organisationssoziologie (Fach) / Etzioni und Folgestudien (Lektion)
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Machtformen und Folgebereitschaft
Diese Lektion wurde von Cathrice erstellt.
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- Zwischen welchen drei grundlegenden Organisationstypen unterscheidet Etzioni? Zwangsorganisationen (ZO): z.B. geschlossene Anstalten, wie Gefängnisse oder Nervenkliniken Utilitaristische Organisationen (UO): z.B. Unternehmen Normative Organisationen (NO): z.B. Kirchen, ideologische oder politische Vereinigungen
- Welche Machtformen gibt es? und wozu gibt es sie? Zwangsmacht: beruht auf der Androhung oder Anwendung physischer Sanktionen, z.B. durch das Zufügen von Schmerzen, Verstümmelung oder Tod Instrumentelle Macht: beruht auf der Kontrolle über materielle Ressourcen und Belohnungen, z.B. Gehalt, zusätzliche Geldleistungen oder bevorzugter Zugang zu bestimmten Gütern und Dienstleistungen Normative Macht: beruht auf der Anwendung und Kontrolle symbolischer Belohnungen und Bestrafungen, z.B. durch Gewährung von Lob oder Tadel sowie durch die Verleihung gesellschaftlich anerkannter Titel -> es existieren Kombinationen, Vermischungen dieser Machtformen- Machtformen sind dazu da, um Folgebereitschaft zu "erzwingen"
- Wie äußern sich die Beteiligungsmodi? Richtung der Beteiligung: positiv oder negativ zur Machtressource eingestelltIntensität der Beteiligung: stark oder schwach - eine stark negative Beteiligung: heißt Entfremdung, z.B. Sklaven, Gefängnisinsassen oder Wehrpflichtige- eine stark positive Beteiligung: heißt moralisch, z.B. Gläubige in Kirche, Anhänger einer politischen Partei- eine mittlere Stellung nimmt die berechnende Beteiligung ein, z.B. Angestellte einer Firma, Gäste in einem Restaurant
- Welche Machtformen kommen bei welchen Beteiligungsmodi vor? (häufig und nicht häufig) Häufig kommen die kongruenten (stabilen) Paare vor:Zwangsmacht - bei Entfremdung Instrumentelle Macht - bei berechnender Beteiligung Normative Macht - bei moralischer Beteiligung Weniger häufig sind Inkongruente (instabilen) Paare (alle anderen Möglichkeiten) z.B. Zwangsmacht bei moralischer Beteiligung, Kirche übt Zwangsmacht aus -> passt eher nicht
- Was sind einfache Teilnehmer? - sind Menschen, die etwas mit der Organisation zu tun haben ≠ Luhmann, bei dem NUR die Angestellten ins Schema passen (z.B. Studis zählen nicht zur Organisation Hochschule)- Begriff der Mitglieder ist Etzioni zu eng, deswegen "einfache Teilnehmer"- an diesen Teilnehmern kann man besser sehen, worin/wodurch sich Organisationen unterscheiden
- Wodurch wird Folgebereitschaft erzeugt? - Folgebereitschaft wird erst erzeugt, wenn etwas als Belohnung oder Bestrafung wahrgenommen wird, nicht nur durch den Glauben an Legitimität der Machtausübung
- Was bezeichnet die Folgebereitschaft? - das Verhältnis zwischen den Machthabern und den einfachen Teilnehmern
- Was macht eine Zwangsorganisation aus und welche Ziele verfolgt sie? - Zwang wird dazu verwendet, Insassen in einem räumlich begrenzten Gebiet zu verwahrenZiele: soziale Ordnung, Akteure mit abweichendem Verhalten werden von der Gesellschaft getrennt und abweichendes Verhalten wird unterbunden
- Was macht eine utilitaristische Organisation aus und welche Ziele verfolgt sie? - beruhen auf Kontrolle von materiellen Belohnungen -> einfache Teilnehmer sind berechnend und in das Organisationsgeschehen eingebunden -> nicht immer nur Dienstleister (wirtschaftliche) Ziele: Güter und Dienstleistungen werden hergestellt und über einen Markt an Kunden verteilt-> Für Luhmann wäre die UO eine "normale Organisation", in seinem Verständnis -> Bsp. Wechselwirkung Handlungsfähigkeit/Zahlungsfähigkeit
- Was zeichnet eine normative Organisation aus und welche Ziele verfolgt sie? - beruhen auf der Kontrolle normativer Belohnungen -> einfache Teilnehmer sind moralisch eingebunden -> nicht immer nur Forschungsinstitute Ziele: kulturelle und soziale Ziele, kulturell und sozial geschätzte Artefakte und Praktiken werden hergestellt, gepflegt und weitergegeben
- Folgen Organisationen immer nur einem Typ? - Nein, es gibt auch Duale Organisationen, in denen zwei Formen miteinander verknüpft werden Beispiel: Bundeswehrin Friedenszeiten: UOin Kriegszeiten/Kriegsgebieten: ZO
- Welche Organisationstypen verfolgen welche Ziele? Stabile Paare:ZO = OrdnungszieleUO = Wirtschaftliche ZieleNO = Kulturelle und soziale ZieleInstabile Paare: alle anderen Formen, treten nur selten auf
- In welchen Organisationen besteht Konsens, in welchen eher nicht? Konsens: in ZO, UO, NO besteht in unterschiedlichen Maße Einvernehmen (Konsens) zwischen Machthabern und einfachen Teilnehmern über Werte zentrale Werte:- Allgemeine Werte, Organisationsziele, Mittel zur Erreichung der Organisationsziele, Teilnahme an Aktivitäten der Organisation, Leistungspflichten, Kognitive Orientierung (Wissen, Fakten)- in ZO: besteht KEIN Konsens, Gefangene wollen nicht im Gefängnis sein - in UO: besteht teilweise Konsens bei: Teilnahme an Aktivitäten, Leistungspflichten und kognitiver Orientierung- in NO: - Kirchen etc: teilweise Konsens bei: allg. Werte, Organisationsziele und Mittel zur Erreichung eben dieser- in NO: - Bildungseinrichtungen etc: hier herrscht überall Konsens-> Etzioni unterteilt NO, da er deutlich machen will, dass man sich Leistungserbringung nicht immer entziehen kann
- Wie wird in den verschiedenen Organisationstypen kommuniziert? Unterschiedliche Kommunikationsformen zwischen Machthabern und einfachen Teilnehmern- instrumentell: sachliche Ebene - sachliche Inhalte überwiegen-> meist von oben nach unten (Befehle, Anweisungen)- expressiv: Glaubens-/Gefühls Ebene - eher private Inhalte-> ganze Brandbeite
- Rekrutierung und Sozialisation Rekrutierung: bestimmt für die anfängliche Orientierung Sozialisation: dagenen die dauerhafte Beteiligung der einfachen TeilnehmerZO: haben keine Rekrutierungskriterien (Gefangene können sich die Gefängnisse nicht selbst aussuchen)UO: sind vergleichsweise selektiv und legen großen Wert auf hoch entwickelte Selektionsmechanismen wie Eingangsprüfung, Assessment Center, Interviews NO: sind heterogen, was die Rekrutierung angeht: -> hohe Selektivität: Priesterseminare, hoch selektiert, da Kosten für Ausbildung hoch sind, und das Geld sonst umsonst war (auf seiten der Kirche)-> geringe Selektivität: staatliche Universitäten -> je höher NC, desto selektiver Um Ziele zu erreichen müssen Organisationen ihre einfachen Teilnehmer solange erziehen, bis ein Mindestmaß an Übereinstimmung zwischen Organisationsziel und Beteiligungsform erreicht istSozialisation am Beispiel Universität: nach Besuch der Uni, sollten gewisse Fähigkeiten erlangt worden sein
- Wie unterscheiden sich die Organisationstypen im Verhältnis zu ihrer Umwelt? (Aktionsradius und normative Durchdringung) Aktionsradius:- erfasst die Anzahl der von den einfachen Teilnehmern gemeinsam durchgeführten Aktivitäten, es geht darum, wie weit bzw. wie eng die Organisation ihre Grenzen zur Umwelt ziehtNormative Durchdringung:- erfasst, inwieweit die Organisation für inner- und außerhalb der Organisation liegende Handlungsbereiche Normen setzt ZO: weiter Aktionsradius, geringe normative DurchdringungUO: enger Aktionsradius, geringe normative DurchdringungNO: enger/weiter Aktionsradius, hohe normative Durchdringung
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- Worin lag das Interesser der Folgestudien? Zu welchen Erkenntnissen kamen sie? Penley/Gould - wollten moralische Beteiligung messen Erkenntnis: Beteiligungsformen sind vermischt -> moralisch und berechnend (keine neuen Erkenntnisse)Hornung - Zusammenhang zwischen prozeduraler und materieller Gerechtigkeit, den drei Commitment-Typen nach Etzioni und sozial unterstützendem Verhalten am Arbeitsplatz.Erkenntnis: Bestätigt Hypothesen: Verteilungsgerechtigkeit (Materiell) mit berechnenden Beteiligung zu tun, Verfahrensgerechtigkeit eher mit moralischer Beteiligung Aber: Es wurde angenommen: Moralisch involvierte sind gekennzeichnet von sozial unterstützendem Verhalten -> nicht bestätigt! wurde widerlegt! -> Umso mehr Entfremdung desto mehr schwindet das sozial unterstützende Verhalten
- Querbezüge zu Coleman? - Die neuen Korporationen ähneln den UO- Die alten Korporationen ähneln den ZO- Die NO stehen zwischen den neuen und alten Korporationen.
- Querbezüge zu Weber? - Physischer Zwang ist bei Weber Letztmittel (Reserve) legitimer Machtausübung, bei Etzioni dagegen Routinemittel zur Erzeugung von Folgebereitschaft bei einfachen Organisationsteilnehmern- Etzioni hebt hervor, dass das Gehorchenwollen nicht allein auf Legitimität (traditional, charismatisch, legal-rational) beruht, sondern auch mit Belohnungen verknüpft ist.- Weber setzt „von oben“ an (Verwaltungsstäbe), Etzioni dagegen „von unten“ (einfache Teilnehmer)- Sowohl Weber als auch Etzioni entwerfen eine exhaustive Typologie, d.h. alle empirischen Phänomene werden durch die Typologie erfasst
- Querbezüge zu Luhmann und DiMaggio/Powell? - Etzioni hat einen weiten Mitgliederbegriff, Luhmann einen engen- Etzioni zufolge hängt die Motivation der Teilnehmer mit den Organisationszielen zusammen, Luhmann geht – wie auch March – von einer Indifferenzzone aus- Etzioni erfasst das Verhältnis System-Umwelt (pervasiveness, scope) genauer als Luhmann, aber weniger präzise als DiMaggio/Powell (organizational fields).
- Querbezüge zu Hirschman (und Folgestudien)? - Typisch für UO und berechnende Beteiligung: Abwanderung- Typisch für NO und moralische Beteiligung: Widerspruch- Typisch für Entfremdung (nicht nur für ZO): innere Emigration/Zynismus