Diagnostik (Fach) / Grundlagen der Diagnostik (Lektion)

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Grundlagen der Diagnostik

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  • 1) Nennen Sie Aufgaben der Diagnostik! Grundaufgaben der PsychologiePsychologie befasst sich mit der ... ... Beschreibung/Erklärung: Diagnose/Klassifikation: Verhalten und seine Auftretensbedingungen werden beschrieben, um es zu erklären [...]  ... Vorhersage: Prognose: [...] oder vorhersagen zu können.Prognosegüte: Wahrscheinlichkeitsaussagen! ... Modifikation: Intervention: Verhalten wird systematisch so beeinflusst,dass es sich in der gewünschten Richtungändert oder in der gezeigten Formbeibehalten wird. ... menschlichen Verhaltens und Erlebens.
  • 2) Nennen Sie [vier] Aspekte zum Nutzen der DIN 33430! Nutzen DIN 33430die Norm soll … interne Personalprozesse effektivieren die Entscheidungssicherheit bei der Personalauswahl verbessern Imagezugewinn für Auftraggeber ermöglichen die Rechtssicherheit bei Eignungsbeurteilungen erhöhen die Überprüfung der Qualität externer Angebote ermöglichen- unseriöse Anbieter können gemieden werden für Bewerber ein Maximum an Fairness und an gerechter Beurteilung bieten als erster Qualitätsstandard dieser Art eine Brücke zwischen Fachwelt und Praxis schlagen
  • 3) Nennen Sie [sechs] Zugänge zur diagnostischen Informationserhebung [und erläutern Sie zwei davon]! ErhebungsmethodenÜbersicht(nach Schmitt & Gerstenberg, 2014) <Verhaltensbeobachtung> <Gesprächsmethoden> z.B. Interview, Exploration, Anamnese/Katamnese <Schriftliche Befragung/Fragebogen> z.B. Essay, Fragebogen <Textanalytische Verfahren> z.B. Tagebuch analysieren <Tests> <Computerbasierte Verfahren> z.B. Hogrefe Testsystem/Wiener Testsystem, Schuhfried Apparative Verfahren z.B. Simulatoren (Flug- und Fahrsimulation) Psychobiologische Verfahren z.B. Elektroenzephalogramm (EEG)/Ereigniskorrelierte Potentiale, Bildgebende Verfahren (Positronenemissionstomographie, funktionale Magnetresonanztomografie), Blickbewegungsanalyse, Analyse hormoneller Daten (Hautleitfähigkeit, Herzrate ...) Nicht-reaktiv gewonnene Daten z.B. Tagebücher, Archivdaten, Verhaltensspuren Projektive Verfahren Reaktionszeitgestützte Verfahren z.B. Impliziter Assoziationstest, Stroop-Test
  • 3.2) Es gibt verschiedene Zugänge zur diagnostischen Informationserhebung. Erläutern Sie die "Gesprächsmethoden"! ErhebungsmethodenGesprächsmethoden große Gruppe von Verfahren unter diesem Begriff, je nach Anwendungsbereich und Fragestellung verschieden gestaltet und benannt, u.a. Interview, Exploration, Anamnese/Katamnese kaum eine diagnostische Vorgehensweise kommt ohne Gespräch aus (Bsp.: Auswahl – nach Sichtung der Bewerbungsunterlagen häufigst genutztes Verfahren in Deutschland) Variation in Strukturierungs- und Standardisierungsgrad Aktivitätsgrad des Fragenden Anzahl Fragender und Befragter Art der Auswertung: qualitativ oder quantitativ
  • 3.4) Es gibt verschiedene Zugänge zur diagnostischen Informationserhebung. Erläutern Sie die "Textanalyse"! ErhebungsmethodenTextanalyse Interpretation/Analyse unstrukturiert/unstandardisiert gewonnener schriftlicher oder mündlicher Daten bzw. Analyse nicht-reaktiv gewonnener Texte (z.B. Tagebuch) oder auch projektiver Verfahren qualitative und (häufig ergänzend) quantitative Inhaltsanalyse Qualitativ = Identifikation wesentlicher Themen - Zuordnung von Aussage(teile)n zu Kategorien, ggf. Bewertung, Gesamtwürdigung des Textes (vgl. Mayring, 2007) Quantitativ: Ziel = möglichst objektive Beschreibung eines Textes anhand festgelegter Merkmale
  • 5) Nennen Sie jeweils [zwei] Vor- und Nachteile von Fragebögen! ErhebungsmethodenFragebogen Vorteile: <in Gruppe durchführbar> <geringer Materialaufwand> hohe Durchführungs- und Auswertungssicherheit, auch ohne größeren Schulungsaufwand Nachteile <mangelnde Flexibilität> <Vorgabe fester Antwortkategorien> [Schriftliche Befragung] [Range von unstrukturiert (Essay) bis vollstandardisiert (Fragebogen)] [Fragebogen in Psychologie häufigst eingesetzte Erhebungsmethode] [Selbstauskunft! (Verfälschung durch verschiedene Quellen möglich)]
  • 6) Welche Gruppen von Leistungstests können unterschieden werden? Leistungstests Aufmerksamkeits- und Konzentrationstests Intelligenztests Spezielle Fähigkeitstests Entwicklungstests: Verfahren, die den Leistungsstand eines Kindes in Relation zu seinem Lebensalter erfassen wollen Beispiele: GES: Griffiths Entwicklungsskalen zur Beurteilung der Entwicklung in den ersten beiden Lebensjahren (Brandt & Sticker, 2001), WET: Wiener Entwicklungstest (Kastner-Koller & Deimann, 2002) Schultests: Schuleingangs- (auch: Schulreife-)tests, Schulleistungstests (u.a. Lese-, Rechtschreib- und Rechentests) Beispiel für Schuleingangstest: S-ENS: Screening des Entwicklungsstandes bei Einschulungsuntersuchungen (Döpfner, Dietmair, Mersmann, Simon & Trost-Brinkhues, 2005)
  • 7) Was sind Unterschiede zwischen Leistungs- und Persönlichkeitsverfahren? Nennen Sie vier Unterscheidungsmerkmale und für eines davon die konkreten Ausprägungen von Leistungs- und Persönlichkeitsverfahren! Persönlichkeit vs. FähigkeitUnterschiede zwischen Fähigkeits- und Persönlichkeitstests Instruktionen: Fähigkeitsbereich: Probanden wird aufgetragen, ihr Bestes zu geben. Persönlichkeitsbereich: Probanden werden gebeten, aufrichtig zu sein. Aufgaben: Fähigkeitsbereich: gewöhnlich eindeutig. Persönlichkeitsbereich: zwischen mehr- und eindeutig. Antworten Fähigkeitsbereich: Richtig und Falsch im logisch eindeutigen Sinn. Persönlichkeitsbereich: Kein Richtig oder Falsch im logisch eindeutigen Sinn; nur subjektive Stimmigkeit. Einstellung: Fähigkeitsbereich: Probanden wissen, was von ihnen erwartet wird. Persönlichkeitsbereich: Probanden kennen häufig nicht die Erwartungen des Untersuchungsleiters Motivation der Probanden: Fähigkeitsbereich: gewöhnlich hoch. Persönlichkeitsbereich: große Unterschiede, je nach Untersuchungsbereich, Probanden, Situation und dergleichen Ziele: Fähigkeitsbereich: Untersuchungsleiter verlangt maximale Leistung der Probanden Persönlichkeitsbereich: Untersuchungsleiter ist gewöhnlich interessiert am modalen oder typischen Verhalten der Probanden
  • 8) Welche Gruppen von Verfahren zur Erfassung von Persönlichkeitsaspekten sind zu unterscheiden? Persönlichkeit"Verfahren zur Erfassung von Persönlichkeitsaspekten"Inhaltliche Einteilung nach ... Persönlichkeitstestsysteme (»breite« Erfassung der Persönlichkeit) Fragebogen zur Erfassung der Motivation Fragebogen zur Erfassung von Interessen Fragebogen zur Erfassung aktueller Zustände
  • 9) Eder, Kacmar und Ferris (1989) haben das Interview im Eignungsbereich definiert. Was ist ihnen zufolge das Besondere am Interview in diesem Kontext? Interview - Eignungsbereich Definition (Eder, Kacmar, & Ferris, 1989): „... zweiseitiger Austausch arbeitsrelevanter Informationen zwischen Repräsentanten des Unternehmens und Bewerbern mit dem Ziel, hochqualifizierte Arbeitskräfte für das Unternehmen zu interessieren, zu selektieren und einzustellen“
  • 10) Welchen Urteilsfehlern und Tendenzen können Interviewer unterliegen? Nennen Sie [drei]! Interview: Probleme Urteilsfehler- und Tendenzen: <Stereotyp des „guten Bewerbers"> <Urteil nach 3-4 Minuten> <Einstellung des Interviewers beeinflusst Bewertung der Antworten> Erwartungen durch Vorinformationen führen zu „self fulfilling prophecies Überbewertung negativer Informationen „Bestätigungsdiagnostik“ [geringe Beurteilerübereinstimmung] [Beanspruchung des größten Teils der Gesprächszeit durch den Interviewer]
  • 11) Auf welche Verfahren sollten Sie sich stützen, wenn Sie den Berufserfolg einer Person valide vorhersagen wollen? Begründen Sie! Vorhersage des Berufserfolgs:s. Analysedaten von Schmidt und Hunter, 1998 Arbeitsproben: Prognosegüte für Berufserfolg = .54 Kognitive Leistungstests: Prognosegüte für Berufserfolg = .51 strukturiertes Interview: Prognosegüte für Berufserfolg = .51
  • 12) Welche Nebengütekriterien kennen Sie? [Erläutern Sie eines genauer!] Gütekriterien: Überblick Nebengütekriterien Normierung Fairness Ökonomie Nützlichkeit Zumutbarkeit/Akzeptanz [Hauptgütekriterien] [Objektivität] [Reliabilität] [Validität]
  • 12.3) Es gibt verschiedene Nebengütekriterien? Erläutern Sie "Ökonomie" genauer! Ökonomie <Kosten eines Verfahrens in Relation zur erzielbaren diagnostischen Aussage> [dabei fließen Anschaffungskosten des Tests, Ressourcen zur Einarbeitung, Durchführung, Auswertung, Dauer des Verfahrens, Durchführbarkeit als Gruppentest etc. ein] [Test ist ökonomisch, wenn Einsatz insgesamt wenig Geld, Zeit und Aufwand kostet und Aufwand/Kosten in angemessener Relation zu zu erfassender Information stehen]
  • 13) Welche [drei] verschiedenen Arten der Normierung kennen Sie? [Nennen Sie zu jeder auch eine Fragestellung, bei welcher die jeweilige Normierung relevant wäre!] Arten der Normierung Vergleich … ... mit einer Stichprobe oder Population (normorientierte Messung) ... mit sich selbst (ipsative Messung) z.B. Lerntests ... mit Kriterium (kriteriumsorientierte Messung) z.B. Eignungsdiagnostik, Abgleich mit Anforderungsprofil [Zu beachten: Breite und Aktualität des Normwertsystems]
  • 14) [Stellen Sie sich vor, Sie möchten einen Intelligenztest zur Erfassung der Allgemeinen Intelligenz konstruieren. Erklären Sie Möglichkeiten, wie man die] Formen der Validität [an Ihrem Test ermitteln kann.] Formen der Validität Kontentvalidität Unter Kontentvalidität versteht man, inwieweit ein Test oder ein Testitem das zu messende Merkmal repräsentativ erfasst. Testitems als repräsentative Stichprobe aus dem Itemuniversum, mit dem das interessierende Merkmal erfasst werden kann (Repräsentationsschluss). unterscheidet sich in Abhängigkeit von der Art der Definition des zu messenden Konstrukts Operational = das Konstrukt wird durch die Testinhalte definiert Theoretisch = das Konstrukt wird im Rahmen einer Theorie spezifiziert, die Aussagen darüber macht, worauf bestimmte Unterschiede zwischen Personenzurückzuführen sind und warum sich diese Unterschiede in den Testergebnissen ausdrücken Kriteriumsvalidität Ein Test weist Kriteriumsvaliditätauf, wenn vom Verhalten innerhalb der Testsituation erfolgreich auf ein „Kriterium“, nämlich auf ein Verhalten außerhalb der Testsituation, geschlossen werden kann. Die Enge dieser Beziehung ist das Ausmaß an Kriteriumsvalidität (Korrelationsschluss). Konstruktvalidität Synthese aus Inhalts- und Kriteriumsvalidität Einbettung eines Tests in nomologisches Netzwerk verwandter und fremder Konstrukte keine Einzelkennwerte ... Validierung als Prozess!     Ein Test weist Konstruktvalidität auf, wenn der Schluss vom Verhalten der Testperson innerhalb der Testsituation auf zugrunde liegende psychologische Persönlichkeitsmerkmale (Fähigkeiten, Dispositionen, Charakterzüge, Einstellungen) aufgezeigt wurde. Die Enge dieser Beziehung wird aufgrundvon testtheoretischen Annahmen und Modellen überprüft.
  • 15) Kennzeichnen Sie die Felder, an denen man erkennen kann, inwieweit zwei Tests voneinander abgrenzbar sind! s. Multi-Method-Matrix Diskriminante Validität, heteromethod andere: Diskriminante Validität, monomethod Konvergente Validität (heteromethod) Reliabilität (monomethod)
  • 16) Wann kann es zu unsystematischen Einflüssen bei der Testdurchführung kommen? [Axiome][Erwartungswert des Messfehlers ist Null] Annahme trifft zu für die unsystematischen EinflussgrößenMessfehler können entstehen durchFehler bei der ... ... Testkonstruktion (z.B. uneindeutige Instruktionen, mehrdeutige Items) ... Durchführung (Testsituation, Testperson, Testleiter) ... Auswertung (z.B. aufgrund mangelnder Standardisierung, Ablesefehler) ➔ je größer der Einfluss von Messfehlern auf das Testergebnis, desto geringer ist die Messgenauigkeit des Tests
  • 17) Welche Funktion hat die Spearman-Brown-Formel? AbleitungenKorrektur der Reliabilität bezogen auf die Testlänge Reliabilität eines Tests nimmt mit Itemzahl zu Spearman-Brown-Formel <Schätzung, wie hoch Reliabilität eines Tests mit einer um Faktor k erhöhten Itemzahl wäre> oder auch, wie viele Items ein Test für eine bestimmte Reliabilität mindestens haben sollte >Schätzung der Reliabilität eines Tests, wenn dieser eine um den Faktor k erhöhte Itemzahl hätte< Formel s. Skript [auf Grundlage der Annahmen der KTT ergibt sich Zusammenhang zwischen Reliabilität eines Tests und dessen Länge – wg. größerer Zunahme der Varianz der wahren Werte im Vergleich zur Varianz des Messfehlers – dies wiederum wg. Regeln zur Additivität von Varianzen]
  • 18) Nennen Sie [drei] Kritikpunkte an der KTT, die von der IRT aufgenommen wurden! Kritik an der KTT (Klassische Testtheorie)... ist [...] reine Messfehler-/Reliabilitätstheorie, was Kritik aufbringt u.a. zu ... <Axiome [der KTT] empirisch nicht überprüfbar, nicht alle gleichermaßen plausibel> <Messfehler nicht immer zufällig um wahren Wert verteilt, d.h.systematische Verzerrungen werden nicht betrachtet> <Skalenniveau wird häufig missachtet: KTT setzt Intervall-Skalenniveau voraus, ist jedoch nicht immer vorhanden!> Parameter der KTT sind populations- und stichprobenabhängig: je heterogener Population oder Stichprobe in Bezug auf untersuchtes Merkmal, umso höher Trennschärfen und Reliabilitäten je stärker Merkmalsausprägung bei untersuchten Personen, um so höher Itemschwierigkeiten d.h. Kennwerte einer SP können nicht ohne Weiteres auf Population generalisiert werden – SP muss repräsentativ und hinreichend groß sein Homogenität der Items wird vorausgesetzt, ist aber nicht immer gegeben Die KTT sagt nichts über das Zustandekommen des Testergebnisses aus, da sie eine reine Messfehlertheorie darstellt (d.h. eine Abschätzung des Anteils des Messfehlers an den wahren Werten vornimmt) [In der Psychologie ist man aber meistens am Zustandekommen eines Testergebnisses interessiert:] [Was bestimmt das Antwortverhalten von Personen?] [Grundfrage der Item-Response-Theorien (bzw. ProbabilistischenTheorien) lautet nun: wie kommen Antworten auf Items zustande?] [Vorteile] [ist sparsam, d.h. kommt mit wenigen Grundannahmen aus] [hat sich in der Praxis bewährt bei Testkonstruktion, Reliabilitätsschätzung, praktischen Anwendungen der Reliabilität]
  • 19) Was sind im Kontext der IRT manifeste und latente Variablen? Item-Response-TheorieGrundgedanken [Grundfrage, welche Rückschlüsse auf interessierende Merkmale gezogen werden können, wenn nur Antworten auf verschiedene Items vorliegen.] Unterscheidung in ... manifeste Variablen „Bei den manifesten Variablen handelt es sich im Kontext der IRT um<das beobachtbare Antwortverhalten auf verschiedene Testitems>, ..." latente Variablen "... bei den latenten Variablen hingegen um<die Merkmalsausprägung in nicht beobachtbaren, dahinterliegenden Dispositionen (Einstellungen, Persönlichkeitsmerkmalen, Fähigkeiten), von welchen das manifeste Verhalten als abhängig angesehen wird>.“ (Moosbrugger, in Schmidt-Atzert & Amelang, 2012 S. 63)
  • 20) Welche zwei Parameter werden bei den Latent-Trait-Modellen angenommen und auf einer gemeinsamen Skala angegeben? [Latent-Trait-Modelle] [innerhalb psychologischer Diagnostik aktuell am gebräuchlichsten] [gehen davon aus, dass sowohl Ausprägungen verschiedener Probanden auf den latenten Traits als auch traitbezogene Anforderungen der Items an die Personen jeweils durch einen Parameter charakterisiert werden können] Personenparameter: ξv die Fähigkeit des Probanden v hinsichtlich des latenten Traits Itemparameter: σi die Anforderung, welche das Item i an die zu untersuchende Fähigkeit der Person stellt werden üblicherweise auf gemeinsamer Skala (»joint scale«) angegeben
  • 21) Grenzen Sie deterministische von probabilistischen Latent-Trait-Modellen ab und nennen Sie jeweils ein Modellbeispiel! Item-Response-TheorieLatent-Trait-Modelle[Itemcharakteristische-Funktionen] [Itemcharakteristische Funktion (IC-Funktion) ermöglicht Angabe numerischer Ausprägung der Parameter] [Beschreibung über Zusammenhang von Antwortverhalten auf Items und Ausprägung der latenten Variablen in Form mathematischer Gleichung] Versch. IC-Funktionen für spezifische Testmodelle: „Deterministische Modelle <gehen davon aus, dass das Antwortverhalten der Probanden durch die Item- und Personenparameter vollständig bestimmt ist.> <z.B. Skalogramm-Modell (Guttman, 1950)> [deterministisches Modell] [für jedes Item gibt es einen bestimmten Wert auf der ξ-Skala, ab dem das Item gelöst wird bzw. ab dem dem Item zugestimmt wird] [Person, die auf ein bestimmtes Item positiv reagiert, reagiert auch auf alle vorhergehenden Items positiv.] Person, die auf ein bestimmtes Item negativ reagiert, reagiert auch auf alle nachfolgenden Items negativ. einheitliche Ordnung von Personen und Items Probabilistische Modelle <nehmen hingegen eine stochastische Beziehung zwischen dem Antwortverhalten des Probanden und den Personen- und Itemparametern an.“> (Moosbrugger, in Schmidt-Atzert & Amelang, 2012) statt Treppenfunktion werden in der Regel monoton steigende Funktionen als IC- Funktion angenommen Ausprägung einer latenten Variable ξ und Wahrscheinlichkeit p(i|ξ), dass das Item i gelöst wird (bzw. ihm zugestimmt wird) deterministische Modelle, bei denen nur die Lösungswahrscheinlichkeiten null und eins vorkommen = Spezialfall probabilistischer Modelle probabilistische Latent-Trait-Modelle entwickelt u.a. von Lord und Novick (1968), Birnbaum (1968), Rasch (1960) <z.B. Dichtomes Rasch-Modell oder auch: Birnbaum-Modell>
  • 22) Nennen Sie jeweils [zwei] Vor- und Nachteile der IRT! Item-Response-TheorieFazit Vorteile: Separierbarkeit von Item- und Personenparametern ermöglicht empirische Überprüfung von Skalierbarkeit, Eindimensionalität sowieItem- und Personenhomogenität IRT-konforme Tests liefern Basis für Large Scale Assessments wie PISA und ermöglichen Definition von Kompetenzniveaus zur kriteriumsorientierten Testwertinterpretation IRT liefert <methodische Grundlage für Adaptives Testen> Ansatz <überwindet einige Einschränkungen der KTT> Einschränkungen/Nachteile: <hoher Aufwand in Testkonstruktion – ausreichende Menge homogener Items muss gefunden werden> – vor allem schwierig bei ungenauer Konstruktdefinition für Personen, die entweder kein Item oder alle Items gelöst haben, kann Personenparameter nicht bestimmt, sondern nur durch Korrektur geschätzt werden – werden deshalb bei Modellprüfung nicht berücksichtigt Prüfung der Modellkonformität teilweise nicht einfach <nach wie vor noch weniger verbreitet [als KTT]>➔ Kenntnis beider testtheoretischer Zugänge in jedem Fall sinnvoll und nützlich!
  • 23) Nennen Sie die Quellen, die der automatischen Hypothesenbildung zugrunde liegen! Verschränkung von Diagnostik und TheorieAutomatische Hypothesen Quellen für automatische Hypothesen entsprechend (s. unten) Erfahrungen, Bedürfnisse/Motive, Vorurteile/implizite Theorien, Werte/Normen, Theorien/Befunde/Lehrmeinungen QuellenNach Bruner (1957) beeinflusst eine Hypothese selektive Wahrnehmung umso stärker, ... je häufiger sich Hypothese in Vergangenheit bewährt hat je besser sie zu den Motiven und Bedürfnissen der wahrnehmenden Person passt je stärker sie argumentativ begründet werden kann je mehr Anhänger sie hat je weniger Alternativhypothesen in Situation zur Verfügung stehen
  • 24) Nennen Sie die drei Möglichkeiten zur Ermittlung von Sollwerten [und erklären Sie eine genauer!] Verschränkung von Diagnostik und InterventionDiagnose des InterventionsbedarfsErmittlung von Soll-Werten Strukturierte Vorgehensweisen zur Ermittlung u.a.: Critical Incident Technique Shadowing (u.a. für Arbeitsplatzbeschreibung) Gitter- oder Kontrastanalyse
  • 24.2) Es gibt drei Möglichkeiten zur Ermittlung von Sollwerten. Erklären Sie "Shadowing"! Diagnose des InterventionsbedarfsErmittlung von Soll-Werten Shadowing u.a. für Arbeitsplatzbeschreibung geschulter Beobachter folgt „wie ein Schatten“ – registriert Tätigkeiten/Abläufe + deren Effekte Auswertung in Expertengruppe – Bewertung der Effekte – Ableitung (in-)effektiven Verhaltens – Übersetzung in Soll-Werte
  • 25) Was ist bei der Evaluation von Interventionsmaßnahmen zu beachten? Verschränkung von Diagnostik und InterventionEvaluation von Interventionsmaßnahmen Aufgabe ist ... ...  alle relevanten Merkmale zu allen relevanten Zeitpunkten bestmöglich zu messen „alle relevanten Merkmale“= Ist- und Soll-Werte vor, während und nach der Intervention bestimmen, unerwünschte Nebenwirkungen und ggf. erwünschte Zusatzwirkungen erfassen „alle relevanten Zeitpunkte“= oft genug, um Veränderungstrends zu erkennen + in ausreichend großem Abstand nach Intervention, um Nachhaltigkeit zu prüfen „bestmöglich messen"= Instrumente mit entsprechenden Gütekriterien nutzen
  • 26) Was sind direkte und indirekte Veränderungsmessung? ProzessdiagnostikDirekte und indirekte Veränderungsmessung Unterscheidung in direkte und indirekte Veränderungsmessung indirekt= mehrfache Messung des interessierenden Merkmals – Differenzen zwischen Messzeitpunkten ermöglichen Information über Richtung und Ausmaß einer Veränderung direkt= einfache Messung, rückwirkende Einschätzung erlebter Veränderungen,Zeitpunkt: nach vermutetem Abschluss einer Veränderung oder als Zwischenbilanz eines Veränderungsprozesses
  • 27) Welche zusätzliche Annahme trifft die LSTT (Latent-State-Trait-Theorie) im Vergleich zur KTT? [Wie schlägt sich das in ihrer Formel zum Messwert nieder?] ProzessdiagnostikSimultane Ermittlung von Reliabilität und Änderungssensitivität von Instrumenten [übereinstimmend = Annahme, dass Messfehler wirken und zu Abweichung von wahrem Wert führen] Ergänzend = Annahme wahrer Merkmalsveränderungen über die Zeit – dadurch: wahrer Zustandswert ≠ wahrer Eigenschaftswert [möglich durch diese Betrachtung = Bestimmung der Änderungssensitivität eines Instruments ergänzend zu Reliabilität, d.h.Trennung von Unzuverlässigkeit und Veränderungssensitivität] oder anders: <Annahme zeitlicher und situativer Bedingtheit des wahren Wertes, d.h. seiner prinzipiellen Veränderlichkeit über die Zeit/über die Situationen> andere Sicht auf wahren Wert als in KTT – in KTT als zeitlich stabil und unveränderliche Eigenschaft einer Person wahrgenommen, in LSTT als veränderlicher Zustand!
  • 28) Was sind Demandeffekte und welche verschiedenen Verhaltensausprägungen kann der Effekt annehmen? Probleme der Prozessdiagnostik Probleme bei direkter Veränderungsmessung durch kognitive, affektive, motivationale Störeinflüsse Beispiel für motivationale Einflüsse: Demandeffekte Probanden versuchen Erwartungen des Versuchsleiters zu erkennen und passen ihr Verhalten an „Wissenschaftler einen Gefallen tun“ „Forscher eines Besseren belehren“ „guten Eindruck machen“ „ehrliche Versuchsperson“ = keine Beeinflussung
  • 29) Nennen Sie drei Fehlerquellen, die bei indirekter Veränderungsmessen wirken können [und erklären Sie eine davon]! Probleme der Prozessdiagnostik Probleme bei indirekter Veränderungsmessung [durch Verzerrungen bei wiederholter Messung (u.a. Reihenfolge, Ermüdung, Lernen, Erinnerung)] drei wesentliche Fehlerquellen: Regression zur Mitte Missachtung systematischer Störvariablen unangemessene Wahl von Messzeitpunkten
  • 29.3) Es gibt drei Fehlerquellen, die bei indirekter Veränderungsmessen wirken können. Erklären Sie die "Unangemessene Wahl von Messzeitpunkten" ProzessdiagnostikUnangemessene Wahl von Messzeitpunkten Fehleinschätzung von Entwicklungsverläufen durch falsche Wahl von Messzeitpunkten, z.B. durch ... Unkenntnis oder pragmatische und nicht inhaltlich begründete Wahl Häufigkeit der Messung richtet sich nach dem Merkmal, welches sich am schnellsten ändert, nicht alle Merkmale müssen zu jedem Messzeitpunkt erfasst werden
  • 30) Nennen Sie drei mögliche Kategorien diagnostischer Entscheidungen nach Cronbach und Gleser (1965)! Kategorien diagnostischer Entscheidungen/Taxonomie diagnostischer Entscheidungennach Cronbach und Gleser (1965) Entscheidungsart: Individuell oder Institutionell Quotierung: ohne Aufnahmequoten: Entscheidungen über Personen sind unabhängig mit Aufnahmequote: Entscheidungen über Personen sind voneinander abhängig Zuordnung zu Klassen: Selektion oder Platzierung Information: univariat oder multivariat Entscheidungsprozedur: einstufig (single stage testing) mehrstufig = sequentiell (sequential strategy) Anzahl von treatments/„Behandlungen" pro Person: eine oder mehrere
  • 31) Nennen Sie alle mehrstufigen Entscheidungsprozeduren [und erklären Sie eine davon an einem selbst gewählten Beispiel!] Diagnostische EntscheidungenMehrstufige Vorgehensweisen vgl. Ziegler & Bühner (2012) Vorauswahl Untersuchungsplan (Pre-Reject) mehrere Verfahren zur Beantwortung der Fragestellung nicht alle Personen werden mit allen Verfahren untersucht Vorauswahl anhand des Ergebnisses in einem ersten Verfahren bzw. aus Kombination der Ergebnisse erster Verfahren Bereich I = Ablehnung in erstem Schritt Bereich III = Annahme Bereich IV = Ablehnung Vorentscheidungs-Untersuchungsplan (Pre-Select) ebenfalls Vorgehen mit Vorauswahl, allerdings mit terminaler Annahme, nicht Ausschluss in Praxis eher selten zu finden Bereich II = Annahme in erstem Schritt Bereich III = Annahme Bereich I = Ablehnung Vollständig sequenzieller Untersuchungsplan Kombination aus Vorauswahl- und Vorentscheidungsstrategie anhand erster durchgeführter Verfahren erfolgt Aufteilung in drei Gruppen:terminal akzeptiert (II), terminal abgewiesen (I), Folgetest (III und IV). nach Folgetest wird auf Basis integrativer Betrachtung der Informationen über Annahme und Ablehnung entschieden Bereich II = Annahme in erstem Schritt Bereich I = Ablehnung in erstem Schritt Bereich III = Annahme Bereich IV = Ablehnung
  • 32) Geben Sie die diagnostischen Entscheidungen (Annahme oder Ablehnung) für Person 4 (s. Abbildung) unter Anwendung des kompensatorischen Modells (I), des Oder-Konzepts (II) und des Und-Konzepts (III) an! Person 4: I. Kompensatorisches Model: Annahme II. Oder-Konzept: Annahme III: Und-Konzept: Ablehnung
  • 33) Welche Analysenmöglichkeiten können aus dem Linsen-Modell abgeleitet werden? ModelleLinsenmodell (Brunswik, 1956) Analysemöglichkeiten Umwelt: formale Eigenschaften der Umgebung (wie gut sagt jedes der Merkmale Kriterium voraus?, In welcher Beziehung stehen distale und proximale Merkmale?, Wie ist Vorhersageleistung der Kombination der Merkmale?) Beurteiler: Merkmalsnutzung, Merkmalsgewichtung, Strategienutzung (Konsistenz) Beziehung zwischen beiden Systemen (Vorhersageleistung, korrekte Aufgabenwahrnehmung)
  • 34) Welche Vorteile bietet das Bayes-Theorem? ModelleBayes-Theorem Vorteile: diskrete Informationen (kategorial, qualitativ) können verarbeitet werden keine Verteilungsannahmen nötig es ist möglich ... ... Vorinformationen mit zu berücksichtigen und ... ... sequentiell Daten zu berücksichtigen [Voraussetzungen:] [Hypothesen müssen disjunkt und exhaustiv sein] [Stationarität] [zuverlässige Eingangsdaten – vor allem zu gewinnen über Untersuchung großer Anzahl gleichartiger Fälle (Beobachtungen, Empirie) oder aber über Expertenschätzungen]
  • 35) Was ist das Ziel der HYPAG-Structure? HYPAG-Structure(Wottawa, 1987) hypotheses agglutination – „Zusammenkleben“ von Hypothesen Rekonstruktion diagnostischer Entscheidungen in Form logisch verknüpfter Wenn-Dann-Regeln Ziel = implizite Entscheidungsregeln von Diagnostikern explizit machen - isomorphes Modell Voraussetzungen: Stationarität, verfügbare Anzahl notwendiger Fälle (ca. 200-300)