Klinische Psychologie II (Fach) / VL 3 // Ethische Fragen (Lektion)

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ethische Fragen der klinischen Psychologie und PT

Diese Lektion wurde von AliceMiller erstellt.

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  • Was sind die Aufgaben psychologischer Ethik? moralische Begründung: normativ-ethische Begründung des Fachs- für die Forschung, Lehre, Praxis und Theoriebildung- dh. Reflexion der ethischen Vorstellungen und Normen, die psychologischen Theorien, Modellen und Interventionen zugrundeliegen- zB. Tierversuche des Berufsethos (des Forschers, Lehrers, Therapeuten, Ausbilders)- inkl. Bedingungen zur Aneignung im Prozess der Professionalisierung Lehrbarkeit von Moral
  • Welche Perspektiven ethischer Reflexion gibt es? individuum therapeutische Beziehung und andere BeziehungssystemezB. Nähe der Beziehung zw. Therapeut und Klient GesellschaftzB. Maßregelvollzug universelle ethische Prinzipien
  • Welche Aufgabe hat die Ethik im Kontext der PT? 1) Kritische Selbstreflexion 2) systematische Legitimation hinsichtlich:- Voraussetzungen, zB. Freiwilligkeit, Selbstbestimmung- Ziele, zB. Alkohol am Arbeitsplatz - PT oder außerord. Kündigung- Methoden, zB. Urschreitherapie- Folgen - auch für die am Prozess beteiligten/betroffenen Personen
  • Warum braucht es ethische Standards in der PT? Nennen Sie Gründe und Auswirkungen auf den Patienten. Machtpotential des Therapeuten 1) Gründe- Intimität der Beziehung- Suggestibilität und Manipulierbarkeit des Pat., zB. Hilfesuche und Schutzbedürfnis 2) Schadensrisiken für den Patienten- Entwicklung innerer Abhängigkeit- Missbrauch der Abhängigkeit durch Therapeut
  • Was sind mögliche moralische Risiken für den Therapeuten? emotionale Abh. des Pat. >> kann Verführungssituation sein Konflikt zwischen Pflicht und Neigung/Gedankenlosigkeit
  • Was sind Maßnahmen zum Training von Moral in der PT-Ausbildung? Sensibilisierung für moralische Konfiktsituationen Einüben moralischer Urteilsfähigkeit Stärkung der pers. Fähigkeit auch gegen institutionellen Drucken ethisch-moralische Entscheidungen zu treffen
  • Was sind die zentralen Maximen der Prinzipienethik? Hilfeleistung (benefience) Respekt der Autonomie/Selbstbestimmung des Klienten Schadenabwehr und Schutz vor Schaden (non-maleficience) Sorgfaltspflicht informed-consent Vertraulichkeit/Verschiegenheit/Datenschatz Gerechtigkeit, zB. Unparteilichkeit des Therapeuten
  • Was sind Ebenen ethischer Reflexion? Selbstreflexion- Begründund und Rechenschaft über Handeln und dessen Folgen institutionelle Kontrolle- ethische Standards, die im interdisziplinären Diskurs entwickelt wurden und verbindlich festgelegt werden (zB. Berufsverbände)
  • Beschreiben Sie das 4-Prinzipien von Modell von Beauchamp und Childress (1994). Prinzip der Nichtschädigung Prinzip der Autonomie Prinzip der Fürsorge Prinzip der Gleichheit
  • Beschreibe das 1. Prinzip von Beauchamp und Childress. > Prinzip der Nichtschädigung Grundprinzip jeder Ethik- psychischer und physischer Schaden und Risiko von Schaden an Leib, Leben und Eigentum Missbrauch> bewusste und unbewusste Instrumentalisierung des Pat. zu eigennützigen ZweckenzB. Therapeut nutzt therap. Prozesse zum Selbstzweck Pathologisierung & Abhängigkeit- Entmündigung durch Pat. durch übermäßige Pathologisierung und InfantilisierungzB. Risiko bei Psychoanalyse- Dependisierung des Patienten, dh. Therapeut bindet Pat. zu stark an sich- Ko-Abhängigkeit des Therapeuten, dh. Therapeut kann sich nicht von Pat. trennen Sozialökologie- Abwägung des Risikos der Schädiung DritterzB. Unterdrückung Anderer, übermäßige Polygamie soziale Auswirkungen- Ermunterung des Pat. zu einseitigen Ablösungsbemühungen u. U. bedenklich- Beachtung "Komplizenschaft" des Therapeuten = zusätzliche Bezugsperson Ökonomie- Schädigung der Allgemeinheit durch unnötiges Ausschöpfen von Therapiekontingenten, ohne IndikationzB. psychodynamische Ausbildung nur Probefälle ab 300 Std. > Pat. werden auch bei Gesundung nicht entlassen
  • Beschreiben Sie das Prinzip der Autonomie. Definition- schwacher Paternalismus- Wünsche, Pläne und Lebensziele anderer respektieren auch wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechendh. Selbstbestimmungsrecht Vorrang vor Fürsorge- Freiheit des Pat. ein Therapieangebot auszuschlagen- Autonomie als Therapieziel darf nicht aufoktroyiert werden Manipulierbarkeit- Therapie = hochsuggestive Situation, Gefahr der Manipulationdh. keine ethisch-moralische Neubewertung des Lebens des Patienten dh. Patientenwunsch nach Symptomkontrolle bedeutet nicht tiefgreifende Analyse unbewusster Konflikte informed consent- konsequente Patientenbezogene Beratung- Zustimmung des Patienten setzt Infos zu Vorgehen, Mitarbeit, Zeitrahmen, Chancen und Risiken voraus Unterscheidung Ziele und Mittel- Ziele = werden zw. Patient und Therapeut vereinbart- Mittel = Therapeut Experte hinsichtlich der Mittel
  • Beschreiben Sie das 3. Prinzip von Beauchamp und Childress. Definition- Fürsorge = mögliche Schäden verhindern, eingetretene verbessern und Situation anderer verbessern - Therapeut zuständig für effiziente Zielerreichung Missbrauch durch PatientenzB. Beziehungsspiele - Borderline-Persönlichkeitsstörung Therapeutendefizite- fachliche Defizite, zB. Fehleinschätzungen und unzweckmäßiges Vorgehen- persönlichkeitsbedingte Defizite, zB. Permissivität (Gegenteil: direktiv) Setting- Wahl des Settings (ambulant, stationär) muss am Patientenwohl orientiert seinzB. ambulant bei Anorexie
  • Beschreiben Sie das 4. Prinzip von Beauchamp und Childress. Prinzip formaler Gleichheit- ähnliche Behandlung ähnlicher Fälle, dh. keine unzulässige Diff. aufgrund von Personmerkmalen Verbot sachfremder Differenzierung- Selegieren von Pat. die besonders angenehm sind
  • Nennen Sie wesentliche ethische Probleme in der Therapeutenausbildung. Patientenwohl vs. Ausbildungskandidat- Therapieausbildung orientiert sich an 4 Prinzipien von B&C ungeeignete Kandidaten werden "mitgeschleppt" Supervision kann innere Grundhaltung nur unvollständig korrigierenzB. übermäßiger Narzissmus, Überidentifizierung, übermäßige Emotionalitätdh. rechtzeitige Auswahl geeigneter Kandidaten Rahmenbedingungen der Ausbildung- angemessener zeitlicher und finanzieller Rahmen- Vermittlung alles inhaltlich Wichtigen
  • Wer kann durch eine Therapie geschädigt werden? Patient selbst sein Lebensumfeld Allgemeinheit
  • Was ist das gravierendste Aufklärungsdefizit in der Therapie? keine Information über alternative Behandlungsangebote
  • Welche Gegenmaßnahmen kann ein Therapeut ergreifen, wenn er durch den Patienten instrumentalisiert wird? Verminderung Therapuefrequenzdh. Therapeut verliert an Attraktivität als Beziehungsersatz Therapeut soll geben was Patient braucht nicht was dieser willzB. nur supportive Elemente nicht sinnvoll
  • Welche Elemente sind in der Therapeutenausbildung zur Schulung ethischen Handelns wichtig? Supervision (idR. alle 4h) Selbsterfahrung- problematisch wenn "blinde Flecke" nicht aufgearbeitet werden Rollenspiele- eigene Schwächen kennenlernen und korrigieren
  • Wie wird das Prinzipienmodell von Beauchamp und Childress nach Marckmann (2000) in der Praxis angewendet? Anwendung in 2 Schritten:1. Interpretation: jedes Prinzip wird auf Situation angewandt2. Überprüfung ob resultierende Verpflichtungen übereinstimmen oder in Konflikt zueinander stehen wichtig!- keine absolute Geltung der Prinzipien- Gewichtung und Abwägen im Einzelfall
  • Nennen Sie Forschungsthemen der Ethikforschung. Untersuchen moralischer Werte von PT Bestandsaufnahme und Defizitanalyse der klinischen Praxis Einbeziehung ethischer Fragen in Prozess- und Ergebnisforschung der PT Ethik-Folgen-Forschung Ethik-Richtlinien aus Klienten-Perspektive