Political and Social Studies (Fach) / Entwicklungstheorie und Entwicklungsländerforschung (Lektion)

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Vorüberlegungen, Leitfragen etc.

Diese Lektion wurde von LorenaSarter erstellt.

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  • Entwicklungstheorie und Entwicklungsländerforschung Area Studie Ursachen von Unterentwicklung Transformationsforschung Dezentralisierung und Entwicklung -> Schnittmenge mit der vergleichenden Politikwissenschaft
  • Entwicklungspolitik - konkrete Maßnahmen im Bereich Entwicklung - Entwicklungszusammenarbeit (statt Entwicklungshilfe) : Aktivitäten spezialisierter staatlicher Entwicklungsagenturen - Nord-Süd- und Süd-Süd-Beziehungen -> Schnittmenge mit dem Teilbereich Internationale Beziehungen
  • Leitfragen der Entwicklungstheorien und Entwicklungspolitik (8) Was verstehen wir unter (politischer)ENtwicklung und welches sind ihre konstituierende Elemente? Was verstehen wir unter Entwicklungsländern und der sogenannten Dritten Welt? Welche sind Ursachen der Unterentwicklung und welche Lösungswege sind sinnvoll? Welche Rolle kommt beim Prozess politischer Entwicklung dem Staat, welche dem Markt, welche den sozialen Akteuren zu? Welche Rolle spielt das interne und das internationale politische Umfeld? Was kann Entwicklungshilfe leisten? Ist sie unter Umständen nur eine Hilfe zur Unterentwicklung? Was sind zentrale Konfliktfelder in den Nord-Süd-Beziehungen? Ist der Nord-Süd-Konflikt noch aktuell? Welches Leitbild von Entwicklung ist angemessen?
  • Der Begriff "Entwicklungsländer" Kritik: impliziert einen tatsächlich stattfindenden Entwicklungsprozess
  • Varianten für den Begriff "Entwicklungsländer" - Least Developed Countries - LDC - Dritte Welt -> nach Ende des OStblocks nicht mehr zeitgemäß (vierte Welt) - Der Süden
  • Merkmale von Unterentwicklung (14) - geringes BNE pro Kopf - extrem ungleiche Einkommensverteilung  (Gini-Index) - niedrige Spar- und Investitionstätigkeit - unzureichende Infrastruktur - unzureichende Schul- und Ausbildung - hohe, verdeckte Arbeitslosigkeit - Dominanz des primären Sektors (Agrar) - einseitige Ausrichtung der Außenwirtschaft (stark abhängig von Rohstoffexporten) - unzureichende Ernährung - ökologische Probleme (keine Regulierung) - demographische Probleme - Probleme im Gesundheitsbereich - Defizite im Bereich Governance (Staat hält sich zurück, keine Regelung von Sicherheit und Bildung) - Benachteiligung von Frauen
  • Der Begriff - Entwicklung - Varianten - Entwicklung als Ziel oder Entwicklung als Weg - Entwicklung als intransitiver Prozess oder als "transitives" entwickelt werden
  • Definition Entwicklung nach Nohlen/Nuscheler - Entwicklung ist die eigenständige Entfaltung der Produktivkräfte - zur Versorgung der gesamten Gesellschaft mit lebensnotwendigen materiellen und lebenswerten kulturellen Gütern und Dienstleistungen - im Rahmen einer sozialen und politischen Ordnung - die allen Gesellschaftsmitgliedern Chancengleichheit gewährt - sie an politischen Entscheidungen mitwirken - und an gemeinsam erarbeiteten Wohlstand teilhaben lässt -> eher Definition als Ziel und intransitiver Prozess
  • Das magische Fünfeck der Entwicklung - Nohlen/Nuscheler 1993 - Arbeit/Beschäftigung - wirtschaftliches Wachstum - soziale Gerechtigkeit - Partizipation - politische und wirtschatliche Unabhängigkeit
  • Amartya Sen 1933 -> nimmt individuelle Ebene in den Blick Entwicklung als Ausweitung der substantiellen Freiheit Entwicklung ist ein Prozess der Ausweitung der realen Freiheiten die Menschen genießen Konzept der fünf Freiheiten: politische Freiheit ökonomische Freiheit soziale Chancen gesellschaftliche Transparenz soziale Sicherheit
  • Der Befähigungsansatz (capability-approach) nach Martha Nussbaum (1947) - Grundlegende Capabilities Leben, körperliche Gesundheit, körperliche Integration, Sinn, Vorstellungen und Gedanken, Gefühle, praktische Gründe, Zugehörigkeit, andere Spezien, Spiel, Kontrolle über eigene Umwelt
  • Der Befähigungsansatz - Nussbaum - kombinierte Capabilities - oberste Priorität besitzen die kombinierten Capabilities interne Capabilities: treffen auf geeignete externe Bedingungen kombinierte Capabilities betreffen die realen Verwirklichungschancen angeborener Befähigungen ( etwa im Sinne von Isaiah Berlins Begriff der positiven Freiheit)
  • Human Development Index (HDI) basierend auf Konzepten von Nussbaum und Sen entwickelt vom pakistanischen Wirtschaftswissenschaftler Mahbub ul Haq erstmals erhoben 1990, im Auftrag des United Nations Development Programme (UNDP) Ziel: Entwicklung eines Vergleichsstandards jenseits des GDP (gross domestic product)  -> Fokus auf realen Lebensbedingungen und -chancen Methode: Kombination von drei Dimensionen, Transformation in eine Skala von 0-1 (höchste Entwicklungsstufe) Kritik: neutraler Anspruch, aber tatsächlich westlich beeinflusst, ökologische Aspekte fehlen
  • Indikatoren und Dimensionen des HDI Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Geburt -> Gesundheit Durchschnittliche Schulbesuchsdauer in Jahren -> Bildung Voraussichtliche Schulbesuchsdauer in Jahren -> Bildung Bruttoinlandsprodukt pro Kopf -> Lebensstandard --> Index für menschliche Entwicklung/HDI
  • Definition Entwicklungstheorien nach Gablers WIrtschaftslexikon - Beschäftigung mit der systematischen Analyse der Probleme von Volkswirtschaftne der Entwicklungsländern - Anweundung des allgemein gültigen Wirtschaftswissenschaftlichen Instrumentatium, aber Berücksichtigung der Spezifika der Entwicklungsländer - Entwicklungstgheorie geht es um grundsätzliche Erklärungsmuster der wirtschaftlichen Entwicklung
  • Prämissen - Modernisierungstheorie - Ursachen für Unterentwicklung sind endogen - Dualismus: Tradition vs. Moderne - Gleichsetzung von Entwicklung mit wirtschaftlichem Wachstum und forcierter Industriealsierung - trickle-down-Effekte - wirtschaftliche und soziale Mobilisierung führen zu Demokratisierung (Lipset)
  • Modernisierungstheorie - Erklärung von Unterentwicklung - Struktureller Mangel an Kapital, technischem Know-How und Infrastruktur, Persistenz von traditionellen Rollenmustern - Fehlen moderner institutioneller Strukturen - Versagen der Eliten
  • Modernisierungstheorie - Entwicklungsstrategien - Investitionen - gleichgewichtige vs. ungleichgewichtige Entwicklung - Kapital und Technologietransfers
  • Stadientheorie der Entwicklung nach W. Rostow (1960) Unterscheidung von fünf Stadien der Modernisierung: 1. Traditionelle Gesellschaft 2. Übergangsgesellschaft 3. Take-off 4. Reifestadium 5. Wohlfahrtsstaat, Freizeit und Bildungsgesellschaft
  • Modernisierungstheorie - Kritik - normative Orientierung: Gleichsetzung Modernisierung u. Verwestlicung - ahistorische Perspektive: gleichbleibender Entwicklungsverlauf - Dichotomie von traditionellen und modernen Gesellschaften - Ausrichtung auf Stabilität, Integration, Ordnung und Systemverhalten - Vorstellungen über den Staat und die Rolle der Eliten als Entwicklungsträger - Ausklammerung der internationalen Rahmenbedingungen und des Kolonialismus
  • Dependenztheorie - Vertreter Raul Prebisch, Andre Gunder Frank, F.H. Caroso, Enzo Faletto;Immanuel Wallerstein (Weltsystemtheorie)
  • Dependenztheorie - Prämissen - Verfehlen von Entwicklungszielen - externe Ursachen von Unterentwicklung - Unterentwicklung: historisch entwickelnder Bestandteil des von kapitalistischen Metropoloen dominierten internationalen Wirtschaftssystem und somit der internationalen Gesellschaft Entwicklung der Metropolen, Zentren und Geschichte der Unterentwicklung der dritten Welt sind miteinander über das internationael System vermittelte, komplementäre Vorgänge  (Senghaas)
  • Dependenztheorie - Ursachen von Unterentwicklung - unausgewogene Einbindung in die Weltwirtscahft - internationale Arbeitsteilung zum Nachteil der peripheren Länder - Abhängigkeit von Rohstoffnachfrage und importierten Investitionsgütern - Strukturdefekte infolge von Kolonialismus u. Postkolonialismus: Ungleichheit, mangelnde Partizipation - Ausbeutung durch ungleichen Tausch und negativer Terms of Trade
  • Dependenztheorie- Entwicklungsstrategien - neue Weltordnung - autozentrierte Entwicklung und Importsubstitution (Cepalismo)
  • Dependenztheorie - Kritik - begrenzter Erklärungswert der Kategorien "Zentrum und Peripherie" - Vernachlässigung interner Ursachen von Unterentwicklung - Scheitern der "Entwicklung nach innen"
  • Modernisierungstheorie vs. Dependenztheorie Ursachen: endogen <-> exogen Strategie: Marktintegration - Dissoziation (Herauslösung Entwicklungsländer aus Weltmarkt) Entwicklung von oben - Entwicklung von unten balanced growth - Abkoppelung imbalanced growth - autozentrierte Entwicklung Sickereffekt
  • Postkolonialismus entstanden in den 1980er Jahren Foundational text: Orientalism v. E.Said interdisziplinär angelegt
  • Postkolonialismus - Annahmen - Kontinuität des Kolonialismus auch nach der formalen Unabhängigkeit - Fortbestehen von Abhängigkeiten, v.a. im Bereich der Wirtschaft (Neo-Kolonialismus) - Kolonialismus als v.a. kulturelles Phänomen
  • Postkolonialismus - Forderung - Überwindung der binären Sichtweise auf Kolonisierende und Kolonisierte - stärkere Berücksichtigung von Wechselbeziehungen in der Geschichtskonzeptioin
  • Neoliberalismus - zunehmende Kritik an den "großen" Entwicklungstheorien seit Beginn der 1980erJahre - Ausdifferenzierung der "Dritten Welt" -> das typische Entwicklungsland gibt es nicht und somit auch keine typischen Ursachen und keine universelle Entwicklungsstrategie Erfolg der asiatischen Tigerstaaten (Süd-Korea, Taiwan, Singapur, Hongkong), widersprach den Annahmen der Dependenztheorien Ausbleiben von Trickle-Down-Effekten und Konvergenzprozessen widersprach den Annahmen der Modernisierungstheorie Krise des Fortschrittsbegriff stellt beide Theorien in Frage
  • Neoliberalismus - radikale Kritik an den Paradigmen der (staatlich induzierten) Modernisierung und der Dependenz - Verweis auf das Staatsversagen in der dritten Welt -> Das Problem ist der Staat! - Marktkräfte statt staatlicher Entwicklung - Besser unperfekte Märkte als unperfekte Planung -> Scheitern auch dieser Großtheorie - universelle Rezepte funktionieren nicht
  • Phasen der Entwicklungspolitik 1950er und 1960er Jahre: Orientierung an einfachen Wachstumsmodellen, Förderung von Investitionen, Konzentration auf Großprojekte 1970 er Jahre Projekte auf der Mikroebene und Bekämpfung der Schuldenkrise, Strukturanpassungen im Zeichen des neoliberalen Paradigmas 1990er Jahre Good Governance statt staatlicher Rückzug, Nachhaltige Entwicklung, stärkere Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure aktuell: Orientierung an Milleniumszieen der UN- Frieden, Sicherheit, Umweltschutz
  • Milleniumsziele der UN (2000-2015)  extreme Armut und Hunger beseitigen Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten Gleichstellung und größerer Einfluss der Frauen fördern Kindersterblichkeit senken Gesundheit der Mütter verbessern HIV/AIDS, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen nachhaltige Umwelt gewährleisten globale Partnerschaft im DIenst der Entwicklung schaffen
  • Die nachhaltigen Entwiclungsziele der UN - nach den Milleniumszielen : Verabschiedung einer Agenda post 2015 Beschlossen im September 2015 auf dem Sustainable Development Summit der UN Verabschiedung eines Katalogs mit 17 Zielen in den Bereichen: Armut, Landwirtscahft und Ernährung,Gesundheit, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit, Wasser, ENergie, Wirtschaft- und Arbeit, Industrie und Innovation, Ungleichheit, Städte, Konsum und Produktion, Klima, Ozeane, Artenvielfalt, Sicherheit sowie Globale Partnerschaft Umsetzung: frewillig, jeder Staat entscheidet selbst über Maßnahmen zur Erreichung der Ziele, Umsetzung soll anhand fester Indikatoren regelmäßig überprüft werden
  • Entwicklungspolitische Akteure und Organisationen in Deutschland Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ Auswärtiges Amt AA Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW - finanzielle Zusammenarbeit Deutscher Entwicklungsdienst DED InWEnt (Aus- und Fortbildung von Fach- und Führungskräften= Deutsches Institut für Entwicklungspolitik DIE (Forschung, Politikberatung, Ausbildung von Hochschulabsolventen für Entwicklungszusammenarbeit) Save the childen (weltweit größtes Kinderhilfswerk mit neuem Standort in D) terre des hommes (wichtigstes entwicklungspolitisches Kinderhilfswerk) Kirchliche Hilfsorganisationen (Brot fü die Welt, Bischöfliches Hilfswerk Miseror)
  • Politische Stiftungen Friedrich-Neumann-Stiftung für die Freiheit (FNSt) Heinrich-Böll-Stiftung HBS Friedrich-Ebert-Stiftung FES Konrad-Adenauer-Stifgung KAS Hans-Seidel-Stiftung HSS Rosa-Luxemburg-Stiftung
  • nichtstaatliche Organisationen (NGOs) Welthungerhilfe Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt Klima-Bündnis Weltfriedensdienst Ärzte für die Dritte Welt Pan y Arte Forum ziviler Friedensdient