Klinische Psychologie II (Fach) / VL 6 // Diagnostik (Lektion)
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Klinische Diagnostik psychischer Störungen
Diese Lektion wurde von AliceMiller erstellt.
- Welche Phasen durchläuft die diagnostische Beurteilung? Wahrnehmung- von Krankheits- und Störungsanzeichen Beurteilung- dieser Zustände als "gestört" und "abweichend" Überprüfung von Hypothesen- Krankheits- und Störungshypothese
- Wie wird das moderne Störungsmodell auf die diagnostische Beurteilung angewendet? Beobachtung einer Abweichung- signifikante inter- oder intraindividuelle Abweichung im Zustand/Verhalten- idR. langsam einstellende Abweichung Beurteilung- ist die Abweichung: a) relevant b) abnorm c) behandlungsbedürftig Überprüfung- Festigung Hypothse mittels objektiver Befunde- oft fehlen diese bei psych. Störungen > Beobachtung und Bewertung bekommen höheres Gewicht
- Wie wird ein Zustand als "therapiebedürftig" beurteilt? Verwendung versch. Normen > soziale, funktionale, statistische Bewertung: a) änderungsbedürftigb) änderungsfähig Kriterien für Therapiebedürftigkeit1. Therapiewunsch2. aktue Selbst- und Fremdgefährung3. sozial inakzeptables Verhalten4. Beeinträchtigung 4.1 Beeinträchtigung beruflicher Leistungsfähigkeit 4.2 subjektiver Leidensdruck 4.3 soziale Beziehungen 4.4 Alltagsaktivitäten
- Welche Elemente hat die Diagnose einer Störung? Befund Befindlichkeit Beeinträchtigung
- Was sind die allgemeinen Aufgaben der Diagnostik? Beschreiben- Probleme hinichtlich ihrer spezifischen Merkmale- systematisch erfassen- Modus der Erfassung abh. von Therapieschule Klassifikation- Zuordnung Probleme zu diag. Einheiten- auf Basis von Klassifikationssystemen- mittels impliziter oder expliziter Zuordnungsregeln Erklären- Bereitstellen von möglichst präzisen Daten für:a) Überpr.von Verursachungshypothesenb) ätiologische Erklärungsmodelle Prognose- Vorhersage des Störungsverlaufs mit vs. ohne Behandlung Evaluation- Erfolgsbewertung:a) einzelner Interventionsschritteb) Gesamttherapiec) ganzes Versorgungssystem
- Welche 3 Grundarten von Diagnostik gibt es? Eigenschaftsdiagnostik- Verhaltensvorhersage durch stabile PersönlichkeitseigenschaftenzB. Kontrollüberzeugungen Verhaltensdiagnostik- Verhaltensanalyse = Entstehungs-, Erklärungs- und aufrechterhaltende Bedingungendh. Ableiten von Änderungsmöglichkeiten (SORCK-Schema) Interaktives Persönlichkeitsmodell- KliPsy: interaktives Persönlichkeitsmodell = Kombination von 1. und 2.
- Welche Formen der klinischen Diagnostik werden unterschieden? Klassifikatorische Diagnostik- Zuweisungen von Diagnosen zum Symptomkomplex einer Person- Regeln = Psychopathologie Strukturdiagnostik- Eigenschaften + Persönlichkeitstyp = Zuweisung von Persönlichkeitstypen zu Störungs- und Behandlungskonstrukten Funktionale Diagnostik- Verhalten + Situation = Bedingungsanalyse- für Mikroplanung der Therapie Prozessdiagnostik- Verlaufsmessung und Adaptation
- Auf welche Ebenen greift die multimodale Diagnostik zurück? Datenebenen- biologisch-somatisch- psychisch- sozial- ökologisch, zB. Lärmbelästigung Datenquellen- Patient selbst- Diagnostiker- objektive Befunde- Akten und Dokumente Untersuchungsverfahren- Selbstangaben- Psychometrie (Tests, Fragebögen)- Fremdbeobachtung- apparative Verfahren Konstrukte/Funktionsbereiche
- Beschreibe den Prozess der klinisch-klassifikatorischen Diagnostik. Verhaltensaspekte, zB. Klagen, Beschwerden, Leiden über diagnostische Konventionen (=Nomenklatur) als diagnostisch relevante Symptome definiert aufgrund Störungslehre zu Syndromen zusammengefasst über Zusatzannahmen zu Diagnosen verarbeitet
- Welche Kriterien für die quantifizierende Beschreibung von Symptomen gibt es? Symptonschweregrad Persistenz, Dauer und Frequenz der Beschwerden und Symptome Grad subjektiver Belastung und des Leidens Grad an Beeintächtigung bzw. Gefährdung anderer Personen Ausmaß objektivierbarer (Funktions-)Beeinträchtigung organisch-physiologische Befunde
- Welche Ziele hat die interventionsbezogene Diagnostik? Indikationa) allgemeine Indikation (=Therapie angezeigt oder nicht)b) differenzielle Indikation (=welche Therapie? welcher Therapeut? Therapieplanung- Planung, Begründung und Legitimation von Entscheidungen und Vorgehen Verlaufskontrolle und Prozesssteuerung- permanente Überprüfung des Veränderungsprozess- ggd. Modifikation Qualitätskontrolle- abschließende Überprüfung vona) Therapieerfolgb) Praxistransferc) Stabilität der Effekte Dokumentation Ich therapiere Veras Qualle dauerhaft ;)
- Nenne die Grundfragen der interventionsbezogenen Diagnostik. Zielanalyse> Welche Verhaltensmuster bedürfen einer Änderung? Problemanalyse> Was sind Entstehungs- und Erhaltungsbedingungen? Therapieplanung> Welches sind die therapeutischen Mittel um erwünschte Änderungen zu erzielen?
- Welche Hilfsmittel können zur Diagnosestellung verwendet werden? logische und vereinfachte Handlungsanweisungen - DSM-IV Entscheidungsbäume- M-CIDI: Münchener Composite International Interview- DIPS : Diagnostisches Interview Psychischer Störungen
- Beschreibe ein Screeninginstrument für psychische Störungen. PHQ (Patient Health Questonnaire) speziell für Anwendung in Arztpraxen entwickelt gute psychometrische Eigenschaften- Sensitivität (richtig positive Entscheidungen)- Spezifizität (richtig negative Entscheidungen)- Konstruktvalidität- Reliabilität
- Welches ist das international gebräuchlichste klinische Interview? SKID: Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV SKID-I (Psychopathologie)- SKID-F: Forschungsversion- SKID-K: Kliniker-Version SKID-II (Persönlichkeitsstörungen)- Fragebogen- Interview
- Was ist das sog. DIPS? Was sind Nachteile? strukturiertes Interview paper-pencil Mini-DIPS für schnelle überblicksartige Erfassung Nachteile- weniger reliabel als M-CIDI- nicht pc-gestützt
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- Was sind Vor- und Nachteile des M-CIDI? Vorteile- reliable Erfassung- gut validiert- computerisiert Nachteile- aufwändig und anstrengend für Patienten (3-8 h)
- Warum ist formalisierte und standardisierte Diagnostik nötig? reliable Diagnose bessere Kommunikation Patienten-Aufklärung unstrukturiert = zu unsicher keiner hat alle Diagnostiken im Kopf Qualitätssicherung
- Was sind Kritikpunkte an den Diagnosen? Klassifikationssysteme und Diagnosen NIE objektiv wahr > politischer und wissenschaftlicher Konsensus ständige Änderungen und Überarbeitung > vorübergehende Konstrukte
- Was sind Grenzen der diagnostischen Interviews? aktue schwerste Störungen, die geordnete Kommunikation unmöglich machenzB. aktue Psychose
- Ist eine Diagnose gleichbedeutend mit einer Therapieentscheidung? Nein, da viele Zusatzindikatoren wichtig sind- Zeit, Wissen und Können des Therpeuten- Kooperation- Voraussetzungen des Patienten für viele Diagnosen gilt jedoch dieser Zusammenhang
- Beschreibe beispielhaft den diagnostischen Prozess. Erstkontakt- Basisinformation- Orientierung- Beziehungsaufbau Erstgespräch- Hauptproblematik + diagnostisches Interview Differentielle Diagnostik- 2.-4. Termin- Ziele: Problemdefinition und -analyse, Bedingungsanalyse differenzielle Indikation- ca. 5. Termin- Grobwahl Strategie und Methode- Ziele: Therapiemotivation und Veränderungsbereitschaft aufbauen Durchführung Therapie- ab 6. Termin- Ziele: Prozessdiagnostik und Erfolgsmessung