Markt & Staat (Fach) / Lektion 1 (Ordnungsökonomische Grundlagen) (Lektion)
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- System - Menge von Elementen, die durch bestimmte gemeinsame Merkmale, Fragestellungen, Zielsetzungen von ihrer Umgebung abgegrenzt werden können (Systemgrenzen) - zwischen den Elementen bestehen Beziehungen (Relationen)
- Wirtschaftssystem - Gesamtheit der wirtschaftlichen Akteure/Institutionen und ihrer Wechselbeziehungen in einer Volkswirtschaft (Private HH, Unternehmen, Staat, Ausland) - anhand Struktur/Ordnungder Beziehungen lassen sich verschiedene Wirtschaftssysteme unterscheiden - Walter Eucken: Modelltheoretischer Idealtypus - Funktionen: - Zuordnung der ökonomischen Entscheidungsbefugnisse, - Koordination der Einzelpläne und welche Güter produziert werden sollen - Kontrolle der sachgemäßen Verwendung der Produktionsmittel
- Wirtschaftsordnung - Teilsystem der wirtschaftlichen Koordination - umfasst alle Normen/Institutionen, die das wirtschaftliche Geschehen regeln - sorgt für Koordination der Pläne und Handlungen der wirtschaftlichen Akteure, legt Regeln fest - Walter Eucken: Realtypus eines Wirtschaftssystems - Zentrale Kriterien zur Einteilung: - Planungs- und Lenkungsformen - Eigentumsverfassung - Ort der Preisbildung - Formen der Finanzwirtschaft
- Ordnungsökonomik - untersucht Zusammenhang zwischen Ordnungsrahmen und der Interaktion der Wirtschaftssubjekte (Ordnungstheorie) und leitet aus den Erkenntnissen Folgerungen für die Gestaltung der Wirtschaftsordnung ab (Ordnungspolitik) - Wie beeinflusst die Wirtschaftsordnung das Verhalten der Wirtschaftssubjekte in einer VWL? - Bsp. Meisterzwang, Meister ist Voraussetzung für Selbstständigkeit in 41 Berufen (Vorschrift für Existenzgründung, Folgen?) - Freiburger Schule der "Ordo-Liberalen" (Walter Eucken, Wilhelm Röpke, Franz Böhm, L. Erhardt) - Österreichische Schule (Böhm-Barwek, A. von Hayek), Grenznutzenschule, Konjunkturtheorie
- Definitionen - nicht richtig oder falsch - zweckmäßig oder unzweckmäßig
- ordnungsökonomische Perspektive unterscheidet sich von Neoklassik - Neoklassik leitet Verhalten der Wirtschaftssubjekte aus dem Rational-Modell der Entscheidung (Homo oeconomicus) ab - untersucht, welches Ergebnis (Marktgleichgewicht) sich über Tauschakte zwischen den Wirtschaftssubjekten am Markt unter bestimmten Annahmen einstellt
- Annahmen des Neoklassischen Standardmodells (Modell des Homo Oeconomicus, Modell der vollständigen Konkurrenz) - Wirtschaftssubjekte verhalten sich als Homo Oeconomicus: - streben nach Eigennutz, Nutzenmaximierer - verfügen über Konsistente Nutzenvorstellungen (Präferenzen) - zeigen Rationales Verhalten und wählen nutzenoptimale Alternative - Auf den Märkten herrscht vollständige Konkurrenz: - Atomistische Marktstruktur (viele kleine Marktteilnehmer ohne Preissetzungsmacht) - Homogenität der Güter (keine räumliche/sachliche/persönliche Präferenzen, Preis entscheidet) - Unbegrenzte Teilbarkeit der Güter - Perfekte Anpassung (Reaktion sofort und kostenlos) - Vollständige Markttransparenz (Marktteilnehmer verfügen über alle entscheidungsrelevanten Informationen , keine Unsicherheit)
- Fokus der neoklassischen Theorie -> Allokationstheorie - Fokus der neoklassischen Theorie -> Allokationstheorie - untersucht Existenz, Lage und Stabilität von Marktgleichgewichten und vergleicht das allokative Ergebnis mit dem Referenzmodell der vollkommenen Konkurrenz - Aussagen über allokative Effizienz für abweichende Marktformen (Monopol) oder staatliche Eingriffe (Steuer, Subventionen, Abwrackprämie) - Folgen: Änderung der Daten, auf denen die HH und U. ihre Konsum-/Produktionspläneerstellen -> Veränderung der Kurven -> Verschiebung des Marktgleichgewichts - Theorie erklärt aber nicht wie das Marktgleichgewicht erreicht wird
- Fokus der Ordnungstheorie: Koordinationsproblem - bei mehreren in Kontakt stehenden Akteuren (Bsp. Robinson Crusoe und Freitag) - wie Abstimmung der individuellen Pläne der Akteure bzw. soziale Interaktion untereinander? - mit dieser Frage beschäftigt sich die Ordnungsökonomik bzw. ihre Koordinationstheorie - Lösung des Koordinationsproblems hängt von Wirtschaftsordnung = wirtschtl. Handelnsordnung - Handelnsordnung schafft stabile Erwartungen hinsichtlich der Erfüllung von Plänen und ermöglicht damit erst soziale Interaktionen (z.B. ökonomische Transaktionen), ohne würde Chaos herrschen
- Zwei Arten der Ordnung - Koordination auf zwei Wegen möglich (nach von Hayek) - Organisation und spontane Ordnung
- Organisation - Entstehung (Zugehörigkeit zur Orga freiwillig (Vereine) oder auf Zwang (IHK), von Menschen geschaffen und geplant) - Regeln (konkrete Einzelanweisungen/generelle Organisationsregeln, Organisationsplan regelt hierarchischen Organisationsaufbau und Verteilung von Zuständigkeiten und Weisungsbefugnissen) - Ziele (Handeln an Zielen der Organisation, nicht an eigenen ausgerichtet) - Koordination (Koordination hierarchisch, einseitige Anordnung von oben (Befehl) - Beispiel (Rudermannschaft mit Steuermann, 7 Anpassungen je Minute) - Vorteile (gleichförmiges Verhalten, klar zugewiesene Aufgaben) - Nachteile
- Spontane Ordnung - Entstehung (kommt durch wechselseitige spontane Anpassung der Mitglieder zustande, von Menschen geschaffen, aber nicht geplant) - Regeln (allgemeine, abstrakte Verhaltensregeln (Normen, Tradition, Gesetzgebung, Privatrecht), Ergebnis sozio-kultureller Evolution) - Ziele (kein ganzheitlicher Zweck, individuelle Ziele werden verfolgt) - Koordination (nicht hierarchisch, sondern polyzentrisch strukturiert: Anstöße zur Anpassung gehen von allen Akteuren aus) - Beispiel (Basketballmannschaft (28 paarweise Anpassungen pro Minute), Markt mit Verhaltenssteuerung über Preissystem - Vorteile (Koordinationsvorteil der spontanen Ordnung nimmt mit Größe und Komplexität des Systems zu, Flexibilität, hohe Anpassungsleistung) - Nachteile (bei komplexer Struktur höhere Anpassungsleistung, hoher Aufwand)
- Transaktionskostenansatz - Koordinationskosten für Beschaffung von Informationen/Verhandlungen bei spontaner Organisation - Überwachung der Einhaltung von Verträgen - bei zu hohen TK -> Organisationslösung
- Erklärungen des Prinzips und Mustervoraussetzungen - konkrete Folgen von Regeln für Struktur der Ordnung lassen sich nicht genau voraussagen - ordnungsökonomische Theorie gibt Einsichten grundsätzlicher Funktionsweisen der Ordnung/Organisation -> Erklärungen des Prinzips und Mustervoraussagen - von Hayek: Theorie der komplexen Phänomene - Vollständige Markttransparenz nur in Modellen, in Wirklichkeit Wissen verteilt auf einzelne Akteure - Wettbewerb als Entdeckungsverfahren - Tendenz zum Gleichgewicht - Problem beschränkter Information - treibende Kraft ist das unternehmerische Handeln -> Suche nach Gewinnmöglichkeiten Bsp. Eintönige Kantine, Eröffnung Imbiss auf dem Parkplatz - begründet koordinative Effizienz des Marktes
- Teilordnungen des Wirtschaftssystems und ihre Interdependenz - Wirtschaftssystem abhängig von Wirtschafts- und Rechtsordnung, politischer Ordnung und Gesellschaftsordnung - kann differenziert werden in Lenkungssysteme (zentrale, dezentrale Steuerung) und Eigentum an Produktionsmittel (Staatseigentum, Privateigentum) - zwei Grundformen von Wirtschaftssystemen - Marktwirtschaft (Marktsystem) - Zentralverwaltungswirtschaft
- zentral gelenkte Organisation mit Staatseigentum - VWL als einheitliche Organisation mit staatlichem Eigentum an Produktionsmitteln - Planung Wirtschaftsprozess (Produktion, Verwendung/Verteilung der Wirtschaftsleistung)5-Jahres-Plan - Voraussetzung: umfassende Durchgriffsmöglichkeiten, keine Konsumentenfreiheit, Berufsfreiheit, Verfügung über Ressourcen, Eigentum an Produktionsmittel, unternehmerische Eigeninitiative und räumliche Mobilität (in Marktwirtschaft sind all die Eigenschaften gegeben) - zentrale Steuerung und Staatseigentum -> Zentralverwaltungswirtschaft (UdSSR)
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- zentral staatliche Lenkung ohne Staatseigentum - je stärker zur Durchsetzung der staatlichen Lenkungsziele eingegriffen wird, desto weniger kann von Privateigentum die Rede sein - Steuerung durch staatliche Anreize schwierig und führen zu Informationsproblem und verzerrte Allokation - System praktisch gescheitert, Mischform ist instabil und ineffizient - zentrale Steuerung und Privateigentum -> staatlich gelenkte Privatwirtschaft (NS-Kriegswirtschaft)
- Marktsozialismus - Versuch das unvermeidliche Koordinationsversagen der ZVW zu überwinden - O. Lange/ A. P. Lerner : Konkurrenzsozialismus (Simulation des MG dezentral auf allen Ebenen) - am Ende effiziente Allokation wie Neoklassik, gleichzeitig bleibt Verteilungsmacht beim Staat - scheitert am Informations- und Anreizproblem (vollständige Info müsste Planenden vorliegen)
- Marktwirtschaft - dezentral koordinierte, spontane Ordnung mit Privateigentum - Koordination zwischen Wirtschaftsakteuren erfolgt selbstregulierend über den Markt
- 4 maßgebliche Teilordnungen - Wirtschaftsordnung - Rechtsordnung (einschließlich Eigentumsordnung) - politische Ordnung - Gesellschaftsordnung
- Rechtsordnung - legt Regeln fest , die die Ausformung anderer Teilordnungen bestimmen - Regeln zur Gewährleistung von Vertragsfreiheit und Eigentumsrechten - spontane Koordination erfordert allgemeine, abstrakte Regeln des Rechts, dadurch zeichnet sich die Ordnung privaten Rechts - Koordination durch Organisation erfordert dagegen konkrete Regeln des öffentlichen Rechts, also Ordnung öffentlichen Rechts
- Politische Ordnung - Bestimmung darüber, wie politische Entscheidungen zustande kommen und Ausübung der politischen Herrschaft - bestimmt Quelle und Reichweite politischer Herrschaft - Wer übt Macht aus? (Quelle politischer Herrschaft) - Wie bindend sind die politischen Entscheidungen für die Mitglieder der Gesellschaft? (Reichweite politischer Herrschaft) - Quelle politischer Herrschaft: Mehrheitsentscheidungen (Demokratie) oder autoritäre Entscheidungen (Einzelperson, kleine Gruppen) - Reichweite der politischen Herrschaft: abstrakte, allgemeine Regeln oder konkrete Einzelanordnungen - Stellung des Staates steht im Zusammenhang mit der politischen Ordnung - Beschränkung der Staatsgewalt (freiheitlicher Rechtsstaat) = Staat ist Herrschaft des Rechts unterworfen, Bürger können Bürgerrechte einklagen, in totalitären Staaten keine Möglichkeit
- politische Herrschaftsformen - Freiheitliche Demokratie (beschränkte, abstrakte, allgemeine Regeln, Demokratische Herrschaft, Mehrheitsentscheidungen) - Aufgeklärter Absolutismus (beschränkte, abstrakte, allgemeine Regeln, Autoritäre Herrschaft) - Totalitäre Demokratie (unbeschränkte, konkrete Einzelanordnungen, Demokratische Herrschaft, Mehrheitsentscheidungen) - Totalitäre Diktatur (unbeschränkte, konkrete Einzelanordnungen, Autoritäre Herrschaft)
- Gesellschaftsordnung - koordiniert soziale Beziehungen der Mitglieder - Unterscheidung nach Karl Reimund Popper: - offene Gesellschaft: - Freiheit und Eigenverantwortung des Einzelnen, Pluralismus von Meinungen, Offenheit gegenüber Veränderungen, evolutorische Veränderung durch Versuch und Irrtum (Piecemeal Engineering) - Freiheit des Einzelnen findet Grenzen in Freiheit der Anderen und allgemeinen Regeln - funktioniert als spontane Ordnung - geschlossene Gesellschaft - Entscheidungs- Meinungs- und Handlungsfreiheit sowie evolutorische Veränderungen werden begrenzt zugelassen - starre, auf einheitlichen Zweck bzw. an Ideologie/Religion ausgerichtete organisatorische Strukturen - ganzheitlich geplanter Entwurf - Bsp. Totalitarismus, islamischer Gottesstaat - funktioniert als Organisation
- Interdependenz der Ordnungen - These: Teilordnungen eines Wirtschaftssystems bedingen sich gegenseitig - unterschiedliche Funktionsweise der beiden Kontrollmechanismen - Organisation funktioniert nur, wenn Mitglieder die gleichen Ziele verfolgen oder sich trotz unterschiedlicher Ziele beim Organisationsziel unterordnen - durch Zwang, Sanktionen oder Belohnungen - in spontanen Ordnung werden unterschiedliche Ziele selbstregulierend zum Ausgleich gebracht: Tausch am Markt, wenn für beide Seiten vorteilhaft - sind Durchgriffsmöglichkeiten eingeschränkt, gerät in einer ZVW die Ordnung in Gefahr -> Funktions-/Informationsstörungen bis hin zu Destabilisierung - Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft gerät in Gefahr durch fehlende rechtliche Voraussetzungen (Eigentumsschutz, Rechtssicherheit) oder durch übermäßige Eingriffe des Staates (Regulierung wettbewerbsmäßige Preisbildung am Markt) - Theorie der Interdependenz der Ordnungen erlaubt nur Mustervoraussetzungen (z.B. marktwirtschaftliche Ordnung ist ohne freiheitlich-demokratischem Rechtsstaat auf Dauer nicht stabil)