dass sie heute nicht mehr durch Schlagen und Missbrauch gekennzeichnet ist, ist in der Wissenschaft von "betrogenen Kindern", "Kindern ohne Kindheit" bzw. "verlorener Kindheit" die Rede. Anlass ist die Tatsache, dass sich das Phänomen "Kindheit" seit Mitte des 20. Jh. zu einer anspruchsvollen ideellen Konzeption entwickelt hat, deren Realität jedoch durch die ökonomischen und kulturellen Gegebenheiten hinter den Idealvorstellungen zurückgeblieben ist. Die sozialstrukturellen Tendenzen einer Individualisierung der Gesellschaft werden ganz offensichtlich von einer Entsolidarisierung begleitet, beide Entwicklungen treffen auch Kinder.
- Die Spannung zwischen Individualisierung und Entsolidarisierung: Beispiele Fernsehen als Medium der "totalen Enthüllung" Kinder werden zu Vertrauten, Partnern, Statussymbol, Ersatz-Ich Kinderarmut: weniger Rechte, weniger Ressourcen, weniger Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung (Verinselung, Urbanisierung, Verhäuslichung) Widerspruch zwischen Selbstverantwortlichkeit und Abhängigkeit von Bedingungen, die es nicht steuern kann.
- Hohe Freiheitsgrade und Individualitätsansprüche Z Zwang zur "Freiheit der Wahl" Notwendigkeit, aus der Vielzahl der Angebote auszuwählen und sich entscheiden zu müssen (Schulart, Schultyp, Förderkurse, Freizeitprogramme) Ständiges Streben nach einer unverwechselbaren und bemerkenswerten Persönlichkeit Erwartungen von unverwechselbaren Eigenschaften und Kreativität im Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern Sehr viel mehr als früher werden heute die Grundbedürfnisse von Kindern berücksichtigt und ihre persönlichen Entfaltungs- und Gestaltungspotenziale anerkannt. Erziehung soll fördern und fordern, aber nicht reglementieren Viele Kinder werden bei der Aneignung und Verarbeitung ihrer Lebenswelt völlig allein gelassen (verbaute und versiegelte Umwelt, wenig Körperkontakt, medialer Überkonsum, Umweltverschmutzung, Schadstoffbelastung)
- Sicherung der Eigenständigkeit der Kindheitsphase Recht auf psychische und physische Unversehrtheit Stärkung der Mitbestimmungsmöglichkeiten