Sozialpsychologie (Fach) / 7. Einstellungen (Lektion)
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Einstellungen
Diese Lektion wurde von MarienkEva erstellt.
- Definition Einstellung Eine Einstellung ist eine kognitive Repräsentation, welche die Bewertung einesObjekts zusammenfasst. – Einstellungen sind fast allgegenwärtig,– ... beeinflussen Wahrnehmung, Denken und Verhalten– ... sind wichtig für soziale Interaktion(=> Einstellungsfunktionen)
- Einstellungen: Funktion • Eng verknüpft mit grundlegenden Motiven• Wissensfunktion: Organisation und Zusammenfassung unserer Erfahrung mit einem Einstellungsobjekt• Instrumentelle Funktion: Annäherung vs. Vermeidung• Funktion für die soziale Identität: Verbundenheit zu anderen• Aufrechterhaltung des Selbstwerts• Mehrere Einstellungen zu einem Objekt (je nach aktuell zugänglicher Funktion)
- Einstellungen Struktur • Repräsentation des Einstellungsgegenstandes und seiner Bewertung + unterstützendeWissensstruktur• Dreikomponentenmodell (z.B. Breckler, 1984)– Kognitive Informationen („beliefs“)– Affektive Informationen– Behaviorale Informationen--> Einstellungen können auf einer oder auf einer Kombination aller drei Informationen beruhen
- Einstellungen Messung • Direkte Verfahren oder Selbstberichtskalen zur Erfassung expliziter Einstellungen- Likert-Skalen - Semantisches Differential- Ein-Item-Skalen
- Likert-Skalen Die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz ist in der Bundesrepublik keinProblem mehr. lehne völlig ab 1 2 3 4 5 6 7 stimme völlig zu
- Semantisches Differential ÖPNVunbequem :(-3) (-2) (-1) ( 0) (+1) (+2) (+3) bequemangenehm :(+3) (+2) (+1) ( 0) (-1) (-2) (-3) unangenehm
- Ein-Item-Skala Wie bewerten Sie insgesamt den neuen VW Golf?sehr negativ -3 -2 -1 0 +1 +2 +3 sehr positiv Angela Merkel finde ich...schlecht 1---2---3---4---5---6 gut
- Vorteile direkter Verfahren – ökonomisch– inhaltsvalide
- Nachteile direkter Verfahren – motivierte Verzerrungen möglich ("guten Eindruck machen"; "konsistent erscheinen")– Aspekte der Fragenformulierung beeinflussen die Antwort, z.B.Item 1: Wie oft haben Sie durchschnittlich Sex pro Monat?a) 0-1 mal b) 2-4 mal c) mehr als 4 malItem 1: Wie oft haben Sie durchschnittlich Sex pro Monat?a) 2-4 mal b) 4-5 mal c) 6-12 mal d) mehr als 12 mal– Person ist nicht immer in der Lage, ihre Einstellung zu berichten (unbewusste Einstellungen)
- Indirekte Verfahren (nonreaktive, implizite Maße) zur Erfassung impliziter Einstellungen – "Verdeckte" Selbstberichtverfahren (z.B. "name-letter effect"; Nuttin, 1985; Hodson & Olson, 2005)– Priming und Reaktionslatenz (z.B. Fazio et al., 1986) (Bilder von Schwarzen und Weißen und dann Gut/Schlecht drücken)– Pysiologische Verfahren (z.B. EMG; Cacioppo et al., 1994) (Muskelbewegungen im Gesicht)– Implicit Association Test (IAT; Greenwald et al., 1998) (Blume oder positiv/Insekt oder negativ vs Insekt oder Positiv/Blume oder Negativ)
- Vorteile indirekter Verfahren – besser abgesichert gegen willentliche Verfälschung– geeignet zur Erfassung unbewusster (Anteile von) Einstellungen
- Nachteile indirekter Verfahren – apparativer Aufwand– Validität – was genau wird gemessen? (Kritik v.a. am IAT und verwandten Verfahren)
- Konsistenztheorien • Personen streben danach, ihre Kognitionen(Einstellungen, Überzeugungen, etc.) so zu organisieren, dass kein Widerspruch zwischen den verschiedenen Kognitionen bzw. zwischen Kognition und Verhalten entsteht.• Kognitive Inkonsistenz (Imbalance) führt zu unangenehmen Spannungszustand.
- Theorie der kognitiven Balance (Heider, 1946) P-O-X Triaden:– Person (P) versucht in ihren Einstellungen konsistent zu sein in Hinblick auf andere Personen (O) und Elemente ihrer Umgebung (X).– Es gibt zwei Arten von Beziehung zwischen den Elementen:• U: unit / non-unit (Besitz, Gemeinsamkeit)• L: liking / non-liking (mögen, nicht-mögen)– Je nach Beziehung zwischen P, O und X sind Triaden konsistent, d.h. balanciert, oder inkonsistent d.h., unbalanciert.– Balanciert ist eine Triade bei einer ungeraden Anzahl positiver Beziehungen. • Balancierte Strukturen sind stabiler als nicht balancierte.• Unbalancierte Triaden werden als unangenehm empfunden und daher streben Personen nach balancierten Triaden.• Drei Möglichkeiten:a) Einstellungsänderung gegenüber den anderen Personenb) Änderung gegenüber dem Objektc) Versuch, andere Personen zu einer Einstellungsänderung gegenüber dem Objekt zu beeinflussen--> gewählt wird meist die einfachste Option.
- Kritik an der Balancetheorie • Komplexitätsproblem: kann nur Beziehhung zu zwei weiteren Elementen beschreiben daher zu einfach , daher zu einfach • Digitalitätsproblem: berücksichtigt nicht den Grad der Positivität/Negativität und nicht die Stärke der Relation• Problem der konkreten Vorhersage: erlaubt keine Vorhersagen über die Art der Änderung einer unbalancierten Struktur
- Einstellungsänderung • Persuasion = Einstellungsänderung durch Informationsverarbeitung, meist in Reaktion auf eine Botschaft• Verarbeitungsaufwand kann variieren - Prozesse, die eher geringen Aufwand erfordern:• Konditionierung (z B Walther 2002) .B. Walther, 2002)• Stimmung als Informationsquelle (z.B. Schwarz & Clore, 1983)• Heuristische Verarbeitung (Nutzung von Vertrautheit, Sympathie, sozialem Konsens…) - Prozesse, die eher hohen Aufwand erfordern:• Systematische Verarbeitung• Verarbeitungsschritte: Auf die Botschaft aufmerksam werden – den Inhalt verstehen – sich eigene Gedanken machen (=Elaboration) – die Position der Botschaft übernehmen.
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- Persuasion Überredung
- Heuristik [1] auf die Lehre der Auffindung von Erkenntnissen auf methodischem Weg (Heuristik) bezogen[2] Mathematik, Informatik: unter geringem Aufwand kein optimales, aber ein meist brauchbares Ergebnis liefernd
- Evaluative Konditionierung (z.B. Walther, 2002) Wiederholte Darbietung eines neutralen Objekts (CS) mit einem positiven oder negativen Stimulus (US) führt zu positiver bzw. negativer Bewertung des CS • Basiert auf Assoziation zwischen CS und US• Wird auch häufig in der Werbung eingesetzt
- Zweiprozessmodelle • integrieren Prozesse mit geringem Aufwand und solche mit hohem Aufwand:– Elaboration Likelihood Model (Petty)– Heuristic-Systematic Model (Chaiken)
- Elaboration Likelihood Model (Petty) • Kontinuum der der "Elaborationswahrscheinlichkeit" (EL) mit zwei idealtypischen Prozessen:periphere und zentrale Route• EL hängt ab von: Motivation und Kapazität.• Bei peripherer Verarbeitung bestimmen einfache Hinweisreize die Einstellung; bei zentraler Verarbeitung die Qualität der Argumente.• Zentrale Verarbeitung ist über kognitive Reaktionen vermittelt.
- Schlüsselstudie zum ELM: Petty, Cacioppo & Goldman (1981) Hypothesen:H1: Hoher Sachverstand des Kommunikators führt zu stärkerer Einstellungsänderung als geringer Sachverstand (periphere Route).H2: Überzeugende Argumente führen zu mehr Einstellungsänderung als schwache Argumente (zentrale Route).H3: Der Effekt in H1 ist ausgeprägter bei geringer Involviertheit; der Effekt in H2 ist ausgeprägter bei hoher Involviertheit (Motivation als Determinante der Elaborationswahrscheinlichkeit). • Vpn hören eine Botschaft, die für zusätzliche Prüfungen an ihrer Uni plädiert. Später wird ihre Einstellung zur Einführung der Prüfungen erfasst (zentrale AV: 4-Itemsemantisches Differential + 1 Likert-Item).• Variation von drei Faktoren (UVn):• Sachverstand der Quelle:- hoch vs. niedrig ("Carnegie Commission on Higher Education"vs. "a local high school class")• Qualität der Argumente:- stark vs. schwach (z.B. statistische Evidenz vs. "Hörensagen")• Involviertheit:- hoch vs. niedrig (Einführung "nächstes Jahr" vs. "in 10 Jahren") • Die Hypothesen des ELM wurden durch diese und viele weitere Studien gestützt.• Weitere Faktoren, welche die Elaborations wahrscheinlichkeit beeinflussen:- Fähigkeit (Vorwissen, Zeitdruck, Ablenkung…)- Stimmungen, Emotionen- Persönlichkeitsmerkmale (z B .B. "need for cognition") • Anwendung in der Werbung, z.B. :– Kompetenz-Heuristik (Werbung zeigt vorgeblich kompetente Person)– Berühmtheit (Werbung wirbt mit berühmten Personen)– Argumente (Werbung präsentiert gute Gründe dafür, das Produkt zu kaufen, liefert viel Detail-Information)
- Verzerrte Verarbeitung (Lord, Ross, & Lepper, 1979) – Wir akzeptieren Informationen, die unsere Einstellungen unterstützen, aber kritisieren widersprechende Informationen.– Wir erinnern uns an starke Argumente die unsere Einstellung unterstützen, aber nur an schwache Argumente, die unserer Einstellung widersprechen.
- Widerstand gegen Persuasion • Verzerrte Verarbeitung (Lord, Ross, & Lepper, 1979)• Impfung („inoculation“; McGuire 1964): , 1964):– Vorher Argumente gegen Beeinflussungsversuch finden• Beispielstudie: Parker, Ivanov, & Compton (2012):– Vpn mit positiven Einstellungen zu Kondomen und negativen zu „Komasaufen“– UV: Impfung gegen Beeinflussung (bezgl. Kondome) vs. keine Impfung– danach persuasive Botschaft, welche die ursprüngliche Einstellung angreift– Vpn, die „geimpft“ waren, widerstanden dem Einflussversuch besser als die KG– und zwar auch bzgl. des anderen „nicht-geimpften“ Themas-..> Generalisierung auf ähnliche Themen