organisationssoziologie (Fach) / Meyer/Rowan (Lektion)

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Formalstruktur als rationaler Mythos

Diese Lektion wurde von LauraKraemling erstellt.

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  • Wie repräsentieren Organisationen sozial wertgeschätzte Ideen und Prinzipien? Welche Prinzipien und Ideen sind es? Gleichheit vor dem Gesetz Wohlstand Sicherheit Frauenrechte Minderheitenrechte Umweltschutz
  • Formal organisierte Systeme sind nicht nur... ein effektives und funktionstüchtiges Mittel zur Bewältigung der gestiegenen und immer weiter steigenden sozialen Komplexität
  • In Organsiationen gibt es eine besondere Art von Formalen Strukturen. Was ist an ihnen besonderes? es sind Strukturen, die nicht oder nur sehr begrenzt mit der Leistungsfähigkeit der Organisation erklärt werden können
  • Wieso bleiben diese Prinzipien, Werte und Rechte Mythos? Organisationen repräsentieren diese Prinzipien zwar in formalen Strukturen, ohne sie jeweil Faktisch durchzusetzen
  • Erkläre die 4 Schritte der Modernisierung und Umwelterwartungen Erster Schritt: Rechte, Werte und Prinzipien enthalten weitverbreitete Auffassungen darüber, wie die soziale Realität beschaffen seinsoll. Sie entstehen in der Organisationsumwelt. Zweiter Schritt: im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung (Mechanismen: Verdichtung und Verrechtlichung sozialerBeziehungen) werden immer mehr Rechte, Werte und Prinzipien formuliert: die Anzahl der Mythen wächst beständig. Dritter Schritt: in Reaktion auf Rechte, Werte und Prinzipien entstehen formale Strukturen, entweder in Form ganz neuer Organisationen oder im Sinne der Ausdifferenzierung formaler Strukturen in vorhandenen Organisationen. Vierter Schritt: Aufbau formaler Strukturen verschafft Organisationen Legitimität in ihrer Umwelt, aber sie sind von der Umsetzung der Rechte, Werte und Prinzipien häufig entkoppelt
  • Rechte, Werte und Prinzipien sind häufig nicht oder nur schwer kompatibel. Nenne ein Beispiel. Krankenhäuser: betriebswirtschaftliches Gewinnprinzip versus sozialpolitisches Fürsorgeprinzip
  • Womit reagieren Organisationen auf inkonsistente Umwelterwartungen? mit der Entkopplung von Formal- und Handlungsstruktur mit Fassaden und Zeremonien, z.B. ritualisierte Evaluationen zur Vermeidung effektiver Kontrollen  
  • Nenne Beispiele für die Entkopplung von Formal- und Handlungsstruktur! Reduzierte oder mehrdeutige Zielformulierungen Abwälzung von Konsistenzerfordernissen auf informale Rollen Verwendung von Fiktionen und Versprechen von Reformen
  • Wodurch bemisst sich die Rationalität von Organisationen? in Relation zu ihrer Umwelt Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen dem Modernisierungsgrad der Gesellschaft und der Möglichkeit für Organisationen, die im Zuge der Modernisierung gemachten Leistungsversprechen auch einzulösen  
  • Wieso ist es für Organisationen rational, formale Strukturen auszubilden, die keine Steigerung von Effizienz und Effiktivität bringen und zudem hohe Kosten verursachen? Im Sinne der Erreichung von Legitimität und zur Akquisition von Ressourcen Anlass zur Einrichtung dieser Strukturen sind Umwelterwartungen!
  • Welchen Einfluss hat der Entwicklungsgrad einer Gesellschaft auf die Organisationen? in weniger entwickelten Gesellschaften: ist es schwieriger Organisationen zu etablieren entstehen Organisationen unter staatlichem Schutz Sind Organisationen häufig rational (nicht begrenzt rational wie typisch bei entwickelten)
  • Was ist unter "Unwelt von Organisationen" zu verstehen? Zur Umwelt von Organisationen gehören andere Organisationen, die zusammen ein organisationales Feld bilden.
  • Welche Mechanismen sind dafür verantwortlich, dass sich bestimmte formale Strukturen innerhalb eines organisationalen Feldes ausbreiten? Drei außerwettbewerbliche Mechanismen führen zu isomorphen Formalstrukturen in Organisationsfeldern: Zwang: staatliche Akteure entwickeln gesetzlich bewehrte Normen,die von den Untergebenen eingehalten werden müssen. Normativer Druck: Professionen entwickeln Standards, denen sich in einem Organisationsfeld befindliche Akteure nicht entziehen können. Imitation: Erfolgreiche Organisationen werden von anderen Organisationen nachgeahmt bzw. kopiert.
  • Unter welchen Bedingungen sind sich die Organisationen eines Feldes ähnlicher? Je mehr sie mit staatlichen Einrichtungen interagieren Je umfänglicher die Teilnahme der Organisationseliten an Proffessionen Je mehrdeutig die Ziele von Organisationen sind, desto mehr orientieren sie sich an anderen Organisationen ihres Feldes
  • Erkläre kurz die Grunddaten der Folgestudie zu den Wissenschaftsministerien! Autor: Jang Jahr: 2000 Autor untersucht, welche Faktoren die Gründung von Wissenschaftsministerien erklären können. Unabhängige Variablen: Prokopfeinkommen;Bevölkerungsanteil, der in natur-und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben ist; Anzahl anderer Ministerien; jährliche Gründung internationaler wissenschaftsbezogener Nichtregierungsorganisationen; Anzahl von Mitgliedschaften in internationalen wissenschaftlichen Verbänden.
  • Erkläre kurz die Ergebnisse der Folgestudie zu den Wissenschaftsministerien! Gründung neuer Wissenschaftsministerien entkoppelt sich im Zeitraum 1950-1990 vom Prokopfeinkommen und vom Anteil natur- und ingenieurwissenschaftlicher Studierender entwickelte Nationalstaaten etablieren mit größerer Geschwindigkeit Wissenschaftsministerien als weniger entwickelte Länder, insbesondere im Zeitraum 1950-1970 weniger entwickelte Länder ahmen die erfolgreichen entwickelten Nationalstaaten nach, insbesondere im Zeitraum 1971-1990 (Imitation). Isomorphie durch Imitation wird im Zeitraum 1971-1990 zunehmend von einem globalen Diskurs rationaler Wissenschaft überlagert (normativer Druck).
  • Beschreibe kurz die Grunddaten der Folgestudie zu den betrieblichen Beschwerdeverfahren! Edelman et al. 1999 Autoren untersuchen, inwiefern die gesetzlich verbriefte Gleichbehandlung am Arbeitsplatz (Geschlecht, Hautfarbe) ein Mythos der Arbeitswelt ist. Ausgangspunkt der Analyse: Gesetze und Verordnungen sind häufig nicht präzise genug formuliert ist, um daraus konkrete Handlungsanweisungen zur Rechtsbefolgung ableiten zu können.
  • Edelman et al. erweitern Meyer/Rowan. Wie? Gesetze stehen nicht einfach als externe Instanz Organisationen gegenüber und regulieren deren Verhalten von außen. Es gibt die Endogenität des Rechts: die Auslegung von Gesetzen wird vielmehr durch das Handeln von Akteuren innerhalb eines Organisationsfeldes geprägt und erwächst mehr oder weniger direkt aus der Praxis des organisationalen Feldes.
  • Beschreibe kurz wie sich die betrieblichen Beschwerdeverfahren entwickelten! Rationalisierung der Gleichbehandlungsnorm als Formalstruktur: Die gesetzlich verbriefte Gleichbehandlung wird mithilfe einer formalen Organisationsstruktur abgebildet: dem organisationsinternen Beschwerdeverfahren. Entstehung eines rationalisierten Mythos im Organisationsfeld: innerhalb von zwei Jahrzehnten wird unter Mitwirkung von Professionellen die Vorstellung etabliert, dass organisationsinterne Beschwerdeverfahren der Intention des Gesetzes am besten entsprechen. Gerichtliche Sanktionierung des rationalisierten Mythos: Supreme Court erkennt Beschwerdeverfahren als gesetzeskonforme Lösung von innerbetrieblichen Konfliktfällen in einem Grundsatzurteil an. Homogenisierung des organisationalen Feldes: Unternehmen richten interne Beschwerdeverfahren ein, um sich vor Klagen ihrer Mitarbeiter zu schützen.
  • Wo zeigt sich bei der Folgestudie der Beschwerdeverfahren der normative Druck? Edelman et al. weisen nach, dass Organisationseliten (Professoren, Personalmanager, Juristen, Herausgeber von Zeitschriften) aktiv den Mythos konstruieren, dass Unternehmen durch die Etablierung interner Beschwerdeverfahren ihre Gesetzestreue demonstrieren können und dadurch vor externen Klagen geschützt sind
  • Wo zeigt sich bei der Folgestudie der Beschwerdeverfahren der Zwang? nach gerichtlicher Sanktionierung durch Supreme Court kommt es zu einer großangelegten Isomorphie im organisationalen Feld
  • Edelman et al. zweifeln an, dass durch unternehmensinterne Beschwerdeverfahren der gesetzlich geforderte Grundsatz der Gleichbehandlung effektiv umgesetzt wird. Warum? Es kommt zu einer Entkopplung der Formal- und Aktivitätsstruktur